„Jede Menge Diskussionsstoff“ verspricht das Medienforum.NRW auf der aktuellen Website und übertreibt nicht. Beim Auftakt-Panel der Veranstaltung habe Richard Gutjahr laut DWDL gesagt, die Mächtigen in den Sendern kämen ihm vor wie die Machthaber in nordafrikanischen Ländern, die in ihren Palästen sitzen und kaum mitbekämen, was draußen so vor sich gehe.
UPDATE/Korrektur In Wirklichkeit hat Richard Gutjahr gesagt: „Mir kommen, mit Verlaub, also auch die Mächtigen in den Sendern und in den Verbänden, kommen mir so ein bisschen vor wie die Machthaber in den arabischen Ländern …“ (Quelle: Die Abschrift bei wasmitmedien.de.)
Nun sagt und schreibt Richard Gutjahr vieles, das man nicht so ernst nehmen sollte, aber das wusste Jürgen Doetz, Vorstand des „Verbands Privater Rundfunk und Telemedien e.V.“, offenbar nicht. Der schaffte es nämlich ebenfalls laut DWDL-Artikel, das Niveau noch weiter zu senken und konterte mit dem Vorwurf der „faschistoiden Tendenzen“ der von uns mitveranstalteten re:publica, da dort jedem, der Facebook und Twitter nicht nutze, unterstellt werde, er sei nicht kommunikationsfähig.
Und nun ärgere ich mich doch ein bisschen, dass ich nicht zum Medienforum gefahren bin. Aber ich konnte ja vorher nicht wissen, dass es so lustig wird.
Upps, so lustig finde ich das gar nicht. Außerdem geht diese Aussage so was an der Realität vorbei.
Inhaltlich hat er Recht, wenn auch seine gewählte Ausdrucksweise jede sachliche Diskussion unterbindet.
Wenn ich mir Afrika so anschau, dann hat er mit seiner Aussage durchaus Recht!
Faschismus ist ja nichts was nur Rechtsradikale gepachtet hätten in unserem Land. Das ist ja eher ein alltägliches Phänomen und in den meißten Fällen auch einigermaßen verkraftbar. Kann mir schon vorstellen, dass es faschistoide Tendenzen gibt auf der re:publica. Genauso wie bei anderen Versammlungen auch.
Afrika, Medienräte und faschistoide Tendenzen in einem Artikel? Ich hol schon mal das Popcorn, das wird sicher spannend.
Wenn man mal mit Leuten um einen Tisch saß, die sich nur noch mittels ihrer EiFohns+Twitter unterhalten, während das Bier schal wird, dann fragt man sich, wer dabei kommunikationsunfähig (geworden) ist.
Was das allerdings mit faschistoiden Tendenzen zu tun haben soll, das muss mir erst mal einer erklären.
Nun ja, der gute alte Benito Mussolini definierte Faschismus als Verschmelzung von Großkapital und Staat.
Kann auf die re:publica also gar nicht zutreffen, von großkapital ist weit und breit nichts zu sehen *hihihi SCNR
@#789252: Ich war mir eigentlich sicher, dass du Jürgen Doetz meinst, und wollte dir zustimmen: Inhaltlich hat er Recht. Viele Social-Media-Fans glauben nicht, dass es auch intelligentes Leben jenseits ihres Twitter-Suppentellers gibt, und verurteilen diejenigen, die nicht mit ihnen in der Suppe plantschen wollen.
Aber dann hab ich den Kommentar von @#789256 gelesen und jetzt bin ich mir nicht mehr sicher, was du meintest…
Ja, lustig wäre es schon, wäre es nicht so traurig und nahezu beschämend für Doetz.
Jaja, entlarvend, macht mich auch ein bischen traurig und wütend, muss Bitcoins kaufen.
Wessen Schuld das ist dass die re:publice so eine unfassbar schlechte Außenwirkung hat, hat Lobo ja schön festgehalten.
Naja, Richards Satz ging halt noch weiter. Aber nch zwei Sätzen mußte wieder der nächste ran.
Ich verstehe sowas nicht, der Erkenntnisgewinn kann ja keiner sein, wenn alle nur mit steilen Thesen kommen, die niemand die Zeit bekommt ausführen.
Und so kommt es halt, daß die Piel mit ihrem Verhalten nur das bestätigte, was Richard gesagt hat: Keine Souveränität, kein Eingeständnis des bisherigen Scheiterns oder die Ankündigung eines Plans, es künftig besser zu machen. Schäferkordt macht eine Front mit den ÖR, und dann wars zuende. Tja.
Egal, schauen wir die nächste Revolution eben auch auf Al-Jazeera und auf Twitter.
Ignoranz bei einigen, Scheuklappen-Sichtweise bei einigen anderen – das kann man sich hin bestimmt hin und her gegenseitig vorwerfen. Der Blick über den Tellerrand ist für jede „Szene“ oder Branche ja oft schwer. Und wenn man eine eigene politische oder berufliche Agenda fährt, kann man auch gerne mal übertreiben, na klar.
Aber die gesamten deutschen Medien mit nordafrikanischen Diktatoren zu vergleichen oder einer Konferenz mit sehr unterschiedlichen Gästen und Themen faschistoide Tendenzen vorzuwerfen – dazu braucht man schon eine Menge Humor. Oder einen an der Waffel.
Aber, und auch das muss man natürlich bedenken: Ich hab’s nicht selbst gehört, sondern nur aus dem oben verlinkten Artikel.
