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Radiohead: No really, it’s up to you

radiohead

„In Rainbows“ heißt das neue Werk von Radiohead, welches man vorerst nur über diese Website beziehen kann. Das „Box-Set“ schlägt dabei mit happigen 40 Pfund zu Buche, also knapp 60 Euro. Für sein Geld bekommt man jedoch eine wahre Wunderkiste mit viel Radiohead-typischem Artwork sowie Doppel-Vinyl-, CD- und Download-Ausgaben der neuen Songs.

Die wirkliche Überraschung ist jedoch die DRM-freie „Download only“-Version des Albums. Denn diese kostet nur so viel, wie der Käufer zu zahlen bereit ist, ein Verfahren, das diverse „freie“ Musikportale seit längerer Zeit praktizieren: Der Käufer entscheidet, wieviel er bezahlen möchte.

Und allein dieser Schritt von einer Band dieser Größenordnung war mir gerade 40 Pfund Anerkennung wert.

39 Kommentare

  1. 01
    Basti

    scheiße ich seh da nich durch auf der seite aba ne coole aktion sach ik ma wah…..

  2. 02

    Bemerkenswert für eine Mainstream-Band wie Radiohead. Nur die Registrierung hat mich abgeschreckt, schon wieder so ein blödes Form ausfüllen… Das hinterlässt bei mir den Eindruck, dass potentiell fehlende Verkaufseinnahmen durch eine nette Kundendatenbank über die Zielgruppe kompensiert wird. Hm.

  3. 03

    Bin ich eigentlich der Einzige, der sich ein bisschen ärgert, weil ihm die zweite CD fehlt, aber der keine Lust hat, 40 Pfund auszugeben und sich die Box mit den Vinyl-Scheiben ins Bücherregal zu stellen (wohin sonst damit?)? Sigur Rós hätten aus der Box ein Kunstprodukt gemacht, aber Radioheads Artwork ist … (hüstelhüstel).

  4. 04

    @blaukehlchen: Soweit ich weiß, wird es die CD auch regulär geben.

    @Fragezeichner: Wie man eine Bezahlung per Kreditkarte ohne die Angabe seiner Adresse machen will, weiß ich aber nicht. Und Kundendatenbanken sind eh überbewertet. ;)

  5. 05
    marcel

    Würde mich freuen wenn Radiohead am Ende den durchschnittlichen VK angeben würde den sie dabei erzielt haben. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich das bei 2€ einpendeln wird. Eine Menge wird in alter Gewohnheit bestimmt 7-10 € zahlen aber eine noch größere Menge wird gegen 0,50€ – 2€ tendieren befürchte ich. Ob das die Zukunft ist und ob sich das für Gruppen „kleiner als Radiohead“ rentiert muss man sehen.

  6. 06

    > Soweit ich weiß, wird es die CD auch regulär geben
    Na, dann habe ich jetzt zu viel gezahlt. Ich will meine Musikindustrie zurück!

  7. 07
    DieterK

    So was kann sich NUR eine Band dieser Größenordnung erlauben.
    Außerdem ist der Markt für Download-Alben ökonomisch vollkommen unbedeutend. Der PR-Effekt (und der Wert der gewonnenen Kundendaten) übersteigt jeden hypothetischen „Verlust“.

    Hast Du eine „Anerkennungsprämie“ von 40 Pfund für das Download-Album gezahlt oder die Discobox bestellt.

    (Immerhin werden die Fans hier direkt von den Künstlern geschröpft. Schade, dass EMI nicht mehr an der Börse ist. Gestern wäre der Kurs um mindestens zehn Prozent eingebrochen)

    Dieses Vertriebsmodell (Vorbestellungen, Produktion erst, wenn eine bestimmt Stückzahl verkauft ist) gab es übrigens schon zu Zeiten, als die Plattenindustrie unter Alben noch die Zusammenstellung von vier oder mehr Schelllackscheiben verstand (in einem hübschen, hochwertigen und entsprechend teurem Album).

