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Alexander Lehmann: „Lieber Afrikaner“

Über zu wenig Reaktionen auf seine politischen Animationsfilme braucht sich Alexander Lehmann („Du bist Terrorist“, „Rette Deine Freiheit“) sicher nicht zu beschweren, auch seine neue Arbeit „Lieber Afrikaner“ sorgt wieder für einige Kontroversen.

In gewohnt polemischer, böser, satirischer Form nimmt sich Lehmann diesmal des Themas „Festung Europa“ an und bringt im Zusammenhang mit afrikanischen Flüchtlingen FRONTEX in den Clip. Ebenso brutal wie im Text geht Lehmann grafisch vor: Die Figuren der afrikanischen Flüchtlinge beschränkt er auf eine äußerst stereotype Darstellung, die dem rassistischen Unterton des zynischen Textes entspricht.

Ich hatte hier schon einmal ausgedrückt, welche Schwierigkeiten ich selbst mit Alexander Lehmanns Art von Satire habe, ihm jedoch wegen dieser absichtlich grotesk überzogenen Darstellung selbst Rassismus vorzuwerfen, läge mir völlig fern.

Manch anderem jedoch nicht, und so tut Alexander Lehmann das, was viele tun, die sich missverstanden fühlen: Er erklärt sich.

Ein Künstler, dessen humanitäre Absichten klar erkennbar sind, muss erklären, dass er kein Rassist ist: Ich bin mal wieder baff, was es so alles gibt. Das Leben ist ein einziger Volkshochschulkurs.

(Ebenfalls dazu: Anne Roth)

64 Kommentare

  1. 01

    Deswegen ist die Rassismus-Keule so ein perfides Instrument. Man sollte sehr vorsichtig damit umgehen.

  2. 02

    Deswegen sollten Leute, die in der Kommunikationsbranche im weitesten Sinne arbeiten, mal schnallen, dass Urheberintention schnurzpiepegal ist. Entscheidend ist, was der Rezipient versteht. „Das hab ich nicht so gemeint“ ist eine beschissene Ausrede für einen Profi. Statt die Kritiker anzupflaumen könnte ein Autor, dem an seiner Botschaft liegt, sich vielleicht besser drum kümmern, das Problem seiner Zielgruppe mit dem Werk zu dem seinen zu machen.

  3. 03
    Björn

    Johnny, du bescheinigst dem Text des Videos einen rassistischen Unterton und im nächsten Satz sagst du, es läge dir völlig fern, Alexander Lehmann Rassismus vorzuwerfen? Ich bin irritiert.

    P.S.: Ah, jetzt verstehe ich: Mit dem „rassistischen Unterton“ beziehst du dich nicht auf den Text als Ganzes sondern auf die Äußerungen des Erzählers.

  4. 04

    Würde man so vorgehen, gäbe es Kunst/ Satire nur noch auf dem kleinsten gemeinsamen Verständnisnenner.

    Empfindest du das Video als rassistisch?

  5. 05

    lieber johnny,

    ich bin etwas enttäuscht, dass das einzige, was du aus der diskussion mitnimmst, es ginge den kritiker_innen darum, aus alexander lehmann einen rassisten zu machen. dem ist mitnichten so, es ging darum zu kritisieren, dass sein film kolonialrassistische bilder reproduziert und das aus diversen gründen problematisch ist.

    hier zwei sehr gute kommentare zu dem thema >>
    http://annalist.noblogs.org/post/2011/03/13/lieber-afrikaner/#comment-18243
    und
    http://medienelite.de/2011/03/14/rassismus-gegen-grenzregime/comment-page-1/#comment-10618

    und dass sich ein autor bei kritik zu seinem werk erklären sollte, halte ich für selbstverständlich, nicht für kritikwürdig.

  6. 06

    @#783947: Der Text und die Illustrationsform zeigen, was kritisiert wird. Dadurch ist der Künstler doch aber kein Rassist.

    Der Text ist ebenso grotesk und „falsch“ wie die Bilder. Es ist nicht Lehmann, der da spricht. Das stereotype und damit rassistische Bild, das er zeichnet, ist dasjenige (Welt-)Bild, dass er kritisiert.

  7. 07

    Ich persönlich bin ja der Meinung das Satire, die auf diese Art kritisiert wird, genau das erreicht hat was sie soll. Genau das macht Satire doch aus oder irre ich mich da?

  8. 08
    KOPNR

    Achja. Es gibt immer ein paar Berufsempörte die meinen sie müssten bewusst eine überzogene Darstellung missverstehen um sich dann zu echauvieren. Auf solche Idioten geb‘ ich gar nichts. Die wollen sich nur wichtig machen und sind ekelhafte Personen. Verpisst euch einfach!

  9. 09

    @#783948: (War das an mich gerichtet?)
    Natürlich darf ein Künstler provozieren. Wenn ihm an seiner (oder ihrer) Botschaft liegt, darf er sich aber nicht über die Unfähigkeit seines Publikums mokieren, ihn zu verstehen. Selbst wenn es wirklich strunzdumm ist. Die Frage ist, was hier Priorität hat – eine Botschaft zu vermitteln, oder „recht haben“. Das ist schlicht unvereinbar.

    Und ja, ich sehe, wie das Video rassistische Stereotypen tradiert, statt sie aufzubrechen. Im übrigen wird der Rassismusbegriff fälschlicherweise als hohler Angriff diffamiert. Man darf sich als weißer, privilegierter Mann ruhig mal mit seinem Rassismus konfrontieren lassen. Das sind wir als Mitglieder der Welt, wie sie sich historisch entwickelt hat nämlich notgedrungen alle, ein wenig rassistisch. Problematisch sind eher Leute, die sich mangels Einsicht dagegen verwehren, sich mit ihren Vorurteilen auseinander zu setzen. Und natürlich jene, die stolz darauf sind.

