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Dieser Artikel ist ein Leserbeitrag im Rahmen der Open-Spreeblick-Aktion.

Monkey Team! Assemble!

Heute abend bin ich mal wieder in mein Kellerabteil gegangen, in dem ich meine zwanzig illegal aus Afrika importierten Affen unendlich lange auf Schreibmaschinen tippen lasse. Ich weiß, ich weiß, sie tippen jetzt gerade erst zwei Wochen, also nicht gerade unendlich lange, aber ich habe das verdammte Gefühl, daß bisher nichtmal eine gottverdammte Zeile Shakespeare dabei rumgekommen ist. Keine! Zeile! Kein „Armer Yorrick“! Und kein „Etwas ist faul im Staate Dänemark.“

Langsam glaube ich, diese Affen waren eine verdammte Fehlinvestition. Dabei müßten die sich doch langsam mal ranhalten, wenn sie das noch schaffen wollen. Shakespeare hat ja nicht gerade ein kleines Gesamtwerk vorzuweisen. Okay, okay, als ich nach drei Tagen mal reingeschaut hatte, hatte ein Affe bereits einige alte Grisham-Bücher verfaßt, Die Akte und Die Jury, oder so, aber die hatte ich ja auch schon beide gelesen und außerdem, Grisham ist ja keine Kunst. Da hätte ich mir auch Ameisenbären kaufen können, die wären günstiger gewesen.

Aber jetzt schreiben die Viecher halt schon zwei Wochen und bei der letzten Kontrolle habe ich lediglich folgenden Text aus einer der Schreibmaschinen entziffern können:
„In Front des schon seit Kurfürst Georg Wilhelm von der Familie von Briest bewohnten Herrenhauses zu Hohen-Cremmen fiel heller Sonnenschein auf die mittagsstille Dorfstraße, während nach der Park- und Gartenseite hin ein rechtwinklig angebauter Seitenflügel einen breiten Schatten erst auf einen weiß und grün quadrierten Fliesengang und dann über diesen hinaus auf ein großes, in seiner Mitte mit einer Sonnenuhr und an seinem Rande mit Canna indica und Rhabarberstauden besetzten Rondell warf.“
Dumme Viecher. Shakespeare? Von wegen. Muß ich wohl doch zur Bücherei.