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Do you believe in the net world?

RÄUMUNGSVERKAUF! steht in großen Lettern am Schaufenster, ein zwar faktisch korrektes, für die bevorstehende Schließung eines Blumenladens dennoch irgendwie unpassendes Wort, finde ich. Doch immer mehr Läden in der kleinen, bürgerlichen Einkaufsstraße einer Wohngegend, in der von Gentrifizierung keine Rede sein kann, machen dicht. Die Mieten scheinen seit Jahren zu hoch zu sein, der Wegzug einzelner Händler und der daraus folgende Leerstand in der unmittelbaren Nachbarschaft hat außerdem eine gewisse Sogwirkung – wenn es nicht genügend Läden gibt, kommen die Leute auch nicht mehr zum Einkaufen in die Straße. Neue Händler scheuen die zu langfristigen Verträge, hört man, doch die Vermieter hoffen und vertrauen auf die Zeit, die ihnen vielleicht doch noch solvente Langzeit-Mieter bringen wird.

Auf der Suche nach einem Blumenstrauß drücken wir im Laden unser Bedauern aus über die nötige Geschäftsaufgabe und darüber, dass die Straße immer leerer aussieht. Und im Stillen denke ich über mögliche weitere Gründe für den erhöhten Leerstand nach, die über Mietpreise hinausgehen.

Denn ich kaufe doch, wie wohl die meisten Menschen, viel lieber im kleinen, netten Laden ein als im Supermarkt, an mir liegt es also mal wieder nicht. Einige der alteingesessenen Händler empfinde ich jedoch beinahe ablehnend mir als noch nicht 70-jährigem Kunden gegenüber, die Sortimente wirken oft seit Jahrzehnten nicht erneuert, und ein Laden, der schon um 17:30 die Regale auswischt, damit Punkt 18 Uhr alle Mitarbeiter auf dem Weg nach Hause sein können, hat es in meinem Lebens- und Arbeitsalltag leider ebenso schwer wie der Bäcker, der schon um 12 Uhr kein Brot mehr hat. Ob die Zeiten besser sind als vor 15 Jahren, das kann man diskutieren. Doch geändert haben sie sich auf jeden Fall – und in dieser Straße weigert man sich stellenweise, dies zu akzeptieren und darauf zu reagieren. Vielleicht sind das ja auch Gründe für den Kundenrückgang.

Beim Smalltalk mit der Verkäuferin spare ich mir solche Gedankenspiele, und für sie ist klar: Seit die Postfiliale nicht mehr in der Nähe ist, gehen die Umsätze zurück, also muss man umziehen. Wir betonen noch einmal, dass uns das leidtut.

Eine andere Kundin hört zu, sieht uns kurz an und sagt mit erkennbar zynischem Unterton:

„Na dann kaufen sie doch ihre Blumen im Internet!“

Mit einem Lächeln zwischen Triumph und Verachtung verlässt sie den Laden und lässt uns verwirrt und auch ein wenig schockiert zurück.

Zufall, vielleicht, doch die gedankliche Brücke zum Internet erschien mir im Rahmen des kurzen Gesprächs für einen solchen doch etwas sehr weit hergeholt. Und es ist nicht das erste Mal, dass mir so etwas passiert. Seitdem mein Foto alle paar Wochen in der Digital-Rubrik der Print-Version des Berliner Tagesspiegels zu sehen ist, werde ich häufiger als zuvor in Berlin angesprochen.

Meistens ergeben sich daraus kurze und freundliche Plaudereien, hin und wieder kommt es aber auch zu schnippischen Bemerkungen wie der oben erwähnten. Sei es, dass ich fälschlich als Abgeordneter der Piraten wahrgenommen werde, der das Urheberrecht abschaffen will, oder dass ich angeblich nichts gegen Missbrauchsdarstellungen im Internet hätte, weil ich ja gegen Netzsperren bin: In den Augen einiger mir gänzlich Unbekannter trage ich stellvertretend die Schuld am bevorstehenden Untergang der Zivilisation. Oder irgendwas anderem.

Obwohl ich zugebe, dass ich damals etwas mehr an Blumenläden hätte denken können, als ich das Internet erfand, bin ich von solch durchaus abneigungserfüllten Bemerkungen meist viel zu überrascht, um sofort und gekonnt antworten zu können. Und mir wird in solchen Situationen immer wieder bewusst, dass Debatten im und ums Netz viel zu oft in einer elitären Blase stattfinden, die dauernd Gefahr läuft, als Fachidioten-Kreis zu gelten, der jenseits der gesellschaftlichen Realität Themen nur unter seinesgleichen verhandelt, und der dabei auch gerne mal vergisst, dass der eigene Kultur- und Sozialkreis nur einen kleinen Ausschnitt der gesamten Gesellschaft darstellt.

Obwohl das Netz ein immer alltäglicherer Teil des Lebens ist, fühlen sich keineswegs alle Menschen wohl damit. Ängste und Unsicherheiten, aber auch fundierte Kritik sind keine Ausnahmen, und egal, was man aus vermeintlicher Experten-Sicht davon hält (Experten wofür eigentlich? Für gesellschaftliches Zusammenleben?): Diese Sorgen und Anmerkungen muss man wahrnehmen und als Tatsache akzeptieren. „Das Internet“ – vermutlich eher der Kultur- und Handelsraum als die technische Infrastruktur – steht bei Teilen der Bevölkerung für negative Veränderungen, es tötet bestehende Jobs und führt zur Schließung von Blumenläden. Unter anderem.