  10. 10
    Benjamin

    Erinnert mich ein bißchen an die Frauentagsdiskussion.

  11. 11

    @#783951: Du sprichst in deinem Blog direkt Alexander Lehmann an und schreibst: „Offenbar ist es Ihnen egal, dass Sie ein klassischer White Supremacist sind, dem (das Wissen um) Rassismus, Herrschaft und Dominanz am Allerwertesten vorbeigeht.“

    Klingt jetzt nicht so nach differenzierter Kritik an seinem Stil (die ich, wie oben verlinkt, an anderen Stelle auch habe).

    Mich würde wirklich interessieren, wie du dir Satire (ich finde, das Wort passt für die Clips nicht wirklich, mir fällt aber gerade kein besseres ein … „Polemik“ und „Groteske“ sind auch falsch), die oft völlig überzogen, ebenso oft am Rande des Erträglichen oder gar darüber hinaus daher kommt, in einer politisch korrekten Form vorstellst.

  12. 12
    Gunnar

    […]dem ist mitnichten so, es ging darum zu kritisieren, dass sein film kolonialrassistische bilder reproduziert und das aus diversen gründen problematisch ist.

    Äh ja. Das ist Satire(oder wie auch immer man es bezeichnen mag). Es wird bewusst eine überspitze Darstellung gewählt. Mal ganz abgesehen davon dass „der Afrikaner“ traurigerweise von vielen ganz genau so wahrgenommen wird, wie von Alexander Lehmann dargestellt. Es ist also durchaus positiv, dass er diese Sichtweise in den Fokus rückt und sie thematisiert.

    Also anstatt diese sinnlose Diskussion zu führen, wäre es besser wenn man seine Energie dazu verwendet sich mit echten Rassisten zu beschäftigen. Es ist z.B. ein Skandal, dass die Neo-Rassisten von PI nun seit Jahren juristisch unbehelligt ihre braune Gülle in Blogs und Foren kippen können.

    Und by the way: Ich finde man macht sich immer ein bisschen lächerlich, wenn man hinter jedes Wort ein _innen pappt.

  13. 13

    @#783972: Hmm. In meinem Blog gibt es aber noch einen Ausgangstext und eine Diskussion vor diesem Kommentar. Da geht es schon differenzierter zu.

    Eine politisch korrekte und nicht gewaltförmige Fom von Satire ist nun mal eine, die ohne Ausgrenzung auskommt. Heißt genauer gesagt, ohne die Reproduktion von Rassismen, Sexismen, Homophobie, etc. Wie bereits auch schon mehrfach niedergeschrieben habe, ist es nun mal leider nicht so, als seien diese Bilder, die Alexander da produziert hat, überzeichnet. Sie sind es subjektiv für jene, die schon Vorwissen mitbringen. Rassismus gehört für die meisten nicht zum Alltagswissen. Mediale Inszenierungen arbeiten an sehr vielen Stellen mit offenen Rassismen und Sexismen, ohne diese aufzubrechen. Eine Überzeichnung ist kein Bruch. Schon gar nicht, wenn sich ein weißer hinstellt und Schwarze malt. Und hinterher behauptet, das sei kritisch.

    Das Video dadurch zu legitimieren, dass ein paar weiße es nicht rassistisch oder problematisch finden, ist in meinen Augen white supremacy. Rassismus ungebrochen zu reproduzieren und das passiert in dem Video, ich habe begründet wieso, andere haben das auch getan (siehe verlinkte Kommentare), ist eine Form von Exklusion und Gewalt. Das wiederum zu bagatellisieren, ignoriert Schwarze als Zielgruppe des Videos – mehrfach. Und schreibt fort, dass wir weißen uns anmaßen können zu entscheiden, wann Rassismus als Stilmittel angebracht ist. Eigentlich müssten wir uns immer gegen diese Form des Stilmittels entscheiden.

  14. 14
    Greyknight

    @lantzschi
    „Das wiederum zu bagatellisieren, ignoriert Schwarze als Zielgruppe des Videos – mehrfach.“

    Ich als „Afro-Deutscher“ bin in der Lage die satirische Aussage des Videos wahr zu nehmen. Persönlich finde ich es recht schwierig, wenn mir von anderen Leuten (seien sie weiß oder schwarz) erklärt wird, wie ich etwas aufzunehmen habe. Am problematischten wird es für mich, wenn ein Weißer für sich vereinnahmt, mir zu erklären, wann ich mich aufregen sollte (du wirst als Zielgruppe ignoriert!) und wann ich mich nicht aufzuregen habe (Negerkuß ist doch nicht schlimm!).

    Im Übrigen verstehe ich mich von diesem Video an der Verursacher-Seite als europäischer Bürger angesprochen. Zu implizieren ich müsste mich mit den Afrikanern identifizieren und nicht mit den Europäern ist rassismus.

  15. 15

    @#783980: Dann schlage ich vor, dass wir die Debatte Schwarzen überlassen sollten. Jedes weitere Wort von uns beiden Weißen wäre somit White Supremacy, in letzter Konsequenz auch deine Kritik.