    Zukunftsweisend an dem Experiment ist folgendes: Der Preis, den Käufer bereit sind für Downloads zu zahlen, tendiert gegen NULL iTunes und andere Downloadshops sind – ob mit oder ohne DRM- Auslaufmodelle.

    Selbstverständlich wird es die CD – und die Vinyl-Alben – bald auch ganz normal im Laden geben.

  8. 08

    @Johnny: das stimmt nicht, Kreditkartennummer, Expiry und Name reichen normalerweise zum Bezahlen. Wenn man die Box zugeschickt bekommen will, klar, braucht man eine Adresse. Aber zum Downloaden? Kundendatenbank hin oder her, es ist einfach ein sinnloses Hindernis.

  9. 09

    @DieterK: ich hab die Box bestellt. Und mit dem Wort „schröpfen“ stimme ich nicht überein – wieviel dürfte denn die Box und das enthaltene Material kosten, ohne dass du von schröpfen sprichst? Oder nochmal anders: Wieviel darf ein Song kosten?

    @Fragezeichner: Wenn du Recht hast (meiner Meinung nach muss bei KK-Zahlungen die Adresse des Inhabers vorliegen), ist das für Downloads überflüssig, stimmt.

  10. 10

    Na, da Radiohead ohne Label ist, können die sich das wohl ja erlauben?!

    Genialer coup, sage ich mal. Auch wenn ich denke, dass über den überhöhten Preis der Deluxe-Boxen die ’nur-downloads‘ subventioniert werden. BWLer nennen es wohl Mischkalkulation.

    Ach! Ich freue mich auf das Album.

  11. 11
    jukey

    So, die Box ist geordert. Die Idee, Kunden den Preis selbst bestimmen zu lassen ist gut und unterstüzenswert. Hoffentlich wird das eines Tages zum Standard.

    Allerdings hielte ich es für schlecht, wenn sich dieser Weg, die Hardware zu Vertreiben generell einbürgerte. Denn es gibt ja 1.: noch Leute die nichts im Internet kaufen wollen oder keine Kreditkarte besitzen (wollen) und 2.: Plattenläden. Erstere würden fiese Umwege beschreiten müssen um an den Stoff zu kommen und letztere würden langfristig maximal noch gebrauchte Platten verkaufen.

    Wenn man also den Weg beim Vertrieb der physikalischen Medien, den Radiohead einschlagen gutheist, sollte man sich zumindest im klaren darüber sein wohin er führt.

  12. 12
    robert

    Wer bei Radiohead und der dahinter stehenden ideologie ernsthaft was von Kundendatenbanken erzählt, sollte sich vielleicht noch einmal genauer mit dem beschäftigen, wofür die Herren stehen.

    Das ganze hat aber auch noch viel mehr interessante Aspekte:
    Die Platte wurde quasi „heimlich“ fertiggestellt. Allgemein ging man von einem Release im März aus.
    Es gibt keine Promokopien. Siehe http://www.nastylittleman.com/
    Auch die verehrten Pressemenschen bekommen ihre Version am 10. Oktober.

    Damit wird nämlich nicht nur das herkömmliche Vertriebswesen der Musikindustrie sondern gleich noch der gesamte übliche Promotionplan in Frage gestellt.

    Alles in allem – und egal ob das finanziell rentabel ist – bleibt einem eigentlich nur Respekt vor dieser wahnsinnigen Konsequenz, nicht nur im Künstlerischen sondern auch in Bezug auf diese Veröffentlichungspolitik. Meiner Meinung schaffen Radiohead es mit dieser Aktion mit ganz einfachen Mitteln das wesentliche wieder in den Mittelpunkt zu stellen.

    1. Es geht um die Musik
    2. Es gibt mittlerweile eine digitale und analoge Welt
    3. Es gibt mündige Musikinteressierte

    Ich weiß nicht, warum man da jetzt anfängt, von schröpfen und Kundendatenbanken zu reden.

  13. 13

    Wow, es geht um die Musik und Nasty Little Man ist ein Wohltaetigkeitsverein und keine PR Agentur (oder sowas aehnliches) und die Erde ist eine Scheibe und bla bla bla bla.

    Kotz.

