Zeit für eine neue Ausgabe unseres Tunesday, findet ihr nicht? Dachten wir uns jedenfalls auch und haben wieder versucht, diverse Klänge für euch in Worte zu kleiden. Welche Alben unsere Herzen in letzter Zeit höher hüpfen ließen oder sie vielleicht eher zum Schreckstillstand brachten, ihr erfahrt es selbstverständlich und exklusiv an dieser Stelle. Und ab dafür:
• Patrick Wolf – Lupercalia
• Handsome Furs – Sound Kapital
• Ossie – Set The Tone EP
• Chilly Gonzales – The Unspeakable Chilly Gonzales
• Oh Land – Oh Land
• Kaiser Chiefs – The Future Is Medieval
• White Denim – D
• Julien Doré – Bichon
Patrick Wolf
Lupercalia
Hach, ich freu mich für den Patrick. Dem geht’s nämlich mittlerweile so super, dass er seinem Gemütszustand ein ganzes Album gewidmet hat, um das Leben und vor allem die Liebe zu zelebrieren. Da werden selbst Trennungslieder zu großartigen Alles-wird-gut-Hymnen und das Pathos flattert einfach durch jeden Song wie bunte Schmetterlinge über die Sommerwiese. “Love is here to heal” heißt es gar in einem Lied und ja, “Lupercalia” ist gekommen, um euch sanft über die Wange zu streicheln, an die Hand zu nehmen und zu vergewissern: “I can’t make it alone. We can make it so much better. Together.” Hach. (Ein Interview mit mit dem bezaubernden Patrick Wolf könnt ihr demnächst übrigens auch hier auf Spreeblick lesen.) [Anne]
♫ „The City“ bei Vimeo
≈ Owen Pallett und Rufus Wainwright
♺ 17.06.2011
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Handsome Furs
Sound Kapital
Meine Damen und Herren, ich präsentiere hiermit eine eindeutige Kandidatin für das Cover des Jahres! Beim Nachfolger des von mir sehr geliebten “Face Control” gibt es aber selbstverständlich nur nur was zu gucken, sondern Dan Boeckner und seine Frau Alexei Perry haben uns darüber hinaus gleich die gefühlt doppelte Dosis an Keyboards zur vollsten Hörerfreude in Albumform gepresst. Das Ergebnis ist auch dieses Mal wieder allerbester Elektro-Indierock inklusive Sexappeal, der zwar nicht wie in “What about us” zum Brechen von Herzen eingesetzt werden kann, dafür aber äußerst erfolgreich zum Tanzbeintraining. [Anne]
♫ „Bury me standing“ bei SoundCloud
≈ Ladytron und Japandroids
♺ 28.06.2011
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Ossie
Set the tone EP
Tatort: Der Essential Mix von Kode9. Verdächtiger: Dieser Song gleich nach “Regulate” von Warren G. Er ging mir einfach nicht mehr aus Kopf und zusammen mit seinem ein paar Tracks später folgenden Stil-Komplizen ließ er mein Haupt besonders nicken. Man stelle sich also meine Verzückung vor, als eine der Promomails des heißgeliebten Hyperdub Labels jüngst die Auflösung des Falls brachte und Ossie als Ohrwurmauslöser entlarvte. Er schlägt jedenfalls genau in jene UK-Funky-Kerbe, die schon Roska mit Wucht in meinen Playlists hinterlassen hat und Ossies drei Perlen auf “Set the tone” sind daher allerwärmstens zu empfehlen. [Anne]
♫ „Set the tone“ bei SoundCloud
≈ Roska
♺ 20.06.2011
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Chilly Gonzales
The Unspeakable Chilly GonzalesChilly Gonzales, der vorlaute Schwiegersohn der Rapmusik. Ich mag ihn ja schon sehr. Für seine Ideen. Und für seine Hummeln im Arsch. Und ein bisschen auch für seine Texte. Mit „The Unspeakable Chilly Gonzales“ bringt er jetzt einfach mal ein Rap-Album, bei dem er einzig von einem Kammerorchester begleitet wird. Wobei „einzig“ jetzt natürlich ein bisschen Understatement ist. Denn schon mit der Eröffnung des ersten Tracks, „Supervillain Music“, haut er groß auf die Pauke. (scnr)
