Im Dezember des letzten Jahres traf ich Nils Edenloff, Amy Cole und Paul Banwatt von The Rural Alberta Advantage, als sie ihre allererste kleine Deutschlandtour nach Berlin führte und ihr neues Album „Departing“ gerade frisch ins Presswerk geschickt worden war. Dieses erscheint nun endlich nächste Woche – zur Plattenrezension bitte hier entlang – und ist damit natürlich Grund genug, um euch das Interview mit den entzückenden Kanadiern nicht länger vorzuenthalten und schon mal eine wärmste Ausgehempfehlung auszusprechen, wenn sie demnächst wieder Konzerttermine verkünden.
Die deutsche Übersetzung in Auszügen, das vollständige, unglaublich charmante Videointerview im Englischen und die gehörige Prise „O Canada“ fürs Gemüt gibt’s nach dem Klick.
Paul: Sie ist dann im Sande verlaufen, weil eigentlich nie Zuschauer kamen. Das war schon einigermaßen furchtbar. Wir sind da für Bier und Essen aufgetreten…
Amy: Aber damals war’s doch durchaus ein guter Deal? Wir kriegten immerhin zwei verschiedene Sorten Pasta und Bier im Wert von 50 $! Und was hat man eh schon groß an einem Dienstagabend vor? Außerdem hattet ihr [Paul und Nils] zu der Zeit keine Freundinnen… [alle lachen]
Paul: Stimmt, wir hatten dienstags einfach nichts Besseres zu tun. Also waren wir entweder dort oder sind ins Kino gegangen, weil das am Dienstag billiger war.
Paul: Ich denke, das hängt auch direkt damit zusammen, weshalb wir nicht beschreiben können, wie unsere Musik klingt. Wenn sie genau wie XY klingt, ist das eben langweilig für uns. Jedes Mal wenn ein Lied zu offensichtlich ein Dance-Song ist, oder bloß ein Folk-Song, dann landet das auch gar nicht erst auf unserer Platte.
Amy: … niemand wollte es haben [alle lachen].
Paul: Ja, wir waren damals echt die einzigen, die sich das angehört haben.
Amy: Wir wollten es aber wiederum auch nicht einfach an Labels rausschicken, sondern alles selbst in die Hand nehmen. Unser erstes Album war also plötzlich da und wir haben festgestellt, dass wir’s ja nun eigentlich vor Ort bei unseren Konzerten an den Mann bringen könnten – das ist alles so mit uns gewachsen.
Nils: Wir hatten damals bereits eine Tour entlang der Ostküste geplant und uns dann ziemlich ins Zeug gelegt, um die Platte rechtzeitig herauszubringen, damit wir sie dort auch während der Konzerte verkaufen konnten. Vom Ende der Aufnahmen bis zum tatsächlichen Verkauf hat es vielleicht eine Woche gedauert. Dazwischen wurden die Sachen noch gebrannt, wir haben Cover ausgedruckt und so weiter. Dieses Mal ist es also eine komplett andere Herangehensweise für uns: wir geben alles an andere Menschen ab, diese Leute stellen das Produkt her und irgendwann kauft es dann jemand. Wir sind aber auf jeden Fall sehr glücklich mit dem Album.
Amy: Ja und obwohl nun all diese Leute mitmischen, entspricht es trotzdem genau unseren Vorstellungen. Außer uns war sonst niemand an den Aufnahmen beteiligt. Es fühlt sich also immer noch nach unserem ganz eigenen Ding an, auf das wir einfach superstolz sind.
Nils: Und selbst bevor all das mit “Hometowns” passierte, war schon eine EP draußen, die wir während unserer Konzerte aufgenommen hatten – einfach um den Leuten zu zeigen, was wir so machen – und die sich übers Netz verbreitete. Das hat uns enorm weitergebracht. Solange die Musik gut ist, wird sie auch ihr Publikum finden, daran haben wir einfach immer geglaubt. Diese Leute geben uns dann etwas zurück, indem sie zu den Konzerten kommen, ihren Freunden davon erzählen und so weiter. Ich war schon immer ein Anhänger dieser sehr idealistischen Sichtweise und in unserem Fall hat’s funktioniert, finde ich.
Paul: Im Fall Kanadas kann es außerdem ganz schnell passieren, dass man im Schatten der USA landet – dort gibt es schließlich 10x so viele Bands und somit auch 10x so viel an Talent. Das zu übertreffen ist natürlich entsprechend schwierig, aber die kanadische Regierung schafft es mit ihrem Subventionssystem tatsächlich, Talente zu fördern und ihnen zu der Aufmerksamkeit zu verhelfen, die ihnen sonst ganz leicht fehlen würde.
Nils: Viele der Ideen dafür schwirrten schon länger herum. Einige der Songs existieren quasi schon seit „Hometowns“, wozu sie in den meisten Fällen einfach noch nicht passten. So gesehen, haben wir uns schon sehr lange mit der neuen Platte beschäftigt. Tatsächlich darauf konzentriert haben wir uns aber erst später. Ich glaube, im März habe ich mit den Demos angefangen, ab Mitte des Sommers, im Juli ungefähr, haben wir uns dann zum Schreiben der Songs zusammengesetzt und schließlich auch für die Aufnahmen. Das lief quasi ohne Unterbrechung bis Mitte Oktober so.
Und wer nun noch wissen möchte, ob sich die mit RAA abgekürzten Musiker gewissermaßen auch als Botschafter Kanadas empfinden, wie es mittlerweile für sie ist, Konzerte in der Heimat zu spielen, an unbekannte Orte zu kommen, wo man ihre Songtexte alle schon kennt, welche ihre Lieblingsalben 2010 sind und was sie mit den Hells Angels verbindet, der findet das komplette Interview samt dieser feinen Bonustracks im anschließenden Video:
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Daaaaaaaaanke!
Ach was mag ich diese Band.
@#782493: Und das vollkommen zu Recht! :) Ich wünsche diesen liebenswerten und talentierten Menschen wirklich allen Erfolg, den sie nur kriegen können.
wow, welch eine entdeckung. danke!
@#782767: Yay! Und wieder ein Beweis dafür, dass die guten Sachen auch an gute Menschen geraten. :)