Dass es andererseits – wie andere Technologien zuvor auch – neue Berufe schafft und auch dem kleinen Händler andere Möglichkeiten eröffnet, also nur Teil eines technischen und gesellschaftlichen Wandels ist, den es in ähnlicher Form immer gegeben hat und immer geben wird, bleibt in solchen Fällen unbeachtet. Offenbar überwiegt bei manchen Menschen der negative Eindruck, den sie vom Netz, seiner Kultur und seinem Einfluss auf unser Leben haben.

Ich weiß natürlich nicht, in welchen prozentualen Regionen sich Ängste oder Ablehnung in Sachen Netz-Kultur, -Politik und -Ökonomie bewegen, ob also mein persönlicher Eindruck irgendeine statistische Relevanz hat. Ich habe aber immer häufiger den Eindruck, dass es bei Gesprächen rund um das Netz (wofür auch immer dieser Begriff im einzelnen Fall stehen mag) oft um eine Art Glaubensfrage geht – und diese Beobachtung gilt nicht nur für sorgenvolle oder dem Netz gegenüber kritische Menschen, sondern auch für „Netzkenner“ oder „Netizens“ oder wie auch immer wir diejenigen nennen wollen, für die das Internet ein eher selten in Frage gestellter Bestandteil ihres Daseins ist. Und je öfter ich den Eindruck habe, dass es um Glaubensfragen geht, desto weniger zielführend erscheinen mir die jeweiligen Debatten, da es in diesen Fällen nicht mehr um wichtige Details geht, sondern um Grundsatzfragen und am Ende um ein generelles „Dafür!“ oder „Dagegen!“. Und so etwas führt ja selten zu guten Ergebnissen.

Mich interessiert, ob ihr diese Beobachtungen aus der Sicht eures persönlichen Umfelds bestätigen könnt oder ob ihr das Ganze völlig anders erlebt. Wie sehen eure Eltern und Großeltern oder Bekannten die digitale Welt, was erlebt ihr in Gesprächen auf Parties, auf denen vielleicht nicht alle Gäste aus dem gleichen Freundes- und Alterskreis stammen und nicht jeder Zweite mit einem Smartphone in der Hand herumläuft?

39 Kommentare

  1. 01

    Wenn ich mir meine Eltern ansehe, gibt’s da zwei verschiedene „Verwendungen“:

    Mein Vater benutzt das Netz als breites Kommunikationsmedium. Twitter, Facebook, Mails. Alles natürlich auf einem Smartphone.

    Meine Mutter fing tatsächlich mit Onlinebanking an. Das war für sie etwas sehr praktisches. Google und im Allgemeinen die Verwendung des Netzes als Recherchemedium war und ist ihr nicht geheuer. Sie meint „Immer wenn ich was bestimmtes suche, bekomme ich einen Haufen Schrott aber nicht das, was ich eigentlich will“. Manchmal kann ich sie verstehen. Aber da ich einen technischen Hintergrund habe und als Webentwickler ja auch meist ein wenig weiß, wie es „hinter den Kulissen“ aussieht, störe ich mich nicht so sehr daran.

    … nur so als kurze Anmerkungen.

    Insgesamt ist „das Netz“ angekommen. Aber es ist nie so sehr von Interesse, dass über Netzsperren o.Ä. nachgedacht wird.

  2. 02

    Zuerst würde ich vollkommen Deinen Gedanken, dass ‚wir‘ uns in einer Blase aufhalten, diskutieren, leben bestätigen. Wie sagte doch der Mann mit dem roten Iro mal „Es gibt mehr aktive Kanuten als Twitterer“?
    Aus meinem persönlichen Kreis erlebe ich oft eine Mischung aus „Ich müsste ja auch mal“ und „Das ist mir alles viel zu viel“ – beides zusammen gibt dann oft so eine Art Trotz, mit der man das Web ablehnt.
    Fast schon symptomatisch war letztens ein eigentlich sehr nettes Kaffeetrinken bei Freunden, die eigentlich meine Netz (-politische) Arbeit immer halbwegs interessant finden. Die haben jetzt ein iPad und meine Liebste und ich sprudelten über vor tollen Tipps, was für Apps man denn jetzt nutzen könnte. Ich merkte schnell, dass ich inzwischen soweit im Web lebe, dass ich kaum noch nachvollziehen konnte, wo ich jetzt noch Hintergründe erklären musste (simfy= Musik in der Cloud. Was ist die Cloud? Ach so, keine Flatrate. / Reeder=toll um via RSS Zeitungen zu lesen. Was ist RSS? / usw)
    Die beiden waren schnell überfordert (verständlich) und irgendwie blieb eine doofe Stimmung. Die Abhängigkeiten und all die Rattenschwänze, die schon an einer kleinen Entscheidung hängen sind halt für einen Neueinsteiger unüberschaubar.
    Und ich fürchte, der Gap wird größer, auch wenn immer mehr Menschen anscheindend via Smartphone oder Tablet ‚hier‘ ankommen.

    Dadurch ist dann aber auch die Hürde, sich auf all das mal einzulassen extrem hoch – und wächst immer mehr. Dass sich da eine Abwehrhaltung aufbaut, dass man sich da irgendwann entscheiden muss, ob man sich auf all die Technik einlässt oder aber eben nicht, das fühlt sich dann oft wie eine Glaubensfrage an.

  3. 03

    Nein, in meinem Umfeld ist das keine großes Thema mehr. Es gibt kein „dagegen“ oder „dafür“, alles ist unideologisch. Meine Mutter schwor lange Zeit auf Amazon, ich geh lieber in eine Buchhandlung. Dafür kaufe ich keine CDs mehr sondern die Musik seit Jahren im Netz. In meinem Freundeskreis ist das genau so – das Internet ist so banal wie der Supermarkt an der Ecke. Manche nutzen es intensiv zum einkaufen, andere nicht. Es ist eine Frage des Geschmacks und der eigenen Vorlieben und noch nicht einmal eine der Netzaffinität.

