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Tunesday – The Strokes, Lykke Li, Cornershop

Tunesday was my first love and it will be my last. Zugehört, Spreeblick-Leser! Eine neue Folge Tunesday mit

The StrokesAngles
Holy Ghost!Holy Ghost!
French Horn RebellionThe Infinite Music Of French Horn Rebellion
Lykke LiWounded Rhymes
ChuckamuckWild for Adventure
Cornershop Cornershop And The Double-O Groove Of
Morning TeleportationExpanding Anyway

kommt genau jetzt:

The Strokes
Angles
Hach, ich erinnere mich noch gut an die Aufregung innerhalb meines Freundeskreises, als “This is it” herauskam. The Retter des Indierock! The Götter! The WeißderFuchs! Das Album machte großen Spaß, katapultierte mich samt Lieblingsmenschen auf die Tanzflächen dieser Stadt und blieb am Ende aber doch nur als musikalischer Nostalgiepuschel hängen. This war it für mich auch schon und an die Songs der Nachfolgeplatten kann ich mich erst recht nicht mehr erinnern. Ums kurz zu machen: ich gehörte nie zu den bedingungslosen Verehrerinnen dieser Band und hatte mich eigentlich auch ein kleines bisschen gegen die Besprechung ihres neuen Albums gewehrt. Doch dann waren da “Machu Picchu”, joa auch “Under Cover Of Darkness” und “Games”, doch vor allem das tolle “Two Kinds Of Happiness”, welches heutzutage locker in einem Film von John Hughes ertönte, würde er uns noch mit Filmen beglücken können. Sie alle bilden die hübschen Kontrapunkte zum eher lustlosen Gedengel der restlichen Songs und machen “Angles” zu einem annehmbaren 50/50-Hörerlebnis. Wozu gibt es schließlich die Skip-Funktion? [Anne]

„Two kinds of happines“ bei Hype Machine
♺ 18.03.2011
Amazon & iTunes

Holy Ghost!
Holy Ghost!
2008 begegnete mir ”Hold on” zum ersten Mal auf einem Mixtape von Cut Copy und verfing sich mit der das NYC-Dilemma perfekt beschreibenden Zeile “I love the city but I hate my job” sogleich ordentlich in meinen Gehörgängen. Welch Freude kam da auf, als ich feststellen durfte, dass ich diese schicken Klänge DFA Records rund um den anbetungswürdigen James Murphy zuschreiben konnte. Warum es allerdings eine kleine Ewigkeit brauchte, bis alle Geister beschworen waren, um ein komplettes Album von Holy Ghost! entstehen zu lassen, entzieht sich meiner Kenntnis. Dem “Donna-Summer-esquen” Sound (uh yeah) hat dies immerhin nicht geschadet und es ist eher angenehm verblüffend wie rund die ganze Geschichte dadurch am Ende geworden ist.

Der einzige Vorwurf, den ich Holy Ghost! machen würde, ist dass sie ihr musikalisches Tempo – und das nicht nur auf die Dauer der Albumaufnahmen bezogen – insgesamt ruhig anziehen könnten. Manchmal tröpfelt der Funk allzu gemächlich dahin, wo ich gerne von etwas mehr Dramaturgie gepackt werden würde. Wie ich hörte, sollen sie das live aber wieder wettmachen. [Anne]

♫ Download von „Do it again“
♺ 29.04.2011
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French Horn Rebellion
The Infinite Music Of French Horn Rebellion
Puh. Ich glaube ja, dass ich die nicht mal halb so schlimm gefunden hätte, wären mir da nicht auch noch diese beiden Videos unter die Augen gekommen. Ist natürlich alles voll ironisch gemeint und so. Williamsburg, ey. Klar. Nur alles, was ich diesem Album überhaupt abgewinnen kann, sind vereinzelte Songelemente und das auch bloß, weil sie mich an andere Künstler erinnern, die wirklich Musik machen. Wenn diese Jungs gegen irgendetwas rebellieren, dann ist es wohl Kreativität.

