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Als ginge es nur um das Tempelhofer Feld

kopischstr. 1

Berlin hat abgestimmt und sich in Sachen Tempelhofer Feld gegen die Bebauungspläne des Senats ausgesprochen. Das finde ich gut, denn wie einige andere in der Stadt glaube auch ich, dass mehr hinter dieser Abstimmung steckte, als die reine Frage, was mit dem Feld passieren soll.

Zudem bestätigen die Reaktionen aus der Berliner Politik die Richtigkeit des Wahlentscheids. In der Berliner Morgenpost beispielsweise wird Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) mit den folgenden Worten zitiert:

Die Berlinerinnen und Berliner haben sich entschieden. Das nehme ich mit Respekt zur Kenntnis. Dennoch bedaure ich die vergebene Chance, 4700 dringend in der Innenstadt benötigte städtische Wohnungen auch für kleine und mittlere Einkommen bauen zu können.

Deutlicher gesagt: „Na gut, das muss ich jetzt zähneknirschend akzeptieren, schade aber, dass sich die Berlinerinnen und Berliner gegen bezahlbaren Wohnraum in der Innenstadt entschieden haben.“

Und das ist eine Frechheit.

Denn seit Jahren schauen eben diese Berlinerinnen und Berliner machtlos dabei zu, wie ihnen bezahlbarer Wohnraum genommen wird. Seit Jahren werden Nachbarschaften durch Investoren zerstört, denen das bestehende soziale Gefüge völlig egal sein kann, weil sie diesem in keiner Weise verpflichtet sind. Seit Jahren werden Mieterinnen und Mieter verstärkt von Wohnungsbesitzerinnen und -besitzern wegen deren Eigenbedarf aus den Wohnungen geworfen, nicht selten sind diese wenig später Ferienwohnungen, mit denen sich durchaus das Vierfache der herkömmlichen Miete einnehmen lässt. Und seit vielen Jahren blicken wir hier aus unserem Büro nicht auf die Spree, sondern auf das Gebäude in der Kopischstr. 1, das als Spekulationsobjekt vor sich hin rottet (wir haben vor drei Jahren schon einmal mit einigen Fotos über dieses Haus berichtet).

Natürlich können dort keine 4700 Wohnungen auf einen Schlag entstehen. Aber zu glauben, dass die Kopischstr. 1 eine Ausnahme in der Berliner Stadtpolitik wäre, grenzt an sträfliche Naivität – das Gebäude wurde vor zehn Jahren von der Stadt an Privatinvestoren verkauft und ist seitdem Spekulationsobjekt für eben diese. Auch beim Verkauf anderer Flächen – wie z.B. den direkt neben dem Tempelhofer Feld liegenden rund um die Columbiahalle – hätte man auf bezahlbaren Wohnraum achten können, soweit ich weiß sind dort aber in erster Linie Eigentumswohnungen entstanden. (Update: In den Kommentaren gibt es ein paar Einsichten in das Projekt.)

Und nicht zuletzt klingt es natürlich prima, wenn Müller von „städtische(n) Wohnungen auch für kleine und mittlere Einkommen“ spricht, im abgewählten Gesetzentwurf des Senats steht davon jedoch nichts.

Noch absurder wird es aber, wenn sich der Berliner SPD-Chef Jan Stöß im gleichen Artikel zu Wort meldet. Stöß macht den Realisten und findet nach der Abstimmung:

Da werden wir noch engagierter erklären müssen, warum wir sozialen Wohnungsbau durch unsere landeseigenen Unternehmen brauchen.

Nein, Herr Stöß, das brauchen Sie nicht zu erklären, das wissen wir selbst ganz gut. Wir glauben nur nicht, dass auf dem Tempelhofer Feld tatsächlich ausreichend Wohnraum für kleine Einkommen entstehen sollte, wir hielten das für Marketing-Blah. Machen Sie das doch ansonsten bitte ruhig, das mit dem sozialen Wohnungsbau durch das Land, es wird Zeit, denn die vor über zehn Jahren gestoppten Subventionen für sozialen Wohnungsbau sowie die Privatisierung der Wohnungsbaugesellschaften durch Ihre Kolleginnen und Kollegen zeigen ja schon länger negative Wirkungen. Und da gab es noch gar kein freies Tempelhofer Feld.

Es ist wirklich bitter, sich solche subtil vorwurfsvollen Sätze anhören zu müssen, wenn ein Senat die selbst eingebrockte Suppe auslöffeln soll. Jetzt sind die Wählerinnen und Wähler an fehlenden bezahlbaren Mieten schuld, weil sie das Feld nicht freigeben wollen? Ha-llo-ho!

Ich hatte in den vergangenen Wochen voneinander unabhängigen Besuch zweier Freunde aus New York, der zweiten Stadt, die ich über alles liebe und die ich seit zu vielen Jahren nicht besucht habe. Beide sind New Yorker im besten Sinne des Wortes, beide lieben „ihre“ Stadt, und beide berichten das Gleiche. Dass man der Stadt das Leben genommen habe, indem man sie verkauft habe.

Auch New York hat wie Berlin noch immer einige Zufluchtsorte, doch der Flair, das Besondere an New York, scheint langsam aber sicher vor die Hunde zu gehen. Ein Leben in Manhattan ist für die Beiden nicht mehr finanzierbar, obwohl sie gut verdienen, denn alles ist in privater Hand und niemanden interessiert die Community, die Nachbarschaft, der Kiez. Einer der beiden erwägt ernsthaft den Umzug nach Berlin samt Familie: „You still have people stubborn enough to fight for places like Tempelhofer Feld not being taken away from you. I like that a lot.“

(„Hier gibt es noch Leute, die dickköpfig genug sind, um dafür zu kämpfen, dass euch Orte wie das Tempelhofer Feld nicht weggenommen werden. Ich mag das sehr.“)

Und erzähle mir bitte auch niemand, die Wahl für ein unbebautes Tempelhofer Feld wäre „rückwärts gerichtet“, „entwicklungsfeindlich“ oder gar „unmodern“. Sie ist derzeit schlicht und einfach Notwehr.

Sorgt ihr doch erst mal dafür, dass Leute nicht aus ihren Wohnungen geschmissen werden, in denen sie seit Jahrzehnten wohnen, baut ihr doch erstmal euren Flughafen fertig. Danach können wir ja vielleicht noch mal über Stadtentwicklung reden.

93 Kommentare

  1. 01
  2. 02
    Ines

    Naja, dieselben, die „bezahlbare“ Wohnungen in Tempelhof aufm Feld errichten wollten, verkaufen dann mal schnell noch welche
    http://www.berliner-zeitung.de/berlin/berlin-verkauft-wohnungen-widerspruechliche-wohnungspolitik,10809148,27116266.html

  3. 03

    Dennoch habe ich das Gefühl, dass hier endlich einmal eine ganz okay Idee für den Mist aus der Vergangenheit bezahlen musste. Weil es den Berlinern auf den Sack geht, dass so viel Bauland verscherbelt und so viele Projekte verhunzt wurden, wollten sie es diesmal, bei dieser Dimension, nicht drauf ankommen lassen. Fair enough. Aber einfach zu sagen: „hier wird nichts verändert!!“, ist mir dann doch zu kurz gedacht.

  4. 04

    @#876077: Tja. Junge Union.

  5. 05
    andreas

    @#876093: 10-14%, die als sozialwohnung geplant werden sollten, sind ein witz um den wohungsmarkt zu entspannen. daher ist das mitnichten ein „ganz okaye idee“ sondern verarschung. und spätestens nach dem erstbezug erfolgt dann die anpassung an die ortsüblichen mieten. beim sozialen wohnungbau haben rot-rot und rot-schwarz verkackt und die menschen lassen sich halt den mist weder erzählen noch sich jetzt die schuld in die schuhe schieben.

  6. 06

    @#876093: Das Problem an der Abstimmung war – selbst wenn man eine sinnvolle Bebauung des Tempelhofer Feldes in Maßen, am Rande und klug geplant wirklich okay findet: Darüber war nicht abzustimmen. Gegen beide Entwürfe zu stimmen hätte den Senat wahrscheinlich verleitet, einfach zu machen, was er will oder halt nochmal so zu verfahren wie beim jetzt (hoffentlich) gebremsten Vorgehen. Die breite Zustimmung für 100% Freifläche ist schlichtweg Notwehr gegenüber einer Politik, die den Schuss schon viel früher hätte hören müssen – und, siehe die von Johnny zitierten Politiker, offenbar immer noch nicht gehört haben.

  7. 07
    Chris Lietze

    Kann ich so unterschreiben. Jedes Wort. Danke!

  8. 08

    @#876112: hat*.

  9. 09

    @#876093: Du hast recht, das war sicher eine Wahl, die es nicht hat drauf ankommen lassen wollen. Dass Berlinerinnen und Berliner aber mit dieser Wahl Veränderung ablehnen würden, wird u.a. von den Axel-Springer-Medien suggeriert und ist meiner Meinung nach Unsinn.

    Wir haben mit dem Park am Gleisdreieck ein tolles Beispiel, wie Veränderung positiv aufgenommen wird (auch hier übrigens nach starker Einflussnahme der Einwohnerinnen und Einwohner), weil sie eben auch den Menschen nützt, nicht allein Investoren.

    Klar braucht die Stadt Wohnraum und auch Geld. Im Moment verpulvern wir das aber u.a. für einen Flughafen, der immer noch nicht fertig ist und mal eben das Dreifache des Geplanten kostet, dass man da misstrauisch wird, ist verständlich.

    Ich glaube nicht, dass Berlin so piefig ist, wie man uns glauben machen will. Ich glaube, der Senat ist viel piefiger.

  10. 10
    Andrea Meyer

    Ja, die Reaktion vieler Lokalpolitiker/innen ist in der Tat bemerkenswert. Dass sie den Partizipationsgedanken nicht verstehen, ist nicht besonders überraschend. Aber dass sie nicht im mindesten verstehen, dass sie schlechte Politik machen, ist, nun ja, erschreckend? Faszinierend? Hm …

    Eine Anmerkung zu den angesprochenen Wohnungen rund um die Columbiahalle (als Betroffene, ich hoffe, die Betroffenheit klingt nicht so durch):

    Hier sind nördlich der Halle in Baugruppen vor allem (für den Kiez günstige) Eigentumswohnungen entstanden sowie eine neu gegründete Genossenschaft. Die rund 200 Haushalte, die hier (wie wir) wohnen, kommen zu ca. 70% aus dem Kiez und wollen gerne hier bleiben. Die meisten Leute hier zählen m.W. weder zu jenen mit „kleinen Einkommen“ noch zu den Superreichen.

