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Danke, Frau Kuttner

art brut

The Good Life hab‘ ich verpasst (klangen im Radio auf dem Hinweg aber ganz spannend), The Coral haben mich gelangweilt, aber Art Brut und Maximo Park haben mich immerhin so sehr zum Trinken verleitet, dass ich die I/O-Party verpasst habe. Aber der Reihe nach.

Im Gegensatz zu Frank liebe ich das Album von Art Brut sehr, eine Platte voll mit augenzwinkernden Hits, zitatfähigen Textzeilen, hübschen Anekdoten und (selbst)ironischen Blicken auf die aktuelle Lage des State Of Pop. Live hatte das alles dann nochmal genau den Extrakick, den ich mir erhoffte, Art Brut nehmen sich nicht zu ernst, ihre Kunst aber sehr; so soll das sein. Und während Sänger Eddie Argos (welcher Fan von Johnathan Richman ist, was einiges, wenn nicht sogar alles, erklärt) seine Weisheiten mit einer Attitüde irgendwo zwischen Mark E. Smith (aber lange nicht so angekotzt) und Shane MacGowan (aber nicht ganz so zahnlos) ins Publikum tritt sollte man die Band nicht vergessen, die ich erstaunlich tight fand. Ja, man sagt „tight“, denn das ist das einzig zutreffende Wort für eine Band, die dicht zusammen spielt. „Tight“ versteht man schon am Klang. Tight.

Eine gute Band mit Biss und Witz, wer hätte das gedacht! Der einzige Vergleich, der mir im Moment einfällt, sind übrigens Splodgenessabounds, die es, wie ich gerade nicht ohne Erschrecken feststellen musste, noch oder wieder gibt. Aber Art Brut sind viel besser.

Über Maximo Park habe ich schon einmal geschrieben und ich war hocherfreut, dass sie auch bei meinem zweiten Mal nicht enttäuschten sondern sogar noch etwas an Souveränität gewonnen hatten. Die Songs sind längst Hits und ob der Tatsache, dass ich am Tag wenig gegessen und am Abend viel getrunken hatte, ließ ich mich (auch bei Art Brut übrigens) sogar zum Mitbrüllen hinreißen, das will schon was heißen! Maximo Park gelten als meine größte Fehleinschätzung 2005, denn ich fand das Album zunächst sehr banal und musste meine Meinung revidieren. Was hiermit zum wiederholten Mal gern geschehen sei.

Nicht so gern gestehe ich ein, dass ich es losermäßig nicht mehr bis zur I/O-Party geschafft habe. Ein Bier mehr und ich hätte mein eigenes Büro verunreinigt, das will man ja auch nicht bei flickr sehen. Ein großes SORRY also an die Popnutten und Mitveranstalter, nicht etwa weil ich der Tanzflur-König gewesen wäre, sondern weil ich mich am Tag mit den Worten „bis nachher“ verabschiedet hatte. Und jetzt komme mir bitte niemand mit „hättest ja kein weiteres Bier mehr trinken brauchen“. Das ist ja ein Quatsch-Argument.

Und nun ist auch mal wieder gut mit „Washamwirgesoffen“-Content. Es geht doch auch ohne.

22 Kommentare

  1. 01

    Hättest ja kein weiteres Bier trinken brauchen. Gab ja auch noch Vodka. Haha.

    Eigentlich kann man ja auch ohne Johnny Alkohol Spaß haben, aber mit geht es manchmal ja auch besser. Schade, die Kombi Bier & Johnny hätte mich schon interessiert. Aber das Becks war trotzdem gut.

  2. 02

    Becks? Was ist daran denn eigentlich so toll?

    Jaja, ich weiß, Becks-Bashing ist nicht gerade sehr einfallsreich, aber ich finde es schade, dass bei Berliner Parties niemand Engelhardt aus Charlottenburg auf den Tresen stellt, ein großartiges Bier!

