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Links liegen lassen. Nicht.

Nach einer Woche Grippe (meiner allerersten, glaube ich) nun eine Lungenentzündung. Blöd. Und langweilig.

Und so liege ich hier rum und erfreue mich an dem großartig aufgezogenem Hype rund um die Mailbox-App und daran, dass nur noch 485.126 Leute in der Schlange vor mir sind. Und ich versuche meinen Kopf klar genug zu halten für ein paar Links, über die ich in den letzten Tagen gestolpert bin, und die ich nicht einfach in meinem neuen Lieblingsbookmarkwerkzeug liegen lassen mag.

Mit breitem Schädel liest es sich bekanntermaßen nicht ganz so gut, das ist die Krux am Kranksein: Man hat endlich mal genügend Zeit, richtig viel zu lesen, aber keine Lust. Ein eBook hat mich dann aber doch sehr gepackt: Killing is Harmless: A Critical Reading of Spec Ops: The Line (€ 3,84, Amazon-Partnerlink) von Brendan Keogh setzt sich auf rund 150 Seiten mit dem Militär-Shooter Spec Ops: The Line auseinander, ach was, das Buch seziert das Game, seine Geschichte und vor allem den Spieler selbst, und es zeigt: Die Frage, ob wir ein Spiel spielen oder das Spiel uns, bleibt offen. Und die fundierteste und wichtigste Kritik am Genre „Killerspiele“ kommt aus den Reihen derjenigen, die wissen, worüber sie reden. Keoghs Kenntnis des Metiers ist dabei wahnsinnig beeindruckend, seine Schreibe so unterhaltsam wie spannend und nach der Lektüre von Killing is harmless will man das Spiel gleichermaßen spielen wie am liebsten sofort wieder vergessen.

„Ich frage mich oft, wie Menschen nachts schlafen können, die ein Spiel wie Call Of Duty in die Welt setzen“, schreibt Brendan Keogh an einer Stelle im Vorwort seines Buches. „Und wenn ich nachts nicht schlafen kann, spiele ich oft Call Of Duty.“

Da ich in den letzten Tagen diverse Nächte lang ebenfalls nicht schlafen konnte, es aber übertrieben fand, dafür lauter Polygonsoldaten verantwortlich zu machen, begab ich mich auf eine kleine Einkaufstour im Playstation-Store, eine nach wie vor sagenhaft schlechte User-Experience. Dennoch hat es sich gelohnt, denn The Cave von Ron Gilbert (Monkey Island, Maniac Mansion) und Double Fine Productions (Pyschonauts, Brütal Legend) ist ein Kracher von einem Puzzle-Adventure-Game. Sehr schöne Szenen und Levels, tolle Charaktere, gute Texte voll britischer Lustigkeit, nicht zu leicht und nicht zu schwer: Das perfekte Game für gemeinsames Spiel mit den nicht mehr ganz so kleinen Kindern (drei Personen-Koop-Modus!) und auch zum alleine Puzzlen, bis man einschläft. Eine absolute Empfehlung, kostet rund 15 Euro, die sich auf jeden Fall lohnen. Gibt’s auch via Steam für PC und MAC, bei Xbox Live und im Wii U eShop.

Neben der Interaktivität brauche ich dann aber auch immer mal wieder Passivität und pure Berieselung, Homeland habe ich gerade angefangen und finde die Serie bisher ziemlich großartig, tolle Besetzung, sehr spannend … mal abwarten, ob das zu halten ist.

Auf der Liste der noch zu schauenden Filme seit gestern natürlich auch der Pirate Bay Film TPB AFK: The Pirate Bay Away From Keyboard – knapp 300.000 Leute haben ihn einen Tag nach dem Release schon auf YouTube gesehen, eingespielt wurden mit dem Werk, dass man sowohl mit als auch ohne Bezahlung sehen kann, bisher rund 30.000 Dollar.

Überhaupt kann man derzeit viele Filme in voller Länge auf YouTube schauen (solange sie noch nicht gesperrt sind), aber das schafft man ja auch nur in begrenzter Menge.

Was noch? Ach ja. flickr is back.

22 Kommentare

  1. 01

    Einfach „Gute Besserung“ Johnny! Und weiterhin bestmögliches Vergnügen mit ein paar Gadgets, Books und Musik nicht zu vergessen. :-)

  2. 02

    Danke für die Tips.
    Schön von dir (pc?) zu lesen.
    Gute Besserung!

