Kennt ihr dieses Gefühl delirender Unsicherheit kurz vor dem Ende einer REM-Tiefschlafphase? Diese bange Frage in welcher Welt, Traum- oder Echt-, man sich gerade befindet? Unser Schöpfer, der auch ein großer Dramaturg ist, hat sich einen Spass gemacht und jedem von uns einen Daily Twist eingebaut. Und so quälen wir uns jede Nacht mit dem Zweifel um Zeit und Raum (die wir am Tag so selbstverständlich hinnehmen) wie es sonst vielleicht nur die Gestrandeten in Lost machen.
Während Andere sehr ausführlich und intensive Geschichten träumen, dominiert in meinen Träumen deren Struktur. Mein Traum ist eine ständige Suche nach der richtigen Realität. Und er folgt mehreren Erzählweisen. Es gibt die Art, in der der Traum, nicht ganz unähnlich der Hölle, mehrere hierarchische Ebenen hat. Eine in ihrem Realitätsversprechen verlockender als die andere. Kaum hab ich mich an der Realität eines Traumes wärmen können, erhebt sich die nächste Traumebene über sie, degradiert erstere geringschätzig als Nichtrealität und behauptet selbst überzeugend echt zu sein. Nur um ebenfalls von einer nächsthöheren, viel realeren, Traumebene den Mantel der Realitätsmimikry herunter gerissen zu bekommen und genauso als Hirngespinst bloß gestellt zu werden. Undsoweiter. Aufwachen ist dann keine wirkliche Erlösung mehr, man glaubt einfach nicht daran.
Letzte Nacht schließlich habe ich eine ganz neue Traumerfahrung gemacht, eine, die sich mit halbgefährlichem Halbwissen nur halb so gut erklären lässt. Um ihr, der Traumerfahrung, auf den Grund zu kommen, beschreibe ich ihn, den Traum, besser so detailliert wie irgendwie möglich.
Ich hab‘ wohl schon eine gute Stunde geschlafen als mich ein Geräusch weckte. So ganz sicher war ich nicht. Vielleicht war ich auch nur soeben auf einer holprigen Fahrt in eine neuerliche Traumebene eingestiegen. Ich richtete mich auf, sah mich um und vermisste eine Bettdecke und zwei von drei Kissen. Nanu! Der Grund für mein vermeintliches Wachsein verschwamm. Ich konnte nichteinmal mehr sagen ob es ein Geräusch oder nicht doch einfach ein Gefühl war. Aus einem solchen heraus drehte ich mich nach rechts über den Rand des Bettes, wo ich direkt ins Gesicht einer schlafenden Frau blickte.
Auf dem Boden, neben meinem Bett, mit meinem Bettzeug. Ich erschreckte kurz und meinte in ihr eine mir bekannte Bettpartnerin erkannt zu haben, aber diese Ahnung verwehte schnell. Ich versuchte mich vergeblich an den vorangegangenen Traum zu erinnern um zu klären, ob der hier den anderen nur madig machen wollte.
Stattdessen klarte ich langsam auf. Die Brille war inzwischen gefunden, meine Augen hatten sich ans Dunkel gewöhnt. Vorsichtig sah ich nochmal nach und da lag immer noch eine Frau neben meinem Bett und schlief. Eine fremde Frau. Was zum Teufel.
Ich war fassungslos. Bevor ich überlegen konnte wer das sein könnte, wie die da hinkam, wieso meine Spinnensinne keinen Alarm schlugen, als sie mir Decke und Kissen entriss, denk ich noch: Das musst du bloggen und wie ich so über einzelne epische Formulierungen nachdachte (an die ich mich jetzt natürlich nicht mehr erinnern kann) fiel mir beim Kopfschreiben meines Artikels ein, dass ich eine eigentlich essentielle Komponente komplett vergessen hatte: Sex. Das ist doch der Sextraum eines Heranwachsenden überhaupt. Die fremde Frau in neben seinem Bett, blonde lange Haare, der Rest irgendwie matschig grau gekörnt und unscharf. Spätestens hier wurde mir klar dass dies kein Traum war, denn ich fand das Ganze nach wie vor ungeheuerlich. Aversion statt Erektion.
