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Buchtipp: Andy Weir – Der Marsianer

der marsianerUnd noch ein Buchtipp, weil ich schon bei 92% bin (ja, ich lese Ebooks, und zwar auf dem Kindle Voyage, den ich hier schamlos empfehle, weil er ein prima Gerät ist, Partnerlink folgt unten auch noch).

Mir wurde erst kürzlich bewusst, dass Andy Weirs „Der Marsianer“ bereits ein Hit ist und noch in diesem Jahr als Verfilmung von Ridley Scott mit Matt Damon in die Kinos kommt. Es ist gut, dass ich das so spät erfahren habe, vielleicht hätte sich mein Anti-Mainstream-Gen nämlich sonst dazu entschlossen, das Buch nicht anzupacken, und das wäre ein großer Verlust für mich gewesen. Denn „Der Marsianer“ ist einer der spannendsten Romane, die ich je gelesen habe.

Der Astronaut Mark Watney ist allein auf dem Mars. Der Rest der Crew der Mars-Mission hat ihn im festen Glauben, dass er bei einem Unfall gestorben sei, zurückgelassen, doch Watney hat überlebt. Blöderweise hat er kaum Nahrung in der zurückgelassenen Expeditionskuppel und keinen Kontakt zur Erde, zum Glück aber ist er Botaniker und Techniker (die NASA schickt ja keine Blogger auf den Mars, zurecht, wie ich finde).

Watney will überleben. Und zwar vier Jahre lang, bis nämlich die nächste Mars-Mission landen soll. Etwa 3.000 Kilometer von dem Ort entfernt, an dem sich Watney befindet.

Das ist die Ausgangssituation, und mal ehrlich: Das ist doch schon ein grandioser Anfang! Da erscheint einem die Frage, ob man jemals eine Rente beziehen wird, gar nicht mehr so dringend!

Was im Buch nach diesem Einstieg folgt, ist großartige Science Fiction im wahrsten Sinne des Wortes. Der Protagonist ist klug und witzig, man kann sich also prima mit ihm identifizieren (und ganz schnell merken, dass man das lieber sein lassen und stattdessen auf „Bewunderung“ umsteigen sollte), die Erzählung ist niemals langweilig (genau an dem Punkt der Story, an dem ich dachte: „Hm, das könnte sich jetzt eventuell doch etwas totlaufen“ passiert es eben doch nicht – ich will nicht spoilern …) und die Balance, die Andy Weir zwischen technischen / physikalischen / chemischen / botanischen Details und einer einfach toll erzählten Geschichte schafft, ist wirklich sehr bemerkenswert. Man muss kein Science-Fiction- oder Weltraum-Fan sein, um dieses Buch genießen zu können, es erscheint mir so einzigartig, dass ich es auch Menschen ans Herz lege, die Star Wars für ein Musical auf Rollschuhen halten.

Mehr noch. „Der Marsianer“ gehört in jede Schule. Denn der Überlebenskampf von Mark Watney ist pure Mathematik (nicht erschrecken, wie gesagt: ist toll, spannend, aufregend!), Physik, Biologie, Elektronik. Nicht, dass ich jede der Lösungen, die Watney für seine Probleme findet, komplett verstehen würde oder nachvollziehen könnte, aber mir ist klar, dass das alles Hand und Fuß hat und ich dabei sogar etwas lerne. Watneys gewitzte und den Experten nach absolut realistische Überlegungen und Taten bieten sich geradezu an für den Schulunterricht und machen garantiert mehr Spaß als das Übliche. Ich stelle mir Lehrer vor, die das Buch vorlesen und an bestimmten Stellen abbrechen, um den Schülerinnen und Schülern die Problemlösung zu überlassen. Das wäre ganz sicher ein Kracher. „Sie befinden sich auf dem Mars. Sie haben drei Kartoffeln, keine Erde, keinen Dünger, brauchen aber Nahrung für vier Jahre. Was tun sie?“ MacGyver go home.

Das mit der Schule passiert aber sicher nicht. Ist auch egal, dann bleibt es eben ein Buch und wird ein Film und vielleicht ja auch ein Videospiel. Damit lernt man eh mehr.

Partnerlinks:
Andy Weir – Der Marsianer
Kindle Voyage mit integriertem Frontlicht

18 Kommentare

  1. 01

    Ich war leider von dem Buch schwer enttäuscht. Das war so das schlechteste, was ich in der letzten Zeit gelesen habe. Vielleicht lag es auch an der deutschen Übersetzung oder dem Hörbuchsprecher, ich weiß es nicht, manchmal geht ja auch auf dem Weg etwas schief.

    Die Story und der Wissenschaftskram waren ohne Zweifel interessant, leider habe ich ein Problem, wenn Figuren stereotyp oder einfach gar nicht entwickelt werden, und das war hier leider der Fall. Ich leider dann immer sehr und kann mich an dem Rest des Buches, so toll es auch sein mag, nicht mehr ausreichend erfreuen.

    In dem Sinne ist das Buch oder der Autor vielleicht ein One-Trick-Pony. Super Idee, gute wissenschaftliche Untermauerung, sicherlich sehr lehrreich, aber in der – sagen wir mal platt – literarischen Umsetzung dann leider versagt. Schade.

    Ich weiß aber von vielen anderen Leuten, die das Buch super fanden, insofern möchte ich nicht davon abraten. Ich stehe diesen Lobpreisungen nur immer etwas kopfschüttelnd gegenüber, weil ich es selber so ganz anders empfand.

  2. 02
    h s

    Ich hab’s im original gelesen, sprachlich schon ok und die Hauptfigur und die Themen sind schon sehr nett.

