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Sonntagslektüre: Google Streetview

Man kann nicht zu allem eine Meinung haben, obwohl Meinungslosigkeit ein Luxus ist. Gerade bei Google Streetview. Manchmal reicht es aus, keine Meinung zu haben, um vorsichtig zu werden. Insbesondere, wenn dafür zu sein ein Ausweis für Netzkompetenz und Fortschrittlichkeit zu sein scheint, ohne dass auf den ersten Blick offensichtlich wird, warum überhaupt.

mspr0 beispielsweise hat es nicht gefallen, dass seine Straße bei Google Streetview fast vollständig verpixelt wurde. Deswegen hat er den Widerspruch seiner Nachbarn nicht geduldet und selbst Fotos der Häuser hochgeladen, die seinen Wohnort umgeben. So sehr ich mich bemühe, ein Argument kann ich aus der Begründung nicht herauslesen:

Und vielleicht hast du gute Gründe dafür, dein Haus hinter einer schmierigen Milchglasverpixelung zu verstecken und damit das digitale Abbild meiner Straße zu verschandeln.

Aber mit Verlaub, die sind mir völlig schnurz.

Auch Jens Best bemüht sich, jenseits der Selbstvergewisserung von Fortschrittlichkeit eine substanzielle Begründung dafür zu finden, warum es gut sei, Google die Arbeit abzunehmen, verpixelte Häuser zu fotografieren und die Fotos hochzuladen. (Entgegen seiner Behauptung ist die rechtliche Lage übrigens bisher alles andere als klar.)

Es geht aktuell um die Etablierung einer neuen Technologie in der Gesellschaft. Ähnlich wie es Anfang des 20. Jahrhunderts durch das Aufkommen der Fotografie Irritationen gab im Umgang mit dem Abbilden des öffentlichen Raumes, so stehen wir auch jetzt vor einer gesellschaftlichen Auseinandersetzung, um die Regeln für die Abbildung des öffentlichen Raumes im Internet zu schaffen.

Es geht also um die Etablierung einer neuen Technologie. Aber wozu? Und warum so? Um es mit Enno zu sagen:

Meiner Auffassung nach müssen nicht die Bewohner begründen, warum sie ihr Haus verhüllen möchten, sondern Google oder wir “Netizens” müssen begründen, warum sie es nicht dürfen sollten. Ästhetische Befindlichkeiten dürfen dabei keine Rolle spielen.

Das sind Fragen, die nicht beantwortet werden. Das sind Begründungen, die fehlen. Warum sollte man als Befürworter einer digitalen Abbildung dafür plädieren, dass alle Bilder unter Google-Copyright im Netz stehen? Seit wann ist eine Öffentlichkeit öffentlich, wenn sie unter das Urheberrecht fällt?

Und die zweite, viel wichtigere Frage: Wem nutzt Google Streetview überhaupt? Den Neugierigen natürlich, die statt in den Urlaub zu fahren sich Rom bei einer Flasche Lidl-Riocha in einer Dezembernacht ansehen wollen. Die sich im Digitalen vergnügen wollen, denen noch nicht ausreicht, was das Netz bisher an Unterhaltung zu bieten hat.

Und selbstverständlich all jenen, denen Google Streetview erlaubt, Geld zu sparen oder einzunehmen. Investoren und Werbende. Aber was interessieren den gemeinen Anwohner Investoren und Werbende? Und was ist schick daran, einen Rückzugsraum aufzugeben? Warum ist diese Diskussion, wie mspr0 nicht müde wird zu betonen, wichtig? Und spricht daraus nicht, wie Felix Neumann es formuliert hat, eine Ethik des Übermenschen?

Fragen, auf die es noch keine Antworten gibt. Auf die es wohl so lange keine Antworten geben wird, wie sich die Streetview-Befürworter darauf ausruhen, zur Avantgarde zu gehören. So lange als Argument ausreicht, dass ihnen Bedenken „völlig schnurz“ sind.

159 Kommentare

  1. 01

    Das entscheidende Stichwort ist hier nach wie vor die Panoramafreiheit. Und spätestens, wenn nun Leute rumrennen und die Milchglashäuser nochmal ohne Hilfsmittel vom Boden aus fotografieren, fällt auch das letzte rechtlich relevante Argument von der Aufnamehöhe.

    Inwiefern die rechtliche Situation denn „bisher alles andere als klar“ wäre, würde mich nun aber schon interessieren, der Punkt ist ja in dem Artikel (vermutlich bewusst) frei von Argumenten gehalten.

  2. 02
    OWeh

    Als häufigste Begründung für das Verpixeln wird das Recht auf informationelle Selbstbestimmung angeführt. Jeder soll die Kontrolle über den Teil seines Lebens haben können, der dann als öffentlich gesehen werden kann.

    Schön gesagt. Ob Häuserfassaden da gerade das Wichtigste sind (aber sie sind ein Baustein zum Ganzen! höre ich andere rufen), ob Google ausgerechnet das Ziel ist, weiß ich nicht. Es gibt eine Menge andere Dienste (sightwalk, birdsview), die das Gleiche schon länger und unverpixelt machen.

    In einer Gesellschaft dieser Dichte kann man wahrscheinlich nie die komplette Kontrolle über die von einem selbst(!) erzeugte Öffentlichkeit haben. Vielleicht als Eremit? Solange einen keiner entdeckt und man auf der »Vermischtes« Seite einer Zeitung auftaucht.

    Das globale Dorf, als das das Internet früher beschrieben wurde ist tatsächlich eines. Denn genau wie im echten Dorf weiß zunehmend jeder von jedem alles. Was bedeutet: Man muss sich benehmen. Wie sonst halt auch. Liebe Digital-affinen: Das fordert ihr doch immer: Dass das Internet keine rechtsfreie Parallelgesellschaft ist.

    Anonymität und »Datenburkas«, wie Peter Glaser so schön gesagt hat, helfen da nicht weiter. Denn solange man nicht als man selbst auch im Internet für sein Verhalten gerade stehen muss, gibt es immer Menschen wie mspr0, denen seine Mitmenschen vollkommen schnurz sind. Danke, das sind nicht die Nachbarn, die ich mir im Internet wünsche.

    Öffentlichkeit gibt es nun schon sehr lange, vielleicht hat sie die französische Revolution aber auch erst erfunden, wer weiß. Der Unterschied zur modernen, digitalen Öffentlichkeit ist, das diese jetzt gespeichert, verschlagwortet und durchkämmt werden kann. Es gibt kein Vergessen mehr, keine sichtbare Zeitlinie, alle Fakten (oder solche Byteansammlungen, die sich dafür halten) stehen scheinbar gleichberechtigt nebeneinander und können nach Belieben kombiniert werden. Nachdem diese Kombination meist von relativ dummen Algorithmen erledigt wird, sind die Ergebnisse mehr schief als brauchbar.

    Aber viele Menschen haben nicht genug Medienkompetenz um die normative Kraft des Faktischen beim Internet zu hinterfragen. Allzu gern stürzt sich jeder auf computergenerierte Analysen. Die aber nur gefundene Daten aufzählen und diese als Informationen oder gar Fakten verkaufen. Dass die Welt aus Fakten besteht, glauben nur Chefredakteure mit mehreren Kinnen.

    Ich glaube, die Welt besteht aus Zusammenhängen. Und die kann das Internet nur vermeintlich herstellen. Hier ist Menschenverstand gefragt und nicht blinde Technikgläubigkeit oder auch -angst.

    Dieser Irrglaube: Dass eine Hausfassade und 12 Facebook-Einträge etwas tragfähiges über einen Menschen aussagen, das ist das Gefährliche und nicht Street View.

  3. 03
    Bernd

    Danke für den mutigen und richtigen Artikel!

  4. 04
    marc

    Muss man das alles immer so hoch hängen? Die Mehrzahl der Nutzer sieht das Angebot als hilfreiches Tool oder Unterhaltung und Google hatte nunmal die Idee/Möglichkeit das zu realisieren. Eine geringe Anzahl der Menschen sieht darin eine Bedrohung oder eine entscheidende Zukunftsfrage. Zu Recht.

  5. 05
    Blixten

    „Warum sollte man als Befürworter einer digitalen Abbildung dafür plädieren, dass alle Bilder unter Google-Copyright im Netz stehen? “

    Das sind zwei verschiedene Dinge. Das Argument, digitale Abbildungen des öffentlichen Raumes sollen auch ins Netz gestellt werden können ziehlt auf die Allgemeinheit.
    Du sollst dieses Recht haben, ich soll dieses Recht haben und amerikanische Grosskonzerne sollen es auch haben – eben gleiches Recht für alle, an Streetview ist ja nichts exklusiv.

    Natürlich würde es auch mir besser gefallen, wenn Google die Bilder unter freie Lizenzen stellt, aber ich glaube nicht, dass individuelle Regelungen hier wirksam oder auch nur wünschenswert wären. Wer sollte denn in jedem Einzelfall entscheiden, wer mit welchen Zielen was in der Öffentlichkeit tun darf? Dafür gibt es Gesetze und an die hat sich Google gehalten.

    Und zu dem wichtigeren Punkt, wem Streetview denn nützt: Frag das mal in 10 Jahren noch mal. Da wird sich einiges entwickeln, von dem man heute noch keine Ahnung hat, so sind neue Technologien.

  6. 06

    Zur Frage „wem nutzt Streetview ueberhaupt“ will ich mal meine Antwort auf einen Kommentar bei Neunetz‘ Verpixeltes Street View: Das digitale Denkmal der deutschen Angst zitieren:

    „warum sollte jeder jede straße auf der welt sehen, auch die kleinste hintergrundstraße? wenn man das will soll man da hin und sich da angucken!“

    Und wenn man das aus gesundheitlichen oder finanziellen Gruenden nicht mehr kann? Warum soll eine bettlaegerige alte Frau die in ihrer Kindheit mit ihren Eltern ausgewandert ist nicht virtuell die Strasse besuchen duerfen in der sie aufgewachsen ist? Vielleicht den inzwischen gross gewachsenen Baum sehen, den sie als Kind mit ihrem inzwischen lange toten Vater gepflanzt hat?

    „welchen sinn hat es jede kleine fitzelstraße zu fotografieren? keinen, gar keinen“

    Mein obiges Beispiel zeigt mir welchen Sinn dies z.B. haben kann. Und ja, ich weiss indirekt dass es Leute gibt die genau so etwas gerne machen bzw. machen wuerden. Ueber eine meiner Websites wo ich auch teilweise Bilder von abgelegeneren und weniger fotografierten Gegenden habe, habe ich schon mehrmals e-mails bekommen wo sich Leute dafuer bedankten dass sie so Orte ihrer Kindheit noch einmal „besuchen“ konnten. Die konnten aus verschiedenen Gruenden nicht mehr reisen und waren begeistert diese Orte noch einmal sehen zu koennen. Ich habe sogar Bitten bekommen doch einmal bestimmte Orte oder Plaetze zu fotografieren und zu zeigen.

    Du mit Deinen 25 Jahren kannst vielleicht noch ueberall hinreisen, aber es gibt Millionen von Menschen die dies nicht (oder nicht mehr) koennen.

    Dann hat das naemlich ueberhaupt nichts mehr mit Avantgarde zu tun, sondern ganz „normalen“ Menschen. Menschen die mit einer solchen Technologie etwas tun koennen was sie sonst leider nicht mehr koennen. Menschen die dadurch endlich „raus koennen“, die Welt sehen koennen, weiter als nur die tausende Male fotografierten Sehenswuerdigkeiten. Natuerlich ist es nur ein Ersatz, aber diesen Menschen bedeutet dies oft sehr sehr viel.

  7. 07

    Es ist richtig, die Google-Bilddaten sind nicht öffentlich im Sinne einer Allmende. Aber Google ist hier vor Allem ein prominenter Stellvertreter — was für Google eingefordert wird, soll eben jeder dürfen!

  8. 08

    Das Problem ist in meinen Augen, dass die avantgardistischen Befürworter zumeist keinen klaren Begriff von demokratischer Öffentlichkeit haben, dessen Wurzeln nicht kennen bzw. sehen wollen und damit am Ende antiaufklärerisch und antidemokratisch argumentieren:
    http://carta.info/33073/google-streetview-die-oeffentlichkeit-als-ware/

    Am Rande: Mir lief vor wenigen Tagen eine ähnlich argumentfreie Schnurz-Argumentation über den Weg:
    »Was Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz der Bürger angeht, sollten wir uns an den USA orientieren. Telefonüberwachung, Onlinedurchsuchung, Datenspeicherung und ab und zu ein Fingerabdruck, das ist kein Teufelszeug. Wer das nicht will, kann sich ja zuhause hinter dem Ofen verkriechen.«
    http://www.netzpolitik.org/2010/wer-das-nicht-will-kann-sich-ja-zuhause-hinter-dem-ofen-verkriechen/

  9. 09
    OWeh

    Oder, 07 erlehmann: Was für Google eingefordert wird, sollte eben jeder dürfen, kann auch heißen: Jedes (Presse)foto, auf dem ein Haus zu sehen ist, muss vor Veröffentlichung von allen »Betroffenen« erst einmal abgenickt werden. Oder das Haus muss auch da verpixelt werden.

    Warum wird mein Gesicht auf Google Streetview verpixselt und auf dem »In der Fußgängerzone war heute viel los« Foto im Regionalblatt nicht? Ah, da gibt es Gesetze, die das Recht am eigenen Bild regeln. Aber jetzt mit Streetview (als Stellvertreter): Was haben wir da losgetreten?

    Wenn Google Zwangsöffentlichkeit bedeutet, könnte auf der anderen Seite die Deutsche Verpixelungswut als Grundlage für eine Flut von Öffentlichkeitsveröffentlichungsnichtveöffentlichungsprozessen werden. Und ähnlich unübersichtlich wie mein Wort ist wohl auch die Lage.

    Ich glaube, ich rate meinem Sohn, Anwalt zu werden. Mir scheint, das ist ein zukunftssicherer Job.

  10. 10
    Mr. Plow

    seit wann gilt für zensur die beweislastumkehr? jetzt muss schon begründet werden, warum ohnehin offen sichtbare häuserfassaden NICHT verpixelt werden sollten. diese ganze diskussion, die übrigens so nur in deutschland statt findet, spiegelt lediglich die vorstellungen von privatheit wider, die in diesem land gehegt werden. überwachungskameras filmen in berlin jeden schritt in echtzeit. gesundheitsdaten sollen zentral erfasst und gespeichert werden. die widerstände hier schienen mir vergleichsweise milde. von melde- und ausweispflicht (typisch deutsch) ganz zu schweigen. aber das ist ja der staat, mit dem man seine unterhose teilt. das ist dem deutschen recht, so lange nur der nachbar nicht die zwerge im eigenen vorgarten zählen kann.

    die kleinbürgerliche angst vor einem nie präzisierten verfall der privatsphäre wird besonders krude, wenn man in der berliner innenstadt wohnt. die fassaden hier gehören zum stadtbild, sind ein teil der geschichte und kulturellen identität ALLER berliner/deutschen. erst recht gehören sie nicht einzelnen hausbewohnern, die sich undemokratisch über den willen der anderern bewohner hinweg setzen und die fassaden verpixeln lassen.

    die rhetorik gegen google und sein copyright an den bildern ist aus meiner sicht nicht mehr als ein feigenblatt. als würden sich die verpixler sonst um die macht der konzerne scheren. hier haben wir mal das beispiel eines konzerns, der es geschafft hat ein allgemeingut zu produzieren und es allen menschen kostenlos zugängig zu machen. aber vielleicht nimmt google die inhalte ja auch irgendwann wieder offline, willkürlich wie es nur ein privates unternehmen kann (oder die öffentlich-rechtlichen sender. oder die bundesregierung. oder jede kommunale einrichtung im besitz irgendwelcher güter). dann hätten die street view gegner ironischerweise ihr ziel erreicht.

    öffentlichkeit und demokratie können nur funktionieren, wenn die mehrheit nicht immer vor den privatistischen partikularinteressen einer minderheit kuscht. es gibt kein recht auf verpixelung – im gegenteil. google hat diesen schritt aus reiner kulanz getan. kein gericht dieses landes hätte derartiges verfügt. öffentlicher raum ist die grundlage der demokratie. ihn abzubilden ist ebenso essentiell wie ihn als versammlungsort nutzen zu dürfen. darüber hinaus sind städte nicht die summe ihrer bürger und ihrer kleinfürstlichen liegenschaften, sondern ein kulturelles erbe, das es zu erhalten und allen zugänglich zu machen gilt, auch jenen die sich den trip nach rom nicht leisten können. in wie fern veraltete stadtansichten dagegen die individuellen bürgerrechte verletzen bleibt mir schleierhaft.

  11. 11
    LX

    „Wem nutzt StreetView überhaupt“ ist eine gute Frage. Ich glaube, die wichtigste Erkenntnis, die die meisten Befürworter daraus bisher gewonnen haben, war „puh, mein Haus ist zu sehen“ respektive „waaah, welcher Idiot hat mein Haus verpixeln lassen?“

    Ich verstehe die Leute nicht, die mit dem „denen zeig ich’s“-Gefühl im Bauch losziehen, um selber Fotos zu machen und die dann bei Panoramio einzustellen. Was soll das? Ist das StreetView-Stadtbild derart verschandelt, weil eine Platte im Friedrichshain hinter einem Schleier liegt? Ist es der Lebensqualität abträglich, wenn die Kreuzberger Bruchbude nicht zu sehen ist? Ist es für die Entscheidung über den nächsten Urlaub wichtiger, ob ein Haus auf StreetView zu sehen ist oder wie die Verkehrsanbindung an die Orte ist, die wirklich sehenswert sind?

    Und welche Reaktion will man mit dem Selber-Knipsen bei denen provozieren, die sich für den Weg des Widerspruchs entschieden hatten? Einsicht wird’s wohl kaum werden, eher bekräftigt es deren (Unterstellung) unterschwellige Angst vor dem Netz und dessen komischen, rechts- und gewissenlosen Bewohnern.

  12. 12
    Chris

    Ich hätte weniger ein Problem mit verpixelten Häusern, wenn es technisch machbar wäre, den Einsprechenden auch selbst den Streetview-Zugang zu sperren. Da das aber nicht geht, ist es dieser widerliche, typisch deutsche Habitus, der mich mit Digicam auf die Straße treibt: Hinter der Gardine stehen und die Nachbarn beobachten, aber bitteschön ohne selbst gesehen zu werden.

  13. 13

    Wem nützt StreetView? Mir. Gestern, als ich den Weg zum Frisör gesucht habe und im Urlaub, als ich mir von Übernachtungsmöglichkeiten schon vorher ein Bild machen wolle. Man muss sich wirklich schon ziemlich dumm stellen, damit einem nicht auf Anhieb dutzende Einsatzfälle für StreetView einfallen.

    Wieso kommst du auf die Idee, StreetView helfe nur Investoren und Werbenden? Gibt es noch einen anderen Grund dafür, außer dass diese Berufsgruppen für einige Schwerverbrecher sind?

    Warum muss man jedem Hinz und Kunz begründen, warum man ein Haus fotografieren will? Reicht es nicht zu sagen „weil ich darf“? Warum muss ich irgendjemanden gegenüber begründen, wenn ich meine Rechte wahrnehme, gerade, wenn die Wahrnehmung dieser Rechte diese Person nicht im geringsten berührt.

  14. 14

    Wem Streetview nützt? Rollstuhlfahrern zum Beispiel, um nachzusehen, ob die Kneipe, in der man sich treffen will, vielleicht nur über eine Treppe zugänglich ist.

  15. 15
    Frédéric Valin

    @#775973: Soweit ich das sehe, ist das ausführlich nur hier [pdf] behandelt. Oder gibt es sonstige rechtliche Kommentare?

    (Es wäre auch interessant, wie zu bewerten ist, dass die automatischen Unkenntlichmachung von Personen vermutlich vollständig nicht zu gewährleisten ist.)