  3. 03

    Das Heinecken in der Columbiahalle war aber auch lecker. Hab davon auch zuviel getrunken, sodass ich es nur noch ins Youth Hostel geschafft habe.

    Und ansonsten bleibt mir auch nur „Danke, Fr. Kuttner“ sagen, da Art Brut noch besser waren als vermutet. Richtig genialer Abend. Nur Nora am DJ-Pult hätte sich Britney Spears – Toxic vielleicht doch verkneifen sollen.

  4. 04

    mal abgesehen vom britney-kontext jetzt, finde ich ja „toxic“ – auf einer songwriter-ebene, sozusagen – ziemlich perfekt. so als popsong an sich.

  5. 05

    „auf einer songwriter-ebene“ find ich postindustrialistisch, oder so. Mir fällt grad kein anderes Wort dafür ein.

    Oder ist das hier nicht der Letztes-Wort-Contest? Tschuldigung. Dann habe ich mich verwählt…

  6. 06

    Ja, genau das ist ja mein Problem mit dem Song. Wäre er nicht von Britney, hätte man ja dazu ohne Probleme tanzen können. Statt dessen haben sich alle etwas blöd und angewidert angeschaut.

    Übrigens schöner Artikel auf argh.de zu Kuttner on Ice. Als Jungspund muss ich mich ja fast schon für meine unentspannten Altersgenossen entschuldigen. Im Postbahnhof bei Maximo Park war der Altersdurchschnitt etwas höher, da war es wirklich angenehmer. Auch für mich als jungen Menschen. ;)

  7. 07
    marcel

    „Übrigens schöner Artikel auf argh.de zu Kuttner on Ice.“
    seconded

  8. 08

    interessant & unterhaltsam hätten wir sicherlich auch gerne in den Spreeblickräumen gesehen. Und sehr schön finde ich auch, dass Frank jetzt einfach hier kommentiert wird. Ist ja eh der gleiche Verlag.

  9. 09

    ist jetzt zwar etwas gaga, wenn ich meine eigenen blog-einträge hier bei johnny kommentiere, aber zu dem „unentspannt“ nur noch ganz kurz: da meinte ich in der tat, daß mir das jungpublikum eigenartig verkrampft und „konservativ“ vorkam. leute, die sich über gedrängel beschweren, die nicht angerempelt werden wollen, die bei einem spritzer bier oder einem rumfliegendem plastikbecher sofort die flucht ergreifen, die sich bei einem bestuhlten konzert fast wohler gefühlt hätten, weiß nicht recht .. hatte halt diesen eindruck. war aber dann immerhin nur am anfang so, glaube ich. aber trotzdem komisch.

  10. 10

    Nunja:

    „Comments are closed.“ (argh.de)

    Immerhin bin ich noch ontopic und es dreht sich doch alles um Kuttner on Ice. Falls es doch jemanden stört, kann Johnny das ja problemlos löschen.

    Mir gings auch eher um das Publikums-Thema. Ich hatte nämlich genau den selben komischen Eindruck wie Frank, da ich auch eine Diskussion mit 16jährigen Mädchen hatte die zu mir meinten ich solle doch mal stillstehen und sie nicht anrempeln. Meinen Tipp nach oben zu gehen, wollten sie dann aber auch nicht befolgen.
    Gab auch noch in der Mitte des Konzertes verkrampfte Jugendliche, die anscheinend zum ersten Mal auf einem Konzert waren und die automatisch entstehende Rempeleien als Bösartigkeiten des Vorder-, bzw. Hintermanns interpretierten und dann auch entsprechend sauer waren. Dachte eigentlich, sowas sollte sich rumgesprochen haben.

    Damit ist dann meine Fremdkommentierung auch schon abgeschlossen. ;)

  11. 11

    „Unentspannt“ vs. „Rücksichtsvoll“???

    War das wirklich „Unentspannheit“ oder ist es nicht vielleicht eine Neue Art von Etikette, Höflichkeit, Rücksichtnahme?

