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Guttenberg-Kommentar-Link

Bisher kenne ich Michael Buddes Haekelschwein nur durch unterhaltsame Kommentare auf Twitter und durch seine Website, heute bringt er … ähm … es mich dazu, einen Kommentar zu verlinken. Nämlich seinen.

In einer Diskussion um Guttenberg-Facebook-Fanpages bei netzpolitik mischt sich Haekelschwein ungewohnt ernsthaft ein und beschreibt, was andere Politiker von Guttenberg lernen sollten, fragt: „Warum kann eine Regierungserklärung nicht so mitreißend sein wie eine Apple-Keynote?“ und stellt damit nicht nur eine wichtige Frage, sondern erklärt das Beliebtheitsphänomen Guttenberg gleich mit.

„Aber Politik darf doch keine Show sein und Politiker verkaufen doch kein Produkt!“, höre ich als Widerspruch und antworte: Doch, darf sie und tun sie. Natürlich darf der Schein nicht das Sein ersetzen oder gar verbergen und ich gehe davon aus, dass wir als Gesellschaft vor grober Irreführung oder gar Verblendung recht gut geschützt sind. Doch Ideen, Tatsachen, Entscheidungen und Handlungen hervorragend zu kommunizieren und zu „verkaufen“ muss keineswegs gleichbedeutend sein mit Betrug. Die beste Idee findet keine Unterstützung ohne gute Verpackung und Präsentation, eine noch so korrekte Entscheidung wird ohne gekonnte Kommunikation wenig Begeisterung auslösen. Jeder Musiker und Künstler muss das genauso schnell lernen wie andere Vortragende, die ihre Zuhörer fesseln wollen, und jeder Politiker weiß es auch. Doch die Wenigsten können es umsetzen. Die Crux beim guten Auftritt entsteht, wenn nur Betrüger ihn beherrschen.

Ich kann Menschen wie Guttenberg kaum ertragen, wenn ich sie reden höre und sehe, ich fühle mich dabei körperlich unwohl. Wegen dieser persönlichen Abneigung jedoch zu missachten, dass es vielen, vielleicht sogar der Mehrheit der Deutschen ganz anders geht und ihnen ihre Sympathie für den ehemaligen Minister suggeriert, er habe gute Arbeit geleistet, wäre ein Fehler.

Nochmal Haekelschwein:

Es bringt nichts, sich über unpolitische Menschen mit einfacherer Bildung lustig zu machen. Was sollen die daraufhin tun, plötzlich klug werden? Wie soll das gehen? (…) Guttenberg war seit langem der erste Politiker, der es über die Wahrnehmungsschwelle dieser Bevölkerungsgruppe geschafft hat, alle übrigen verschwimmen in ihren Augen in derselben grauen Masse. (…) Man kann von Guttenberg durchaus lernen, wie man Begeisterung erzeugt, wie man Tatkraft ausstrahlt, wie man Menschen für sich gewinnt. Das sind Dinge, die auch ehrliche Politiker durchaus plagiieren dürfen, und dabei muss die politische Substanz keineswegs auf der Strecke bleiben.

(Vor Kommentaren zum Kommentar bitte den Kommentar lesen.)

[via, gefunden in Sixtus‚ Sozialstrom]

35 Kommentare

  1. 01
    ElWiegaldo

    … du meinst also jede Partei benötigt einen eklenhaften gegelten Blender?

  2. 02

    @#783276: In erster Linie mein ich, dass man Artikel lesen sollte, bevor man sie kommentiert. Dadurch erübrigen sich viele Rückfragen.

  3. 03
    ElWiegaldo

    … oooch jetzt lass mich doch mal ein bisschen sticheln :)

  4. 04

    @#783278: Na gut, aber dann gib‘ dir auch ein bisschen mehr Mühe. ;)

  5. 05

    Guttenberg hat Erwartungen bedient. „Wahrnehmungsschwelle“ ist eine viel zu ungenaue Beschreibung. Es fehlt in Deutschland an bundesweiten Medien jenseits von BILD, welche die „emotionale Klaviatur“ der Menschen gut beherrschen. Wir lieben die Idee der Gleichheit, aber die Menschen sind seelisch verschiedenn ausgeprägt, reagieren unterschiedlich.
    Erwartungen sind keine Forderungen. Hat Guttenberg unbequeme Forderungen an einfache Menschen oder einflussreiche Gruppen gestellt? Nein! Guttenberg hat die Treue zu Soldaten im Einsatz betont. Und diese Treue hat er illegitim mehr oder minder versucht, für sich selbst zu vereinnahmen. Hatte Guttenberg gleichrangige Gegner? Nein!