    Das gesamte Grundstück (inklusive des Stücks östlich der Halle) war vorher eine Bundesliegenschaft und wurde von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) verkauft, d.h. das Land Berlin hatte darauf keinen direkten Zugriff. Ich meine, es gab ein Vorkaufsrecht des Landes, das weiß ich aber nicht genau. Ausgeübt wurde es aber offensichtlich nicht.

    Das Konzept „Stadtquartier Friesenstraße“ (http://www.srl.de/dateien/dokumente/de/SRL%20Rundgang%20SQF%207_2013.pdf) hat sich meines Wissens gegen höhere Gebote von Bietern mit „klassischen“ Bebauungskonzepten durchgesetzt. Trotzdem sind es in der Tat keine Sozialwohnungen und die Wohnungen hätten, würden sie vermietet, auch keine Quadratmeter-Kaltmieten wie sie bspw. unsere ehemalige unsanierte Altbauwohnung im Kiez hatte.

    Ich glaube, dass das Mietniveau solcher Wohnungen (in unserer ehemaligen Wohnung rund 5,- € bruttokalt und rund 8,- € warm/qm im Bergmannkiez) nur erhalten bleiben kann, wenn die Nebenkosten über energetische Sanierung gesenkt werden und die Bruttokaltmiete max. im gleichen Umfang gesteigert werden darf. Das zu regeln ist aber immens schwierig aufgrund der vorherrschenden Interessenlage bei Baubranche und Vermietern.

  11. 11

    @#876120: Danke für die Einblicke bzgl. des „Columbia-Gebietes“! Ich verlinke das oben mal.

  12. 12
    Nina

    Danke für diesen Artikel, der mir sehr aus der Seele spricht.

  13. 13
    Gregoa

    Zwei Freunde sollen weg saniert werden. Der eine in der Wisbyer, der andere in der Danziger, dessen Familie schon seit den 30ern dort lebt.
    Ein Bekannter am Nollendorfplatz wird erneut die Miete erhöht. Dies bricht ihm finanziell das Genick. Das Haus wurde in den 70ern mit Mitteln des sozialen Wohnungsbaus errichtet. Nun ist es eben ein Spekulationsobjekt. Im Übrigen werden dort Mieterhöhungen nach Herkunft der Bewohner gestaffelt und doppelt so hoch angesetzt.

    *Groll*

  14. 14

    Davon auszugehen, dass auf dem Feld bezahlbare Wohnungen gebaut würden, ist schlichtweg naiv…

  15. 15
    @frankophon

    Meine Schwestet hat eine 100€ Mieterhöhung im Vergleich zur Vormieterin reinbekommen, bei Null Renovierung 30Prozent mehr Miete. Und sowas ist dann legal…

  16. 16
    mbirth

    Gab’s da nicht vor kurzem ein paar Schlagzeilen aus New York, dass die Stadt jetzt in puncto AirBnB aufräumen will? Viele Wohnungen werden wohl angemietet und dann ausschließlich für z.B. AirBnB-Vermietungen genutzt. Solche Weitervermietung ist aber wohl in NY nicht erlaubt und außerdem werden so Wohneinheiten für Menschen blockiert, die dort leben möchten.

  17. 17

    Ebenjener Senator Müller, der sich am Info-Abend in der Urania über die Arroganz vergnügungssüchtiger Skater und Kiter ausließ, die ja nur das Feld für ihre Luxus-Sportarten reservieren wollten.
    Aber ich finde auch, daß Tim Renner mit seinem Votum für die Zentralbibliothek ziemlich in’s Klo gegriffen hat (Entschuldigung, daß ich mich hier selbst verlinke): http://www.regine-heidorn.de/mein-schatzzz-das-analoge-im-digitalen
    Ähnliche Schiene: armen analogen Menschen kann nur durch Bebauung des Tempelhofer Felds geholfen werden, den Anschluß an die moderne Informationsgesellschaft nicht zu verlieren.
    Nun deutet Wowi den Entscheid dahingehend, daß bezahlbare Wohnungen von den Berlinern wohl nicht in der Innenstadt gewünscht seien, das ist an Zynismus kaum zu überbieten.

  18. 18
    Jakob

    Berechtigte Kritik die du im Artikel bringst, aber ein gewisser Grundtenor ist da, den ich mal versuche an zwei anderen Kommentaren hier bisschen zu entkräften:

    „Zwei Freunde sollen wegsaniert werden“
    Damit macht man es sich ein wenig einfach. Klar kommt das vor, aber jeden Vermieter und Investor übel nachzureden ist bisschen simpel.
    Wenn ein altes Haus saniert werden soll, ist der Investitionsbedarf gerne mal siebenstellig. Nicht zuletzt wegen überzogener Dämmvorschriften im Namen des Umweltschutzes, um nur ein Beispiel zu nennen. Wer schon mal ein Haus in Berlin bauen wollte, kennt den grünen Wahnsinn. Zu dem Betrag kommen Zinsen über X-Jahre, die halt auch bezahlt werden wollen.
    Ohne Frage wird das gerne als Vorwand genommen, aber irgendwo muss sich die Rechnung auf für einen Vermieter lohnen. Sonst wird kein Haus saniert.

    „Davon auszugehen, dass auf dem Feld bezahlbare Wohnungen gebaut würden, ist schlichtweg naiv…“

    Was ist bezahlbar? Ich schätze mal, dass es mitlerweile beinahe unmöglich sein sollte, einen Neubau in Berlin unter 10,- € warm/qm überhaupt wirtschaftlich umzusetzen. Gründe stehen teilweise im oberen Punkt. Da könnte/sollte/müsste der Senat ran.
    Aber aber natürlich haben mehr Wohnungen, egal zu welchem Preis, auch einen anderen simplen Effekt. Mehr Angebot. Menschen ziehen meist in eine bessere, teurere Wohnung um. Heißt jeder der aufs Tempelhofer Feld gezogen wäre, hätte woanders eine günstigere Wohnung freigemacht. Klar beziehen nicht nur Berliner neue Wohnungen in Berlin, aber kommt mir jetzt keiner mit „Schwabe Raus“ …

  19. 19
    Ines

    Da gibt es dann auch eine spannende Diskussion zu

    Bibliotheken öffnen Welten – wenn sie nicht schließen müssen
    Wie geht es Berlins Kiez-Büchereien?

    „Bibliotheken – wir öffnen Welten!“ – das ist das Motto des diesjährigen Deutschen Bibliothekartages, der am 3. Juni in Bremen beginnt. Damit auch die Kiezbüchereien in Berlin weiterhin Welten öffnen können, sind vielerlei Fragen zu beantworten: Arm, aber beliebt – Welche Lösungswege gibt es, um mit Geld- und Personalknappheit in den Berliner Stadtteil-Bibliotheken umzugehen? Werden die Stadtbezirke vom Senat unterstützt oder allein gelassen? Wäre ein Bibliotheksgesetz hilfreich, und wenn ja, warum hat Berlin keines? Und: Gräbt der geplante Neubau der Stadt- und Landesbibliothek auf dem umstrittenen Tempelhofer Feld den kleinen Häusern das Wasser ab?

    In der ZEITPUNKTE-DEBATTE diskutiert Manuela Reichart diese Fragen mit Gästen aus Politik und Bibliothekspraxis:
    http://www.kulturradio.de/programm/sendungen/140524/zeitpunkte_debatte_1704.html

  20. 20

    @#876237: Berechtigte Gedanken, und ich bin da keineswegs mit Scheuklappen unterwegs. Mir ist sehr bewusst, dass sich Investitionen rechnen müssen (das sollen sie auch) und nicht immer die Inhaber „die Bösen“ sind. Aber ich denke, dass die Investition in Wohnraum halt noch einmal ganz andere Verantwortungen mit sich bringt. Wie man das alles für alle gerecht und fair lösen kann – dafür habe ich auch keinen Masterplan, kann mich aber daran erinnern, dass meinen Eltern in den 70ern das damalige System geholfen hat: Als sie wenig verdienten, war die Miete günstig, da gefördert, als es mehr wurde, mussten (und konnten) sie mehr zahlen. Das ging aber schrittweise und war nach oben begrenzt.

    Letztendlich bleibt die große Frage nach Lösungen aber eine, die nicht am Tempelhofer Feld hätte beantwortet werden können. Und es muss Lösungen geben, die sowohl Armen als auch Reichen Platz geben. Und allen dazwischen. Dass nicht alle Berlinerinnen und Berliner im Zentrum wohnen können, ist auch klar, aber das wollen ja zum Glück auch nicht alle.

    Der Ausschlag für den Artikel gaben in erster Linie aber die Versuche der Berliner Politik, den Wählerinnen und Wählern nun quasi die Schuld daran zu geben, dass es dann eben keinen bezahlbaren Wohnraum im Zentrum gibt. Und auch der ein oder andere Artikel, der so tut, als wäre Berlin ein Haufen nutzloser Faulenzer, die keine Ahnung von Wirtschaft haben. Das beleidigt mich als jemanden, dem es zur Zeit persönlich gut genug geht und der sich trotzdem erlaubt, zu wissen, was es bedeutet, wenn das nicht so ist. Und letztendlich hat Berlin einfach eine Tradition mit vergeigten Bauprojekten voller irrsinniger Kostenerhöhungen, Filz und Pleiten, das darf man ja auch nicht vergessen.

  21. 21
    Marie

    Am Columbiadamm Ecke Friesenstraße werden als nächster Schritt Eigentumswohnungen einer Investorengruppe entstehen, und zwar von den Immobilienfirma, die auch schon im „The View“ am Schöneberger Ufer hochpreisige Eigentumswohnungen verkaufen, nachdem sie in dem vormals unsanierten Haus die Bewohner rausgemobbt haben. Es ist schön, dass die anderen Häuser unter anderen Bedingungen entstanden sind. Davon müsste und muss es mehr geben. In Anbetracht der Rentenentwicklung und steigenden Mieten ist Eigentum eine nicht zu unterschätzende Sicherheit, die sich jede Familie für die Eigennutzung aufbauen sollte können.

  22. 22
    thomas

    @#876237:
    Auf diesem Niveau jammern ja ooch die großen privaten Erbauer dieser Posemuckel-gated Siedlungen in der Stadt….
    Zu allererst sollten mal diese Mieterfeindlichen Baukosten pro Quadratmeterpreis Berechnungen in den Papierkorb verschwinden.
    Bei Tilgungsraten von 10 Jahren isses ja logisch dass man da kaum auf 7 Euro/qm oder weniger kommt.
    Oder anders gesagt…kein Wunder das ich da hohe Mieten brauche, wenn ich die neuen Häuschen in 10 Jahren damit finanziert haben will….

    Ach…..und man denke bloss nicht das die Mieten nach 10-jähriger Tilgung wieder gesenkt werden.

