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Interview: Podcastverband

Nu‘ isser offiziell gegründet, der „Verband deutschsprachiger Podcaster“, kurz Podcastverband.

Thomas Wanhoff, selbst bei sushiradio, sammelstelle.net und mit seiner wunderbaren Welt der Wissenschaft als Podcaster und natürlich auch als Blogger aktiv, hat mir in seiner Funktion als Pocastverband-Gründer netterweise einige E-Mail-Fragen beantwortet.

Spreeblick: Kannst du ein paar Worte über deinen persönlichen Background und deine Motivation zur Gründung des Podcastverbands sagen?

Thomas Wanhoff: Ich habe im vergangenen Jahr das Podcasting entdeckt und fand es spannend. Als Journalist habe ich vielleicht einen besonderes Zugang zu Medien – und wenn man sie selbst gestalten kann. Und genau das ist der Vorteil für den Podcaster: Er macht seine eigene Radiosendung.

Zur Vita: 39 Jahre, verheiratet, ich mache nebenbei noch Kulturarbeit- organisiere eine monatliche Kleinkunstbühne.

Was den Verband angeht – ich denke, viele kleine Leute können mit vielen kleinen Dingen was bewegen – wenn sie denn mit einer Stimme sprechen. Bislang wird Podcasting nicht in der Vielfältigkeit wahrgenommen, die es bietet. Und bisweilen schlechter gemacht als es ist. Da hilft es nicht, wenn der Podcaster A sich meldet. Da braucht es etwas Gewicht.

Welches sind die vornehmlichen Ziele des Verbands?

Zwei Dinge: Zum einen, wie oben gesagt, nach außen wirken. Ansprechpartner für Medien zu sein, Laut zu geben wo es notwendig ist. Lobbyarbeit zu leisten. Zum anderen aber auch nach innen zu wirken. Hilfestellungen für neue Podcaster zu geben. Sich auszutauschen. Ich denke an Workshops, Ideenbörsen, gemeinsame Reportagereisen- da kann man sich viel vorstellen. Und auch als Stellvertreter über denTellerrand zu schauen, was andere machen und das der Community weiterzugeben.

Warum genügen deiner/eurer Meinung nach für diese Vernetzung und die Inormationsvermittlung nicht die bestehenden Verbindungen und Quellen des Internet? Es gibt ja „den Podcaster“ genauso wenig wie „den Blogger“. Wie wollt ihr die einzelnen Leute motivieren, sich in einem Verband zusammenzuschließen und sich von euch vertreten zu lassen? Was habe ich als Podcaster von der Mitgliedschaft bei euch?

Genau diese Vernetzung wollen wir erreichen: Irgendwo muss man anfangen, wenn man etwas über Podcasting wissen will. Entweder man landet bislang bei einem der Podcaster, oder auf einem der Portale. Wir hingegen können vermitteln und helfen- und das aus einer neutralen Grundhaltung heraus. Wir verkaufen weder Speicherplatz noch iPods. Und wer neu ist und noch nichts weiß kann sich Rat und Tat holen und mit anderen austauschen. Wir bieten diese Leistungen an. Wer sie nutzen will ist wilkommen – und darf auch gerne mitarbeiten. Ich denke, gerade die Medien werden froh sein, bei der Suche nach Ansprechpartnern nicht im Google-Nebel stochern zu müssen.

Wie sieht es mit weiteren Plänen aus, die über die „üblichen“ Zwecke eines Vereins hinaus gehen? Adam Curry, der Mann mit unendlich Zeit und Geld, hat ja gerade das „Podsafe Music Network“ gestartet, um lizenzfreie Musik für Podcaster zu sammeln und auch im Bereich der Rechtewahrnehmung von z.B. CC-Lizenzen gäbe es einiges zu tun. Denkt ihr auch in solche Richtungen, also Services für die Mitglieder, die über Beratung und Vertretung hinaus gehen?

Bei allem Respekt vor Currys Leistungen: Je mehr er an sich reißt, um so unglaubwürdiger wird er. Es gibt längst die Association of Music Podacsting, bei der übrigens auch C.C. Chapman mitmacht, die sich sehr verantwortlungsvoll um Podsafe-Music kümmert.

Was Deutschland betrifft könnte der Verband versuchen, mit Labels zu reden, was man zusammen machen kann. Ich denke da weniger an Sony als an solche wie Grand Hotel van Cleef. Vielleicht gibt es Sondersenderechte. Das wäre ein Benefit für Musicpodcaster.

Heute kam die Anregung, man könne doch Kritierien für ein Rankig fernab von iTunes erstellen. Auch ein interessantes Feld. Vielleicht ist auch ein Generalabkommen mit der Gema oder GVL möglich. Das werden die nächsten Wochen zeigen. Erst mal müssen wir juristisch handlungsfähig sein – dann werden die entsprechenden Gespräche geführt werden.

Magst du einen persönlichen Ausblick auf die Entwicklung von Podcasts und deren möglichen „Impact“ auf die derzeitige Medienlandschaft wagen? Werden deiner Meinung nach RSS-Audio-Feeds für Medien-Demokratisierung oder für Medien-Overkill sorgen? Sind wir plötzlich alle Sender, nur weil es eine „neue“ Technik gibt? Und: Wer soll das alles hören?

Wie sich Podcasts entwickeln, weiß ich nicht. Kann sein, dass Videocasts sie überholen, allerdings sehe ich dafür die technischen Bedingungen nicht. Audio ist interessanter, weil es Spielraum für die Fantasie lässt. Ich glaube auch nicht an einen Overkill, sondern an Vielfältigkeit. In Deutschland sind wir das nicht gewöhnt: Da sind wir schon bei 30 TV-Kanälen überfordert. Ich finde im Ausland auch 60 gut. Die Mediendemokratisierung ist natürlich wichtig, wenn auch nicht in einem freien Land wie unserem. aber es sind bestimmte Dinge möglich, wie eben neue Formate, unrein geschnittenes Zeug, das aber authentisch ist. Das hat Charme, und hoffentlich auch Bestand.

Vielen Dank für deine Zeit und viel Erfolg!

8 Kommentare

  1. 01

    Hm, Verband.
    Nach meinen Erfahrungen der letzten zwei Wochen, in denen ich meine Beiträge mit selbstproduzierten Ton-Miniaturen ergänzt habe, sehe ich einen Verein dieser Art nicht als mein Sammelbecken an.
    Ich vergleiche das Erlernen und Üben dieser Technik, die im Moment noch mit dem
    Begriff „podcasting“ getauft ist, mit einer Band im Probenraum:
    Übung bringt Selbsicherheit bringt Auftritt bringt Namen.
    Unter welchem Namen das „Senden“ geschieht, (ob das Schnipsel, Collage oder Miniatur wie in meinem Fall genannt wird) halte ich für eine wichtig Nuance, die jeder „Sender“ selbst benennen sollte.

    Nee, da trete ich erst mal nicht ein, da warte ich, und werde erstmal gut.:)