    Sorry, vielleicht bin ich zu zynisch um so einen Bloedsinn zu glauben.

  14. 14

    By the way, hat denn schon jemand das Album gehört? Taugt es denn auch was? … dann wüsste ich besser, welchen Preis ich eingeben sollte, wenn ich mich denn mal überwinde, das Form auszufüllen ;)

  15. 15
    robert

    ²armin
    Natürlich ist Nasty Little Man eine PR Agentur. Ich versuche jetzt mal das mit dem Blödsinn nicht persönlich zu nehmen und trotzdem darauf zu antworten.

    Ich finde es sehr gut und könnte vor Freude im Quadrat springen, das eine Band mit diesem Status, auf eine mir derart sympathische Art und Weise das übliche Prozedere – von Platte aufnehmen, Promo starten, 5 Jahre später steht die Platte für 15 Euro im Laden, vorher kann man sich alles in miserabler Qualität im Internet anhören – durchbricht und mir als Musikliebhaber das Gefühl gibt, mich ernst zu nehmen. Und dieses Gefühl hat das ausgelöst.

    Ich finde das bemerkenswert und wundere mich über Vermutungen geneigter Leser, die in Richtung „die wollen doch nur meine Adressdaten“ oder „mit den 40 Pfund für die Disc Box schröpfen die doch die Leute und finanzieren den Rest“ gehen.

    Nicht mehr und nicht weniger. Selber Sorry, aber ich finde nicht, dass das in Richtung die Erde ist eine Scheibe geht.

  16. 16

    Und Kundendatenbanken sind eh überbewertet. ;)

    Sag das mal Marketingleuten

  17. 17

    robert,

    aber dass dieses Gefuehl was Du hast vielleicht genau der Hintergedanke bei einer Marketing- und Promostrategie sein koennte, der Gedanke ist Dir gekommen? Die ganze Geheimniskraemerei mit leaks, Geruechten undundund?

    Ich sage nicht dass dies zutrifft, aber ich ziehe das zumindest in Erwaegung. Und bei Deinem bedeutungsschwangeren Text konnte ich nicht anders als so zu reagieren. Nicht unbedingt auf Dich persoenlich bezogen, andere (Hallo Apple Fanboys ;-)) schreiben ja so aehnlich.

    Wenn ich so etwas lese werde ich einfach misstrauisch.

    Die Vermutungen bezueglich Addressdatenbanken und Mischkalkulation mag man sehen wie man will, ersteres halte ich fuer eher unwahrscheinlich, letzteres halte ich fuer normal, echte Fans und early Adopter zahlen halt mehr.

  18. 18

    @fette worte: Von denen hab‘ ich das… ;)

  19. 19
    leo

    @ Johnny: Kundendatenbanken würden doch ein super Feature-Thema abgeben… Hab mich immer schon gewundert, warum auch (scheinbar) seriöse Firmen so scharf auf Adressen sind, die sie rechtlich gesehen eh kaum nutzen dürfen. Z.B. dürfen Adressen, die aus Gewinnspielen gewonnen werden, ja nur verwendet werden um die Preise zu verschicken. Wozu das also?

  20. 20

    Danke für den Tipp — ich finde das ist wirklich sein Geld wert.

    Liebe Grüße

    Benjamin

  21. 21
    robert

    Armin,

    wir kennen uns nicht persönlich, deswegen kann ich mir nur wünschen, dass du mir glaubst, dass ich mich bisher nicht wirklich als fanboy jedweder Art verdächtig gemacht habe und sehr feine antennen in richtung promo-pr-tricks habe.

    das du das ganze als trick in erwägung ziehst ist legitim, aber meiner meinung auch schade. gesundes misstrauen in allen ehren, aber das nimmt natürlich in der multimedialen welt ein stück weit die möglichkeit, sich ehrlich und ernsthaft über bestimmte innovationen zu freuen, weil alles aber auch alles natürlich mit einem fiesen plan im rücken zusammenhängen könnte.