  23. 23
    Maxxi

    Danke für die klare Worte. Mein Hinweis auf eine Broschüre von den Sozialmietern am Kottbusser Tor in Kreuzberg da steht alles schon mal drin:http://kottiundco.net/2014/03/27/die-zukunft-des-sozialen-wohnungsbaus/

  24. 24
    thomas

    ähem … hier kann man nachlesen wie das in Wien, Salzburg und sonstwo in Österreich funktioniert…
    Aleine Wien gibt soviel für den Sozialen Wohnungsbau wie Deutschland insgesamt, nämlich 500 Millionen…..und keine Millarden in Wohnbeihilfen.

    30jährige Tilgungsraten der Kredite helfen da z.B. gewaltig…. davon hat der Bausenator in Berlin noch nie was gehört…..und bleibt bei seinen Berechnungen mit 10-jährigen Laufzeiten….

    Vom Nachbarn lernen:
    http://www.tagesschau.de/inland/sozialwohnung102.html

    Wohnbauförderung in Wien
    https://www.wohnservice-wien.at/home/modell

    4,78 Euro pro Quadratmeter
    http://www.taz.de/!105262/

    Wien will sozialen Wohnbau vor EU schützen
    http://derstandard.at/1385168899596/Wien-will-sozialen-Wohnbau-vor-EU-schuetzen

  25. 25

    Die Piratenfraktion im Berliner Abgeordnetenhaus schlägt ein Freiflächengesetz vor, um die Verwendung, Gestaltung, Nutzung solcher Flächen durch die Berliner bei jeder Freifläche individuell regeln zu lassen: http://www.youtube.com/watch?v=6TfrI75-a1s

  26. 26
    Andy

    @#876237: Was bezahlbar ist? Ganz einfach: Unter der Prämisse, sozialverträglich zu bauen, ist eine bezahlbare Miete die Miete, die zur Not auch das JobCenter übernimmt.

  27. 27
    katrin

    @Jakob Verzeih den umgelenkten Sarkasmus, aber es ist naiv zu glauben, die 10,- Kaltmiete seien schon notwendig mit all den gesetzlichen Vorgaben bei Bau bzw. Sanierung von Häusern. Ich kann nur mit unserem Altbau vergleichen, aber da die Kaltmieten dort ein ähnliches Niveau wie bei den von dir angesprochenen Neubauten, wage ich mal den Vergleich.

    Wir haben einen Altbau im selbstverwalteten Genossenschaftsmodell gekauft und saniert. Für uns galten und gelten dafür die gleichen gesetzlichen Vorschriften, wir müssen die gleichen Abgaben zahlen, es gibt Personalkosten für diejenigen, die mehr als nur ein bisschen Freizeit investieren, auch wir müssen Rücklagen für größere Ausgaben und Ausfälle bilden und der Hauskauf ist größtenteils über Bankkredite finanziert (bei Banken, die ebenfalls verdienen müssen). Und selbst wenn ich noch weitere Personalkosten für Hausmeister, anteiliges Einkommen für einen hypothetischen Eigentümer etc. hinzurechnen würde, komme ich bei nicht viel mehr als 5,- Kaltmiete raus. (Verzeiht, dass ich keine konkreten Zahlen nennen kann.)
    Was mir unser Haus vor allem zeigt, ist: Es geht verdammt nochmal.

  28. 28

    Vielleicht werden sich die Berliner in einer mittelfristigen Zukunft auch einfach darüber freuen, die Weite auf einem freien Feld genießen zu können. Natürlich ist die nichts wert, denn sie ist in Geldwert nicht auszudrücken.

    Im Kleinen gibt es die gleichen Problem überall: Hier in Tübingen haben wir eine Rekordstudentenzahl, und die Studenten machen über 25% der Bevölkerung aus. Wohnungen sind nicht knapp – nur bezahlbare Wohnungen sind scheiße knapp. Industriebrachen werden abgerissen und Wohnhäuser darauf gebaut. Das ist gut, hilft aber kaum weiter: Die, die es am dringendsten bräuchten, werden sich dort keine Bleibe leisten können. Und für die Kaufpreise der entstehenden Eigentumswohnungen gibt es im Umland manchmal schon fast ein (älteres) ganzes Haus.

    Und doch gibt es einen Unterschied: Die Weite ist gleich um die Ecke und auch nicht in Gefahr.

  29. 29
    Ck two

    Nur dass die freigezogenen Whgen dann wiederum mit Aufschlag neu vermietet werden und sich damit der Index hebt – also nicht wirklich was gewonnen.. @#876237:

  30. 30
    kraij

    „Heißt jeder der aufs Tempelhofer Feld gezogen wäre, hätte woanders eine günstigere Wohnung freigemacht.“ @#876237: Nur ist die ehemals günstigere Wohnung dann nicht mehr günstig, wenn bei Abschluß des neuen Mietvertrages 10-15% mehr Miete drauf gepackt werden.

  31. 31
    Sandro

    Wir müssten noch viel öfter über solche Dinge abstimmen dürfen! Immer dann, wenn irgendwo Investoren mit Geld winken. Investoren wollen aber vor allem noch mehr Geld HABEN. Entweder der Senat rafft es nicht oder steckt mit ihnen unter einer Decke.

  32. 32
    Rene

    @#876976:
    Katein dann könnt ihr Euch ja freuen. Du kannst mir dann gerne erzählen, wie das bei Euch funktioniert hat.

    Wenn ich eine einfache Rechnung aufmache. Dann sind das selbst auf 30 Jahre nur 1800 Euro pro m2 Einnahmen. Dafür bekommst du oft nicht mal mehr unsanierte Gebäude gekauft. Selbst wenn ist dies ohne Sanierungskosten und Bankzinsen rechne.

    Für euch privat könnt ihr das gerne so rechnen und aus privater Sicht lohnt es sich sogar bei anscheinend so geringen Kosten. Aus Investorensicht lohnt es sich eben dann nicht mehr.

  33. 33
    Lukas

    Man kann ja alle diese Zustände in Berlin beklagen – Wegfall bezahlbaren Wohnraums, Luxussanierung etc. Vielleicht auch mit Recht. Und dann stimmt man für die Verschärfung dieser Situation, in dem man den Bau neuer Wohnungen verhindert? Das finde ich nicht besonders klug.

    In dem Artikel findet sich ja auch kein triftiges Argument dafür. Stattdessen wird rumgeheult und vom Thema abgelenkt (NY, Flughafen).

  34. 34
    fred

    Schöne, direkte Demokratie. Ihr habt in der Abstimmung über alles mogliche gerichtet, nur nicht über Berliner Wohnraumpolitik. In spätestens fünf Jahren werden die selben Besucher aus New Yorck fragen, warum wir uns eine ungestaltete, sehr große Hundewiese in der Mitte einer europäischen Hauptstadt leisten. Dann sind die Initiatoren der Initiative leider über alle politischen Berge.

  35. 35
    oliver

    @#877941: Dann frag mal die New Yorker warum sie sich einen Wald mitten in einer Weltmetropole leisten, vielleicht klingelt es dann…

  36. 36
    Ann-Thea

    Wohnungen zu verkaufen ist meines Wissens nach immer noch ein probantes Mittel für Berlin seine Schulden zu tilgen. Das ist gängige Praxis seit Jahren. In Leipzig zum Beispiel hat sich die Stadt damit für kurze Zeit schuldenfrei gemacht. Darüber kann man denken, wie man will. Ich finde langfristig gesehen ist das ziemlich dumm. Aber Fakt ist auch, dass wir neugebaute Wohnungen in Innenstadtlage brauchen. Ja Berlin macht viele Fehler, wenns um Wohnungsbau geht, aber wir brauchen diese Wohnungen. Ich finde es schade, dass die Initiative nicht für bezahlbare Wohnungen in ihrem Gesetzesentwurf votiert hat, sondern sich komplett verweigert hat. Aber der Volksentscheid ist zu akzeptieren, dass muss ja nicht jeder so sehen, wie ich. Die Mehrheit der Menschen wollen, dass das Feld so bleibt, wie es ist und ich freue mich dass der Volksentscheid geklappt hat und genug Menschen mitgemacht haben. Das ist nämlich das tolle an direkter Demokratie, jeder darf seiner Meinung Ausdruck verleihen!

  37. 37
    fred

    @oliver: die Berliner Innenstadt bietet soviel Grün, da wird jeder New Yorcker auch ohne das Feld blass vor Neid. Um den Central Park mit dem Flugfeld zu vergleichen, muss man schon sehr verliebt in die Richtigkeit des eigenen Vorgehens sein.

  38. 38

    @fred: Danke für die Wiederholung der zynischen Wowi-Polemik. Die kennen wir aber zur Genüge. Und trauen dem Berliner Senat in der heutigen Zusammensetzung weder größere Bauvorhaben, noch eine – auf bezahlbare Mieten ausgerichtete – Stadtplanung zu.

    Wer seit dem kompletten Ausverkauf der GSW vor 10 Jahren Tausende bezahlbarer Wohnungen an in- und ausländische Investoren verkauft, braucht mir nicht zu erzählen, mit ein paar Wohnungen auf dem THF wäre alles wieder in Butter. Und dann das Geld im BER versenken. Die Berlin sind vielleicht etwas langsam…aber bestimmt nicht blöd.

    Berlin hat einfach die Schnautze voll vom Ausverkauf des Allgemeinbesitzes ohne Nutzen für eben diese Allgemeinheit. Der Großteil unserer Einwohner verdient nämlich keine 2500+ im Monat. Ist aber – prozentual gesehen – „Hauptanteilseigner“ am THF. Warum sollen also diese „kleinen Leute“ einem Verkauf zustimmen, von dem sie keinen Nutzen haben?

  39. 39
  40. 40
    oliver

    @#877991: Ich persönlich habe keine bestimmte Meinung zu dem Thema, ich komme auch nicht aus Berlin. Ich fande es nur vermessen zu behaupten, ein ( stereotyper ) New Yorker würde sich über zu viel Grünfläche in einer Großstadt wundern. So wie ich New York kenne, geht der Trend eher dazu, alles grün zu machen was nur irgendwie möglich ist.

  41. 41
    Hyperkeks

    Kann es sein, dass es nicht nur „nicht nur“ um’s Feld ging, sondern eher „nur so nebenbei“ und eigentlich vor allem um das Vertrauen in den Senat und die Wohnungspolitik?

    War der Senatsplan wirklich so schlecht? Warum? Hätte der Senat *irgendeinen* anderen Entwicklungsplan durchbekommen?

