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Get the balance right

Spätestens nach dem Rant von Sven Regener im Zündfunk und den darauf folgenden Reaktionen könnte man die Debatte ums Urheberrecht und um Unterhaltungsinhalte im Netz als abgeschlossen ansehen. Denn sie tritt auf der Stelle: Die Fronten sind verhärtet, alle haben Recht und die jeweils anderen haben keine Ahnung. Deswegen glaube ich auch sagen zu können, was sich an der aktuellen rechtlichen Situation ändern wird: Sehr wenig.

Hätte ich diese Zeilen schon am Wochenende getippt, wären sie ebenfalls ein Rant geworden. Doch obwohl ich Sven Regener (hier ein Gespräch mit ihm, das ich vor einem Jahr führen konnte) in vielen Punkten seines Statements widerspreche, hätte sich dieser Rant eher gegen die Borniertheit gerichtet, die einem aus Teilen des Netzes entgegen donnert, wenn man sich einzelne Blog-Reaktionen auf Regeners Rant und die Kommentare dazu durchliest. Abgesehen von den üblichen Beißreflexen (Sven Regener hat selbstverständlich „keine Ahnung“; die Musikindustrie ist selbst schuld, weil sie hat ja nicht!) hagelt es Beleidigungen und arrogante Häme. Allein die derzeit 110 Kommentare bei Netzpolitik lesen sich in weiten Teilen wie eine abstruse Mischung aus peinlichem Halbwissen, unterirdischen Beschimpfungen und der ewigen Wiederholung von vagen Allgemeinaussagen ohne Lösungsansätze.

Auch Regener wirft ordentlich durcheinander und schmeißt technische Möglichkeiten, Piratenpartei, Google, kommerzielle Filesharing-Unternehmen sowie sein Publikum in eine Schale und tut sich und der Sache, für die er sich äußert, damit keinen großen Gefallen. Dennoch ist es nicht sonderlich schwer, ihn in seiner Wut zu verstehen – wenn man das will. Will man aber vielerorts nicht, und so wird ein nicht besonders vorbereiteter Rant Komma für Komma derart seziert, dass es einfach keinen Spaß und Sinn mehr macht und bis nichts mehr davon übrig bleibt.

Bei Sven Regener ist recht klar, was er will: Er möchte die Entscheidungshoheit über die Verwertung seiner Arbeit behalten, und das will schließlich auch jeder Creative-Commons-Künstler. Was die Anti-Regener-Kommentare hingegen wollen, bleibt meist unklar. Vielleicht waren sie nur beleidigt.

Das Netz und seine Beteiligungsmöglichkeiten, so reden wir es uns seit vielen Jahren ein, stärke die Demokratie und Meinungsvielfalt. Dass aber viele, deren Meinung vielleicht gerade nicht ins Netz oder ins jeweilige Forum passt, einfach nur noch die Klappe halten, und dass bei ebenso vielen Meinungen, die im Netz stehen, weder Motive noch Absender klar erkennbar sind, unterschlagen wir dabei gerne.

Und so braten wieder alle im eigenen Saft, regen sich in ihren Ecken über die anderen auf und meinen, eine Wahrheit für sich gepachtet zu haben.

Selbige gibt es aber im vorliegenden Fall noch gar nicht, wir nähern uns ihr erst an. Unbestritten ist, dass das Netz vieles verändert, doch wo steht geschrieben, dass diese Veränderungen per se gut sind? Und wenn: Für wen? Und wieso gehen offenbar viele Menschen davon aus, dass sich alles andere an das Netz anpassen muss, seit wann lassen wir uns von Technik diktieren? Immer, wenn ich davon lese, dass das Netz nunmal so und so sei, und dass Technik nun mal dieses und jenes möglich machen würde und man sich daran eben anzupassen hätte, dann frage ich mich, ob diese Meinungen auch für andere Gesellschaftsbereiche gelten. Wie steht es um Mindestlöhne, um Urlaubszeiten, um Elternzeiten, um Sozialabgaben, um Renten? Müssen sich diese auch an die Markt- und Technik-Umstände anpassen, oder lohnt es sich nicht doch, sich für ein möglichst faires System einzusetzen, eines, das eben nicht die äußeren Gegebenheiten als Status Quo akzeptiert, sondern das sich bemüht, einen für alle Beteiligten gangbaren Kompromiss zu finden? Und wenn sich nun doch alles dem Markt unterwerfen muss und das prima ist: Wieso wählt dann niemand mehr die FDP?

Es bleibt schwierig, man kann aber auch sagen: Spannend. Und man braucht bei der ganzen Aufregung nicht so zu tun, als stünde der Untergang der Unterhaltungsindustrie bevor, weder auf der Seite der Künstler oder Rechteinhaber, noch auf der Seite der Konsumenten. Musik wird immer gemacht werden. Sie wird auch immer kopiert und getauscht werden, aber genauso wird strafrechtlich belangt werden, wer dies im großen Stil als Geschäftsmodell ohne Einwilligung der Urheber oder Rechteinhaber tut, alles andere wäre Enteignung. Interessenvertreter und Unternehmen wie die GEMA und YouTube werden sich einigen, und Musik-Dienste wie iTunes, Spotify und weitere schaffen uns als Musik-Konsumenten mehr Möglichkeiten der legalen Musiknutzung und den Urhebern Einkommensquellen. Das alles läuft vielleicht noch nicht komplett rund, und ob jedes einzelne dieser Modelle wirklich tragfähig ist, steht auch noch nicht fest. Man sollte nur nicht so tun, als würde sich gar nichts bewegen.

Die Arbeit ist aber damit natürlich noch nicht getan: Es fehlen Regeln für die juristische Verhältnismäßigkeit, um Abmahnwahnsinn und anderen Unsinn zu stoppen, und es braucht ebenso eine Handhabe, um digitale Inhalte leicht und verständlich als (straf-)frei nutzbar kennzeichnen zu können. Doch das wird passieren, weil es passieren muss.

Anderes ist schon längst passiert, und wer der Musikindustrie (mit der ich mich gerade selbst wieder herum prügele) immer noch vorwirft, sie würde keine neuen Geschäftsmodelle entwickeln, hat in den letzten Jahren nicht sonderlich gut aufgepasst oder denkt, dass Labels früher Plattengeschäfte betrieben haben. Da mit dem Verkauf der Musik nämlich nicht mehr so viel Einnahmen zu erzielen sind wie vor der Mainstreamisierung des Internet, sichern sich Labels schon lange Anteile an anderen Umsatz-Bereichen, wenn sie einen Künstler unter Vertrag nehmen. Waren sie bis vor wenigen Jahren allein an den Umsätzen aus den Tonträgerverkäufen eines Künstlers beteiligt, so bekommen sie heute auch einen Teil der T-Shirt-Verkäufe und Live-Gagen ab. Ob das nun für den Künstler besser ist, sei dahin gestellt, denn vorher gehörten diese Einnahmen allein der Band (und dem Management, falls vorhanden). Und da mehr Leute an einem Shirt verdienen wollen, wird dieses eben auch teurer, gleiches gilt für die Ticketpreise bei Konzerten (wovon wiederum die Urheber wenig haben, wenn sie nicht auch die Interpreten sind). Das Internet verändert in der Tat vieles.

Überhaupt ist es beinahe putzig, wie sich einige um die Anteile der Verwerter an den Künstler-Einnahmen sorgen, diese für unfair halten und deshalb meinen, diese Industrie boykottieren zu müssen. Ich halte die gängigen Beteiligungen der Urheber bei Buch-, Musik- oder Film-Verträgen auch nicht für sonderlich toll, ich finde aber auch, dass der Bauer nicht genug vom Gesamtpreis der Butter erhält. Ich entscheide mich aber als Künstler und/oder Urheber selbst dafür, ob ich einen Vertrag zu bestimmten Konditionen eingehe, denn ich erhalte einen Gegenwert in Form von Vorfinanzierung und anderer Unterstützung bei meiner Arbeit (zudem bewegt sich auch in diesem Bereich einiges, es gibt inzwischen viele Verträge im Musikbereich, die bspw. bei Online-Einnahmen eine fairere Aufteilung zwischen Künstler und Label aufweisen als noch bei den CDs oder gar Vinyl). Und wer wirklich glaubt, dass ein Künstler, der die Sache als mehr als ein Hobby und durchaus auch mit dem Ziel des kommerziellen Erfolgs angeht, wirklich alles alleine finanzieren und stemmen kann, der muss mir unbedingt sein Geheimnis verraten.