Und wie ich zufällig herausfand, nahm mir Laura Snapes vom NME bereits die Worte aus dem Mund:

[…] every song on their offensively long debut is a soulless, shit imitation of Daft Punk/Ariel Pink/Phoenix (delete as applicable) fed through some dusty equipment found in someone’s loft in a box marked 2005. No.

Tja, Greenpoint ist sowieso viel cooler. [Anne]

„The Body Electric“ bei YouTube
♺ 22.04.2011
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Lykke Li
Wounded Rhymes
Alle sechs Monate kommt irgendwo Musik heraus, die einen komplett umhaut. Für die letzten drei Kalenderjahre kann ich solche Momente an einer Hand abzählen. Darunter, und das werd‘ ich so schnell nicht vergessen, war das erste Mal Lykke Li. Die kleine selbstbewußte Schwedin mit dem Shoreditch-Gesicht, die einen spasmisch unbeherrschten Bewegungsdrang in koordinierte Eleganz übersetzen kann.

Jetzt also das schwierige zweite Album, mit knapperen Schlüppern, großem PR-Theater, alles noch professioneller (das Warner-Releasetheater vom letzten Mal läßt sich aber auch nur schwer toppen), vielen Vorschlusslorbeeren und der natürlich finalen, großen Enttäuschung. „Wounded Rhymes“ ist kein zweites „Youth Novels“, das ist klar. Aber wer ersteres liebte wird das zweite mindestens mögen. Dafür sorgen allein der Trotzallemhit „I Follow Rivers“ und das verwundet verwundene „I Know Places.“ Ich bleib dran Lykke! [Nico]

„Wounded Rhymes“-Albumstream bei Soundcloud
♺ 04.03.2011
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Chuckamuck
Wild for Adventure
Wenn das Bernd Begemann wüßte. Chuckamuck, die Garagepunker aus Berlin (aues Berlin!) singen so unbeschwert über ihren Alltag und die kleinen Dinge darin („Mars Mandel“, „Ostsee“ und die Freundin), dass sich der Vorkämpfer für den guten deutschsprachigen Befindlichkeitspop vor Kettcar mehrere Freudentränen verdrücken müßte. Und sie sind dabei musikalisch ebenso locker nah an den kalifornischen Wurzeln, dass es eine einzige unverkrampfte Freude ist den Jungs zuzuhören und -sehen. Schaut nur einmal in „Ostsee“ rein und ihr wisst entweder bescheid, oder müßt noch kurz das Auto umparken.
[Nico]

„Ostsee“ bei Youtube
♺ 18.03.2011
Amazon & iTunes

Cornershop
Cornershop And The Double-O Groove Of (featuring Bubbley Kaur)
[Plattenkritik, Grundkurs 1, Zwischenprüfung: Schreiben sie fünf Sätze über Cornershop ohne „Brimful of Asha“ zu erwähnen.]

Ehrlich! Ich kann über Cornershop nichts Böses sagen. Cornershop liegen nie falsch, Cornershop gehen immer und Cornershop werden bei mir immer einen besonderen Platz einnehmen. Und doch ist da jedes Mal beim Hören ein klitzekleines Aber.

Mit den Herren aus Großbritannien geht es mir immer wieder wie mit der Flugkunst nach Douglas Adam’schen Gesetz: „Der Trick besteht darin, dass man lernt, wie man sich auf den Boden schmeißt, aber daneben.“ Ich mag „Cornershop And The Double-O Groove Of“. Wirklich. Es ist toll und rund und eigentlich ganz wunderbar. Aber. Ja, aber dennoch vermisse ich permanent irgendwo dieses eine, ganz kleine Bisschen mehr. Und ich kann und kann nicht festmachen, wo genau.

Fun Facts: Das Album kommt diesmal komplett in Punjabi daher, hat grob sechs Jahre vom ersten Song bis zur Veröffentlichung gebraucht und wurde per Pledgemusic finanziert. [Philipp]

Cornershop bei SoundCloud
♺ 13.03.2011
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Morning Teleportation
Expanding Anyway
Es ist schon komisch mit Alben, die man überhaupt nicht auf dem Schirm hatte. So’n bisschen kommen die ja immer mit mehr davon, als man zum Beispiel seinen lang entgegengefieberten Lieblingen durchgehen lassen würde.

