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BULLETPROOF THOUGHTS #1: Joe Strummer

„Bulletproof Thoughts“ nennt Antoni Sendra seine neue Animationsreihe, die großartig ist, auch weil sie mit Joe Strummer beginnt.

Mehr Infos, Notizen und Bilder des Entstehungsprozesses gibt es hier und auf der zur Serie gehörenden Facebook-Page.

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Cory Doctorow erzählt eine Piratenkomödie

Cory Doctorow gibt im Guardian eine kurze Zusammenfassung über die Geschichte von Urheberrecht und Piraterie und erklärt, wie seit der Vervielfältigung von Noten zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Piratenhütchen weiter und weiter und weiter gereicht wurde.
Hundert Jahre später scheint der Reigen ein Maß an Absurdität erreicht zu haben, bei dem auch Doctorow nicht mehr ernst bleiben kann.
Es ist aber auch zum Schießen!

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Wie bösartig der Springer-Verlag wirklich ist

Der Verbalkrieg dies- und jenseis von Oder und Neiße wird Ihnen exklusiv präsentiert von: Springer.

Der Axel Springer Verlag arrangiert einen Konflikt zwischen Deutschen und Polen. Seine Bild empört sich über Veröffentlichungen der polnischen Fakt, die ebenfalls zum Konzern gehört.

Wieder einmal inszeniert das Zeitungshaus einen künstlichen Konflikt, der beiderseits der Oder spiegelverkehrt funktioniert. Vor der EM arbeiten die Redaktionen Hand in Hand

Die Zeit: Inszenierter Fußballkrieg.

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Liebe ARD,

Schön, wirklich, dass ihr die Wahl zum Tor des Monats der Woche auch im Netz anbietet, und eure Callcenter-Agenten zu entlasten (oder entlassen, wer weiß das immer so genau): jedenfalls ist das eine feine Sache und entlastete noch dazu meine Telefonrechnung, wäre ich je auf den Gedanken gekommen, bei euch anzurufen, eben Hallo zu sagen und dann: die drei. Hab ich das letzte Mal glaub ich für Kalle Riedle gemacht, und das is ganz schön was her. Da war ich jung und hab gerne telefoniert, sogar mit euch. Echt mal.

Jedenfalls ist das mit der Internetwahl sehr viel besser, bloß: Wärs nicht sinnvoll, die Tore auch noch zu zeigen? Ich meine, die Porträtaufnahmen sind ja ganz nett, aber ich will ja jetzt nicht drüber abstimmen, wer das schönste Foto von sich auf eurer Seite hat (Demba Ba). Das ist in ungefähr so sinnvoll, als wenn die Juroren des Jahrespressefotos schülergeschriebene Bildbeschreibungen vorliegen hätten als, nunja, des Fotos.

Aber schön, das ihr auch ins Internetz gefunden habt! Viel Spaß da, und findet heil wieder raus!

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Fußball-Deutscher

Letztens hab ich mich ja noch über den kicker echauffiert, weil der Kosi Saka als Fußball-Deutschen bezeichnet hat. Etwas scharf im Ton, und auch ein wenig überzogen, okay. Denn den Terminus gab es tatsächlich mal (was mir nur dunkel in Erinnerung war), aber das ist inzwischen schon ne Weile her. Denn inzwischen, antwortete mir die Deutsche Fußballliga GMbH nach Monaten Wochen Tagen:

Zur Saison 2006/2007 wurde die Ausländerbegrenzung definitiv aufgehoben – darauf einigten sich Ligaverband und Deutscher Fußball-Bund (DFB) am 21. Dezember 2005 im Rahmen einer Mitgliederversammlung. Dementsprechend wurde die bei der UEFA praktizierte Local-Player-Regelung zur Förderung des Nachwuchses eingeführt, gleichzeitig entfiel die damals geltende Limitierung von Nicht-UEFA-Ausländern. In der Spielzeit 2006/2007 müssen mindestens vier, in der Spielzeit 2007/2008 mindestens sechs und in der Spielzeit 2008/2009 mindestens acht lokal ausgebildete Spieler bei dem Verein/der Kapitalgesellschaft als Lizenzspieler unter Vertrag stehen.Ein vom Club ausgebildeter Spieler ist ein Spieler, der in drei Spielzeiten/Jahren im Alter zwischen 15 und 21 Jahren für den Verein/die Kapitalgesellschaft spielberechtigt war. Ein vom Verband ausgebildeter Spieler ist ein Spieler, der in drei Spielzeiten/Jahren im Alter zwischen 15 und 21 Jahren für einen Verein/eine Kapitalgesellschaft im Bereich des DFB spielberechtigt war.

Und auf meine explizite Nachfrage hin:

Es gibt den Status Fußball-Deutscher im Regelwerk nicht mehr.

So. Wär das auch geklärt.

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Der Kicker mal wieder. Zentralorgan der Deutschen Fußball-Szene hieß das früher mal. Heute heißt das: eine einzige Zumutung. Besonders schön:

Am gestrigen Mittwoch einigte sich Carl Zeiss kurzfristig mit Kosi Saka (21). (…) Erst im Sommer war der Fußball-Deutsche ablösefrei von Borussia Dortmund an die Elbe gewechselt.

So, der Fußball-Deutsche. Vielleicht ist das sowas wie ein Sudetendeutscher, bloß andersrum. Schwarz halt. Also ebend ein Deutscher, aber kein richtiger. Also schon so auf dem Papier, aber vom Rest her halt nicht. Also so vom Anstrich her. Von außen betrachtet. (Von außen betrachtet eigentlich mehr Typ „gewaltbereiter Jugendlicher mit Migrationshintergrund“, aber das kann man ja nicht schreiben, jetzt, nach Koch.)

Update: Stralau hat recht.

Update II: Bitte diesen Artikel zum Thema nicht übersehen.

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„Wie kämpfen zusammen“

Steht da [Update: Stand da]. Anfangs hab ich mich auf ein Ristic-Interview gefreut, war aber etwas irritiert, denn Ristic spricht durchaus in Fragezeichen. Also, man kann, wenn Ristic einen seiner Sätze beendet, durchaus unterscheiden, ob es sich um einen Frage- oder aber um einen Aussagesatz handelt, denn interogativ oder deklarativ, alles eine Frage der Tonhöhe. Aber wahrscheinlich hatten die siebenunddreißig Kicker-Redakteure, die zur Redaktion des Interviews zusammengetreten sind, dachte ich, in dem engen Konferenzraum keinen Platz für ein weiteres Fragezeichen und es deswegen schlicht weggelassen. Kann ja sein. Dann hat mich das Foto ein wenig irritiert, aber ich dachte, gut, ist vielleicht Ristics Sohn oder ich weiß auch nicht. Und als dann der Kicker-Redakteur den Interviewpartner mit „Herr Bürger“ ansprach, dachte ich, vielleicht war gestern Nacht Revolution und Du hast es nicht mitbekommen, alle reden sich wieder mit „Bürger!“ an und alle Kirchen sind jetzt Tempel der Vernunft und Roland Koch wird in einer Handkarre zum Alexanderplatz gekarrt, aber bevor ich weiterdenken konnte, stand da schon was von Jena, und Ristic rettet bekanntlich gerade Uerdingen, und nicht Jena. Ja nee, dachte ich, Ristic ist gar nicht gemeint, sondern Henning Bürger, neuer Trainer in – eben – Jena. Das Interview ist genauso scheiße und nichtssagend wie die anderen beschissenen und nichtssagenden Interviews auf dem Kicker auch, die immer nur dann lustig sind, wenn einer einen Fehler macht, vor allem in der Überschrift. Aber selbst da muss ich noch Motzen, denn das „kämpfen“ finde ich ein bißchen martialisch, „feiern“ oder „trinken“ oder „tanzen“ hätte mir besser gefallen.

