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Bay City Rollers, We Love You! Von Nick Lowe.

tartan horde

Lasst uns mal – ganz offen – über die Bay City Rollers sprechen.

Ich gehörte Mitte der 80er Jahre zu den geschätzt zweieinhalb Menschen in Deutschland, die sowohl die Songs von The Sweet als auch die der unübersehbar schottischen Bay City Rollers liebte. Das war deshalb so selten, weil die beiden Bands in erster Linie von der BRAVO zu „Feinden“ stilisiert wurden, die beiden Teeniegruppen lieferten sich regelmäßige Kopf-an-Kopf-Rennen bei den Leserinnen- und Leserwahlen für den „BRAVO Otto„.

Ich mochte beide (The Sweet aber waren mein erstes Konzerterlebnis). Was besonders deshalb praktisch war, weil die „Rollers“ in erster Linie von den Mädchen gemocht wurden, während die Jungs auf The Sweet standen. Die jüngeren zumindest, denn für die älteren waren auch The Sweet natürlich viel zu poppig, sie hörten stattdessen Deep Purple, Led Zep und Uriah Heep.

Ich war selbstverständlich gendermäßig schon immer äußerst innovativ unterwegs, ließ mich nicht in Schubladen pressen und empfand es nur als gerecht, auch mit den Mädchen abzuhängen. Oder so. Ich hatte jedenfalls meinen eigenen Narren gefressen an der mit Karomustern bestückten Boygroup.

Und es gab sogar einen eigenen Fan-Song an die Bay City Rollers. „Bay City Rollers, we love you!“ wurde da gesungen, und die Interpreten nannten sich „Tartan Horde“.

Little did I know … Wir dachten damals, der Song stamme tatsächlich von einer Gruppe britischer Rollers-Fans. Weit gefehlt, wie ich erst seit gestern weiß. Denn in Wahrheit stammt der Song aus der Feder des Mannes, der auch für einen meiner all-time favourites verantwortlich ist: Nick Lowe.

Die Geschichte hinter dem Song, den Lowe eigentlich aufgenommen hatte, um endlich aus seinem Plattenvertrag rauszukommen, erzählt euch der Mann besser selbst – und schön aufpassen, wenn er am Ende auf unvergleichbar charmante Art versucht, sich noch einmal an die Komposition zu erinnern.

10 Kommentare

  1. 01
    Markus

    ah, nick lowe, der erzählt ganz großartig !
    du meinst natürlich mitte der 70er jahre und BCR mochte wirklich keiner. zu sweet musste ich auch alleine gehen und den zerkloppten mick-tucker-drumstick fangen…

  2. 02

    Meine Mutter war insofern großartig, als dass sie mich mit einer älteren Begleitung schon zu den Bravo Otto-Shows schickte, lange bevor ich überhaupt wusste, dass es die gibt und da hin will. Ich hörte auch eher The Sweet oder Suzi Quatro, nicht aus großer Zuneigung zu deren Musik. Das war eher dem älteren Bruder geschuldet, der hatte irgendwie mehr Macht über den gemeinsamen Plattenspieler.

    Dann stand ich eines Tages bei eben jener Bravo Otto-Show in der Deutschlandhalle (Gott habe sie selig) und ich habe natürlich viel über BCR in der Bravo gelesen, die aber nie bewusst gehört und überhaupt fand ich die Klamotten eher dämlich, von den Fotos her den Drummer aber ganz süß. Ich stand also in der ehrwürdigen Halle, ziemlich weit vorne links an der Bühne. Als der Moderator die BCR ansagte und plötzlich die gesamte Halle komplett austickte. Das war mein erstes echtes Kreischerlebnis. Und ich hatte Angst.

    Ich beschloss nie selber so zu kreischen. Die BCR fand ich weiterhin doof. Und ich erkannte, was ich an The Sweet hatte.

  3. 03

    Deep Purzle – mit dem Namen könnte ich mir das vielleicht doch anhören.

  4. 04

    @#1036659: Ist korrigiert. Nachdem die Autokorrektur das gefälscht hatte. :)

  5. 05

    @Johnny: Schade (mir ging es ja nicht um Tippfehlerkorrektur). Eine Band, die Deep Purzel heißt, hätte ich mir interessant vorgestellt..

  6. 06

    @#1039324: Du hast ja recht! Der Name ist so gut, dass man dafür fast eine Band gründen müsste. Vielleicht dann sogar „Dee Purzle“.

  7. 07

    Eine „gottgegebene Rivalität“ zwischen BCR und The Sweet erinnere ich imm Gegensatz zum Autoren nicht. Für mich gab es eine solche hammerharte zwischen The Sweet und The Slade-Fans. Die Sladefans (tendenziell überwogen sie in meiner Zustimmung ggü. The Sweet, die waren für Mädchen) bezichtigten The Sweet, den Weibern zu gefallen.

    In einer BRAVO-Tourshow in der Deutschlandhalle (R.I.P.) gab es dann für mich The Sweet und Bay City Rollers zu bewundern, aber auch The Slade. In Erinnerung geblieben sind mir die vielen, vielen in Ohnmacht fallenden weiblichen Fans von BCR, während The Sweet und The Slade im selben Konzert kaum Ohnmachtsanfälle hervorriefen.

    Mir sehr zum Stolz konnte ich allerdings von der Schlagersirene „Maggy Mae“ („My Boy Lollipop“) ein Autogramm erheischen. Ich hätte lieber eins von Noddy Holder oder Dave Hill (The Slade) haben wollen, bewunderte aber ausnahmsweise sehr gern den Ausnahmeschlagzeuger Mick Tucker (The Sweet), insbesondere in „Ballroom Blitz“.

    Nun gut: Ist Geschichte. Aber eine schöne…

  8. 08

    @#1045827: Interessant, an den Slade/Sweet-„Kamp“ erinnere ich mich nicht, vielleicht war ich ein Jahr zu jung … aber bei der BRAVO in der Deutschlandhalle war ich auch!

  9. 09
    leipziger

    Das Album „Jesus of Cool“ enthält einen interessanten Track 13 (nur in der CD-Variante):

    http://www.discogs.com/Nick-Lowe-Jesus-Of-Cool/release/1383873

    in dem ein Konzert der Boy-Group behandelt wird.

    Ich kenne auch mehr die Rivalität Sweet/Slade, die Rollers galten eher als harmlos. Jethro Tull waren der absolute Untergrund und total cool, Ten Years After auch.

    GvH

  10. 10
    Dietmar

    Mitte der Achtziger war die Zeit von Sweet und den Rollers schon vorbei. Meinst Du die goldenen SiebzIger, Johnny?