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Bundesliga 15

Früher war Hannover ein solcher Gegner. Man konnte getrost ein kleines bisschen schlechter sein, ein paar Zweikämpfe mehr verlieren, zwei bis drei Großchancen zulassen, es insgesamt ein wenig ruhiger angehen lassen: trotzdem, die Wahrscheinlichkeit zu gewinnen blieb hoch. Meist spielte Hannover solide, aber uninspiriert: überstand man ein oder zwei Fährnisse, schüttelten am Ende die Hannoveraner die Köpfe.

Inzwischen ist Hannover Bayern München. Ein Aufbaugegner.

Schalke spielte das wie Malen nach Zahlen: wir gewinnen hier mal einen Zweikampf und spielen mal da einen uninspirierten Pass, wir sitzen da und warten, wie Rentner auf den Bus. Schalke spielt das die ganze Saison schon so: selbst möglichst keine Idee haben, sondern lieber warten, bis dem Gegner nichts mehr einfällt. Es rächte sich, dass Magath wenig mit Spielgestaltern anzufangen wusste in seiner bisherigen Karriere, denn in der Mitte des Schalker Spiels fand, wer hinsah, kein Loch: das war ein Krater.

Gestern auch. „Spielmacher“, diese Bezeichnung verdiente sich höchstens Manuel Neuer, dessen weiter Abschlag auf Raul der einzig vernünftige Pass in die Spitze bis dahin blieb. Breno wagte ein Tänzchen, fand sich aber bald mit der vermaledeiten Schwerkraft konfrontiert, was Jurado die Möglichkeit eröffnete, unbedrängt aus dem Rückraum das Tor fast nicht zu treffen. Aber der Herrgott hatte ein Einsehen. Bester Schalker bis dahin: Breno.

Es hatte nicht danach ausgesehen. Es hatte nicht danach ausgesehen, dass Schalke überhaupt aufs Tor schießen würde. Das Spiel war langweilig und dröge wie eine Folge Mad Men. Man konnte den Bayern fortwährend dabei zusehen, wie sie versuchten, trotz Mario Gomez im Sturm ein Tor zu erzielen. Das ist nicht an jedem Tag eine leichte Aufgabe, obwohl die letzten Wochen eine andere Illusion entstand, und diesmal verhoben sie sich daran: was im Zweifel aufs Tor kam, sprang dann doch vor lauter Neuer daran vorbei. Oder mindestens an die Latte.

Nach der Schalker Führung aber streiften sich die Bayern kollektiv ein neues Trikot über mit dem Aufdruck „Is mir egal, ich lass das jetzt so.“ Wieviel Platz und Zeit man Kluge lassen muss, dass er eine vernünftige Flanke schlägt, wissen wir jetzt dank Contento auch: Vier Sekunden und ein Abstand von fünf Metern. Höwedes nickte wissend ein, zwei null, Feierabend.

Unter der Woche hatte der Aufsichtsrat behauptet, man werde Felix Magath nicht entlassen, weil er „überzeugende Konzepte“ habe. Tatsächlich: würde man ihn entlassen, wäre die Vertragsstrafe so hoch, dass man sich auf Jahre keine neuen Spieler mehr leisten könnte. Es ist ein bisschen schade, dass wir dank des Sieges nicht wissen werden, welche Konzepte sich der Aufsichtsrat da zusammenfantasieren würde.

Aber es bleibt Hoffnung: nicht jeder Gegner ist so einfach in die Knie zu zwingen wie der FC Bayern. Mainz zum Beispiel, das dürfte schwerer werden.

Vor gar nicht so langer Zeit, in Köln:

Bleibt Dieter Hoeneß als alleiniger Inhaber des Titels „Managernase der Liga“. Hellau!

Russland also. Und Katar. Ich müsste lügen, wenn ich sagte, Katar wäre mir eine Überraschung gewesen. So zynisch und unkritisch bin ich gegenüber den Abläufen und Feinheiten innerhalb der FIFA, als dass mich das nicht weiter aufregt. Aber Russland? Trotz Rassismus in den Stadien, trotz der Verfolgung von Journalisten? Ich bin noch immer zu blauäugig. Im Fussball geht es schließlich um anderes. Vor vier Jahren schon schrieb David Garcia, was noch heute in der Fifa zählt: Dreck am Ball.

Die 1904 gegründete Fifa hat für das Geschäftsjahr 2009 einen Gewinn von 147 Millionen Euro verbucht; das Verbandsvermögen hat sich mittlerweile auf stattliche 795 Millionen Euro erhöht. „Und genau so erfreulich sieht es für die Zukunft aus“, verkündet Julio Grondona, der Vorsitzende der Fifa-Finanzkommission. Die Weltmeisterschaft 2014, die in Brasilien stattfindet, sei bereits jetzt äußerst populär, schreibt Grondona, der seit 1979 Präsident des argentinischen Fußballverbands ist, in seinem Jahresbericht 2009: „Neben den bereits bestehenden Vereinbarungen mit den sechs Fifa-Partnern haben wir die ersten nationalen wie internationalen Sponsorenverträge unterzeichnen können. In diesen Zeiten der wirtschaftlichen Instabilität erweist sich unser Leuchtturm-Event als sicherer Wert, der eine Kombination von Spannung, Unterhaltung und Spitzensport darstellt und damit eine hervorragende Plattform für die großen Marken bietet.“

Aus kommerzieller Sicht ist die Weltmeisterschaft 2010 ein „exzellentes Sprungbrett für die Expansion in den afrikanischen Markt, genau wie sie es 1994 für den amerikanischen und 2002 für die asiatischen Märkte war“, konstatiert des Soziologen Patrick Vassort, ein Experte für die Beziehungen zwischen Fußball und Politik.

7 Kommentare

  1. 01
    Felix

    „Inzwischen ist Hannover Bayern München. Ein Aufbaugegner.“

    aja.

  2. 02
    t.h.wolff

    Waren doch immer Gurken, die Bayern. Nur eben zwei Gurken-Mannschaften, von denen eine am Saisonende noch nicht müde war. Geh mir weg, ey.

  3. 03
    advocatus diaboli

    Naja…büsserl hart mit Schalke ins Gericht gegangen würde ich meinen…aber das ist hier ja so üblich ;-)

  4. 04

    Das beste an dem Artikel fehlt aber noch:

    Inzwischen ist Bayern München Hannover! Rollentausch! Ole!

  5. 05
    Chris

    Deine Schalke-Analyse ist wirklich Blö…. nicht richtig. Die verengte Darstellung auf „Bayern gegen Neuer“ ist respektlos gegenüber den anderen 10 auf dem Platz. Und das Schalke keinen einfallsreichen und schönen Fussball spielt, diese Saison, trifft auf einige Spiele zu, sicher nicht auf alle. Vergessen? Lyon, Lissabon, Werder…
    Die Bayern-PR schafft es jedesmal, der Öffentlichkeit einzureden, dass sie eigentlich die Sieger seien; am Besten, S04 gebe die Punkte im Nachgang wegen schlechtem Gewissen doch noch her. Und der Manu, der gehöre ihnen ja sowieso, weil die Besten, die kommen doch quasi automatisch.
    Schade, dass Du ihnen auf den Leim gegangen bist!

  6. 06
  7. 07