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Streit: Das Generationenmanifest

startrek

Es gibt Zoff. Mal wieder streiten der optimistische Utopist und der pessimistische Kotzbrocken in mir. Es geht um Das Generationenmanifest.

Utopist: Coole Sache, schon gesehen? Das Generationenmanifest! Da geht’s mal einer richtig an, holt sich ein paar Promis ins Boot, damit die Presse auch einsteigt, und sagt der Politik mal richtig die Meinung!

Kotzbrocken: Wieso einer? Das wurde von den Utopia-Leuten initiiert, Gutseinwollen ist deren Geschäftsmodell als Stiftung. Otto-Versand, GLS Bank, Bionade … irgendwo muss die Kohle ja steuergünstig hin.

Utopist: Boah, du bist eklig. Kannst du nicht mal akzeptieren, dass es auch Menschen mit Geld gibt, die damit etwas sinnvolles auf die Beine stellen wollen?

Kotzbrocken: Etwas sinnvolles? Wie zum Beispiel Manifeste zu schreiben?

Utopist: Irgendwie muss man ja anfangen. Alle sind unzufrieden und meckern, aber direkt an die Politik richtet sich niemand.

Kotzbrocken: Außer in der Türkei.

Utopist: Äpfel und Birnen.

Kotzbrocken: Brot und Spiele.

Utopist: Zurück zum Thema. Die zehn Forderungen im Manifest spiegeln doch alle genau deine Kritik an der aktuellen Regierungspolitik wider. Auf diese Punkte können sich alle einigen! Was gefällt dir daran nicht?

Kotzbrocken: Dass sich alle darauf einigen können.

Utopist: Wie meinst du das denn schon wieder?

Kotzbrocken: Das sind doch alles Allgemeinplätze. Jeder Politiker dieser Welt wird jedem einzelnen dieser Punkte vollends zustimmen, im Grunde wird ja ganz allgemein eine bessere, gerechtere Welt gefordert, zeig‘ mir mal jemanden, der dagegen ist!

Utopist: Ja, aber die fordern ja auch ganz konkrete Dinge. Eine bundeseinheitliche Reform des Schulsystems, Regulierung der Finanzwirtschaft …

Kotzbrocken: … Bekämpfung von Hunger und Armut, die Energiewende … jaja, ich hab’s ja gelesen. Da könnte aber genauso gut stehen: “ Wir fordern eine bessere und gerechtere Welt, tun sie doch endlich mal was!“.

Utopist: Ja. Vielleicht. Und?

Kotzbrocken: Das kann jeder. Die bessere Welt fordern. Die Schwierigkeit liegt nicht im Was. Sie liegt im Wie.

Utopist: Darüber muss man dann reden, schon klar. Aber erst einmal laut Unmut gegenüber der aktuellen Politik zu äußern, finde ich trotzdem nicht falsch.

Kotzbrocken: Jeder einzelne der gelisteten Punkte braucht Details, um eine wirkliche Forderung sein zu können. „Wir wollen eine andere Schulbildung“ genügt nicht. Man muss benennen, welche man will.

Utopist: Haha, das musst DU gerade sagen, du hast es doch nicht anders gemacht, du Penner!

Kotzbrocken: Das war beabsichtigt detaillos. Da sollte ja auch keiner unterschreiben oder für meine Stiftung spenden. Ich könnte das alles auch ausformulieren, dann wird es aber schon schwieriger mit dem Konsens. Und nenn‘ mich nicht Penner.

Utopist: Feigling.

Kotzbrocken: Träumer.

Utopist: Zyniker.

Kotzbrocken: Gutm…

Utopist: Ey!

Kotzbrocken: Schon gut. Sorry.

Utopist: Okay. Ich dachte schon, du wolltest …

Kotzbrocken: Nee. Keine Angst. Hast ja recht. Im Grunde stimmt das alles, hilft zwar nicht viel weiter, weil die tatsächlichen Schritte fehlen, aber vielleicht ist es ja wichtig, erst einmal zu sagen: Wir sind unzufrieden.

Utopist: Genau.

Kotzbrocken: Trotzdem eiern die am Ende doch nur rum, weil man es sich mit niemandem verscherzen will. Merkel, Rösler, Schäuble … keiner der aktuell Verantwortlichen taucht namentlich auf. Das ist feige.

Utopist: Als wären die anderen besser.

Kotzbrocken: Ich denke, du bist hier der Utopist? Wenn sowieso keiner besser wäre, kann man sich so ein Manifest auch sparen, oder?

Utopist: Du bist anstrengend.

Kotzbrocken: Gern geschehen!

Utopist: Hm. Wirst du das Manifest unterzeichnen?

Kotzbrocken: Ich weiß nicht. Ich habe schlechte Erfahrungen mit dem Unterzeichnen von Manifesten gemacht. Lieber wären mir klare und direkte Petitionen für die einzelnen Punkte. Und du?

Utopist: Ich weiß es auch noch nicht. Ich habe auch schlechte Erfahrungen mit dem Unterzeichnen von Manifesten gemacht. Mir wären klare und direkte Petitionen für die einzelnen Punkte auch lieber. Aber mal sehen.

13 Kommentare

  1. 01
  2. 02
    Kleingeist

    Gegen Ende wird die Unterhaltung utopisch…
    ;)

  3. 03
    Kleingeist

    … kann mich aber wieder finden.

    Den Klimawandel stoppen will jeder, aber mehr steuern oder höhere Preise zahlen wieder doch nicht.

  4. 04

    Was ist eigentlich aus dem Internet-Manifest geworden? Sollte das nicht auch mal alles revolutionieren?

  5. 05

    @#813087: Hat’s doch! Gar nicht gemerkt? :)

  6. 06
    Eule

    @Armin: Es hat den Wortschatz um einen zentralen Eckpfeiler bereichert, das ist doch schon mal was.

  7. 07

    Genau! Oder wie Hugh Laurie in seinem Protest Song so schön formulierte: „All we got to do, is…“ http://youtu.be/Q8chs2ncYIw

  8. 08

    @#813098: nope. must have missed that. maybe was too busy signing petitions… ;-)

  9. 09

    Zu den Erstunterzeichnern gehören Hannes Jaenicke, Sarah Wiener und Marius Müller-Westernhagen. Das ist leider auch schon alles, was man darüber wissen muss.

  10. 10

    Das ist ja mal lustig und spiegelt genau die Realität wider!

  11. 11
  12. 12

    Sehr lustiger Artikel aber auch die Star Trek Bilder sind der Brüller!

  13. 13

    Was für ein toller Artikel, ich habe mich schlapp gelacht!