    Ich verstehe jetzt aber tatsächlich besser, was du meinst. Dir sind die Klischee-Zeichnungen nicht überspitzt genug, um unmissverständlich als Übertreibung/ Überzeichnung verstanden zu werden (korrekt?) – darüber muss ich nachdenken, denn ich empfinde sie als absichtlich boshafte Überzeichnung und frage mich, ob jemand, der diese nicht erkennt, dann überhaupt den Sarkasmus im Text erkennt und somit den ganzen Clip überhaupt verstehen kann. Wahrscheinlich nicht. Es könnte also durchaus sein, dass einige Leute den Clip missverstehen.

    Aber diese Gefahr besteht bei fast allem, was man von sich gibt. Muss ein Künstler/ Produzent also deshalb auf jeden möglichen Rezipienten Rücksicht nehmen?

  16. 16

    @#783999: Weitgehend d’accord. Obwohl ich nicht der Meinung bin, dass Rassismuskritik lediglich Aufgabe von Schwarzen sein kann, wie Tim Wise in „The White Guilt“ schon deutlich gemacht hat. Aber ja, es steht zur Debatte, wie das Thema von wem verhandelt wird.

    Nein ein_e Künstler_in/Produzent_in muss nicht auf jede_n potentielle_n Rezipient_in Rücksicht nehmen, das ist glaube ich gar nicht möglich. Was aber möglich ist, im Vornherein abzuklären, wie erz bereits weiter oben anmerkt, dass es unerheblich ist, was sich ein_e Künstler_in/Produzent_in dabei denkt, sondern was dieses Stück, was ich da produziere mit gesellschaftlichen Verhältnissen macht, wie es sich einbettet, wen ich erreichen will und warum ich es so gestalte und nicht anders. Natürlich kann dann wieder Kritik kommen, aber auf die bin ich dann möglicherweise besser vorbereitet, als Alexander Lehmann, dem offenbar nicht klar ist, womit die Kritiker_innen ein Problem haben.

  17. 17

    Okay, ich sollte nicht nur auf Twitter lästern, sondern auch hier meine Anmerkungen hinschreiben. Du ziehst das Fazit: „Ein Künstler, dessen humanitäre Absichten klar erkennbar sind, muss erklären, dass er kein Rassist ist: Ich bin mal wieder baff, was es so alles gibt. Das Leben ist ein einziger Volkshochschulkurs.“
    Meine Güte: Das ganze 19. und frühe 20. Jahrhundert ist ein einziges Beispielgrab für Menschen, die mit allerbesten humanitären Absichten Rassisten waren. Denkst du denn, Rassismus ist nur etwas, das bei doofdumpfbackigen Sarrazins vorkommt?
    Offensichtlich hast du dich mit dem Thema Rassismus (oder eher „Whiteness“) noch nicht wirklich ernsthaft auseinander gesetzt. Auch deine unbedarfte Verwendung des „Lassen wir das doch die Schwarzen diskutieren/entscheiden“-Arguments (ein Klassiker) lässt mich das vermuten.
    Das ist ja auch nicht unbedingt ein Vorwurf. Wir alle haben uns ja doch mit allen möglichen Themen noch nicht genauer beschäftigt. Aber man könnte halt mal in Erwägung ziehen, dass man über diesen oder jenen Aspekt bisher vielleicht noch nicht gründlich genug nachgedacht hat.

  18. 18
    Astui

    Darf ich mal dazwischen fragen, wie man es mit der gesprochenen Sprache handhabt, wenn jemand(!) so schreibt: „Nein ein_e Künstler_in/Produzent_in muss nicht auf jede_n potentielle_n Rezipient_in Rücksicht nehmen …“?
    Sorry, aber eine ernste Frage, weil ich es mir absolut nicht vorstellen kann. :)

  19. 19
    Gunnar

    Hilfe, die Feminist_innen 2.0 kommen. Alexander Lehmann ist nicht nur ein White Supremacist, sondern steht natürlich auch mit den Kolonialherren des 19. und 20. Jahrhunderts auf einer Stufe? Waren die kleineren Keulen gerade ausverkauft?

  20. 20

    @#784010: Die Konsequenz dieser Erwägung wäre, sich dann also gründlicher mit diesem oder jenem Aspekt zu beschäftigen. Dann mit den Widersprüchen zwischen diesem und jenem. Dann mit möglichen Konsequenzen der Entscheidung für dieses oder jenes Vorgehen. Und wenn man sich dann tüchtig durch alle Lesarten gearbeitet hat, alle Argumente kennt und die Entscheidung für das richtigste Leben im falschen getroffen hat, wenn die eigenen Arbeiten zu Tim Wise, Toni Morrison, „Onkel Tom’s Hütte“, „Tim im Kongo“, dem Struwwelpeter, Albert Schweitzer, Judith Katz und, na klar, Levi-Strauss, Derrida und Aristoteles die Regale und Festplatten füllen, dann darf man ein kritisches Video machen, denn dann hat man das theoretische Rüstzeug dazu.

    Das ist doch Quatsch, nicht weniger.

    Ich kann die Kritik durchaus nachvollziehen, und auch Lehmann geht darauf ein und legt dar, was ihn mit seinem wasweißich Designstudentenhintergrund dazu gebracht hat, „den Afrikaner“ eben als „den Afrikaner“ im Sinne seines Erzählers darzustellen. Ich persönlich würde mich damit zufriedengeben, ihm noch ein Paket mit klugen Büchern packen und gespannt sein, ob’s beim nächsten Mal denn in meinem Sinne besser geht. Hier läuft jedoch ein Entrüstungsapparat heiß, der auf einen Aspekt eines an Ansatzpunkten für Kritik nicht eben armen Videos geschult und fundiert reflexhaft reagiert, und der – „Deine Erklärung zeigt nur, dass du’s einfach nicht verstehst.“ – nicht ruhen will, ehe sich sein Schöpfer zurückzieht, entschuldigt und gelobt, nie wieder ohne vorherige Konsultation aller, aller, aller Studenten aller, aller, aller Geisteswissenschaften Kritik an den Zuständen zu äußern.