  4. 04

    „Experten wofür eigentlich? Für gesellschaftliches Zusammenleben?“

    Ein Soziologe, oder eine adrette Soziologin, könnten mr die Augen öffnen.
    Das mit dem Kulturkreis eröffnet mitunter neue Sichtweisen.

  5. 05

    @#798358:

    403 – Error

    Dummdreist kann man nicht übersetzen..
    Die Aussage: „alles legit“, beweist doch mal wieder,
    wie wichtig die http://re-publica.de/12/en doch ist.

  6. 06
    flubutjan

    @#798358: Was für ein Style. Kunst.

    Unter jeder Mail meiner Großcousine (Mitte sechzig) steht: „von meinem iPad gesendet“. Sie hat aber auch mechanische Tiere, die auf dem Boden hin- und herkugeln und dabei lachen.

  7. 07

    Habe den einen Kommentar als Spam markiert. War ja auch solcher.

  8. 08
    Yenz

    „1) everything that’s already in the world when you’re born is just normal;

    2) anything that gets invented between then and before you turn thirty is incredibly exciting and creative and with any luck you can make a career out of it;

    3) anything that gets invented after you’re thirty is against the natural order of things and the beginning of the end of civilisation as we know it until it’s been around for about ten years when it gradually turns out to be alright really.“

    Douglas Adams 1999

  9. 09
    flubutjan

    @#798363: … wirklich etwas schade um den in seiner Beschädigtheit doch irgendwie originären syntaktischen Groove dieses Textes … manch einer lässt sich von so etwas inspirieren. Und diss jeht jetz nich mehr! :-)

  10. 10

    @#798365: Auch einer meiner liebsten Texte von ihm. :)

    @#798367: Dachte ich dann hinterher auch. Aber nun ist es zu spät. Auch gut.

  11. 11
    Martha Mumenschanz

    „Denn ich kaufe doch, wie wohl die meisten Menschen, viel lieber im kleinen, netten Laden ein als im Supermark“

    Äh, genau – weil die meisten Menschen so wahnsinnig gerne in kleinen Läden einkaufen werden 30% der Lebensmittel in Deutschland auch in Discountern verkauft („normale“ Supermärkte wie Kaisers/Rewe/etc. sind da noch nicht mit drin). Klassischer Fall von verschobener Realitätswahrnehmung würde ich sagen……

  12. 12
    Manu

    Die Exisitenz der „Glaubensfrage Internet“ kann ich auch innerhalb meiner eigenen Generation so bestätigen.

    Kommt es etwa in Seminaren an der Uni zur Sprache, spalten sich die Lager: Gruppe eins, die in der absoluten Mehrzahl ist, begreift Internet als nützlichen Alltagshelfer (Shopping, Wissensabruf, Kontakt halten mit Freunden aus dem wirklich (!) echten (!) Real-(!)-Leben). Für Gruppe zwei ist das Internet weitaus mehr – nämlich ein echter (!) Lebensraum, wenn auch digital. (Für manche Kommilitonen scheint es bereits ein Unding, mit Personen virtuell in Kontakt zu treten, die man noch nie vorher persönlich getroffen hat.)

    Diese grundverschiedenen Perspektiven – bereits innerhalb der Gruppe von Leuten, die mit dem Internet aufgewachsen sind – machen Themen wie „Netzpolitik“ zum hochgradig komplexen Unterfangen.

    Gruppe zwei sieht sich in hohem Maße persönlich angegriffen, wenn sie die Freiheit ihres Lebensraum durch einschränkende Gesetze in Gefahr sehen. Die anderen können die Beschwerden erst gar nicht nachvollziehen – eben weil das Internet nicht mehr ist als ein Tool, das möglichst effektiv funktionieren sollte.

    Weiten wir die Multiperspektivität nun noch auf Leute aus, die das Internet persönlich überhaupt nicht nutzen (und ja, auch solche gibt es noch) und vergegenwärtigen uns gleichzeitig die Schwierigkeiten dabei, das Phänomen Internet auch Außenstehenden adäquat zu vermitteln. Spätestens hier haben wir eine Erklärung für das, was Johnny im obigen Artikel treffend beschrieben hat.

  13. 13

    Meine Eltern haben sich sehr vor dem Internet gesträubt. Sie hielten es lange Zeit für eine Spielerei, was damit zusammenhängen mag, dass sie von Technik nicht so viel Ahnung haben. In den letzten Jahren aber haben sie langsam festgestellt, wie es nutzbar ist. Sie unterhalten sich nun mit Verwandten, die nicht in Deutschland sind, lesen Zeitungen online und haben sich sogar IPTV bestellt. Dennoch und das ist ein wichtiger Punkt, nutzen sie das Web für die Möglichkeiten. Sie denken nicht daran, ein Blog zu führen, sie interessieren sich nicht für Reddit oder die neusten Internetphänomene. Ähnlich ist es auch bei meinen Geschwistern, YouTube und Facebook werden groß genutzt, Google dient einfacher Suche, aber nie würden sie sich über den Klarnamenzwang bei G+ Gedanken machen. (Und ich hoffe, das klingt alles nicht abwertend, denn ich finde, niemand muss sich über so etwas Gedanken machen, wenn er nicht möchte.)