    Produkte versprechen Glück, doch machen nur zufrieden. Viele Menschen in Deutschland sind unglücklich. Kommunikation beruht auf Dialog. PR orientiert sich an nicht daran, sondern sendet meistens nur Signale, funktioniert mehr psychisch als sozial, visiert die Zahlungsbereitschaft an. Tatkräftigen Einsatz für das Gemeinwesen lässt sich damit nicht mobiliseren.

  6. 06
    Malte

    „und ich gehe davon aus, dass wir als Gesellschaft vor grober Irreführung oder gar Verblendung recht gut geschützt sind“

    LOL, wie naiv!

  7. 07

    also ich wär heilfroh, wenn niemand von guttenberg lernt. denn dieser ganze glanz und gloria existiert nur, um von der realität abzulenken.

    es gibt doch eigentlich ein ein schönes aktuelles beispiel, drüben, auf der anderen seite des teiches. jung, sieht gut aus, kann gut reden, ist inzwischen präsident und hat die menschen begeistert. der unterschied zwischen karl theodor und barack ist aber, dass der deutsche inhaltslose foto love stories auf dem time square hat machen lassen und seine popularität durch den gleichen schmand gefüttert wird, der auch brangelina so interessant macht.

    guttenberg betrieb pr ohne substanz, und das ist das krasse gegenteil zu sagen wir steve jobs. und ich haette in der politik dann doch bitte etwas substanz.

  8. 08

    Schwieriges Dilemma: Es gibt jemanden in Europa, der Politik so präsentiert wie den kleinen Bruder der Apple-Keynote, nämlich die Neunlive-Präsen: das ist Berlusconi.

    Häkelschwein hat ohne Frage recht, dass sich eine breite Bevölkerungsschicht von den Politikern nicht mehr ansprechen lässt: von da eine notwendige Trivialisierung abzuleiten, dann ist es nicht mehr weit bis zur Abschaffung der durch juristische und repräsentative Zwänge deutlich zugeschnürten und drögen Demokratie.

    Schön wäre, wenns für „unpolitische Menschen mit einfacherer Bildung“ ein breiteres Angebot an Zeitungen gäbe. Wem SZ, Faz, Zeit usw nichts ist, hat ja nur die Wahl zwischen Pest und Cholera, kein Wunder, dass dann Guttenberg zum Popstar aufsteigt.

  9. 09
    Greyknight

    @#783281: Ich gehe auch vom genauen Gegenteil aus.

  10. 10

    @#783285: Vermutlich sind wir alle versaut durch Werbung: Hinter allem, was halbwegs interessant präsentiert wird, vermuten wir Betrug.

    Doch das ist Quatsch. Jedes Jahr auf der re:publica sehe ich Leute, die tolle Ideen und Aussagen sehr schlecht präsentieren, ebenso erlebe ich aber Leute, denen das viel besser gelingt (und ich weiß, wie schwer das ist). Auch oder gerade ohne Marktschreierei und PR-Bullshit kann man überzeugen und selbstbewusst auftreten.

  11. 11

    @#783286: Das ist ja auch leichter.

  12. 12
    dori

    Lieber Johnny,
    ich finde auch, dass die haekelschwein-Argumentation bestechend und bestechend ehrlich klingt. Aber kennt hier irgendjemand einen Menschen, vielleicht einen Schauspieler oder so, der die Wahrnehmungsschwelle der Massen erreicht und gleichzeitig Substantielles, Nichtverlogenes beizutragen hätte?
    Scheint sich also irgendwie auszuschließen, beides. Warum, weiß ich auch nicht.