Genau vor zwei Wochen, kurz nach Veröffentlichen des letzten Tunesday, habe ich Morning Teleportation und ihr Debütalbum „Expanding Anyway“ entdeckt. Und mich sofort verknallt. Dachte ich zumindest. Denn Track 1, „Boom Puma“, traf in diesem einen Moment genau den richtigen Nerv. Über die folgenden Tage wurde mir dann zwar langsam klar, dass der anfängliche Begeisterungswahn doch mehr an der Strahlung des Pumas lag, als an der Kraft des Gesamtwerks, aber, das muss gesagt sein, das von Modest Mouse produzierte Album rotiert hier dennoch weiter fröhlich in meinen aktuellen Playlisten. Und nicht nur aus Faulheit. Wobei ich das Video zu Titelsong und Auskopplung 1 ein bisschen zu gezwungen hipsterich finde. – Nix gegen Hipsterei an den richtigen Stellen, aber ohne Neon funktioniert das bei mir in diesem Fall doch wesentlich besser. [Philipp]

Morning Teleportation bei SoundCloud
♺ 08.03.2011
Amazon & iTunes

Tunesday forever!

10 Kommentare

  1. 01
    rob rob, der robert

    Kein C418? :(
    Der führte immerhin über eine Woche die Bandcamp-Charts an und wäre etwas Aufmerksamkeit außerhalb der Minecraft-(und Deadmou5-)Szene wirklich wert:

    http://c418.bandcamp.com/album/minecraft-volume-alpha

  2. 02

    @#784432: Ich habe keine Ahnung, wie das passieren konnte. Da werden Köpfe rollen!

  3. 03

    “ Wounded Rhymes “ mein TOP Favorit!

  4. 04

    Bei Cornershop fehlt nichts, da ist eher was zu viel. Im Zweifelsfall nämlich zu viel Wumms auf der Anlage. Ich glaube ja, die Musik funktioniert am Besten im kleinen Monosound-Radio mit ordentlich scheppernder Qualität. Da noch ein guter Schuss Knarzen dazu und fertig ist der perfekte Klangteppich.

    Alternativ macht’s auch das Mobiltelefon. Und damit dann einfach mal bei Mittagssonne über den Kottbusser Damm spazieren ;).

  5. 05
    rob rob, der robert

    @#784433: Ist mehr Hinweis als Anprangerung. Aber ich arbeite gerne mit Schuldgefühlen, das hat sich im Alltag als effektiv erwiesen. Hoffe, ihr untermauert diesen Eindruck beim nächsten Tunesday.

    Bin – etwas mehr on topic – doch überrascht, wie scheiße French Horn Rebellion gefunden wird. Ich kenne das Album bisher nicht, habe Up All Night von 2008 oder 2009 aber in eher wohliger Erinnerung. Meh. :(

  6. 06

    Ähm, Anne, kannst Du mir bitte erklären, was ein Shoreditch-Gesicht ist, oder was ich mir darunter vorstellen kann?

    Und wehe, du kommst mir jetzt mit Jugend, Slang und Alter und so… ;o)

  7. 07
    Anne Wizorek

    @#784497: Mach ich gern. In diesem Fall lasse ich aber dem Kollegen Nico den Vortritt, der diesen Begriff überhaupt erst erfunden hat. :)

  8. 08
    Nico Roicke

    @#784498: danke, ab hier übernehme ich. :)

    @#784497: shoreditch ist zur ein szeneviertel in london, in dem sich junge menschen, partygänger, musiker, modemacher, models und designer mengen. shoreditch-gesicht meint, lykke würde da gar nicht weiter auffallen.

  9. 09

    Vielen Dank für die Aufklärung. Da werde ich gleich mal morgen auf Arbeit ein wenig mit angeben. ;o)

  10. 10
    Nico Roicke

    @#784500: ich bezweifel dass sich das irgendwie durchsetzen wird, aber wenn du mal in shoreditch bist solltest du da unbedingt ein pint trinken. gibt ne menge guter kneipen dort.