  21. 21

    Auf „einer Stufe“ mit Kolonialherren steht hier niemand, es geht um eine Beschreibungstradition.

    Es gibt auch Beschreibungstraditionen, mit denen (zumindest offiziell) gebrochen wurde. Oder wie würden wir es finden, wenn in einem Filmbeitrag, der den Nationalsozialismus kritisieren will, „die Juden“, „die Zigeuner“, „die Homosexuellen“, „…“ als Figürchen exakt so gezeichnet wären, wie die Nazis diese beschreiben? (Gesichter, Bekleidung, Haltung, Ausdrucksweisen den rassistischen, homophoben etc. Vorurteilen entsprechend).

    Die Kritik an dem Bild kann noch so human intentioniert sein, das Bild selbst ist es, was sich weiter einprägt.

  22. 22
    Andi

    @Astui(18): Ich glaube, die abgetrennten Buchstaben bzw. Silben sollen separat betont werden, also z.B. „ein eh Künstler inn“. Jedenfalls habe ich das schon ernsthaft so gehört.

    Wobei in letzterem Fall („Künstler_in“) der Unterstrich offenbar die neueste Mode zu sein scheint; bislang wurde da ja eher ein großes „I“ mitten im Wort geschrieben, was ich jetzt kaum noch sehe. (Vermutlich ist es als phallisch entlarvt worden oder so.)

  23. 23
    DeKay

    @#784022: als phallisch entlarvt :D You made my day ;)!

  24. 24

    @#784022: Warum vermuten, wenn man auch nachlesen kann? http://de.wikipedia.org/wiki/Gender_Gap_(Linguistik)

  25. 25
    Greyknight

    So ich setz mich jetzt mal mit meinem Popcorn an die Seite und schau mal, wer hier gewinnt, wenn weiße Anstandsbürger darüber streiten, wer am political correctesten ist. (Ich kann mal vermuten, das Gewinner nicht die Volksgruppen/Ethnien sind, über deren Köpfen hinweg diese Diskussion statt findet) ;)

  26. 26
    Hatem

    Rassismus? Blödsinn. Entlarvung von Rassismus.
    Muss man auch nicht erklären.
    („Bilde Künstler, rede nicht.“)
    Erklären muss man nur, wenn Leute etwas missverstehen wollen.

    Könnte es sein, dass Frau Lantzsch übersuperpolitischkorrektverbissen ist?

    @andi
    LOL.

  27. 27

    Sich hier künstlich aufzuregen ist genau so sinnvoll, wie bei irgendeinem linken Solifest mit einer „Nie wieder Faschismus“-Fahne herumzurennen. Man kann sich danach toll selbst auf die Schulter klopfen, weil man es mal wieder geschafft hat, noch einen Zacken antifaschistischer, aufgeklärter und toleranter zu sein, als die Menschen um einen herum. Gleichzeitig riskiert man nichts, man bewegt sich ja unter Seinesgleichen.

    Auf die Idee, mal mit der Fahne in einer Gegend herumzurennen, in der Leute leben, die Faschismus eigentlich ganz okay finden, kommen die wenigsten. Genau so, wie sich kaum einer auf die Seiten von PI, oder vergleichbaren Mist traut, um den dort versammelten Arschkrampen mal die Meinung zu sagen.

    Stattdessen: sinnlose Selbstzerfleischung unter Linken, wie gehabt.

    Das Argument „Wenn ich als Empfänger etwas nicht (oder falsch) verstehe, hat der Sender einen schlechten Job gemacht“ ist auch nur bedingt tauglich. Einfach, weil es immer möglich ist, etwas falsch zu verstehen, wenn man sich nur stark genug bemüht, oder blöd genug ist. Kommunikation lebt auch davon, dass der Empfänger zum Mitdenken herausgefordert wird, kombinieren, Rätsel lösen kann. Kuckt euch mal gelungene Werbung an – da steht nicht: „Kauft Produkt A, denn Produkt A ist das Beste!“, sondern sie ist oft sehr subtil, oder ironisch aufgezogen – und dies auch auf die Gefahr hin, dass ein Teil der Menschheit die Botschaft nicht versteht.

  28. 28
    Astui

    @#784022: „ein eh Künstler inn„? Dann also auch: “ jede enn potentielle enn„?? Kann ich mir nicht vorstellen, dass jemand so redet.
    So kann man doch kein ernstes Gespräch führen. Oder?

  29. 29
    Gunnar

    @jogl

    Das liegt allerdings daran, dass die Ober-Krampen auf jenen Seiten keine konträre Meinung zulassen/sofort wieder löschen. ;)

  30. 30

    @Gunnar
    Bei den Foren ganz rechts magst du recht haben, aber es gibt noch mehr als genug normale, nicht primär politische Foren, in denen z.B. Sarrazin bejubelt wird, oder (um beim Beispiel zu bleiben) Afrikaner generell als dumm, faul und somit selbst schuld hingestellt werden.
    Es gibt, zumindest in meiner Nachbarschaft, auch mehr als genug Menschen, die die jeweilige Meinung der Bildzeitung unreflektiert übernehmen. Mit denen muss man diskutieren! Auch wenn es weh tut.

    Die Welt wird keine Bessere, wenn Alexander Lehmann, nachdem er nun auf den Deckel bekommen hat, zukünftig nur noch kreuzbrave, garantiert nicht missverständliche Langweilerfilme produziert.

