Bei digitalen Fotos, die mit der „Light Field Camera“ des Startups Lytro aufgenommen wurden, können Fotografen den Fokus verändern – nach der Aufnahme, wohlgemerkt. Probiert es aus, ein Klick an verschiedene Stellen des Bildes genügt:
Sollte das Ganze kein Witz sein (die Bilder könnten schließlich eine Applikation sein), dürften die Light Field Cameras eine kleine Revolution in der digitalen Fotografie auslösen. Die Website des Unternehmens erklärt den technischen Hintergrund – gespeichert werden neben den üblichen Bildinformationen auch sämtliche Lichtinformationen, die später ausgewertet werden können – und nennt die entstandenen Bilder nicht ganz unbegründet „Living Pictures“. Auch das Umschalten zwischen 2D- und 3D-Aufnahmen soll bei den Fotos einer Light Field Camera möglich sein.
Noch in diesem Jahr soll die erste dieser Kameras erhältlich sein, Preisangaben gibt es bislang keine.
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UPDATE nadi weist darauf hin, dass es Lichtfeld-Kameras bereits zu kaufen gibt, nämlich hier. Preise: Auf Anfrage.
Solche Kameras gibt es bereits zu kaufen: http://www.raytrix.de/index.php/kameras.html
Da hab ich mal so eine ganz doofe Laien-Frage, die mich schon länger latent beschäftigt: müsste es dann nicht eigentlich auch möglich sein das ganze Bild scharf zu stellen?
Ich denke, das Ding hat den Haken, dass man immer ein Bild mit hoher Tiefenschärfe machen muss, um es nachher bearbeiten zu können. Dann wäre das Fotografieren ein wenig langweilig.
@#789383: Überhaupt nicht doof und genau die Frage, denn das wäre der echte Wert der Technologie; anstatt diese DOF-Spielerei, die nur für Katzen-, Kinder- und Hochzeitsfotografen interessant ist. War nämlich auch mein erster Gedanke („Endlich alles scharf?!“).
@#789384:
Versteh nicht ganz wo das Problem dabei ist. Man kann ja den DOF im nachhinein verändern, sodass man die gewünschte Unschärfe immer noch erreichen kann.
@#789384: Nee, das gerade nicht. Die Kamera/Software erlaubt es dem Fotografen ein Bild mit einer provisorischen Schärfeebene zu machen und diese dann im Nachhinein zu verändern – es ist nicht so, dass die Kamera einfach alles scharf aufnimmt und dann selektiv unscharf macht.
Nachlesen kann man das z.B. hier (ist auch bei Golem verlinkt).
So wie ich das verstanden habe, misst der Sensor der Kamera nicht die Gesamtlichtintensität in jedem Pixel (wie das normale Sensoren tun), sondern ebenso, mit welcher Intensität Lichtstrahlen aus welcher Richtung zur Gesamtintensität beitragen. Die Kamera weiss also, welche Lichtstrahlen von wo auf den Sensor gelangen.
Die Software betreibt dann mit diesen Informationen quasi eine virtuelle Kamera: Wie würden die Lichtstrahlen auf den Sensor treffen, wenn eine bestimmte Schärfeebene gewählt wird und wie sähe dann das Bild aus. Die oben verlinkten Raytrix Kameras arbeiten wohl nach demselben Prinzip.
Die Beispielbilder in dem Report sind z.B. bei f/4 gemacht, hätten also bei einer konventionellen Kamera eine eher geringe Schärfentiefe.
Ah, dank Euch. Wäre wirklich eine schöne Sache für viele – auch wenn das Fotografieren dann fast automatisch passiert.
Ich mach‘ mir die Welt Widdewidde wie sie mir gefällt:
http://www.burned.de/2011/06/22/light-field-camera/
@#789383: Natürlich kann man auch – genug Licht vorausgesetz – ein Bild machen, bei dem alles nur scharf ist. Das geht mit jeder halbwegs guten digitalen Spiegelreflexkamera.
Es ist nur eben nicht schön. Die Schärfe auf eine bestimmte Ebene zu legen ist ein wichtiges gestalterisches Element für den Fotografen. Leider können viele Kameras das mit dem mitgelieferten Objektiv nicht wirklich gut, weswegen ich z.B. oft das steinalte Objektiv meines Opas auf der Digitalkamera habe, damit klappt’s.
Wenn beim Hochzeitsfoto der Hintergrund gleich scharf ist wie die Braut, dann ist doch was schief gelaufen.
