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Review: Bill Bailey in Berlin

Beinahe wäre er am vergangenen Mittwoch vom gigantischen Q erschlagen worden, das über der Bühne des Quatsch Comedy Clubs hängt.

„I could have been qilled!“ war der Gag, der dann auch sofort entstand, als Billy Baileys Kopf den Riesenbuchstaben gefährlich (naja, ein wenig) ins Schwanken gebracht hatte und der auch gleichzeitig zeigte, wo eine der Stärken des britischen Komikers liegen, den ich zuerst in der Serie Black Books kennengelernt hatte: In der Improvisation.

Hätten wir mal etwas mehr dazwischengerufen. Hätte ich doch den Mumm gehabt, mir von Billy Bailey lauthals den Billy Bragg zu wünschen, sicher hätte er den Song, der seinen Kumpel durch den Kakao zieht, gerne gespielt. Instrumente gab es schließlich genug auf der Bühne – ein Keyboard, zwei Gitarren – und nicht nur spielen kann Bailey diese, sondern auch noch hervorragend singen.

Das tat er aber leider nur selten und besonders beim Abschluss („Waterloo“ von Abba in einer Rammstein-Version) war es dann auch nur mittellustig. Da es auch ansonsten nicht besonders viele Möglichkeiten für den Entertainer gab, auf sein wohlwollendes, aber eben freundlich zurückhaltendes Publikum zu reagieren, schien Bailey sich ein wenig zu sehr an den festen Programmpunkten seiner Show „Qualmpeddler“ entlanghangeln zu müssen, und ich wurde den Eindruck nicht los, dass uns einiges entgangen ist, weil wir zu wenig mitgemacht haben.

Das alles bedeutet nun nicht, dass wir einen schlechten Abend gehabt hätten, keineswegs. Allein Billy Bailey zu sehen war ein Genuss, denn von mir aus kann der unfassbar sympathische Mann zu Beginn seiner Show minutenlang in ironischer Arroganz mit den Daumen auf sich selbst zeigen und dabei siegessicher nickend „Yes. It is I.“ sagen, ich finde das enorm lustig. Dennoch wurde ich rückblickend den Eindruck nicht los, dass vielen seiner Geschichten mehr Interaktion, mehr Zwischenrufe, mehr Kommentare gut getan hätten.

Denn in den wenigen Momenten, in denen es Einwürfe gab – so bei der auch noch falschen Korrektur, Bailey hätte „Three Times a Lady“ von Lionel Richie mit „Dreimal eine Frau“ statt mit „Dreimal eine Dame“ übersetzen sollen – blühte Bill Bailey auf und konnte sich gar nicht satt improvisieren. So seien die Deutschen halt, meinte er. Die ganze Zeit sind sie still, aber wehe einer mache einen grammatikalischen oder sprachlichen Fehler, dann ist aber was los.

Spätestens an dieser Stelle hätte ich ahnen müssen, dass der Mann das direkte Feedback braucht, um wirklich loslegen zu können. Und dann ging es mir wie vermutlich allen anderen im Publikum: Ich wollte den Künstler nicht stören, mich nicht wichtig oder gar lächerlich machen. Hätte ich mal. Aber ich hab ja nicht, selbst schuld.

Mein Tipp daher für alle, die in Zukunft die Gelegenheit bekommen, Bill Bailey live zu sehen: Mischt euch ein, gebt im Futter. Der Mann ist unterhaltsam und großartig, na klar, aber erst, wenn er mit euch zusammen eine Show machen kann, wird er genial.

Und bittet ihn in meinem Namen um Billy Bragg!

Feature-Foto: QCC/redcarpetreports

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