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Gawker ohne Ads

Irgendjemand mit genug Eiern hat eine werbefreie Version des in den U.S.A. enorm erfolgreichen Klatsch- und Tratsch-Blogs Gawker sowie eine Version der „Page 6“ (ebenfalls die Gossip-Abteilung) von der New York Post (schlimmes Revolverblatt, muss man nicht verlinken), die ohne die beim Original nötige Registrierung funktioniert, ins Netz gestellt.

Da Gawker die Artikel ihrer Blogs nicht unter Creative-Commons-Lizenz veröffentlicht (und die New York Post schon gar nicht), ist das natürlich illegal und die Amis warten nun gespannt auf die Anwälte von Nick Denton, dem Chef von Gawker.

Der Urheber der Aktion, ein gewisser „a v“, bezeichnet den Content-Klau als „Performance Kunst trifft Medien“ und wollte einfach „herausfinden, ob mehr Menschen die werbefreie Version von Gawker lesen werden als das Original“.

Seitdem Spreeblick ebenfalls, wenn auch sicher zurückhaltender als Gawker, den ersten Schritt in Richtung Werbeindustrie getan hat, fragen sich ja einige unserer Sklaven auf verschiedenen Verlagsgebäude-Etagen, wieso von den paar anfänglichen „Sell-Out“-Schreihälsen noch keiner auf die Idee gekommen ist, die Spreeblick-Inhalte, die zum größten Teil unter CC-Lizenz veröffentlicht werden, auf einem werbefreien Blog zu spiegeln.

Die Antwort aus dem Facility-Management (Abteilung Herren WCs Südflügel) darauf lautet: „Weil die nicht richtig lesen können und zu blöd und faul dazu sind, man muss sich ja nur mal drei Sätze auf deren eigenen Blogs durchlesen, um das zu verstehen“.

Nachdem diese Leute aufgrund ihrer Haltung gegenüber unseren wertvollsten Lesern natürlich sofort gefeuert wurden, habe ich in einer Hauptversammlung im großen Sitzungssaal meine persönliche Antwort dazu dargestellt und das auswendige Aufsagen derselben im Chor beim Sieben-Uhr-Frühappell als Pflichtpunkt in die Verträge aufnehmen lassen:

„Unsere LeserInnen tun das nicht, da sie uns schätzen und, wie wir an unseren Kontoständen jede Minute neu ablesen können, gerne tatkräftig unterstützen!“

So sehe ich das, wie es sich für einen großmütigen Mann von Welt gehört, der zwischen den Golf-, Polo- und Kricketstunden auch immer wieder mal ein Ohr für seine Mitarbeiter und auch die LeserInnen hat.

Und dann füge ich noch hinzu: „Wer sowas macht, ist ein Loser. Wer sowas macht, nachdem man ihm gesagt hat, wie es geht, ist ein Ober-Loser.“ Aber das habe ich nur in der kleinen Runde gesagt, mit den Mädels, die immer lachen, wenn ich was sage, weil sie mich so sexy und unterhaltsam finden, wenn ich sowas sage. Und sie haben ja auch Recht.

So. Jetzt ab ins Bett, morgen früh wird der neue Gaul geliefert.

[Alles ohne den übermüdeten Salm via boingboing]

10 Kommentare

  1. 01
  2. 02
    Deleux

    Blogs sind keine Kulturrevulution. Fakt. Wacht auf, Blogs sind auch nur ‚Seiten‘ wie alle andere auch, nur das die fragwürdigen Inhalte öfters erneuert werden. Frei nach McLuhan: „The medium is the massage!“ So schauts aus, ob Werbung oder ohne…

  3. 03
    bussi baer

    @deleux: ich sehe das auch so.
    ich lese sehr gerne blogs. fuer mich sind das nette apperçus. mal zwischendurch was anderes waehrend ich mal wieder darauf warte das endlich das rendern irgendwelcher filmschnippsel beendet wird. manchmal habe ich den eindruck das fuer viele leser/betreiber von blogs diese eine art familie oder ersatzreligion geworden sind. kann man in dem fall schon von sucht sprechen?

  4. 04

    Kann man bestimmt. Von Sucht sprechen. Vielleicht nicht Blogsüchtig, aber hier sind bestimmt so einige bei, die man gut und gerne internetsüchtig nennen dürfte. Incl. me. Was mir dabei auffällt – bei welchen Sachen spricht man eignetlich von Sucht? Nur bei den „““schlechten“““? Mir würde ja bestimmt auch keiner vorwerfen, musiksüchtig zu sein, obwohl ich ohne die noch weniger leben könnte…. (ohne internet zur not schon, ohne musik schwierig).

  5. 05
    oipus

    Wenn Du alles, was jemanden erfüllt als Sucht bezeichnen möchtest.. Man kuckt gern Filme; ist man süchtig?

    Für eine Gruppe sind Blogs sind doch nichts anderes, als der Schrei nach Aufmerksamkeit. Das, würd ich sagen, ist ein Grundbedürfnis. Im IRC ist das Prinzip genau das selbe, nur eben ‚live‘.
    Anderen wiederum geht es um Inhalte, die dann eben zeitgenau online gestellt werden. (für ein log wichtig ist ja das Wann)

    So richtig zur Kultbewegung wird das ganze dann dadurch, dass es auch für technisch unversierte möglich ist, das ganze professionell aussehend zu puplizieren.

    Fazit: Das Internet wird benutzbar, und für schreibfaule gibts jetzt podcasts. Somit werden auch Telefonate überflüssig, weil ja alles asynchron über Kommentierungssysteme abgewickelt werden kann (es lebe der Technik-Fetischismus).

    P.S.: Wenn es niemanden gäbe, der so Sachen als seinen Lebensinhalt betrachtet, würde es aus Mangel an Qualität niemand interessieren.

  6. 06

    blogger zum entzug oder was?! :)
    die auswirkungen des bloggens kann man doch erst in einigen jahren richtig beurteilen. „fakt“ gibts in dem zusammenhang jedenfalls (noch) nicht.

  7. 07

    schade, dass ich mir gerade auf meinen blog
    einen runterhole, sonst hätte ich hier durchaus
    ein häubchen draufsetzen können.

  8. 08

    Wenn man ein Blog spiegeln will, dann müsste man ja prinzipiell auch die Kommentare mitnehmen. Die gehören ja irgendwie dazu, besonders bei Spreeblick. Wen interessiert schon was Johnny schreibt, es geht ja eigentlich darum, was wir hier so schreiben. Und das dann zu spiegeln, dürfte dann vielleicht doch etwas aufwendig und seltsam werden…

  9. 09
  10. 10

    Stell ich mir trotzdem komisch vor. Wie siehts da mit den Rechten aus? Was wird, wenn sowohl dort wie hier kommentiert wird? Schlussendlich: Wozu das Ganze überhaupt?