    Ich habe festgestellt, dass Menschen, die Lolcats nicht kennen, die normalen Internetnutzer sind. Alle anderen sind wohl weit stärker mit dem Internet verstrickt, verbringen zumindest einige Zeit damit oder arbeiten in diesem Bereich.

  14. 14
    Johannes

    Mein Opa, 96, schickt mir zum Geburtstag animierte E-Cards und schreibt ehrenamtlich (per Mail natürlich) Beiträge für ein Imkereimagazin.

  15. 15

    @#798370: Wo kaufen denn die meisten Menschen, also die 70%? Und wo kommen diese Zahlen her?

  16. 16

    Erfahrungen aus der Offline-Welt:

    Ich lebe in Lübeck, einer historischen Stadt und Einkaufszentrum für eine ganze Region. Hier sind im Laufe der Jahre viele Geschäfte weggebrochen, die ich über Jahre kannte. Stattdessen machen sich immer mehr Fialisten gerade im Textilbereich breit. Nicht sehr originär und daher für uns auch nicht sonderlich attraktiv. Es gibt aber auch eine bemerkenswerte Gegenbewegung – kleine Straßen mit kleinen und inhabergeführten Geschäften, die sich zwecks gemeinsamem Marketing zusammenschließen und Maßnahmen beschliessen. Da geht es dann um die Außendarstellung, Wettbewerbe, Straßenfeste, Literatur -und Musikevents.
    Diese Geschäfte sind attraktiv und führen ein Sortiment abseits des Mainstreams. Hier gehen wir und viele andere gern flanieren, einkaufen oder einen Kaffee trinken.

    Erfahrungen aus der Online-Welt:

    Es gibt meines Erachtens nach eh kein Weiß oder Schwarz, sondern vielmehr ganz viele Grautöne. In meiner freiberuflichen Tätigkeit als Berater erlebe ich auch, dass ein Geschäft/Unternehmen mit eigenem Webauftritt noch lange keine Strategie oder gar Vision haben muss in Sachen Internet. Da ist vieles, was gedanklich machbar ist noch nicht angekommen. Ich erinnere mich noch gut an die Pleite von boo.com ende der 90 Jahre . Fashion übers Netz war eine klasse Idee, aber einige Jahre zu früh. Heute erst ist es Zalando und Co. mit erheblichem Mitteleinsatz gelungen dieses Segemt aufzuknacken. Werden dadurch alle Boutiquen oder Schuhläden pleite gehen. Mitnichten, denn Innovation und Einfallsreichtum sind auch in diesen Zeiten ein Garant für das Überleben in der Offline-Welt.

  17. 17

    @#798370: Mag stimmen, aber die steigende Tendenz, für spezielle Angebote in kleineren Läden einzukaufen sehe ich zumindest in meinem Umfeld. Dazu gehören Bioläden, sowie gute Bäcker, Fleischer usw und eben auch Blumenläden.
    Eine Unmenge von Läden mit lokalen Spezialitäten entstehen, denen ich keine Chance eingeräumt hätte, die sich aber halten, trotzdem sie sich auf Lakritze, portugiesische oder schwedische Produkte beschränken.
    Vielleicht haben wir das sogar den Discountern zu verdanken!

  18. 18
    flubutjan

    @#798376: Lübeck ist cool. Wir waren letzten Sommer (an einem der wenigen Regentage) zum ersten Mal da, und sind nach den ersten zehn Minuten im gar nicht mal so riesigen Zentrum bereits über zwei Plattenläden gestolpert (meine Frau war begeistert).

  19. 19

    @flubutjan

    Yup, Lübeck ist schon klasse und die See nicht weit. Das Zentrum ist wahrlich nicht groß und alles zu Fuß erreichbar. Die Plattenläden sind in der Beckergrube und die kenne ich.

  20. 20

    @Martha

    Leider hast Du versäumt ,
    deine Statistikangaben mit glaubwürdigen Verweisen zu bestätigen.

    Nur ein kleiner Hinweis:
    http://www.lebensmittelzeitung.net
    (Andere Publikationen werden mit dem Verweis „Bin zu faul“ nicht aufgelistet)

    @Tanja

    Auch wir kaufen auf dem Wochenmarkt unser frisches Gemüse ein. Ebenfalls bin ich treuer Kunde der Fleischerei next on the Eck. Wir haben sogar noch einen Bäcker, der mansollsnichtglauben, unbehandelte Mehle
    verwendet, um leckere Backwaren zu erzeugen.

    http://www.foodwatch.de

    Alles Gute

  21. 21

    Also da ich Informatik studiere und mein Freundeskreis folglich fast nur aus Netzbewohnern besteht fällt es mir in meinem täglichen Leben kaum auf, dass nicht für jeden Das Internet selbstverständlich ist.
    Dass ältere Leute häufig Probleme mit dem Netz haben weiß ich spätestens nach den 4 Stunden die ich meinen Großeltern und auch meinem 70 Jährigen Nachbarn Skype eingerichtet habe (Nach 4 Tagen kam er hoch und meinte es ist kaputt weil er nicht eingeloggt war). Trotzdem waren sie sehr interessiert und wollten es gerne nutzen. Meine Eltern dagegen haben eine ziemliche Abwehrhaltung. Online Bankking und Youtubevideos schauen geht, aber alles darüber hinaus eher nicht. Ich denke dass vielen Menschen einfach die Neugier in die Richtung fehlt. Denn wenn man nicht Neugierig ist scheitert man an der ersten (Hardware)- Hürde.
    (Meine Mutter hat behauptet ich hätte ihr Handy kaputt gemacht, weil ich ihr eine SMS geschrieben habe und T9 eingeschaltet habe. )

    Man darf auf jeden Fall gespannt sein auf die weitere Entwicklung.