  31. 31
    Cassandra

    @jogl

    Hmm, wo Du „Selbstzerfleischung“ sieht, sehe ich eigentlich ganz normale Kritik und Gegenkritik und Gegengegenkritik usw..
    Sinnlos finde ich das ganz und gar nicht.
    Das heißt ja vielmehr, dass nicht alles was mit dem Label „Antirassistisch“ versehen wird, auch einfach unkritisch durchgewunken wird.

    Und das man sich in diesem konkreten Fall unter Seinesgleichen bewegt, ist ,denke ich, unvermeidbar. Es geht ja gerade um Kritik an antirassistischen Aktionen, die vielleicht gar nicht so völlig antirassistsich sind.

    Das jetzt mit offen rassistisch lebenden Leuten diskutieren zu wollen ist dann nicht sehr sinnvoll.

  32. 32
    Hatem

    Um es mal unmissverständlich auszudrücken:
    Die Leute, die Alexander Lehmann wegen dieses Films als Quasi-Rassisten dissen, sind im Netz das, was man in der Berliner Realität „Kiez-Taliban“ nennt.

    (Politisch korrekt muss es wahrscheinlich „Kiez-Taliban_innen“ heißen.)

  33. 33
    Hatem

    @#784047:
    Verehrte Cassandra,
    wenn Anti-Rassisten nur miteinander diskutieren, ist in meinen Augen die Wirkung gering. Man bestätigt sich gegenseitig, schön, braucht man manchmal auch. Aber sonst?

    Ich rede auch mit Leuten, die „Thor Steinar“ tragen, und ich glaube, das bringt mehr, als wenn man sich nur mit Leuten beschäftigt, die sowieso die eigene Meinung teilen. Das ist manchmal frustrierend, manchmal gibt es Zoff, aber manchmal gibt man solchen Leuten auch Denkanstöße. Und, gebe ich gerne zu, manchmal verstehe ich die Reaktionen mancher Leute auch besser. Was nicht heißt, dass ich sie akzeptiere oder gar gutheiße.

  34. 34
    Martin

    Ich finde den Film nicht so gut, weil bei mir die Ironie nicht so recht zünden mag. Mir ist das ein bißchen zu einfach gestrickt.
    Menschen, die dem Autor vorwerfen, Rassismen zu reproduzieren, kann ich nicht verstehen. Viel Wirbel um nichts.

  35. 35
    Cassandra

    @Hatem

    ich schrieb ja auch in diesem konkreten Fall (Betonung auf „konkreten“ ;) )bleibt einem nichts anderes übrig als unter seinesgleichen zu diskutieren. Es geht ja schließlich um eine Diskussion unte Antirassisten die sich nicht einig sind ob etwas nun antirassistisch ist oder nicht.

    Und im allgemeinen sollte die Faustregel „Nicht immer unter seinesgleichen bleiben/ nicht immer dem Chor predigen“ nicht dazu führen, keine Selbstkritik im eigenen Lager mehr zuzulassen.

  36. 36
    Bluberbert

    Kunst muss nun mal auch Ambiguitäten schaffen und provozieren dürfen, sonst könnte man auch gleich in einem ausführlichen Zeit-Leitartikel seine Position zur europäischen Außenpolitik darlegen. Dieses Gutmenschentum ist wirklich widerlich.

  37. 37
    Mia

    Hi,

    mag nicht mal jemand Greyknight antworten? Also vor allem die Kritikerinnen (die ja in einigen Punkten Recht haben mögen, mag ich hier gar nicht drüber urteilen) des Films wie lantzschi?

    Denn ich hatte mich ehrlich gesagt auch gefragt, wie denn Schwarze Menschen diese Diskussion sehen, und jetzt meldet sich jemand zu Wort und er wird von denen, die vorher – ohne ihn zu fragen – vorgeblich „für ihn gesprochen haben“ mit seiner Kritik total ignoriert. Schade.

    Dann würde ich noch vorschlagen, stärker zwischen Film und Autor zu trennen. Alexander Lehmann für seine guten Absichten so persönlich anzugreifen, wie das z.b. bei Medienelite in den Kommentaren geschieht, finde ich unnötig und es macht die Welt auch nicht zu einem besseren Ort. Man kann ja trotzdem sagen, dass ein Film Rassismen transportiert – das macht seinen Autor nicht unbedingt zum Rassisten (klar, kommt auf den Rassismusbegriff an. Man kann sagen, jeder, der Rassismen transportiert, ist ein Rassist, dann sind halt dummerweise ungefähr alle Leute Rassisten).

    Was mir zuletzt noch aufgefallen ist, ist die teils sehr akademische Sprache der Kritik. Ich verstehe gut, dass Fachbegriffe nutzen manchmal schneller und treffender ist – aber es ist ein Ausschlussmechanismus, der diejenigen ausschließt, die sich z.B. kein Studium leisten konnten, oder keine Zeit haben, viel zu lesen, weil sie z.B. auch in ihrer „Freizeit“ noch prekäre Jobs annehmen müssen, um alleinerziehend zwei Kinder durchzukriegen, oder… Manchmal scheint es mir, als seien viele Menschen zwar sehr sensibel gegenüber Strukturen, die Frauen, People of Colour, Schwule und Lesben oder Trans* oder andere marginalisierte Gruppen benachteiligen, aber dass wir auch mangelnde Chancengleichheit im Bildungssystem haben und nicht alle jeden Diskurs kennen können, und dass man durch seine Schreibe auch Leute ausschließt, die weniger Bildungsprivilegien genießen, das Bewusstsein fehlt mir oft.