  13. 13
    Peter H aus B

    Das Stichwort, das mir fehlt , ist Charisma. Und das kann man nicht lernen. Guttenberg soll das angeblich haben, Steve Jobs hat es definitiv. Mick Jagger auch. Aber ein Seehofer, ein Merkel oder ein Gabriel, die können sich auf den Kopf stellen und mit den Zehen wackeln – Charisma werden die nie haben. Deshalb werden die auch nie eine vernünftige Keynote auf die Beine stellen können.

    Der letzte echte Politiker, der Charisma hatte, war Joschka Fischer. Der konnte sogar einen Krieg als „dufte“ verkaufen..

  14. 14
    Hanoi

    Spannender Kommentar. Trifft genau die aktuelle Sollbruchstelle in Deutschland. Und der Vergleich mit Jobs ist auch nicht sooo verkehrt (auch wenn hier eine massive Zuspitzung auf eine Person stattfindet, die nie gut sein kann), immerhin hat er die Keynote als Format (zurück) auf die Weltbühne gebracht, mit Charme und einem eigenen Stil.

    Was vielleicht dem ein oder anderen aufstößt ist die Vermutung, dass solche Präsentationen natürlich nur die guten Seiten zeigen. Aber das Aufzeigen der Versäumnisse oder Alternativen sollte dann ja auch der Journalismus übernehmen, das ist mithin seine Aufgabe.

  15. 15
    Hanoi

    Nochmal ich:

    Vielleicht sind einige auch das viele Abwägen, die vielen verschiedenen Positionen, Alternativen Leid. Klar ist: Dinge wollen eruiert und erörtert, Folgen abgeschätzt und und gewogen werden. Doch nach dem Abwägen muss dann auch mal eine Entscheidung (die Tatkraft und Entscheidungssicherheit ausstrahlt) folgen.

    Wobei ich mich dann wieder frage: Diverse Dinge wurden in den letzten Jahren durchgesetzt, „durchregiert“. Dagegen gibt es immer noch massive Proteste. Waren die vorher nicht genügend durchdacht? Oder wird es einfach nie „Frieden“ geben, dass eine Sache als allgemein richtig anerkannt wird?

  16. 16

    „Natürlich darf der Schein nicht das Sein ersetzen oder gar verbergen und ich gehe davon aus, dass wir als Gesellschaft vor grober Irreführung oder gar Verblendung recht gut geschützt sind.“

    Doch, genau das wird passieren und nein, wir sind überhaupt nicht geschützt. Wir als Gesellschaft sind den Herrschaften, die an irgendwelchen Strippen ziehen entweder Stimmvieh oder Konsumvieh. Wer da aufgrund von Mangel an Bildung, Zeit, Geld oder Interesse sich nicht ständig informieren kann, über welchen Löffel er jetzt gerade wieder balbiert werden soll, der lässt sich halt kritiklos vom Fernsehprogramm berieseln, kauft das was da beworben wird auch wenn es mehr Chemie als Nährstoffe enthält und läuft dann auch jedem Fatzke hinterher, wenn der nur die richtigen emotionalen Knöpfchen drückt.

    Was wir da gerade erleben ist der Beweis, dass der Populismus in Deutschland immer noch funktioniert und dass unsere sogenannte Führungselite keinerlei Hemmungen hätte, diesen für ihre Zwecke einzusetzen. Ich bin froh über jeden Politiker, der ein unscheinbarer, grauer Langweiler ist.

  17. 17
    Jo

    @#783286: Ich greife die Aussage:
    “und ich gehe davon aus, dass wir als Gesellschaft vor grober Irreführung oder gar Verblendung recht gut geschützt sind”
    noch einmal auf. Ich glaube auch nicht, dass wir gut geschützt sind. Einfaches Beispiel. Die demografische Entwicklung. Der großteil der Menschen in Deutschland glaubt, dass wäre ein Problem für die Sozialversicherungen und den Wohlstand in diesem Land. So wurde es ihnen auch in jahrelanger Kleinarbeit eingeredet und doch ist es komplett falsch! Die wenigsten hinterfragen es.

  18. 18
    ralf

    „dass wir als Gesellschaft vor grober Irreführung oder gar Verblendung recht gut geschützt sind.”

