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Dieser Artikel ist ein Leserbeitrag im Rahmen der Open-Spreeblick-Aktion.

Ist man ohne Auto ein freierer Mensch?

Ich gehöre zu jenen Menschen, die Tag für Tag zur Arbeit pendeln müssen. 40 Kilometer Hinfahrt und 40 Kilometer Rückfahrt, die ich aus (angeblichen) Gründen der Flexibilität und Zeitersparnis mit dem Auto gefahren bin.
Bis ich einen Unfall hatte und das Auto wirtschaftlichen Totalschaden erlitt.
Was nun? Wie komme ich zur Arbeit ohne Auto? Geht jetzt die Welt unter und begebe ich mich in die Abhängigkeit der öffentlichen Verkehrsmittel? Flexibilität ade?

Seit dem ist es für mich Tag für Tag eine kleine Herausforderung den passenden Bus zum Bahnhof und den Anschlusszug zu bekommen.
Eine Verspätung oder die unregelmäßigen Arbeitszeiten können durchaus sehr hohe Wartezeiten bedeuten, Zeit bei der ich mit dem Auto längst daheim wäre.

Doch dann merke ich, dass die Bahnfahrt irgendwie viel angenehmer und entspannter ist. Man muss sich nicht mit den Staus auf den Straßen plagen, keine Spinner die so dicht auffahren, dass man fast gerammt wird und das aufregen über das Fehlverhalten anderer fällt auch weg.
Von den ganzen Kosten für Reparaturen, Versicherung, Verschleiss etc. einmal ganz zu schweigen.

Wo ich gleich bei den Kosten war. Die Monatskarte der Bahn ist zwar etwas günstiger als 4x die Woche volltanken, aber braucht man einmal (z.B. wegen Urlaub) kein Monatsticket mehr, schaut es nicht ganz so gut aus. Was Wochentickets etc. angeht, finde ich das Angebot eher weniger attraktiv.

Autos haben mich nie wirklich interessiert, es war mir immer fremd wie man so einen Haufen Blech als ein Symbol der Freiheit sehen kann.
Tief in mir fühle ich mich ohne sogar freier, ja ich behaupte einmal, dass man sich vom Auto und der ganzen Industrie regelrecht „versklaven“ lässt.

Warum ich dann nicht schon früher umgestiegen bin?
Wenn man in etwas ländlicheren Gegenden wohnt, ist es um so schwerer öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Würde ich in Berlin, Hamburg oder irgend einer anderen Großstadt wohnen, hätte ich nie ein Auto besessen.
Hier wurden in den letzten Jahren zahlreiche Bahnstrecken stillgelegt und da man den Menschen eingeprügelt hat, man muss um jeden Preis der Welt mobil sein, ist man teilweise gezwungen sich ein Auto zu kaufen.
Aber da wäre ich dann wieder bei dem Thema „Versklavung“…