Dennoch ist es natürlich nett, wenn sich Musikhörer um die faire Vergütung ihrer Lieblingskünstler sorgen. Etwas merkwürdig wird es nur, wenn die gleichen Menschen die millionenfache Neufinanzierung eines Start-ups durch Venture Capital feiern und dem jungen Unternehmen dazu gratulieren. Obwohl die Investoren nun den größeren Anteil am Unternehmen haben und auf die Inhalte der Software oder die Nutzer des Online-Dienstes pfeifen: Sie wollen nur mit möglichst hohem Gewinn aussteigen, denn niemand außer Papa investiert in ein Unternehmen (und ein solches kann auch Kunst sein), ohne die Chance, seine Investition mit Gewinn wieder zurück zu bekommen. Warum dieser Mechanismus nun im Musikbereich als verwerflich, im Technologie-Bereich hingegen als Erfolg zu bewerten ist … das muss ich vielleicht gar nicht verstehen.

Ach, es ist ein Kreuz mit dieser endlosen Debatte, die mich manchmal nur noch anödet, dann aber auch immer wieder genug aufregt, um selbst mal wieder in die Tasten zu donnern und mich dann beschimpfen zu lassen. Aber ich schreibe ja nicht nur darüber, sondern sammle selbst gerade wieder Erfahrungen im Musikbereich. Unter anderem versuche ich zur Zeit, drei ältere Alben meiner Band erstmals offiziell online zu veröffentlichen. Obwohl ich das Recht, als Urheber daran u.U. auch noch einen Cent zu verdienen, nach Meinung einiger Leute schon lange nicht mehr haben sollte.

Eine Dame spazierte in Paris die Straße entlang, als sie den berühmten Maler Pablo Picasso im Café sitzen sah, wo dieser gerade zeichnete. Die Frau ging zu ihm und fragte, ob er sie nicht zeichnen würde, sie würde auch sofort dafür bezahlen. Picasso stimmte zu. In drei Minuten war das Bild fertig: Ein Original-Picasso! „Was schulde ich Ihnen?“, fragte die Dame. „Fünftausend Francs“ antwortetet Picasso. „Aber Sie haben nur drei Minuten lang gezeichnet!“, fuhr sie auf. „Nein“, sagte Picasso, „ein ganzes Leben lang.“ – (Anekdote, Wahrheitsgehalt fragwürdig)

„A guy walks up to me and says ‚What’s punk‘ and I say ‚This is punk!‘ and kick over a trashcan and he says ‚This is punk?‘ and kicks over a trashcan and I say ‚No, that’s trendy!'“ -Billie Joe Armstrong

95 Kommentare

  1. 01

    Ah, endlich mal ein Text zu Regener, der nicht eindimensional die eine oder andere Position bezieht, sondern der ärgerlichen Graustufigkeit dieser Sache Tribut zollt.

  2. 02
    sven

    „Obwohl ich das Recht, daran u.U. auch noch einen Cent zu verdienen, nach Meinung einiger Leute schon lange nicht mehr haben sollte.“

    Ich glaube nicht. Wenn du deine Musik auf deiner Seite anbietest für Betrag X wird dir niemand das Angebot verargen. Das darfst du schliesslich auch bei gemeinfreien Werken.

  3. 03
    Arne

    Danke, Johnny!

  4. 04

    Ich versteh die Aufregung nicht.

    99% im Netz ist großer Mist. Das war schon immer so und wird auch immer so bleiben. Ob das jetzt Kommentare zum Urheberrecht sind, Schnappschüsse auf Flickr oder CC-Musik.

    Wollen wir uns wirklich daran abarbeiten? Wollen wir uns von den 99% unreflektierten Semitrollen wirklich unsere Debatte und die Entwicklung kaputt machen, wie z.B. bei http://www.zeit.de/kultur/literatur/2012-03/urheberrecht-buchmesse ?

    Auf Kickstarter finanzieren US-Künstler ihre Alben vor und Spiele, die dort vorfinanziert werden sind meistens ohne DRM. Louis C.K. hat 1 Mio Euro umgesetzt mit einem simplen „Zahle 5€ und lad das Ding runter“-Konzept.

    Sven Regener und die Internettrolle gehen mir einfach am Arsch vorbei. (Und als Buddhist sage ich das mit religiöser Überzeugung!)

  5. 05

    Bitte das folgenden Zitat FETT in die Blogs und Wassonstnoch der Schnöseleria eintragen:

    „Und wieso gehen offenbar viele Menschen davon aus, dass sich alles andere an das Netz anpassen muss, seit wann lassen wir uns von Technik diktieren?“

    Das geht mir schon sehr lange extremst auf den Geist, diese dummdreiste Arroganz der Digitalnaiven…

  6. 06

    Wenn man den Beißreflex unterdrücken kann, den jede Form der „sympathy with the gema“ auslöst, kann man Regener in der Tat in seiner Wut gut verstehen.

    Es geht ja nicht nur um Musik, es geht auch um Texte wie diesen hier, die eigentlich ein Recht auf ein paar Cent der Anerkennung verdient hätten. Und dieses Missverhältnis, dass auf der einen Seite sich Unternehmen dumm und dusselig mit den Werken anderer verdienen (wie eben auch ein YouTube oder Google), aber auf der anderen Seite der Content-Ersteller zunehmend als der Depp dasteht und sogar für Werbeeinblendungen angeprangert wird, sollte man mehr abwägen – gerade bei einem Mann wie Regener – als die (verbalen) Kollateralschäden.

    Daher danke für einen differenzierten Text wie den hier.

  7. 07

    Auch nach längerem Nachdenken halte ich nur wenige Argumente der Regener-Kritiker für nachvollziehbar. Andererseits habe ich (sowohl Urheber als auch Konsument) aber auch noch keinen vernünftigen, auch für die Zukunft trag- und mehrheitsfähigen Kompromiss der kollidierenden Interessen entdeckt.

    Wer selbst glaubt, einen solchen zu haben, ist meist selbst schlecht informiert, interessengesteuert oder egoistisch. Gerne studiere ich aber jeden vernünftigen, kreativen Vorschlag zur Debatte – wer dann tatsächlich die Quadratur des Kreises annähernd hinbekommt, würde von mir stante pede als gottgleich verehrt ;-)

  8. 08
    Herr Frey

    Hier ein aufschlussreicher Artikel für alle, die immer das Argument aufführen, dass man als Musiker heute im Netz ja trotzdem gut Musik verkaufen kann:

    http://www.on3.de/e/12940#/e/12940

  9. 09

    @#801946: Du hast recht, ich war unscharf im Artikel. Es könnte dann jeder verkaufen, also auch ich, ich hätte nur kein Recht auf einen Anteil an den Einnahmen durch Dritte und als Urheber stünde mir auch nichts mehr zu. Ich habe das oben etwas konkreter gemacht.

  10. 10
    sn

    Das Gefühl, dass eine konstruktive, faire und interessante Diskussion über Urheberrechte und Inhaltsvergütung im Netz heute nicht mehr möglich ist, begleitet mich schon länger und ist spätestens durch den „Sven Regener, du erzählst Unsinn“ und seine Kommentarsammlung bestätigt und gefestigt worden.

    Interessant hier, wie so oft hier, das Weiterdenken in Richtung einer Online-Gesellschaft und ihrer Regeln, Möglichkeiten und Grenzen. Und da kommen doch, @#801949:, diese grob bezifferten 99% ins Spiel. Denn wenn das Netz Offenheit, Demokratie und grenzenloses Mitspracherecht bringen und garantieren will, muss ich beide Fragen mit „Nein, aber was willste machen?“ beantworten.

  11. 11

    Ja, es ist absolut inakzeptabel, dass mit Technik einfach das gemacht wird, was geht, ohne Rücksicht auf Verluste, zum persönlichen Vorteil.