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Berliner Sportvereine

Die lustig-lilanen Trantüten und den ewigen Verlierer Tasmania hat Steffi zwar vergessen, aber sonst hat sie wohl Recht. Und das sag ich auch deswegen, weil es mir bisher gar nicht so sehr aufgefallen ist:

Und es ärgert, ärgert und ärgert mich, dass die Berliner Presse auf ihren Nicht-Sportseiten, also jenseits der Tabellen, über exakt drei Kategorien von Fußballvereinsdarstellungen verfügt: der multikulturelle Kreuzberger Karnevalsverein, der blaß-blauweiße Erstligist (ich sag ma: Herthafreundin) und die Ost-Nazis (die schlimmen und die nichtganzsoschlimmen, die in Ermangelung aktuellen Bildmaterials beide noch immer mit den Hauswald-Fotos aus den 80er Jahren illustriert werden).

Bitte gehen Sie weiter.

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Winterblaupausen

Was macht man mit einem Interview mit Platini, das – nett gesagt – dermaßen verkackt daherkommt, wie man es ansonsten nur von Peter Scholl-Latour kennt?

Man erzählt die Legende vom Erbfeind. „Dolchstoß“ hab ich nicht rausgehört, dafür Lothringen. Wird Zeit, dass ich den Säbel putze.

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Sport, Journalismus. Sportjournalismus.

Die Verantwortung der Presse gegenüber der Öffentlichkeit gebietet, dass redaktionelle Veröffentlichungen nicht durch private oder geschäftliche Interessen Dritter oder durch persönliche wirtschaftliche Interessen der Journalistinnen und Journalisten beeinflusst werden. Verleger und Redakteure wehren derartige Versuche ab und achten auf eine klare Trennung zwischen redaktionellem Text und Veröffentlichungen zu werblichen Zwecken.

Pressekodex des Deutschen Presserates, Ziffer 7: Trennung von Werbung und Redaktion.

Was in anderen journalistischen Bereichen eine Selbstverständlichkeit zwar nicht immer ist, aber doch ein Ideal darstellt, gilt im Sportjournalismus nichts mehr. Keinen Blumentopf, noch nicht einmal einen Plastikeimer (sponsored by). Der Fußball an sich ist schon untrennbar verwoben mit Bereichen der Werbung, die in keinem anderen Bereich (sieht man von den Modeseiten mal ab) statthaft wären: Vom Interview vor der Sponsorenstellwand bis hin zur bedingungslosen Übernahme der mehr als lächerlichen Stadiennamen begleitet die gesamte Berichterstattung Werbung und Branding und sowas.

Okay, könnte man sagen, is halt so. Fußball lebt vom Geld fußballferner Konzerne, sollen die doch was zurückbekommen für die ganze Asche, mit der sie die Plätze bestreuen. Von mir aus, keine Widerrede. Die Clubs können machen, was sie wollen, obwohl sie ja eigentlich angehalten sind, das zu machen, was die Mitglieder wollen. Aber das sollen Club und Mitglieder schön unter sich ausmachen: geht mich nichts an (außer bei…).

Dass der Journalismus da zum Steigbügelhalter verkommt (und gerade der Fernseh-), das allerdings geht nicht an. Entweder das ist Journalismus oder Hofberichterstattung, und ich als Fan (oder so, Betrachter, Beobachter oder Mensch geht auch; keinesfalls als Kunde) fordere, dass der Fußball bekommt, was er verdient: eine kritische, zumindest ansatzweise intelligente Berichterstattung jenseits der Dutzend-Klischees. Und ein weniger verzerrtes Bild von der Realität.