    Konkret. Du erwartest bzw. wünschst Dir Integrität und Glaubwürdigkeit. Richtig? Wie sollte man sich denn verhalten, damit Du dieses glaubst und dein gesundes Misstrauen besiegt wird? Das ist jetzt keine rhetorische Frage und auch nicht als Totschlagargument gedacht, sondern interessiert mich wirklich.

  22. 22

    robert, im Zweifel fuer den Angeklagten ;-)

    Zu Deinen Fragen:

    1) Waere schoen, aber irgendwie bin ich da desillusioniert. Ich weiss ja nicht einmal ob ich immer selber Integer und glaubwuerdig bin, noch viel weniger inwieweit ich da anderen glauben kann und will. Und manchmal ist eine weisse Luege (hm, sagt man das auf Deutsch?) ja sogar gut und richtig. Auch wenn sie vielleicht unglaubwuerdig ist.

    2) Generell wuerde das hier irgendwie den Rahmen sprengen. Aber auf diesen speziellen Fall bezogen wuerde ich schon damit anfangen auf eine PR Agentur zu verzichten wenn es wirklich nur um die pure Musik gehen soll. Wenn die Musik so toll ist und das ganze so ehrlich ist, dann muesste sich das ganze auch ohne PR in Windeseile unter den Fans rumsprechen

  23. 23
    vib

    Hab die Box gerade bestellt. Alleine schon, um die ganze Aktion zu unterstützen – Mischkalkulation hin oder her. Ich glaube übrigens, dass für die Downloads mehr gezahlt werden wird, als wir jetzt denken… Aber seien wir doch mal ehrlich: Eine derartige Box würde NIE in irgendeinem Laden stehen, wenn sie „normal“ vertrieben werden würde – und wenn, dann nur zu einem noch höheren Preis. Zur Frage nach Integrität und Glaubwürdigkeit: Sorry, mir fällt im Moment gerade keine Band ein, die das eher verkörpern würde, als Radiohead. Ich lasse mich da aber gerne eines besseren belehren ;)

  24. 24
    DieterK

    @ Johnny(9): „žwieviel dürfte denn die Box und das enthaltene Material kosten, ohne dass du von schröpfen sprichst?
    Der Punkt ist, dass das Box-Set genau so teuer ist, als hätte es EMI veröffentlicht und über den Tonträgerhandel verkauft. Wenn man die Musikindustrie wegen ihrer völlig überhöhten Preise (zu Recht) verurteilt, kann man nicht jubeln, wenn die Musiker einige Glieder aus der Verwertungskette entfernen und die enormen Profite selbst kassieren.

    „žOder nochmal anders: Wieviel darf ein Song kosten?“
    Diese Frage kann ich nicht beantworten. Ein gravierendes Problem der Musikindustrie ist, dass der Verkauf von einzelnen Songs keinen/wenig ökonomischen Sinn macht, selbst wenn pro Song zwei oder mehr Euro zu zahlen wären. Deshalb ja der Versuch, Download-Alben oder wenigstens „žSongbundles“ zu verkaufen.
    Und genau diese Bündelung (CD und Vinyl-Album und Bonus CD) stört mich bei der Disco-Box. Achtzehn Songs für 60 Euro macht 3,33 Euro pro Song. (Zum Vergleich: Velvet Underground „žPeel Slowly And See“ 75 Songs / 45 Euro und Who „žMaximum Rock“™n“™Roll“ 95 Songs / 36 Euro)

    Wert von Kundendatenbanken:
    Deren Wert aus Sicht von Marketingleuten etc. kann ich nicht beurteilen. ABER: Für eine Band, die ohne Majorlabel (ohne großen PR-Etat) Erfolg haben will, ist der direkte Zugang zu ihren Fans das WICHTIGSTE KAPITAL überhaupt. (Weshalb versuchen wohl die Majors zur Zeit in ihren Künstlerexklusivverträgen Klauseln durchsetzen, um die Kontrolle über die Beziehung zwischen Musikern und Fans zu erhalten?)