    Einige Nebenfiguren sind allerdings Holzschnitt, da koennte man einfach kuerzen. Das sind allerdings idR US-Typen…

  3. 03

    @#1579631: @#1579879: Erste Hälfte in Englisch gelesen, dann auf Deutsch weiter … es ist kein literarisches Meisterwerk, aber die Story ist super. Finde ich. Aber das ist ja in der Kunst immer so mit diesem unterschiedlichen Geschmack, von dem so viele reden. :)

  4. 04

    Danke für den Tipp; das klingt nach einem guten Geburtstagsgschenk für einen guten Freund (ich hab’s selbst leider so ganz und gar nicht mit Sci-Fi in Text, Bild und Ton).

  5. 05
    h s

    @3 Ja, die Story ist sehr nett…und es schwingt diese Begeisterung fuer Wissenschaft und Wissen mit, die frueher[tm] mal „koennen&machen“ als erstrebenswert erscheinen liess statt „leisten koennen&konsumieren“.

  6. 06

    Da ich ein riesen SF-Fan bin und mich schon lange darüber aufrege, das sehr wenige „wirklich gute“ Romane auf den Markt kommen, werde ich mir das Buch hohlen.

    Der Satz: „“Der Marsianer” ist einer der spannendsten Romane, die ich je gelesen habe“ hat mich überzeugt.

    Mal schauen ob er mit meinen beiden SF Favoriten „Blumen für Algernon“ (von Daniel Keys) und „Das Unsterblichkeitsprogramm“ (Richard Morgan) mithalten kann.
    Beste Grüße

  7. 07
    leipziger

    Lest mehr Lem!

  8. 08
  9. 09
    Thomas

    Ich habe mir das Buch aufgrund deines Tipps gekauft und bin im Nachhinein enttäuscht von dem, was aus der wirklich genialen Story gemacht wurde. Die Charaktere, Erzählweise, Buchaufbau und höchstwahrscheinlich eine grottenschlechte Übersetzung aus dem Englischen sind katastrophal. Kann man nur hoffen, das Ridley Scott daraus einen guten Film macht. Dafür hat die Story nämlich ein grosses Potential.

  10. 10
    Thomas

    @#1598431:

    Ich möchte anmerken das ich es dennoch innerhalb von 4 Tagen verschlungen habe.

  11. 11
    seb

    Habe mir das (e-)Buch nach deiner Empfehlung auch geholt – nach den Kommentaren hier lieber auf englisch – auch um dieses mal wieder ein bisschen aufzufrischen ;)
    Hat mich irgendwie stark an Jules Vernes „Die geheinisvolle Insel“ erinnert. Da sind aber mehr Lebewesen unterwegs, die dann weniger High-Tech zur Verfügung haben, der viel gelobte Ingenieur dafür umso mehr Einfälle. Das ebook gab es glaube ich auch irgendwo mal kostenlos, bei den Amazon-Klassiks oder so. Kann es empfehlen.

  12. 12
    Andy

    Danke für den Tip. Die Story fand ich total fesselnd. Der Logbuch Style macht es kurzweilig (super als Klolektüre). Zeitweilig füllte mich wieder wie in eine Thermodynamik Vorlesung. Kein literarische Meisterwerk aber trotzdem super Unterhaltsam.

  13. 13
    Thomas

    Ich habe mich ja immer gefragt, wie die Route eigentlich aussiehst, die Mark zurücklegt. Hier hat sich jemand die Mühe gemacht und alle Informationen gemappt (Spoileralarm!): http://www.cannonade.net/mars.php#map

  14. 14
    jochen

    da ich das buch aufgrund dieses artikels bekommen und nun gelesen habe wollte ich auch kurz meine meinung dazu abgeben.
    die story hat mir ausserordentlich gut gefallen.
    die technischen beschreibungen, die eingesetzten technologien und der zeitliche rahmen, in dem die handlung spielt, scheinen mir einer moeglichen realitaet gar nicht so fern zu sein. es muss weder auf superkraefte noch auf alien-technologien zurueck gegriffen werden um durch die ganze geschichte zu kommen. da bleibt sich das buch bis zum schluss treu. fuer mich ein grosses plus.
    ueberhaupt ist es ein sehr techniklastiges buch. auf zwischenmenschliches, auf gefuehle oder gar philosophisches wird weitestgehend verzichtet.
    trotzdem gab es auch ein paar stellen an denen ich menschlich beruehrt wurde.
    fuer eine unterhaltsame abwechslung sorgen die weiteren schauplaetze neben dem mars. auch dafuer vergebe ich einen pluspunkt.
    gestoert hat mich ein wenig wie der schreibstil „logbuch“ umgesetzt wurde.
    auf der einen seite moechte die hauptfigur ueber die notizen im logbuch der nachwelt mitteilen was in der zeit auf dem mars geschehen ist, auf der anderen seite liest es sich so als wuerde ein manuskript verfasst aus welchem nach der rueckkehr zur erde ein buch fuer die breite masse entstehen soll. das empfand ich als wiederspruechlich und haette besser geloest werden koennen. vermutlich stellt es aber den kompromiss zwischen der technischen beschreibung und einer unterhaltsameren erzaehlweise dar.
    das buch hat etwas von macgyver. wer tiefgang erwartet sollte abstand nehmen.
    ich fand es toll.

  15. 15

    @#1641506: Ja, kann ich alles so unterschreiben. Und bin weiter auf den Film gespannt …

  16. 16

    Wenn ich darf (ja, es ist Werbung…), würde ich hier gerne auf mein aktuelles Interview mit Andy Weir hinweisen, das jetzt endlich auch in deutscher Sprache nachzulesen ist: http://blog.hillvalley.de/2015/09/spuren-auf-dem-mars/ – vielen Dank für die Aufmerksamkeit ;) & herzliche Grüße aus Nürnberg, Jörg