  16. 16
    Lars

    @#775988: Es ist aber schon ein qualitativer Unterschied, ob ich ein einzelnes Haus fotografiere (und das Foto meinetwegen auch irgendwo publiziere) oder flächendeckend Panoramafotos aufnehme und diese Sammlung mit weiteren Daten verknüpfe.

    Eigentlich geht es mir auch nicht so sehr um das Pro oder Contra Streetview. Ich persönlich habe mein „Heim“ nicht verpixeln lassen. Trotzdem respektiere ich Menschen, die dazu eine andere Meinung haben.

    Warum müssen sich selbsternannte Anti-Verpixelungs-Aktivisten über den erklärten Willen vieler Menschen hinwegsetzen?
    Google bietet die Möglichkeit des Widerspruchs an, Menschen machen Gebrauch davon. Was ist daran so verwerflich?

  17. 17
    Frédéric Valin

    @#775988: Und der weg zum Frisör ist über einen Stadtplan nicht zu finden?

  18. 18

    @#775993: Nein, man kann den Weg zum Frisör nicht im Stadtplan finden, wenn die Wegbeschreibung lautet „und an dem gelben Haus gehst du nach rechts in die Straße rein, dann direkt neben dem Blumenladen“, aber das ist dir jetzt natürlich wieder zu abwegig, ala: „da geht man den Weg halt ab!“. Ne, wäre doof, weil ich aus der anderen Richtung kam und dafür hätte einen grösseren Umweg in Kauf nehmen müssen.

    Dir sind in den Kommentaren diverse gute Nutzen von StreetView genannt worden. Warum es Werbern ganz besonders helfen soll, hast du noch nicht erklärt. Wie StreetView, über den großen Nutzen hinaus irgendjemanden schaden kann, hat sich auch noch niemand die Mühe gemacht zu erklären.

    Dafür, dass du keine Meinung hast, ist sie übrigens erstaunlich einseitig.

  19. 19
    Frédéric Valin

    @#775994: Das ist keine Meinung, das sind meine Reflexe.

    Vielleicht bin ich blind, aber ich habe an pro-Argumenten gehört:
    1. zur Unterhaltung
    2. zur Orientierung (im Urlaub, für den Friseur, für Behinderte)

    Meine Frage an dieser Stelle wäre, ob das negative Effekte (beispielsweise Überprüfung eines Schrebergartens auf die Größe des Gebäudes, um auch mal einen Fall zu nennen) aufwiegt und ob diese Vorteile es rechtfertigen, die bisher ungeklärte Frage der Rechtslage schlicht zu übergehen.

    Was die Werbenden anbelangt, hat Google selbst die gewerbliche Nutzung des Dienstes übrigens fest im Blick: „Werben Sie für Ihr Unternehmen mit Ihrer Gebäudefassade, interessanten Orten in der Nähe oder Sehenswürdigkeiten und Geheimtipps.“

    Ich halte es nicht für wagemutig zu prognostizieren, dass die Aufmerksamkeit, die Streetview ziehen wird, marktwirtschaftlich gelenkt werden soll. Inwiefern darüber dann Geld umgesetzt wird und welche Effekte das haben wird, kann ich aber tatsächlich nicht beantworten.

  20. 20
    Frédéric Valin

    (Am fatalsten finde ich übrigens die Art und Weise, wie über Streetview gesprochen wird, will heißen: in welchem Tempo. Es haben momentan viele Vorbehalte, ob berechtigt oder nicht, sei mal dahigestellt: aber bevor ein Konsens hergestellt werden kann, geht Google mit seinem Projekt bereits auf den Markt. Die Diskussion wird in der Taktung, die Google vorgibt, geführt, und das finde ich nicht beklatschenswert.)

  21. 21

    @#775996:

    Kann durchaus sein dass Du blind bist, also ich wuerde meinen Punkt den ich unter @#775981: gebracht habe nicht unter Deinen zwei genannten abhandeln. Also:

    3: Menschen die nicht oder nicht mehr in der Lage sind zu reisen die Moeglichkeit geben einen Ort wenigestens virtuell zu besuchen. Sei es um Kindheitserinnerungen aufzufrischen, sei es um Gegenden kennenzulernen in die Freunde und Bekannte jetzt gezogen sind.

    Das ist fuer mich einiges mehr als Unterhaltung. Das ist etwas was diese Menschen sehr sehr gluecklich machen kann. Kann man sich vielleicht nicht so einfach vorstellen, aber fuer diese Menschen ist es oft ein Fenster zu Welt. Eine Moeglichkeit aus ihrem „Gefaengnis“ herauszukommen. Das moechte ich nicht mit Unterhaltung abtun.

  22. 22

    @#775996: Du solltest aufhören deine Reflexe schreiben zu lassen.

    Zur Unterhaltung und zur Orientierung, ja. Reicht das nicht? Mehr bietet eine Zeitung auch nicht.

    Das Schreergarten-Beispiel verstehe ich nicht, weil ich nicht weiss, wer das warum machen sollte und warum das schlecht ist. Auch vermute ich, dass man zur Berechnung der Grundfläche eines Hauses neben der Breite eben dieses auch noch die Tiefe benötigt. Und die liefert StreetView nun mal nicht, aber eine Luftbildaufnahme sehr wohl.

    Die „unklare Rechtslage“ übergeht exakt niemand. Es hat sich aber bisher offensichtlich auch noch niemand gefunden, der Google diesen Terrorakt des Hausfotografierens gerichtlich verbieten lassen wollte.

    Du meinst, das Google möglicherweise mit StreetView Geld verdienen will? Gewagte These, dass dieses Unternehmen die gigantische Investition irgendwann refinanziert haben möchte.

    Und da sind wir uns übrigens mal einig: ich finde es auch nicht gut, dass solche Aufnahmen ausschliesslich in der Hand eines Privatunternehmens sind. Aber die Forderung, dass Google die Daten unter einer CC Lizenz veröffentlichen sollte oder den Vorschlag für ein OpenStreetView kann ich in deinem Artikel nirgendwo finden. Stattdessen nur die allseits verbreitete Angst vor jeglichem neuen.

  23. 23
    Frédéric Valin

    @#775998: Ich finde schon, dass das unter Orientierung passt. Man macht sich sozusagen selbst kein Bild, sondern lässt sich von Google eines machen, ob gezwungenermaßen (Dein Beispiel) oder nicht (Maxens Beispiele).

  24. 24
    marc

    @#775997:
    Google ist ein Unternehmen. Unternehmen warten nicht auf einen gesellschaftlichen Konsens, bevor sie ein Produkt einführen. Warum auch?

    Ich glaube übrigens, dass es einen Konsens gibt, da die Mehrheit der Menschen die Nutzen erkennen. Den Gegnern wird zur Zeit von den Medien einfach mehr Beachtung geschenkt, da sie (wie so oft) einfach lauter und hysterischer sind.

  25. 25
    Frédéric Valin

    @#776000: Man kann auf Streetview durchaus Anbauten erkennen beispielsweise. Das ist der häufigste Fall von Häuschenausbau.

    Und was die Rechtslage anbelangt, liegst Du falsch: momentan ist in der Schweiz ein Rechtsstreit anhängig, Schleswig-Holstein wird im Zweifelsfall wohl klagen.

    Und wenn man dann ein reaktionärer Idiot ist, weil man nicht sofort Hiphiphurra schreit, wenn ein privater Konzern zu gewerblichen Zwecken Straßen und Wlan-Netze kartographiert, dann bin ich ein reaktionärer Idiot.

  26. 26
    xconroy

    @#775985:

    So ist es.

    Ich habe mich ja tatsächlich ne Weile mit StreetView beschäftigt. So nach dem Motto: „wenn sich so viele Leute drüber aufregen, muß es ja irgendwie wichtig sein“. Bin dann aber zu dem Schluß gekommen, daß es mir latte ist, ob „mein“ (häßliches) Haus dort auftaucht oder nicht, und ob jemand meinen Namen drauf verlinkt (der steht eh auf dem Briefkasten und auf der Klingel, also wayne…).
    Und ich würde sagen: diese meine Mir-ist-SV-egal-Haltung ist WEDER aus Ignoranz entstanden NOCH aus einem „boh ich bin besser als die Aufgeregten“-Reflex. Denn für mich heben sich a) Vor- und Nachteile auf und b) sind sowohl Vor- als auch Nachteile belanglos. Und zwar einmal sowieso und per se belanglos (die Vorteile vllt, weil ich tatsächlich im Gegensatz zu anderen nicht auf Dienste wie SV angewiesen bin und sie deshalb eher ein nettes Leckerli nebenbei sind, aber nix wirklich Wichtiges für den regelmäßigen Einsatz), und erst recht belanglos, wenn man sie in den Kontext stellt, den du sehr richtig anführst, nämlich daß der Deutsche als solcher scheinbar keine großen Probleme hat mit dreisten Überwachungsmaßnahmen des Staates, Vorratsdatenspeicherung, Schufa und Gesundheitskarte… aber mit so nem Pillepalle?

    Damit verabschiede ich mich innerlich aus der StreetView-Diskussion. Was soll ich da.

    …festzustellen bleibt mir allerdings, daß der Einstieg für mich insofern etwas kniffelig war, weil ich erstmal meine (letztendlich ja indifferente) Position zu den Inhalten dieser Diskussion erstmal trennen mußte von meiner Position zu ihren prominenten Vertretern. Weil ich nämlich mspr0 insgesamt wesentlich sympathischer finde als Don Alphonso, was viele Gründe hat, die nicht nur mit der allgemeinen inhaltlichen Ausrichtung zu tun haben, sondern auch mit der Art und Weise, wie sie rübergebracht wird. Unbedingt ein Bier trinken wollen würde ich mit keinem von beiden, aber wenn ich mich entscheiden müßte, wär`s klar.

    Aber ich bin bestimmt der Einzige, der manchmal aufpassen muß, daß er die Botschaft nicht mit ihrem Überbringer verwechselt :D

  27. 27
  28. 28

    @#776003: Würdest du denn Hiphiphurra [schreien], kämen die Bilder und Geodaten unter einer freien Lizenz an?

  29. 29

    @#776003: dann kann man eben auf Google StreetView Anbauten erkennen, sofern sie bereits alt genug sind um zum Zeitpunkt des Fotografierens bereits da gewesen zu sein. Viel einfacher kann man diese Anbauten übrigens erkennen, wenn man vorbei geht, quasi Google ein Schnippchen schlägt.

    Zur Rechtslage: ah ja, diesen grandiosen juristischen Schachzug einfach zu langweilig für StreetView zu sein, sollte man sich schon merken. Könnte auch gegen Zuwanderung helfen.

    Dein Kommentar 18 erweckt den Eindruck, dass Google StreetView besonders schnell eingeführt hätte. Google StreetView ist in Deutschland ein Jahr nach England, zwei Jahre nach Frankreich, Italien und Spanien und über drei Jahre nach Nordamerika gestartet. Vor Deutschland hatten Portugal, Tschechien, die Schweiz, Schweden, Dänemark, halb Südamerika, Norwegen, Finnland, Irland, Japan, Australien, Südamerika StreetView. Die Verhandlungen mit den deutschen Datenschützern liefen über 1 1/2 Jahre. Wie lange hätte Google denn noch warten sollen, dass in anderen Ländern seit fast vier Jahren Alltag ist?

  30. 30
    Frédéric Valin

    @#776007: Ja, aber es vereinfacht doch die Arbeit derjenigen, die das überprüfen. Du kannst Deinen Friseur auch dadurch finden, indem Du auf der Straße danach fragst.

    Abgesehen davon, sind absolute Zahlen kein guter Gradmesser: tatsächlich braucht ein gesellschaftlicher Bewusstwerdungsprozess so lang, wie er braucht. Wann er abgeschlossen ist, wird nicht von einem Akteur bestimmt, und schon gar nicht von dem Akteur, der davon profitieren wird. Es gab wohl Versäumnisse, weil das zuvor nicht medial diskutiert wurde, aber sollen sich deswegen die Leute weniger überrumpelt fühlen? „Ihr seid eben dämlich, gewöhnt euch dran“?

    @#776006: Zumindest fiele dann die Skepsis, öffentlichen Raum marktkompatibel übersetzt zu sehen, weg. Ein paar Fragen blieben dennoch: Wem erleichtert das die Arbeit? Welche Interessen stützt das? (Und, nein, „meine“ ist mir keine ausreichende Antwort.) All die Fragen, die auf jeden Fall gestellt werden würden, wenn die Stasi 2.0- und Zensursula-Regierung ein solches Projekt angeschoben hätte.

    Die Kritik an Streetview ist noch nicht so weit, um das ausdifferenziert benennen zu können; auch, weil man eben so schnell als reaktionärer Idiot und Hinterwäldler dasteht, wenn man gerne in der Ecke nochmal nachsehen würde.

  31. 31

    Unterhaltung? Ja, aber der Spaß lässt schnell nach…
    Orientierung? Meine Heimatstadt Düsseldorf ist streetviewisiert. Die Fotos sind im Schnitt anderthalb bis zwei Jahre alt. Da momentan schlümmstens gebaut und gebastelt wird, ist es fast in der ganzen Innenstadt Essich mit Orientierung – die Orientierungspunkte sind oft nicht mehr da oder stehen hinter Bauzäunen. In meiner Straße existiert fast keiner der Läden mehr, die auf SV zu sehen sind. Und wenn man vom Burgplatz aus Richtung Rheinpromenade geht, landet man im Tunnel darunter. Sehr lustig.
    Übrigens decken sich diese Orientierungserfahrungen mit denen, die ich im vergangenen Jahr beim Versuch gemacht habe, mir Eindrücke von bestimmten Teile der französischen Stadt Montpellier zu machen: Das meiste sah schon anders aus als auf Google.

    Streetview its mMn nur in ganz, ganz, ganz seltenen Fällen ein sinnvolles Werkzeug. Und das hat was mit dem Wandel in der Zeit zu tun.

  32. 32

    @#776008:Pro StreetView Argumente nimmst du nicht an. Du hast keine Argumente gegen StreetView (Schwurbelzitat: „Die Kritik an Streetview ist noch nicht so weit, um das ausdifferenziert benennen zu können“) und schuld daran sind die anderen, weil die immer so gemein zurückfragen. Aber bis man Argumente hat soll Google mal schön ruhig sein und nichts machen und mal noch ein paar Jahre warten, weil drei, vier Jahre sind ja nun wirklich nicht genug Zeit, die absolut auf der Hand liegenden Argumente gegen einen Fotodienst zu benennen. Kann doch niemand erwarten, dass sowas innerhalb eines halben Jahrzehnts geht!

  33. 33
    Elblette

    @#776000: Nur zur Info: Die Hütte im Schrebergarten darf nicht größer als 24 qm sein, sonst muss sie abgerissen werden, außer sie hat Bestandsschutz. Nicht, dass Du denkst, irgend etwas wäre nicht genau geregelt, wir sind in Deutschland! Auf Satellitenbildern kann man das übrigens schon ganz gut sehen. Die Idee ist, dass man den Garten als Garten nutzt und nicht mit Hütte voll baut und da wohnt. Diese Regel wird unterschiedlich bewertet, je nachdem, ob man da gerne billig wohnen möchte oder lieber viel Grün in der Stadt hat.

  34. 34

    @#776011: Mit anderen Worten: StreetView könnte eventuell dabei behilflich sein, ein Ordnungswidrigkeit aufzudecken, die bei einem Streifzug des Ordnungsamts wesentlich früher aufgefallen wäre. Krasse scheiße, macht StreetView zu das geht ja garnicht!

  35. 35
    Frédéric Valin

    @#776010: Und bei Google ist es okay, wenn Persönlichkeitsrechte verletzt werden (nackte Menschen werden online gestellt, Leute, die einen Sexshop betreten, Bilder übrigens, die dem Dienst großen Nutzen bringen, weil sie so „unterhaltsam“ sind und deswegen weit verbreitet werden)? Wlan-Netze werden gescannt, und das ist völlig wurscht? Und alle, die sagen, „bitte langsam mit den jungen Pferden, uns geht das zu schnell“, sind eben Idioten? Allein schon die Frage zu stellen ist Ausweis von Ignoranz?

  36. 36
    Frédéric Valin

    @#776012: Wer begeht diese Ordnungswidrigkeit? In Berlin leben mehr und mehr Hartzer in Schrebergartenkolonien, weil es billig ist und für sie die Möglichkeit bereit hält, menschenwürdig mit ihrem Einkommen auszukommen. Wie geil, dass es jetzt die Möglichkeit gibt, sie noch besser zu verfolgen, sie haben ja sonst keinerlei Sorgen!

  37. 37
    Rabbotnich

    Ist es so schwierig, auf die einfache Idee zu kommen, dass meine Lebensumstände mich dazu zwingen, in einem Haus zu leben, dessen Fassade auch ohne nähere Ortskenntnis etwas über mich erzählt? Und von dem ich mir wünschte, dass insbesondere Leute, von denen ich mir wiederum erhoffte, dass sie daran, dass ich bislang nichts an diesen Umständen ändern kann, etwas ändern könnten, diese Information nicht erhielten? Das hat doch nix mit ein paar Facebookeinträgen zu tun, die vollkommen unter meiner Kontrolle sind. Meine soziale Wohnumgebung ist es nicht.

    Eine postalische Adresse an sich hat ohne Hintergrundinformationen keine Aussagekraft über das soziale Niveau der Gegend. Eine Fassade besitzt das immer und von nun an meine konkrete für jedermann einsichtig.

    Ich habe dennoch nirgendwo etwas verpixeln lassen wollen, mir ist das auch wieder nicht so wichtig.

    Sich dann aber wie ein Stalker aufzuführen, und explizit Häuser zu fotografieren von Menschen, die das nicht möchten und vielleicht andere Gründe dafür haben, als dass sie nicht wüssten, wohin mit ihren Luxusgütern im Vorgarten, und insbesondere Gründe dafür haben, deren Nennung an sich schon schambesetzt ist, grenzt für mein Empfinden an Asozialität. Wobei ich niemanden beleidigen will, sondern das leider wörtlich meine.

  38. 38
    Frédéric Valin

    (Übrigens habe ich im Zuge der ganzen Artikel über Karten und Kartographie als politisches Mittel (gerade auch des Kolonialismus) herumrecherchiert und außer diesen Artikeln
    http://www.linksnet.de/de/artikel/25073
    http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=2987&count=42&recno=8&sort=datum&order=down&geschichte=67
    so gut wie nichts brauchbares gefunden. Wer irgendwo interessante Texte zur Funktion von Karten hat, ich wäre sehr verbunden für Links und Buchempfehlungen, vielen Dank.)

  39. 39

    @#776013: Nackte Menschen werden online gestellt? Was ist das denn für ein Argument? Es ist ja nicht so, als ob Google die Tür eintreten würde, ins Schlafzimmer rennt und da filmt. Wenn ich nackt auf die Straße gehe muss ich damit rechnen, dass ich dabei gesehen werde. Wenn dann zufällig ein Street View Auto in dem Moment vorbei fährt, dann ist es eben ein Zufall. Es kann doch aber nicht sein, dass hier jemanden ein Strick daraus gedreht werden soll, der zufällig dabei war, als jemand nackt auf die Straße gegangen ist.

    Bei den Sexshops: die Gesichter sind verpixelt, die Persönlichkeitsrechte somit gewahrt. Was jetzt an Leuten, die einen Sexshop betreten so „unterhaltsam“ – egal ob mit oder ohne Anführungsstriche – sein soll, könntest du bitte etwas genauer erklären. Auch was so schlimm daran ist beim betreten oder verlassen eines Sexshops fotografiert zu werden erschließt sich mir nicht.

