Was in den letzten Jahren nur einigen Fußballspielen und Pop-Unfug wie dem Bundesvision-Song-Contest gelungen ist (und Letztgenanntem vermutlich mit dem letzten Mal zum letzten Mal), das haben Charlotte Roche und Jan Böhmermann endgültig und mit regelmäßiger Nachhaltigkeit geschafft: Ich schaue wieder TV. Und zwar nicht in der Mediathek, nicht hinterher auf YouTube, sondern genau dann, wenn die Sendung auf ZDFkultur läuft, nämlich Sonntags um 22 Uhr. Im Fernsehen. Ihr erinnert euch.
Ich kann natürlich auch begründen, warum ich Roche und Böhmermann für die beste TV-Show seit Jahren halte, ich wollte das begründen, wollte von Frau Roches tollem Fragestil berichten und davon, wie großartig ich es finde, wenn Jan Böhmermann einen Gast mitten im Satz grammatikalisch korrigiert, wollte von Olli Schulz‘ fantastischem Rant und Max Herres Eingeschnapptheit erzählen und auch davon, wie sehr ich Herrn Böhmermann in seiner latenten Wut auf Christopher Lauer verstanden habe. Und dann wollte ich noch etwas zu den fein formulierten Einspielern sagen, die oft hart sind, aber – wie die ganze Sendung übrigens – nie zynisch. Böse, aber nicht boshaft. Und ich wollte etwas über das grandiose Setting und die kleinen Rand-Gags schreiben und darüber, dass #RundB eine der wenigen Sendungen ist, die noch Unerwartetes bieten.
Und dann kam am Dienstag Abend die vorerst unbestätigte Meldung rein, dass Roche und Böhmermann den Fernsehpreis gewonnen hätten und da dachte ich: Mist, dachte ich, mein Artikel ist so dermaßen zu spät, dass ich ihn in die Tonne treten sollte, stattdessen haue ich ihn jetzt einfach so raus. Denn wenn das stimmt, dann haben die beiden plus Redaktion und Produktion den Preis verdient, auch wenn mich sonst einen feuchten Dreck interessiert, wer diesen Preis bekommt. Denn ich möchte, dass diese Show alle Preise verdient, die es gibt.
UPDATE 22:37 Uhr: Es ist ein Förderpreis für die Produktion. Unter anderem für den „Retro-Look“ (herrje …).