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Das Twitter-Buch

Ich habe noch keines der bereits existierenden Twitter-Bücher gelesen, was hauptsächlich daran liegt, dass mir niemand eines davon geschenkt hat. Daran, ein Twitter-Buch zu kaufen, habe ich bisher noch nie gedacht — wieso sollte ich ein Buch über einen Online-Dienst lesen, über den ich alles im Netz finde?

Nun flog mir aber das neue „Twitter-Buch“ aus dem Hause O’Reilly auf den Schreibtisch, verfasst von Sarah Milstein und Tim O’Reilly himself und um ein zusätzliches Kapitel der deutschen O’Reilly-MitarbeiterInnen Corina Lange, Nathalie Pelz und Volker Bombien ergänzt. Und das habe ich gelesen.

Mit der für US-amerikanische Sachbuchautoren typischen Art, was Übertreibungen („Kapitel 2: Drittprogramme, die Ihr Leben verändern“), die Hemmungslosigkeit gegenüber kommerzieller Nutzung von Social Networks („Kapitel 6: Mit Twitter Geld verdienen“) und einfache Sätze angeht, ist das „Twitter-Buch“ ein entspanntes und schnelles Lesevergnügen. Selbstverständlich kann man als Twitter-Nutzer einige Seiten überspringen, doch die Basis-Informationen halten sich in erträglichen Grenzen, die Vertiefung des einerseits so simplen und dann doch komplexen Themas überwiegt eindeutig — und das ist gut. Denn tatsächlich erfährt man hübsch gebündelt einiges über die zahlreichen Zusatzdienste rund um Twitter, die sich auf der entsprechenden Site nicht immer besonders geschickt selbst erklären und alles, was ich über Twitters ungeschriebene Eigenarten oder gar „Regeln“ im Twitter-Buch lesen konnte, kann ich nach meiner Erfahrung nur bestätigen. Kurz: Es steht kein Müll drin.

Schade daher, dass die Gestaltung des Buches im Detail lieblos gemacht ist, ein Problem, das ich leider oft mit O’Reilly-Publikationen habe. Sicher ist das Geschmackssache, denn wahrscheinlich kennt der Verlag seine Klientel und ihre vorhandenen oder eben nicht vorhandenen Ansprüche sehr gut, doch ich finde auch das Twitter-Buch zu billig gemacht, das Layout ist, mit Verlaub, eine Frechheit: Schludrig nebeneinander gestellte Screenshots auf der linken, große Buchstaben mit Sprechblase auf der rechten Buchseite: Das ist langweilig und zeigt nicht die Leidenschaft fürs Thema, die man in den Texten durchaus herauslesen kann. Das Buch erscheint wie das gedruckte Pendant zu einer PowerPoint-Präsentation.

Und obgleich es so sinnvoll ist, das amerikanische Original um ein zusätzliches Kapitel zur deutschen Twittersphäre zu erweitern, hätte ich mir auch hier etwas mehr Mühe gewünscht — oder war es die Zeit, die fehlte? Wenn im Kapitel „Deutschsprachige Twitterer“ genau zwei Namen auftauchen (Mario Sixtus und Ihmchen wieder), wirkt das etwas dünne. Zumal ich gerade den (sicher subjektiven) Eindruck vermisse, dass Twitter in Deutschland von vielen Frauen genutzt wird. Und: Wieso werden die Twitter-Accounts der deutschen AutorInnen im Gegensatz zu denen ihrer Ami-KollegInnen nicht angegeben? Fragen über Fragen.

Ansonsten gibt es aber ein paar nette Absätze im Tweutschland-Teil, twitkrit, die re:publica, pl0gbars und twittwochs tauchen auch auf, gegen Ende des Buches bin ich also versöhnt.

Denn wie gesagt: Inhaltlich gibt es wenig zu mosern, das Buch macht Spaß und bietet einiges an gebündelter Information. Nur etwas anspruchsvoller verpackt könnte diese sein.

Das Twitter-Buch (Amazon-Partnerlink)

22 Kommentare

  1. 01

    Ich verstehe den ganzen Hype um Twitterbücher nicht. Twitterbücher braucht kein Mensch.