  42. 42
    Kat

    Ich denke, die Abwahl für die Bebauung des Tempelhofes Felds hat nicht so sehr mit dem Feld selbst zu tun, sondern war eine Chance für die Berlinerinnen, sich öffentlich Luft zu machen gegen die Verschließung sämtlicher Baulücken mit Investoren-Fremdkörpern die keinerlei Bedarf decken und keinerlei kulturelle Funktion (auch keine ästhetische) erfüllen. Noch ein Hotel, wo cocktail- oder mateschlürfende Umlandshipster und Japaner mit Sonnenschildern hinter Glasscheiben unter Designerlampen sitzen. Noch ein steriles „The Gardens“ oder „The Lofts“ wo angeblich Kleinfamilien glücklich werden sollen, in Wahrheit aber nie jemand zuhause ist, weil irgendein Ukrainer mit dem Kauf mehrerer Wohnungen Geld außer Landes schaffen wollte. Noch ein Bürogebäude, das leer steht, weil jemand sein Vermögen vor der kommenden Finanzkrise schützen möchte.
    Auf der anderen Seite Mieterhöhungen, Kaufpreissteigerungen, Abriss von Flächen, die von kreativen oder jungen Leuten genutzt wurden. Zerstörung von Jahrhunderte alten Geschichten. Kein Partygespräch mehr ohne das Stichwort Wohnen, kaum noch einer, der sich nicht unter Druck sieht.
    Der Senat täte gut daran, einfach mal zuzuhören und gerade bei Projekten wie dem Tempelhofes Feld die vorhandenen Energien der Berlinerinnen (Gärtner, Künstler, Barbetreiber, …) zu nutzen, dann kann dort für wenig Geld wirklich Vorbildliches entstehen.

    Zudem müsste dann auch kein Politiker mehr beleidigt sein, dass „sein Volk“ sich ganz, ganz böse verhält.

  43. 43
    Frevel

    Das ist doch überall (global) das gleiche, nur haben manche eben ein Brett vor’m Kopf und $ in den Augen.

  44. 44
    Frank-Ex-Berliner

    Vielleicht sollte man mal die auszeichnen, die sozialen Wohnungsbau in Berlin fördern/leben oder die Vermieter hervorheben, die annehmbare Mieten auch tatsächlich anbieten.
    Ich lebe zwar nicht mehr (aus beruflichen Gründen) in Berlin, aber es macht mich schon sehr traurig, zu sehen, wie Berlin und die (echten) Berliner verkauft werden.

  45. 45

    Was mir immer wieder güllig hochkommt, ist das Argument Wutbürgerei – die faulen Berliner mit ihrer Schnauze, die naiven Kiezromantiker mit ihrer Gentrifizierung, immer gegen alles sein…des Pudels Kern wird und will offensichtlich nicht verstanden werden. Das Problem ist dabei allzu oft fehlende Betoffenheit – ob es nun die stereotype Fernsicht auf die Berliner Verhältnisse ist oder man eh aufgrund persönlicher Umstände aus dem Mietenkreislauf raus ist…Mehr Demokratie wagen – für viele löst das eher eine große Angst vor bürgerlicher Blockadepolitik aus. Puh, wir haben uns hier ausführlich ebenfalls schon ausgekotzt ;-): http://www.yuppie-love.de/du-bist-verrueckt-mein-kind-du-musst-nach-berlin/

  46. 46
    Christoph Becker

    Ich finde es unglaublich bescheuert, aus irgendeinem diffusen Wutbürger-Kack sich gegen zusätzlichen Wohnraum zu entscheiden. Jedes Jahr ziehen 40.000 Leute in die Stadt. Ich bin hier geboren und heiße alle herzlich willkommen. Aber diese Stuttgarter Spielchen, jetzt legen wir uns mal mit der Politik an, die könnt Ihr mal schön zu Hause lassen. Und das Argument, dass der Senat lieber woanders Wohnraum entwickeln solle, fand ich schon immer besonders bescheuert. Na klar soll und muss er das. Das wird aber alles nicht reichen, wenn sich die Leute inzwischen über 12 und 14 Euro/qm Miete freuen müssen. Jetzt haben wir einen riesigen Flugplatz ohne Baum aber mit irgendwelchen Gräsern uns Insekten. Super, aber wir leben in einer Großstadt und nicht im Spessart, Freunde. Eure Kinder werden Euch für Eure Wahlentscheidung hoffentlich bald eins mit dem Holzlöffel überziehen. Bis dahin finde ich mich damit ab, dass um mich herum zu 60% Leute leben, die sich lieber das Bein abhacken, als eine Fehde mit dem Regierenden auszulassen und sich darüber auch noch diebisch zu freuen. Das Lachen wird Euch vermutlich bald im Halse stecken bleiben.

  47. 47
    Sebastian Küpers

    Ich finde es ehrlich gesagt enttäuschend, wenn man sich verweigert das einfache Prinzip von Angebot und Nachfrage mit in Erwägung zu ziehen und die Ursache ausschliesslich beim bösen Angebot sucht.

    Die Ursache, der steigenden Mieten ist grundlegend erstmal die steigende Nachfrage, die bereit ist bestimmt Mietpreise zu bezahlen. Berlin zieht seit Jahren Menschen in die Stadt, die schlichtweg

    a) ein gutes Einkommen haben und
    b) bereit sind einen hohen Anteil davon für die Miete auszugeben

    Wenn es diese Nachfrage nicht gebe hätte das Angebot überhaupt die Möglichkeit höhere Mieten zu verlangen.

    Auch wenn nur „Luxuswohnungen“ oder Eigentumswohnungen gebaut werden, nimmt das doch den Druck aus dem Mark. Wir haben doch nicht die Situation dass sich 20 Leute auf eine Wohnung bewerben, die sich die Miete nicht leisten können, sondern Vermieter können locker aus einem breiten Pool an Leuten wählen, die es sich leisten können.

    Das ist das Ergebnis des Erfolges unserer Stadt. Wir können nicht auf der einen Seite es total toll finden, wie international doch unsere Stadt geworden ist, das alle Welt gerne nach Berlin kommt, wie sehr unsere Medien, Digital, Startup, XYZ Szene blüht und dann auf einmal entsetzt sein, wenn diese ganzen Leute, die in die Stadt kommen dummer Weise bereit und in der Lage sind Mieten auf einem viel höheren Niveau zu bezahlen.

    Und jetzt wollen die auch noch alle innerhalb des S-Bahn Rings wohnen. Das ist keine grosse Überraschung und man kann diesen Aspekt aus solchen Gleichungen nicht immer hinten runterfallen lassen.

    Diese Ursache anzuerkennen heisst natürlich NICHT auf der andere Seite es automatisch in Ordnung zu finden, wenn mit absolut unterirdischen Methoden dann Eigentümer/Investoren versuchen alt eingesessne Mieter aus ihren Wohnung zu werfen, Mieten in einer unangemessen Geschwindigkeit gesteigert werden oder die Stadt so massiv privatisiert, dass sie nicht mehr in der Lage ist der Rolle gerecht zu werden durch den sozialen Wohnungsbau auch ein Angebot für niedrigere Einkommen zu schaffen.

    Diese Punkte sind alle zu kritisieren und ich finde unsere aktuelle Regierung macht hier keinen guten Job, nichts desto trotz sehe ich das sich unsere Stadt wahnsinnig positiv entwickelt hat in den Jahren seit dem Mauerfall und mir ist klar, dass mit dem Erfolg des Standortes auch einhergeht, dass die Mieten steigen und sich Stadtteile massiv verändern.

    Lange Rede kurzer Sinn: Ich finde die Entwicklung unserer Stadt gut, es ist klar, dass dadurch die Mieten steigen und ich finde es zu kurz gedacht, immer ausschliesslich auf die bösen Investoren, Vermieter etc. zu schimpfen. Ich finde es auch Schade, dass das Tempelhofer Feld nun grundsätzlich nicht bebaut wird und mit der Abstimmung auch vorerst die Chance genommen wurde, einfach bessere Bedingungen für eine Bebauung auszuhandeln.

    Das alles ist eine logische durch die Nachfrage getriebene Entwicklung und es geht vielmehr darum, dass die Stadt weiterhin in der Lage ist ihren Pflichten im sozialen Wohnungsbau nachzukommen und das der Gesetzgeber dafür sorgt, dass Mieten für nicht zu schnell sich anpassen können und Leute nicht mit üblen Tricks aus ihren Wohnungen gejagt werden können.

  48. 48
    der frager

    es gibt genug leeren wohnraum.
    das gerade am prestigeträchtigen tempelhofer feld sozial-wohnungen entstehen werden ist eine illusion.
    warum wird noch in ost und west unterschieden???

  49. 49
    Max

    An alle, die da meinen, man könne den Mietsteigerungen, die nur dem einfachen Marktmechanismus von Angebot und Nachfrage entsprächen, mit mehr Wohnungen entgegenwirken: Das wird nicht klappen!
    Das funktioniert erst dann, wenn ein wirklich großer Teil der Stadt wieder leer steht und dieser Leerstand den Eigentümern zusätzlich so weh tut, dass sie bereit sind, mit den Mieten runter zu gehen, um ihre Wohnungen voll zu bekommen. Und genau dazu wird es nicht kommen.
    Die Wohnungen werden derzeit immer teurer, weil sich jeder Eigentümer auf diesen Trend draufsetzt. Das ist ein sich selbst bedingender Mechanismus, der vor allem damit zu tun hat, dass Wohnungen kein verzichtbarer Bestandteil der Lebensführung sind, sondern ein unverzichtbarer. Und die flächendeckenden Mietsteigerungen sind eine Art unausgesprochene Preisabsprache (vielleicht teilweise auch eine abgesprochene). Wenn ich als Mieter nirgendwo mehr für unter 7.50,- €/Qm eine einfache Wohnung finde, dann wäre ich als Eigentümer „schön doof“ (unter marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten), wenn ich ohne Not nur 5,- € nähme.
    In Berlin sind aber in den letzten Jahren nicht 40 oder 50% mehr Einwohner dazugekommen (Die Zahl der Einwohner ist laut Zensus sogar gesunken!), die einen Ansteig der Neuvermietungsmieten um 40-50% plausibel machen würden. Die ganze Argumentation geht einfach an der realität vorbei!
    Was hier eine Grenze einziehen würde wäre eine Mietpreisbindung, bzw. wenigstens die verdammte Mietpreisbremse, die uns so großsspurig versprochen wurde und an deren Verwässerung SPD und Union gerade fleißig arbeiten. Alles andere ist Augenwischerei und ein Vertrauen auf Marktmechanismen, die zum einen nicht so funktionieren, wie uns weiß gemacht wird und auf die man sich zum anderen bei lebensnotwendigen Gütern ohnehin nicht stützen sollte. Der Markt wird es nicht richten!

  50. 50
    Wolfgang Nelheg

    Behauptungen, dieses oder jenes Motiv habe bei der Entscheidung für den Erhalt der einzigen und größten innerstädtischen Steppe der Welt eine Rolle gespielt, sind schwer zu beweisen bzw. zu widerlegen. Herr Maroldt von der „gleichgeschalteten Mainstream-Presse“ (Tagesspiegel) hat heute Morgen ähnliche Thesen vertreten wie Johnny H., hat eine allerdings eine pikante Note hinzugefügt – die Berliner haben es satt, von Fremden verdrängt zu werden. Na gut.

