Die integrierten Kameras vieler Mobiltelefone sind schon lange qualitativ hochwertiger als die vom iPhone (bei dem man ohnehin erst seit dem 3GS von halbwegs brauchbaren Fotos sprechen kann). Dass es nun also ausgerechnet die Fotografie mit Apples Mobilcomputer zu begeisterten Fangemeinden gebracht hat, wie sie zuvor nur bei analogen Kolleginnen wie der Lomo bekannt waren, kann man nicht mit den überragenden technischen Qualitäten der Kamera erklären, sondern schon eher mit den zahlreichen Apps, die es ermöglichen, die mit dem iPhone erstellten Bilder zu bearbeiten, sie mit einfach zu bedienenden und gleichzeitig effektvollen Filtern aufzuwerten oder direkt zu teilen. All dies gibt es auch für andere mobile Betriebssysteme, vielleicht aber nicht ganz so komfortabel umgesetzt wie beim iPhone.
Neuester Spross der iPhoneography-Hype-Maschine ist Instagram, eine Art visuelles Twitter.
Gegründet von Ex-Odeo/Twitter und Ex-Google Kevin Systrom und Ex-Meebo Mike Krieger, über deren ursprüngliches Projekt Burbn ich wenig weiß, taucht Instagram zunächst allein als iPhone-App auf, mit der man seine Fotos mit Filtern bearbeiten kann, um sie danach bei Instagram, aber auch bei Facebook, flickr und via Twitter zu veröffentlichen. Andere Instagram-Nutzer können diese Fotos wohlwollend per Klick bewerten oder ohne Zeichenbegrenzung kommentieren. Der ganze Follower-Quark funktioniert wie bei Twitter, nur ohne Direktnachrichten, Reply-Funktionen oder ähnliches. Instagram ist – vermutlich absichtlich – extrem simpel und lässt daher auch einige Funktionen vermissen. Profile gibt es ebenso wenig wie eine Browser-Version für Laptop oder Desktop-Rechner und außerhalb der Kommentare erfährt man nichts über die Nutzer. Auch kann man seine selbst markierten Fotos nirgendwo gesammelt begutachten.
Diese Schlichtheit schreckt jedoch niemanden ab, ganz im Gegenteil. Bereits 300.000 Nutzer soll die App bereits im Startmonat Oktober gesammelt haben, Robert Scoble spricht bereits von inzwischen einer Million Nutzern.
Natürlich werden auch bei Instagram blöde Fotos von Kaffeetassen nicht durch ein paar Filter zu Meisterwerken, und natürlich ist auch Instagram teilweise nur eine Sammelstelle für begrenzt süße Katzenbilder. Dennoch hat die App einen eigenen Reiz, denn im Gegensatz zu Twitter oder Facebook landet man ziemlich flott in einer wirklich internationalen Umgebung. Bilder sprechen schließlich eine eigene Sprache und so scrollt man sich mal mehr, mal weniger fasziniert durch fremdländische Alltagseindrücke und durch jede Menge wirklich großartiger Fotos von Menschen aus (fast) aller Welt. Instagram besticht durch seine universelle Bildsprache mit fehlender US- und Europa-Zentriertheit, die man als Deutsch und Englisch sprechender Nutzer bei vielen anderen Social-Media-Anwendungen empfindet, und anscheinend ist die App im asiatischen Raum und auch bei einigen professionell anmutenden Fotografen aus allen Teilen der (iPhone-Vertriebs-) Welt sehr beliebt. Ich finde es jedenfalls gerade enorm erfrischend, auf Instagram nicht gleich wieder allein die üblichen Verdächtigen zu treffen, sondern eine Foto-Comunity vorzufinden, die mir Einblicke in das Leben in anderen Ländern erlaubt.
Der fehlende Funktionsumfang bzw. die fehlende Web-Anbindung von Instagram kann dabei vielleicht sogar Methode sein, denn wie immer stellt sich die Frage nach dem Geschäftsmodell des Unternehmens, das zum Start mit rund 300.000 Dollar ausgestattet wurde und mittlerweile bei einer Unterstützung von saftigen 20 Millionen angekommen ist (die Tatsache, dass die Instagram-Startkapitalgeber Andreessen Horowitz nun auch 5 Millionen in den Instagram-Konkurrenten Picplz, die es auch für Android gibt, investiert haben, hat US-Medien zu der Vermutung veranlasst, dass Instagram vielleicht schon verkauft worden ist. Vielleicht sogar an Facebook).
Sollte Instagram eine reine Technologie-Vorführung sein – die App lässt Nutzer weiterarbeiten, während Up- und Downloads von Fotos weitgehend im Hintergrund passieren – könnte der Verkauf dieser Technologie einen anderen Verwerter wie Facebook ein Geschäftsmodell sein, es fragt sich nur, ob es bei solchen Summen nicht kostengünstiger ist, eine Technik selbst zu entwickeln (wenn sie denn überhaupt ungewöhnlich wäre). Es könnte daher auch sein, dass zusätzliche Funktionen wie erweiterte Profile und bessere Kontakt- und Archivmöglichkeiten im Web zu Premium-Diensten werden.