  2. 02

    Gute Rezension.

    Irgendwie finde ich es beneidenswert, wie man über einen 140 Zeichen Dienst ein was-weiß-ich-wieviele-Seiten-Buch schreiben kann, andererseits ist das schon sehr paradox.

    Ich komme ja auch aus der Ecke „How-To“ aber bei solchen Sachen hab ich eher den Eindruck, dass hier aus jedem Mückenschiss eine 10 Punkte Liste gemacht wird, die mein Leben besser machen soll. Manchmal find ich das ein bissken strange.

    P.S: Danke für die Möglichkeit, einen Kommentar im Nachhinein noch ändern zu können.

  3. 03

    Twitterbücher sind die einzige Möglichkeit wirklich mit Twitter Geld zu verdienen :-)

  4. 04

    jetzt gibts den lobo sogar in einem buch erwähnt. ich ziehe endgültig den hut ;-)

  5. 05

    Wem die Faszination von Twitter bislang verwehrt geblieben ist, wie mir, der ist nun wirklich am Grübeln, ob ein Buch über Twitter faszinierend wäre. Give it a try?

  6. 06
    Jan(TM)

    Twitter? Das war doch so ein komischer Dienst der Ende 2009 von Google Wave abgelöst wurde?

  7. 07

    Mir würde es schon reichen, zu verstehen, was an Twitter so toll sein soll.
    Twitterbücher kann und will ich da schon gar nicht mehr verstehen ;)

  8. 08

    Bekommt unser aller gute Bekannte Shelly Ryan denn auch eine Erwaehnung?

  9. 09

    Oh lala…ich lese viel! Sehr viel, würden andere sagen. Aber ich hab bis eben nicht mal gewusst, dass es Twitter Bücher gibt! Aber die Rezension macht Lust auf mehr….vermutlich werde ich es ordern, lesen und hoffentlich anschließend begeistert sein.

    Danke für den Post! :)

    Grüße durch die Stadt!

  10. 10
    Björn

    das mag ich ganz gerne:
    http://tweetingtoohard.com/

  11. 11
  12. 12

    Ich habe das Twitter-Buch von Simon & Bernhardt geplündert. Und es hat mir sehr geholfen. Twitter ist ein Werkzeug, das Blogger zu ihrem eigenen Nutzen zu handhaben wissen sollten.

  13. 13

    Zu den vielen Kommentaren hier: Es gab sogar schon Ende 2008 ein Twitterbuch, von deutschen Autoren! Nicole Simon und Nikolaus Bernhardt haben eine ebenso gute Einführung in die 140-Zeichen-Sprache geschrieben ( http://www.buchtest.de/rezension/twitter.html ) und begleiten das Buch im Gegensatz zu O’Reilly mit einer Webseite ( http://www.mit140zeichen.de/ ) und einem Twitter-Account ( http://twitter.com/m140z ).

    Das O’Reilly-Buch bietet nun eine gute Einführung ins Microblogging, für Twitter-Kenner aber nicht viel Neues und im Vergleich zu dem anderen Buch natürlich einige Drittanbieter-Dienste, die in der Zwischenzeit entstanden sind.

    Im Gegensatz zu Johnny finde ich das Buchdesign ganz ansprechend: http://www.buchtest.de/rezension/das-twitter-buch.html

  14. 14

    http://www.spreeblick.com/2007/06/12/primacall/

    http://www.spreeblick.com/2009/09/03/primacall-reicht-klage-gegen-spreeblick-ein/

    http://www.mein-parteibuch.com/blog/2007/03/15/br-prima-abgezockt-mit-primacall/

    All diese Verweise sind frei Verfügbare Inhalte von Online- gespeicherten Datensätzen (Wörtern).

    Guckst Du
    Obige Verweise sind rein Rechtlich nachvollziehbar.


    Kann zumindest meine moralische Unterstützung anmelden.

    @PuuPs

  15. 15
    gegen kaltakquise

    Editiert. Bitte: Keine Beleidigungen gegen Primacall, das ist auch in eurem Sinne, wirklich.