    Ich wage einfach die Behauptung, dass diese kritische Sicht bei manchen eine Rolle gespielt hat, sie erklärt aber doch nicht, warum Zehntausende von Zehlendorfern, Frohnauern, Steglitzern etc., also eingefleischten CDU-Wählern, für den Erhalt der o.a. Steppe gestimmt haben und letztlich die Mehrheit ermöglicht haben. Die genannten Bürger kaufen z.T. für ihre Sprösslinge Wohnungen in der Innenstadt, Ferienwohnungen gibt es selten, und sie sind bestimmt nicht durch Verdrängung durch Fremde bedroht, viele kennen bestimmte Innenstadt-Bereiche gar nicht, weil es dort so schwer ist, einen Parkplatz zu finden.

    Dort war die Entscheidungsgrundlage ziemlich simpel die, dass man der SPD eins auswischen wollte. Die Bauerei im Randbereich von THF wurde letztlich als SPD-Angelegenheit gesehen, die CDU hat sie nur halbherzig unterstützt und die Grünen, na ja … Und der SPD-geführte Senat hat bei einigen Themen (S-Bahn, BER) nu wirklich keine überragende Figur gemacht.

    Johnny, mach‘ Dir keine Illusionen, die BER-Entscheidung beruht nur zu einem kleinen Teil auf sozialrevolutionärer Proteststimmung, traditionelle SPD-Feindschaft, natürlich auch auf der Linken, hat sicher auch eine Rolle gespielt.

  51. 51
    Philow

    Wo wird eigentlich dieser gutverdienende New Yorker wohnen?
    #erwirdgutenwohnraumhaben

    Und überhaupt, seit wann gibt es das Recht auf wohnen in schöner Lage?
    Marzahn /Hhellerdorf ist voller großer, bezahlbarer Wohnungen.
    Aber da will ja kein Zugezogener wohnen…
    Bleibt letztendlich die Frage ob hier wirklich Berliner über das Tempelhofer Feld entschieden haben oder … Naja wir kennen sie alle…

  52. 52
    Andy

    Ich finde es immer wieder erstaunlich, dass so viele Leute auf die Senatsausrede mit dem bezahlbaren Wohnraum auf dem Tempelhofer Feld hereinfallen. Wäre es dem Senat um die Entschärfung der Mieten in Berlin gegangen, hätte man die Zentralbibliothek gestrichen, die 300 Mio davon in den sozialen Wohnungsbau gesteckt.

    Hätte der Senatsplan vorgesehen, auf dem Tempelhofer Feld nur Wohnungen zu bauen (vielleicht ergänzt um ein bißchen Gewerbe wie Supermärkte), davon 50% mit einer verbindlich festgeschriebenen JobCenter-kompatiblen Miete von 6€/m², verbunden mit der Ansage, auch in Zukunft auf dem Feld Musik machen, Grillen, und Konzerte veranstalten zu können, hätte die Bevölkerung sicher zugestimmt.

    All das gabs aber nicht, sondern nur ein Prestige-Bauvorhaben mit ein paar Alibi-Sozialwohnungen, die sich Arme und Hatzer trotzdem nicht hätten leisten können.

  53. 53
    Fuchsli

    Ich kann die Berliner gut verstehen, dass sie es satt haben ständig mit neuen Großprojekten (&Geldfressern) konfroniert zu werden. Vor allem wenn es sich großteils um irgendwelche Mauscheleien handelt. In dem Fall ist das Projekt aber zu unrecht abgestraft worden. Ich glaube hier liegt ein stimmiges Konzept ohne Größenwahn vor. Schade.

  54. 54
    Frank

    Wenn die Mieten steigen oder Mietwohnungen in Eigentumswohnungen umgewandelt werden, ist das bedauerlich, aber es muss sich auch lohnen, d. h. der Investor muss die Wohnungen auch verkauft kriegen oder er muss jemanden finden, der die höhere Miete auch zahlt. Sonst bleibt er drauf sitzen und das lohnt sich schon mittelfristig nicht mehr. Wann gibt es also eine solche Situation? Dann wenn mehr Leute da sind, die bereit sind viel Geld für eine Wohnung auszugeben, als es entsprechende Wohnungen gibt.
    Ist die Nachfrage höher als das Angebot, steigt der Preis.

    Steigt jetzt das Angebot an Wohnungen durch erhöhte Bautätigkeit, z. B. weil Investoren hoffen, entsprechende Preise zu erzielen, kommt irgendwann der Punkt, an dem mehr hochpreisige Wohnungen da sind, als Leute, die sie kaufen oder mieten wollen. Es gibt dann die Möglichkeit, die Wohnungen eine Zeit lang leer stehen zu lassen in der Hoffnung, dass die Nachfrage wieder steigt, z. B. durch Zuzug, oder mit den Preisen runterzugehen, bis es entsprechend mehr Nachfrager gibt.

    In Berlin haben wir seit einiger Zeit einen starken Zuzug in die Innenstadt. Die Nachfrage steigt also. Wenn jetzt das Angebot nicht auch steigt, steigt also der Preis.

    Man könnte jetzt zwei Dinge tun: Erstens mehr bauen und damit das Angebot erhöhen, oder den Preis staatlich fixieren. Im ersten Fall würde zunächst gar nichts passieren, dann würden die Preise sinken und ein Nachlassen der Investitionen bewirken, so lange bis sich das Verhältnis von Angebot und Nachfrage wieder umkehrt. Das haben wir sowohl in den 80ernwie auch den 90ern schon mal durchgespielt.

    Im zweiten Fall würde das Angebot stagnieren und der Bestand verfallen. Wie so was aussieht, kann man schön in einigen Städten der Ruhrgebiets besichtigen.

    Ich finde es schön, dass das Tempelhofer Feld erhalten bleibt. Ich beklage mich aber auch nicht über steigende Mieten. Wer beides tut, hat etwas fundamental nicht verstanden.

  55. 55
    Marc

    Och Gottchen, das ewige Gejammere. Ihr wählt doch seit gefühlten tausend Jahren immer wieder den Waschlappen Wowereit, der nichts auf die Reihe kriegt und genauso den gesamten Senat.
    Außerdem gibt es genug bezahlbaren Wohnraum, bloß halt nicht dort wo jeder hin will. Aber bloß nicht mal in die Außenbezirke ziehen, da ist es ja nicht genug urban und ausgeflippt.
    Wer also in einer Metropole und Hauptstadt wohnen will, muss mit diesen Problemen leben, so wie es die Menschen in Hamburg, München, Köln, Düsseldorf, Paris, New York oder Hongkong auch seit Jahrzehnten tun. Was dachtet Ihr denn, was passiert, wenn Berlin mal aus seinem Dornröschenschlaf erwacht?

  56. 56
    Max

    @Max:
    Ich bin absolut Deiner Meinung, dass sich nicht alle Probleme mit Marktmechanismen lösen lassen, aber Deine Argumentation (Beitrag Nr 49) steht teilweise auf schwachen Beinen und ist teilweise falsch gedacht.

    > „Die Zahl der Einwohner ist laut Zensus sogar gesunken!“

    Nein. Der Zensus hat ergeben, dass die Einwohnerzahl niedriger (war und) ist als angenommen. Gestiegen ist die Zahl der Einwohner zuletzt trotzdem. Hier geht es um den Unterschied zwischen absoluten Zahlen und relativen Veränderungen.

    > „In Berlin sind aber in den letzten Jahren nicht 40 oder 50% mehr Einwohner dazugekommen (…), die einen Ansteig der Neuvermietungsmieten um 40-50% plausibel machen würden.“

    Hier unterstellst Du einen 1:1 Zusammenhang zwischen Einwohnerwachstum und Mietpreissteigerung. Wie begründest Du diese Annahme? Der Wohnungsmarkt gilt schließlich als inelastischer Markt, auf dem schon ein leichtes Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage erhebliche Preisveränderungen nach oben und unten verursachen kann.

    Im Fall des Berliner Wohnungsmarkts bin ich überzeugt, dass der Markt die Preis-Probleme lösen kann, und zwar weil diese Probleme IMHO durch den Markt verursacht wurden.
    1. Das Land Berlin hat in den 1990ern und 2000ern einen Großteil seines Wohnungsbestands privatisiert und damit keinen Einfluss mehr auf die Preisbildung. Das fiel damals kaum auf, weil viele private Wohnungen leer standen, was die Mieten niedrig hielt.
    2. Berlin wurde populär, mit Startup-Boom, dem Umzug von Halb-Bonn inkl. Ministerien, Behörden und Verbänden stieg die Zahl der Einwohner mit ensprechenden finanziellen Mitteln für gehobene Wohnungen. Die Mieten stiegen, weil die Nachfrage anstieg.
    3. Die Eigentümer sanierten für diese Zielgruppe im Bestand oder entwickelten auf diese Zielgruppe hin. Verdrängt wurden/werden damit die eingessenen Einwohner, die sich die neuen Mieten nicht leisten können oder wollen. Die Mieten stiegen, weil das Angebot (an günstigem Wohnraum) verringert wurde.
    4. Die Varianten zur Lösung sind folglich:
    Nachfrage:
    a) Regierung zurück nach Bonn (unwahrscheinlich, dafür ist Bonn zu langweilig)
    b) Berlin unattraktiv machen für Unternehmen, Startups, Künstler, Kreative, Touristen und Zuzügler aus der ganzen Welt (wollen wir das wirklich?)
    Angebot:
    c) Massive Ausweitung des Wohnungsangebots und zwar sowohl staatlich (soz. Wohnungsbau) als auch privat (warum nicht mit staatlicher Förderung). Aber: Wo sind die Flächen dafür? Das Tempelhofer Feld bleibt ja wohl erstmal flach ;-)

  57. 57
    daniel

    einen theoretischen überbau wie der erwerb von urbanem raum von seiten gerade nicht ortsansässiger investor_innen und unternehmen mit der globalen (finanz-)industrie zusammenhängt und was er für auswirkungen auf die städtische bevölkerung hat, bietet übrigens saskia sassen mit ihrem diesjährigen talk auf der re:publica: http://www.youtube.com/watch?v=gKaA-mXhn-4

    (der ganze talk ist sehr empfehlenswert, konkret geht es aber ca. ab minute 29 los)

  58. 58
    Wolfgang Nelheg

    @#876119:

    Zum Thema Park am Gleisdreieck habe ich aber schon andere Sachen gelesen – Die Wünsche der Bürger wurden nur zu einem geringen Teil berücksichtigt (Ein Spielplatz …) Was wollten die beteiligten Bürger? Die Spontanvegetation sollte so weit wie irgend möglich erhalten bleiben. Ehrlich gesagt, das kann ich mir sehr gut vorstellen, lasse mich aber gerne belehren.