    Nein, es ist nicht völlig wurscht, das WLAN Netze gescannt werden, es ist toll. Weil sich mit diesen Daten ein Lokalisierungsdienst bauen lässt, der schneller und billiger ist als GPS und auch unter widrigen Umständen funktioniert. Es ist doch großartig, wenn jemand so einen tollen Hack erfindet, und ich kann beim allerbesten, aller-allerbesten Willen nicht den Hauch eines Arguments finden, was verwerflich daran sein sollte, die MAC Adresse eines WLAN Routers zu speichern. Die damit Aufgebauten Lokalisierungsdienste helfen jedem mit einem halbwegs modernen Telefon jeden Tag. Mir zum Beispiel, aber das ist ja kein gutes Argument für dich, wenn etwas Privatpersonen weiterhilft.

    Wer sagt, „bitte langsam mit den jungen Pferden, uns geht das zu schnell“ ist vielleicht kein Idiot, aber ziemlich sicher langsam. Wer aber nach fast vier Jahren Diskussion immer noch kein Argument hat sondern nur laut polternd darauf besteht, dass das Abendland untergeht, wenn dieser Dienst startet, ja, den könnte man vermutlich durchaus guten Gewissens als einen Idioten bezeichnen.

  40. 40

    Was Max sagt; die unterschiedliche Bewertung der Existenz von Argumenten sieht für mich nach einem bias aus, der so nicht zielführend ist.

  41. 41
    timmy

    Also ich finde die Konsequenzen schlimm. Nun gibt es mittlerweile kein Berlin mehr für Google Street View Gegner.

    http://momworx.de/kein-berlin-mehr-fuer-google-street-view-gegner

    Dann wird wohl bald Hamburg, München etc. folgen.

    Schade… :-)

  42. 42

    Lidl Rioja

    Dumm, wenn man unvoreingenommen/vorbehaltlos
    der Frage nachgeht, worin der eigentliche Nutzen besteht.
    Die möglichst zahlreichen Kunden sollen akquiriert werden.
    Interessant wird das Geschäftsmodell erst dann, wenn auch
    die weniger gut ausgebildeten erreicht werden können.

    Stichwort
    Breitband

    Die sog. Social Networks beweisen die Tatsache der freiwilligen Unterwerfung.
    Mein pers. Resümee:
    -Mitmachen
    -Ignorieren
    -Protestieren

    Nachtrag
    Die Rating-Agenturen sind bisher nur an den PLZ interessiert.
    Weiterführende Massnahmen werden -wenn überhaupt- nicht
    mal durch Hausbegehungen vorgenommen. Ob die Fassade
    für oder gegen einen Hausbewohner spricht, kann man nur
    mutmaßen.

    Mein kleiner grüner Kaktus

  43. 43

    @#776014: Das ist dein Argument? StreetView darf nicht eingeführt werden, weil es Hartz 4 zu niedrig ist?

    @#776015: Wenn ich nicht möchte, dass jemand weiß wie und wo ich wohne, dann sollte ich dieser Person vielleicht einfach nicht meine Adresse sagen.

    Das eine postalische Adresse ohne StreetView keine Aussage über meine Lebensumstände sagt, lässt jeden Mitarbeiter eines Ratingunternehmens nur laut auflachen. Es ist deren Job, dir aufgrund einer Adresse etwas über eine Person sagen zu können. Und den beherrschen sie nach meinem Kenntnisstand sehr schlecht.

    Und ich hab eine schlechte Nachricht für dich: die Fassade deines Hauses war auch schon bisher für jedermann einsehbar.

  44. 44
    marc

    @#776013:
    Inzwischen wirkt es eher so, als ob DU keinen Argumenten zugänglich bist.
    Wenn du einfach dagegen sein willst, dann ist ja gut. Aber tu nicht so, als ob
    den Befürwortern alles egal ist und nur dir (und ein paar anderen) das Wohl der Gesellschaft am Herzen liegt. Ganz ehrlich, wenn man sich das hier objektiv durchliest, sehen deine Argumente eher dünn aus…

  45. 45
    Frédéric Valin

    @#776017: Wenn ich nackt in meinem Garten sitze, der irgendwo auf dem Land in Hintertupfingen kruz vor Ende der Erdscheibe liegt, muss ich natürlich nicht damit rechnen, gesehen zu werden, das jedenfalls ist Quatsch. Klar, wenn Bildrechte verletzt werden, wird man eben klagen, ist in Finnland auch passiert. Da Google eingeräumt hat, dass sich solche Vorkommnisse nicht verhindern lassen, darf man wohl davon ausgehen, dass es sich um einen vorsätzlichen Rechtsbruch handelt.

    Wie groß der Nutzen für die Gesamtbevölkerung ist, ist mir völlig schleierhaft. Armins Argument scheint mir da noch am sinnhaftesten zu sein, ansonsten seh ich eben kaum einen Mehrwert, aber das ist eben meine Einschätzung. Auf belastbare Daten wird man dazu noch ein wenig warten müssen.

    Ich sehe aber auf der anderen Seite ein wichtiges psychologisches Moment, so irrational es auch sein mag: es ist das Gefühl, kartographiert zu werden und damit durchsichtiger gemacht zu werden. @#776015: hat am Ende die notwendige Gelassenheit hinzugefügt, die ich teile, aber kannst Du ausschließen, dass diese Durchsichtigmachung für Bewohner benachteiligter Gegenden sagen wir bei Bewerbungsgesprächen negativ ins Gewicht fallen würde?

    Das Internet ist eh schon eine elitäre Veranstaltung, deswegen halte ich den Reflex, solche Effekte zumindest zu bedenken, nicht für idiotisch.

  46. 46
    Frédéric Valin

    @#776024: Das Argument ist eigentlich keins, sondern bloß ein Detail, stimmt schon. Nichtsdestotrotz finde ich, dass sich für solche Kleinigkeiten vom unteren Rand viel zu wenig interessiert wird.

  47. 47

    Sorry für den rant erstmal, aber ich mußt mir den ersten absatz ca. fünf mal gründlich durchlesen, um überhaupt eine aussage zu erkennen, die sich dann auch trotzdem recht milchglas-verpixelt hinter meiner netzhaut manifestierte. Der rest des artikels wabbelt dann genauso so dahin, ohne wirklich argumente zu liefern; stattdessen werden fröhlich argumente der gegenseite substanzlos in frage gestellt. Die in absatz 1 eingestandene meinungs- und offenbar auch ahnungslosigkeit tritt sich wirklich wunderbar breit.

    @#776014: „In Berlin leben mehr und mehr Hartzer in Schrebergartenkolonien, weil es billig ist und für sie die Möglichkeit bereit hält, menschenwürdig mit ihrem Einkommen auszukommen. Wie geil, dass es jetzt die Möglichkeit gibt, sie noch besser zu verfolgen, sie haben ja sonst keinerlei Sorgen!“
    … Naja, solche super argumente tragen wenigstens zum unterhaltungswert bei.

    Ehrlich gesagt bin ich froh, daß es leute gibt, die sich von der „ich hab keine argumente dafür, oder es könnt sich ja jemand drüber aufregen, also laß ich’s halt einfach bleiben“-mentalität nicht davon abbringen lassen, neuerungen hervorzubringen.

    Sich an einer stelle über plattitüden aufregen ( http://www.spreeblick.com/2010/11/07/sonntagslekture-ristina-schroder/ ), und hier selber dünnsten quark verzapfen, regt mich irgendwie auf, vor allem, weil der stil hier dermaßen auf manta-höhe tiefergelegt ist, und man daneben hoffnungslos nach sinn und (vernünftigem) motiv sucht. Rant over. Ich würd ja unsubscriben, aber geht irgendwie nicht, wenn man den spreeblick-rest noch verfolgen will.

  48. 48
    Rabbotnich

    @#776022: Extrem schlaumeierig. Entweder hast Du einen Job oder Du hast noch nie nach einem ernsthaften suchen müssen.

    Somit hätten sich Deine Einwürfe erledigt. Man sucht üblicherweise nicht nur in Ortsnähe, dennoch reisen die wenigsten Entscheider erst direkt vor meine Haustür. Ob sie Ratingagenturen zu Rate ziehen, mag ich nicht beurteilen, möglich, aber auch durchaus möglich, dass das nicht standardmäßig geschieht. Zudem sprach ich von „ohne Hintergrundinformationen“ in Bezug auf die Wertigkeit einer Adresse. Nur weil andere existieren, muss ich weitere für mich unvorteilhafte doch nicht noch einfacher zugänglich machen.

    Und ich habe auch noch eine schlechte Nachricht für Dich: Dass Du Deine Argumente anders gewichtest als ich meine, wird nicht dazu führen, dass ich meine Meinung ändere oder Deine Argumente in meiner Wahrnehmung stärker werden. Ich verstehe aber nicht, wieso Du mir meine Ansicht bezüglich der möglichen negativen Aspekte nicht lassen kannst. Ich sag mal so: Die Fassade meines Hauses kannst Du nämlich immer noch sehen.

    Wenn ich aus oben genannten Gründen für eine spezielle Situation, die aber leider nun mal ziemlich elementar ist, das nicht für jedermann von jedem Ort zu jeder Zeit wünsch(t)e (ich habe ja nix verpixeln lassen, wie gesagt), weiß ich weiterhin nicht, was es mich da zu überzeugen gibt. Und auch nicht, was jemand Anderer dadurch verlöre. Die wenigsten Menschen leben neben weltbekannten Wahrzeichen.

  49. 49
    wasserbauch

    Nur weil du keinen Mehrwert siehts, sind ja nicht alle, die einen sehen, gleich faule Stubenhocker die nicht rausgehen möchten um Dinge zu sehen.

    Ich sehe für mich ganz klar einen Mehrwert. Wenn ich zu einer mir noch unbekannten Adresse fahre ist es immer das gleiche Schema. GoogleMaps, dann BVG.de. Jetzt hab ich noch die Möglichkeit mir vorher einen echten Überblick zu verschaffen. Was bei ungenauen Adressangaben oder ungenauen Googlemapsangaben schon öfters nützlich gewesen wäre.
    Besonders vorort direkt vom Handy, wenn es an Hausnummern mal wieder mangelt.

    Das ist ein klarer Mehrwert, der mir kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Da die Bilder nichts zeigen, was ich nicht auch aus nem Bus der BVG sehen könnte, lass ich das Argument von verletzter Privatsphäre nicht gelten.

    Wer gibt eigentlich dem einen Mieter das Recht, ein ganzes Haus verpixeln zu lassen ohne die anderen Mietparteien zu fragen?

  50. 50

    @#776025: Vorsätzlicher Rechtsbruch? Weil sie nicht 100%ig ausschließen können, dass sie alle paar tausend Kilometer versehentlich ein Nackter im öffentlich einsehbaren Teil seines Gartens fotografiert wird und dann eventuell sein Dödel 2 Pixel groß im INTERNET zu sehen ist?

    StreetView ist ein Produkt, das nur als Massenprodukt funktioniert und sich deswegen auch nur sehr allmählich wieder refinanzieren kann. Wenn es als für die gesamtbevölkerung keinen nutzen bringt, dann wird es schon schnell genug wieder eingestellt werden. In sofern brauchst du dir auch keine Sorgen zu machen.

    Das Internet ist keine elitäre Veranstaltung, sondern das genaue Gegenteil: es macht Werkzeuge und Kommunikationsmittel, die früher nur einer kleinen Elite zugänglich war, für praktisch jeden verfügbar. StreetView gehört übrigens dazu: wurden solche Hausansichten bisher nur für viel Geld von einer handvoll Unternehmen und dem Staat an eine kleine Elite verkauft, so stehen sie jetzt jedem mit einem Breitband-Internetanschluß zur Verüfgung. Dass bei weitem noch nicht jeder einen solchen Netzzugang hat, finde ich genau so tragisch wie du hat aber nicht das allergeringste mit StreetView zu tun.

  51. 51

    @#776028: Ich habe einen Job und ich musste mich auch schon mal bewerben. Somit hat sich mein Einwurf nicht erledigt und ist noch gültig. Wenn dein potentieller Arbeitgeber deine Wohnung auf StreetView sieht, dann wird er sich denken: „oh, vermutlich ist er auf der Suche nach einem Job, weil er sich im Augenblick noch keine bessere Wohnung leisten kann als diese da.“

    Falls er sich denkt: „oh, wer in so einem ärmlichen Haus wohnt hat keinen Job verdient“, dann ist er ein dämlicher Vollidiot der offensichtlich nicht zu logischem Denken im Stande ist und dessen Firma darum sowieso sehr bald pleite gehen wird. Du hast es dir somit erspart eventuell unbezahlt in dieser Firma arbeiten zu müssen. StreetView sei dank!

  52. 52
    Jens Best

    Lieber Frédéric,

    du sollest vielleicht vorher den Kontakt suchen, bevor du fälschlicherweise unterstellst, es würde mir um Google oder Streetview gehen. Die kommerzielle Abbildung des öffentlichen Raums, also eine Art digitale ShoppingMall-Öffentlichkeit, ist mir einfach schnuppe.

    Drüber bei carta habe ich nochmals einige Argumente als Kommentare unter Ennos Artikel geschrieben.
    http://carta.info/35845/wir-sind-nicht-reif-fuer-streetview-wenn-wir-den-wunsch-nach-verhuellung-nicht-akzeptieren-koennen/
    Kommentare Nr. 47/43/36/34 <- dort in aller Ausführlichkeit

    Hier in aller Kürze: Das Kind darf nicht mit dem Bade ausgeschüttet werden. Die Absprache eines Konzern mit einer internet-fernen Ministerin und eines mediengeilen Bundesdatenschutz-Fanatikers erzeugt keine neue moralische oder gar rechtliche gültige gesellschaftliche Realität.

    Alles was wir im öffentlichen Raum machen, alles worauf wir uns als Gesellschaft geeinigt haben, ist dem Wandel unterworfen.

    Aber
    wenn durch die Hintertür das Digitale Fotografieren und Publizieren unter Strafe gestellt werden soll (Bundesratsentwurf der BDSG-Änderung, eingebracht durch HH-Steffen, §34 "generelles Widerspruchsrecht von Hausbesitzern"),
    wenn es plötzlich ein Zentralregister geben soll, wo man sich als Fotograf erkundigen muss, ob es jemanden gibt, der die öffentlich einsehbare Häuserfassade nicht im Web sehen will
    und letztlich auch wenn ich in vielen Gesprächen in den letzten Monaten die unreflektierte Arroganz des Deutschen Michel erleben durfte, der bereit ist den öffentlichen Raum willkürlich einzuschränken, weil er es gerade so mag. (ansonsten gibt's auf die Nase)

    – all das führt mich dazu, ein klares Zeichen zu setzen – das Fotografieren und Veröffentlichen von Fotos und Fotoserien aus dem öffentlichen Raum, gerne auch verknüpfbar mit anderen Daten, weil dieses "Datenverknüpfen" ja ursprünglich eine der coolen Ideen der Webnutzung war, ist unter der Beachtung eines angemessenen Datenschutzes erlaubt.

    Statt sich über Google das Maul zu zerreissen, könnte die deutsche Politik ja mal anfangen zivilgesellschaftliche Public Domain Alternativen zu fördern – 50.000 Menschen arbeiten ja bereits an openstreetmap.org – das wäre mal die offensichtlichste Sache, die man als nicht-kommerzielle Alternative pushen könnte.

    Aber Frédéric, das genau ist halt das Problem, es geht garnicht um mehr breitenwirksamere bürgerliche Nutzung des Webs, es geht um Verhindern, Verbieten – es geht um Aufregen und Rumschreien.

    Es geht mir aber mitnichten um eine "Ethik des digitalen Übermenschen", um das Ausleben einer "Digitalen Arroganz". Wer mich kennt, weiss, das Vermittlung und breitere Nutzung des Webs bei mir im Vordergrund steht.

    Aber es ist nunmal auch so, dass es bestimmte Formen des offeneren Umgangs gibt, die sich im Web etabliert haben und die jetzt auf eine nur auf dem Papier freie und offene Gesellschaft stossen – da ist halt nicht immer alles Ringelpitz-mit-Anfassen, da muss man, bei allem Respekt, auch mal für die Essenz des Webs einstehen.

    Diejenigen, die lautstark den Respekt vor der Privatsphäre einfordern, wenn sich ein Fotograf im öffentlichen Raum bewegt, missbrauchen den wichtigen Begriff der Privatsphäre und sind gleichzeitig respektlos gegenüber dem öffentlichen Raum. Solche Gestalten sollten einem auch irgendwann mal schnurz sein können, weil diese Borniertheit, fern aller Google-Debate, die eigentliche passive Gefahrenquelle für eine offene Gesellschaft ist.

  53. 53
    Jens Best

    @Frédéric Valin (37): Frédéric #36

    Auf deiner Suche nach Quellen für die “Politische Nutzung der Kartografie” kannst du bestimmt jemanden bei der Voss Stiftung ansprechen:

    http://voss-stiftung.de/publikationen/wissenschaftliche-publikationen/
    Frau Dr. Heike Christina Mätzing z.B. ist ein hilfsbereiter Ansprechpartner

    ggf. könnte man auch hier Anregungen finden:
    http://landkartenindex.blogspot.com/

  54. 54
    Frédéric Valin

    @#776030: Gut, sagen wir eine billigende Inkaufnahme. Den Vorsatz kann man aber durchaus unterstellen, weil sie ja wissen, dass es diese Probleme gibt und geben wird.

    Das Internet ist männlich, weiß, jung, besserverdienend, man nennt dieses Phänomen die digitale Kluft. Abgesehen davon haben genau diese Schichten größere Vorteile im Netz, weil sie traditionell besser vernetzt sind und mit der deutschen Sprache umgehen können etc. Es hat kein bisschen mit Streetview zu tun, man merkt aber die Abwesenheit gegenteiliger Meinungen in der Diskussion.

  55. 55
    michael

    Sollte ich die Freiheit haben von öffentlichen Plätzen aus Fotos von Häuserfassaden zu machen und diese dann mit Adresse versehen zu veröffentliche, gar zu verkaufen? Natürlich! Ich hielte es für absolut absurd wenn nicht, eine übereifrige Einschränkung meiner Freiheiten!

    Wenn ich mir dieses Recht zugestehe darf ich jedoch auch Google nicht einschränken. Eine Beschneidung der Rechte und Freiheiten Googles ist auch eine Beschneidung meiner Rechte und Freiheiten.

  56. 56

    @#776056:

    Kannst Du das mit Statistiken vernuenftig belegen? Oder ist das auch nur irgendein Hoerensagen wie die moegliche Ueberpruefung eines Schrebergartens oder die Gefahr der Einbrueche weil sich ja angeblich die Einbrecher alle die Haeuser ueber Streetview ausspionieren?

    Sorry, dass „das Internet männlich, weiß, jung, besserverdienend“ ist halte ich ohne gute Statistiken fuer ein Geruecht. Ebenso wie den Unsinn von den „Digital Natives“. Auch ist mir keine einzige zuverlaessige Statistik bekannt nach der durch Streetview die Einbrueche ansteigen, geschweige denn ueberhaupt ein Fall wo ein Einbrecher Streetview benutzt hat um ein Haus auszuspionieren (warum auch, ist doch viel einfacher und sicherer das vor Ort zu machen). Wenn dem so waere muessten die Einbrueche in all den Laendern wo es Streetview schon laenger gibt ja explodiert sein, da ist mir nichts von bekannt.

    Sorry, das einzige was Du (und andere) bisher gebracht haben sind irgendwelche wirren Angstgefuehle die Du/Ihr jetzt durch bisher unbelegte „Beispiele“ ueber die Gefahren unterfuettern moechtest.

    OK, Du hast ein ungutes Gefuehl dabei. Dann belege es aber bitte so langsam auch mit fundierten Gruenden, nicht irgendein „koennte“ und „vielleicht wird dann“. Du und die die aehnlich denken wie Du fordern gute Gruende und Beispiele wofuer es denn gut sein soll.

    Wir haben dies mit konkreten Beispielen getan wie viele dies Angebot aktiv in ihrem taeglichen Leben nutzen und nutzen werden wenn sie lernen wie es geht. Jetzt moechte ich bitte endlich mal konkrete Faelle sehen wo Google Streetview zu etwas „boesem“ genutzt wurde. Konkrete Faelle, kein „die koennten dann“.