Wie auch immer: Im Moment macht mir Instagram viel Spaß und ich bin gespannt, wie es weiter geht. Ein weiterer Konkurrent steht mit Path bereits am Start (Path lässt jedoch nur 50 Follower pro Nutzer zu und versteht sich daher als „privateres“ Foto-Netzwerk), langweilig wird es also sicher nicht im Social-Foto-Land. Und mit der iPhoneography sowieso nicht, dafür macht das digitale Knipsen und Bearbeiten der Fotos viel zu viel Spaß.
Es folgen ein paar Link- und App-Empfehlungen rund ums Thema, die in den Kommentaren gerne ergänzt werden können.
Links
iPhoneography – Blog mit App-Empfehlungen, Tipps und Forum
iphonephoto – „Gentle“ kuratierte iPhone-Fotos
iPhoneogenic – iPhoneografenempfehlungen
Eye’em – Fotostream
New Yorker iPhone-Straßenfotos von Greg Schmigel
iPhone-Fotos auf flickr
Auswahl von Apps, die ich empfehlen kann (Affilliate-Links):
Instagram (Gratis)
Siehe oben.
Best Camera (€ 2,39)
Gute Filter, ebenfalls Upload-Möglichkeiten, aber kaum Community-Funktionen.
Camera Bag (€ 1,59)
„Alter“ Favorit, Simulation klasischer Kameras via Filter.
TiltShift Generator {€ 0,79, Gratisversion hier)
TiltShift-Simulator mit netten Einstellungsmöglichkeiten.
QuadCamera (€ 1,59)
Vier bis acht Fotos in schneller Folge, Darstellung im Grid oder Export als animiertes GIF, ein paar Filter.
Diptic (€ 1,59)
Frei belegbare, Comic-ähnliche Raster.
Iris
Erstaunlich umfangreiche Fotobearbeitung, beinahe Photoshop-ähnlich (Layer etc.), leider noch mit furchtbarem Interface.
Hier ist abschließend ein Schritt meiner digitalfotografischen Gehversuche, ihr findet mich bei Instagram natürlich unter „spreeblick“. Und nun lasst mal sehen, was ihr so treibt mit euren mobilen Kameras, iPhone oder nicht!
ey, nix gegen die kaffeetassen!
Heute morgen noch habe ich ein Foto mit ShakeItPhoto gemacht und gebloggt:
zum Foto
Die App ist ganz nett, ziemlich günstig, aber (immer noch) nicht für das iPhone 4 angepasst und kann auch nur den Polaroid-Effekt.
Für mich ist ja Hipstamatic die mit Abstand beste Foto App.
@#776606: Gegen DIE Kaffeetassen natürlich nichts!
@#776608: Mag ich auch, finde die aber ein bisschen umständlich.
@#776609: ja gut, die Wartezeit am Ende hätte nicht sein müssen, aber sonst finde ich sie eigentlich nicht umständlich. Und sie hat für mich viel besserer Filter als Instagram.
SwankoLab ist noch ganz lustig, ist von den Hipstamatic Leuten und bearbeitet schon vorhandene Bilder.
@#776613: Danke für den Tipp, seh‘ ich mir auch mal an!
ich knipse gerne mit Pro HDR, macht Bilder schärfer als die Realität und die Farben erst!
Das Thema „Lomo/Retro-Effekt simulieren“ (unter anderem mit iPhone-Apps) hatte ich auch neulich: http://kolos.blogger.de/stories/1722266/
@#776615: Dachte immer, diese HDR-Apps wären Quark. Danke für den Tipp!
@#776616: Wird gelesen! :)
Hm, ich gebe mich mit irgendwelchen Apps eigentlich gar nicht ab, aber geschaetzte 98.347% der Bilder auf meinem „Balkonblog“ sind mit dem Nexus One gemacht. Photo geschossen (oder Minivideo gefilmt) und e-mail an Posterous, fertig.
@#776620: Aber wie grandios hätten die Brückenarbeiten mit einem leichten 70s-Retrolook gewirkt! ;)
„Diese Schlichtheit schrickt jedoch niemanden ab“
Erschrickend. :)
@#776622: Huppla!
@#776621:
Dadurch waeren die Bauarbeiten auch nicht schneller fertig geworden, eher langsamer, zumindest waere es allen so vorgekommen (wie, seit den 70iger Jahren geht das schon?) ;-)
Noch Geheimtip: PictureShow und myFilm sowie Filterstorm.
Empfehlenswert: LoMoB
Für Panoramas: AutoStitch
Schwarz/Weiss: Spica
Ausserdem: Pro HDR, Muybridgizer, Hipstamatic und Vint B&W
Ich glaube CrossProcess darf nicht fehlen, ist mittlerweile mein Favorit.