Doch so sehr ich Gonzales für seine Energie lieb habe und so fantastisch ich die Orchesterkulisse an den meisten Stellen des Albums auch finde, irgendwann komme ich doch leider (!) immer wieder an den Punkt, dass ich mich von seinem Sprechgesang übersättigt fühle. [Philipp]
♫ Albummedley bei Soundcloud
≈ Sébastien Tellier
♺ 6.6.2011
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Oh Land
Oh Land
Das „Oh Land“ Album ist die letzten zwei Monate tatsächlich einfach an mir vorbei gegangen. Dabei war ich ziemlich gespannt darauf. Lustigerweise habe ich aber jetzt auch zum ersten Mal Bilder und Videos der Dame aus Kopenhagen gesehen. Kennt ihr das, wenn man jemanden, den man so oft schon gehört hat, Podcaster oder Radiomoderatoren zum Beispiel, zum ersten Mal sieht und das plötzlich irgendwie alles anders macht? Hier habe ich mich tatsächlich ein bisschen erschrocken, wieso man das ganze doch so sehr in Richtung „Lykke Li“ bürstet. Also visuell. Denn dafür ist es akustisch doch schon so nah dran. Etwas, das ich erstens schade finde, weil man ja eh schon immer so unfair dazu neigt, starke Solo-Frauen viel zu sehr in einen Topf zu werfen. Und zweitens doof.
Ach so, was ich eigentlich sagen will: Imageirritation egal, Oh Lands zweites Album macht mir gerade extrem viel Spaß! [Philipp]
♫ Hörbeispiele auf ohlandmusic.com
≈ Lykke Li, Gustav
♺ 14.3.2011
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Kaiser Chiefs
The Future is Medieval
Über das neue Album der „Kaiser Chiefs“, das theoretisch aus 20 Songs besteht, das man sich aber nur über ihre Website kaufen kann und dort auch nur in Versionen mit maximal 10 Songs, habe ich ausnahmsweise mal ein Videoreview gemacht, das man hier bei YouTube anschauen kann. [Philipp]
♫ Hörbeispiel auf kaiserchiefs.com
≈ Franz Ferdinand, Kasabian
♺ 03.06.2011
White Denim
D
Ich hab an dieser Stelle seit etwas mehr als zwei Jahren nichts über White Denim geschrieben. Kann ich immer noch nicht so richtig glauben. Sind in der Zwischenzeit doch allein drei reguläre Alben unkommentiert erschienen. „D“ heißt das neueste und führt den musikalischen Trip der inzwischen vier Texaner konsequent die Musikgeschichte hinauf. Starteten White Denim 2008 noch zu dritt mit ihrem Erstling „Workout Holiday“ in den frühen 60ern, den Pioniertagen von Garage Rock und anverwandten Proto Punk-Genres, kommen sie 2011 mit „D“ im Herbst der späten 60er vorbei und laden eine Menge Acid und Psychedelic Rock dazu. Das geht in erster Linie auf Kosten der kurzen Geradeaus-Zweieinhalbminüter, öffnet sich aber hin zu Soli und anderen sonoren Ornamentierungen, die uns der Indierock der letzten 15 Jahre abgewöhnt hatte. Im Gegensatz zu zum Beispiel Wolfmother schaffen es White Denim, das alles zu zitieren ohne ins Rezitieren zu verfallen. Ich kenne keine Retroband (was für eine hässliche Subsumierung), die so fresh klingt. Muss man kaufen. [Nico]
♫ Albumstream bei SoundCloud
≈ Smith Westerns
♺ 27.05.2011
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Julien Doré
Bichon
Serendipity, dafür ist Fernsehen noch gut. Nur wann zappt man dieser Tage noch einfach so herum? Im Urlaub, ganz genau. Und wie ich so zeitgleich mit den in Cannes stattfindenden Filmfestspielen das französische Fernsehen auf narrative Elemente absuche, die nur mit basalem Sprachverständnis verständlich sind, bleibe ich beim krassen Gegenteil hängen.