    @Robert (12): „žDamit wird nämlich nicht nur das herkömmliche Vertriebswesen der Musikindustrie sondern gleich noch der gesamte übliche Promotionplan in Frage gestellt.“

    Der Verkauf über die eigene Webseite ist kein neues Vertriebsmodell. Iron Maiden machen das seit (10, 15?) Jahren sehr erfolgreich, Bowie, Prince und die Grateful Dead haben es wieder aufgegeben. Auch in Bezug auf die Promotion können nur wenige Bands dem Beispiel von Radiohead folgen. Das quasi-verschenken der Download-Alben ist ohne Frage ein genialer PR-Coup, aber von anderen Interpreten nicht beliebig wiederholbar. Und die Strategien der Musikindustrie werden auch nicht erst seit gestern durch Radiohead, sondern seit Mitte der 1990er Jahre durch eine ganze Reihe von (verschiedenen) Entwicklungen in Frage gestellt.

    „ž1. Es geht um die Musik“
    Bei einem Box-Set geht es immer mehr um die Verpackung als um die Musik. Weshalb werden wohl das „žartwork“, die „ždigital photographs“ (nicht mal gedruckte Bilder gibt es) und das „žbook“ so betont? (Wenn ich ein Buch lesen will, dann gehe ich in eine Bibliothek!)

    „ž2. Es gibt mittlerweile eine digitale und analoge Welt“
    Ja. Und das interessante am Radiohead-Experiment ist, dass Downloads (die digitale Zukunft) verschenkt und mit Tonträgern (der analogen Vergangenheit) Kasse gemacht wird. (Vielleicht haben die Majorlabels ihre Preßwerke und Distributionssysteme etwas zu früh verkauft)

    „ž3. Es gibt mündige Musikinteressierte“
    Ja. Aber Fans gehören nicht dazu. (Das schreibe ich als stolzer Besitzer des kompletten Sets der Humphrey-Ocean-Single „žWhoops A Daisy).

  25. 25

    Sieht so aus, als sollte man das alles mal (wieder) in einem extra Artikel thematisieren. Denn ich sitze da zwischen all den Stühlen, die hier aufgestellt wurden. Nur stichpunktartig:

    – Promo ohne Promo-Agentur? Ich wüsste nicht, wie das gehen soll. Am Anfang macht man das selbst, logo, aber ab einem bestimmten Bekanntheitsgrad? Was soll denn eine Band noch alles machen und womit soll sie sich noch auskennen?

    – Pop war schon immer mehr als nur die Musik. Radiohead (bin gar kein Riesenfan, schätze die aber sehr) haben schon immer viel Wert auf das „Drumherum“ gelegt. Man kauft etwas anderes als soundsoviele Songs auf dem und dem Material. Es gibt eine alte Punksingle (7″) mit 12 Stücken drauf, die hat mal 99 Pence gekostet „¦ :)

    – Kundendatenbanken (meine vorherigen Antworten waren eher sarkastisch gemeint) sind natürlich wichtig fürs Marketing. Und funktionieren auch in gewisser Weise. In gewisser Weise aber eben auch nicht.

    Die Frage bleibt wie immer: Wie sieht die Zukunft des Musikvertriebs aus? Das haben wir hier schon oft diskutiert und die unterschiedlichen Standpunkte sind immer wieder spannend. Ich überlege mal, wie man das nochmal aufgreifen kann.

  26. 26

    Promo ohne Promo-Agentur? Ich wüsste nicht, wie das gehen soll.

    Ich auch nicht unbedingt. Aber die These war dass es nur um die Musik geht. Und wenn die Musik so toll ist und man den ganzen „Word of Mouth/Social Web2.0/Take your pick“ Propheten glauben darf dann sollte eine Promotion doch gar nicht noetig sein, weil sich die Musik quasi von alleine verbreitet.

    Pop war schon immer mehr als nur die Musik.

    Nur Pop? Gilt das nicht auch fuer Punk, Klassik, Rock, Techno oder welchen Stil auch immer?

    Ich kann mich noch an ein klassisches Konzert erinnern (war in der Hollywood Bowl in Los Angeles) bei dem der Pianist keinen Frack anhatte sondern einen roten Rollkragenpulli und eine schwarze Hose. Da hat sich ein Besucher tierisch drueber aufgeregt, kein Respekt fuer die Besucher und all sowas. Obwohl die meisten von denen auch nur in Jeans oder Shorts da sassen nach dem Picknick.