    Das Beispiel mit den Leuten die gerade in den Puff reingehen oder beim Kotzen auf die Strasse erwischt wurden zaehle ich da auch nicht gerade zu. Natuerlich passiert so etwas und es wird auch durchaus peinlich sein fuer die Leute (wenn dort gerade das Verpixeln schiefgegangen ist). Aber wie hoch ist da die Wahrscheinlichkeit dass es einen trifft? Die duerfte verschwindend gering sein. Da duerfte die Wahrscheinlichkeit um ein vielfaches hoeher sein dass einen die eigene Frau, der eigene Boss oder der eigene Freund dabei erwischt. Und das man im Lotto gewinnt. Und das man vom Blitz getroffen wird. Vermutlich sogar alle drei zusammen. Wieviele Faelle von Google Streetview Puffbesuchen sind da aus Deutschland bekannt? 10? Wenn’s hoch kommt? In der gleichen Zeit duerfte es ueber 100 Lottogewinner gegeben haben. Wuerde mich nicht wundern wenn die Anzahl der Leute die vom Blitz getroffen wurden aehnlich hoch ist. Von den Maennern die in irgendeiner Form von Verwandten oder Bekannten beim Puffbesuch ertappt wurden ganz zu schweigen.

  57. 57

    Soweit ich weiß, darf man in Deutschland schlicht und ergreifend:
    – an öffentlich zugänglichen Plätzen fotografieren
    – mehr als eine Hand voll Leute dabei erwischen
    – beliebige Gebäude, auch Kennzeichen von Autos usw. ablichten
    – diese Bilder verkaufen, gewerblich nutzen
    – diese Bilder so oft auf Homepages stellen, wie man will.

    Dies darf jede private oder juristische Person. Oder seh ich da was falsch? Und das ist auch gut so! Was wär das denn bitte für ein juristischer Aufwand, was für ein Papierkram, wenn der Herausgeber von einem Touri-Band über München erst bei JEDEM Haus, das auf einem Foto zu sehen ist, den Besitzer fragen müsste, ob dieses Haus jetzt gerade zu sehen sein darf?

    Wo genau ist die Logik, wenn man jetzt sagt „bei Google ist es aber anders“? Weil Google das ganze jedem zugänglich macht und man sich nicht eine Karte kaufen muss/einen Stadtführer? Weil Google jedes Geschäft zeigt und nicht nur die, die sie gerade zeigen wollten? Natürlich tut Google das nicht aus purer Gutherzigkeit – es ist einfach ein funktionierendes Geschäftsmodell, verfügbare Informationen zu aggregieren und dann für einen kleinen Betrag (z.B. Werbung) aufbereitet zur Verfügung zu stellen. Das ist nicht Googles Idee, das gabs schon vorher – nur der Maßstab ist ein anderer. Das macht’s aber nicht gefährlicher.

    P.S.: Dieses Einbrecher-Argument ist übrigens etwas (!) weit hergeholt. Ob der jetzt mit nem Auto/Fahrrad selbst dran vorbeifährt oder bei Streetview – macht das jetzt echt nen Unterschied? Wenn kein absoluter Idiot ist, wird er sich auf ein paar Montate/Jahre alte Fotos aus begrenzter Perspektive nicht verlassen. Gut, nimmt ihm vllt Arbeit ab. Schaut er tagsüber ne Stunde mehr Fernsehen. Wow!

  58. 58
    Andi

    Irgendwie wird mir das zu verschwurbelt hier, deshalb mal ganz simpel gefragt:

    Wenn jemand mit einigem Aufwand kundtut, dass er etwas nicht möchte, was exakt spricht dann dagegen, diesen Wunsch zu respektieren (selbst wenn der Wunsch sich nicht auf einen Paragraphen stützen kann)?

  59. 59
    Jens Best

    @#776074:

    @Andi

    Ok, ein neuer, ganz simpler Wunsch:

    Ich möchte nicht, dass Dinge, die ich auf Strassen berührt habe, fotografiert werden. Ich habe eine solch‘ tiefe Beziehung zu diesen Dingen aufgebaut, dass diese persönliche Beziehung quasi meine Person mit definiert. Mit anderen Worten sind Abbildungen dieser Dinge ein Eingriff in meine informationelle Selbstbestimmung. Wenn ich diese Dinge im Internet sehe, fühle ich mich plötzlich nackt.
    Ich freue mich, dass Google diese Dinge, nach viel politischem Druck, auf meinen Wunsch hin, hat schwärzen lassen. Jeder, der diese Dinge fotografiert und damit meinen Wunsch, den Google mir erfüllt hat, missachtet, ist böse. Ein unmensch.

    Außerdem fände ich es gut, wenn alle keine roten Pullover mehr in der Öffentlichkeit tragen würden. Die mag ich nämlich auch nicht.

    Was sind deine Wünsche? Zusammen bekommen wir das ganze Internet geblurrt, wir müssen uns es uns nur ganz doll wünschen.

  60. 60
    Andi

    @ Jens:

    Hmm, meine Frage grotesk zu überhöhen und das Ergebnis dann lächerlich zu machen, ist irgendwie nicht wirklich eine Antwort. Aber trotzdem danke.

    Ich schaue mir die ganze Nummer eher belustigt von der Seitenlinie aus an, da ich (bislang…) selber nicht direkt betroffen bin. Und für mich stellt sich die Situation in etwa so dar, dass die eine Seite sagt „Lasst mich in Ruhe mit dem Quatsch!“, und die andere Seite ruft zurück „Was du willst ist mir scheissegal, du Loser!“. Und das würde ich halt ganz gerne verstehen.

  61. 61

    @#776077: Okay, sieh es einfach so: der eine sagt: „Lasst mich in Ruhe mit dem Quatsch!“ und die andere Seite ruft zurück „Hey, niemand hat dir irgendwas getan, außer dein Haus fotografiert und das Foto wird für ein riesengroßes Projekt gebraucht das allen weiterhilft…“ und der ursprüngliche Rufer ruft zurück: „Genau! Das Fotografieren meines Hauses verstößt gegen meine Privatssphären-Haus-Seele irgendwas. Weiß auch noch nicht genau, wogegen aber hört auf damit das zu tun, was euer Recht ist.“

  62. 62
    Namen, hui =)

    @#775973: Du hast es selbst geschrieben: Die Panoramafreiheit beschränkt sich auf Aufnahmen ohne technische Hilfsmittel. Auto als auch Kamera(-stativ)-erhöhung sind eben technische Hilfsmittel und somit ist die rechtliche Sicherheit der Street-View-Aufnahmen nicht klar. Da muß man schon sehr schizophren sein, erst genau davon zu sprechen und zuzugeben, daß es eben diese rechtliche Grauzone gibt und am Ende festzustellen, daß sie dann ja aber spätestens jetzt weggefallen sei.

    Das ist aber auch wieder nur halb richtig. Das Ganze könnte nämlich als Nötigung ausgelegt werden. Wer sein Haus bei Google verpixeln lässt und Google kommt dem nach, zeigt damit an, daß er das nicht will (egal wie ich oder andere dieses mitunter fragwürdige Verhalten werten würden. Er/Sie will es halt so.) Und nun fotografiert jemand ganz bewusst diese Häuser mit Ankündigung und seinen wirren Gedanken als Untertext und veröffentlicht sie – der begeht damit eine Nötigung, denn es ist ja ganz klar, daß da jemand kein Bild von seiner Wohnung/Haus will. Nun könntest du natürlich einfach eins machen und irgendwo hochladen. Das wäre mitunter Zusammenhangslos und in Ordnung. Aber machst Du das ganz offensiv mit eben jenem Zusammenhang, handelst Du bewusst „ehrverletzend“ und begehst genannte Nötigung.

    Also nächstes Mal vielleicht vorher informieren.

    Und das kann man auch nur den „Wir sind die Helden der Neuzeit und haben Fotos bei Google eingestellt“-Witzfiguren sagen. Für so wenig gesellschaftliches Miteinander und reflexartige Kaumuskulatur empfinde ich wenig Sympathie. Als wenn es nicht schlimm genug ist, daß man sich wegen solcher Kindereien Kopfschmerzen machen muß und in der BILD mal wieder irgendwelche Lügen verbreitet werden (von wegen „Aber dann sehen Einbrecher ja, wann ich mal gar nicht zuhause bin. BEÄNGSTIGEND!!1“) – muß man jetzt mit aller Gewalt entgegen-„argumentieren“?

    Ganz schön arm, das Theater. Als sei damit auch nur irgendetwas gewonnen. Statt vorher oder jetzt noch Aufklärung zu leisten, worum es bei Street View überhaupt geht und wie es funktioniert… Haha, und dann noch dem Großkonzern Google in die Hände spielen, mit eurem Pseudoanarcho-Gehabe. Aber nee, ihr tut es ja für ein höheres Ziel, oder sowas. Hauptsachen dagegen und gegen diese Spießer. Und alle so: Yeah!

    Übrigens ist mein Haus auch verpixelt – so wie viele in unserer Straße (und ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung, was der Unsinn soll) – Aber reg ich mich etwa darüber auf?

  63. 63
    Frédéric Valin

    @#776071: Wir haben drei Ebenen, auf die sich die Kritik an Google Streetview bezieht.

    Die erste ist die schwächste, das sind die konkreten Auswirkungen, also verletzte Rechte einzelner, als da wären Schrebergärten (ein schwaches Beispiel) und nicht vollständig zu garantierende Unkenntlichmachung derjenigen Personen, die das Pech hatten, sich fotografieren zu lassen an einem Ort, den sie nicht hätten aufsuchen sollen. Also die persönlichen Informationen, die Google zu sammeln nicht beabsichtigt, es aber trotzdem tut. Das sind Einzelfälle. Ob und inwiefern das Recht auf informationelle Selbstbestimmung beeinträchtigt wird, ist juristisch umstritten, sollte aber imho ausdiskutiert werden.

    (Da wäre die Frage: Wiegen diese Einzelfälle schwerer als der Vorteil, den andere daraus ziehen? Eine ketzerische Frage, Jens Best und Max werden mir gleich wieder, was für ein Vorgestriger ich sei. Klar ist, das es empirische Zahlen dazu noch nicht gibt, zumindest nicht für Deutschland: wir wissen also nur, übergespitzt gesagt, von Max, wie toll Streetview ist, aber nicht, ob diese Tolligkeit auch einen gesellschaftlichen Mehrwert hat. Das liegt in der Natur der Sache, der Markt reguliert sich in der Hinsicht selbst, aber ist die digitale Öffentlichkeit etwas, was man den Wirkungen des Marktes unterwerfen möchte?)

    Die zweite ist bedeutender, das ist die Frage nach den sozialen Konsequenzen. Es ist bekannt, dass solche Kartographierungen soziale Segregation eher fördert. @#776015: hat dazu exemplarisch den Einwand gebracht.

    Die dritte ist ein diskursiver Einwand: Warum ist es okay, sich Zeitpunkt und Art und Weise der Debatte von einem Konzern aufzwingen zu lassen? Die Rollen sind ja klar verteilt in der Diskussion: die Befürworter treten auf als die optimistisch in die Zukunft sehenden, progressiven Freiheitsliebenden, denen zwar auch nicht gefällt, dass es ein Konzern ist, der das Abbild der realen Welt ins Netz stellt, aber hey, es muss einfach mal passieren. Auf die Frage „Warum Google, warum so?“ reicht ihnen die Antwort „Weil es (nur) so geht“.

    Eingebettet ist die Diskussion über Streetview in den größeren Kontext einer digitalen Öffentlichkeit und die dadurch entstehenden Verwerfungen der Privatheit. Wie Jens Best es formuliert hat, gehts ja auch darum, „dass es bestimmte Formen des offeneren Umgangs gibt, die sich im Web etabliert haben und die jetzt auf eine nur auf dem Papier freie und offene Gesellschaft stossen“ – es geht also, um das mal neutraler auszudrücken, insgesamt um die Etablierung neuer Umgangsformen. Und da ist der Streetviewcar natürlich eine Metapher, ein Vorbote neuer Gebräuche. Daraus erklären sich die Ressentiments und Widerstände der weniger webaffinen Bevölkerung, die unter Umständen nicht weiß, was genau und wie mit den Bildern passiert und sich kartographiert vorkommt, wobei das – wenn es tatsächlich um die Etablierung einer neuen Ethik geht – nur die Vorstufe zu einer Kolonialisierung darstellt. (Jens Best und mspro, die sich ja gerade an die Spitze pro Street View gestellt haben, ziehen die Auseinandersetzung gerne in diese Richtung.)

  64. 64
    Frédéric Valin

    @#776071: “das Internet männlich, weiß, jung, besserverdienend”, sei ein Gerücht:
    Siehe dazu zum Beispiel den (N)onliner Atlas (http://www.initiatived21.de/nonliner-atlas/zentralen-ergebnisse-noa2010).

  65. 65
    Frédéric Valin

    @#776043: Dafür, dass Du für eine Aussöhnung eintrittst, ist Deine Wortwahl erstaunend wertend. „Unreflektierte Arroganz des Deutschen Michel“ oder aber auch „es geht um Verhindern, Verbieten – es geht um Aufregen und Rumschreien“, das sind nicht eben Brücken, die man dem Gesprächspartner baut.

    Und dass es Dir nicht um Street View geht, fällt mir schwer zu glauben. Schließlich arbeitest Du explizit mit den schwarzen (oder milchglasfarbenen) Stellen, die „der deutsche Michel“ in Streetview hineingeschlagen hat: was ist das sonst als ein „in die Bresche springen“, und zwar im wortwörtlichsten Sinn? Steht denn der Plan noch, die Fotos auf Picasa (auch Google) hochzuladen und mit Streetview zu verknüpfen?

  66. 66
    Frédéric Valin

    @#776073: Ob beispielsweise das Fotografieren von Fahrzeugen unter die Panoramafreiheit fällt, ist umstritten. Was auf keinen Fall unter die Panoramafreiheit fällt, sind temporäre Kunstinstallationen, die Google mitaufnimmt, siehe dazu Seiler. Übrigens gilt die Panoramafreiheit nur bei urheberrechtlich geschützten Gebäuden, ist also keinesfalls das entscheidende Stichwort.

    Das LG Köln hat in der Sache bilderbuch-koeln.de entschieden, dass die Fotos zulässig sind, Caspar kommt in seinem Gutachten zu ähnlichen Abwägungen (siehe dortige Kommentare). Lidner [pdf] weist darüber hinaus auf ein paar Probleme hin, die in der Verknüpfung mit anderen Datensätzen entstehen können (Stichwort rottenneighbor.com) und sieht Regelungsbedarf.

  67. 67

    @#776079: Wow, einfach wow.

    Mein Kommentar bezog sich hauptsächlich auf die Leute, die nun rumrennen und selbst _ohne_Hilfsmittel_ fotografieren. Was das nun mit den Aufbauhöhen der Google-Autos zu tun hat…

    Und zur „Nötigung“…
    „Wer einen Menschen rechtswidrig mit Gewalt oder durch Drohung mit einem empfindlichen Übel zu einer Handlung, Duldung oder Unterlassung nötigt […]“ – wie das bitte auch nur ansatzweise durch ein hochgeladenes Foto einer Fassade erreicht werden können soll, darfst du, der du ja sicherlich mindestens das 2. Jura-Staatsexamen besitzt, mir dummen Nicht-Juristen erklären. Im Zweifel geb ich dein „Also nächstes Mal vielleicht vorher informieren“ aber einfach grad wieder zurück.

  68. 68
    Andi

    @#776078:

    Okay. An dem Punkt würde ich jetzt die Reaktion erwarten „Ja gut, es ist zwar mein Recht, aber wenn es dich so stört, verzichte ich darauf.“ Oder hilfsweise ein paar Argumente, die den anderen auch ernstnehmen, also mehr als „weil ich es kann“ und „weil das die Zukunft ist“. Ein paar Leute auch hier bringen ja Gründe an wie z.B. ältere und/oder kranke Menschen, die nicht reisen können. Da wäre dann zu diskutieren, ob sowas bedeutsam genug ist, die Wünsche anderer zu übergehen.

    Die Abwägung, wie wichtig man die Wünsche anderer nimmt, wird natürlich jeder anders vornehmen. Mit einer Planierraupe drüberfahren kann aber schwerlich die Antwort sein.

  69. 69
  70. 70

    @#776081:

    Sorry, aus der Statistik abzuleiten das Internet sei maennlich, weiss, jung, besserverdienend halte ich fuer gewagt:

    In der Statistik sind ungefaehr 67m Einwohner ueber 14 Jahre, wovon 72% oder 48m online sind. Der Einfachheit halber nehme ich mal an die Verteilung m/w ist 50/50 (auf die 67m bezogen). Das heisst dann umgerechnet ungefaehr 26.7m Maenner (79.5% der Maenner) und 21.7m Frauen (64.8% der Frauen) sind online. Von den 48m online sind das ungefaehr 55% Maenner und 45% Frauen. Ja, das ist eine Mehrheit fuer Maenner, aber bei weitem keine ueberwaeltige Mehrheit, vor allem wuerde ich daraus kein „das Internet ist maennlich“ ableiten wollen.

    Zum Alter: Von den 14-29 Jahre „jungen“ sind 95.8% online, von den 30-49 Jahre „mittleren Alters“ 87.1%. Schon mal kein gigantischer Unterschied. Wenn man jetzt noch bedenkt dass die geburtenstarken Jahrgaenge eher in der zweiten Altersgruppe liegen (siehe z.B. die Bevoelkerungspyramide hier oben rechts) wuerde es mich nicht wundern wenn die 40-49 jaehrigen in absoluten Zahlen sogar in der Mehrheit ist. Das sieht fuer mich nicht nach einem jungen Internet aus, eher einem Internet mittleren Alters.

    Zu den anderen beiden Punkten (weiss und besserverdienend) habe ich dort nichts gefunden.

    Nicht sehr ueberzeugend fuer Deine These, finde ich.

  71. 71
    cromeo

    Liebe Streetview Kritiker,

    es gibt da eine Sache die verstehe ich nicht recht, Wieso ist es der Streetview der euch so erzürnt? Treffen nicht all eure Argumente nicht noch viel mehr auf den Blick von oben zu? mit der Bing- Vogelperspektive sehe ich sogar die leeren Bierkisten auf dem Balkon meines Nachbarn die er hinter dem Sichtschutz hortet, wie viele Fahrräder auf dem Hof stehen und wer einen Swimming Pool im Garten oder auf dem Dach hat… (he he, und welches von den Verpixelten Häusern im Pixlauerberg eine Luxus Dachwohnung hat) das kann ich von der Strasse nicht sehen…. und auch wenn ich auch den Schrebergarten nachmessen möchte tue ich das doch leichter von Oben als aus dem Streetview heraus….. also ist nicht eigentlich die Vogelperspektive das Problem? und das in Verbindung mit der banalen Strassenkarte? Da lassen sich doch schon prima eine ganze Menge an verwertbare Daten zusammensammeln und ableiten… dagegen ist der Streetview doch ein Witz… da gibt es nichts zu sehen was ich nicht auch ohnehin sehe wenn ich die Strasse runter gehe…

  72. 72
    Frédéric Valin

    @#776094: Männer nutzen das Netz häufiger und als Frauen, behauptet die Bitcom
    http://www.taz.de/1/netz/netzoekonomie/artikel/1/gebildete-surfen-mehr/

    Für 2006 existiert eine Sonderauswertung des Nonliner-Atlasses
    http://www.kompetenzz.de/Daten-Fakten/Internet#aoffliner_2006

    Für 2007 existiert eine Studie über die Internetnutzung von Migranten und digitale Integration
    http://www.internetpaten.info/Digitale-Integration/Migrantinnen/Hintergrund/Internetnutzung2/ARD-ZDF-Studie

  73. 73

    @#776091: Es ist ja nicht so, als wäre in dieser Diskussion nicht sowieso schon eine Menge Porzellan zerstört worden. Schon seit einem halben Jahr wird ja von Seiten der StreetView Gegner eine größtenteils sehr Schrille Panikmache betrieben, die ihren Höhepunkt beim auch hier nicht unerwähnten angeblichen Abhören von WLANs durch Google ihren bisherigen Höhepunkt hatte.

