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Rumänien – Frankreich 0:0

Versuchen wir doch, sachlich zu bleiben, zum Beispiel so: Himmel, Arsch und Zwirn. Jaja, gut, ich weiß: 2000 ist lange her, dass Frankreich ansehnlichen Fußball gespielt hat ist lange her, dass Regen vom Himmel fiel auch, wenn auch nicht ganz so lange. Aber trotzdem, niemand hat das Recht, mich auf derartige Weise über 90 Minuten zu quälen. Schon gar nicht Raymond Domenech.

Wäre Domenech Architekt, und man gäbe ihm den Auftrag, einen 43 Meter Wolkenkratzer zu errichten, er würde ein 40 Meter tiefes Loch ausheben und einen Bunker bauen. Der wäre vielleicht erdbebensicher, aber selbst das ist nicht erwiesen. Okay, Domenech ist ein Abwehspezialist: Aber muss er sich so sehr beweisen, dass er durch seine Aufstellung auch noch die eigenen Offensivkräfte neutralisiert? Okay, Domenech ist ein Feingeist: Aber muss er das taktische Korsett so eng schnüren, dass selbst dem Zuschauer die Luft wegbleibt? Vor Entsetzen, wohlgemerkt, vor maßlosem Entsetzen.

Aber hey, auch die positiven Aspekte sollen Erwähnung finden. Kommen wir also zu den positiven Aspekten: Rumänien, das mit der klassischen 8-1-1-Formation aufgelaufen ist, hat kein Tor geschossen.

Kommen wir zu den negativen Aspekten. In der Mitte stand keiner. Von hinten kam: nichts. Über rechts kam: nichts. Über links kam: nichts. Kein Grundlinienlauf, keine verwertbare Flanke. Doch: einmal. In der 56. Minute passte Ribéry, nachdem er hinter die Viererkette gekommen war, zurück auf Benzema, der aus 16 Metern einen gemächlichen Rückpass auf den rumänischen Torhüter Lobont spielte. Die Standards hatten sich die Franzosen von Schweinsteiger abgeschaut, und Flanken aus dem Halbfeld sind Flanken aus dem Halbfeld: damit gewinnt man Testspiele gegen Landesligisten. Manchmal hatte der Ball ein wenig Erbarmen und hüpfte knapp durch die Reihen der vielbeinigen rumänischen Abwehr, allein: die französischen Stürmer kamen nicht raus aus dem Zeitlupenmodus. Keine Antizipation, kein Überzahlspiel in der gegnerischen Hälfte, keine Ideen, nichts. Und wer Ribéry auf rechts auflaufen lässt, stellt auch sein Auto direkt vor dem Elysée-Palast ins Halteverbot: das ist nicht mutig, das ist nicht stringent, das ist dumm.

Schlimmer als das Spiel war nur Tom Bartels, der in seiner Ehrfurcht vor großen Namen überhaupt nicht mehr dazukam, das Spiel zu kommentieren. Außerdem hatte er sich, wohlwissend, den welschen Zungenschlag nicht nachahmen zu können, die französischen Namen in Lautschrift groß auf ein Blatt Papier malen lassen: während des Spiels aber festgestellt, dass er Lautschrift gar nicht lesen kann. Einschränkend muss ich sagen: Bartels ist eigentlich ein Guter, aber auch Benzema, Ribéry und Malouda sind eigentlich Gute. Vielleicht lags ja am Ball. Hoffentlich.

Himmel, Arsch und Zwirn.

17 Kommentare

  1. 01

    du untertreibst maßlos! ;-)

  2. 02
    Marco

    „Bin ich froh, daß ich nicht für Frankreich sein muß“ habe ich die ganze Zeit gedacht. Und jetzt guck ich weiter wie Holland Italien platt macht…

  3. 03

    Es war so schlimm, ich kann das hier gar nicht alles noch mal lesen!

    Mittendrinnn erwischte ich mich bei dem Gedanken «die Rumänen sind ja gar nicht sooo hässlich.» Und DAS ist echt bitter.

  4. 04
    christoph kratistos

    Das unterhaltenste am Spiel war der Spreeblickartikel dazu. Wenn ihr das jetzt noch bei Holland-Italien schafft: Glueckwunsch. ;-)

  5. 05

    stimme dir 100 % zu
    macht aber auch keinen spaß gegen so feiglinge

  6. 06
    han

    @#678614:
    Ich glaube, SO gut muss spreeblick erst noch werden ;)

  7. 07
    Björn

    große fußballberichterstattung hier, ich bin sehr amüsiert, vielen dank. mach ich mich sehr unbeliebt, wenn ich mir ein unentschieden der beiden ex-favoriten, einen sieg der rumänen gegen den weltmeister und weiter prachtvollen fußball von den holländern wünsche?

    selbst wenn, egal, holland vor rumänien in der tabelle zum schluss, das wäre einfach ein traum.

  8. 08
    Richi

    „…und Flanken aus dem Halbfeld sind Flanken aus dem Halbfeld: damit gewinnt man Testspiele gegen Landesligisten“

    du sprichst mir aus dem Herzen.
    Ansonsten konnte man das von den Franzosen erwarten. Deren größte Schwachstelle m.M.n. der Trainer ist. Ansonsten war ich von Rumänien enttäuscht. Wer souverän durch die Quali spaziert und sich vor den Holländern qualifiziert darf ruhig offensiver spielen. Schade

  9. 09

    Sachlich bleiben, immer schön bei der Sache bleiben. In der ersten Halbzeit haben die Franzosen einmal Überzahlspiel erreicht, entgegen deiner Behauptung. Abgeschlossen wurde der taktisch schöne wie reife Spielzug von einer Flanke Sagnols – aus dem Halbfeld :)

  10. 10
    Noémie

    Arf ja das lag am Ball, was sonst?!!…
    =)