    Ich überlege mal, wie man das nochmal aufgreifen kann.

    Dann mach mal ;-)

  27. 27

    Bemerkenswert, was hier von Bands erwartet wird. Sollen die Musik anscheinend selber schreiben, spielen, aufnehmen, produzieren, pressen, Verpackungen gestalten, Platten verpacken, Webseiten programmieren, internationale Bezahlungen und Versand regeln, zwischendurch vermutlich noch auf Tour gehen und das alles am Besten noch umsonst.

    Natürlich beauftragen die andere Leute mit Dingen, darunter auch PR-Menschen. Huuu. PR-Menschen. Evil.

    Das gesamte rausgeschickte PR-Material für dieses Album bestand aus folgenden Worten:

    ->

    Dear waste member,

    This is just a quick note to let you know first that Radiohead have made an album.
    It is called In Rainbows, and it is now available to pre-order exclusively from Radiohead.com

  28. 28

    Ich bin wohl zu blind, um das „DRM-frei“ auf deren Website zu sehen. Und ob es am Schluß auch freie Dateiformate (zusätzlich) geben wird, das ist auch nicht ersichtlich.

    @Armin: Gute Musik ist egal. Gekauft wird, was den Leuten als gut verkauft wird. Ich kenne zu viele zu gute Musiker, die in ihrer Freizeit äußerst nette Dinge fabrizieren, es will aber keiner hören. Ohne Werbung läuft nichts, und das ist für mich der primäre Grund, warum freie Netzmusik (CC Lizenzen etc.) in der Klemme steckt.

  29. 29

    DrNI, Ich glaube da stimmen wir ziemlich ueberein, ich habe ja auch nur die These beschrieben unter der PR, Werbung etc unnoetig waere. Was ja aber in der Realitaet aus was fuer Gruenden auch immer doch nicht so funktioniert.

  30. 30

    @armin: das einzige was die PR-agentur meines wissens nach bisher gemacht hat, ist eine pressemitteilung zu schreiben, in der u.a. steht, dass sie keine promo-CDs verschicken. -> http://www.intro.de/news/23044296

    @DrNI: es gibt DRM-freie MP3s -> http://www.nastylittleman.com/pressreleases/100107radiohead.html

  31. 31

    Interessantes Detail: der Preis des Download-Albums pendelt sich bei einem normalen Retailer-Preis ein. Von wegen 2 Euro:

    Fans can pre-order the digital version of Radiohead“™s upcoming In Rainbows album for any price they want, but most of them have ponied up an amount similar to what would be charged at a retailer, according to band spokesperson Murray Chalmers.
    Chalmers also said that rather than choosing the digital-only version of the album, most pre-orders have been for the $80 „discbox“ collection, which includes the CD, a second CD with extra material, a heavyweight vinyl version of the album, and a hardcover booklet with lyrics and other material.

    http://blog.wired.com/music/2007/10/radiohead-spoke.html

  32. 32

    @johannes: OK, dieser Informationsquelle war ich mir nicht bewußt. Faktisch sieht es jedoch für mich so aus, daß ich mit einer Vorbestellung der Download-Version die Katze im Sack kaufe – nirgendwo im Shop steht was über das „kleine Detail“ des Datenformats. Dafür im Vorfeld Cash zu wollen finde ich frech.

    Im Endeffekt werde ich mich – insofern ich mich zum Kaufe entschließen werde – zum Offline-Plattenladen meiner Wahl begeben oder zum Online-Händler und die normale CD kaufen und daraus OGG/Vorbis-Dateien machen. RadioHead haben dann das Nachsehen, denn im Endeffekt dürften sie mit den Dateien mehr verdienen… von einer CD bleibt ja für den Künstler nicht so viel übrig.

    Was die Promotion angeht: Wenn man mal RadioHead heißt, dann genügt unter Umständen eine solche einfache Meldung.