    Sogar einen Gesetzentwurf haben die Gegner schon eingebracht, der quasi das Fotografieren von Häusern verbieten soll, ohne sich auch nur die Mühe zu machen, wenigstens mal zu begründen, welchen Schaden sie durch das Fotografieren haben. Die neuste Begründung ist nun „weil es mich stört“, eine Begründung, die angeblich nicht weiter begründet werden muss. Diese Begründung, die allerdings die Totalverweigerung des Versuchs eines Ausgleichs der Interessen ist – eine immer und jederzeit anbringbare Begründung, die per Definition nicht weiter erklärt werden muss bringt auch mich ganz ordentlich auf die Palme.

    Darüber hinaus: ich kann mich tatsächlich des Eindrucks nicht erwehren, dass hinter all den „Privatssphäre“, „die armen Hartz-4-Empfänger“ und „böser Großkonzern, der uns alle unterjochen will™“ nichts weiter steckt, als eine ganz kleinkarierte Spießigkeit, die findet, dass sich die Welt da draußen ja gerne mal verändern darf, solange sie das leise tut, vorher die Schuhe abputzt und bitte schön ohne das jemand genötigt wird nachzudenken oder sich Argumente anhören zu müssen. Und dagegen ein wenig anzustänkern, macht Spaß und hält jung.

  74. 74
    Frédéric Valin

    Am meisten gefällt mir an der Diskussion eigentlich der fortwährende Vorwurf, aus rein persönlichen Motiven und zum Selbstzweck GSV zu kritisieren, verbunden mit den genauso fortwährend vorgetragenen Unterstellungen billigster Klischees. Rasenmähende Deutsche, Berufskritiker, Ewiggestrige, jede Charakterisierung ist mindestens persönlich, wenn nicht sogar diffamierend gemeint.

    Hab ich mir andererseits aber auch verdient, allein schon wegen des Schrebergartens.

  75. 75
    Jens Best

    @frédéric

    Wortwahl von mir: Resultiert aus Erfahrungen von Meinungsaustausch mit genau dieser Gruppe in den letzten Monaten. Nicht jeder in Deutschland fängt eine Diskussion mit: „Ich habe da eine andere Meinung, aber lassen sie mal ihre hören, vielleicht ist da ja auch was dran.“ an – Das ist leider die Realität in der Republik.
    Niemand wird von mir per se als Spiesser bezeichnet, dies beruht auf realen Erfahrungen, die ich mal statistisch auf den passenden Teil der Gesamtmenge der „Verpixeler“ anwende.

    Auswahl der verpixelten Häuser: Irgendwo muss man ja anfangen. Ich hätte auch damit anfangen können, mit fortschritts-offenen Heimatmuseen in der Republik historische Fotos einscannen zu können und so eine karten-basierte (google, openstreetmap) Strassenbetrachtung durch das letzte Jahrhundert umsetzen können. Einfach um mal zu ziegen, dass es auch andere dezentrale coole Möglichkeiten der Webnutzung gibt. Kommt auch noch, wie so einiges anderes positiv Gestaltende. :)
    Aber mit der medialen und politischen Hysteria wurde nunmal der Konsens um den öffentlichen Raum in starke Mitleidenschaft gezogen. Da hab‘ ich halt reagiert, bin auch nur ein Mensch. Ab und an muss man auch mal für Freiheiten einstehen, auch wenn sie „Gefühle“ kurzfristig verletzen oder ggf. von bösen kapitalistischen Supermega-Konzernen missbraucht werden können. Und ja ich bin Google, bei allem kritischen Abstand, dankbar, das sie zumindest im Kern Aktionen durchziehen, die einer besseren Informationsmöglichkeit dienen.

    @Andi

    Respekt vor Wünschen wäre mir auch lieber gewesen (habe ich bereits zu Beginn der Aktion im April deutlich gesagt) – aber der medial und politisch missbrauchte Begriff der Privatsphäre hatte bereits zu großer Konfusion in der Bevölkerung geführt. Es gibt Menschen (nicht wenige), die halten die Absprache zwischen Aigner und Google für nun geltendes Gesetz. Sprich mal mit Foto-/Filmjournalisten, welche dümmlichen Kommentare kommen, wenn sie im öffentlichen Raum mit der Kamera ihrer Arbeit nachgehen.

    Viele Onliner unterschätzen die Dumpfheit, die immer noch in der Republik, nach all den Jahrzehnten gespielter Demokratie, heimisch ist. Das Internet (und nicht nur Google) als störend zu sehen, ist gang und gebe. Nicht direkt aus Angst, sondern aus selbstgewählter Unwissenheit und einer Verachtung für Veränderung.
    Da muss man auch mal das Verständnis von Öffentlichem Raum (und dessen Abbildungsmöglichkeit) verteidigen, auch wenn man dann nicht mehr der nette Onliner ist, der einem mal „was Schönes in diesem Internet“ zeigt.

    Man kann sich ja mal fragen, warum die Politik nicht in all den Monaten mit der Förderung freier Alternativen zu Google Maps und Streetview wie z.B. openstreetmap.org angefangen hat.
    Nun ich denke, weil es garnicht um eine bessere breitere Nutzung des Webs durch die Bevölkerung geht, sondern um das eigene Profilieren auf Kosten eines US-Konzerns.
    Wirtschaft und Staat entscheiden über unser, des Bürgers, Internet. Frédéric hat recht, es müssen noch viel für die soziale(!) Flächendeckung der Webnutzung getan werden. Warum sitzen am 7.12. beim „IT-Gipfel“ wieder nur Wirtschaft und Staat zusammen und entscheiden u.a. über die Nutzung von Geodaten? Das sind unsere, privaten wie öffentlichen, Daten. Wir sollten darüber entscheiden, nicht Google, und nicht unfähige Politiker und deren bezahlte Berater.

  76. 76

    @#776100:

    Ja, nette Statistiken, nur genausowenig ueberzeugend.

    M/W: „Männer nutzen das Internets laut Studie im Schnitt länger als Frauen: 38 Prozent der männlichen User verbringen demnach mehr als zwei Stunden täglich im Netz, bei den Frauen sind es 32 Prozent.“

    38% vs 32%? Daraus willst Du jetzt das Internet sei maennlich ableiten?

    Migranten: „Das Internet wird von Migrantinnen und Migranten in ähnlichem Umfang wie von der einheimischen deutschen Bevölkerung genutzt. Insbesondere für jüngere Migrantinnen und Migranten hat das Internet eine wichtige Informations- und Kommunikationsfunktion und stellt eine Brücke zum Herkunftsland dar.“

    Soll mir das jetzt zeigen dass das Internet „weiss“ ist? Kann ich daraus rein gar nicht herleiten. Eher das Gegenteil.

    Sorry, ich bin immer noch nicht ueberzeugt.

  77. 77
    Frédéric Valin

    @#776105: Es ist andersrum: Wer nicht männlich, nicht weiß, nicht gut ausgebildet und alt ist, bei dem ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass er nicht im Netz stattfindet. Du hast natürlich recht, das müsste man mal kritisch würdigen. Pauschal kann man schon sagen: Frauen nutzen das Netz seltener und kürzer, Migranten nutzen es seltener und kürzer, alte Menschen nutzen es seltener und kürzer, verheerend wird es natürlich, wenn man sich die Schulabschlüsse ansieht: Hauptschüler nutzen das Netz deutlich seltener und kürzer.

    Ich habe den Punkt deswegen angeführt, weil es das Vorurteil gibt, das Netz würde alle gleich machen und Diskursregeln einebnen. Das ist auf jeden Fall falsch, die Machtgefüge sind nur subtiler.

  78. 78

    nehmen wir an, ich gehe eine strasse entlang. und ich entscheide jedes haus in dieser strasse zu fotografieren und ins internet zu stellen. und ich hole mir einen superfotoapparat. aber ich hab keine zettel an die häuser verteilt oder so, ich machs halt einfach. darf ich ja. ist ja mein recht.

    und dann steh ich vor dem 27. haus und da kommt einer raus und fragt mich, was ich mache. und ich erkläre es ihm. und er hört interessiert zu. und danach fragt er mich, ob ich sein haus nicht auslassen könnte. und da sage ich zu. warum nicht? es ist ja meine entscheidung und ich will niemanden zu etwas zwingen, was der nicht will.

    google hat entschieden, den menschen anzubieten ihre häuser zu verpixeln. das ist eigentlich schon alles. es gibt kein grundrecht darauf, das haus nummer 27 bei GSV zu sehen, wenn google selbst entschieden hat, dem haus nummer 27 anzubieten, nicht gezeigt zu werden. und dafür muss niemand max oder michi oder jens rechenschaft ablegen. wenn ihr so empört seid, beschwert euch bei google. denn wenn die rechtslage SO eindeutig ist, wieso haben die das verpixeln angeboten? ein musterprozess hätte dich genügt um klar zu machen, wer das recht auf seiner seite hat….

    btw: ich liebe street view! wirklich! ich finde das grossartig und benutze das liebend gern! vor allem aus spass (im ernst: den frisör da gesucht? hahahaha..:)). so wie man damals mit dem finger auf der landkarte verreist ist. grossartig! mich stört da kein verpixeltes haus.

  79. 79

    @#776110: Aber wenn Google jemandem anbietet, sein Haus auf freiwilliger Basis nicht zu fotografieren, warum sollte ich mich dann an diese Zusage Googles gebunden fühlen? Bin ich Google?

  80. 80
    spökes

    Hätte es das doch bloß früher gegeben! Ich hätte Spaß daran einmal durch Berlin während der Weimarer Republik, San Fransisco in den Sechzigern oder durch Horishima vor der Bombe zu spazieren.
    Vorrausgesetzt die Daten überleben die nächsten Jahrzehnte und vlt. sogar Jahrhunderte wird sich jeder zukünftige Historiker die Finger danach lecken.
    Genügend Zeit vorrausgesetzt hat SV deutlich mehr bieten als Unterhaltung und Orientierung.

  81. 81
    Jens Best

    @#776112:

    Gibt’s, zumindest basierend auf Basis von „user-generated-photos“

    check: http://www.historypin.com

  82. 82
    Andi

    @#776104:
    Danke für die ausführlichere Antwort.

    Da muss man auch mal das Verständnis von Öffentlichem Raum (und dessen Abbildungsmöglichkeit) verteidigen

    Das passiert glaube ich aber doch gar nicht. Du verteidigst mit deiner Aktion nicht das abstakte Verständnis, sondern du willst dein spezifisches Verständnis durchsetzen. Die Diskussion zeigt, dass dein Verständnis offensichtlich nicht allgemein geteilt wird, was du mit einer Mischung aus Frustration und dem Hinweis auf Gesetze beantwortest. Das ist soweit okay, aber wenn du nicht (wieder) auf die Menschen selber zugehst, sondern aus Ungeduld vollendete Tatsachen schaffst, wirst du am Ende vielleicht de facto das gewünschte Ergebnis, aber kaum Verständnis dafür ernten und wie jemand hier(?) schrieb bei Kritikern und Skeptikern unabsichtlich eher das Bild von den wilden Internet-Asis bestärkt haben.

    Man kann sich ja mal fragen, warum die Politik nicht in all den Monaten mit der Förderung freier Alternativen zu Google Maps und Streetview wie z.B. openstreetmap.org angefangen hat.

    Wie sollte diese Förderung denn aussehen?

  83. 83

    @#776111: max, dir verbietet ja niemand das haus zu fotografieren, zumindest ich nicht. mach was du willst. aber erwarte nicht von google, das zu tun. und ehrlich: wenn dir so viel an häuserfassaden liegt, dann fotografiere doch alle und nicht nur die, die bei gsv verpixelt sind. das ist doch inkonsequent. wer weiss was da noch nachträglich alles verpixelt wird…!

    oder anders gesagt: wenn du rausgehst um die häuser zu fotografieren, die von google verpixelt wurden, um mir zu demonstrieren, das das dein recht ist, dann erwarte bitte nicht im gegenzug, von mir ernst genommen zu werden. denn das ist mein recht.

  84. 84
    AuWeia

    Ich weiß leider nicht mehr wo genau im Netz, aber ich fand es interessant Streetview kreativ einen tatsächlichen „Nährwert“ abzugewinnen. Da ging es z.B. um Geschichte. Geschichte von Städten, Dörfern, Straßenzügen und der Gleichen. Für ein Dorf wurden schöne alte Aufnahmen verwendet um zum einen zu zeigen wie es früher mal genau aus diesem oder jenen Blickwinkel (des Fotos) aussah un heute aussieht. Andererseits konnte so auch wie mit einer Art Zeitstrahl die Entwicklung festgehalten und quasi konserviert werden. Nicht nur als Fotograf fand ich diesen Ansatz sehr gut, hatte ich schon selbst angefangen alte Bilder mal heute aus möglichst gleichem Blickwinkel nachzufotografieren, sondern es stellt auch für Städte und Dörfer, Landschaften etc. eine Möglichkeit dar, ganz konkrete Veränderungen zu dokumentieren, darzustellen und die Geschichte darum erfahrbar zu machen. Vielen Komunen, Stadtarchiven oder Heimatmuseen etc. fehlt zum einen das Geld, zum anderen das Fachwissen und die Technik um so etwas zu leisten. Hier glaube ich kann Streetview sehr wohl auch kreativ genutzt einen durchaus sehr interessanten Beitrag zur Dokumentation leisten. Und ich denke es gäbe der weiteren Möglichkeiten sicher einige, würde es gelingen die Kritik in Richtung kreative und konstruktive Ideenfindung zu leiten bzw. solche Argumente auch mal als Gegenpol aufzuzeigen. Nur um einem Mißverständnis vorzubeugen, es macht nach meinem Verständnis von Google und auch Streetview sehr wohl Sinn dieser Firma auch sehr kritisch zu begegnen. Den Hype um Streetview allerdings kann ich nicht nachvollziehen, da es eben auch andere Dienste gibt, die zum Teil noch ganz andere Möglichkeiten bieten. Hier nur als Beispiel telefonbuch.de, wo man sich in bestimmten Städten einen Eindruck in Schrägansichten aus allen Himmelsrichtungen anzeigen lassen kann. Hier ist also erst recht ein Blick in den Garten und um das Haus herum möglich. Warum lässt hier niemand seine Hütte verpixeln oder hatte dies gefordert?

  85. 85

    @#776117: Mir nicht das geringste an Hausfassaden. Aber ich mag StreetView, weil es eine großartige Technologie ist. Und dann erscheint hier dieser in dem der Autor (teils in den Kommentaren) im großen und ganzen die Aussage vertritt, dass er von all dem zwar keine Ahnung, habe aber das ganze irgendwie verboten gehört oder wenigstens auf den Sankt-Nimmerleinstag verschoben und Google sich sowieso die ganze Zeit bewusst strafbar macht und überhaupt. Und diese Meinung die angeblich keine Meinung ist finde ich sehr diskussionswürdig, weil ich den Autor doch eigentlich sehr schätze.

    Natürlich musst du mich nicht ernst nehmen. Allerdings fällt es mir auch relativ schwer dich ernst zu nehmen, wenn du schreibst, dass du StreetView zwar toll findest und alles, aber überhaupt kein Problem damit hast, wenn er bis zur unbenutzbarkeit verstümmelt wird und jeden Menschen nicht ernst nimmst, der sich dafür einsetzt, dass er nicht verstümmelt wird.

    Ja, StreetView ist im Augenblick nicht bis zur unbenutzbarkeit verstümmelt, man kann es gerade so noch nutzen. Aber die Zahl der Einsprüche wird steigen, schon allein weil ja die Verpixler auch mal umziehen werden und dann das nächste Haus verpixeln lassen. Auch wird es sicherlich bald normal werden, dass man das Haus des Nachbarn verpixeln lässt, z.B. weil er fürchtet das Haus würde den Wert des eigenen Drücken.

  86. 86
    Frédéric Valin

    @#776104: „Ab und an muss man auch mal für Freiheiten einstehen, auch wenn sie “Gefühle” kurzfristig verletzen oder ggf. von bösen kapitalistischen Supermega-Konzernen missbraucht werden können.“

    Ich weiß immer noch nicht, warum diese überhebliche Verächtlichmachung sein muss, aber ich bleibe mal bei Deiner Wortwahl: „böse kapitalistische Supermega-Konzerne“ haben in der Regel das Ziel, gewinnorientiert zu arbeiten. So funktioniert Marktwirtschaft, das ist das Prinzip. Im Gegensatz zu einem Staat sind böse kapitalistische Supermega-Konzerne darauf aus zu wachsen. Also stellt sich doch automatisch die Frage, wenn Google schon so viel Geld investiert, worin für Google der Mehrwert liegt. Wie man also diese digitale Welt urbar macht. Und wie man das, was Du Öffentlichkeit nennst, obwohl es einem Konzern gehört, in die Warenwelt übersetzt.

    Warum interessiert diese Frage niemanden? Oder vielmehr: Warum interessiert Dich diese Frage nicht?

  87. 87

    @#776025: Da Google eingeräumt hat, dass sich solche Vorkommnisse nicht verhindern lassen, darf man wohl davon ausgehen, dass es sich um einen vorsätzlichen Rechtsbruch handelt. — Sag, argumentierst du zufällig ähnlich, wenn Stefan Niggemeier oder das Heiseforum wegen nicht vormoderierter Kommentare abgemahnt oder gar verklagt werden? Ich bezweifle das.

  88. 88
    Marcel

    @#776123:

    und der unterschied zwischen der haftung für andere und der haftung für eigenes verhalten ist schon bekannt?

    insgesamt ist es wirklich erschreckend, wie auf bei den seiten argumentiert wird, und wie schrill selbst moderate meinungen wie die von nilz oder frederic niedergeschrien werden. hier wird gerade so getan als ob street view die nächste stufe zur gesellschaftlichen evolution darstellen würde. dabei ist es nichts weiter als ein gimmick.

  89. 89
    anonym

    Diesen Beitrag finde ich wirklich gelungen, weil er interessante Fragen aufwirft, die längst nicht beantwortet sind (und wohl auch nicht beantwortet werden sollen). Die kritische Haltung des Verfassers kann ich nur teilen; weil es ja gerade heutzutage nicht völlig ungewöhnlich ist, die Leute mit etwas aufgemotzten Werbeaussagen abzufertigen, wenn sie Einwände haben. Schade, daß es da immer wieder Leute gibt, die das dann schlucken.

  90. 90
    Jens Best

    @Andi

    du hast natürlich völlig recht. Aufeinanderzugehen ist immer die bessere Methode. Aktuell sehe ich aber keine mediale oder politische Initiative, die für mehr Respekt vor dem öffentlichen Raum wirbt. Dies ist schließlich der Raum, in dem sich unserer gemeinsames Leben abspielt. Alles ist hier in den Grenzen der Vernunft basierend auf Absprachen die kulturell geprägt, rechtlich abgesichert und auch veränderlich.

    Die rein wirtschaftsbezogene und -geprägte Regelung der Geodaten-Nutzung, die uns am 7.12. zum IT-Gipfel in den Raum steht, ist keine adäquate Antwort, da das Web in die Hände der Menschen, nicht in die der Wirtschaft oder des Staates gehört.

    Wer weiss, vielleicht wird es in 50 Jahren als unanständig und unpassend gesehen in der Öffentlichkeit zu essen, weil es ein Ausdruck von Hektik ist, der gesellschaftlich nicht mehr geduldet wird. You never know.
    Und sei versichert, ich nehme in unterschiedlichsten gesellschaftlichen Kreisen an Gesprächen über den Wandel des öffentlichen Raums durch die digitale Ebene teil.