    Interessant finde ich die Kommentare aktuell hier. Es scheinen doch wesentlich mehr Leute genervt von den Urheberrechtskommunisten zu sein ;-)

  12. 12
    Katrin Hilger

    Es stimmt, die Musikindustrie hat viele neue Geschäftsmodelle gefunden, allerdings hat sie eins nicht (oder zu wenig) getan. Neue Promotionwege für ihre Künstler gefunden. Daran und nicht an den Geschäftsmodellen krankt das gesamte System. Radio ist Formatradio – also Klangteppich ohne große Bedeutung, im Fernsehen ist Musik nicht mehr wichtig und Empfehlungsplattformen im Internet, wo Freunde und Sachverständige einem Musik empfehlen könnte, die man neu entdecken kann, (und damit den freundlichen Plattenhändler von einst oder den enthusiastischen DJ im Radio ersetzen), sind oft noch rechtliche Grauzonen. Mittlerweile wird das erkannt und z.b. Sony BMG US hat eigene Präsenzen auf spotify. Ein Schritt in die richtige Richtung…

  13. 13

    @#801961: Ich muss jetzt aber mal vorsichtig fragen, ob du deinen ersten Satz ironisch oder ernst meinst (klingt etwas ironisch)?

  14. 14
    Markus

    Hey, Du kennst das doch: Man kann sich seine Kommentatoren leider nicht aussuchen.

  15. 15
    kalle

    was mir beim (stundenlangen) lesen vieler pro- und contra-positionen zum statement von sven regener aufgefallen ist und was mich dann unheimlich ermüdet hat, ist die tatsache, dass eigentlich fast niemand darauf einging, dass es hr. regener um eine tarif-problematik mit youtube/google geht und sonst um nichts. würde er (via gema) mehr vom youtube-kuchen abbekommen, wäre seine rock’n’roll welt schnell wieder in ordnung. da er dabei aber so viele dinge zusammenschmeißt, die nicht zusammen gehören, und dann noch seine fans beschimpft, erklärt die ungeheuere reaktion auf seinen rant. und damit ging es los, dass jeder in brainstorming-manier thesen loslässt, die entweder gar nicht zur debatte stehen oder sogar vollkommen falsch sind. weder ist hr. regener von gestern noch will irgendjemand fordern, dass musik kostenlos zu sein hat. beide seiten übertreffen sich in themaverfehlungen und wenn man hofft, dass jeder alles zu allem gesagt hat, kommt der nächste und postet es nochmals bei facebook weiter. sven regener tut mir nicht leid, er gehört zu den wenigen, die in deutschland von der musik leben können, fast allen anderen musikern geht der youtube/gema-deal sonstwo vorbei, da sie im leben nicht davon profitieren werden. mich hätte bei der diskussion mehr interessiert, wie künstler (vielleicht ohne die gema) herren über ihr schaffenswerk bleiben und trotzdem geld damit verdienen können. iTunes, youtube und amazon zeigen, dass man das im netz gerade heute kann.

  16. 16

    Hi Johnny,

    guter Artikel, auch wenn ich nicht in allem übereinstimme. Das hat aber in erster Linie damit zu tun, dass sowhl Herr Regener als auch Du als auch ich von unserem ganz persönlichen Standpunkt aus kommentieren. Mir hat die Gema z.B. so gut wie nie was gebracht, nicht zuletzt, da ich mich mit meiner Musik nie in die Abhängigkeit eines Verlages begeben wollte.
    Ein Klaus Doldinger hingegen würde wohl kaum das Prinzip der Gema in Frage stellen ;-)
    Aber statt immer nur zu jammern und um eine möglichst grosse Unabhängigkeit der Künstler zu ermöglichen, haben wir kurzerhand selber was programiert. Schau’s Dir mal an
    http://mu42.com
    Mindestens so gut wie Bandcamp und darüber hinaus nach deutschen rechtlichen Standards entwickelt.

    all best
    Vilas

  17. 17
    Rudy Holzhauer

    vielen dank für den beitrag, johnny.

    sven’s kernaussage für mich ist und bleibt, dass künstler (und auch die urheber) die hoheit über ihr schaffen zurückbekommen müssen. was mich in der ganzen diskussion immer wieder stört ist, dass (fast) alles auf das monitäre reduziert wird. das bleibt ein wichtiger, aber nicht alles entscheidender aspekt. ausser natürlich für die künstler und urheber, denen es gelungen ist von ihrem schaffen zu leben und eventuell ihre familie zu ernähren. das ist ein aspekt, den vielleicht 20-25jährige nicht kennen, weil sie bisher von mama und papa durchgezogen wurde und falls es mal knapp wurde, zu haus angekrochen kamen….

    ich stehe wie du dem abmahnwesen extrem kritisch gegenüber und habe mich bisher nicht daran beteiligt. nur – wie sollten sich künstler und autoren nachhaltig wehren? du siehst doch, was passiert, wenn sich einer mal aus der deckung wagt und laut und deutlich seine meinung sagt. ich kenne viele künstler, die öffentlich keinen mucks von sich geben, aber über ihre anwälte gott und die welt verklagen. meist auch zu recht.

    die aussagen, künstler sollten über ihre eigenen webseiten ihre werke vertreiben, ist an naivität und unkenntnis über das musik-/kulturgeschäft nicht zu überbieten. als grosse ausnahme wird das vielleicht dem einen oder anderen gelingen… ansonsten gilt der uralte spruch aus der musikbranche:

    if you don’t promote, something terrible will happen: NOTHING!

    und das kostet – im gegensatz zur produktionserstellung – mittlerweile 10-20x so viel geld wie noch vor 10-15 jahren.

  18. 18

    @#801967: Danke für den Link, schaue ich mir sehr gerne an!

  19. 19

    @ Johhny: bei detaillierten Nachfragen stehe ich natürlich immr gerne zur Verfügung :-)

  20. 20
    Jonathan

    Words of wisdom :)

  21. 21
    Fräulein Achterbahn

    Der Knackpunkt ist doch der der im Netzpolitik-Artikel so schön formuliert wurde:

    „Nie war die künstlerische Bandbreite verfügbarer Musik größer als heute, nachdem durch das Internet endlich die auf quasi-korrupten Mechanismen beruhende Heavy Rotation der Radiosender großenteils entmachtet wurde. Endlich ist live allgemein wieder wichtig und nicht nur in großen Arenen und bei Festivals im Sommer.“

  22. 22
    MrsPsmith

    @#801968: und youtube wird da so gar nicht als werbung/promotion wahrgenommen?
    Ich würde sagen 90% der Musik, die ich mir in den letzten Jahren gekauft habe (zugeben, keine aktuelle Charts-Musik, ironischerweise aber sehr wohl Element of Crime) habe ich gekauft, weil sie mir bei youtube über den Weg gelaufen ist.

  23. 23

    Natürlich muss sich die Gesellschaft der Technik anpassen, was soll sie sonst auch tun? Augen zu und hoffen, dass die neue Technik bestimmt schon wieder weg ist, wenn man die Augen aufmacht? Man muss nicht unbedingt FDP-Wähler sein, um das mitzubekommen. Die Renten (b.z.w. das Rentenalter) haben sich ja schon der Medizintechnik angepasst.

  24. 24

    @#801978: Natürlich passt man sich in gewisser Hinsicht an, schließlich fahren wir ja nicht mehr mit der Kutsche, sondern mit dem Auto, für das extra Straßen gebaut wurden, auf denen Geschwindigkeitsbegrenzungen gelten. Obwohl die Wagen schneller fahren können.

    Hm. Waghalsiger Vergleich vielleicht. Was ich sagen will: Nur, weil es etwas technisch möglich ist, ist es nicht automatisch gut und unumgänglich. Dafür muss man sich der Technik nicht verschließen, man braucht sich aber von ihr auch keine neuen Gesetze vorschreiben zu lassen. Darüber sollten immer noch Menschen entscheiden.

  25. 25

    „Musik wird immer gemacht werden“ – Widersprichst Du mit dieser Aussage nicht Deinem ersten Zitat von Picasso am Ende des Artikels?