    Was macht aber der weniger bekannte Künstler, der seine Musik entweder über das Netz verkaufen oder gar dort verschenken will? Einfach nur anbieten reicht definitiv nicht. Auch die zahllosen Portale für CC-Musik führen meiner Ansicht nach nur in Ausnahmefällen zu richtigen Erfolgen. Werbung im klassischen Sinn ist aber finanziell außer Reichweite, vor allem wenn man verschenkt.

    Aber Applaus hätte der Künstler dann doch gerne.

  33. 33
    Andy-U

    @Armin(23): „weisse Luege“ (du meinst vermutlich die englischsprachige „white lie“) heisst auf deutsch Notluege.

    @DieterK(25): Bei der Discobox einen „Preis pro Song“ auszurechnen, macht m.E. keinen Sinn. Wenn du „nur“ die Songs haben moechtest, kannst du das Download-Album kaufen, zu einem Preis, von dem *Du* denkst, das er der Wertigkeit eines Songs entspricht. Diese Moeglichkeit bietet dir der Markt ja (leider bislang nur bei diesem Album ;-(.

    Bei der Discobox kaufst du ein „Gesamtkunstwerk“, bei dem es nicht nur um die Musik geht (die wenigsten Musikkonsumenten wuerden sich ja ein Album auf CD *und* Vinyl kaufen).

  34. 34
    DieterK

    PR-Agentur ja oder nein:
    Musiker können nicht alles selbst machen und brauchen in vielen Bereichen professionelle Hilfe. Die Frage ist, ob Musiker deshalb einen der üblichen Verträge (oder noch viel schlimmer: einen sogenannten 360-Grad-Vertrag) unterschreiben müssen (wodurch sie zwar für alles, was das Label leistet durch Tantiemenabzug endlos zahlen, aber nie in den Besitz ihrer Aufnahmen kommen und nur eine minimale Beteiligung an der Erlösen erhalten) oder ob in Zukunft die Aufgaben, die heute ein Label übernimmt, schlicht und einfach projektbezogen eingekauft werden (der Musiker steht im Zentrum und behält alle Rechte, alle anderen arbeiten für ihn).

    @Rene (32):
    Es ist zu früh, um von „žeinpendeln“ zu sprechen. Dass mehr Box-Sets verkauft als Download-Alben quasi-verschenkt wurden, zeigt, dass diese Aktion bislang vor allem die Überfans erreicht. Diese hat Andrew Orlowski — bei Ankündigung des Experiments und offenbar zutreffend — als „žwell-heeled bourgeois bedwetters“ charakterisiert, die sich das Box-Set leisten können und die „žsuch a guilt-ridden corpus of record-buyers“ sind, dass sie sich verpflichtet fühlen, mehr als die Minimum-Spende für das Download-Album zu zahlen. (Vgl. http://www.theregister.co.uk/2007/10/01/radiohead_digital_giveaway/print.html) Oder wie es ein Radiohead-Fan, der 5 Dollar zahlte, in einem US-Forum formulierte: „žI was happy to pay for the privilege to be part of this experiment.“

    Hier http://www.whatpricedidyouchoose.com/ findet eine Umfrage zu den gezahlten Preisen statt.

    @Andy-U(34):
    Klar, es handelt sich um Milchmächenrechnungen, aber eine Tendenz wird schon deutlich.

  35. 35

    Ach so, Radiohead verhandeln grade mit einigen majors über einen neuen Vertrag. Erstmal auch im Hinblick auf den Vertrieb der LP/Box/CD in 2008….

  36. 36
    DieterK

    In Bezug auf die Soundqualität des Download-Albums hat Jonny Greenwood gesagt (www.nme.com/news/31717):
    „I don’t know, we talked about it and we just wanted to make it a bit better than iTunes, which it is, so that’s kind of good enough, really. It’s never going to be CD quality, because that’s what CD does.“

    Das bestätigt meine Einschätzung (7), dass es bei der Aktion in erster Linie um PR für die CD / das Box-Set ging. Oder wie es das no rock and roll fun blog formulierte:
    „In other words, the ground-worryingly historic opportunity the band offered fans was to decide how much they’d pay for an advertising campaign, not a record.“