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Dunkelheit. Obwohl ich weiß, dass ich wach bin, rabenschwarze Dunkelheit. Sind meine Augen überhaupt geöffnet? Natürlich sind sie das. Niemand kann mir erzählen, er würde die Dunkelheit in einem dunklen Zimmer nicht von der Dunkelheit in einem dunklen Zimmer mit geschlossenen Augen unterscheiden können. Und doch, irgend etwas ist anders. Kein Stand-by LED des Fernsehers, der Equalizer meiner Anlage trotz Musik vollkommen leblos. Düdüdüdüdüdüdü….Das Intro von „Where is my mind“ von den Pixies. Es bleibt allerdings beim Intro. Eine Endlosschleife. Immer wenn das nächste Riff, dieses dumdüdeldü kommen müsste, fängt es von vorne an.
Ich schaue mich um, ertaste die Kanten meines Bettes, fühle den Stoff der Decke. Alles ist so, wie immer. Wenn doch nur diese verdammte Dunkelheit nicht wäre. Ich greife nach den Vorhängen, ziehe sie zur Seite, nichts. Keine Schatten, keine durch Straßenlampen illuminierten Wände, Büsche oder Bäume.Ich fahre mit meiner Hand vor meinem Gesicht nach links und rechts. Ich kann sie nicht sehen. Und immer wieder diese Melodie. Mehr Karotten essen, denke ich so für mich. Wer viel Karotten isst, der kann im dunklen gut sehen. Irgendjemand hat mir in meiner Kindheit mal diesen Floh ins Ohr gesetzt. Auch ein urbaner Mythos glaube ich.
Die Melodie wird lauter und irgendwie elektronischer. Ich nehme den Raum um mich herum gar nicht mehr wahr. Nur noch diese Melodie und plötzlich; ich erwache. Where is my mind wird zu dem monotonen piepen meines Radio Weckers. In solchen Momenten, kaum im klaren darüber, wo ich mich gerade befinde, frage ich mich, wer wohl auf die Idee kam, diesen penetranten, unsäglichen Piepston zu erfinden, den so viele Radio Wecker haben. Es ist noch gar nicht so lange her, dass Wecker erfunden wurden, die einen mit wohlig warmen chillout artigen Klängen wecken und dabei sanftes Stimmungslicht an die Wand projizieren. „Verweichlichte Wohlstandsgesellschaft“, denke ich. „Früher haben die Leute härter gearbeitet und deswegen höchstwahrscheinlich tiefer geschlafen. Mit chillout hätte die keiner wach gekriegt“
Und heute? Durch Depressionen und Burn-outs und diesem ganzen neumodischen Psychoscheiß kann kein Mensch mehr richtig schlafen und das morgendliche Wecken durch die harten Töne des Radio Weckers ist die einzige Möglichkeit, jemanden zu wecken. Da ist der Tag stressbedingt auch schon gelaufen, bevor er richtig angefangen hat. Immer schön mit Samthandschuhen anfassen, bloß nicht überanstrengen. Du kannst nie wissen, welche psychische Erkrankung dein Nachbar hat.Memo an mich: Zur Abwechslung mal den Handywecker benutzen. Morgens durch die lieblichen Klänge einer Akustischen Gitarre geweckt werden. Oder noch besser, jeden Tag von einem anderen Song. Wecker im Shufflemodus. Dinge, über die man sich vor 10 Jahren noch nicht mal ansatzweise Gedanken gemacht hat, werden heute zu großen Aufgaben, wenn nicht sogar Problemen. Welchen Weckerton nehme ich denn nun? So kann man sich den Morgen auch vermiesen. Sich Gedanken machen über Klingeltöne.