  38. 38
    xconroy

    Ich bin immer wieder erstaunt, was für Diskurse es (hierzulande?) gibt, zu denen ich ÜBERHAUPT keinen Zugang finde.

    Nach Lesen dieser Diskussion habe ich gerade das dringende Bedürfnis, einen Eimer eiskaltes Hallowach auf ein paar Leute zu kippen, die Lehmann ERNSTHAFT (!) Rassismus unterstellen. Kann man das wirklich ernst meinen? Ich stehe da derzeit genauso verständninslos diesen für mich völlig abstrusen Reaktionen gegenüber, wie Johnny anscheinend auch.

    Für mich ist das Video und seine Message völlig klar und nicht weiter von Belang, und auch nicht besonders gut (zu plump, hatte ja auch Martin geschrieben). Entschuldigung, aber wenn selbsternannte „medieneliten“ schon bei sowas ihre Neigung zu überkomplexer Assoziation nicht beherrschen, was passiert dann mit ihnen, wenn man sie zb. mit der „Daily Show“ konfrontiert, oder nur mit „South Park“?

    Ich sehe es *nicht* so, daß man dem angepeilten Empfänger sein Produkt immer mundgerecht und schmerzfrei servieren muß. Bei Satire wäre das sogar kontraproduktiv – die ist nämlich genau dann gut, wenn sie ein kleines bißchen mißverständlich ist. Wer das nicht begreift darf sich bei Mario Barth auf die Schenkel hauen. Aber wer das sehr wohl begreift (das tun die „Kritiker“ nämlich) und sich dann zum Sprecher der von ihm definierten Doofen aufschwingt und damit strukturell genau das tut, was er Lehmann in seinem Verhalten gegenüber „den Afrikanern“ vorwirft (siehste mal, ich kann die gleiche Argumentationsschiene benutzen… hab sogar „strukturell“ gesagt xD), der hat – in meinen Augen – ganz schön viel ganz schön wenig begriffen. Bzw. macht aus relativ wenig, was hier zu begreifen wäre, ziemlich viel überflüssigen pseudoproblematischen Anhang.

    Sollte Lehmann also seinen Stil ändern, um diesen Leuten (und nicht den von ihnen so großmütig vertretenen „Doofen“) gerecht zu werden? Käse! Diese Personen rezipieren ihn falsch, weil sie es so *wollen*. Nicht, weil sie es nicht *können* – mit Dummheit hat das nichts zu tun, denn das Video ist so plump und der Sprecher so kalkofeesk, daß selbst der größte Barthklopper und Hauptschulabbrecher schnallt, was Aussage ist.

    Wenn Lehmann also, wie „erz“ fordert, seine Informationsvermittlung mehr an die Empfänger anpassen soll, auf die er abzielt, dann gibt es da nur genau EINE Gruppe, die Probleme bereitet, und zwar die (fast hätte ich „Gutmensch“ geschrieben) „besorgten Mitbürger“, die sich fleißig bemühen, jedes auch nur theoretisch mögliche Mißverständnis („theoretisch möglich“ hier im Sinne von: so theoretisch möglich, wie es theoretisch über 10.000 verschiedene Kombinationsmöglichkeiten bei TicTacToe gibt… nur sind die allermeisten davon so sinnfrei, daß kein noch so dummer Dödel sie ernsthaft anwenden würde oder auch nur könnte) so zu einer potenziellen Bedrohungslage hochzukonstruieren, daß man eigentlich lachen könnte.

    Die wahre Satire findet hier in den Kommentaren statt.

    Und ich staune immer noch darüber, was Leute alles tatsächlich ernst meinen können.
    (würden besagte Leute ihre Argumentation konsistent fortsetzen, ließe sich dieser Kommentar übrigens ausschließlich in einem rassismusverteidigenden Rahmen deuten. Das ist so ähnlich wie, daß man „struktureller Antisemit“ ist, wenn man „Heuschrecken“ kritisiert. Ich verstehe solche Argumentationen nur aus dem Blickwinkel ihres formalen logischen Aufbaus, aber ihre grundlegenden Axiome bleiben mir rätselhaft).

    (übrigens wurde mir schon mal gesagt, daß ich, weil ich solche Konstrukte nur abstrakt nachvollziehen, aber nicht „fühlen“ kann, gar kein „richtiger Linker“ sein könne. Meine Fresse).

    Und, bleibt mir jetzt zur Selbstdefinition nur noch die Schublade „Mainstream/Stammtisch“? So wie „Stadionrock“ im Verhältnis zu, sagen wir mal, Sonic Youth? Will ich ja auch nicht, dann wäre ich ja genau der dumme Barthjünger, für den die Medieneliten so selbstlos den Vormund geben, und wer möchte das schon sein.

    Manchmal kann man tatsächlich nur alles falsch machen. Jedenfalls, wenn man bestimmte Diskursrichtungen ernst nimmt.

  39. 39
    Cassandra

    @Mia

    Hey, nicht allen ist ja an ihrem Nickname ihre Hautfarbe anzusehen! ;)
    Mir, als Afrodeutsche, geht halt schon Wiederholung von Klischees auf die Nerven. Ich verstehe natürlich, dass der Film satirisch gemeint ist, aber trotzdem benutzt er die alten, abgestandenen Bilder und fügt der allgemeinen Diskussion keine neuen Bilder zu.

    Richtig toll wäre, für mich halt, wenn jemanden mit seinem Projekt aus den ganzen Klischees ausbrechen würde, und die Lebenssituation von Menschen jenseits des Klisches aufgreifen würde.

