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Bundesliga 32

Gestern lag sie mir heulend in den Armen. Wir kennen uns kaum, wir sind Fussballfreunde. Fussballbekannte. Wir kennen unsere Namen nicht, wir sitzen jeden Samstag in dieser dunklen, verrauchten, wunderschönen Kneipe, am gleichen Tisch häufig, und sehen uns die Konferenz an. Und einmal, da ist ihr aufgefallen, dass ich mich gefreut habe, als Dortmund ins Tor traf, und sie hat sich auch gefreut, sie ist Borussin. Da hat sie mir einen Schnaps ausgegeben, mittags um vier. Einen Mexicana.

Seither grüßen wir uns. Sie weiß, dass ich kein richtiger Borusse bin, ich bin ihnen zugeneigt. Durch Beziehung. Man kann nicht jemanden aus Dortmund lieben und den BVB scheiße finden, das geht nicht. So viele Blumen kann man gar nicht kaufen.

Es gibt einen Haufen BVB-Kneipen in der Ecke, die Milchbar zum Beispiel oder das Intertank. Manchmal geht sie dahin, aber gestern nicht, gestern hatte sie einen Termin, einen wichtigen. Sie war erst spät fertig, und dann ist sie in die Kneipe gekommen, da stand es schon zwei null. „Ich bin da überhaupt nicht drauf vorbereitet, jetzt, gar nicht“, hat sie gesagt und zwei Mexicana bestellt.

Die ersten Tränen liefen ihr aus den Augen, als sie Dede gesehen hat, wie er sich aufgewärmt hat. Wie er in die Kurve geklatscht hat, und gelacht. Da hat sie angefangen zu heulen.

Und ich habe aufgehört zu denken, dass Dortmund nächste Saison einen effektiveren Stil finden muss, um in der Champions League zu bestehen, dass sie dieses aufwändige, laufintensive, erschöpfende Spiel wohl kaum noch eine Saison durchzuhalten sein wird, und warum sie eigentlich gegen Sevilla, gegen Paris überhaupt kein Land gesehen haben, und ja, am Ende der Saison sind sie ja doch…

„Mexicana!“ hat sie gerufen und in die Hände geklatscht.

Als wir angestoßen haben, hat sie mir ihren Namen gesagt.

Dortmund ist Meister. Schön.


Classico-Content.

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Es ist immer die Frage, wie eine Geschichte erzählt werden soll. Was erzählt werden soll und was nicht. Und nicht zuletzt, was der Leser aus den Worten für eine Geschichte herausliest, auch er agiert als Autor.

Die Geschichte rund um den Rücktritt Frank Schaefers als Cheftrainer des 1. FC Köln ist klar und eindeutig, glaubt man den Zeitungen und einem nicht geringen Teil der Fans in Foren und Blogs. Der aufrichtige Herr Schaefer, durch Indiskretionen und Intrigen aus dem Amt gemobbt von Sportdirektor Finke, der es schlußendlich erfolgreich schafft, Schaefer aus dem Amt zu vertreiben und es selbst zu übernehmen, weil er es nicht lassen kann, Trainer zu sein, weil er zu machthungrig ist, um jemanden neben sich zu dulden.

Spielbeobachter: Geschichte wird gemacht

9 Kommentare

  1. 01

    Danke Fred

    ‚Fehlfarben: Es geht voran‘

  2. 02
    stefan

    Topp!
    schöner beitrag!

  3. 03
    Chris

    Leider merkt man das du keine ahnung von Fußball hast. Dortmund war sowohl gegen Paris als auch gegen Sevilla das bessere Team. Aber trotzdem danke für den artikel

  4. 04

    In der Europa League war es wohl tatsächlich eher Pech, vielleicht lag es auch ein wenig an den Schiedsrichtern, letztendlich hat es auf dem Weg zum Titel aber nicht geschadet. Für die Champions League müssen sie sich wohl strecken, aber das gilt auch für Hannover und Mainz für die Europa League. Wenn es blöd läuft, sind wir den vierten CL-Startplatz schnell wieder los. Trotzdem, interessante Saison. Und jetzt, da mein FCK so gut wie gerettet ist, kann ich die letzten beiden Spieltage auch recht entspannt angehen. Auch wenn der Abstieg für Wolfsburg schon noch ein schönes und würdiges Ende der Saison wäre.

  5. 05
    Herr_M

    Danke. Auch ich: Dede gesehen. Geweint.

  6. 06

    @Chris
    Leider merkt man das du keine Ahnung vom Fußball hast. Wären sie besser gewesen, hätten sie gewonnen. Nur schön spielen reicht nicht, Effizienz ist die wahre Klasse.

  7. 07

    Endlich! Ich habe es noch gar nicht richtig verdaut.

  8. 08

    Ein sehr schöner Artikel und dem BVB einen herzlichen Glückwunsch zum Meistertitel. Und schöne Grüße auch nach Wolfsburg und überall dahin, wo viel Geld in den Mißerfolg investiert wurde anstatt auch mal auf junge Spileer zus etzen. schlechter wäre es mit denen auch nciht gelaufen. Manchmal wird Mut, und sei er aus der Not geboren, eben doch belohnt!

  9. 09

    Ein sehr schöner Artikel und dem BVB einen herzlichen Glückwunsch zum Meistertitel. Und schöne Grüße auch nach Wolfsburg und überall dahin, wo viel Geld in den Mißerfolg investiert wurde anstatt auch mal auf junge Spieler zu setzen. schlechter wäre es mit denen auch nicht gelaufen. Manchmal wird Mut, und sei er aus der Not geboren, eben doch belohnt!