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flattr: Rückblick und Updates

flattr

Manche nennen es verächtlich „virtuelles Betteln“, für andere – so auch uns – ist es einerseits eine willkommene zusätzliche Refinanzierungsmöglichkeit und andererseits die Chance, sich für tolle Artikel von anderen Blogs auch mal auf einfachste Art monetär erkenntlich zu zeigen: flattr, das erste wirklich funktionierende und (bisher) auf Websites ausgerichtete Zahlungssystem für Kleinbeträge, geht mit neuen Funktionen ins noch frische Jahr.

Eine Übersicht der Neuheiten und ein Rückblick auf unsere ersten Monate mit flattr: Nach dem Klick.

Eine kleine Einführung zu flattr gibt es hier zu lesen.

Was ist neu bei flattr?

Abonnieren mit dem zweiten Klick
Nachdem man auf einen flattr-Button geklickt hat, kann man dies ein zweites Mal tun und damit ein „Abo“ auf den Artikel oder die Site auslösen, das jeden Monat erneuert wird. Ein Klick pro Monat geht damit also automatisch an die betreffende Site, die Höhe der Summe richtet sich natürlich wie immer nach dem eigenen Gesamtbudget und der Menge der monatlichen Klicks. Eigene Abos können im flattr-Backend verwaltet und natürlich auch abbestellt werden.

Spenden
Auf der Profilseite eines flattr-Nutzers gibt es nun den „Donate“-Button, der dem Nutzer eine vom Spender frei festzulegende Summe zukommen lässt. Im Gegensatz zu den regulären flattr-Klicks, deren Höhe sich wie soeben beschrieben nach Monatsbudget und Gesamtklicks richtet, kann man hier also eine selbst bestimmte Summe zahlen.

Real Life flattr
Mit einem zu einem Artikel passenden, ausgedruckten QR-Code ist es nun möglich, im echten Leben zu flattrn. Dazu ist ein Handy mit Kamera und einem (meist kostenfreien) QR-Reader nötig, das auf den Code gerichtet wird. Nach Erkennen des Codes gelangt man auf dem Handy zum entsprechenden flattr-Eintrag und kann dort die Zahlung abschließen. Ich weiß nicht, ob sich diese Form des Micropayments wirklich durchsetzen wird, aber: Es funktioniert, und daher hängt im Schaufenster unseres Büros nun ein flattr-QR-Code. Bin gespannt, ob den jemals jemand nutzen wird. Ihr könnt es sogar direkt von diesem Bild ausprobieren (man kann ohne Zahlung und auch ohne flattr-Account testen, ob der Aufruf der Site funktioniert, es findet keine Transaktion vor eurer ausdrücklichen Genehmigung statt):

spreeblick_qr
Hier gibt es Bild noch etwas größer.

Um als flattr-Nutzer einen eigenen Code zu generieren, legt man einen Beitrag bei flattr an (Submit Thing) oder wählt einen bestehenden aus, unter dem Beitrag auf der flattr-Site erscheint dann der neue Link „Button Code“, der ein druckbares PDF generiert.

Die ersten Monate mit flattr

Seit Ende Mai 2010 haben wir flattr bei Spreeblick integriert, seitdem haben wir damit rund 2.000 Euro eingenommen, für die wir uns herzlich bei allen aktiven Spreeblick-flattr-Nutzern bedanken. flattr ist damit für uns zwar noch längst kein Weg, auch nur einen einzigen Autor wirklich zu finanzieren (andere Blogs wie z.B. Netzpolitik oder auch Tims Podcasts haben mehr Klicks und damit auch mehr Einnahmen, für eine alleinige Finanzierung über flattr wird es dennoch nicht genügen), kann aber einen Teil der Kosten oder die ein oder andere Aktion tragen.

Interessant zu beobachten ist es, welche Art von Artikeln gerne mit einem flattr-Klick belohnt wird – von einem selbst und von anderen. Ich bilde mir ein, dass ich selbst immer dann auf einen flattr-Button klicke, wenn ich einen Artikel besonders gut geschrieben und/oder recherchiert finde oder wenn jemand ein eigenes Thema aufgegriffen und gut verarbeitet hat, das nicht bereits an allen anderen Ecken und Enden auftaucht (und das mir gefällt). So ähnlich gehen sicher viele vor.

Ein völlig klares Verhaltensmuster für die bei uns geklickten Artikel kann ich aber nicht ausmachen. Es gibt Beiträge, die wirklich viel Arbeit waren und eine gewisse „Exklusivität“ besitzen – transkribierte und übersetzte Interviews, eigene Videos oder aber auch längere Posts wie der Wikileaks-Artikel) –, die aber im Verhältnis eher wenig flattr-geklickt wurden, während ein relativ simpler Text über flattr selbst die dreifache Belohnung „kassiert“. Man könnte nun vermuten, dass der viel geklickte Artikel einfach dreimal besser war, aber das wage ich zu bezweifeln.

Andererseits wird aber auch Unterhaltung offenbar sehr geschätzt: Die Sprechblasen-Lampen-Aktion, ein alberner Schnellschuss aus einer Laune heraus, haben zu Beginn fast 300 Leute per flattr unterstützt, und im weiteren Verlauf gab es auch noch den ein oder anderen, sicher augenzwinkernden Klick (ich bin ja immer sehr froh, dass unsere Leserinnen und Leser auch Humor haben). Die Aktion hat dabei vor allem gezeigt, dass sich flattr auch für das finanzielle Crowdsourcen bestimmter Aktionen eignen kann, das funktioniert in einem bestimmten Rahmen sicher auch bei ernsthafteren Vorhaben und sollte sich flattr weiter verbreiten, kann das Thema noch sehr spannend werden.

Die Top 5 der via flattr meistgeklickten Spreeblick-Artikel in 2010:

1. Spreeblick.com (der Button rechts oben auf der Site) – 681
2. Der Wikipedia-Spendenaufruf – 316
3. Die Lampen-Aktion – 249
4. Unsere flattr-Ankündigung – 190
5. Das Ergebnis unseres jahrelangen Rechtstreits mit Primacall – 177 (Primacall will übrigens in die Berufung gehen… mehr, wenn es dazu echte Infos gibt)

Das Ergebnis unserer flattr-Wikipedia-Spendenaktion gibt es hier zu lesen.

13 Kommentare

  1. 01

    Cooles Bild!

    Schöne Zusammenfassung! Vor allem die etwas realistischere Aussage, welche Texte geflattert werden!

    Cool wäre natürlich noch eine genau Aufschlüsselung der Einnahmen+Klickwerte gewesen!

  2. 02
    rofl

    Das Bild finde ich geschmacklos.

  3. 03

    @#779167: auf dieses bild habe ich gewartet. jetzt fehlt der qr-code auf nem button und man kann an bestimmten plätzen berlins keine fotos mehr machen, ohne dabei ein dutzend flattr zu verteilen ;)

  4. 04
    fruchtiger

    Die digitale Boheme geht mit Strichcodes betteln, das ist konsequent.

  5. 05
    Tim Z.

    Refinanzierung ist der völlig falsche Begriff.
    „Die Refinanzierung dient bei den Kreditinstituten der Mittelbeschaffung für die eigene Vergabe von Krediten als Unternehmenszweck.“
    Quelle: Wikipedia

  6. 06

    @#779210: Ja, das meinte ich.

  7. 07

    Ein bisschen interessanter noch ist, was flattr für den Long-Tail bringt, bei mir waren das nur Verluste, und ein Teil davon ging an PayPal und Flattr selbst. Kam mir ein bisschen vor, als hätte ich einen Klingelton im Fernsehn bestellt.