    Die Aktion „Verschollene Häuser“ ist eine Aktion, die dem Moment in der Geschichte geschuldet ist. Die Auseinandersetzung mit der zivilen Nutzung des Web ist geprägt von größtmöglichem reaktionären Unsinn, der, wie Frédéric auch feststellte, der Angst und den Ressentiments der alten Macht/Gewohnheit geschuldet ist.

    Förderung:
    Es gibt viele Ideen zur Ausgestaltung des digitalen Ehrenamtes. Immerhin arbeiten bereits 50.000 Menschen in ihrer Freizeit freiwillig an der Ausgestaltung von openstreetmap.org – Es könnte ein Förderprogramm aufgesetzt werden, dass dieser Arbeit mit Sach- oder Geldleistungen bzw. Unterstützung bei Koordination/Organisation hilft.
    Es geht manchmal einfach um explizit zugeordnete Hauptamtliche die den Ehrenamtlichen ihr Engagement erleichtern.

    Ebenso könnte eine an Deutschland angepasste Aktion wie „Code for America“ umgesetzt werden. Ich hab da einige Konzepte in der Schublade. Und nicht nur ich. Social und Societal Entrepreneurship hat bereits eine gute Basis in D-Land.

    @nilz

    klar werden peu a peu alle Gebäude zivil fotografiert und online verbunden. Mit den verpixelten anzufangen macht einfach mehr ….. Sinn. Stell dir vor, eines dieser Häuser (Siehe Kölner Stadtarchiv) fällt morgen zusammen, dann kann man auf die Fotos der Aktion „Verschollene Häuser“ zurückgreifen. ;)

    @frédéric

    Natürlich ist es eine spannende Frage, warum Google, Microsoft, Nokia, etc. pp. eine solch umfassende interaktive datenverknüpfbare Abbildung des öffentlichen Raum erstellt.

    Mobile Nutzung schreitet voran (da wo auch Google keine Netzneutralität verteidigen will), Mobile Endgeräte jeglicher Form und Funktion werden populärer, 20% des Datenverkehrs wird bald von Sensoren kommen. Die Beherrschung der digitalen Ebene der Alltagsgestaltung ist die digitale Version der ShoppingMall-Öffentlichkeit. Die Regeln werden nicht mehr von den Menschen gemacht, sondern von Konzernen. Partizipation ist vorgegaukelt.

    Deswegen muss das Bewusstsein der Gestaltungsmöglichkeit des gemeinsamen Raums durch den Bürger geschärft werden. Die Politik hat versagt. Bereits im analogen Bereich der Realität hat sie zugelassen, dass Teilnahme lediglich dem Hedonismus, dem Ich-Will-Egoismus und dem Narzissmus dient. Zaghafte Entwicklungen in Stuttgart und anderswo, naja, sind gut, aber doch auch eher Stückwerk und geduldet.
    Das Web als Werkzeug der Partizipation erfordert einen Menschen, der sich den dialektischen Aspekten der Realität bewusst ist und diese verantwortungsvoll und vertrauensvoll gestaltet und durch offene, transparente Strukturen in Staat und Wirtschaft angstfrei agieren kann.

    Stattdessen ist der Deutsche Michel schon überfordert, wenn es um ein piefiges Foto seines Hauses im öffentlichen Raum geht. Positiv formuliert kann man also sagen: Es ist noch ein langes, dorniger Weg, den die Aufklärung gehen muss hierzulande – aber es ist der einzig sinnvolle.
    Pathos.aus.

  91. 91
    Frédéric Valin

    @#776123: Ich hab das zu einer „billigenden Inkaufnahme“ runtergekocht. Ich denke, dass man durchaus billigend in Kauf nimmt, beleidigende Kommentare zu veröffentlichen, wenn man dem Nutzer erlaubt, beleidigende Kommentare zu veröffentlichen. Die Frage ist, wie sich das mit dem Recht auf freie Meinungsäußerung verträgt, und da war das Münchner Amtsgericht deutlich: regelmäßige Prüfung der Kommentare und unaufgeforderte Löschung reicht.

    Was das mit GSV zu tun hat, verstehe ich nicht.

  92. 92

    Ich bin ein Befürworter und durchaus auch Fan von Streetview. Gleichwohl finde ich, dass es gut und richtig ist, dass Google den Menschen das Recht und die Möglichkeit einräumt, durch Verpixelung ihrer Wohnstätte einen Teil ihrer Privatsphäre zu schützen oder wenigstens zu verbergen, wenn ihnen danach ist.

    ABER: Ich kenne bis heute nicht ein nachvollziehbar dargelegtes Beispiel, wie jemand durch die Verpixelung einen Teil seines Lebens verbirgt, dessen Offenlegung bei Streetview ihn nicht zumutbaren Gefahren aussetzt? Oder anders formuliert: Was kann denn in Fenstern und Vorgärten zu erkennen sein, das Staat, Polizei, Mafia und Kleingangster gegen den Besitzer verwenden können? Ich lechze nach Beispielen und Erklärungen.

  93. 93
    Frédéric Valin

    @#776121: Nirgendwo steht, dass das verboten gehört. Hier steht vor allem, dass die Sache rechtlich nicht ganz so unbedenklich ist, wie gerne getan wird.

  94. 94

    @#776131: „Was das mit GSV zu tun hat, verstehe ich nicht.“ — Bei komplexen Systemen sollte man eben nicht irreführenderweise Garantien vortäuschen. „das wird wohl wieder vorkommen, aber wir bemühen uns“ höre ich wesentlich lieber als Aussprüche a la „die Rente ist sicher“.

    @#776135: Das kann gut sein. Aber das rechtspositivistische Argument („ist doch erlaubt, was wollt ihr denn“) ist hier immer nur reaktiv. Eigentlich ist die Öffentlichkeitsfrage, wie Jens Best und mspro stellen wollen, eine sozialethische — und da sollte man nicht einen Sein-Sollen-Fehler begehen.

  95. 95
    Frédéric Valin

    @#776133: Zwei Punkte, die bei Lindner auftauchen:

    „Ein ernstzunehmender zu erwartender wirtschaftlicher Nachteil kann durch die aus der Betrachtung der Gebäude zu ziehenden Rückschlussmöglichkeiten für die Bewertung der wirtschaftlichen Lage bestimmter Personen entstehen. Es ist zwar davon auszugehen, dass Rückschlüsse nicht Teil der erfassten Informationen sind und auch ohne eine verfügbare Bilddatenbank aufgrund anderer Informationsquellen gezogen werden können. Es muss hierbei aber auch bedacht werden, dass die Bewertung nunmehr einen wesentlich geringeren Aufwand erfordert und durch den Wegfall der Notwendigkeit einer Anwesenheit vor Ort die Anfälligkeit für Fehlbeurteilungen aufgrund schlechter Bildverhältnisse gestiegen ist, was zumindest ein schutzwürdiges Interesse begründen kann.“

    „Bedenklich erscheint auch die Anreicherung verwendeter Geoinformationen durch Einbindung des Kartenmaterials von Google Maps in Dienste wie »rottenneighbor.com«“ (Er weist dann darauf hin, dass rottenneighbor verantwortlich ist, aber solche Dienste durch das Kartenmaterial von Google einfacher an Content kommen.)

  96. 96

    @#776121: man kann es „gerade so“ noch nutzen? max, meinst du das ernst? weil wenn ja, dann unterhalten wir uns beide hier auf komplett anderen ebenen und werden so schnell vermutlich nicht zusammenkommen.

    und was den praktischen nutzen betriffft: ich hab das bei mehreren (zugegeben nicht allen, aber doch bei der mehrheit) der verpixelten häuser gesehen das, wenn unten ein laden/gewerbe drin war, dann war das nicht verpixelt (siehe zum beispiel auch das gsv-bild dieses sympathischen blogs hier…;)). sprich: auch wenn die mieter nicht möchten, das ihre gardinen oder ihr unaufgeräumter balkon gesehen wird, deinen frisör wirst du aller vorraussicht nach trotzdem finden. gut, abgesehen davon das du ihn auch ganz ohne gsv finden solltest, aber nur um mal dein beispiel aufzunehmen. also beläuft sich auch dieser „informelle“ schaden auf gegen null. du kannst nur nicht mehr die fassade sehen.

  97. 97
    J.Panzee

    Ich glaub hier wird bei einem Argument grundsätzlich aneinander vorbei geredet.

    – Ja. Wenn ich mein Einfamilien-Haus, dass ich mir gebaut habe, nicht bei GSV sehen möchte, ist das mein gutes Recht.

    – Nein. Wenn ich als einziger Mieter, von 50 weiteren in einem Wohnhaus, dafür bin, dass „mein“ Wohnhaus verpixelt wird, dann habe ich kein Recht meinen Willen gegen den der 50 anderen durch zu drücken.
    Wenn sich dann die anderen Mieter wehren und „ihr“ Haus selbst fotografieren, ist das ihr gutes Recht.

    So viel dazu. Jetzt noch zu den Argumenten:
    Es ist derzeit noch gar nicht absehbar, welchen Nutzen GSV in der Zukunft (verknüpft mit anderen Ideen) noch entwickeln kann. Das damit auch Gefahren kommen, ist klar. Das war bei jeder Erfindung so.

    Ich halte es aber für schlauer, sich auf das Risiko des Fortschritts ein zu lassen und dann erst aus der realen Erfahrung zu handeln. Dann kann man immer noch Gesetzte erlassen, die Google zu bestimmten Sachen verpflichten, die sich als schädlich heraus gestellt haben.

    Aber in weiser / dementer Vorahnung eine Idee so zu kastrieren, dass ihr jeglicher Nutzen abhanden kommt, bevor sie sich überhaupt richtig entwickeln ist nun mal borniert.

    Ums mit dem platten Fortschritts-Argument zu verdeutlichen:
    Wäre die Eisenbahn bei ihrer Erfindung auf 1km/h Höchstgeschwindigkeit begrenzt worden, weil jeder Angst vor tödlichen Unfällen gehabt hätte, hätte sie sich nicht durch gesetzt. Oder anders gesagt: Man kann eine Idee auch kaputt reden.

    Nebenbei sind die Argumente der Befürworter wirklich sehr dünn. Was soll es bitte einem zukünftigen Arbeitgeber bringen, zu wissen wie mein Wohnhaus aussieht? Wenn ich mich als Bäcker bewerbe, wohn ich sicher nicht in ner Villa. Wenn ich mich als Redakteur etc. bewerbe interessierts nen Scheiß, wie mein Wohnhaus aussieht. Es sagt einfach nichts über die Persönlichkeit eines Arbeitnehmers aus. Zumindest nicht mehr, als der Job für den ich mich bewerbe.

    Gegenteilig erhält die Privatperson aber ungemeine Vorteile:
    – Ich muss mich bei der Wohnungssuche nicht mehr auf geschönte Bilder des Vermieters verlassen.
    – Ich kann mir anschauen, wo ich gerne Urlaub machen würde (und vor allem, wo nicht).
    – Als Weg-Findungssystem. Fahr ich in eine fremde Stadt, bringt es mir schon einiges, wenn ich vorher zumindest die Umgebung des Zielortes aus der Ich-Perspektive gesehen habe. Selbst bei einigen Umbauten ist die Chance groß, dass ich sie zumindest wieder erkenne wenn ich da bin und mich sicherer fühle, mein Ziel auch zu finden.

    Was noch alles für Vorteile aus dieser Idee entstehen könnten, ist einfach noch nicht ab zu sehen. Aber wie wärs wenn wir es einfach mal auf einen Versuch an kommen lassen? Ich meine, es ist ja jetzt nicht so, dass die Gegenargumente so schrecklich schlimm sind, dass wir es von vornherein verhindern müssen. Oder glaubt ernsthaft jemand, dass gerade sein Haus nur durch GSV, Opfer eines Einbruchs wird? Das sind ja wirre Vorstellungen von Wahrscheinlichkeiten, wie sie aber gerade in Mode zu kommen scheinen (um auf ein aktuelles Thema um zu leiten).

  98. 98

    @#776144:

    Man kann aus Gebaeuden Rueckschluesse auf die wirtschaftliche Lage von Menschen ziehen? Na ja, auf die Daten wuerde ich mich nicht verlassen wollen.

    Ich kann Dir Bilder von zwei sehr gleich aussehenden Gebaeuden liefern, in dem einen wohnen soweit mir bekannt ist hauptsaechlich „low-income families“, moeglicherweise sogar Sozialhilfeempfaenger, in dem anderen duerften die Einkommen ueber dem Durchschnitt liegen, teilweise weit darueber.

    Ebenso kann ich mir genuegend Leute vorstellen die nur mit groesster Muehe die Hypothek fuer ihr Einfamilienhaus abstottern koennen waehrend andere schuldenfrei in einer Mietwohnung leben und schoene Urlaube machen.

    Sorry, da sind mir viel zu viele „kann“ und „koennte“ drin.

    Und zum Thema Google Maps und Einbindung in andere Dienste, was hat das mit Google Streetview zu tun? Mal ganz davon abgesehen dass es massenhaft andere Kartendienste gibt die ebenfalls das Einbinden erlauben. Bing Maps z.B. und wenn ich mich nicht sehr irre auch Open Streetmaps (die noch nicht einmal von einem boesen Profitkonzern erstellt werden).

    Langsam wird’s echt muehsam.

  99. 99
    Martin

    Was mal unbedingt gesag werden solte:
    Wenn einer von den Knipsheinis meint, er müsse mein Haus fotografieren oder mit faulen Eiern beschmeissen, dann schlägts 13. Wir leben hier immerhin noch in einem Rechtsstaat.

  100. 100

    @#776135: Nein, „verboten Gehört“ nicht, aber bis ein gesellschaftlicher Konsens existiert, dass das Produkt unbedenklich ist. Was nicht passieren wird, solange der dienst nicht da ist, weil man solange jede potentielle Gefahr hineininterpretieren kann.

    @#776146: fahr mal die Kastanielallee hoch. http://goo.gl/maps/Pq0H Abgesehen davon, dass eh schon jedes zweite Haus verpixelt ist, ist die ab Hausnummer 33 schwarz und bleibt es dann bis zur Schönhauser Allee. Nicht geblurt, sondern schwarz, weil es jemand bei seiner handgeschriebenen Verpixelungsverfügung nicht geschafft hat, seine Hausnummer lesbar zu schreiben und Google darum die halbe Straße sperren muß/gesperrt hat. Es gibt viele schwarze Straßen im Prenzlauer Berg, in Schöneberg sind mir auch mehrere aufgefallen, keine Ahnung, wie viele es gibt. Das ist der Punkt, an dem Street View eigentlich nicht mehr benutzbar ist. Auf jeden Fall ist es verdammt traurig.

    Zu deinem „Geschäfte sind nicht verpixelt“-Teil: ja, das ist mir auch aufgefallen, vermutlich würde es über kurz oder lang auch zu ernsthaften wirtschaftlichen Einbußen führen, wenn ein Geschäft verpixelt ist. Dennoch kann ich dir leider nicht zustimmen, weil der Nutzwert eines Dienstes, dessen einzige Aufgabe darin besteht Hausfassaden zu zeigen schon sehr stark sinkt, wenn er keine Hausfassaden mehr zeigen darf.

  101. 101
    Frédéric Valin

    @#776191: Oder jede Chance, ja. Obwohl ich @#776118: ziemlich überzeugend fand, drängt sich mir immernoch die Frage auf, wo der Mehrwert für Google liegt. Da hast Du bestimmt bessere Theorien als ich, willste nicht mal hören lassen?

  102. 102
    S. Schwarzmeister

    Köstlich..
    CC Lizenzen, „Ziviler Ungehorsam“, „Schottern“, global village, Der Bürger ist der Staat!, Grafftis / wholetrain Bombing ist Streetart, die Spießer sollen sich mal nich so anstellen, free your mind, „uns gehört die Stadt!“.

    Aber wenns darum geht dass n Bild vom EIGENEN Haus im Internet steht, sind die verlogenen Wohlstands-Revoluzzer und super Menschenfreunde auf einmal zu feige am sozialen Fortschritt mitzuwirken und packen wieder die Mär vom 70jährigen Blockwart aus, der zu Hause mit 42″ Plasma und 32k DSL kontrolliert, ob auch jeder Gardinensteuer bezahlt.
    Und da sag nochmal einer, Kiffer schieben keine Paras.

    Schön auch dazu: http://asset.soup.io/asset/1253/8519_985c.jpeg

  103. 103
    Jens Best

    @Martin

    Was bist du denn für ein Wicht? Ah, klar ein Anonymling, der mal ein wenig rumrotzen will.

    Fotografieren ist gleich Eier werfen bei dir? Interessant
    Und wie soll ich das überhaupt verstehen? „schlägst 13“ Was möchtest du mir damit sagen? Hmm?

  104. 104
    Frédéric Valin

    @#776195: Ich kann verstehen, dass Dir die ganzen sehr persönlichen Attacken der letzten Zeit auf die Leber geschlagen sind, und deswegen kann ich Dünnhäutigkeit absolut nachvollziehen. Nichtsdestotrotz werde ich hier persönliche Beschimpfungen nicht dulden, auch wenn sie Reaktionen auf etwas derbere, aber allgemeine Unmutsbekundungen sind. Persönliche Verächtlichmachung ist hier die Grenze.

  105. 105

    @#776193: Ich glaube, das werden wir erst langsam erahnen. Zwei Aha-Erlebnisse für mich bisher:

    Ich finde die Zeitachse bei Google Earth total krass. Es ist extrem beeindruckend, sich Berlin 1945, 1991 und heute von oben anzuschauen, quasi gleichzeitig, und sich ein Bild vom Ausmaß der Zerstörung anzuschauen.

    Für Urlaubserinnerungen ist es total toll, man kann an die Orte wieder zurück, ich hab das mit NewYork gemacht. Apples neuste iPhoto Version zeigt einem die Fotos auf eine animierten Karte an, was das wiedereintauchen in die Bilder extrem vereinfacht: „ah, das war in dem Naturschutzgebiet“, „schau mal, das war in der Stadt mit den vielen Gassen“. Der Effekt lässt sich nur schwer beschreiben, wenn man ihn nicht „am eigenen Bild“ erlebt. Das könnte durch eine StreetView Ansicht noch viel intensiver werden.

    Ich würde gern mal wieder durch die Straßen von Dubna wandeln, wo ich bis 1987 gelebt habe und seit dem nie wieder war und sobald auch nicht mehr hinkommen werde. Ob die Aufnahmen 1 oder 2 Jahre alt wären wäre mir total egal, ich würde mich sehr freuen, wie das alles inzwischen wieder aussieht.

    Dann natürlich ein ganzer Berg an praktischen Nutzen: Navigationssysteme, Wohnungssuche, ein Geschäft finden, bevor man hingeht, sich in einer Stadt orientieren, bevor man hinfährt, die Vorfreude auf den Urlaub ein wenig anheizen und sich schon mal schlau machen, Freunden zeigen wo man hinzieht, gewohnt hat, wohnen will. Freunden einen Eindruck vermitteln, wo man eigentlich im Urlaub war, schauen, ob das beschriebene Hotel wirklich so idyllisch ist…

  106. 106

    @Frédéric Valin (95):

    Danke für’s raussuchen, aber das überzeugt mich nicht. Schließe mich @Armin (98) an.

  107. 107
    Jens Best

    @Frédéric

    Du „ermahnst“ mich, der hier in aller Ruhe und Sachlichkeit mehrere Kommentare schreibt?

    Weil ich es mir von einem dahergelaufenen anonymen Proll nicht gefallen lasse, wenn er mich „Knipsheini“ nennt und er mir auf äußerst verklemmte Art irgendetwas androhen will?

    Ich würde mal sagen, du solltest deine Priotäten hinsichtlich der kommentierenden Leserschaft deiner Artikel ein wenig besser sortieren.

    Wenn dir das hass-erfüllte Schreiben von Nerdistan lieber ist, als ein sinnvoller Diskurs über die gesellschaftliche Nutzung des Webs. Allet klar, adios.

  108. 108
    Frédéric Valin

    @#776203: Gibts denn schlüssige Theorien zur Refinanzierung des Projektes? Wo wird das denn mal Geld abwerfen?