  3. 03
    Schlumpf

    Kleiner Tipp zur Lungenentzündung:
    Hatte auch Probleme mit der Lunge, Tabletten und Antiobiotika haben wenig geholfen. Was sehr gut half war Inhalieren mit heissen Dampf, Meersalz, Eukalyptus und Bronchoforton im Wasser. Inhalieren entweder mit Kochtopf und Handtuch oder Inhalator.

    Zum Zeitvertreib: „Peep Show” schaun
    https://de.wikipedia.org/wiki/Peep_Show_%28Fernsehserie%29
    Gibts teilwiese als ganze Folgen bei Youtube

    gute Besserung!

  4. 04

    Hoffentlich bist du vor dem Erreichen des Endes der 485.126 Leute-Schlange wieder gesund. Und lässt dich ärztlich behandeln wegen der Lungenentzündung, damit ist nämlich nicht zu spaßen. Gute Besserung und einfach mal die ganze Computer, Musik und sonst was Scheiße ausschalten und mal in Richtung Gesund durchschlafen ;-)

  5. 05

    .o(Oh nein, nicht noch ein Bookmarktool!! Obwohl, macht nen guten Eindruck, vielleicht ists ja wirklich was…)

  6. 06

    … auf diesem Wege gute Besserung und trotz des breiten Schädels, oder gerade deswegen? – vielen Dank für die tollen Tipps. Gerade TheCave habe ich mir schon mal angesehen und werde es mir zulegen… für mich als Vater von Zwillingen spielen Zwillinge immerhin in dem Spiel eine kurze Rolle ;-)

  7. 07
    Peter

    @johnny Wenn du The Cave gut und toll findest, dann kann ich dir den Text von meinem Kollegen Michael empfehlen, der mit Ron Gilbert ein äußerst geiles Gepräch hatte.

    http://neinjaerledigtlos.blogspot.de/2013/02/ein-gesprach-mit-ron-gilbert.html

  8. 08

    @ Peter Geiles Interview :) Da hüpft das Herz des Nerds :) und produziert ein grinsendes Smiley nach dem anderen :)
    @ Johnny Geiler Flickr Link… mein Lieblingssatz: „Thanks to bureaucracy and inaction, Flickr missed out on the mobile and social revolutions that have defined the last five years. Meanwhile, Instagram became the billion-dollar photo-sharing service and Facebook became, well, a company that could afford to buy a billion-dollar photo-sharing service.“ :)
    @ Johnny und ach ja GUTE BESSERUNG!

  9. 09

    Auch von mir gute Besserung! Das letzte Mal, als mich das Fieber daniederstreckte war ich im Fieberschlaf ein Brückenbauingenieur. Das will ich nicht wieder erleben – man ist hundemüde und konstruiert stattdessen Brücken. Andererseits wäre das fürs nächste mal die Aufgabe diese Gedanken aufzuschreiben. mal sehen, was dabei raus kommt.

  10. 10

    Gute Besserung, Johnny! Zu Homeland, ohne Zweifel eine spannend gemachte Serie, gibt es aber einiges zu sagen: Zum Beispiel, dass die Darstellung des Islam und der arabischen Welt, gelinde gesagt, sehr vereinfachend ist: http://www.guardian.co.uk/tv-and-radio/2012/oct/13/homeland-drama-offensive-portrayal-islam-arabs

  11. 11
    Elco

    Danke für die Hinweise und gute Besserung!
    Ein Buch über ein Spiel, dass sich kritisch mit anderen Kriegsspielen befasst, zu lesen ohne das Spiel oder eines der Spiele, die dieses Spiel hinterfragt, gespielt zu haben find ich allerdings etwas seltsam.
    So ein bisschen als würde ich ein Buch lesen der sich kritisch mit einem Film über die Rolling Stones auseinandersetzt ohne ein paar Songs der Band oder aus dem Genre gehört zu haben. Ja der Vergleich hinkt (wie die meisten), aber ich denke du verstehst worauf ich hinaus will.

  12. 12
    Jens

    Mir hat das Israelische original Hatufim (Kidnaped) sehr viel besser als Homeland gefallen (Homeland ist die für den US-Mark umgeschrieben version von Hatufim).

    Homeland wird irgendwann etwas zu unglaubwürdig, was bei Hatufin nicht so stark passiert.