    CDU und insbesondere FDP könnten niemals an die Macht kommen, wenn deine These stimmen würde.

  19. 19
    manuel

    „dass wir als Gesellschaft vor grober Irreführung oder gar Verblendung recht gut geschützt sind“

    Na, da hast du aber mit Apple und Guttenberg zwei
    schöne Gegenbeispiele gebracht. Oder nicht?

  20. 20

    @#783289: Ohne Frage richtig, aber das gilt für einen Raum, der schon mit Zuschauern gefüllt ist, die sich bereits dafür interessieren oder die Bereitschaft haben, sich dafür zu interessieren.

    Und natürlich kann man Themen auch spannend präsentieren, macht die Bild ja jeden Tag, seis kriminelle Ausländer oder Jugendgewalt: was fehlt, ist die Gegenstimme in dem Segment. Und ohne die Bild und das Fernsehen keine gute Performance, da kannste Dich auf den Kopf stellen.

  21. 21

    Sehr guter Kommentar, weil er genau das anspricht, was für den Politikertypus Guttenberg spricht, ob man es nun mag oder nicht. Es wird immer wichtiger, wie man die Botschaft verpackt und weniger welchen Gehalt diese hat. Wenn man dann noch akzentuiert reden kann und das Gefühl vermittelt einer vom Volk zu sein, dann ist das schon die halbe Miete. Und wenn auch aktuell immer wieder Aussagen von Guttenberg Befürwortern kusieren, die belächelt werden. Thats Reality un die Annäherungen an die amerikanische Art der Politik – Show mit Yes we can Elementen.

    P.S. Michael Budde alias Haekelschwein bedient sowohl die humoreske als auch die ernsthaftere Schiene und ist somit in mehreren Schubladen zuhause ;-)

  22. 22
    Peter H aus B

    Andererseits sind mir uncharismatische Politiker irgendwie lieber. Denn wohin Charisma und das beherzte Spiel mit den Medien in der Politik führen kann: siehe Adolf. Der konnte auch „Keynotes“ und „Performance“.

    Und Obama? Auch ein Blender, und was für einer..

  23. 23
    KOPNR

    Das Problem in Deutschland: Irgendwer fordert immer alle sollen sich doch bitte dem Dümmstmöglichen anpssen.

  24. 24

    Nehme,
    weil es immer passt, ‚Blender‘ als Anlass
    dafür, die Deutsche Geschichte in Erinn-
    erung zu bringen.

    „Alle Gegenargumente, die Guttenbergs politische Versäumnisse aufzählen, verfangen deshalb nicht. Genauso wenig wie man einer verliebten Teenagerin den nichtsnutzigen Freund ausreden könnte, denn sie liebt ihn ja nicht wegen seines beruflichen Erfolgs. Im Gegenteil verstärkt man in beiden Fällen nur die Anziehung, weil man Trotz erzeugt und ein Bedürfnis, das Objekt seiner Liebe zu verteidigen.“ by http://www.netzpolitik.org/2011

    PiPi

  25. 25

    Jetzt wollte ich natürlich auch den Satz zerreißen, der hier so einigen aufgestoßen ist:

    > ich gehe davon aus, dass wir als Gesellschaft vor grober Irreführung
    > oder gar Verblendung recht gut geschützt sind.

    Klar, wenn ich ein paar Tage nur in „meiner“ Blogosphäre unterwegs war, dann glaube ich das auch. Sind alles bewundernswerte, schlaue und gebildete Leute mit guten Ideen. Leider ist die Mehrheit aber das alles nicht.

    Die Mehrheit hat null Ahnung, wie diese Gesellschaft funktioniert und da gibt es eben eine ganze Menge an Voraussetzungen, an Basiswissen, das man mitbringen muß, um überhaupt zu verstehen, was warum passiert. Wer diese Basis nicht hat, der muß sich eben mit Verschwörungstheorien und dem üblichen deutschen Neidvorwurf behelfen, wenn ein Politiker über seinen eigenen Fehler stolpert.