    Ach und die Läden.. das ist ein zwiespalt. Ich kaufe meine Lebensmittel natürlich hier vor Ort und ich unterstütze auch gerne kleine Bücher und Plattenläden, aber da wir hier auch nur Thalia habe und ich gestehen muss das ich Amazon-prime kunde bin bestelle ich doch recht häufig. Da sind die Öffnungszeiten so Nachtschwärmer freundlich :)

    Liebe Grüße
    Dorle

  22. 22
    Hans Hans

    Ich ärgere mich bisweilen sehr, dass ich bestimmte Produkte lokal nicht bekomme und die Einzelhändler diese Sachen auch nicht bestellen können – obgleich die Einkaufsmöglichkeiten in dieser Stadt wirklich phänomenal sind, inklusive Boutiquen, Fachgeschäften, Drogerien und Biomärkten -, und ich dann „gezwungen“ bin, die Sachen übers Internet zu ordern und zusätzlich Versandkosten blechen zu müssen. Andererseits freu ich mich natürlich, daß ich „Nischenartikel“ dank Internet überhaupt finden und bestellen kann. Aber bei Möglichkeit zieh ich den lokalen Kauf vor, und das als jemand, der seit frühen Teenagerjahren mit dem Internet aufgewachsen ist.

    Ich kenne aber auch die andere Seite. Eine Freundin sucht sich im örtlichen Drogeriemarkt Artikel aus und bestellt diese – teilweise Eigenmarken-Artikel des Markts! – dann im Abo bei Amazon, weil sie dann so viel Rabatt bekommt, dass es günstiger ist, als die Sachen direkt vor Ort beim Drogeriemarkt zu kaufen.
    Pervers!

    Dann gibt’s natürlich auch noch solche schönen Synthesen aus kleinen Läden und Internet-Vertrieb wie zvab und booklooker. Die Konzepte gefallen mir ausgesprochen gut, und ich mache gern davon Gebrauch.

    Was die „Selbstverständlichkeit“ des Internets angeht, hab ich generell noch nie verstehen können, warum viele Leute mit PCs generell so „unbeholfen zurecht“ kommen. Ich sag immer: „Stell’s dir vor wie einen Aktenschrank und einen Werkzeugkasten, und dann guckst du halt, wo was ist.“
    Nach dem Motto hier: https://www.xkcd.com/627/

    Das ist allerdings nur bedingt ein „Generationenproblem“, sondern hat vielleicht tatsächlich mehr mit Neugier, (Technik-)Interesse und Offenheit zu tun. Auch viele Altersgenossen sind z.B. sehr irritiert, wenn ich denen sage, dass ich Google nicht nutze. Die gleiche Freundin, die den Amazon-Rabatt-Wahnsinn betreibt, hatte keine Ahnung, dass es noch andere Suchmaschinen gibt. Sie kannte auch youporn (oder ähnliche Portale) weder namentlich noch wußte sie, dass es so etwas in der Form gibt. Ich will keine Diskussion über Pornographie lostreten an dieser Stelle, aber youporn etc. kennt man doch auch als Nicht-Konsument und/oder Gegner, oder?

    Mein Vater fragte, als ich über das Windows auf seinem Rechner schimpfte, „ja, aber was willst du denn dann nutzen“, und ich antwortete: „Freie Software – wie ich es auch tue.“ Das hat ihn dann ebenfalls sehr irritiert. Mein Bruder war sehr überrascht, dass ich außer „Linux“ kein anderes Betriebssystem auf dem Notebook-PC und „gar keine Treiberprobleme“ habe.
    Da fehlt den meisten wahrscheinlich einfach die nötige Auseinandersetzung, weil entsprechende Informationen nicht auf dem Silbertablett und weder in der Tageszeitung noch von der Telekom geliefert werden.

    Eine flüchtige Bekannte wollte von mir wissen, wo ich meine RFID-Perso-Schutzhülle her hatte, und ich sagte ihr, die könne sie im Internet bestellen. Ich schrieb ihr „foebud“ auf.
    Tags darauf erzählte sie mir, der FoeBuD führe solche Hüllen nicht mehr, nur irgendwelche Pins. Sie sei auf der Website gewesen und hätte danach auch extra noch einmal bei Google danach gesucht. Ich fragte sie, ob sie sicher sei, dass der FoeBud das nicht mehr führe, das fände ich sehr seltsam, oder ob sie es einfach nur nicht gefunden hätte. Da war nichts, sagte sie. Zuhause mit zwei Klicks in der entsprechenden Abteilung des FoeBuD-Shops. Alle Hüllen noch bestellbar…
    Das ist mir völlig unverständlich, wie man zu blöd sein kann, sich so etwas herauszusuchen. Als wenn jemand im Supermarkt das Kühlregal nicht finden kann.

  23. 23

    Läden ist die Verwandte von Laden.

    Nur zu Unterhaltung:
    http://www.myvideo.tv
    ‚Sons of Silence‘
    meinte Anarchy
    (ab 16)
    Nein, ich mache das nur zum selbstzweck.