Machen wir uns nichts vor, Pappnasen wie Effenberg und Beckenbauer assoziiert der gemeine Fernsehfussballkucker eher mit der Bundesliga als die in der Vorabberichterstattungen umherhuschenden seltsamen Vögel, denen Mama bunte Sticker auf Jeansjacken genäht hat und die selbst bei 35 Grad im Schatten Schal tragen. Warum, weiß man nicht genau, denn an der Fachkompetenz kanns nicht liegen: wahrscheinlich liegts am Nimbus.

(Hier bitte selbstständig ein blödes Wortspiel mit „Schlüsselposition“ einfügen.)

Der Nimbus setzt sich zusammen aus so allerlei: Geschwängerten Frauen, von denen Nacktbilder existieren (roter Ferrari geht auch), Kameraverträglichkeit, vormalige Fuß-Finesse, sowas. Am besten gleich noch einen Haufen Interessenverquickungen (wie bei Netzer, der das Produkt, das er vermarktet, im Öffentlich-Rechtlichen (kritisch) kommentieren und (kritisch) einordnen darf, oder bei Beckenbauer, der… (wir überspringen die nächsten 15 Seiten).

Sowas zum Beispiel wären Verwicklungen, die die Presse aufzudecken hätte. Normalerweise. Im Sport ist es so, da finden diese Verwicklungen in der Presse statt.

Go figure.

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Aschenblödel

Da hab ich ja drauf gewartet: Dass sich jemand die Lebensgeschichte eines Vorstadtjugendlichen greift, von den brennenden banlieues erzählt und wie aus ihrer Asche ein formidabler Fußballer hervorkriecht, den man dann wahlweise Phoenix oder Puttel rufen kann. Der durch nichts als harte Arbeit und Entschlossenheit zum Erfolg kam, und am Ende steht die Wahrheit unserer Tage in goldenen Lettern über einem Stadion: Du kannst alles schaffen, wenn Du Dich nur anstrengst: Just do it.

Christian Dittmar, den ich normalerweise durchaus schätze, erzählt diese Geschichte anhand Benzema. Nasri oder Ben-Harfa hätten sich durchaus auch angeboten: der schon jetzt legendäre ’87-Jahrgang, als die Störche Brasilianisches auf Frankreich niederregnen ließen. Leider hat den dreien das Schicksal den Tellerwäscher-Umweg erspart – aber hey. Dunkle Vorstädte, ein Setting wie bei „The Snake“, randalierende Freundesfreunde, integre Eltern, glorreiche Migrationsgeschichten, ich meine: so ein Drehbuch wäre schon würgerlich, aber als Artikel, holla.

Benzema jedenfalls, schreibt Dittmar,

wurde in einer dieser gesichtslosen Vorstädte Frankreichs, einer banlieue Lyons, geboren. Keine Ghettos, hier wohnen auch viele alteingesessene Franzosen, aber was die Bewohner eint, ist ihre Arbeits- und Perspektivlosigkeit.

Und so geht das in einem fort. Irgendwie Lichtenberg, aber Migrationshintergrund. Gesichtslose Vorstadt, aber kein Ghetto. Perspektivlosigkeit, aber keine Verzweiflung. Inferno, aber nicht da, wo Benzema herkommt, sondern irgendwo anders. Einwanderer, aber Franzose. Der zweiten Generation, wohlgemerkt. Aber algerisches Herz. Aber Franzose. Aber irgendwie halt auch wieder nicht. Weil banlieue. Weil Algerier. Aber integre Eltern. Harte Arbeit. Entschlossenheit. Aber auch ein Quentchen Glück. Aber auch Besessenheit. Aber Zidane. Aber dann doch Ronaldo. Aber Rhabarber.

Herrgott, kann man diese Geschichten auch mal erzählen, ohne schiefe Integrationsvergleiche hervorzuzaubern? Ohne brennende Mülltonnen? Mal ganz ohne aber?

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Der Experte (mit extra Super-Symbolfotos)

Ihnen gehen die Premiere-Experten auch so auf die Eier? Alternativen gesucht? Aber hallo: Dann basteln wir uns halt nen neuen. So gehts: Read on my dear…