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Der Spreeblick-Adventskalender Tag 0, 1 und 2: Gute Lieder sind wie Pistolen

Anmerkung: Der Titel „Spreeblick-Adventskalender“ ist ein wenig anmaßend, denn der Kalender, den ihr in vermutlich nicht ganz regelmäßigen Abständen, dennoch aber chronologischer Reihenfolge bis zum 24.12.2014 hier zu lesen und hören bekommt, stammt von Johannes Erdmann. Seit fünf Jahren beglückt Johannes Freundinnen und Freunde per Mail mit seinen klingenden Bonbons und nun zum ersten Mal auch auf Spreeblick. Den Startschuss fassen wir einfach in einem Artikel zusammen, wir sind da nicht so. Viel Spaß!

30.11.2014
Wir haben den 30.November und den ersten Advent und damit auch den Startschuss für den diesjährigen musikalischen Adventskalender, in den ich für Euch meine ganz persönliche Auswahl deutschsprachiger Titel gepackt habe.

Den Auftakt macht heuer, wie man bei ihr dahoam so zu sagen pflegt, Marianne Mendt, die Grand Dame des österreichischen Chanson. Die begann ihre Karriere 1970 mit dem Titel „Wie a Glock’n“, der in Kennerkreisen noch immer äußerst hoch im Kurs steht, und quasi den Startschuss für den „Austropop“ gab, ein Phänomen, auf das ich bei Gelegenheit näher eingehen werde.

1971 vertrat sie die Republik beim Grand Prix d’Eurovision in Dublin mit ihrem Titel „Musik“ – leider kam sie damit nur auf den drittletzten Platz (damals der sechzehnte), gewonnen hat Séverine für Monaco mit „Un banc, un arbre, une rue“ (was soviel heißt wie „Eine Bank, ein Steuerparadies, keine Reue“, wenn ich richtig verstanden habe; Madame trat später noch für Liechtenstein und Luxemburg an).

Im Jahr darauf veröffentlichte Mendt dann ihr zweites Album „Gute Lieder sind wie Pistolen“, dessen Titelsong heute hinterm 0er-Türchen steckt und natürlich Motto für die kommenden 24 Tage sein soll – „mit Schlagern schlagen sie Euch auf den Kopf …“, na, hoffen wir mal, dass sie uns wirklich Raum schaffen und die Alltagskartei (?!?) vergessen lassen.

1.12.2014
In den vergangenen Jahren hat üblicherweise ein maritimer Titel den Kalender abgeschlossen, und heute knüpfe ich direkt daran an und mache gleich mit einem Lied über die Seefahrt weiter, und zwar einem mit Bezug zur aktuellen politischen Weltlage. Doris Nefedov alias Alexandra sang 1968 von ihrem Ziel Odessa, und ein Jahr später war sie tot. Dieses Schicksal droht vermutlich vielen aktuellen „Urlaubern“ dieser Region, drücken wir mal die Daumen, dass in der Ukraine in naher Zukunft wieder friedlichere Zustände herrschen werden. Die wunderbare schwedische Band IFA Wartburg hat da auch gleich eine hoffnungsstiftende Melodie im Repertoire:

Aber zurück zu Alexandra, treuen Hörern dieses Kalenders schon aus der letztjährigen nekrologischen Reihe ein Begriff: „Auf dem Wege nach Odessa“ war die B-Seite von „Illusionen“, die Udo Jürgens für sie geschrieben hatte, und berichtet von einem Abenteuer mit einem Seemann auf dieser Reise:

odessa

Der Blogger „KatjaEbsteinRulez“ formulierte es sehr treffend: „Selten wurde ein ONS so dramatisch und poetisch besungen. Träumt nicht jeder davon, einmal von einem russischen Schwarzmeerkapitän bei hohem Seegang nach Alkohol und Tanz ordentlich… das Schiff gezeigt zu bekommen? Fantastisch!!!“

Dem habe ich nichts hinzufügen.

2.12.2014
Heute bleiben wir voller Gottvertrauen auf hoher See, und zwar konkret mit Vertrauen in Karel Gott! Der hatte 1970 ein erstaunlich psychedelisches Album auf dem Markt gebracht, nämlich „Der Star meines Lebens“, von dem ich in einem Kalender der vergangenen Jahre schon seine Version von „Mac Arthur Park“ zum Besten gegeben habe – nun aber die Interpretation von Procul Harums „Salty Dog“, um die der Tscheche einen etwas erweiterten Text strickt, in dem es auch um die kompromittierende Wirkung der Macht geht, und nicht nur um eine Meuterei; hier die Originalversion mit stimmungsvollen Bilder der christlichen Seefahrt:

Jedenfalls eine großartige Platte, die ich leider noch nicht in meiner Sammlung habe – falls die Euch mal beim Trödler, Flohmarkt oder von den Eltern angeboten wird, bitte unbedingt zugreifen! So sieht sie aus:

karel_gott-der_star_meines_lebens

Ich glaube, morgen mache ich gleich mit maritimem Liedgut weiter. Irgendwie gefällt mir das.

5 Kommentare

  1. 01

    Karel Gott! Wirklich die Single „Lady Carneval“ Hier mit tschechischem Text http://www.youtube.com/watch?v=ARSzEebTExk hatte ich mal. Anno dunnemal 1969 mit 16 – als Zeitzeuge gewissermaßen, darf noch als Jugendsünde durchgehen ;-)
    Dann bin ich mal gespannt auf deine weiteren Kalender Späßchen.

  2. 02
    chrispop

    karel gott allein schon wegen dem flotten liedchen hier:
    http://www.youtube.com/watch?v=bwJp_Xh8lP0

  3. 03
    Uwe

    Puh, schwere Kost. Das kann man sich ja nicht anhören.

  4. 04
    Ole

    Alle Mann an Deck … Karel Gott – Im selben Boot (A salty Dog) http://youtu.be/J5R9Xu-M_Co

  5. 05

    Lieder sind wie Pistolen. SST hat ja früher auch mal Werbung mit dem Slogan „Guns or Records?“ gemacht. Weiß nicht, ob die Marianne Mendt kannten.
    (Vielen Dank für die Reihe. Ich höre mir das sicherheitshalber zwar nur an, wenn meine Kinder aus dem Haus sind, aber finde das sehr lehrreich und amüsant.)