Faschistoid und überaus elitär. WLAN gab’s schließlich nur für einen kleinen Kreis Auserwählter ;)
Bei wasmitmedien.de gibt’s eine Audio-Datei samt Transkribierung von besagtem Forumsauftakt:
http://www.wasmitmedien.de/2011/06/20/gutjahr-piel-was-beim-auftakt-zum-medienforum-nrw-wirklich-geschah/
Die völlig überzogene Wortwahl der beiden Zitierten ist ohne Frage überflüssig. Die Diskussionsthemen sind es meiner Meinung nach aber nicht.
Sowohl die teilweise ignoranten „Lieblingsbashings“ der sog. Netzgemeinde als auch die verkrusteten Strukturen in den Öffentlich Rechtlichen gehören hinterfragt. Was durch die längere Geschichte des Mediums Fernsehen gewachsen und verwachsen ist steht der rasanten Entwicklung der neuen Medien gegenüber. Das Redaktions – Prinzip als Regulativ gegenüber der vollen Offenheit inklusive vertrollung und gehoaxe – Kontrolle und Machtkonzentration gegenüber purer demokratisierung der Mittel.
Ich glaube die republica ist das beste was zur Zeit auf den Weg gebracht wurde um im Netz Gedanken und Ideen zu bündeln und Entwicklung zu initiieren. Entwicklungen die bei den Fernsehsendern sicher ein paar schiefe Pfade genommen haben – aber auch dort sind sie nicht in Stein gemeißelt.
Also erst mal toll das Diskussionen im Gang sind.
Jetzt wünsch ich mir noch eine Selbstreflektion in den jeweiligen Fraktionen und wir können loslegen.
Also Sender- vergesst Euren Auftrag nicht, verhindert Filz und parteipolitische Personalien.
Netzfreunde – informiert Euch doch manchmal bevor Ihr die nächste Kampagne lostretet.
Die ewigen unreflektierten Hasstieraden – will die eigentlich noch jemand lesen?
Die böse Gema, die schlimme Gez, ach und Religion – ganz schlimm.
Man schlägt sich ja lieber auf die Seite eines Multimilliarden Konzerns wie Google als zu überlegen wie vielen Künstlern die Solidargemeinschaft Gema das überleben ermöglicht.
Naja jetzt rutsch ich zu sehr ins Detail.
Es sind eben diese seltsamen Phänomene, die bei Einigen ein schiefes Bild
einer Netzgemeinschaft erzeugen.
Wir brauchen Beides, ein offenes Öffentlich Rechtliches Fernsehen wie ein offenes Netz.
Medientage und republica sind Möglichkeiten das zu erhalten und zu optimieren.
Ihr Blogger nehmt euch immer noch zu wichtig. Und besonders putzig ist es wie ihr euch sofort kollektiv gegenseitig beschützt wenn einer von euch mal wieder nur Scheiße gequatscht hat.
… die Frage ist doch auch eher was man als jemand der kein Facebook und Twitter nutzt überhaupt auf der republica will :-D
@#789278: Ich glaub, es hackt. Wenn jemand sich in einer Sachfrage
, dann wohl kaum unreflektiert. Dafür ist die Marke viel zu unsexy. Außerdem hat Google tatsächlich öfter mal die gleichen (langfristigen) Interessen wie Nutzer und Entwickler im Blick, siehe Street View oder WebM.Oh, und nochwas: Wie gesagt, ich glaub, es hackt.
Mal wieder haben Blogger und Vertreter der klassischen Medien aneinander vorbeigeredet. Schade.
Was Richard Gutjahr genau gesagt hat könnt Ihr hier SEHEN. VIDEO Medienforum NRW 2011 – Piel vs. Gutjahr http://palibe.de/iCrSB8
jetzt soll man als journalist auch noch mit dem pöbel selbst in kontakt treten, um das geschäftsmodell, das einem lohn und brot gibt, zu retten?
FASCHISTOID!
@Konstantin Neven DuMont:
Ich finde, dass sich Gutjahr zwar im Vergleich vergriffen hat (Despoten in Nordafrika, er hätte wohl besser einen Vergleich mit einem Elfenbeinturm gewählt), allerdings ist die Aussage ziemlich zurückhaltend formuliert („ein bisschen“) und auch inhaltlich ziemlich konkret auf einen Aspekt bezogen (Kommunikation mit dem Volk).
Was dann andere (u.a. Horizont.net) daraus machen, ist völlig übertrieben. Es ist sowohl die Abmilderung der Aussage völlig unter den Tisch gefallen, genau wie der konkrete Zusammenhang, in dem der Vergleich gezogen wurde.
Ich stehe nicht gerne so eindeutig auf einer Seite, aber in diesem Fall haben die (klassischen) Medien meiner Meinung nach vor allem gezeigt, dass es ihre Stärke ist, Schlagzeilen zu produzieren und nicht differenziert und ausgewogen zu berichten.
@Ulrich Voß:
Danke für den „Input“. Momentan beschäftige ich mich mit möglichen Themen der zukünftigen Genossenschaft: „Entschuldung der öffentlichen Haushalte, Umweltschutz, Verbraucherschutz, Verteidigung der Freiheitsrechte der Bürger (Überwachungsstaat, Bevormundung), staatliche Exzellenz und Effizienz.“ Bis demnächst alles Gute.
Es gibt Diskussionskulturen, die kann man nur noch als eklig bezeichnen.
Bin nur etwas irritiert.
Weil ich über die ‚Klugscheisser‘
bescheid weis. Nehme ich mich
zurück. (Bis auf weiteres…!)
Es gibt keine alten oder neuen Medien, es gibt nur gute oder schlechte Medien* – und eine Menge Leute, die die falschen konsumieren.
Zu entscheiden, welche das sind, bleibt jedem selbst überlassen. Ich nenne es Freiheit.
*(In Anlehnung an Leonard Bernstein)