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Dieser Artikel ist ein Leserbeitrag im Rahmen der Open-Spreeblick-Aktion.

Über die Verantwortung der Wissenschaft

Folgendes Problem beschäftigt mich seit längerem: Öffentliche Toilettenkabinen. Und deren Frequentierung. Speziell deren Frequentierung.

Ich bin noch nicht sehr alt, 22 Jahre jung, also müssen meine Erfahrungen nicht allgemein geltend sein, jedoch zeigten sich bisher zwei Tatsachen: Männer, sollten sie einmal sitzen, sitzen, Frauen bevorzugen es zu „schweben“, wenn ihr wisst was ich meine. Als solch sitzender Mann mache ich mir natürlich Gedanken über den Zustand der Sitzoberfläche. Und die ist nach meinem persönlichen Gefühl um so besser, je seltener die Toilette benutzt wird. Schnieke sind ja solche Örtchen, in denen Reinigungsspender angebracht ist, die sind aber selten. Manche Tankstellen haben eine automatische Reinigung der Sitze installiert, von denen ich im Zweifel aber auch nicht essen würde.

Nachdem nun die Grundlagen erklärt wären, hier die konkrete Sit(z)uation: Beim Betreten der Toilette steht man immer vor der Wahl einer Kabine, was zumeist schnell und spontan geschieht und, da man, ich weiß nicht, nicht übermäßig wählerisch erscheinen möchte, höchstens ein bis zwei Mal korrigiert wird (Fehlendes Klopapier, extremer Zustand oder einfach ein schlechtes Gefühl). Wie also aufs Geratewohl die richtige Kabine finden?

Bis vor kurzem hielt ich mich an folgenden Grundsatz: Da ich annahm, dass die meisten Leute faul sind und es zudem oftmals Fälle dringender Dringlichkeit gibt, hielt ich mich an eine der vom Eingang weiter entfernte Kabinen.

Dann las ich allerdings vor einiger Zeit in einer Studie, dass die weiter entfernten die statistisch am häufigsten genutzten Toiletten sind! Dafür fallen mir dann auch drei Gründe ein: 1. Es denken noch mehr Menschen wie ich; 2. Man(n) gibt sich selten gern mit dem erstbesten zufrieden; und 3. Da man generell wählerisch veranlagt ist, schaut man sich im Vorbeigehen alle Kabinen an und landet dann immer irgendwie bei der letzten.

Gründe hin oder her, ich musste mir also ein neues System zulegen. Und hier stehe ich vor einem Problem: wenn nun noch mehr Männer diese Studie gelesen haben, es war eine von diesen „nutzlose Fakten“-Rubrik, die ja überall so beliebt sind, dann werden sich auch noch mehr Männer gegen die hintere Kabine entscheiden und wahrscheinlich für das extreme Gegenteil, die vordere. Demnach wäre es klug, JETZT mit der Benutzung der hinteren Kabine erst recht weiterzumachen. Was aber, wenn viele die Studie nicht gelesen haben und bei der hinteren Kabine bleiben? Dann sollte folglich eine der vordereren Kabinen gewählt werden.

Da nun beide Möglichkeiten ihre Tücken und Unsicherheiten haben, bleibt der sicherere Mittelweg… was aber, wenn sich nun sehr viele exakt die gleichen Gedanken gemacht haben, wie ich? Ich bin verdammt!