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Dieser Artikel ist ein Leserbeitrag im Rahmen der Open-Spreeblick-Aktion.

Von einem Orang-Utan angefallen und vom Mähdrescher überfahren

Zurücklehnen, in den weichen Kinosessel kuscheln, Popcorn in die Hand, schon startet der Film. Tief einatmen und genießen.
Das war jedenfalls mal. Was dem vollkommenen Glück im Wege steht: Der Film läuft nur in 3D.
Für die einen ist das ein Grund zum Sabbern, für mich einer zum Davonlaufen. Meine These: 3D bietet uns keinen Mehrwert, es zerstört das Kinoerlebnis.

Kinder können gar nicht genug von diesen rot-grünen Brillen bekommen. Verständlich. Immerhin gibt es einen Haufen Filme für das junge Publikum, die tatsächlich Spaß machen können. Die Hand nach Seifenblasen ausstrecken. Nach Fischschwärmen. Das ist noch lustig.
Aber das Gefühl zu haben, dass der eine Baum scheinbar etwas näher an mir steht, als der andere, das reizt mich – zugegeben – nicht.

Manchen Menschen bereitet es Vergnügen, bei einem Film wie Saw den Eindruck zu haben, mitten in der Handlung zu stecken. Darauf kann ich herzlichst verzichten. Das Einschlafen fällt dank Uni ohnehin oft schwer genug.
Wenn ich mir einen Film ansehe, erwarte ich Action, Romantik, Abenteuer. Und zwar innerhalb dieses Rahmens, der sich Bildschirm oder Leinwand nennt. Ich will nicht, dass mir ein Baum entgegenwuchert. Ich will auch keine Vögel oder Hornissenschwärme auf mich zufliegen sehen.

Es gibt Menschen, die keine Türklinken anfassen wollen. Oder den Schalter an der Fußgängerampel. Menschen, die die ganzen Bazillen so gut es geht von Händen und Gesicht fernhalten. Menschen wie ich. 3D-Brillen sind einfach ein Graus. Werden sie nach Abgabe gereinigt? Die fettigen Fingerabdrücke auf den Gläsern machen die Antwort überflüssig.
Wegwischen – Aufsetzten.
Meine Nase ist lang. Aber nicht lang genug um zwei rutschende Brillen zu halten. Angenehm ist anders. Und nun geht es los: Im Fünf-Minuten-Takt beide Gestelle die Nase raufschieben.

Und der 3D-Wahnsinn macht nicht bei den Kinos halt. Jetzt lässt er sich in Form eines hochmodernen Fernsehers ins eigene Heim holen.
Filme sind für mich eine Möglichkeit der Entspannung. Ich bin vielleicht nostalgisch. Aber ist es nicht tatsächlich schöner, sich aufs Sofa zu fläzen und nicht erst nach der Brille suchen zu müssen?
Ich will das altmodische, das wahre Filmerlebnis wieder zurück.