    Was ich sagen will, ist: Man zahlt einem Künstler nicht das Geld für die konkrete Sache, sondern auch dafür, dass er bereit ist, sein ganzes Leben dem künstlerischen Dasein zu widmen. Soweit Picasso. Musik wird vielleicht immer gemacht werden, aber vielleicht werden auch immer häufiger Menschen, die Musik gemacht haben, untergehen, weil sie eben arbeiten, bis es nicht mehr geht und schließlich merken, dass doch nicht genug Geld dabei rumkommt, dass sie davon leben können.

    An einer prekären Künstlerexistenz ist nichts Gutes, da kann ich Sven Regener nur zustimmen. Vielleicht ist es daher einfach unfair, wenn man darauf hinweist, dass es immer Musik geben wird. Es wird vielleicht nur weitaus weniger Menschen geben, die mit Blick auf die finanzielle Sorgenfreiheit irgendwann in der Zukunft noch das Risiko eingehen wollen, alles auf eine Karte zu setzen.

  26. 26
    morton

    Hey,

    ich mag sehr, dass Du kurz auf „Das Netz und seine Beteiligungsmöglichkeiten,“ eingehst.

    Tatsächlich ist es so, dass man imo zunehmend beschimpft wird, wenn man nicht der Mehrheitsmeinung ist.
    Sei’s Apple, Urheberrecht, streamingdienste, Smartphones oder einfach nur „mir gefällt xy“.
    Schnell ist man „zu dumm zu denken/lesen“ o.ä..
    Kürzlich habe ich bei amazon eine Kaffeemaschine bewertet. Ein Kommentar darauf war, dass ich wohl der dümmste Mensch der Welt sei und auch zum scheißen Hilfe bräuchte…

    Auch bei Euch Autoren scheint das allmählich ein Thema zu werden, lese ich doch immer öfter Artikel die schon mit der Erwartung der Beleidigung enden.

    Das sehe ich als ein sehr großes Problem.

    Denn der Kreis der Austauschenden wird zwangläufig kleiner – wie Du schreibst.
    Ich persönlich ziehe mich auch immer mehr zurück. Wenig bis keine Kommentare, schreibe so gut wie gar nicht mehr in Foren.

    Schon jetzt habe ich das Gefühl, dass viele „Netziens“ nur noch sich selber beweihräuchern, und meinen alle Menschen hätten fb, twitter, google+, pinterest, whatever.
    Sie sind überrascht, wenn man ihnen klarmacht mit wie vielen Dingen sie einer Minderheit in diesem Land angehören.

    Aber Menschen, die nicht mitspielen oder andere Vorstellungen von „digitalen Themen“ haben und sich nicht extrem vorsichtig ausdrücken erleben im kleinen was Regener im großen durchmachen muss.

    Das ach so tolerante Netz ist nämlich ganz schön untolerant.

    Sorry für viel Text und wenig Aussage, bin einfach z.Zt sehr von „meinem Internet“ enttäuscht… baaw :(

  27. 27

    Der Denkfehler, den übrigens viele Digitalnaive machen, besteht darin, Netz = Technik zu setzen. Im Sinne von: Ui, wenn Deutschland so langsam ist mit diesem ganzen Web, dann ist der Technologiestandort gefährdet. Natürlich passt sich eine Gesellschaft (erfolgreichen) neuen Technologie an, aber das kann doch nicht heißen, dass sich die KULTUR den Folgen dieser Technologie anpassen MUSS – das ist doch genau dieser Piratenquatsch, den jetzt viele so toll finden.
    Um in Johnnys Auto-Vergleich zu bleiben: Die Piratenpartei ist die Autopartei des Jahrzehnts…

  28. 28

    @#801981: Ich weiß, was du meinst. Von fünf möglichen Artikeln schreibe ich nur noch zwei, im Vergleich zu „früher“. Weil ich manchmal einfach keine Lust auf die oft vorhersehbare Debatte habe. Zustimmung kommt bei manchen Themen, anders als hier gerade, immer häufiger eher über Mail oder im Gespräch als in öffentlichen Kommentaren.

    @#801980: So pessimistisch bin ich da nicht … es könnte vielleicht passieren, dass es zurück zu den Mäzenen geht, und das wäre für Kultur sicher auch nicht besser.

  29. 29

    @#801979: Neue Techniken sind vielleicht nicht gut, aber sehr wohl unumgänglich. Es ist eine zum Überleben einer Gesellschaft zwingend notwendige Eigenschaft sich neuen Gegebenheiten anzupassen. Und Technik verändert nun mal die Gegebenheiten. Was passiert, wenn wir das nicht tun erleben wir gerade: Kriminalisierung von Bagatellen, drakonische Strafen für lächerliche vergehen. Ich sage nicht, dass man nichts für Musik und andere Kulturgüter zahlen oder verlangen sollte (ganz im Gegenteil). Ich finde aber, dass sich die Gesellschaft damit abfinden muss, dass Inhalte nun mal leicht kopierbar sind und dies auch weiterhin im großen Stil geschehen wird.

  30. 30

    @#801984: Achso. Na das schreibe ich doch aber oben: „Sie (die Musik) wird auch immer kopiert und getauscht werden.“ Dass Rechteinhaber dagegen bei Illegalität vorgehen, wird sich aber auch nicht abstellen lassen.

  31. 31
    Rudy Holzhauer

    @#801976: um gottes willen – nein. natürlich ist youtube (oder auch vimeo und andere plattformen) ein wichtiger, aber in den meisten nicht alles entscheidender faktor in der promtotion. künstler, die sich allein auf youtube verlassen, werden es schwer haben.

    aber dazu gesellt sich neben der bereits an anderer stelle ausführlich diskutierten frage, was hat ein (reiner) urheber davon, die definition von „erfolg“. ist jemand bereits mit einigen tausend klicks glücklich – oder ist die werbung ausreichend, um sich und ggf. seine familie zu ernähren.

  32. 32
    Hans Mingler

    @MAX

    Ist für mich ganz und gar kein Argument! Es würde ja heißen, dass wir auch das „umfahren“ von Passanten legalisieren müssten, es ist ja so einfach zu realisieren…

    Klartext: Bei Dir hört sich das so an, dass „leicht zu realisieren“ = Bagatelle ist. Geistiges Eigentum ist für mich keine „Bagatelle“.

  33. 33

    @#801988: Naja, es geht aber um die Verhältnismäßigkeit. Es werden Schüler abgemahnt, die ein paar Songs runtergeladen haben oder Leute, die auf ihrer Homepage ein Bild haben, dessen Urheber sie nicht gefragt haben. So was dann mit mehreren hundert Euro ahnden zu wollen (und zu können), ist einfach Irrsinn. Aber da sind Neuregelungen in Arbeit, soweit ich weiß.

  34. 34
    Carlotta

    Zunächst mal: Mir gefällt die Diskussion und die ganze Webseite hier enorm gut. Ich hab von meinem Label selbst die Empfehlung bekommen, hier mal reinzuschauen und bin erleichtert, dass es immer noch Menschen gibt, die „online nachdenken“ können, bzw. sich prägnant ausdrücken und sogar in der anschließenden Diskussion nicht nur „abhaten“.

    Ich muss gestehen, ich bin emotional sehr aufgeladen, was das ganze Thema angeht, da ich selbst Musikerin bin, kurz vor meinem Debut-Release stehe und wirklich Jahrzehnte meines Lebens auf die Suche „nach dem Schönen“ verwendet habe, ganz ohne Studium (da greift wieder die Picasso-Anekdote), mich nun plötzlich in diesem Schwall aus irgendwelchen Meinungen und Arroganz wiederfinde und gar nicht bemerkt hab, wie wenig die Leute über das Musikgeschäft wissen.
    Bekanntlich überlebt jedes Klischee die Wahrheit um Längen, so anscheinend auch das des „Stars“ oder des „Millionärs“ der Musikwelt.
    Die Realität sieht anders aus, das zeigen Bands wie Bodi Bill nun endlich auch öffentlich (wie schon gezeigt: http://on3.de/e/12940).