    Ich habe da nämlich so eine abwegige Theorie, mit der ich mich immer wieder gerne blamiere, wenn ich sie erzähle, aber mir ist aufgefallen, dass anscheinend „Gutes Benehmen“ zurückzukehren scheint.

    Hatte kürzlich an einigen Berliner Unis zu tun und dabei auch eine Mensa aufgesucht und war extrem überrascht, dass Studierende doch in der Lage sind, ihre Stühle wieder an den Tisch zu stellen, Türen hinter sich zu schließen, das Licht auszumachen oder Fenster zu schließen, wenn sie den Raum verlassen. Das gab es vor einigen Jahren noch nicht und z.B. die Mensa sah immer jeden Tag aus wie nach einer Notevakuierung.

    Positiv überrascht war ich auch bei einigen Begegnungen mit der Berliner Schülerschaft, von der ich eigentlich nur Coolness- und We-are-the-Hood – Attitüden erwartet hatte. Aber wahrscheinlich irre ich mich nur und die waren nur so nett, weil ich schon so ein alter Sack bin, Rentner-Bonus oder so…

  12. 12

    ich bin ja der erste, der höflichkeit auch bei jugendlich eigentlich ziemlich cool findet. aber so ein klein wenig kommt’s ja doch auf den kontext an, oder? ich meine, hey, bei einem rockkonzert .. ich sag‘ ja nicht mal, daß da gerempelt werden muß, aber daß man so spießig ist und sich darüber aufregt, wenn es nicht gerade wie bei den schwiegereltern zum sonntagskaffee zugeht? nee.

  13. 13

    mal abgesehen davon: bei konzerten, bei denen es „etwas rauher zugeht, konnte ich immer feststellen, daß „im notfall“ (wenn mal einer hinfällt o.dgl.) sofort jeder hilft, wie er nur kann, innerhalb von sekunden sind alle nicht nur höflich, sondern sogar erstaunlich hilfsbereit und freundlich. „freunde“ eben. pogo und party und rempeln und bierbecher sind da immer nur solang angebracht, wie’s allen spaß macht, und das weiß komischerweise jeder ganz automatisch.

  14. 14

    Naja bezeichnen wir es als Unerfahrenheit.

    Ich bin kein Hardcore-Poger. Für mich zählt einfach nur dass zur Musik abgehen und „rumhüpfen“. Und wenn alle rumspringen, dann ist es halt so dass die Masse in Bewegung versetzt wird.

    Und sobald jemand auf den Boden zu fallen drohte, waren immer sofort 2-3 Mann da um die betreffende Person aufzufangen bzw. hochzuziehen. Also an Höflichkeit gab es da echt nichts zu bemängeln, ich hab auch in den ersten 3 Reihen keinen gesehen der ernsthaft überhaupt erst auf dem Boden lag. Weiß ja nicht wie das früher auf Rockkonzerten abgelaufen ist.

    Ob man das jetzt auch auf die Berliner Jugend allgemein beziehen kann weiß ich nicht. Ich komm aus der eher kleinen Lutherstadt Wittenberg und da kennen die meisten auch „Gutes Benehmen“. So böse wie die Jugend dargestellt wird, ist sie gar nicht. ;)

    Störend waren halt nur die ganzen Leute, die schon bei den kleinsten Sachen sauer waren, weil man ihnen mal auf den Schuh getreten ist. Und das waren meist Leute unter 18, bzw. um die 18 Jahre.

  15. 15
    verwirrter

    Zu den Bands : The Good Life waren so mit das langweiligste, was ich dieses Jahr gesehen habe. Lag nicht an ihrer Musik, sondern an ihrer Performance.
    The Coral, deren letzte Platte mir beim Einmal-Durchhören gar nicht zusagte, haben mich sehr positiv überrascht.
    Art Brut sind einfach unglaublich gut. Ich liebe die Platte, und ich gestehe, ich habe leidenschaftlich mitgegröhlt.
    Maximo Park haben mich enttäuscht, den Hype werde ich wohl nie verstehen, weder um ihre Platte noch um ihren angeblich so tollen Live-Auftritte.