  13. 13

    Der Pirate-Bay-Film ist wirklich empfehlenswert! Hier ein kleines Geschreibsel dazu: http://nordichistoryblog.hypotheses.org/1353

  14. 14

    Moin,

    Ich schau hier nur gelegentlich rein und hoffe du bist inzwischen wieder auf den Beinen. Ansonsten weiterhin Gute Besserung!

  15. 15
    Thorbjoern

    Danke für den Lieblingsbookmarkwerzeugtip, ich hoffe, der Weg der Genesung ist mittlerweile wieder angetreten!

  16. 16
    q____q

    @Andreas: Das verwundert jetzt aber nicht, oder? Ich muss nur US-Serie, Terror, Al-Keida, lesen und weiß: Propaganda á la Zero Dark Thirty. Sowas muss echt nicht sein und sogar wenn’s (weil’s?) gut gemacht ist, also auch Pseudo-Intellektuellen wie uns gefällt: um so schlimmer!

  17. 17
    flubutjan

    Musst das Lesen du begrenzen,
    kicken folgende Frequenzen:
    97,7 89;6 106,8 93,1

  18. 18
    flubutjan

    Nimmt Leselust dann wieder zu
    empfiehlt sich zett beh dies Ragout:

    Gilbert Keith Chesterton: Mr. Bernard Shaw (in: Ketzer, 1905)