  24. 24
    Dr. Helga

    Ich verdiene als Webentwickler seit 15 Jahren meinen Lebensunterhalt „im Internet“. Als letztens eine Freundin (Buchhändlerin) sagte „Allen, die bei Amazon kaufen, würde ich gerne rechts und links eine geben, die bedrohen meine Lebensgrundlage“, konnte ich nicht umhin zu sagen, dass ich allen, die nicht bei Amazon kaufen rechts und links eine geben möchte, da sie meine Lebensgrundlage bedrohen, war erstmal Stille.
    Will sagen, die digitale Revolution ist da, und Sie wird nicht wieder gehen.
    Wärend der industriellen Revolution sind die Weber verhungert, jetzt gehen die Buchhändler auf Harz4. Ist nicht gut. Vor allem nicht für die Buchhändler, oder die Plattenläden (bei uns in der Westfälischen Provinz gibt es sowas seit einem Jahr garnicht mehr). Ist aber so. Zynisch? Warscheinlich. Aber ich bin echt müde, mir auf jeder Familienfeier die Alleinschuld für die Misere geben zu lassen, nur weil ich vor ein paar Jahren einen zukunftssicheren Job gewählt habe.
    In meinem Bekanntenkreis bin ich übrigens der einzige mit Smartphone, und finde es überaus angenehm, dass man sich auf Parties noch verbal, und nicht via Twitter unterhält.

  25. 25
    andre

    Wenn man wegen dem Gelderwerb 10-12 Stunden am Tag in die Tonne treten muss, und das in Schichten, dann wird Zeit ein wertvolles Gut. Die Kombination von zB: amazon und DHL-Packstation ist für mich ideal. Meiner Meinung nach erreiche ich so in Minuten, wofür ich sonst im „Laden“ Stunden bräuchte (das gilt für nicht alltägliche Sachen). Denn wenn ich weiß was ich will, und haben will was ich will, werde ich von Verkäufern gar zu oft vertröstet, verarscht oder hilflos angekuckt, und dann gibt es auch noch so etwas wie den Preis der Ware. Erlebnisshoppen liegt mir auch völlig fern.

  26. 26
    flubutjan

    @#798401: »Geld ist der geronnene Blutschweiß der Elenden, die ihr unveräußerliches Eigentum, ihr eigenstes Vermögen, ihre Lebenstätigkeit selbst zu Markte tragen, um dafür das caput mortuum derselben, ein sogenanntes Kapital einzutauschen, um kannibalisch von ihrem eignen Fette zu zehren. Und diese Elenden sind wir alle!«

    Moses Hess

  27. 27
    Michael

    Zur Diskussion über die Popularität kleiner Geschäfte:

    Ich denke, da verhält es sich ähnlich wie mit den Shopping Centern. Es gibt in der Stadtforschung Studien, die zeigen, dass die Mehrheit der Deutschen bei Befragungen die Einkaufsstraße in der Innenstadt als bevorzugten Ort zum Einkaufen angeben. Wenn man sich aber das reale Konsumverhalten anschaut, sieht das ganz anders aus. Da kaufen viele dieser Leute tendenziell eher in Shopping-Centern und Discountern ein.

    Das mag in den hippen Parallelwelten von Stadtquartieren im Gentrifizierungsprozess anders aussehen, aber insgesamt ist dieser Widerspruch weit verbreitet.

  28. 28
    tba

    Gebe Dr. Helga recht (und das als Buchhändlerkind) und Michael auch. Wie schön, dass es in der Straße in der Johnny und Tanja leben, einen Bäcker, Fleischer sowie Lakritze- und Schwedenladen gibt. Da hat man alles was man braucht.

    Ironie beiseite, ich wünsche jedem Einzelhändler viel Erfolg. Und kann nur sagen, das Erfolg wünschen für den Arsch ist. Das Einzige was letztendlich zählt, ist ob man Geld in diesen Läden lässt. Darauf kommts an. Und nicht auf Sympathie. Kann aus vielen Erfahrungen im Bekannten- und Verwandtenkreis sagen: Pleite gehen oder seine Geschäftsidee nicht verwirklichen können ist scheiße. Aber nichts ätzt mehr, als die Leute, die zu einem in den Laden kommen und sagen: „Och, das ist aber schade dass dieser schöne Laden zumachen muss.“ Die allermeisten dieser Leute hat man vorher nie gesehen, weil sie nicht bei einem eingekauft haben. Denen ist nicht bewusst, wie zynisch derlei Beileidsbekundungen klingen können. Die Spucke sollte man sich sparen.

  29. 29
    Hans Hans

    Ist mein ellenlanger Kommentar im Spam-Ordner gelandet? Weil er ellenlang war, oder weil ein Wort ähnlich „yuopr0n“ darin vorkam?

  30. 30

    @#798406: War in der Moderation, sorry. Eher wegen der Länge, denke ich.

    @#798404: Wieso nutzt du eine recht allgemeine Diskussion dazu, persönlich zu werden und Fakten und Vermutungen zu Unterstellungen werden zu lassen? Erzähl doch einfach etwas mehr von dir und weniger über uns, das ist interessanter, denn du scheinst ja aus eigener Erfahrung zu sprechen, die spannend sein könnte.

    Weder sind alle die von Tanja und mir erwähnten Läden in einer Straße, noch sind wir dem erwähnten Laden unbekannt. Letztendlich ist dein unterstellter Zynismus ebenso falsch wie die etwas zu einfache Formel, die du zur Rettung der einzelnen Läden vorschlägst, denn selbst Einzelhändler mit gleichgebliebener oder sogar mehr Kundschaft kämpfen (wie eigentlich alle). Schließlich sind gestiegene Lebenshaltungskosten, geringere Gewinnmargen bei Produkten und höhere Kosten beim Betrieb des Ladens weitere Gründe neben der Konkurrenz aus dem Netz oder durch Discounter. Wenn selbst kleinere, subjektiv beurteilt recht gut besuchte Supermärkte (die trotzdem zu Ketten gehören) Probleme bekommen und das Sortiment sowie Personal drastisch reduzieren müssen, dann können die Lösungen nicht einfach nur heißen: „Dann müsst ihr halt mehr Geld dort ausgeben“. Denn auch das muss ja vorhanden sein, Kreislauf blahblah …

    Und wenn es vor’n Arsch ist, jemandem Gutes zu wünschen, dann gehen wir etwas unterschiedlich durch die Welt. Dass dem Händler trotzdem nur Bares konkret hilft, ist mir klar, und dass nette Sprüche dann nerven können, auch. Sie aber deshalb sein zu lassen, wäre nicht weniger zynisch.