    Zum Publikum : Vorne war’s toll. Mir sind da auch keine Mädchen aufgefallen, die ein Problem gehabt hätten, angehüpft zu werden. Hingefallen sind einige, jedem wurde aber sofort hochgeholfen. Hab die Stimmung sehr freundschaftlich empfunden.

    Halbvolle Bierbecher nach vorne werfen, fand ich übrigens auch schon immer scheisse, da bin ich gerne spießig.

  16. 16
    hb

    Mit Abstand am besten: ART BRUT!!! Davor war es einfach belanglos, weil auch vielleicht einfach zu früh. Manchmal hab ich das Gefühl, Rock-and-Roll-Feeling kommt in Berlin erst ab 23h auf.

    Art Brut konnten dem entgegenwirken mit ihrer fantastischen Bühnenpräsenz.

    Aber jetzt … Maximo Park… Das Album fand ich auch erst langweilig bis generisch, aber die Hits/Singles haben mich dann doch langsam gepackt. „Apply some pressure“ ist auch eine wirkliche Mitgröhlhymne und ein wahrer Floorfiller. Samstag Abend wurde ich dann aber leider enttäuscht. Die Hits funktionierten leidlich und der Sound war (zugegebenermaßen eher weiter hinten) sehr „breiig“. Die vom DJ aufgelegte Version eine Stunde später (eigentlich eine Diskussion für sich, ob man Bands auflegen darf, die am gleichen Abend live auftreten) hat mich schon wieder zum Fuss-Wippen veranlasst.

    Danach ging es übrigens noch weiter in die Nacht und um 5 Uhr morgens hab ich „Apply some pressure“ dann zum dritten Mal am Abend gehört. Und Member of Kuttner-Redaktion standen immer noch auf der Tanzfläche und reckten die Arme in die Höhe.

    Cheers!

  17. 17

    Oh man und ich war net da…

    Mir hätte wohl Maximo Park am besten gefallen, weil ich die schon immer gut fand. Art Brut kenn ich bis jetz gar nich, wenn aber alle sagen, dass die toll sind, werd ich mich da mal schlau machen.

    Mir wäre außerdem ziemlich egal gewesen, welche Songs der DJ aufgelegt hätte, weil Nora Tschirner nämlich einer der DJs war, und die is ja bekanntlich ziemlich cool! ;)

  18. 18

    Der Sänger von Art Brut verehrt
    Jonathan Richman?! Verdammt! Seit wann
    sing ich bei Art Brut?!

  19. 19

    Noch mein Senf: The Good Life war wirklich sehr verhalten, The Coral haben mich echt enttäuscht, obwohl ich live schon gute Aufzeichnungen gehört habe, ABER Art Brut der Hammer…herrlich und genial von den Texten. Bei Maximo Park verstehe ich den Hype ebenfalls nicht. Also die Platte ist nicht übel, ich mag sie sehr, dennoch lösten die Editors als Beispiel in mir mehr aus als Maximo Park und von daher…gut, schön. Fotos könnte ich noch bieten aus dem Alte-Herren-Rang – >hier!

  20. 20
    Gunnar

    Mir hat Maximo Park auch sehr gut gefallen, Deinen Playback-Live-Vergleich kann ich auch nur unterstreichen. Ich habe sie vorher auch eher unterschätzt.

    Nora Tschirner hätte lieber auf ihrer Geburtstagsparty bleiben sollen, war nicht so dolle. Aber ihr hat ja der DJ aus dem ersten Set tatkräftig unter die Arme gegriffen, und der hatte es drauf.

    Es gab Beck’s? Ich habe nur Heineken und Berliner gesichtet, wahrscheinlich weil ich nach Fass gefragt habe.