    Immer öfter frage ich mich also Dinge wie:
    – haben Künstler und Labels nicht den technischen Anschluss sondern vielmehr die Aufklärungsarbeit auch und vor allem gegenüber den staatlichen Subventionsstationen verschlafen?
    – was denkt eigentlich der Hörer und die Masse eigentlich von der Arbeit eines Musikers? Und letztlich also auch über ihren Wert?
    – ist Popmusik machen ein sogenannter „ehrlicher Beruf“ im Empfinden der (deutschen) Bevölkerung?
    – wollen die Leute nicht auch den Mythos, das Geheimnis, das Unerklärliche in der Musik?
    – welche Klischees halten sich nach wie vor hartnäckig und das eher im emotionalen Apparat der Menschen, sind Musiker sozusagen „gefühlte“ Faulenzer / Trinker / Nichtstuer / Dummköpfe / Freigeister / Genies etc.?

    Über die Piratenpartei, Google, YouTube, Facebook etc. kann man eine Meinung haben, vor allem aber sind dies politische oder unternehmerische Gruppen, die funktionieren sozusagen in ihrem Kosmos der Demokratie bzw. des Kapitalismus so, wie sie nunmal funktionieren müssen.
    Aber Regener prangert zwischen den Zeilen ja eigentlich an, welche mentale Haltung den Künstlern gegenüber so immer stärker produziert wird, nämlich, dass der Wert von Musik aus den Köpfen der Menschen verschwindet. Aus meinem auch ein bisschen, übrigens, ich schließe mich nicht komplett aus.

    Klar, das mag naiv klingen, aber bei all den berechtigten ökonomischen und unternehmerischen oder gesellschaftlichen Punkten der Vermarktung und ihrer Instrumente könnte man die Debatte mal dadurch anreichern, was alles nötig ist um wirklich gute Musik zu produzieren. Nämlich unter anderem auch ein Batzen Kohle.

    Puh, das war jetzt lang.

  35. 35

    @Carlotta: Ja, war mir auch am wichtigsten, dass Regener mal die Frage gestellt hat, wieviel der Gesellschaft die Kunst bzw. die Arbeit von Künstlern eigentlich wert ist.

  36. 36

    Erstmal Kompliment für diesen ausgewogenen und sachlichen Artikel. Beides fehlt sowohl Regener als auch 11k2 in ihren jeweiligen Rants.

    Auch wenn ich weiß, dass das Motor Music/Zoeleela-Release in Bezug auf die aktuelle GEMA- bzw. Urheberrechtsdiskussion schon ziemlich strapaziert ist, will ich doch nochmal darauf hinweisen, dass hier ein etabliertes, großes indielabel in Kooperation mit einer Newcomerin einfach mal etwas ausprobiert, das einen Weg aus der derzeitigen Sackgasse zeigen könnte.

    Wie ich hier http://superpolar.org/de/review-zoe-leela-digital-guilt/ und hier http://superpolar.org/de/urheberrechtsdebatte-auf-spreeblick-com-und-die-musiker-eine-betrachtung/ schon mal gebloggt habe: Dieses Album hat durch die Kombination von klassischer Label-CD- und Digital-Distribution unter Verwendung des CC-Lizenzmodells (und nein, ich glaube nicht dass es ein Allheilmittel ist, ein Lösungsansatz allerdings schon) meines Erachtens das Potenzial, zur Blaupause für ein zeitgemäßes Release zu werden. Es wundert mich offen gesagt, dass das unter den an der Thematik grundsätzlich sehr interessierten Spreeblick-Lesern so wenig Beachtung bzw. Erwähnung findet. Und das kann doch sicher nicht nur daran liegen, dass einige von der – zugegeben ziemlich offensichtlichen – Promo-Ausschlachtung der CC-Thematik in Zusammenhang mit der Zoeleela-Veröfentlichung genervt sind.

  37. 37

    @#801999: Es ändert doch alles nichts: Wenn die Künstlerin nichts verkauft (und zwar nicht aus Qualitätsgründen, sondern wenn bspw. die meisten Leute einfach nichts für die Songs bezahlen), dann wird die Produktion der nächsten Songs eher unwahrscheinlich. Egal, welche Lizenzen benutzt werden, egal, für viele verschiedene Preise die Songs angeboten werden. Es ist doch nicht so, dass die CC-Lizenzen einen Künstler oder eine Künstlerin erfolgreich machen.

  38. 38
    gregoa

    erfreulich, einen differenzierten artikel und zivilisierte kommentare zu lesen.

    ihr koenntet euch doch in berlin einmal entspannt zusammensetzen, kris koehntopp als „der konsument“, sven regener als „der kuenstler“ und johnny als moderator und gemeinsam ein bisserl ueberlegen. (und bitte das ganze streamen)

  39. 39
    Carlotta

    Leute erziehen oder Konzerne erziehen?

  40. 40

    @#802000: Wie ich in meinem Blogpost ja schrieb: „Wenn sich das nun noch für Musikerin, Produzent und Label lohnt und alle ihren Lebensunterhalt davon bezahlen können, würde eigentlich ein Traum in Erfüllung gehen. Auf das Erreichen dieses Ziels bin ich allerdings sehr gespannt.“

    Ich denke allerdings, dass die Anwendung des CC-Lizenzmodells bzw. hier die legale Weitergabe der Musik via CC-BY-NC schon zum Erfolg bzw. zum, sagen wir, Verbreitungsgrad der Musik beitragen kann. Wenn dann, und das ist ja das spannende, immer noch genügend Menschen das Digitalrelease für den sehr passablen Preis von 5,49 Euro herunterladen, und für Künstlerin, Produzent, Label und Promo hieran noch signifikante Anteile übrig bleiben, könnte das funktionieren. Mich interessiert das sehr und ich versuche mal, dranzubleiben, auch wenn es natürlich lange dauern wird, bis man hier ein Fazit ziehen kann.

  41. 41
    Oppi

    @#801950: Es passt dir vielleicht nicht, aber die Menschheit passt sich an Technik an, seit sie (die Menschheit) existiert. Nimm nur mal das Auto oder das Telefon. Vor denen hat sich keiner gewundert wenn du ein paar Wochen nicht auf einen Brief geantwortet oder die weit entfernt lebende Verwandtschaft nicht besucht hast. Und das sind eigentlich schon ziemlich hochentwickelte Beispiele. Frag dich mal, was sich der Idiot anhören durfte, der ein Jahr nach der Erfindung des Rads seinen erlegten Hirsch immernoch auf dem Rücken rumschleppte ;)

  42. 42

    @ Johnny Haeusler
    Ich finde das von dir oben zitierte Interview mit Regener auch spannender, als das, was im Zündfunk über den Äther ging. Vielleicht lag es am Telefon. Face to Face laufen Interviews i. d. R. etwas kontrollierter ab, als am Telefon.
    An dieser Uhrheberrechtsdebatte und so, wie sie hier und auf anderen Foren geführt wird, wird m. E. deutlich, dass es sich um eine Stellvertreter Debatte handelt, stellvertretend diskutiert – hier am Beispiel der Gruppe ‚Künstler_innen‘ – die Frage, der ökonomischen Partizipation am gesellschaftlichen Reichtum. Das finde ich das Interessante an der hier geführten Diskussion, die sich tatsächlich auch um „… Mindestlöhne, um Urlaubszeiten, um Elternzeiten, um Sozialabgaben, um Renten …“ drehen könnte. Nur, sie tut es eben nicht. Und das wäre dann in der Tat ein guter Grund, „die Debatte ums Urheberrecht und um Unterhaltungsinhalte im Netz als abgeschlossen“ anzusehen.

  43. 43
    andre

    Was für mich immer bleiben wird: EoC haben in den 90ern großartige Platten gemacht und S.R. hat 3 großartige Bücher – die Lehmanntrilogie – geschrieben .

    P.S. Diese Leute sind meine zur Zeit angesagten Musikgötter (mit den damit verbundenen Geldopfern).
    http://www.youtube.com/watch?v=iFFMLn19LnA&feature=related

  44. 44
    Jeff

    Rob Reid hat fast alles nötige zum Thema gesagt:
    http://www.youtube.com/watch?v=GZadCj8O1-0

    Den Rest gibt’s hier:
    http://www.youtube.com/watch?v=gGigVLzMmDc

    Und alle so: Mimimimi.

  45. 45
    Christian

    Regener hat mit der Art des Kommentars die Antwort (das Echo) des Netzes eigentlich vorherbestimmt. Klarer Fall von Actio und Reactio. Und der Mann ist ja nun einer, der wirklich prima von seiner Kunst leben konnte. Wenn er die Lanze für andere, weniger bemittelte Künstler gebrochen hätte wäre die Reaktion sicherlich etwas anders ausgefallen.