Lösungsansätze wurden verhandelt. 1) Licht an und herumbrüllen. 2) Raus gehen. Türen und Schatullen öffnen. In ein leeres Zimmer zurück kommen. 3) Sie schlafen lassen. – Schließlich hat jeder ein Anrecht auf einen gesunden Schlaf. Die Griechen hatten einen Gott dafür, die Spanier gepanschten Rotwein (den sie uns dann gestreckt über die transeuropäischen Realitätsdistributionskanäle Rossmann und Hunde-Netto zukommen lassen). Statt von meiner Libido wurde ich schlussendlich von allumfassender Höflichkeit gesteuert. (Es gibt immer wieder Momente die an der Realität des Ganzen zweifeln lassen, ich weiß.)
Und gerade wie ich mich also entschieden hatte weiter zu schlafen, fing es vom Boden her an zu schnarchen.
Ja? Und dann? Mittendrin(?) aufhören ist gemein…
zur tiefgehendere beschäftigung mit selbiger thematik sei folgende site zu empfehlen: http://www.oobe.ch , oder beim antiquariat deines vertrauens: „Quellen der Nacht“ von Werner Zurfluh.
greetz
Heute im Traum so lange vergeblich nach einem Bahnticket gesucht, dass ich vor Sorge und Ärger aufwachte. Sonst bessere Träume, sinnlos und verschwurbelt.
Ansatz 2) hätte ich persönlich ja am besten gefunden. In den Schatullen wären sicher viele interessante Gegenstände gewesen, die du kombinieren und der Frau hättest geben können.
http://www.dailymotion.com/video/x4h8xh_bad-religion-stranger-than-fiction_music
Ich bin Spezialist für derartiges: habe schon in der Badewanne gestanden und wollte die Goldfische (die ich nicht habe) waschen, habe mir panisch Kleider vom Leib gerissen, weil ich glaubte, mit ihnen in einer kafkaesken, unheimlichen Maschine gefangen zu sein usw.
Man weiß nicht, ob man soetwas zum Lachen oder Weinen finden soll…
Interessiert mich ehrlich gesagt auch wie es weiter ging. :-) Und ein Lob an den Autoren das er den Mut hat über seine Traumerfahrungen zu reden. Das haben sicher nicht viele (mich eingeschloßen)… *DaumenHoch*
@#781158: ey ich sag dir doch nicht was in meiner schatulle ist!
@#781155: @#781163: ich bin dann irgendwann tatsächlich mit einer menge unwohlsein eingeschlafen. am nächsten morgen lag neben dem bett nur noch das leere bettzeug. nachfragen bei meinen mitbewohnern haben das ganze dann erklärt. einer von ihnen hatte besuch und hat den bei mir pennen lassen als ich ein paar tage nicht da war. sie wußten wann ich wieder zurück komme und haben ihren bekannten gesagt dass sie nicht mehr bei mir schlafen könnten. das hatte das eine mädel dann im suff nachts um 3 irgendwie vergessen.
LOL, danke für die Ergänzung Nico. Hach wie ich das W.G. Leben vermisse, da kann auch als einziges sowas mal passieren *g*. Viel Glück beim nächsten Traumerlebnis jedenfalls von mir. Alpträume und Verstörende Träume sind ja schon irgendwie Nerven-Aufreibend. C’est la vie…
@#781167: Pfft. Weiß ich ja sowieso.
Ich bin Schlafwandler und habe die seltsamsten Träume überhaupt gehabt. Manches ließ sich erklären, anderes wiederum macht mich bis heute stutzig.
Einmal träumte ich von Außerirdischen, die mich in meinem Schlafzimmer abholten. Mit großer Angst, aber außerdem einem Gefühl von ewiger Vetrautheit ließ ich mir die Augen verbinden und mich von ihnen führen. Irgendwann erwachte ich vollkommen benebelt in meinem Bett mit dreckiger Kleidung.
Daily Twist
Der Tag des Murmeltiers mag vorbei sein,
aber er wiederholt sich…