    Eine Gesundheitsreform, eine Steuerreform das ist komplex; es ist anstrengend, sich damit zu befassen, noch schwieriger dort notwendige Kompromisse zu erzielen. Nichts mitreißend und ich wüßte auch niemanden (nein, auch nicht KT), der das so verkaufen kann. Aber warum auch eigentlich? Damit auch die Doofen und Faulen glauben, mitreden zu können, obwohl sie sich weder für große noch kleine Politik überhaupt interessieren und die jedem offenstehenden Informationsangebote nicht einmal nutzen?

    (Ich gestehe: Mich macht diese demonstrativ vor sich hergetragene Blödheit einfach nur wütend. )

  26. 26

    Schon im Studium habe ich erlebt, dass man Informatikern und sonstigen vermuteten sozial nicht geschickten Leuten beigebracht hat, dass sie ihre tollen Ideen auch gut präsentieren müssen. Sonst verlieren sie gegen Schaumschläger. Von daher bin ich verhalten optimistisch, dass dieses Wissen in meinen Jahrgängen deutlich besser vertreten wird.

    Was jedoch die Politiker betrifft:
    Viele sind keine schillernden Persönlichkeiten, so wie viele von uns auch keine sind. Ein Adelstitel und viel Geld sind hingegen schon die halbe Miete, um es selbst außerhalb der Politik in die Blätter und Fernsehsendungen fürs einfache Volk zu schaffen. Infosern hinkt der Vergleich ein wenig.

    Ich meine, es sei Michael Spreng gewesen, der darauf hingewiesen hat, dass die meisten Politiker auf ihrem Weg nach oben abgeschliffen werden. Dieser (scheinbare) Zwang bei einer Parteikarriere (und welche gibt es derzeit sonst?) steht dem Wunsch, Persönlichkeiten in der Politik zu haben, direkt entgegen. Nach oben kommen meistens die Konformen – und das sind dann auch die Austauschbaren.

    Zu den „einfach formulierten Botschaften“: Das haben wir doch in den letzten Jahren zu Genüge gehabt! Wir erinnern uns: Internet ist böse und macht die Zeitungen kaputt, Musikkopierer sind Verbrecher, junge Ausländer stürzen uns in den Abgrund, wer nicht für Internetzensur ist, unterstützt KiPo usw.

    Gutes Präsentieren ist längst Alltag: War denn „Du bist Deutschland!“ nicht eine sprachlich einfache Kampagne? Und die Gegenkampagne von Spreeblick war es doch auch! Und was ist denn mit all den lesenswerten Blogs? Die bedienen oft bekannte Themen, haben aber interessant oder knackig geschriebene Artikel.

    Albrecht Müller schreibt auf den Nachdenkseiten über den Wahlkampf von Willy Brandt 1972, wie gezielt versucht wurde, möglichst viele verschiedene Schichten zu erreichen, und wie man seine Ziele in einfach formulierte Botschaften verpackt hat. Das ist also nichts Neues, das gab es schon viel früher! Also bitte nicht dem Mythos aufsitzen, früher wäre alles viel einfacher gewesen und Erklären sei erst in der heutigen Zeit notwendig.

    Umgekehrt ist umständlich oder seltsam formulierter Kram hervorragend geeignet, Dinge zu verschleiern. Ich denke da an http://www.neusprech.org, das schöne Beispiele präsentiert. Das ist die andere Methode: „Politik, das ist ganz kompliziert, liebe Leute. Das begreift Ihr sowieso nicht, also überlasst uns das mal!“ Nicht hinter jedem Geschwurbel steckt Unvermögen.

  27. 27
    paul

    Wieviele Guttenberg-Fans braucht man,
    um eine defekte Glühbirne zu wechseln?

    Sie wird nicht gewechselt, sie hat doch bisher einen guten Job gemacht,
    zudem findet eine Demonstration gegen die „kommunistische
    Verschwörung“ statt, welche eine kaputte Glühbirne völlig
    grundlos schlechtreden will.

  28. 28
    flubutjan

    Und dann gibt es da noch die Leute, denen das „Tatkraft ausstrahlen“ um des Tatkraftaustrahlens willen und das ubiquitäre „selbstbewusst auftreten“ um des Selbstbewusstauftretens willen unwahrscheinlich auf den Sack geht.