Wie auch immer das technisch im nach hinein mit Änderung der Schärfenebene gemacht wird, eines ist klar: alles im Aufnahmebereich muss scharf fotografiert werden, egal mit welcher Blende im nach hinein die Schärfe wohin auch immer gelegt wird. Das heißt also kleine Blende, lange Zeiten, fette Beugungsunschärfe. Mehrere Aufnahmen am Stück geht nicht, weil sonst Bewegungen nicht drin sind und Verwackelung auftritt, selbst bei schnellster Aufnahmegeschwindigkeit.
@#789420: Die Sache mit der Tiefen(un)schärfe ist sehr subjektiv: Meiner Erfahrung nach empfinden hauptsächlich Anfänger und Amateure Bilder als attraktiv, die eine starke Unschärfe im Hintergrund oder Vordergrund aufweisen. Je „professioneller“ der Fotograf, desto eher neigt er zu dem Wunsch, maximale Schärfe in allen Bereichen herauszuholen.
Ist im Film übrigens auch interessant: Hollywood mag auch diese extremen Unschärfen, das asiatische Kino mag genau das Gegenteil. Dort mag man es nicht, wenn der Blick des Zuschauers zu stark durch die Schärfe gelenkt wird. Ist bei aktuellen 3D-Filmen auch ein Problem, das Regisseure erst lernen müssen: In 3D will das Gehirn sich die Schärfeebene selbst suchen und es stresst, wenn diese aufgezwungen wird.
Ich hab mich auch schon gefragt, warum gerade Amateure (ich zähle mich auch dazu) so auf die extremen Unschärfen stehen. Ich vermute einfach, weil sie es früher nie wirklich selbst so erzeugen konnten, und nur semiprofessionelle Geräte sowas produzierten (wegen der Blende). Dadurch erhielt dieser Look automatisch einen professionelleren Touch – und war vor allem seltener.
Wie #09 DrNI erwähnte, ist’s halt ein gestalterischer Aspekt: Durch die Unschärfe kommt das scharfe Motiv einfach besser zur Geltung. Außerdem sehen insb. SW-Portraits u.ä. dadurch einfach lebendiger aus. Ist jedenfalls meine Meinung.
Arbo
@#789428: „Ich hab mich auch schon gefragt, warum gerade Amateure (ich zähle mich auch dazu) so auf die extremen Unschärfen stehen“
Es kommt halt immer drauf an. Natürlich ist es nicht immer schön mit der Schärfe, und auch nicht immer mit der Unschärfe. So wie Tabasco eben auch nicht zu allen Gerichten passt.
Zunächst einmal macht man es wohl einfach, weil man es kann. Das ist wie wenn der Gitarrist in der Band einen neuen Verzerrer kauft, die nächsten drei Proben sollte man dann mit starken Nerven angehen. ;-)
Der Witz war bisher, dass man diese Entscheidung eben vor Ort treffen musste. Viele moderne Kameras können auch in Serie schießen mit unterschiedlicher Blendeneinstellung, dann kann man aus drei Einstellungen wählen. Mit dieser neuen Erfindung kann man das nun alles hinterher machen. Ein professioneller Fotograf wird das nur eingeschränkt wichtig finden, da er eine gute Wahl auch so treffen kann. Etwas anderes sind Sachen mit Geschwindigkeit, z.B. Fotos für Sportberichterstattung – und natürlich die snobbistischen Knipser, die sich immer die neueste Kamera kaufen und trotzdem halt immer nur knipsen, die haben dann ein Rädchen zum drehen mehr, mit dem sie hinterher spielen können.
Also, zumindest bei dem Beispiel oben kommt mir das nicht so wahnsinnig toll vor. Irgendwie lande ich immer auf denselben drei Ebenen, obwohl der Winkel des Fotos eigentlich noch ganz andere Schärfen zuließe.
@#789428: Oh jeh, oh jeh…
Ohne irgendwelche Fachzeitschriften gelesen zu haben die darüber berichten,
erscheint die nachträgliche Bildbearbeitung aufgrund der neuen Bildsensoren
(Grössere Fläche) nicht abwegig.
Bis zur Photokina ist es noch ein Jahr hin.
Die aktuell stattfindende IFA zeigt u.a. auch neue Kameras.
Siehe:
http://www.rbb-online.de
http://www.magnus.de
http://www.chip.de
http://www.heise.de
http://www.computerbild.de
…usw….