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Dieser Artikel ist ein Leserbeitrag im Rahmen der Open-Spreeblick-Aktion.

Warum genug nicht genug sein kann

Irgendwann hat man einfach genug. Genug von grimmig dreinblickenden Millionären aus Übersee mit Hosen und Gitarren auf Kniehöhe. Genug von juvenilen Jammerlappen von der Insel mit Pathos und Philosophie. Genug von selbstherrlichen Skandinaviern mit engen Lederjacken und weiten Pupillen. Und längst genug von all den Bands mit den lustigen Namen, die selbstverständlich noch nie etwas gehört haben von Gang Of Four oder den Talking Heads.

Langeweile macht sich breit, kriecht unaufhaltsam in die Gehirnwindungen jener, denen der Zeitgeist langsam Synapsen und Gehörgänge zu betäuben droht. Mit jedem „nächsten großen Ding“, mit jeder sterbenslangweiligen Sensation werden Fragen lauter: Kann das wirklich alles sein? Ist da sonst gar nichts mehr? War’s das? Aber es gibt Hoffnung.

Schon ein Gang über den Flohmarkt kann den Glauben an Musik zurückbringen. Ebenso der Besuch eines Plattenladens, ein aufmerksamer Blick ins CD-Regal eines Freundes oder gar der Griff in die verstaubteren Ecken der eigenen Sammlung.

Es gibt viel zu tun: Man kann versuchen, Coltrane endlich zu verstehen. Die Schönheit eines Springsteen-Textes entdecken. Sich an die naive Freude von De La Soul erinnern. Begreifen, dass die Ramones tatsächlich alles richtig gemacht haben. Oder sich mal wieder von einem <span>richtigen</span> Rock-Riff umhauen und wieder aufrichten lassen.

Das alles ist nicht neu, aber nötig. Pop-Archäologie bleibt spannend, auch beim zweiten, dritten oder zwanzigsten Mal. Denn die Wahrheit liegt irgendwo dahinten.