    Deinem Absatz über die Bildungsprivilegien stimme ich aber zu. Schwierige Sprache erzeugt unnötige Barrieren.

  40. 40
    xconroy

    PS: der Kollege „TakaTukaLand“ darf übrigens gerne erklären, wie er denn den „sairischen Bruch“ in der Darstellung der Afrikaner gerne hätte, dessen Fehlen er in Lehmanns Blog so wortreich kritisiert.

    Manchmal ist es nämlich viel, viel hilfreicher, einfach zu sagen, was man möchte, statt zu lamentieren daß alles scheiße ist und keiner einen versteht.

    So, und jetzt reframe ich mal besser, es gibt Wichigeres als derart absurde Diskussionen. Nicht gerade Japan-verstrahlt-wichtig, aber Essen-brennt-an-wichtig.

  41. 41

    @xconroy:
    ich will ein Kind von dir.

  42. 42

    Alter Hut. Die Erste Allgemeine Verunsicherung hatte vor 28 Jahren Ärger mit ihrem Lied Afrika – ist der Massa gut bei Kassa wegen angeblichem Rassismus.

    Einige Jahre später gab’s dasselbe in grün nochmal, diesmal wegen angeblicher Verhöhnung von Behinderten. Dabei war es nur ein Lied über die Folgen von Tschernobyl.

  43. 43

    Ich seh‘ das übrigens recht entspannt. Lehmanns Video habe ich bei seinem Kommunikationsdefizit auch weniger gemeint, als seine Verweigerung der Kritik daran. Kann man machen, muss man nicht. Empörung sieht bei mir anders aus. Könnt mir gerne das Gegenteil unterstellen, ich wollte das nur mal klarstellen. Schließlich bin ich mal ein deutlich besserer Mensch, als all diese Gutmenschen, von denen immer die Rede ist. Da sind höchstens Mats Hummels und Mesut Özil noch besser.

  44. 44
    xconroy

    @#784067:
    mhm… ok, wie sollen aber die neuen Bilder jenseits der Klischees aussehen?

    Eine Möglichkeit wäre vllt, statt das Provokationsbild „alle sehen gleich aus, wie geklont“ zu verwenden, wie Lehmann es getan hat (und dabei wohl darauf anspielt, daß die Frontexfreunde da halt eine undifferenzierte Masse Mensch sehen) die Leute als Individuen darzustellen. Damit schlüge man zwei Fliegen mit einer Klatsche: man läßt die „medieneliten“ ins Leere laufen (bzw. zwingt sie dazu, neue Angriffsstrategien zu entwickeln ;-)) UND provoziert möglicherweise sogar noch mehr/schmerzhafter:
    sich vor Augen zu halten, daß da keine Horde Klonneger absäuft, sondern Tausende individueller Geschichten, Schicksale, sozialer Verbindungen, Weltbilder, Träume und persönliche Marotten ein wahlweise nasses, erschossenes, verhungertes, gedemütigtes und in jedem Fall menschenverachtendes Ende finden, das ist noch ne Stufe härterer Tobak… und das dann mit diesem wirklich guten Kalkofe-Style vorgetragen!

    Wie ließe sich das bewerkstelligen?
    Man sollte erstmal nicht den Fehler machen, die Klischees einfach nur zu verfeinern (Pygmäen und Massais oder so… das wäre erstmal nicht die Realität und außerdem so, als wenn man Europäer statt einheitlich weiß und mit Schlips stattdessen mit Lederhose, Pelzmütze oder Baguette unterm Arm darstellt).
    Eher so, SendungmitderMausmäßig: „Das hier ist der Herr Diarra aus Mali (ja man… das ist dort nun mal ein Name wie hier Müller… und der „Herr“ statt irgendein Vorname schafft gleich den richtigen Rahmen für den angestrebten Zweck). Der Herr Diarra hat sieben Kinder, spielt gerne Fußball und ist Fan von Werder Bremen, hat lange als KFZ-Mechaniker gearbeitet, aber wird trotzdem zu schlecht bezahlt, um seine Familie zu ernähren. Darum macht er sich, genau wie sein Kollege, der Herr Keita, auf den Weg…“ usw. Nur mal so als Ansatz gedacht.

    Es ginge also schon. Nur warum muß ich jetzt solche Verbesserungsvorschläge schreiben? Ich bin doch keine Medienelite…

  45. 45
    Cassandra

    @xconroy

    einfacher wäre es doch auf die Vielfalt auf den Medien aus Afrika hinzuweisen. Es fällt ja schon einmal viel schwerer sich Mensch als gesichtslos Masse vorzustellen, wenn man sieht, dass es dort auch Krimiserien, Celebtalkshows, Sportschauen usw. gibt:
    http://www.sabc.co.za/wps/portal/SABC/SABCTV

    Ein Projekt zum Thema „Bilder aus Afrika“ wurde vor einiger Zeit auch mal hier vorgestellt:
    http://afrikawissenschaft.wordpress.com/2010/07/03/bilder-von-afrika/#more-308

  46. 46

    Warum hat noch niemand eine Software entwickelt, die zusammenhängende Diskussionen, die sich auf diverse Blogs verteilen, zusammenführt? Jedenfalls, von nebenan rüberkopiert:

    In einer Debatte, die viel mit Befindlichkeiten und Wahrnehmung zu tun hat, gibt es kein richtig oder falsch. Schon gar nicht, wenn es um Themen geht, bei denen Privilegien und Diskriminierung eine Rolle spielen. Deswegen überrascht und ärgert mich die Selbstgerechtigkeit bei vielen Beiträgen.