    Lösungen zu diesem Mega-Themenkomplex werden nicht einfach sein. Aber ein Positives daran hat es mir ganz persönlich gebracht: Nie vorher habe ich so viele wunderbare Konzerte in meiner Gegend gesehen wie in den letzten Jahren. Die Leute gehen wieder auf die Strasse, in die Clubs, in die Hallen, und zeigen was sie drauf haben. Und live ist es dann meist ja doch viel besser als auf Platte.

  46. 46

    Ich möchte mal versuchen, nach meinem Verständnis zusammen zu fassen:

    1. YouTube/Google und Konsorten stellen ein Instrument zur Verfügung, mit dem sowohl Nutzer als auch Urheber grundsätzlich Inhalte online stellen können. Im Fall des Urhebers ist das sicherlich kein Problem. Im Fall des Konsumenten schon eher, besonders wenn der Urheber diese Veröffentlichung nicht wünscht.
    2. Die deutsche Verwertungsgesellschaft GEMA als Rechtevetreter ihrer Mitglieder verhindert (häufig) die unauthorisierte Wiedergabe von Werken ihrer Mitglieder, ob diese das nun wollen oder nicht. Im ersten Fall ist das völlig in Ordnung, im zweiten Fall ist dieses Vorgehen eher zweifelhaft, wenn auch juristisch korrekt.
    3. Die GEMA arbeitet nach einem überholten und ungerechten Verteilungsprinzip. Erst sobald man den Status des angeschlossenen Mitgliedes in die nächsthöhere Etage verlassen hat, kann man davon ausgehen, dass die durch seine eigene Kunst erwirtschafteten Erlöse abzüglich der Bearbeitungsgebühren tasächlich in der eigenen Tasche landen. In der Regel bekommt man ab diesem Status sogar mehr, da man an den nichtzuordnungsbaren Einnahmen beteiligt wird.

    Fazit:
    Youtube / Google (und die DSL-Provider nicht zu vergessen) profitieren von Inhalten, die sie nicht selbst erstellt haben. Wobei allerdings unerheblich ist, wer welchen Inhalt zur Verfügung stellt. Dem gegenüber steht eine Verwertungsgesellschaft, die aufgrund ihrer Funktionsweise (und möglicherweise der Gegebenheiten des Marktes) nur für einen Teil ihrer Mitglieder in der Lage ist, die ihnen zustehenden Gelder zukommen zu lassen und statddessen den anderen Teil in, wie ich denke, unangemessener Weise an privilegierte Mitgleider verteilt.
    (Kleiner Abstecher: würde die Gema diese Gelder entweder an alle Mitglieder umverteilen oder von mir aus ans Kinderhilfswerk spenden, hätte ich deutlich weniger Probleme mit diesem Verfahren. Dass allerdings Herr Regener oder noch viel mehr Herr Doldinger von meiner Kunst profitieren, ohne dass sie etwas dafür geleistet haben, passt mir selbstverständlich nicht in den Kram, auch wenn ich sie als Künstler , zumindest in Teilen ihres Schaffens, durchaus schätze).

    Lösungsvorschlag:
    Mir scheint immer noch der Vorschlag der Kulturflatrate der naheliegendste Lösungsansatz zu sein. Die eingenommen Gelder werden schlichtweg nach Klicks verteilt (und die Plattenfirmen stellen stante pede Klickpraktikanten ein, hihi). Es wird sicherlich eine Menge Argumente geben, die zurecht die Simplizität dieses Vorschlages bemängeln, aber ich denke, dass dies zumindest in der Tendenz die richtige Denkrichtung sein sollte. Ich befürchte allerdings, dass dann die Pfründe sowohl von Youtube als auch der Gema in Frage gestellt werden. Und dass diese sich das dann nicht so ohne weiteres gefallen lassen werden. Denn die einen müssten die bei ihnen veröffentlichten Inhalte (zumindest pauschal) bezahlen und die anderen reduzieren sich auf das reine Verteilen von Geldern statt in sich eine eigene Lobby zu bilden.

  47. 47
    flubutjan

    An Prägnanz übertrifft Regener (in meinen Ohren) alles, was ich (jemand, der sich nicht viel mit der Problematik beschäftigt hat) hier lese. Aber dass ich beim Lesen hier eher Nebel im Hirn verspüre, muss ja nicht unbedingt gegen die Texte oder für mein Hirn sprechen.

  48. 48
    Christian

    @#802030:
    Wenn jeder Click „Bezahlt“ wird werden entweder Automaten gebaut die die Clicks in die Höhe treiben oder billige Lohnsklaven engagiert.

  49. 49
    Mirko

    Für einen spontanen Rant war das stilistisch doch gar nicht so übel vom Regener und das dann Wort für Wort zu sezieren, ist ungerecht.

    In der Sache hat er dennoch nicht Recht. In keinem Punkt. Deshalb lohnt es sich auch nicht, näher darauf einzugehen.

  50. 50

    @Christian:
    klar, mit dieser befürchtung hast Du vollkommen recht. Und wie ich ja schon selber mit dem Begriff ‚Klickpraktikanten‘ erwähnt habe. Es ging mir ja mehr um eine Denkrichtung als um eine fertige Lösung, die habe ich in der Tat wirklich (noch) nicht ;-)
    Wir haben zum Bespiel lange an unserem Tool auf http://mu42.com gefeilt, bis die Kinderkrankheiten raus waren, die juristische und administrative Seite im Sinne der Künstler und Labels wassrdicht und fair sind und das ganze Tool sauber rund läuft. Von nix kommt nix ;-)
    Aus meiner Erfahrung auf der Entwicklungsebene sollte die Aufagbenstellung in sachen Kulturflatrate und bezahlte Klicks hinzubekommen sein. Aber ich weiss natürlich noch nicht, was da noch für Hindernisse und Fallstricke auf dem Weg herumliegen…
    Das größte Hindernis wird sicherlich die Lobby sein, die vom momentanen System ausgiebig profitiert.

  51. 51

    @#802021: Sehr schöne Clips – wenn auch der von Reid eher humoristisch zu betrachten ist, denn auch er schmeißt des Gags wegen einiges durcheinander. Was er aber sagen will, stimmt: Kommt mal alle aus der Panikwolke runter.

  52. 52

    Chapeau für diesen Artikel – die zeit wird zeigen in welche Richtung sich alles bewegt. Letztendlich ist das Internet eben auch ein neuer Vertriebskanal, den es vorher nicht gab. Also, neben aller nachvollziehbaren Kritik eben auch eine Chance.

  53. 53

    Ich hätte z. B. gerne so etwas wie ein Mäzentum 2.0, angelehnt an Flattr, was ja im Prinzip schon so etwas darstellt.

    Man bezahlt eben kein fertiges Produkt mehr wie bspw. eine Schallplatte oder CD oder einen Song oder ein Bild oder einen Text, sondern gibt quasi einen Vorschuss für weitere Werke.

    Mäzentum 2.0 deshalb, weil es eben kein einzelner Gönner mehr ist/sein muss, der den Lebensunterhalt des Künstlers finanziert, sondern der berühmt-berüchtigte Schwarm – hier: aus Fans.

    Wie gesagt, das gibt es in etwa schon mit Flattr und ja, ich weiß, nach der Anfangseuphorie ist das wieder recht versickert und nicht ganz zu Unrecht sprechen viele davon, daß sich Blogger hier gegenseitig Microbeträge gegenseitig mehr oder weniger in einem Kreislauf zuschieben.

    Ich schiebe dieses Problem auf ein grundlegendes „Mentalitätsproblem“, soll heißen: wir sind alle, auch die Kids und Digital Natives, etc. pp. noch sauber im Marktdenken des Produkts, Erwerbs, Besitzens, usw. verhaftet und die Vorstellung, einen geschätzten Künstler „einfach so“ (im Sinne von: ohne unmittelbare Gegenleistung) zu unterstützen, wirkt (noch?) befremdlich.

    Dabei ist dieses Mäzentum durchaus ein ursprüngliches Modell im Kulturbetrieb, allerdings strukturbedingt auf einige wenige Menschen begrenzt.