  109. 109
    Frédéric Valin

    @#776205: Sehr souverän. Es ging nicht um Dich persönlich in dem Kommentar. Wenn man harmlose abwertende Sammelcharakterisierungen wie ‚Knipsheinis‘ sperren würde, wär das Internet leer.

    Eigentlich schade, denn obwohl ich Deine gut-schlecht-Wertungen überhaupt nicht nachvollziehen kann, wars doch ganz spannend, worauf Du alles verwiesen hast.

  110. 110

    @#776207: Ich hab jedenfalls keine und bezweifle, dass Google eine hat, schätze aber, dass in irgendeiner Form das Wort „Werbung“ passen wird, wenn es denn irgendwann mal so weit ist. Das Lokale Web ist einhellig der Markt der nächsten Jahre, aber niemand weiß so genau, wie das eigentlich gehen soll. Gutscheine sind zur Zeit der letzte Schrei.

    Die Frage könnte man für jeden zweiten Google Dienst stellen: Google News, Android, Chrome & ChromeOS – womit soll das alles mal Geld verdienen?

  111. 111
    Martin

    @#776195: Hey, nun komm mal wieder runter. Ich habe mir einen kleinen Spass erlaubt, vielleicht hätte ich das noch etwas überspitzter formulieren müssen. Ich wollte nur mal den „deutschen Michel“ karikieren. Ich find ja euer Engagement im Grunde nicht so falsch, wobei ich mir vorbehalte den Sachverhalt in 10 Jahren neu zu bewerten. ;-)

  112. 112

    @#776207: @#776210:

    Nicht jedes Projekt soll und muss direkt Geld verdienen. Oft ist es ein Mittel zum Zweck, z.B. um ein anderes Produkt ueberhaupt erst interessant zu machen und damit Geld zu verdienen.

    Google hat z.B in Android investiert um einen Fuss in den „mobile market“ zu bekommen und das ganze nicht Apple, Blackberry und Konsorten zu ueberlassen. Da geht es rein gar nicht darum Betriebssysteme oder Hardware zu verkaufen, sondern darum spaetestens mittelfristig ueber mobile advertising in irgendeiner Form Geld zu verdienen.

    Ich weiss nicht ob bzw was die da heute machen, aber ich kann mich daran erinnern das Intel vor 10 Jahren eine Abteilung hatte die mit verschiedenen Softwarefirmen zusammengearbeitet hat und teilweise glaube ich sogar eigene Software rausgebracht hat. Da ging es nicht darum Software zu verkaufen, sondern Software auf dem Markt zu haben die irgendwelche neuen Features in neuen Prozessoren nutzte. Einfach um den Endkunden einen Grund zu geben einen neuen Prozessor ueberhaupt zu kaufen. Wieso sollte man sonst einen neuen Computer mit einem teuren Prozessor kaufen, wenn keine Software den braucht?

    Etwas aehnliches wird auch Google im Hinterkopf haben.

    Einfach nicht so direkt denken sondern das „Big Picture“ sehen.

  113. 113
    Frédéric Valin

    @#776214: Es fällt mir verdammt schwer, einen Dienst abschließend zu beurteilen, von dem noch überhaupt nicht ersichtlich ist, was er mit dem Markt anstellen wird. Ich glaube, das geht uns allen so: eigentlich vermutet man bisher ein paar Chancen und Risiken, wobei, das gebe ich gerne zu, die Chancen an dieser Stelle konkreter waren (die allerdings häufig auch eher eine Vereinfachung von sagen wir Karten oder Fotografien darstellen). Aber sicher wissen tut man nichts.

    Mir jedenfalls hat die Diskussion geholfen, ein paar Gedanken zu sortieren, einige Argumente zu schärfen und andere zu verwerfen (ich sag mal Schrebergarten). Insgesamt bleibt der Eindruck, dass brachialer Zwang wie das Fotografieren von Häusern derjenigen, die sich explizit dagegen sperren, dass die bewusste Eskalation der widersprüchlichen Interessen weniger bringt als ein einigermaßen verständnisvoll geführter Dialog.

    Das klingt jetzt beschissen salbungsvoll. Gute Nacht.

  114. 114
    Jens Best

    @Frédéric

    Verständnisvoll geführter Dialog ist immer die anstrebenswerte Methode, um einen gemeinsam gewollten Fortschritt zu gestalten.

    Aber wir wollen doch mal nicht die Vorzeichen des Konfliktes verkehren. Nicht diejenigen, die jetzt Häuser fotografieren haben gegen gesellschaftliche Absprachen verstossen, sondern diejenigen, die den öffentlichen Blick auf ihr Haus in Online-Veröffentlichungen unterbinden durch einen Widerspruch, der in keinsterweise gesellschaftlich festgelegt wurde. Absprachen zwischen Konzernen und Ministern bestimmen nicht die bürgerlichen Freiheiten.

    Ergo sind nicht diejenigen brachial, die fotografieren und veröffentlichen, sondern diejenigen, die anderen vorschreiben wollen, wie der öffentliche Raum abgebildet wird. Dies ist passive Gewalt, eine große Spezialität von reaktionären Kräften in Deutschland.

    Ich verwehre mich also in aller Deutlichkeit dagegen, dass ich ein Provokateur bin. Die geplanten und teilweise umgesetzten Einschränkungen der Freiheiten im öffentlichen Raum und dessen restriktive Abbildungshandhabung im Web sind die eigentliche Provokation für diejenigen, die an einer offeneren Gesellschaft durch das digitale Werkzeug Internet arbeiten.

    Das klingt jetzt nicht salbungsvoll, aber hochtrabend – und genau so ist es auch gemeint.

    @Martin

    Sorry, das mit dem Nichterkennen von Humor und Satire im Web kenne ich auch. Dumme Sache, weil’s ja eigentlich dazu dient zwischendurch mal zu schmunzeln.
    Da du dir vorstellen kannst, dass es einige arme Geister gibt, die mich – ernsthaft – ohne mich zu kennen mit übelsten Verleumdungen überziehen, bin ich da in letzter Zeit wenig tolerant.
    Prof. Susanne Baer, die zukünftige Verfassungsrichterin, führte es in ihrer Rede auf dem Grünen Netzpolitschen Kongress auch an – die fehlende Höflichkeit im Web (und ich ergänze die fehlende Fähigkeit zwischen leidenschaftlicher Sachdiskussion und beleidigenden Hasstiraden unterscheiden zu können) macht es nicht einfach das Web als einen Raum anzuerkennen, in dem ernsthafte Menschen Gesellschaft gestalten und Spass haben.

  115. 115
    Frédéric Valin

    @#776240: Die Vorzeichen des Konfliktes, wie Du sie setzt, halte ich in mehrerer Hinsicht für falsch. Dieser Konsens wird gerade jetzt, in den Auseinandersetzungen, hergestellt. Bürgerliche Freiheiten werden nicht durch Konzerne verteidigt. Und ob diejenigen brachial sind, die sich einer Betrachtung und Kartographierung entgegensetzen, wage ich zu bezweifeln: es existiert immer ein Machtgefälle zwischen dem, der beobachtet und beschreibt, und dem, der beobachtet wird und beschrieben wird. Derjenige, der beschrieben wird, ist immer nur das Objekt der Begierde des anderen und kommt als Subjekt nicht mehr vor, wenn ich hier mal psychoanalytische Theorie in zwei Sätzen zusammenfassen darf. Diese Objektivierung ist immer eine Form psychologischer Gewalt, die jeder einzelne sehr konkret erlebt. „Schnurz“ zu sein ist immer eine Kränkung.

  116. 116
    Benjamin

    Mir kommt das, gerade im Vergleich mit anderen Themen, alles sehr hochgehängt vor.

    Trotzdem (oder auch genau deshalb) hätte ich die gleiche Debatte mit den gleichen Debattierenden gerne erlebt, wenn das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung ein deutschlandweites Street View vorgelegt – oder geplant – hätte.

  117. 117
    Don

    @#776003: Du hast ein iPhone? Rein Zufällig. Ich mein wegen dem WLAN Kartenargument.

  118. 118
    fred

    @#776270: Nein, hab ich nicht.

  119. 119

    @#776247: Hahaha, ich fange gleich an Bullshitbingo zu spielen. Psychologische Gewalt gegen Hausfassaden? Gesichter werden verpixelt, du erinnerst dich? Und zum 978. Mal: Es ist der öffentliche Raum, der fotografiert wird.
    Ich finde es fast schon amüsant, wie du die vielen Vorteile bequem in nur 2 Kategorien einteilst (Unterhaltung & Orientierung), selbst aber deine simple „weil ich nicht will“-Argumentation fein in Ebenen splittest. Zeitersparnis und Wahrung der Würde von Rollstuhlfahrern, wenn sie nicht um Hilfe bitten müssen, weil sie nicht wissen konnten, dass ein Eingang Stufen besitzt ist also bloß „Orientierung“? Ferienhausbesitzer, die potentiellen Kunden nicht nur eine Außenansicht des Hauses, sondern auch der ganzen Umgebung samt Einkaufsmöglichkeiten bieten können, ist ein Wettbewerbsvorteil. Über die engen Straßen vor meiner Wohnung (und die damit verbundenen Parkplatzprobleme) konnten sich Besucher aufgrund der Bäume über Maps kein Bild verschaffen, nun schon. Egal wie „schnurz“ dir die Vorteile sein mögen, mir sind sie wichtig. Und ich finde es ungerecht, wenn nur weil es anderen Leuten „schnurz“ ist, meine Freiheiten und mein Nutzen dieser Freiheiten (ob selbst, oder durch einen Dienstleister) eingeschränkt werden.
    Warum geht eigentlich keiner der Kritiker auch nur ansatzweise darauf ein, dass dieser ganze Aktionismus auch für Journalisten und Postkartenhersteller gelten müsste? Müsstet ihr euch dann eingestehen, dass Panoramafreiheit ja doch eine wichtige Freiheit ist?
    „Bürgerliche Freiheiten werden nicht durch Konzerne verteidigt.“ (wunderbare „die-da-oben“ Rhetorik übrigens). Doch, werden sie, wenn die Konzerne ein Interesse an der Wahrnehmung dieser Freiheiten haben. Das ist natürlich nicht uneigennützig, ändert aber nichts am Nutzen der Freiheit. Wenn Zeitungen mit der Pressefreiheit Geld verdienen und diese Freiheit verteidigen, findest du das bestimmt auch ganz schlimm, nicht wahr?

  120. 120
    Frédéric Valin

    @#776293: Ich finde es schon fast amüsant, wie Du versuchst, Rollstuhlfahrer gegen mich in Front zu bringen. Und zum 979. Mal: es ist nicht nur der öffentliche Raum, der fotografiert wird.

    Was die Panoramafreiheit anbelangt: überfliege doch bitte ein wenig mehr als nur den Wikipediaartikel, dann wirst Du verstehen, warum die hier überhaupt nicht zur Debatte steht. Du kannst es natürlich auch sorum machen, hier kurz zu erklären, was Panoramafreiheit bedeutet. Dann lachen wir zwei kurz zusammen, und Du, nachdem Du die juristischen Artikel darüber gelesen hast, wirst Dich ein wenig schämen. Immerhin werde ich mich dann nicht über Dich lustig machen, das ist schonmal was.

    Meine Fresse. „Mir hilft es, also muss es auch anderen helfen“, ist das der Kernpunkt?

  121. 121

    @#776297: Genau, ich bringe Rollstuhlfahrer gegen dich „in Stellung“. Das ist genau die Art dämlicher Rhetorik, die ich von einem StreetView-Paranoiker erwarten würde, wenn man ihm einen handfesten Nutzen für Menschen, die es in unserer Gesellschaft schwer genug haben, aufzeigt. Du fasst dagegen diesen Nutzen mit „Neugierigen, die statt in den Urlaub zu fahren sich Rom bei einer Flasche Lidl-Riocha in einer Dezembernacht ansehen wollen“ zusammen. Vielleicht möchtest du dich als nächstes gegen wheelmaps.org stemmen, da hier ja Gebäude sogar *bewertet* werden (nach rollstuhltauglichkeit), das ist ja wohl eine total private Information über mein Haus! Und nein, ich bin kein Rollstuhlfahrer.

    Ich gebe zu, ich habe mich juristisch nicht ausreichend mit dem Thema Panoramafreiheit auseinandergesetzt, um deine Aussage beurteilen zu können. Daher schreibe ich jetzt nicht mehr dazu und belese mich ein wenig. Vielleicht hast du Recht. Ich hoffe allerdings, dass dem nicht so ist und verstehe dann weiterhin nicht, warum das Problem nicht schon bei Google/Bing Maps, Postkartenherstellern, Journalisten und sonstigen (z.t. StreetView-ähnlichen) Diensten ein Thema war. Sollte das systematische Fotografieren des öffentlichen Raums keine Rechtsgrundlage besitzen, hoffe ich darauf, dass eine entsteht. Der Nutzen für die Gesellschaft ist in meinen Augen einfach zu groß und ich kann beim besten Willen keinen Schaden erkennen (ich spreche von realem Schaden, der in irgendeinem der Länder nachweisbar ist, die StreetView schon seit Jahren haben).

    Deine Fresse. „Es hilft anderen, aber darüber will ich nicht nachdenken, bevor ich ohne Grund dagegen wettere!“, ist das dein Kernpunkt?

  122. 122
    drehtür

    Also wenn die mein Haus fotografieren, dann lass ich in der Woche darauf die Handwerker kommen und die Fassade neu machen!

    Panoramafreiheit! Das ich nicht lache.

  123. 123
    Strid

    Boah, mittlerweile bin ich fast so weit, mein Haus verpixeln zu lassen. Einfach nur deshalb, weil es einen Großteil der sog. Digital Natives so herrlich anzupissen scheint.
    Im übrigen finde ich beide Seiten nicht überzeugend. GSV ist erstmal weder schädlich noch bringt es irgendjemandem einen nennenswerten Nutzen (und seit wann ist mein Vorgarten „öffentlicher Raum“?). Die Frage, die hier aufgeworfen wird, ist die einzig richtige. Cui bono? Leider weiß ich auch keine Antwort. Einstweilen sorgt die hysterische Netzdebatte bei mir für erhebliche Heiterkeitsmomente. Oh, und spannend für die akademische Forschung ist das Ganze sicher auch. Raumtheorie ist im Moment ja sehr angesagt.

    (@#776305: Um herauszufinden, ob eine Lokalität barrierefrei ist, bringt mir GSV doch gar nix. GSV zeigt mir nicht, ob ein Laden innen barrierefrei ist. Es zeigt mir auch nicht, ob ein Laden, der von außen erstmal nicht barrierefrei aussieht, vielleicht eine tragbare Rampe hat. Dafür muss ich schon zum Hörer greifen und persönlich am Ort nachfragen. Die Rollifahrer, die ich so kenne, machen sowas.)

  124. 124
    Frédéric Valin

    @#776305: Siehst Du: wenn es wheelmaps gibt – warum ist dann GSV hilfreicher? Die liefern doch keine vollständigen Informationen. Kein Rollstuhlfahrer wird sich drauf verlassen, dass außen keine Treppe ist, es könnte ja drinnen immer noch eine sein und ob genug Platz auf der Toilette ist, zeigt GSV auch nicht.

    Und ich wettere weniger gegen GSV als gegen diejenigen seiner Befürworter, die sich so offensichtlich überlegen fühlen, wie Du es in Deinem ersten Kommentar zur Schau getragen hast.

  125. 125

    @#776325: Dann hör doch mal z.B. die CRE Folge 168 und staune, dass Rollstuhlfahrer in Ländern, in denen GSV seit Jahren existiert, sehr dankbar dafür sind und den Dienst sehr wohl nutzen.
    Und wenn du das nicht glauben willst, was ist denn mit Vermietern (ob Ferienhaus oder „normal“), bzw. den potentiellen Mietern, die im Voraus die Umgebung und möglicherweise vorhandene Etablissements sehen können. Mir hätte das letztes Jahr mehrere Besichtigungen bei meiner Suche erspart. Natürlich *braucht* man GSV nicht für die Wohnungssuche, genau wie man keine Fotos der Wohnung vorher *braucht*, aber es hilft, es nützt.

    @#776327: Weil wheelmaps sehr unvollständig ist und auch z.B. nicht die Parkplatzdetails und sonstige Umgebungsfaktoren berücksichtigt. Auch dir empfehle ich o.g. CRE Folge. Du hast sehr wohl gegen GSV gewettert, indem du den Nutzen zunächst ignoriert, dann relativiert hast. Ich will nicht überheblich sein, wirklich nicht. Ich möchte auch, dass auf die (z.T. leider doch irrationalen) Ängste der Menschen eingegangen und Aufklärung betrieben wird. Die „schnurz“-Haltung von mspr0 finde auch ich bescheuert und wenig hilfreich. Auch Gefahren und falsches Verhalten von Google (siehe WLAN Mitschnitte) sind nicht in Ordnung und gehören aufgeklärt und ggf. geahndet. Meiner Meinung nach wurde allerdings zu viel Panik geschoben und auch dein Artikel (die meisten werden die Kommentare nicht lesen) sagt bis heute: Nutzen gibt es bisher keinen (natürlich hübsch als offene Frage formuliert). Das führt nicht zu einer sachlichen Diskussion, sondern lediglich zu Abwehrreaktionen, wie auch ich sie zugegebenermaßen entwickle, wenn einseitig und mit rhetorisch verblümten Falschinformationen Stimmung gemacht wird.

  126. 126
    Frédéric Valin

    @#776331: Die Frage im Artikel ist und bleibt: „Where’s the beef.“ Wie wird da Geld umgesetzt? Was macht das mit dem Markt (sagen wir z.B. dem Immobiliemarkt), und welche Auswirkungen hat das? Das steht deswegen als offene Frage da, weil es darauf keine schlüssige Antwort gibt (und auch nur sehr wenig spekulative).

  127. 127

    @#776347: Langsam finde ich es nur noch albern, wie du von einem Thema zum nächsten springst. Jan hat sich die Mühe gemacht sehr ausführlich mit Quellen deine Frage zu beantworten, warum den StreetView für einen Rollstuhlfahrer noch sinnvoll ist, wenn es WheelMaps gibt. Und du kanzelst ihn ab mit der Begründung das es darum im Artikel nie gegangen sei.

    Darf ich kurz aus deinem Artikel zitieren?

    Und die zweite, viel wichtigere Frage: Wem nutzt Google Streetview überhaupt?

    Die hat Jan dir sehr ausführlich beantwortet: Rollstuhlfahrern zum Beispiel.

    Viele weitere Beispiele sind dir in den Kommentaren genannt worden, du hast es vorgezogen diese zu ignorieren oder als irrelevant abzustempeln. Hauptsache, Google bleibt schlecht und Technologie grundsätzlich überflüssig.

  128. 128
    Lars

    Für Rollstuhlfahrer ist SV aber auch nur bedingt zu gebrauchen. Wenn ich sehe wieviel bei uns gebaut wird und sich auch in puncto Barrierefreiheit für Rollstuhlfaher immer wieder etwas gravierende ändert. Allein die Gehwege in unserer Straße sind bei uns nun mittlerweile wesentlich besser für Rollstuhlfahrer geeignet. Auf der anderen Seite wurde bei uns z.B. ein Restaurant renoviert, das vorher eine kleine Rampe hatte, heute ist sie nicht mehr existent. Verlässlich ist etwas anderes. Dafür müsste SV regelmäßig aktualisiert werden, aber will man das?
    Hmm bei der Wohnungssuche …. Die Bruchbude von gestern kann heute schon wieder saniert sein. Der Besitzer müsste sich in Zeiten von SV darum kümmern, dass ein aktuelles Bild zu sehen ist. Vor SV musste man sich darüber keine Gedanken machen. Und wenn nun noch andere Dienste in dieser Art kommen, dann wird der Aufwand noch mal deutlich höher. Dann wird man ja schon fast gezwungen einen Makler zu beauftragen.