    @#798403: Ist das Problem nicht eher, dass die Innenstadt voller Discounter und Ketten ist? Wenn ich in Städten bin, in denen ich mich nicht gut auskenne, fällt es mir immer extrem schwer, die Bezirke oder Straßen zu finden, in denen tatsächlich kleinere, lokale, spannende, ausgefallene, wasweißich Läden sind. Die Innenstädte sind doch fest in der Hand von H&M, Handy-Shops und Burger-Buden, weil nur sie sich die Mieten leisten können (und selbst bei diesen Ketten und Franchisern gibt es große Fluktuation, so mein Eindruck).

    Wenn ihr Studien habt, wären Links übrigens immer super! Danke.

    @#798394: Deine Erwähnung dieser „Mischformen“ finde ich interessant, denn die kenne ich auch, bis hin zum Plattenladen, der frühzeitig erkannt hat, dass er sein Lager voller Vinyl und CDs vielleicht nicht mehr an Laufkundschaft los wird, sehr wohl aber im Netz. Diese Flexibilität finde ich beeindruckend (man weiß ja selbst, wie schwer es ist, „neu“ zu denken) und von allem, was ich in Gesprächen höre, sind solche Leute recht zufrieden mit dem Verkauf off- und online.

    Alles in allem befinden wir uns aber wahrscheinlich einfach in einer weiteren Übergangsphase, die an einigen Stellen sehr weh tut, aber auf lange Sicht nicht den Untergang des einzelnen Händlers oder der kleinen, feinen Idee bedeutet. Das ist in vielen Fällen nicht toll, aber auch nichts brandneues.

  31. 31

    Es hat bei mir etwas gedauert, bis ich „meine“ Gegend im 1. Teil des Artikels erkannt habe. Ich wohne seit über 10 Jahren bei der beschriebenen Straße direkt um die Ecke, und behaupte, dass die Entwicklung nur ganz am Rande mit den Möglichkeiten, Dinge per Internet erledigen zu können, zu tun hat. Oft sind es viel weniger spektakuläre Gründe, derentwegen ein alteingesessenes Geschäft schließt, z.B. hohes Alter und/oder schlechter Gesundheitszustand der Eigentümerin. Gerade bei dem Haus, in dem sich der Blumenladen befindet und den angrenzenden 3 Häusern sind es, soweit ich weiß, überzogene Erwartungen des jeweiligen Vermieters. Mit der Hausverwaltung des Hauses, in dem auch der Blumenladen ist, hatten wir, als wir dort eine Wohnung besichtigen wollten, einen ziemlich abschreckenden Kontakt. Wir haben die Wohnung dann nicht besichtigt. 2001 konnte man sich das noch leisten…

    Andererseits halten sich der Buch- und der Elektrogeräteladen erstaunlich hartnäckig, obwohl es doch gerade diese Branchen sind, die am stärksten mit der Konkurrenz durch große Handelsketten und Online-Shops zu kämpfen haben. Warum? Für mich persönlich ist es die Unfähigkeit bzw. Unwilligkeit der Paketzustelldienste, bestellte Ware an uns auszuliefern, obwohl jemand bei uns zu Hause ist. Ob ich dann zum Zeitungsladen im Haus Nr. 17 muss, um mir mein Bücherpaket von Amazon abzuholen, oder mir meine vorbestellten Bücher im Buchladen in Nr. 19 hole, macht vom Weg her keinen großen Unterschied. Beim Buchladen erspare ich mir allerdings eventuelle Versandkosten, und irgendwelche Versandkartons muss ich auch nicht entsorgen. Also gewinnt der Buchladen, selbst dann, wenn ich gar keine Beratung brauche.

    Die Öffnungszeiten waren und sind ein Problem. Aber auch hier tut sich was, z.B. beim schon erwähnten Buchladen, oder auch bei einem der zwei Optiker, der 1 Tag die Woche bis 21:00 Uhr geöffnet hat. Der kürzlich hinzugekommene Späti dürfte auch noch für gewissen Druck sorgen.

  32. 32
    ber

    @#798377: Auch wenn ich kleine Spezialläden für sympathisch und teilweise auch für lokales Kulturgut halte – Bio- und Feinkostläden, Wochenmärkte oder Läden mit Design-Schnickschnack (egal wie toll) sind für mich oft ein Gradmesser für die Gentrifizierung einer Gegend. Fast schon aus Trotz (man könnte auch Widerstand sagen) gehe ich dann zu Lidl etc.

  33. 33

    In meinem Bekanntenkreis wird das Internet eher positiv, Discounter/Mechanisierung eher negativ gesehen.

    Mein Vater ist Handwerker, aber so richtig Handwerk gibt es immer weniger, weil alle „schönen“ Arbeiten die Maschine übernimmt.

    Dass man sich aber mit anderen Handwerken im Internet über seine Hobbys austauschen kann ist dann wieder toll.

    Man könnte auch sagen: Toll ist wenn Platz für Nischen entsteht, doof ist, wenn Nischen (z.B. der Plattenladen) kaputt gehen. Das Internet ist da nur Teil des Prozesses und wird auch so gesehen.