    „(…) Das aufsehenerregende Ereignis aber, das seit neuestem mit Mr. Shaw verbunden wird, ist seine plötzliche Entwicklung einer Religion des Übermenschen. Er, der sich allem Anschein nach über jede Glaubensvorstellung der abgelegten Vergangenheit lustig gemacht hatte, entdeckte plötzlich in der verborgenen Zukunft einen neuen Gott. Er, der alle Schuld den Idealen gegeben hatte, stellte plötzlich das unmöglichste aller Ideale auf, das Ideal eines neuen Geschöpfes. Dennoch bleibt es eine Tatsache, dass jeder, der Mr. Shaws Geist richtig einschätzen und nach Gebühr zu würdigen wusste, dies alles schon lange vorhersehen konnte.
    Die Wahrheit ist nämlich, dass Mr. Shaw die Dinge nie so gesehen hat, wie sie wirklich sind. Hätte er das getan, er wäre vor ihnen auf die Knie gefallen. Er hat stets einem heimlichen Ideal angehangen, vor dem sämtliche Dinge dieser Welt verblassten. Die ganze Zeit über hat er insgeheim die Menschheit an etwas Nichtmenschlichem gemessen, an einem Monster vom Mars, am Weisen der Stoiker, am Ökonomischen Menschen der Fabian Society, an Julius Cäsar, an Siegfried, am Übermenschen. Nun mag diese innere, erbarmungslose Norm etwas sehr Gutes oder etwas sehr Schlechtes sein, sie mag großartig oder ein Unglück sein – jedenfalls lässt sie einen die Dinge nicht so sehen, wie sie sind. Wer sich zuerst einen hundertarmigen Briareus denkt, um dann jeden Menschen als Krüppel zu bezeichnen, weil er nur zwei Hände hat, sieht die Dinge nicht so, wie sie sind. Wer sich zu Anfang den hundertäugigen Argus vorstellt, um dann jeden Menschen mit zwei Augen zu verhöhnen, als wäre er einäugig, sieht die Dinge nicht so, wie sie sind. Und wer sich einen Halbgott von unendlicher geistiger Klarsicht ausdenkt, der vielleicht irgendwann später auf Erden erscheinen wird, um dann im Vergleich mit diesem Halbgott alle Menschen für Idioten zu erklären – der sieht ebenfalls die Dinge nicht so, wie sie sind. (…)
    Wenn wir die Menschen wirklich so sehen, wie sie sind, üben wir keine Kritik, sondern versinken in andächtiger Bewunderung – und das völlig zu Recht. Denn ein solch ungeheuerliches Wesen mit geheimnisvollen Augen und wundersamen Daumen, mit seltsamen Träumen hinter seiner Stirn und einer merkwürdigen zärtlichen Neigung für diesen Ort oder jenes Kind – das ist wahrhaftig etwas Staunenswertes, Überwältigendes. Einzig und allein die ganz willkürliche, besserwisserische Gewohnheit, es mit etwas anderem zu vergleichen, ermöglicht uns, bei seinem Anblick ruhig zu bleiben. Ein Gefühl der Überlegenheit lässt uns kühl und nüchtern bleiben; stellten wir uns den schieren Fakten, die Knie würden uns zittern wie jemandem, den die Furcht des Herrn überkommt. Faktum ist, dass jeder Augenblick unseres bewussten Lebens ein unvorstellbares Wunder bedeutet. Faktum ist, dass jedem Gesicht, das uns auf der Straße begegnet, die unglaubliche Unvorhersehbarkeit einer Märchenerscheinung eignet. Was uns daran hindert, dieser Tatsache gewahr zu werden, ist nicht irgendwelche Klarsicht oder Erfahrung, sondern schlicht und einfach die Gewohnheit, eine Sache pedantisch und selbstgefällig an einer anderen zu messen. Mr. Shaw, in praktischer Hinsicht vielleicht der humanste Mensch weit und breit, ist, so gesehen, inhuman. In einem gewissen Maße hat er sich sogar vom Hauptgebrechen seines neuen Meisters Nietzsche anstecken lassen, nämlich von dessen absonderlicher Vorstellung, dass ein Mensch auf anderes um so mehr herabblicken müsse, je größer und kraftvoller er selbst sei. Je größer und kraftvoller ein Mensch ist, um so mehr neigt er dazu, vor einem Veilchen in die Knie zu sinken. Dass Mr. Shaw vor dem kolossalen Panorama großer Reiche und Zivilisationen hochmütig den Kopf reckt und eine abschätzige Miene aufsetzt, ist noch kein überzeugender Beweis dafür, dass er die Dinge so sieht, wie sie sind. Eher überzeugt davon, dass er das tut, wäre ich, wenn ich ihn dabei ertappte, wie er, erfüllt von gottesfürchtigem Staunen, auf seine Füße starrt. „Was sind das für zwei herrliche und unermüdliche Geschöpfe“, höre ich ihn vor sich hinmurmeln, „die ich überall antreffe und die mir, der Himmel weiß warum, dienstbar sind? Welche gute Fee hat sie bei meiner Geburt aus dem Feenreich hermarschieren lassen? Welchen hermetischen Gott, welchen heidnischen Gott der Beine muss ich mit Brandopfer günstig stimmen, damit sie nicht mit mir durchgehen?“
    Die Wahrheit ist, dass alle echte Aufgeschlossenheit einer gewissen geheimnisbereiten Demut und fast schon Dunkelheit entspringt. Wer gesagt hat „Gesegnet der Mensch, der keine Ansprüche stellt, denn er kann nicht enttäuscht werden“, hat einen ganz unangemessenen und geradezu falschen Lobpreis ausgesprochen. In Wahrheit muss es heißen: „Gesegnet der Mensch, der keine Ansprüche stellt, denn er wird wunderbar überrascht werden.“ Wer anspruchslos ist, sieht rötere Rosen, als der gewöhnliche Mensch zu sehen vermag, und grüneres Gras und eine hellere Sonne. Selig sind die Anspruchslosen (…)
    Das also, sage ich frei heraus, ist der einzige Makel an Mr. Shaws Größe, der einzige Einwand gegen seinen Anspruch, ein großer Mann zu sein – dass er nicht leicht zu erfreuen ist. Er stellt eine fast einzigartige Ausnahme von der allgemeinen und wesentlichen Regel dar, dass kleine Dinge große Geister erfreuen. Und dass ihm dieses irrsinnigste aller Dinge, die Bereitschaft zur Bescheidung, fehlt, ist am Ende der Grund für sein merkwürdiges Herumreiten auf dem Übermenschen. (…)“

  19. 19
  20. 20

    Zuerst einmal gute Besserung.
    Mich haut der Kommentar einfach um, dass die Menschen, die solche spiele entwickeln nicht richtig schlafen können sollen. Allgemein die ganze Killerspiel-Thematik ist meiner Meinung nach völlig übertrieben. Welcher Kerl und ja mittlerweile auch die Mädels hat in der Jugend solche Spiele nicht gespielt? Ich finde, es handelt sich hier immer wieder um unhaltbare Behauptungen, was diese auslösen (auch wenn das nicht das Thema des Beitrages war). Klar wäre wohl die Beschäftigung mit Kunst, in Form von Grafikdesign oder sonstigen vorteilhafter, aber man kann sich in diesen Spielen auch richtig entspannen und abschalten.

    Liebe Grüße aus Berlin
    Yasmin

  21. 21
    Charlene

    Kleine Info fürs nächste Mal: man kann sich gegen Lungenentzündung impfen lassen.