  59. 59
    Jose

    Tempelhof Bebauung hin oder her… Die romantische Idee, dass Wohnraum innerhalb des S-Bahn Rings bezahlbar sein muss ist zwar schön und sicherlich fände ich das selbst auch wünschenswert, allerdings ist das im Anbetracht der Realität nichts als eine Illusion!

    Solange wir alle im (westlichen) globalen System der Marktwirtschaft/Kapitalismus leben, regelt sich das durch Angebot und Nachfrage. Wer bitte mag es den Vermietern verdenken, wenn sie die Möglichkeiten ausschöpfen und die Wohnungen zu dem Preis vermieten, den sie bekommen können. Berlin ist attraktiv und nicht nur für Spekulanten, sondern für jede Menge Leute aus dem In- und Ausland wie z.B. auch für die mehreren Tausend BND’ler, die sich in Berlin niederlassen (müssen).

    FACE it, Berlin hat sich lange unter Wert verkauft und nähert sich nun (immer noch sehr langsam) dem Preisgefüge anderer Städte oder Metropolen. Ihr könnt doch nicht ernsthaft glauben in einer tollen angesagten Metropole, nahe der Innenstadt wohnen zu können, mit hohem Freizeitwert und gleichzeitig von niedrigen Preisen & Mieten profitieren – in welcher Metropole/Hauptstadt ist das denn bitte möglich???

    Die Kehrseite ist, dass für einige Leute der Wohnraum nicht mehr bezahlbar sein wird. Aber dann muss man einfach wegziehen – ich vielleicht auch bald, weil ich mir mit bald zwei Kindern auch eine große Wohnung in Mitte nicht mehr leisten kann. Veränderung und Wandel sind nun mal Kernelemente des Lebens und solange wir in diesem System leben ist das der Weg/Lauf der Dinge… das zu ändern schaffen weder Grüne, Die Linke, oder sonstige Parteien deren wichtigstes Anliegen die eigenen Diäten oder das Ämter-/Postengeschacher ist…

  60. 60
    Wolfgang Nelheg

    @#876119:
    In diesem Artikel wird erwähnt, dass die mangelnde Berücksichtigung von Bürgerwünschen beim Gleisdreieck-Projekt kritisiert wurde. Und der BUND findet das Ganze sowieso misslungen. Die bekommen ab sofort sowieso kein Geld mehr von mir!
    http://www.taz.de/Park/!119194/

    Es ist doch auch völlig klar, dass das so läuft. Mal gesetzt den Fall, bei den „Betroffenen“ ist eine starke Fraktion, die einen Park mit ordentlich abgegrenzten Wegen usw. alle Kleingartenkolonie haben will. Dann würde der Johnny als zuständiger Stadtrat oder Senator sicher auch nein sagen und in Absprache mit Landschaftsgärtnern und -planern auch brutal über die Bürgerwünsche hinweg gehen.

  61. 61
    ansgar

    Solange Wohnraum ein Investitionsobjekt ist, wird sich solange eine hohe Nachfrage in berlin herrscht nichts aber auch garnichts ändern. Solange unsere geldgeilen und kapitalgelenkten Politiker in unserem geldgeilen und kapitalgelenktem System regieren, kann sich garnichts zum wohl der Menschen ergeben.schon garnicht für die finanzschwachen. Sanierter bezahlbarer Wohnraum für alle ist mit privatinvestoren schlicht nicht möglich. Und es ist technisch und finanziell definitiv machbar.warum sollte ein Haus zu sanieren hier teurer sein als in anderen Städten. Da ist berlin im Bundesdurchschnitt mit günstigen löhnen und wanderarbeitern anderen Städten in der Preisgestaltung weit überlegen. Wir haben mieten wie in München und Löhne wie in polen(nichts für ungut liebe polnischen Mitbürger). Finde den fehler

  62. 62
    albert

    „Bezahlbarer Wohnraum“ ist ein relativer Begriff. Damit läßt sich seitens der machiavellistischen Politiker der SPD wunderbar manipulieren. Für den einen sind gerademal 5 € pro qm bezahlbar, für den anderen sind es 25 und mehr. Man könnte also ebenso gut als Investor für „bezahlbare Mieten“ für Reiche demonstrieren, quasi für 100 € und mehr. Wäre natürlich Unsinn, denn am oberen Skalenrand bestimmt der Markt durch Angebot und Nachfrage, was geht. Am unteren Rand aber muß der Staat bezahlen, d.h. die Jobcenter. Dort gibt es keinen freien Markt, sondern nur die Mietobergrenze für „angemessenen Wohnraum“ und Spekulanten, die für ihre Bruchbuden, in denen sie Flüchtlingsfamilien stapeln, vom Senat Millionen abzocken.

    Mit ihrer dummen Politk hat die Berliner SPD durch den Verkauf der landeseigenen Wohnungen dafür gesorgt, dass die Jobcenter, also der Steuerzahler, immer mehr Geld für Sozialmieten bereitstellen mußte, die längst keine mehr sind, und zwar unabhängig davon, ob innerhalb oder außerhalb des S-Bahn-Rings. Die Arm-aber-Sexy-Wowereit-Partei hat also in Schildbürgermanier Wohnungen massenhaft verkauft, um Bankschulden zu bezahlen, nur um dann Kredite bei den Banken aufzunehmen, um die Mieten einer wachsenen Schicht von Armen zu finanzieren. Man lockte die internationale Medien-Kultur-und Dienstleistungsindustrie in die Stadt, während die Großindustrie, die einmal die Großstadt schuf, abgewandert ist und die Industrie-Arbeitsplätze mitgenommen hat. Jetzt gibt es drei Hauptströme der Zuwanderung: Armutsflüchtlinge aus aller Welt, die hoffen, hier überleben zu können, Studenten aus aller Welt, die hoffen, hier Karriere zu machen und hip zu leben, Reiche aus aller Welt, die alles aufkaufen, was nicht niet – und nagelfest ist, um ihr Geld vor den krachenden Banken zu retten. Diese Zuzügler treffen auf die, die hier schon seit Generationen wohnen, ob Ureinwohner oder mit Migrationshintergrund, die auch alle sozialen Bereiche abdecken. Und jeder hat seine Vorstellung von bezahlbaren Wohnraum und attraktivem Wohnumfeld. Eine Stadtentwicklungspolitik, die nicht im Ansatz versteht, hier die Interessengruppen auszugleichen, führt irgendwann zwangsläufig zum Bürgerkrieg – spätestens dann, wenn die Oberen nicht mehr können und die Unteren nicht mehr wollen. Das wußte schon Karl Marx, der Namensgeber von Neuköllns Hauptgeschäftsstraße.

    Es gab noch einen anderen Grund, gegen die Bebauung des Tempelhofer Feldes zu stimmen. Die umgebenen Bezirke Tempelhof-Schöneberg und Neukölln sind Bezirke, wo sich die meisten Menschen nur 5 – 6 € leisten können, bzw. die Jobcenter bezahlen die Miete, also der Steuerzahler. Die Antwort der SPD mit ihrem Bebauungsplan war keine auf die wirklichen Herausforderungen, vor denen diese Bezirke stehen, sondern der übliche Filz zwischen unfähigen Politikern, zu kurz denkenden und gierigen Investoren und katastrophal fantasielosen Architekten. Da kann man die Berliner nur beglückwünschen, dass sie unter diesen Umständen das THF lieber frei lassen wollen. Denn die Wowereit-Gedenkbibliothek war neben dem Wowereit-Gedenkflughafen Schönefeld, die aus dem finanziellen Ruder laufende Staatsopernsanierung und das neue Stadtschloss einfach zu viel. Die Gewerbemieten wären ein Fest für Spekulanten geworden und wer hätte für die paar 5 € pro qm Wohnungen geblecht? Der Steuerzahler. Dazu hätte noch ein neuer S-Bahnhof gebaut werden müssen, ein neues Straßennetz. Nichts von all dem war auch nur annähernd durch den neuen Bebauungsplan geklärt. Es wären mehr Milliarden am Ende nötig gewesen für 4700 Wohnungen, als der FHS überhaupt verschlingen kann.

    Und wer sollte die Wohnungen errichten? DEGEWO, Stadt und Land (beides stadteigene Wohnungsbaugesellschaften, die gar nicht das nötige Kapital haben) und die kleine Baugenossenschaft IDEAL, die erst recht kein Geld hat, in der aber der Baustadtrat und Stadtrat für Natur-und Umweltschutz Blesing und der DEGEWO-Vorstand Bielka sitzen, also SPD-Filz. Und dieser Filz wollte die Baugenossen auch noch für die Grundstücke teuer bezahlen lassen, so dass am Ende dann auch die Genossenschaft von den Banken in die Pleite getrieben worden wäre, denn die kann nicht einmal ihren jetzigen Wohnungsbestand ausreichend instand halten. Da gibt es einen Rückstand von Jahrzehnten!

    Apropos Genossenschaften: Diese Wohnform wurde eingeführt, als Berlin nach Zusammenbruch des Kaiserreiches auch schon mal durch Kriegsflüchtlinge und total verarmte Landbevölkerungen aus allen Nähten platzte. Krankheiten feierten in den engen Hinterhöfen und Mietskasernen Urständ. Die Antwort der damaligen SPD, Gewerkschaften und Kommunisten war der Berliner Siedlungsbau mit viel Grün, Sonne und Licht, der heute sogar Weltkulturerbe ist. Statt aber diese Wohnform wieder zu fördern, sich an ihr zu orientieren, wird sie durch solche größenwahnsinnigen SPD-Granden und deren Bauprojekte in den finanziellen Ruin getrieben, durch die Blöcke am Rand des THF wurde der Berliner Hinterhof wieder entdeckt und die Banken reiben sich die Hände. Danke liebe Berliner aller Bezirke, die ihr das verhindert habt!