Die Idee von Instagram finde ich Klasse. Schade nur das mit nicht gleich mit seinem user Namen eine url verknüpfen kann, wie intagram/username. Meine erste Kleinserie gibt es unter: bazillus. Gerne benutze ich schon länger die app shakeit photo – einen Polaroid Klassiker
Nachdem ich gerade mal ein bisschen mit FxCamera rumgespielt habe, kannst Du mir das mal genauer erlaeutern:
„All dies gibt es auch für andere mobile Betriebssysteme, vielleicht aber nicht ganz so komfortabel umgesetzt wie beim iPhone.
Also: App geoeffnet. Effekt ausgewaehlt. Photo gemacht. Tap auf „Share“. Twitter von der Liste ausgewaehlt. Twitter Fenster mit Twitpic link geht auf (da Twitpic in Twitter for Android voreingestellt ist und das Bild automatisch dort bereits hochgeladen wurde). Text dazu geschrieben. Tweet abgeschickt. Fertig.
Wenn ich eine Flickr App installiert haette (was ich nicht habe da ich meinen Flickr account nur recht selten benutze), haette ich wahrscheinlich so ziemlich das gleiche machen koennen. In der „Share-Liste“ steht so einiges drin wo ich Bilder hinschicken kann und Apps mit denen man „sharen“ kann werden automatisch hinzugefuegt.
Was, warum und wie ist das beim iPhone komfortabler?
Wie schon gesagt: So eine Browser-Version wäre super. Zwar speichert Instagram die Fotos ja auf dem iPhone, aber ein flottes Runterladen über den Browser würde ich auch noch begrüßen. Aber warten wir mal ab…
Meine Favoriten:
Camera+ — sensationelle Filter und usability
MyFilm — Lange rechenzeit, lohnt sich aber
ProHDR — wirklich zu empfehlen!
Camera+ wurde scheinbar aus dem AppStore verbannt weil sie unerlaubterweise die Lautstärketasten zum auslösen benutzt… Schade.
Schade das Camera+ anscheinend nicht mehr wiederkommt. Ich habe mit FilterStorm allerdings noch eine echte Profi-App in Sachen Fotografie entdeckt.
Mein Favorit bei den Foto-Apps fehlt in der Liste, ist aber auch schwierig zu finden, da der Name der koreanische App im AppStore nur in der Landesprache auftaucht. Mit dem internationalen Namen „Pudding Camera“ wird man jedoch fündig – ebenso wenn man im App store nach dem Entwickler sucht: KTH. (mehrere Treffer, Pudding Camera ist die App mit dem Linsen Symbol).
Die App ist Gratis und hat ein paar echt nette Effekte im Gepäck.
Entwickelt sich dieser Beitrag weiter, werden wohl auch Apps benannt,
die unterhalb der von Apple kontrollierten Theke angeboten werden.
Gerade mitbekommen… @replies gibt’s auch bei Instagram. Hinterlasse ich bei dir einen Kommentar und du antwortest mit „@MeinNick Text“, erscheint es bei mir in den News.
(fast) ausschliesslich iphone fotos: http://raumsinn.me, oft „multiappbehandelt“ (z.b. filterstorm, tiltshiftgen, hipstamatic, lomob).
@#776659:
Nachtrag:
http://twitter.com/spreeblick
Was zu beweisen wäre…
übrigens!
um iphone-fotos aufzuwerten, solltet ihr euch die app ‚photomizer‘ gönnen.
Great! Danke für den Tip.
Naja: „By displaying or publishing ( “posting” ) any Content on or through the Instagram Services, you hereby grant to Instagram and other users a non-exclusive, fully paid and royalty-free, worldwide, limited license to use, modify, delete from, add to, publicly perform, publicly display, reproduce and translate such Content, including without limitation distributing part or all of the Site in any media formats through any media channels […] Instagram and/or other Users may copy, print or display publicly available Content outside of the Instagram Services “ Wer so doof ist…
@#776670:
Klar, eine App, die alle Bilder erstmal auf einen fremden Server schickt, die werd‘ ich mir antun… tst,ts,ts
@#776772: @#776773: Na dann lass es halt sein.
Ein Dienst, der Fotos von Nutzern speichert und veröffentlicht (und deren Nutzer die Bilder Anderer weiter veröffentlichen), muss sich selbstverständlich auch die entsprechenden Rechte sichern um Klagen zu vermeiden. Dein Urheberrecht bleibt dabei völlig unangetastet und schließlich ist die Lizenz nichtexklusiv und eingeschränkt.
Ansonsten bleibt immer noch die Möglichkeit, Fotos nicht – oder nicht bei Diensten wie Instagram – zu veröffentlichen. Denn: If you put it out there, it’s out there.
Dann werf ich noch folgende apps in die runde:
Plastic Bullet
Infinicam
CameraBag
PicGrunger
@winter: dank für den photomizer-tipp!
Da wurden ja schon einige App Empfehlungen genannt, ich kann hier noch folgende beisteuern:
– Shape Collage
– Diptic
– PhotoForge
– Photo fx und
– Photo Studio
Ich benutze Instagram zwar sehr oft, aber lade nur ausschließlich von mir editierte Bilder hoch. Habe tatsächlich noch kein einziges Mal einen Filter diese App benutzt :)
Auf meinem iPhone bearbeite ich Bilder mit Camera+
Gefällt mir recht gut :)