Eine Show auf France 3. Live von der Croisette. Mehr als ein halbes Dutzend leger anzugtragende Männer mittleren Alters und darüber sitzen an einem Tisch und reden wild durcheinander. Unmöglich zu verfolgen. Auf Ausläufern des Tisches, der sich nach einem Kameraschwenk als Bühne entpuppt, stehen zwei, drei Dutzend junge Menschen in roter Bademode und tanzen einen Tanz der in seiner Schlichtheit an Menschen gerichtet sein muss, die mit dem Burgerdance von DJ Ötzi überfordert sind. Mitten drin ein Lockenkopf, der Nucleus dieses mediterranen Macarenatanzes. Er singt. „Kiss me forever“.
Ich weiß nicht wie mir passiert. Im Fernsehen flippen Franzosen aus. Das junge Publikum kann nur mit Mühen hinter den Absperrungen gehalten werden. Die Gäste der Show in ihren krawattenlosen Anzügen und gesteiften weißen Hemden reihen sich in die knapp bekleideten Tänzer ein. Letztere sind nur auf den ersten Blick modelig, entpuppen sich auf dem zweiten als abgemagerter Nerdmob. Eine simple Show, ein Tanz, zugleich ironisch und stilvoll. Die Beteiligten scheinen glaubhaft Spass zu haben. Sowas hab ich im Fernsehen noch nicht gesehen. In hiesige TV-Dimensionen übertragen wären das soetwas wie die Talkrunden von Lanz und Beckmann gemeinsam auf der Mallorcabühne von Arabella Kiesbauer mit Nachwuchsmusikern aus einer Castingshow von Stefan Raab und dem leicht begeisterungsfähigen DSDS-Publikum. Unmöglich! Man stößt schon bei der Vorstellung der einzelnen Elemente an seine Grenzen. Aber hier auf France 3 – als bekäme man mitreißende Fernsehshows wie 90 Cent-Baguettes hinterhergeworfen.
Ich frage eine französische Freundin wer denn dieser Doré sei. Sie singt begeistert ein Loblied auf Nouvelle Star, das französische DSDS-Pendant. Und wie ein Großteil der Gewinner so gar nicht mit den hiesigen Retortenstars verglichen werden kann. Gerade als die Grande Culture Nation dachte, da geht nichts mehr mit diesem Format, vor zwei Jahren, betritt Julien Doré die Bühne und trägt eine Akustikversion von Alizées „Moi… Lolita“ vor, die das Land im Sturm nimmt. Ein Castingstar, der Genderdiskussionen voranbringt und vor allem die besseren Sommerhits macht.
„Kiss me forever“ zum Beispiel. Sein im März erschienenes Album „Bichon“ hat einige davon und dazwischen sehr zurückgelehnten Francopop wie zum Beispiel „Golf Bonjovi“, immer dabei die Akkustikgitarre. Danke Fernsehen! [Nico]
♫ „Kiss me forever“ bei Dailymotion
≈ –M–
♺ 21.03.2011
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mir hat gerade ein gold bonjovi starthilfe gegeben. wenn das kein zufall ist.
@#788638: ein <3 für julien doré und deinen text dazu. magnifiquenico!
@#788639: gib’s zu, du hast wieder die rechtschreibfehler korrigiert!
@#788640: aber gerade eben erst, ich schwöre! :D
Patrick Wolf. Finde dem neuen Album fehlt es an dem Mysteriösen. Es ist durch diese gute Laune fast schon zu kitschig. Fast!
„Hold on – won’t be long, thill grow through this struggle.“
Alleine für D von White Denim habt ihr euch einen TunesdayTUSCH verdient! Die Herren sind der Kracher! Und danke für Oh Land, ich werd so gleich reinhören!
Ich war ein bisschen überrascht, als mir meine Franzosen-Freunde eröffnet haben, dass Julien Doré durch Nouvelle Star bekannt geworden ist…ich mag ihn natürlich trotzdem ;)
Danke Anne,
wenn ich neben http://www.clipfish.de/music die nötige Muse nicht finden sollte… ;-)