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Dieser Artikel ist ein Leserbeitrag im Rahmen der Open-Spreeblick-Aktion.

Timing – Common People!

Um 15:30 fallen die ersten Tropfen. Wir bauen in Windeseile unsere Zelte ab, verstauen unsere Habseligkeiten in Taschen, Tüten, Beuteln und packen dann alles in das kleine blaue Auto. Wir laufen zum Festivalgelände. Aus dem Tröpfeln wird ein unangenehmer, feiner Nieselregen, der dafür sorgt, dass die Nässe überall hin gelangt. Wir entscheiden uns für Ignoranz: Wenn wir dem Wetter keine Bedeutung beimessen, ist es gar nicht so schlimm, und im Grunde ist das ja auch alles eine Frage der inneren Einstellung. Denken wir. Wir sehen José González und fragen uns, ob er so lange spielen wird, bis er selbst einschläft. Bei Cold War Kids regnet es schließlich richtig, wobei der Regen die Festivalbesucher gewissermaßen gleichmacht, schließlich ist unter den unförmigen Ponchos in blindmachenden Farben kein Platz für individuelles Styling, und wahrscheinlich trägt man sogar im sogenannten VIP-Bereich die unaussprechlich hässlichen, orangefarbenen Capes von Jägermeister. White Lies werden fast hinweg gespült, mühen sich aber redlich, die Umstände vergessen zu machen, während nebenan bei Bodi Bill das Zelt fast aus allen Nähten platzt. Und dann ist es soweit, 23 Uhr, ich nehme die Kapuze ab, um besser sehen zu können, obwohl es immer noch in Strömen regnet und ich bei jedem Schritt, den ich tue, das schmatzende Geräusch, das meine Füße in den durchnässten Schuhen machen, vielleicht nicht wirklich hören, aber spüren kann. Das INTRO erscheint uns ewig, die Ungeduld wird greifbar und schließlich ist dann doch alles egal, denn da sind SIE, die vielleicht größte Band des Brit Pop, in jedem Fall die Band mit der coolsten Sau im Business als Frontmann: PULP, niemand bewegt sich, wie Jarvis Cocker! Und sie öffnen mit „Do you remember the first time?“, wir reißen die Arme hoch und springen und tanzen und schreien. Es folgen 90 Minuten Glückseligkeit. Und? Sogar der Regen hört auf!