    Heutzutage mit weltweiter Vernetzung und Long Tail und Zugehörigkeit nicht so sehr über Nationalität als über Interessen und eben „Fandom“ wäre es möglich, viel mehr Künstler zu fördern, wenn sich die einzelnen Unterstützer summieren. Die Masse machts dann halt wieder.

    Das ist jetzt alles nicht so unbedingt neu und ist ein Amalgamat aus Flattr und Humble Indie Bundle und Radiohead Pay-What-You-Want und alldem – der wichtige Punkt für mich ist hier die „Entlohnung“ vom konkreten Produkt zu entkoppeln und stattdessen das künstlerische Genie (finanziell) zu unterstützen.

    Das kann einmalig sein oder als Abomodell und sollte jederzeit beliebig modifiziert werden können und möglichst technisch niedrigschwellig abzuwickeln sein…

    Das schließt bspw. auch das Zu-Geld-Machen von exklusiven, knappen Gütern (Special Editions, T-Shirts, Treffen mit dem Künstler, Konzerte, Erwähnung im Booklet, wasweißich) nicht aus.

    Ich weiß, das verspricht leider nicht so recht Stabilität für den Künstler und befördert u. U. eher eine unsichere Existenz und daher kann das der Weisheit letzter Schluss nicht sein, sondern nur (noch) eine Idee.

  54. 54
    Oliver

    Ich würde ja gerne das Startup-Modell auf meine Band anwenden: Ich lasse dann einfach mal mehrere Plattenfirmen investieren, ich wäre weiterhin der Geschäftsführer (und nicht die Plattenfirma), behielte mindestens 30% der Anteile an der Band, wahrscheinlich deutlich mehr, würde selbst entscheiden, welcher Promoter für mich arbeitet usw. Würde sicherlich mehr Spaß machen als jetzt.

  55. 55
    Rudy Holzhauer

    @#802047: wenn du mit mäzentum 2.0 das crowdfunding meinst, bin ich bei dir. finde ich hochspannend.

    die kehrseite hatten wir gestern in der praxis. in einem gespräch wurde von einer jungen künstlerin berichtet, die ihre produktion durch crowdfunding finanziert hat. insgesamt waren es 127 menschen, die ihr geld gegeben haben. also eine sehr demokratische form der anerkennung. allerdings erwartet jetzt eine vielzahl der „funder“, dass sich die künstlerin auch mit ihnen direkt aueinandersetzt, ihnen ständig berichtet, wie weit sie mit dem album ist, usw. sie also massiv vereinnahmt wird. sie muss, wie ein bekannter von mir ausdrückte „127 ärsche küssen“. für ihn als musiker eine grauenvolle vorstellung. die junge künstlerin muss inzwischen jemanden einstellen, der die „funder“ betreut und bespasst…. vielleicht ein einzelfall – ich weiß es nicht – aber nachdenkenswert.

    und noch hat niemand den fundern gesagt, dass in der kombination produktion/promotion/marketing der produktionsanteil selten 10% der gesamtkosten überschreitet…. :-(

  56. 56
    Rudy Holzhauer

    ein weiterer beitrag zum thema streaming und finanzierung. auch wenn die einkünfte mit 0,05cent (nicht euro!!) deutlich zu hoch angesetzt sind. realistisch sind 0,01 cent (nicht euro!!).

    aber wer kauft eine cd seiner lieblingsband, ausser er möchte gern die volle technische qualität haben…. denn ehrlich, wer gibt selbst seinen freunden ohne vermeintliche not einfach 10euro, nur weil er sie lieb hat… ;-))))

    http://bit.ly/GWDDPj

  57. 57

    können wir es nicht einfach so machen, wenn ich mich wieder ärger: ich schreib dann was, dann schick ichs dir, dann sagst du das ich es besser nicht veröffentliche und ich halt mich dann dran. dann muss ich mich nämlich nicht so gedemütigt fühlen, wenn du ein paar tage später den besonneneren und schlaueren text zu einem thema schreibst :)

  58. 58

    @#802054: Ach, schlau popau. Ich habe mir einfach mehr Zeit gelassen, ich wusste, dass nix anständiges dabei heraus kommt, wenn ich gleich los lege. Wenn ich eins vom Bloggen gelernt habe, dann: Geschwindigkeit ist ein Qualitätsgarant.

    Dieses immer alles abwägen nervt ja auch oft, aber ich mochte Svens Ausbruch in einer Hinsicht, weil er nämlich von Herzen kam. Auch wenn er inhaltlich angreifbar war, das ist ja oft so, wenn man einfach loslegt. Und ich kann es einfach nicht ab, wenn dann als Antwort auf eine Meinung kommt, dass derjenige wohl zu viel gekokst habe und sterben gehen soll.

    Als den Blogs vor vielen Jahren unterstellt wurde, dass sie die „Klowände des Internet“ wären, ging ein Sturm der Entrüstung durch diese Blogs … wie es jemand wagen können, so über andere zu urteilen, so über andere zu reden. Erinnern wir uns daran? Manchmal glaube ich: Nein.

    Und jetzt stell‘ dich mal nicht so unter den Scheffel. Oder wie man das sagt. Ich lese dich immer äußerst gerne, egal, ob wir komplett einer Meinung sind oder nicht, und auch, wenn du dich ärgerst. (Aber am allerliebsten, wenn du was toll findest!)

  59. 59

    Räusper

    Erst gestern sagte meine allerliebste wiederholt zu mir:

    „Das mit dem Abwasch gelingt weitaus effektiver, indem
    der Hahn nach links gedreht, warmes Wasser rauslässt.“

    .
    Die Herren reden aufgrund ihrer Explodienz (Unwort)
    aneinander vorbei.

  60. 60

    @#802021: Rob Reid ist witzig-polemisiert aber, für einen Comedian völlig legitim, natürlich auch ordentlich. ich unterstelle aber mal, daß die „$58 billion loss due to copyright theft“ sich nicht nur auf entertainment inhalte beziehen, sondern das wirtschaftlich viel relevantere feld von markenpiraterie bis patentrechtsverletzungen mit beinhalten. Damit steht Rob dann leider wieder exemplarisch für die ganze von der mehrheit demagogisch geführte debatte, in der sich jeder nur und ausschließlich die information pickt, die seine argumentation unterstützt-oder sich garnicht erst die mühe macht, kenntnis auch nur vorzutäuschen, sondern einfach völlig losgelöst von argumenten meinung in die welt hinausposaunt.
    und das nervt gewaltig. umsomehr ein herzliches DANKE an Johnny

  61. 61

    @#801953: Ein guter und interessanter Artikel. Allerdings frage ich mich, warum ein möglicherweise nicht unerheblicher Teil der Einnahmen, nämlich Live-Auftritte, Merchandising und Lizenzen einfach weggelassen wird. So entsteht der Eindruck, dass inklusive dieser Einnahmen die Situation vielleicht gar nicht so schlimm aussähe.
    Das entwertet diesen Einblick aus meiner Sicht doch ziemlich.

  62. 62
    wef

    Ich glaube ja Sven Regener wird der nächste Gunter Gabriel.

  63. 63
    Alex

    1. Das Netz ist nicht die Technik. Es sind Menschen, die das tun, was sie sonst auch tun, z.B. kopieren, tauschen, konsumieren etc. Dazu nutzen sie Technik, aber es ist nicht die Technik, die diktiert, sondern es sind Menschen, die Technik auf eine ihnen eigene Weise nutzen und dadurch Fakten schaffen.

    2. Eine Anpassung an „Markt- und Technik-Umstände“ muss nicht per se unfair sein. Letztendlich passiert sowieso genau dies permanent: alle Gesellschaftsbereiche passen sich auch den Markt- und Technik-Umständen an, leider viel zu wenig. Fairerweise würde es sonst mehr Urlaub, höhere Löhne, vielleicht Maschinensteuern, Grundeinkommen etc. geben. Dass dem nicht so ist, liegt aber ganz sicher nicht an den Märkten oder der Technik.
    Es ist nebenbei bemerkt sicherlich nicht das Verkehrteste, der FDP und Konsorten die Definitionshoheit über Märkte zu entreißen.