    P.S.: Ich kaufe meinen normalen Bedarf in Supermärkten (als Student gehts auch kaum anders), aber Spezialdinge gerne in Spezialläden. Manchmal geh ich einfach in den freakigen Asia-Laden, weils Spaß macht sich dort aufzuhalten. Ähnlich mit Bücherläden oder dem Gewölbekeller voller Wein, wo ich meinen Whisky kaufe.

  34. 34

    Mein Bekanntenkreis besteht zu einem sehr großen Teil aus Leuten, die etwa in meinem Alter oder doch nur unwesentlich älter sind als ich – nicht jeder nutzt das Internet gleichermaßen intensiv (insbesondere die sozialen Netzwerke), und Smartphones sind doch noch in der Minderheit gegenüber „klassischen“ Handys (ich selber besitze auch nur ein normales Handy, obwohl ich Internet unterwegs sehr praktisch finde). Trotz der unterschiedlichen Nutzung gibt es niemanden, der dem Internet grundsätzlich seinen Nutzen im Alltag, im Studium, in der Kommunikation abspricht, einigen Firmen und deren Geschäftsmodellen gegenüber sieht das natürlich schon etwas anders aus, viele zeigen da doch eine gesunde Skepsis.

    In der Familie ist das Internet inzwischen bis zu meiner Oma vorgedrungen, die mit Begeisterung E-Mails schreibt, googlet und auf youtube die neuesten Lieblingslieder ihrer zahlreichen Enkel oder Schlager aus ihrer Jugendzeit anhört. Und nicht viel anders nutzen auch meine Eltern das Netz, zuzüglich Onlinebanking, Ebay und – in eingeschränktem Maß – Facebook. Meine Mutter hat sich außerdem zu einer begeisterten Online-Shopperin entwickelt, vor allem bei Kleidung, weil es ihr zu umständlich ist, von Geschäft zu Geschäft zu eiern und sich ständig umzuziehen – dann lieber bequem und jederzeit von zu Hause aus bestellen und in Ruhe probieren. Angesichts der Menschenmassen, die sich zu den Haupteinkaufszeiten durch die Straßen und die überheizten Einkaufszentren schieben, finde ich das durchaus nachvollziehbar, wenn ich es auch schätze,, von kompetenten (!!!) Verkäufern beraten zu werden, wenn’s etwas ausgefallenes sein soll.

  35. 35
    Jens Best

    Ich sag das mal ganz kompakt und ohne Schnörkel:

    Das Lamentieren über den Wandel durch das Internet ist nur eine willkommene Ablenkung über die eigentlichen Gründe des sozialen Niedergangs nachzudenken.

    Das eigentliche Problem ist, dass wir uns gegen den allzu notwendigen Wandel des kapitalistischen Handelns wehren. Jedem ist (bewusst oder unbewusst) klar, dass der Glaube an ewiges quantitatives Wachstum ebenso irreal wie grundlegend für unser aktuelles System ist. Eine Veränderung der Bewertungsgrundlagen unseres gemeinsamen Handelns würde deutliche Schritte von jedem benötigen. Da schiebt man doch lieber „dem Internet“ die Schuld zu, und schon hat man seinen Sündenbock.

    Immer wenn einer im Groben an irgendwas Schuld ist, ist ein System (und dessen Mitglieder) nicht bereit seine eigenen immanenten Fehler zu korrigieren. Aufgrund der eigenen Unfähigkeit sich neu organisieren zu können, wird der Fehler externalisiert. Das mit dem Sündenbock hat eine lange Tradition. Ein offener Dialog darüber ist die eigentliche Herausforderung.

  36. 36
    peterottinger

    und da gab es kein foto einer berliner straße,oder sind die schon alle im räumungsverkauf?

  37. 37
    Knipper

    Ich wohn da auch – die Strasse ist definitiv im Wandel. Oft hab ich schon überlegt, was eigentlich fehlt (mir persönlich: Fahrradreparatur, Bio-Supermarkt, Asialaden) und ob es sich lohnen könnte, selbst mit einer guten Idee einen Laden aufzumachen (mir fällt aber nix passendes ein, was überlebensfähig wäre). Das mit den kolportierten hohen Ladenmieten hab ich schon vor sechs oder sieben Jahren gehört, als wir dorthin gezogen sind.
    Ein Problem ist aber ebenfalls, dass das „Hinterland“ (bzw. der Einzugsbereich) dieses relativ begrenzten Altbauquartiers zu klein ist – südlich davon verliert sich die Grossstadt in Reihenhaus-Siedlung und 60er-Jahre-Siedlungs-Strukturen, da leben einfach weniger Menschen. Vieles orientiert sich in Richtung Bergmannstrassenkiez. Hoffen auf die Entwicklung des Tempelhofer Feldes kann man auch nicht, das dauert noch (ob das wünschenswert ist läßt sich ja noch diskutieren…). Die paar wenigen, die sich 2x im Jahr von der Bread & Butter in die Strasse verirren, machen den örtlichen Einzelhandel jedenfalls nicht glücklich.

  38. 38

    Hallo

    Soweit ich (schlichtes Gemüt) herausgelesen habe,
    ist nicht unbedingt der Wille zum besseren erkennbar,
    sondern schlicht die finanziellen Möglichkeiten.
    Da kann sich die eine oder der andere nur nach der Decke strecken.
    Insofern müssen Abstriche in Bezug auf Anspruch und Wirklichkeit
    gemacht werden.
    Loft oder Luft
    Lidl oder Aldi

    Die Leserschaft im SB-Blog ist meist gut verdienend,
    erfolgreich, attraktiv, selbstbewusst, belesen, …