    Warum wird den Berliner Baugenossenschaften kein Bauland umsonst zur Verfügung gestellt? Den Nutzen hätten alle Berliner. Statt dessen werden die Baugenossen von Bielka und Blesing gezwungen, ihre Siedlung am Kormoranweg, keine 500 Meter vom Weltkulturerbe Hufeisensiedlung entfernt, bis zur Unkenntlichkeit verdichten zu lassen und hunderten alte Menschen, die dort seit 50 Jahren eine funktionierende Lebensgemeinschaft aufgebaut haben, werden die letzten Lebensjahre zur Hölle mit einer Großbaustelle gemacht. Mitspracherecht = 0! Zu den 10 bestehenden Blöcken, von denen die Hälfte auch noch laut Bebauungsplan aufgestockt werden sollen, kommen 13 neue Häuser hinzu, u.a. auf ihre kleinen Grünanlagen, die dann auch noch mit einer Tiefgarage unterkellert werden. Das ganze direkt am Krankenhaus Neukölln, wo jetzt schon der Verkehrsinfarkt Alltag ist. Dort kosten die Wohnungen heute noch zwischen 5-6 € pro qm. Die neuen Wohnungen sollen 11,80 € kosten. Das ist einfach nur krank und die Baugenossen wehren sich inzwischen mit Anwälten, denn das Vorhaben widerspricht dem BauGB eklatant. Aber was kümmerts die SPD? Auch die eigenen Baugenossen werden von Blesing und Bielka beschimpft als Verweigerer „bezahlbaren Wohnraums“ – ebenso von den SPD – und CDU – Abgeordneten, die auch in Neukölln koalieren. Hier könnte man also sagen: Wie im Großen (THF) so im Kleinen (Kormoranwegsiedlung). Nur können die Kleinen keinen Volksentscheid herbeiführen. Sie haben nur das Oberverwaltungsgericht. Möge die SPD-Neukölln sich dort auch eine Klatsche abholen, wie auf dem THF. Das wäre den Baugenossen der IDEAL zu wünschen, die noch mal Glück hatten, dass die Berliner das Tempelhofer Desaster verhinderten.

  63. 63
    Betty

    Es gibt so viele leere Wohnungen und zum Beispiel in der Dessauer Str. leere Wohnung die nur mit WBS bezogen werden können …
    Was heißt denn sozialer Wohnungsbau?? Das brauch diese Stadt nicht … Sie brauch einfach bezahlbaren Wohnraum. Niemand glaubt das Wohnungen die im Paradies neu geschaffen werden bezahlbar sein werden. Das würde doch die gleiche Sch… werden, wie am Gleisdreieck. Erst machen wir n richtig geilen Park und dann bauen wir unbezahlbare Wohnungen dran und drauf.

  64. 64

    Danke, jetzt weiß ich genau, warum ich lange nicht mehr in NY war, die Stadt die einmal durch ein Herz bekannt wurde und den liebevollen Beinamen Big Apple (der Welt) bekam. Die Stadt, die ich einmal so verehrt habe.
    Berlin, du alte Knolle. Pass gut auf dich auf!

  65. 65
    Ronny Thomas

    Wowereits Tage sind wohl gezählt, was eh schon Jahre zu lange dauerte.

    Kindes- und Schulpolitik = Versagen total.

    Sicherheitsarchitektur (u. a. Polizeiapparat, Ultra-Kiezproblematiken) = Versagt.

    Infrastruktur = Versagt.

    Wohnungsbaupolitik = Versagt!!!

    East-Side Gallery = Versagt.

    BER = Versagt.

    Das ist und war kein ehrwürdiges Stadtoberhaupt, und wenn es auch eine zweite Periode zu lange dauerte, nun ist ein großer Teil Berlins endlich wach genug gewesen und hat gezeigt, was es von dieser ewigen Narzismuss-Veranstaltung am Ende hält.

    In den Annalen wird schließlich ebenso wenig Rühmliches über Herrn Wowereit stehen, wie heutzutage z. B. auch über Herrn Diepgen und Konsorten nichts Gutes mehr nachzulesen ist. Und das ist sicher wohl nicht die einzige Parallele, aber das nur am Rande.

    In jedem Fall haben die Berliner die Geschichtsschreibung nun einmal ein kleines Stück vorweg genommen.

    BRAVO dafür !!!!!!!

  66. 66
    Klaus

    Mieterinnen und Mieter; Wohnungsbesitzerinnen und -besitzer. Aber Investoren sind immer nur männlich. Warum werden die Investorinnen nicht erwähnt???

  67. 67
    kasch

    @#878295:
    „sie erklärt aber doch nicht, warum Zehntausende von Zehlendorfern, Frohnauern, Steglitzern etc., also eingefleischten CDU-Wählern, für den Erhalt der o.a. Steppe gestimmt haben und letztlich die Mehrheit ermöglicht haben“

    Die Antwort ist doch sehr einfach: Für uns Ureinwohner von Berlin (West) – so die seinerzeit politisch korrekte Bezeichnung für unsere Stadt – hat das Tempelhofer Feld eine sehr, sehr große emotionale Bedeutung. Stichworte: Berlin Blockade, der erste Flug in den Urlaub, und meine Neuköllner Oma konnte den Piloten beim Landeanflug den Kaffee durchs Fenster reichen! Berlin ohne den Tempelhofer Flughafen und ohne das Tempelhofer Feld wäre nicht mehr unser Berlin!

    Ich bin sicher, daß es für den Großteil der West-Berliner bei der Abstimmung nicht um die Frage „Wohnungsbau, ja oder nein“ ging. Ich selbst bin von der ganzen Diskussion hier ziemlich überrascht. Ich habe bei meiner Wahlentscheidung nicht einen einzigen Gedanken an die geplanten Wohnungen verschwendet. Meine Entscheidung war eine reine Bauchentscheidung und dabei galt nur der Erhalt meines Berlins!

    Warum die Ost-Berliner und die ganzen Zugereisten für den Erhalt gestimmt haben, weiß ich nicht. Vielleicht hatte das ja tatsächlich mit der Wohnungsbaupolitik zu tun. Ist mir aber auch schnuppe. Ich danke allen ganz, ganz herzlich, die durch ihre Stimme dazu beigetragen haben, das Tempelhofer Feld zu erhalten.

    Ich selbst wohne inzwischen in Pankow und komme nur noch selten in den Süden. Aber immer wenn ich auf dem Stadtring am Flughafen vorbeifahre, dann komme ich nach Hause, dann weiß ich wieder, wie sich Heimat anfühlt.

  68. 68
    kreuzbuerger

    nur mal kurz zum thema sozialwohnungen:
    während irgendwelche politiker über das abstimmungsergebnis jammern, hat die gewobag kurzerhand sozialen wohnraum vernichtet. bei meiner gerade aufgelösten bude im bergmannkiez lief einfach so die wbs-bindung aus. es fand keine vermittlung an bedürftige statt. aber ein paar meter den berg rauf muss unbedingt neu gebaut werden.

    ist aber ganz bestimmt nur ein einzelfall…

  69. 69
    Tomber

    @#876976: 5 € kalt..sagen wir mal 3 € Betriebskosten (sicher nicht ganz abwegig), bist du schon mal bei 8 € /warm/qm. gar nicht so weit weg von den 10 € /warm die du kritisierst..

  70. 70
    Tomber

    @#876296: Warum sollten für Investitionen in Wohnungsneubau andere Regeln gelten als für Investitionen in bsp. Klopapierfabriken? Dafür gibt es in unserem Wirtschaftssystem nicht einen Grund. Also wird natürlich jeder Investor versuchen, die Refinanzierung in möglichst kurzer Zeit über die Bühne zu bringen und erst dann! Geld zu verdienen. Ich staune eh das man das auf 10 Jahre rechnet, ich hätte mit 5 Jahren gerechnet.

    was als Alternative bleibt sind „Investoren“ die man noch ein Stück weit steuern kann..im Wohnungsbaubereich sind das die städtischen WBG. Die können dann eben auch langfristige Investvorhaben stemmen..mit dem Ergebnis einer bezahlbaren Miete. Aber die WBG können nun mal nur auf Grund bauen, über den der Senat auch verfügt. Und da wurde gerade durch die Abstimmung ein großes Stück vom Kuchen aufgegessen..

  71. 71

    Ganz kurz zwischendurch: Danke an alle für die Kommentare und Sichtweisen und die anregende Diskussion!

    @#880558: „Warum sollten für Investitionen in Wohnungsneubau andere Regeln gelten als für Investitionen in bsp. Klopapierfabriken?“ – Weil Wohnraum lebenswichtig und ein Recht ist. Der Markt kann eben nicht alles richten. Und ich will auch nicht in einer Welt leben, in der er das tut.

    Es braucht also, da hast du ja recht, eine Steuerung und (faire und machbare) Auflagen für Investoren.

  72. 72
    Fuzzy

    Und nicht zu vergessen: Das Radar dreht da immernoch. Ich hab rund sechs Jahre an dem und baugleichen Geräten gearbeitet und bei uns hieß es immer. „20 min. Am Tag draußen, den Rest kannst du von innerhalb des Hauses machen“

    Ich gehe jede Wette ein, dass selbst bei einer Bebauung das Radar erst Tage vor der Festlegung der Baupläne am Horizont der Planer erschienen wär.

  73. 73
    K

    Innen, -innen, innen. Meine Güte ist das furchtbar zu lesen.

  74. 74
    Katharina

    @#878494:
    Ich habe zB schwarze Kinder und einen Schwarzen Mann. Ziehe ich mit denen in die Randgebiete, wird es für uns ungemütlich bis lebensgefährlich.

  75. 75
    Michael

    Nach all den Kommentaren, und dem Artikel, gab es anscheinend 5 Gründe gegen die Bebauung zu stimmen:

    1) Das Feld soll so erhalten werden wie es ist (konservative Einstellung)

    2) Dem Senat ist nicht fähig, Großprojekte umzusetzen (s. BER). Würde auch gegen sozialen Wohnungsbau sprechen?

    3) Dem Senat wird nicht getraut, wirklich umzusetzen was er vorgibt. Daher prinzipielles Ablehnen.

    4) Es wird nicht daran geglaubt, dass der Wohnungsmarkt nach Angebot und Nachfrage funktioniert. Oder: Investment (Geldvermehrung) anhand von Wohnungsobjekten funktioniert nicht nach dem Prinzip von Angebot vs Nachfrage.

    5) Es reicht nicht, andere Maßnahmen sind notwendig um die Wohnungsnot zu lindern. Es soll ein entsprechendes Zeichen gesetzt werden.


    Glaube nicht dass 1) wirklich eine große Rolle gespielt hat. 2) und 4) sind für mich nicht durchdacht. 5) ist in sich schlüssig, aber dann fehlt der konkrete konstruktive und umsetzbare Gegenvorschlag, und der Fokus auf diesen statt auf 3) Grundsätzliche Ablehnung des Senats – der Grundtenor des Artikels und am Ende auch worin sich sicher >50% der Berliner einig werden konnten.

    Insofern war das ganze nicht anderes als eine Abstimmung über Wowereit, der Rest ist Rationalisierung.

  76. 76
    Michael

    Eine Reihe von Kommentatoren merkt hier wiederholt an: Der Plan des Senats war doch ganz okay…

    Der Plan des Senats war aus dessen Sicht hervorragende PR. Der Spin („4700 Wohnungen…“) kam bei vielen Medien an, der weitere Teil ging in der Regel fast völlig unter: erhebliche Teile der Bebauung sollten gewerblich oder gemischt genutzt werden.