  129. 129
    michael

    @#776510: Du strengst dich aber schon sehr an unbedingt Probleme zu finden. Das hat schon was absurdes.

    Die Vorteile von Street View sind offensichtliche und zahlreich, schon putzig wie die von Kritikern verleugnet werden.

    Orientierung, Unterhaltung, Erkundung bis zur Forschung. Google hat zum Beispiel mit den Street-View-Fotos ein historisches Dokument erheblicher Bedeutung geschaffen, dass es so vorher noch nie gegeben hat. Aber weil ein schmutziger gewinnorientierter Konzern (aus den USA noch dazu) das gemacht hat ist es natürlich böse. Schon klar.

  130. 130
    spökes

    Ich frag mich zZ ja wie kann es sein das um GSV so ein Wirbel betrieben wird obwohl GSV doch bloß eine neue Perspektive auf längst verfügbare Daten liefert. Vorher gab es bei Google Earth die Welt von Oben, bei BingMaps kam dann die Vogelperspektive und nun eben „nur“ die Frontalansicht. Welches Schad- und Mißbrauchspotential diese neue Perspektive, exklusiv gegenüber den zuvor genannten Diensten, bietet konnte mir leider noch niemand erklären…

    Das soll jetzt kein „die sind noch schlimmer also lasst GSV in Ruhe“-Argument sein. Ich kann mir einfach nicht erklären *warum* Dinge wie das SWIFT Abkommen , Vorratsdatenspeicherung und ELENA hingenommen werden und ein vergleichsweise harmloses Internettool die Leute auf die Barrikaden treibt.

  131. 131
    Lars

    Wer sagt denn dass sie hingenommen werden? Das sind Dinge, über die ich mich ebenso aufrege. Wieso besteht eigentlich immer die Annahme, Kritiker von SV würden sich mit solchen Themen nicht ebenso auseinandersetzen bzw. wären ihnen egal

  132. 132
    Lars

    @#776514: `

    Wieso strenge ich mich an? Die Vorteile von SV, die immer wieder propagiert werden, sind nur dann vorhanden, wenn man das Bildmaterial aktuell hält. Entweder aktualisiert Google das Material regelmäßig oder der eigentliche Vorteil geht schnell wieder verloren. Dafür ändert sich doch einiges. Aktuelles Beispiel die Kölner Stadtbibliothek, die noch zu sehen ist, obwohl das Gebäude bereits abgerissen wurde. Auch in meiner Stadt hat sich in einigen Vierteln einiges getan, so dass die propagierten Vorteile erheblich eingeschränkt sind. Ich denke, das macht wesentlich mehr aus, als die paar verpixelten Häuser.

  133. 133
    spökes

    @#776520: Natürlich gab es Leute die diese Dinge nicht hinnehmen wollten aber eine Disskusion in dem Ausmaße wie sie in den letzten Wochen und Monaten gelaufen ist hat es nie gegeben.

    Ich habe ja auch explizit geschrieben das es mir nicht darum geht die Kritik an SV zu diskreditieren sondern ich bin ernsthaft verwundert *warum* unsere Politclowns und die B-Zeitung auf einmal und einen solchen Hype lostreten und *warum* sich soviele davon anstecken lassen.

  134. 134
    Frédéric Valin

    @#776350: Mensch Max, machs Dir doch nicht so einfach. Ich versuch mein Möglichstes, nicht ständig in diese Klischees zu verfallen, obwohl ihr alle fortwährend klingt wie die FDP („Gewinne privatisieren, Probleme sozialisieren!“). Und Du kommst mit meiner behaupteten Technikfeindlichkeit.

    Natürlich ist GSV für Rollstuhlfahrer den gleichen Problemem unterworfen wie für alle anderen auch: die Bilder sind zum Teil schon Jahre alt und ob ein Laden barrierefrei ist, weiß man auch nicht, solang man nur die Fassade sieht. Das haben wir doch jetzt schon 50 Mal diskutiert.

    Und natürlich ist die für mich immer noch ungeklärte Hauptfrage: Wie wird warum Geld umgesetzt. Darüber willst Du Dir schlicht keine Gedanken machen, zwingt Dich ja auch keiner. Ich sage, es ist naiv, diese Frage nicht zu stellen, Du sagst, es ist miesepetrig, sie zu stellen. Lösen werden wir den Konflikt nicht mehr, deswegen schlage ich folgendes vor: Wer zuerst den anderen „Faschist“ nennt, hat verloren und muss ein Bier ausgeben.

  135. 135

    @#776551: Warum ist es naiv diese Frage nicht zu stellen?

    Ich sage nicht, dass es miesepetrig ist, ich sage nur, dass du vermutlich keine Antwort bekommst, weil es noch niemand weiß.

  136. 136
    hinz

    @#776551:“Und natürlich ist die für mich immer noch ungeklärte Hauptfrage: Wie wird warum Geld umgesetzt.“

    LOL – nett, daß du dich um googles businesspläne sorgst, aber was gehen die dich an, solange sie sich an geltendes (!) recht halten?

  137. 137
    Frédéric Valin

    @#776556: Sie halten sich nicht an „geltendes (!) Recht“. (Macht Google übrigens offensichtlich aus Prinzip nicht.)

    @#776554: Weil es sich hier um ein Grundprinzip der Marktwirtschaft handelt: Unternehmen sind dazu da, Gewinne zu erwirtschaften. Das ist ihr Sinn und Zweck. Und die Möglichkeiten, die sich da aus GSV in Verbindung mit anderen Diensten (Erstellung von umfassenden Profilen, Möglichkeiten für den Immobilienmarkt) bieten, gefallen mir tatsächlich nicht besonders.

  138. 138
    hinz

    @#776557: „Sie halten sich nicht an “geltendes (!) Recht”. (Macht Google übrigens offensichtlich aus Prinzip nicht.)“
    also eine solche aussage in solch einer öffentlichkeit halte ich für üble nachrede; google quasi als verbrecherbande darzustellen kann den blog hier sicher teuer zu stehen kommen. wenn google seinerseits ach so offensichtlich gegen geltendes recht verstösst, frag ich mich, warum die nicht per einstweiliger verfügung oder sonst wie gestoppt werden/wurden. im gegenteil, da google die behördlichen auflagen erfüllt, gibts nichts dran zu deuteln, dass sie sich angeblich mit voller absicht NICHT an geltendes recht halten würden (soll heißen, wissentlich gesetze übertreten, wie du das hier darstellst). deutsche gerichte und behörden arbeiten zwar langsam, aber zwei jahre zeit hätte wohl allen seiten genügen sollen. ob das von irgendeinem gericht oder gesetz in zukunft anders gewertet wird, ist doch ein völlig anderes thema. immer schön auf dem teppich bleiben.

  139. 139
    Frédéric Valin

    @#776561: Es gibt zum Thema Streetview noch einige offene Fragen, die das geltende Recht nicht abdeckt, siehe hier. Bei Google-Books hat Google gegen geltendes Recht verstoßen und sich dann auf einen Vergleich geeinigt.

  140. 140

    @#776557: Ja, Unternehmen sind unter anderem dafür da, Gewinne zu erwirtschaften.

    Aber welche Möglichkeiten bieten sich denn da, die dir nicht sonderlich gefallen?

  141. 141
    Frédéric Valin

    @#776567: Die Möglichkeit, Personenprofile zu erstellen. Google hat so viele Daten von mir, da ist Streetview nur einer von vielen Bausteinen. Die Entwicklung geht ja tatsächlich hin zu dem Kontrollverlust, den mspr0 fortwährend beschwört.

  142. 142
    Frédéric Valin

    zur Vervollständigung:
    http://www.open-gulli.net/Gulli-Daniel-Maresch/google-street-view-ist-totalitar/

    (Der Totalitarismus-Begriff ist zwar Unsinn, schmälert aber nicht den Verdienst, Google auf den Boden der Tatsachen, das heißt den Markt, zurückzuholen.)

  143. 143

    Hey Frédéric, mit Bestürzung ist mir gerade der Flattr Button unter deinem Artikel aufgefallen. Das bedeutet ja, dass du Geld damit machen willst, also gewinnorientiert arbeitest! Da frage ich mich (und dich) doch: Where’s the beef?!
    Kann es möglich sein, dass du nur deshalb vollkommen einseitig argumentierst, nur auf ausgewählte Argumente reagierst und lieber deine Gegner, als die Sache selbst diskutierst, weil du gern polarisieren möchtest um möglichst viele Leser und Flattrer zu generieren?

    Ich finde es auch echt ungerecht, dass du mit dem Veröffentlichungstermin deines Artikels den Zeitplan für diese öffentliche Diskussion vorgibst. Es kann nicht sein, dass diejenigen, die nur nach dem eigenen Gewinn streben, den Takt für uns andere vorgeben.

    Bleibt noch die Frage: Wem nutzen deine Artikel eigentlich? Fragen über Fragen, auf die es noch keine Antworten gibt. Daher möchte ich, dass dein Artikel in meinem Haus (gilt auch für die anderen Mieter) nur noch verpixelt (sprich: gar nicht) angezeigt wird. Ich verlange von dir, dies technisch möglich zu machen. Und das nächste Mal fragst du gefälligst *vor* der Veröffentlichung.

  144. 144

    @#776673: Du nennst es „auf den Boden der Tatsachen holen“ ich nenne es „weiter Sand in die Augen streuen“.

    Denn in keinem Wort geht der Autor dabei darauf ein, wie StreetView Google bei dieser Erreichung des ultimativen Ziels des Bösen, der personalisierten Werbung eigentlich weiterhelfen soll. Wenn ich was über das Einkommen der Leute wissen will, dann frag ich bei der schuafa nach, wenn ich die Adressen zu IPs brauche, muss ich die Telcos oder die User selbst fragen. StreetView hilft dabei exakt garnicht, weil eine Hauswand nun mal nur sehr begrenzt über das Einkommen der Einwohner aussagt und selbst dieses bisschen Information bestenfalls geschätzt werden kann und nich von einem Allgorithmus berechnet werden kann.

    Wofür auch immer Google StreetView geschaffen wurde, es wurde offensichtlich nicht für die vom Autoren angegebenen Gründe getan, den wenn Google diese Information hätten haben wollen, hätten sie vermutlich einfach die Schufa gekauft – schon hätten sie zu einem Bruchteil des Preises um ein vielfaches Detailirtere Konsuminformationen gehabt.

  145. 145
    Frédéric Valin

    @#776698: Bei der Schufa gehts um Kreditwürdigkeit, nicht um das Einkommen. Über die Schufa kriegst Du raus, ob Du jemandem Geld geben willst: nicht, wie Du ihn zum Geld ausgeben animierst.

    Dass jemand ernsthaft bezweifelt, das Straßenbild eines Viertels sage nichts über die Kaufkraft seiner Bewohner aus, hat mich schon weiter oben gewundert. Aber ich mach mir jetzt nicht die Mühe, dazu die aktuellen Forschungsergebnisse rauszusuchen: Frag doch Google!

  146. 146

    @#776705: Da du ja offensichtlich nur den letzten Satz von allem liest, was ich schreibe: die Daten taugen nicht zum automatisierten Bewerten von Kaufverhalten.

  147. 147
    Frédéric Valin

    @#776706: Nicht unmittelbar, nein, aber mittelbar lassen sich doch aus den Geschäften, die es in einem Viertel gibt, Rückschlüsse ziehen, oder nicht? Nehmen wir an, ich will in ein Einkaufscenter investieren, und ich sehe: in der näheren Umgebung gibt es 50 Handyläden, 30 Billigjuweliers, ein paar Schuster, drei Bekleidungsketten, fünf Videotheken und ein paar Drogerien: dann weiß ich doch, welches Kaufverhalten im Viertel vorherrscht und welche Konkurrenz ich zu zerschlagen hab.

    Und natürlich ist GSV da jetzt noch kein Durchbruch, aber es macht diese Analysefähigkeiten eben schneller und effektiver. Das ist wie bei der Online-Durchsuchung: das Verfahren wird nicht revolutioniert, aber einfacher und schneller.

  148. 148
    Frédéric Valin

    @#776676: Erstens: Es scheint hier ein grundlegendes Missverständnis zu geben. Meine Absicht war es keinesfalls, die komplette GSV-Debatte hier nochmal en miniature nachzustellen (wie es jetzt doch passiert ist). Wie im Artikel geschrieben, war meine Absicht, nach den ökonomischen Konsequenzen zu fragen.

    Du verkennst, dass GSV-affine Blogartikel zum Thema viel besser aufgenommen werden und deutlich weniger arbeitsintensiv sind als Google-kritische Artikel. Du kannst die diversen Flattr-Zahlen in den verschiedenen Artikeln zum Thema gerne vergleichen. Du verkennst außerdem, auf welchen Betrag sich Flattr-Einnahmen belaufen.

    Und wenn Du glaubst, der Artikel hier würde den „Zeitplan für die Diskussion“ vorgeben, würde ich an Deiner Stelle ein paar mehr Seiten freischalten als web.de, freegames und kicker: du wirst feststellen, dass es auch anderswo diskutiert wird.

    Allerdings: Anderen vorzuwerfen, nur meine Gegner zu diskutieren, um dann ausschließlich diese anderen zu diskutieren, ist ein Ansatz, von dem ich tatsächlich was lernen kann.

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    @#776717: Wenn ich Rückschlüsse über ein Viertel will, dann schau ich mir die Bevölkerungsstruktur an, schau bei der Schufa wie viele Kredite es gibt und wie viele davon platzen, schau mir an, wie viele Arbeitslose und Hartz IV Empfänger es gibt. Wenn ich Google wäre, würde ich die Suchanfragen nach Region statistisch auswerten und schon würde ich wunderbar sehen, wonach die Leute so suchen, für was für Produkte sie sich so interessieren, welche Medien sie konsumieren. Das ganze hat Google in Echtzeit, automatisch, von jeder Region der Welt, beliebig eingrenzbar nach aktuellem Einsatzfall.

    Ehrlich: dagegen wirkt die Option, aufgrund von irgendwelchen Häuserfronten manuell (!) irgendwelche Abschätzungen zu machen auf mich geradezu lächerlich. Und das Argument „die machen das ja noch zusätzlich…“ trägt da nicht weit: man kann aus alle 10 Jahre mal gemachten Fotos von Häusern keine brauchbaren Informationen über aktuelles Konsumverhalten herleiten.

  150. 150

    @#776723: Ach so, dass du mit Flattr wenig Einnahmen hast, ändert an der Gewinnerzielungsabsicht alles. Genau, wie deine Argumente ungültig werden, wenn Google mit StreetView nur wenige Einnahmen einfährt oder sogar Verluste macht. Das Argument „Mit Befürwortung von GSV ließe sich mehr verdienen“ kenne ich schon vom „Mit Junkfood würde ich mehr verdienen“ der Homöopathie-Tanten, es macht die Sache selbst einfach nicht wahrer.
    StreetView wird auch anderswo diskutiert? (Ich ignoriere mal wieder deinen persönlichen Angriff an dieser Stelle). Sag an, so wie Häuserfronten auch auf anderen Portalen veröffentlich wurden und werden, du aber gegen den Zeitplan von Google wetterst?

  151. 151
    Jens Best

    @#776717:

    Also Frédéric, ich muss hier nochmals Max unterstützen.
    Du bist da, bitte nicht falsch verstehen, ein wenig weltfremd.

    Erst einmal kann jeder, der ein Gewerbe plant schon lange beim Benchmarking auf Daten über einen speziellen Stadtteil bei den zuständigen Standesvertretungen/Verbänden und Dienstleistern zurückgreifen. Das sind alles keine personenbezogenen Daten, sondern sie dienen der Gestaltung der Gesellschaft – nur das halt nur diejenigen Zugriff haben, die Verbandsmitglied sind oder kommerziellen Dienstleistern viel Geld zahlen.

    Die Grunddaten bekommt man für ’nen Appel und ’nen Ei bei KOSTAT, der Arbeitsgemeinschaft für Kommunalstatistik, bei dem über 100 Kommunen sind, und damit 65% der BRD abgedeckt wird. Altersstruktur, Migrantenanteil etc. kannst du dir da als Datensatz besorgen.

    Ich war letztens bei der Bundesärztekammer. Die haben eine Datenbank, mit man runtergebrochen auf alle relevanten Krankheitsbilder, die medizinische Versorgungslage von Gemeinden und Regionen beliebig projezieren kann. Damit könnte man Gesellschaft in verschiedene Richtungen aufgrund guter Datenlage gestalten. Solange nur die Mächtigen in den Hinterzimmern solche Datenbanken verwenden können, wird es aber in die Richtung des Geldes und der Macht gehen.

    Nochmals – Alles völlig im Einklang mit einem Datenschutz, der diesen Namen auch verdient. Der Datenschutz-Fanatismus, der mit der Streetview-Debatte nach oben gespült wurde ist dagegen eine total falsche Entwicklung. Das geradezu konformistische Klatschen bei annewill gestern, als Entwicklungsminister-Schwachmat Niebel mehrfach bei wikileaks nach Datenschutz(!) schrie, macht mir Angst. Wer für die Privatsphäre einstehen will, sollte auch für die Öffentichkeit einstehen. Eine zugegebenermaßen dialektische Aufgabe, an der schaar und Konsorten gescheitert sind, aber dein ständiges „da kann man jetzt alles rausfinden“-Geblökke ist auch nicht viel besser.

  152. 152
    Frédéric Valin

    Sehen wir in zehn Jahren, was passiert sein wird, und inwiefern SV Google geholfen hat oder nicht, Märkte zu verändern. Ihr glaubt, dass das nicht passiert. Ich glaube, dass es passiert, kann aber nur grob spekulieren, wie. Vielleicht habt ihr Recht. Vielleicht spekulieren wir einfach in einem Jahr weiter, wenn es eine Zwischenbilanz gibt, so ist das dann doch sehr wenig faktenbasiert. Dafür aber ideologiegetrieben.

    So long.

  153. 153
    Jens Best

    @Frédéric

    Ich denke, die Fakten, z.B. in Kommentar #150 hinsichtlich der Nutzung öffentlicher (Geo)Daten sind heute schon da. Ebenso die Rechtslage, und ebenso und vorallem, das Verständnis von öffentlichem Raum und was in diesem möglich ist für einen freien Bürger.

    Der Vorwurf der Ideologie ist fast so lächerlich wie die Vergleiche mit religiös getriebenen Menschen. Insofern muss auch ich meinen Vorwurf gegenüber Schaar und Konsorten relativieren: sie sind keine Datenschutz-Fanatiker, sie sind Gefährder des öffentlichen Raums und seiner Nutzung im digitalen Zeitalter, klingt nicht ganz so smooth, aber bringt es besser auf den Punkt.

    Jetzt aber. So long.

  154. 154

    Ich hab übrigens ein sehr schnuckeliges Feature von Streetview entdeckt.

    Wenn ich mit meinem android irgendwo hin navigiere und da bin… blendet Google mir das Foto des Hauses ein.

    An dem Tag, an dem ich das entdeckte, waren beide Zielhäuser in Stuttgart verpixelt.

    Dass das Arbeitszeit vernichtet und damit konkreten wirtschaftlichen schaden erzeugt ist ganz klar,. Sobald Rettunbgskräfte sowas nutzen, kann es auch Menschenleben gefährden.

    Insofernw ardas Argiment von mir, das da ende August etwas spaßig gemeint war:
    http://blog.oliver-gassner.de/archives/4564-Wer-Google-Street-View-blockt-und-verpixelt-gefaehrdet-Arbeitsplaetze-in-Deutschland.html
    durchaus nicht so weit hergeholt.

  155. 155

    Seid Euch bitte bewusst,
    dass es ein leichtes ist,
    an pers. Daten heranzukommen.

    Weshalb existiert neben den Branchenbüchern, oder Gelbe Seiten (Gewerbetreibende), Immer noch das Telefonbuch mit Adressangabe?

    Der Horizont ist mal wieder etwas tiefer besser zu erkennen. Alles Gute