    These: Gutes, d.i. Zuendegedachtes, strahlt von selbst.

  29. 29
    Jann

    @#783277: Okay Johnny, Ich habe den Artikel gelesen … du meinst also jede Partei benötigt einen eklenhaften gegelten Blender?

  30. 30
    Samuel Jakobson

    politik in deutschland hat im volk ein wahrnehmungsproblem, das stimmt. das zu ändern, dafür halte ich guttenberg dennoch für ein denkbar schlechtes vorbild. die guttenberger sind von ihrer ikone begeistert, weil er komplexe politik schwarzweiß dargestellt hat. „total toll oder total scheiße“ eben. das als politische messlatte einzuführen kann aber nicht die lösung sein – das ist doch gerade die lehre aus kunduz, fock und doktorarbeit.

    natürlich können wir bei der nächsten regierungserklärung das licht ausmachen und techno einspielen (oder eben katzenberger nach afghanistan schicken). damit sich privatsendergucker wenn schon nicht politisch, dann wenigstens emotional mit inhalten identifizieren. aber ganz ehrlich: das wäre keine bessere welt, sondern fake.

    was wir brauchen sind gute schulen und gute journalisten. so neunziger das auch klingt.

  31. 31

    Wie Blöd demkt Ihr ist die Bürgerschaft?

    Überheblichkeit ist, wir reden darüber
    absolut unangebracht. Die Printmedien
    sondieren ihre Leserschaft (Abonnenten)
    anhand gewisser Kriterien, Zahlungsbereitschaft ist nicht unbedingt gemeint.

    Spontankäufer, die sich ihre Tageszeitung am Kiosk holen, werden nur un-
    zureichend berücksichtigt. Lieber Doof sein als Gabi zu heissen.
    „YEAH“ Hauptschüler an die Front.
    http://www.youtube.com/watch?v=hrctOWcZMKY

    Verhalten Lustig gemeint. weil der Hals anschwillt.

    PiPi

  32. 32
    Oldie

    Also die Stellungnahme von haekelschwein hab ich mir gleich in mein Archiv gelegt. Tolle Stellungnahme!

  33. 33
    Peter

    Wenn man einerseits sagt, dass es Menschen gibt, die intellektuell nicht in der Lage sind, auch nur zu verstehen, worum es überhaupt geht, kann man nicht andererseits deren Manipulierbarkeit als lohnenden Ansatzpunkt für die „Guten“ bewerben.Man kann keine Gesellschaft aufbauen auf der Manipulation „zum Guten hin“ – im allerbesten Fall läuft das nen paar Jahre lang bis der nächste Held kommt und die Manipulation wieder in die andere Richtung dreht.

    Die Wahrheit ist, es gibt keine Lösung. Der Mob ist da und in der Mehrheit und es gibt keinen Weg mit ihm umzugehen, man kann nur hoffen, dass er so selten wie möglich missbraucht wird gegen die denkende Minderheit. Die Manipulierbarkeit der (heute noch meisten) Menschen ist etwas, an dem „man“ nicht vorbeikommt. Wir können noch froh sein, nicht amerikanische Verhältnisse zu haben.

    Wenn man noch nicht aufgegeben hat, dann ist der richtige Ansatzpunkt die Manipulatoren zu bekämpfen – fackelt Springers Hochhaus ab z.b.. Es macht überhaupt keinen Sinn sich mit den Konsumenten der Bild auseinanderzusetzen. Menschen können sich nicht ändern und auch nicht in einem Ausmaß dazulernen, wie das hier nötig wäre, sind sie einmal im Sumpf drin. Realität, Argumente – sind völlig egal.

    All das wird sich verändern, zum Guten und Schlechten, in Wellenbewegungen. Leider werden wir alle hier nur wenig davon mitbekommen, weil sowas mindestens Jahrzehnte – eher Jahrtausende – braucht. Will sagen: Vielleicht werden die unreflektierten, ungebildeten, sozial konformierten, manipulierten Massen eines Tages nicht mehr so sehr eben diese sein – aber diejenigen, die heutzutage darunter leiden, werden dies sicherlich nicht mehr miterleben.