  64. 64
    Micha

    @#801953:

    ..und wo sind die Einnahmen aus Merch und Konzerte dargestellt???

  65. 65
    Eugen

    „Überhaupt ist es beinahe putzig, wie sich einige um die Anteile der Verwerter an den Künstler-Einnahmen sorgen, diese für unfair halten und deshalb meinen, diese Industrie boykottieren zu müssen. Ich halte die gängigen Beteiligungen der Urheber bei Buch-, Musik- oder Film-Verträgen auch nicht für sonderlich toll, ich finde aber auch, dass der Bauer nicht genug vom Gesamtpreis der Butter erhält.“

    Du bist der Erste, der da wirklich so direkt auf ein extrem wichtigen Punkt eingeht. Heißt das, dass plötzlich viel mehr Leute eine Mp3 für 0,99€ kaufen, wenn sie wüssten, dass der Künstler mehr Geld bekommt (statt dem Label, Publisher, Verleger etc.)?! dieser Moralaspekt dahinter ist recht neu und wundert mich….

    Und noch was hinterher: kopieren ist nicht stehlen (man nimmt nix weg etc.). Lässt sich dann nur noch durch Mitleid Geld durch digitalen Content verdienen, wenn alle kopieren könnten? oder ist durch den Fortschritt das Geschäftsmodell „Geld für Digitale Musik/Film/Serie/Game“ einfach nicht durchsetzbar?

    danke für euer feedback, mir fehlt noch der letzte Durchblick :o)

  66. 66
    mikro

    @#801950: „diese dummdreiste Arroganz der Digitalnaiven“

    Das ist ganz schön beleidigend…
    Ansonsten ist das Internet, zugegeben vor einiger Zeit, aber doch ziemlich logisch entwickelt worden, damit kollidieren halt manche Konzepte aus der realen Welt.
    Aber niemand hindert Dich etwas anderes zu entwickeln- eventuell musst Du dafür eine andere Art von Computer erfinden, die das Konzept der Kopie nicht kennt, oder Du wartest darauf, dass Apple das bei seinen Produkten schafft.

  67. 67

    @#802373:
    Ja, ich wollte diese Sorte auch beleidigen. Den Rest deines Kommentars habe ich nicht verstanden.

  68. 68

    Ich empfehle an dieser Stelle jetzt mal einen tiefgründigen Essay vom 13.3 zu dem Thema ‚Provider, Apple und andere Nutzniesser von digitalen und künstlerisch mehr oder weniger wertvollen Inhalten‘ von einem Kollegen, der in der Kunst- und Elektronikszene durchaus zu den erfolgreichen Artists gezählt werden kann.

    http://chroma-park.de/the-message.html

    Ich stimme zwar nicht in allen Punkten mit ihm überein, halte die Denkrichtung an sich jedoch für sehr richtungsweisend.

    all best
    Vilas

  69. 69
    Fred

    Der Artikel inklusive der Kommentare beweist, dass es nicht bei den extremen Fronten bleiben muss.

    In der Tat finde ich das vielzitierte Argument erstaunlich, es gäbe kein geistiges Eigentum, da es nicht materiell ist. Schön, denke ich mir, dass wir trotz Öko-Trends und alternativer Attitüde uns wieder in den Materialismus flüchten. Schön, denke ich mir, dass sich immer wieder um den Künstler gesorgt wird und dann man dann aber schnell hinterherschiebt, dass man, gerade weil es Kunst sei, nicht so „raffgierig“ sein solle. Ob diese Leute es wohl auch noch toll finden, wenn wir nur noch Ideen von Hobbykreativen bekommen, weil es auf Dauer auch bei großer Ambition eben nicht toll ist, sich abzurackern um dann einen Bruchteil des angemessenen Verdienstes zu bekommen?

    Kopieren ist nicht stehlen?
    Ja, tolle Erkenntnis. Trägt nur leider nichts zur Sache bei. Wenn ich mein Geld aufgrund kostenloser Verbreitung nicht bekomme, dann kann ich halt meine Brötchen nicht bezahlen. That’s it. Und ab diesem Punkt kann ich als Kreativer auch gar nicht mehr anders, als die Masse hochzuschrauben und die Qualität und Wertigkeit (z.B. in Form von Zeitaufwand) zu senken. Das hingegen registriert der gemeine User ganz empört… dass überall der selbe Mist produziert wird, keine Innovation blablabla… tja… woher kommt das bloß?

    Jaja, und schließlich das Totschlagargument der unangemessenen Preise und der Ausbeutung der User. Lustigerweise hat niemand ein Problem damit 500 Euro für ein multifunktionales elektronisches Spielzeug auszugeben, dass er nach 6 Monaten gegen ein anderes austauscht.

  70. 70
    Thomas

    Was auch immer man zu dieser Debatte sagen will:

    wenigstens unterhalten wir uns mal wieder über das Wie und Warum von Kunst.

    Gabs schon länger nicht mehr in dem Land hier.

    PS @Fred: gute Kunst i.s.t. abrackern. Daran ändern auch zehn Phantasilliarden Taler aus 1kg schwerem Gold nichts.

    Wem Kunst keine Mühe ist, der macht sich keine Mühe mit der Kunst.

  71. 71

    Zitat:

    ‚Auch das islamische Recht der Scharia weist Besonderheiten auf, spielt aber auf der Handelsebene als methodisches, praktisch keine Rolle.‘

    Bin mir sicher, dass keine Vollidioten mitlesen und sofort konvertieren.

    Alles Gute

  72. 72
    Marco

    Ach hier sind schon so viele Kommentare da wird meiner wohl möglich nicht mehr gelesen.

    Ich wollte nur zwei Beispiele von Künstlern geben, die ohne einen Cent an ihrer Musikproduktion zu verdienen hochwertige Musik produzieren.

    The Weeknd – rnb – sehr hochwertige Produktion – oft besser als Majorlabelproduktionen

    BADBADNOTGOOD – death jazz/hip hop – ebenso hochwertig.

    Sagen sie mir jetzt nochmal, dass es unmöglich ist.

  73. 73
    Rudy Holzhauer

    @#802446: dass man auch ohne viel geld tolle musik machen kann, ist unbestritten. man muss dann aber auch aus einem begütertem haushalt kommen. so einfach mal € 10.000 für musik-instrumente bringt nicht jeder auf…

    folgende fragen:

    1. kann man davon leben und u.u. seine familie ernähren – und nicht mehr 22 ist? speziell auch, wenn man nicht weltweit am start ist…?
    2. was macht ein urheber, der nur schreibt und nicht tourt?
    3. was macht ein klassisches orchester? wie bereiten gerade eine produktion mit 45 musikern vor, 14 titel…

  74. 74
  75. 75

    @#803141: Danke Thoaster

    Befremdlich ist, wenn Süddeutsche sich in die Belange Berlins einmischen.
    Wobei auch nicht immer klar ist ob es um Kommunal- o. Landespölitik geht.
    Die Bundesverwaltung

  76. 76

    Für alle, die immer noch nicht genug haben, zwei, wie ich finde, sehr interessante Links zum Thema:

    http://www.hotelharakiri.de/bewegungsmelder/
    http://www.heise.de/tp/artikel/30/30586/1.html

    all best
    Vilas

  77. 77
    mikro

    @#802380:
    genau das meine ich- keine Ahnung haben, aber denen, die damit täglich arbeiten vorschreiben wollen, wie ein Computer zu funktionieren hat.
    Niemand will Künstlern etwas wegnehmen (ausser der GEMA) Wir wollen teilen (schon früher hat man coole Kassetten erstellt und auch geteilt), problemlos(nicht kostenlos) an unsere Musik kommen und vll. auch damit verdienen- und das geht!
    http://netzpolitik.org/2012/this-is-how-we-fucking-do-it-we-are-the-media/
    Und auf keinen Fall wollen wir unsere Freiheit aufgeben, damit ein paar GEMA- oppis, an jedem Musikstück ihren Sarg vergolden können.

  78. 78
    Rudy Holzhauer

    @#804613: erklär mir mal den letzten satz in deinem kommentar. welche gema-opis? und wie funktioniert das mit dem vergolden. ich bin auch gema-mitglied und würde gern wissen, wie das funktioniert?