    Wer mit den Plandetails nicht vertraut ist, sollte einfach diese interaktive Grafik der Berliner Morgenpost ansehen: http://interaktiv.morgenpost.de/tempelhofer-feld/ – gelb bedeutet Gewerbe, orange Mischnutzung, rot Wohnfläche.

    Fällt auf dem Süden was auf? Alles gelb und orange! Was hätte das mit Wohnraum zu tun gehabt? Etwa 50% der Bebauung hätten Gewerbegebiet werden sollen, obwohl zahlreiche andere Gebiete nicht ausgelastet sind. Noch dazu an der Seite des Felds, der Brücken und Straßen für eine solche Nutzung komplett fehlen. Alternative: Durchgangsstraße vom Tempelhofer Damm – der wiederum ist jetzt schon völlig überlastet.

    Meine Schlussfolgerung: Der Plan war nicht „ganz okay“, sondern unausgegoren und vor allem das Produkt selbstberauschter Machtbürokraten.

  77. 77
    Max

    @#878620:
    Es mag ja sein, dass du glaubst der Markt könne es richten. Ich hingegen glaube nicht, sondern bin der festen Überzeugung, dass auf bestimmten Feldern der notwendigen Daseinsvorsorge – und dazu gehört Wohnraum – nicht mit Glauben oder Hoffen hantiert werden sollte. wenn die Mieten zu hoch sind, sollten sie gesetzlich eingehegt werden. Es ist ja nicht so, als würden die Immobilienbesitzer dadurch plötzlich arm, sie können nur ein bischen weniger Reichtum auf Kosten der weniger Vermögenden anhäufen. Auch in den goldenen Berliner Zeiten, als die Wohnungen im Vergleich zu heute wirklich günstig waren, ahben die Immobilienbesitzer noch schwarze Zahlen geschrieben. Arm geworden ist da keiner.
    Gesamtgesellschaftlich wäre die Eindämmung der Umverteilung von unten nach oben (und genau eine solche Umverteilung passiert bei den steigenden Mieten gerade) sowieso nur von Vorteil, denn große Vermögen werden selten verkonsumiert sondern suchen in der Regel „Anlagemöglichkeiten auf dem Kapitalmarkt“, der wegen dieser großen Nachfrage ständig neue „Produkte“ kreiert, die die Gefahr von Blasen bzw. Crashs mit sich bringen.

    Also: Wenn irgend möglich die Mieten deckeln, in jedem Fall bei bereits bestehendem Wohnraum.

  78. 78
    MW

    Wie auf den offiziellen Seiten des Senats ( http://www.stadtentwicklung.berlin.de/planen/stadtentwicklungsplanung/de/wohnen/arbeitsstand.shtml ) nachzulesen ist, plant die Stadt Berlin bis 2025 den Neubau von ca 220’000 Wohneinheiten. Die 4700 geplanten Wohnungen auf dem Tempelhofer Feld, die im Übrigen erst mittel- bis langfristig (d.h. gegen 2025) entstanden wären, sind da ein Fliegendreck von ca 2%.

    Darüber hinaus steht am Rande des Tempelhofer Feldes eins der weltgrößten und längsten Gebäude Europas, mit einer Geschoßfläche von ca 307.000 m², zu einem großen Teil ungenutzt herum. Statt das Flugfeld zu bebauen und zerstückeln, sollte man die bestehende Bebauung vernünftig nutzen.

    Die Freiflächen innerhalb der Stadt, wie der Tiergarten und das Tempelhofer Feld, haben schließlich auch eine wesentliche Bedeutung für die Wohnqualität in Berlin.

  79. 79
    Nix zu sagen

    Popcorn! (Mich störte eigentlich nur die 88 oben)

  80. 80
    August

    @#878964:
    Ich möchte gerne eine Gegendarstellung zu Ihren Behauptungen bzgl. der IDEAL-Neubauten am Kormoranweg verfassen. Meiner Ansicht nach erübrigt sich damit nämlich jegliche weitere Stellungnahme zu den anderen Behauptungen Ihres Beitrages, die ebenso aus der Luft gegriffen bzw. mit Fehlinformationen gespickt sind. Ich bin Mitglied der Baugenossenschaft IDEAL und war bei mehreren Info-Veranstaltungen der IDEAL anwesend, die zu dem Thema Neubau im Kormoranweg vom IDEAL-Vorstand abgehalten wurden. Waren Sie da auch? Angesichts Ihrer Behauptungen und vor allem der fehlenden Informationen anscheinend nicht. Besonders dreist empfinde ich die Behauptung „Mitspracherecht = 0“. Es gab fünf (!!) Info- und Diskussionsveranstaltungen, die in keinster Weise rechtlich vorgeschrieben sind, und die dennoch die Wirkung hatten, dass die Baupläne mehrfach massiv überarbeitet wurden um auf die Einwände der Mitglieder und Anwohner einzugehen.

    Die flächenmäßig sehr üppig gehaltene Grünanlage der Wohnsiedlung der IDEAL am Kormoranweg (über 70% der gesamten Fläche der Anlage ist Grünfläche!!) ist nicht schön. Sie besteht im Wesentlichen aus einer, für die 60iger Jahre typischen, Ansammlung von Busch- und Baumblöcken, um die man zwar herumgehen aber nicht durchgehen kann. Der Rand dieser Blöcke kann einigermaßen von Mitarbeitern gepflegt werden, das Innere aber ist ein Buschwerk wie im Urwald – von dem ein Betrachter nichts hat, weil dieses Innere vom sonstigen Buschwerk nach etwa einem Meter verdeckt wird. Bei den Grünflächen wird man von einem „freundlichen“ Schild mit der Aufschrift „Betreten verboten“ begrüßt. Die ganze Pracht der kinderfreundlichen Grünflächenplanung der 60iger eben. Abgerundet wird diese Pracht durch einen hässlichen Betonblock, der als überirdisch gebautes Parkhaus dient, sowie zahlreiche Betonflächen, die als Parkplätze verwendet werden.

    Die Neugestaltung der Anlage sieht vor, dass die Betonflächen und das überirdische Parkhaus verschwinden. Als Ersatz dafür werden zwei Tiefgaragen errichtet, die das Auge merklich weniger belasten. Der Effekt davon ist, dass nach der Neugestaltung inklusive der Neubauten von 9 (nicht 13) Häusern es mehr (!!) Grünfläche geben wird als vorher.

    Nochmal in Langsam: Betonparkplätze weg, oberirdisches Parkhaus weg, Neubauten und neue Wege dazu ergibt unterm Strich mehr Grünfläche als vorher.

    Die neugestaltete Grünanlage soll es außerdem endlich ermöglichen die Grünanlage mal wirklich zu erleben, indem man durch sie hindurchgehen kann und nicht nur darum herum. Dazu gibt es noch mehrere neue Kinderspielplätze und Fahradständer. Zahlreiche Bestandsmieter, die im Erdgeschoss wohnen, bekommen – ganz genossenschaftlich – einen Teil der Grünanlage vor ihrer Wohnung als selbst bestellbaren Garten zugeschlagen, so wie das beispielsweise in Britz schon seit Jahrzenten von der IDEAL gemacht wird.

    Wo sie 11,90 € als Mietpreis her haben ist mir schleierhaft. Der Vorstand sprach von 8 bis 10 €. Dabei handelt es sich außerdem explizit um den Mietpreis für die Neubauwohnungen, denn diese sollen sich völlig alleine finanzieren – ohne Quersubventionierung durch die bestehenden Mieter.

    Nochmal in Langsam: Die Mieten der Bestandmieter werden nicht erhöht.

    Im Gegenteil sogar. Durch die Neubauten steigt die Anzahl der zu beheizenden Wohnungen auf einen Schwellenwert an, der es für RWE finanziell sinnvoll macht eine Anbindung an das Holzheizkraftwerk Gropiusstadt durchzuführen. Damit wird schlagartig von der teuersten Art zu heizen auf die günstigste Art umgestellt – für die gesamte Siedlung. Was das für die Heizkosten bedeutet, können Sie sich vielleicht ausmalen. Ein Tip: Die Kosten sinken – und zwar für alle Mieter.

    Die Baugenossenschaft IDEAL führt diesen Neubau im Übrigen nicht aufgrund irgeneines politischen Drucks aus. Der Leerstand von Wohnungen in der IDEAL beträgt unter einem Prozent! Gleichzeitig wohnen fast die Hälfte der IDEAL-Mitglieder nicht in Wohnungen der Baugenossenschaft, würden dies aber laut einer internen Umfrage gerne tun, da wir alle merken, dass im Berliner Wohnungsmarkt ein zunehmend rauerer Wind weht. Dazu kommt noch, dass die IDEAL vom Altersdurchschnitt ihrer Mitglieder stark überaltert ist, jedoch kaum seniorengerechte Wohnungen hat. Was wird im Kormoranweg verstärkt neu gebaut? Barrierefreie Wohnungen und Seniorenwohnungen. Dazu gibt es noch Familienwohnungen, deren Kinder sich an den neugestalteten Spielplätzen erfreuen können, so wie man es von einer über 100 Jahre alten, traditionsreichen und prinzipientreuen Baugenossenschaft erwarten kann.

    Noch ein letztes Wort zu der „überwältigenden Mehrheit“ an Baugenossen die sich gegen dieses Neubauvorhaben „stemmen“. Das ist völliger Schmarn. Es gibt eine kleine aber sehr laute Gruppe von „Gar nichts bauen, niemals, bloß nichts ändern“-Totalverweigerern, die man bei den Infoveranstaltungen auch mehrmals auf beschämende Weise pöbelnd erleben durfte. Eine grauhaarige Brigade von „Not in my backyard“-Aktivisten, die auf das baugenossenschaftliche Prinzip der Mitgliedermitbestimmung pochen, jedoch nicht einen Gedanken daran verschwenden das es zahlreiche andere Baugenossen gibt, die genau so auf das Prinzip pochen dürfen, dass die Baugenossenschaft ihnen Wohnraum zur Verfügung zu stellen hat. Der Vorstand hat beide Anliegen gegeneinander abgewogen und sich für den Verdichtungsbau entschieden – mit Zustimmung des Aufsichtsrates, der Mitgliedervertreter und ganz offensichtlich auch der absoluten Mehrheit der Mitglieder, denn die Baugenossen, die gegen den Neubau wettern, haben es nicht mal hinbekommen einen Antrag in die Vertreterversammlung zu dem Thema einzubringen, da sich nicht genügend Mitglieder gefunden haben, welche diesen Antrag mit ihrer Unterschrift bereit waren zu unterstützen.

    Zu ihre Pöbeleien gegen Blesing und Bielka, beides in meinen Augen sehr anständige Menschen, die sich seit Jahrzehnten um das Wohl der Berliner verdient gemacht haben, ist mir ehrlich gesagt jedes Wort zu schade.