    Es ist doch keine neue Erkenntnis, dass Menschen in der digitalen Kommunikation dazu neigen, hemmungsloser zu werden, bestimmte durchaus erprobte Umgangsformen des Offline-Lebens eher fallen lassen. Weil die Anonymität (scheinbar) größer ist, weil wir den Ton des vorher Gesagten nicht gehört haben, weil .. diverses. Warum muss das ausgerechnet bei einer so sensiblen Thematik so ausbrechen? Glücklicherweise gibt es auch eine Reihe von Ausnahmen, und denen bin ich wirklich dankbar, ganz egal, ob sie meiner Position nahe stehen oder nicht.

    Reagiert Euch doch bitte an einem beliebigen Sandsack ab, und denkt ansonsten nochmal über das Geschriebene nach, bevor Ihr ‘Absenden’ klickt.

  47. 47

    @#784016: Deswegen hast du auch gleich eine größere genommen, als Du die Zielgruppe für den Kommentar ausgesucht hast? In den Wald rein.. und raus.. und so.

  48. 48
    qwert

    @#784017: Wie Recht du hast, danke für deinen Rant :)

    Ich musste heut früh raus wegen ner langen Autofahrt, schau kurz beim Kaffee noch ein paar Blogs durch und – verdammt sei meine Neugier – spicke kurz in die Kommentare. Folge waren 20 Minuten ungläubiges Lesen verschiedenster Kommentarspalten, und ich glaube währenddessen ist mir ein graues Haar gewachsen. Lasst mich nur soviel sagen: Es gibt verschiedene Formen von Herrschaftsdenken, und eine davon hat sich heute wieder ganz deutlich gezeigt.

  49. 49
    fridge

    So wie ich das sehe, ist der einzige Fehler, den der Künstler gemacht hat, der, dass er sich erklärt hat. Ist für die Kritiker dieses Films die ‚Titanic‘ eigentlich ein nazi-kommunistisches Hetzblatt oder was? Das ist mal fehlgeschlagene PC auf der ganzen Linie.

  50. 50
    S. Schwarzmeister

    Manche Kommentare erinnern mich traurigerweise an die „Sammelaktion“ für Wikipedia und den Short, in dem die Mutter das Kind misshandelt.
    Dumb people everywhere.

  51. 51
    Dom

    Mal davon abgesehen, dass ich den Film nicht rassistisch finde, sondern das für mich unter zynischer und makabrer Satire läuft, finde ich ihn überhaupt nicht originell oder in sonstiger Weise sehenswert. Oder bin da jetzt Satire-Banause?

  52. 52
    berlinerbaer

    Mal vom Bashen zurück zur Thematik

    Das satirische Element, dass die afrikanisch-europäischen Beziehungsverhältnisse „entlarvt“, durch den sarkastischen Ton und die widersprüchliche bildliche Darstellung ist das eine. Vielleicht plump, aber ok.
    Wie sich auf Afrikaner in stereotyper Weise bezogen wird, durch Sprachliches aber vor allem auch die bildliche Darstellung, ist wohl eher der Teil der kritisiert wird. Ich denke die generelle Problematik hierbei ist, dass die satirische Kritik hier quasi stereotype Bilder selbst verwendet um durch Überspitzung ihre Absurdität vor Augen zu führen.
    Nur im Gegensatz zum oben beschriebenen Aspekt, ist dies hier weniger eindeutig, da weniger überspitzt und absurd. Es fällt somit vielleicht nicht jedem auf, dass es sich auch bei der Darstellung von Afrikanern um Kritik handelt, sondern stärkt unter Umständen die klischeehaften Vorstellungen noch.

    Und ich finde die Diskussion keineswegs überflüssig, subtiler Antisemitismus, Rassismus, etc. sind meiner Meinung nach wichtige Themen, gerade weil es sich oftmals, im Gegensatz zur offenen Diskriminierung, um unbewusste Phänomene handelt, die aber einen Einfluss auf das eigene Verhalten haben.

    Sinnloser finde ich Leute die nichts besseres zu tun haben, als Diskussionen pauschal als sinnlos abzustempeln und Menschen mit anderer Meinung zu beleidigen, um sich bloß nicht selbst mal ein Stück hinterfragen zu müssen.
    Kritisiert die Kritiker, weil sie kritisieren, das ist deutlich sinnvoller als zu kritisieren..

  53. 53

    So many blogs, so many words, so little humor. That includes the film, well-meant as it is.

    Of course, the film is attacking European attitudes and policy towards Africans reinforced by European stereotypes of Africans. How stupid and humorless do you have to be to see this clip as racist? Solche Leute sind kaum zu retten.

    Who remembers Basil Fawlty telling his hotel staff „don’t mention the war“ in serving his harmless German guests? Many British viewers thought it was funny BECAUSE it criticised the humorless Krauts „who can’t take a joke“ and completely failed to understand that it was THEIR attitudes that were being satirised.

  54. 54

    @5:

    Das Video ist rassistisch. Das liegt nun aber nicht an Herrn Lehmanns Ausführungen, nicht einmal an der satirischen Übertreibung. Es ist die von uns allen durch Wahlen legitimierte Politik. Von daher ist nicht Herr Lehmann rassistisch (auch, wenn er teilweise böse übertreibt), sondern wir, die als Wähler so etwas überhaupt zulassen.

    Ich plädiere für ein dreimonatiges Moratorium zur Flüchtlingsfrage. Die paar Neger werden es wohl auf dem Mittelmeer so ohne Frischwasser schon aushalten. (Ja, der war ganz böse.)

    Liebe Grüße Jan