Vor einiger Zeit entschied sich AOL dazu Geld für E-Mails zu nehmen. 0.25 US-Cent soll jede Mail kosten die garantiert bei einer AOL Adresse ankommen soll. Das ganze dient laut AOL dazu den Spam einzudämmen.
Das Prinzip ist ganz simpel: Spam funktioniert nur, weil er so unglaublich billig ist. Sobald jede Mail auch nur um einen Bruchteil teurer wird funktioniert dieses Geschäftsmodell nicht mehr. Für jeden der ein legitimes Interesse am Versand von Mails hat ist der Betrag klein genug um nicht weiter aufzufallen. Der Benutzer bekommt keinen Spam mehr, der Versender von legitimen Massenmails zahlt einen klitzekleinen Betrag dafür dass seine Mails garantiert nicht im Spamfilter hängen bleiben und AOL verdient sich ein goldenes Näschen – und schon sind wir einen Schritt näher am Lilalauneland.
Somit wäre alles bestens, gebe es da nicht den einen oder anderen Haken. Zum einen wird die Menge des Spams für AOL Nutzer kaum zurückgehen. Die Mailsteuer kann schliesslich nicht für jede einzelne Mail erhoben werden, es geht ja nur um Massenmailings. Nun hat natürlich jeder Spamfilter diese Massenmailings sowieso schon lange auf dem Kieker – und ähnlich lange haben Spamversender ausgefeilte Techniken entwickelt jede einzelne SAPM-Mail möglichst weit zu individualisieren. In jede Mail werden zufällig sinnlose Wortfetzen eingefügt, tausende Domains werden benutzt und hunderttausende von gekaperten Computern werden zum Versand benutzt damit jede einzelne Mail so individuell wie möglich ist. Auch in Zukunft werden Spammails den Filtern durch die Lappen gehen.
Zum anderen gibt es sehr wohl Organisationen die regelmäßig hunderttausenden Interessenten Newsletter und Informationsmaterial zuschicken – vom Kunden explizit erwünschte Mails. Für diese werden aus klitzekleinen Beträgen dann ganz schnell große Summen. Nur die goldene Nase für AOL bleibt. Der Gedanke drängt sich auf, dass es AOL gar nicht so sehr um die Bekämpfung des Spams sondern mehr um den eigenen Kontostand geht.
Über 500 (!) amerikanische Organisationen haben deshalb unter der Adresse dearaol.com eine Petition gegen die Mailsteuer gestartet. Über 350.000 Menschen haben laut der EFF diese Petition bereits unterschrieben. Und natürlich gibt es eine Funktion um Freunde und Bekannte via Mail auf diese Petition hinzuweisen. Nur AOL Kunden nicht, da AOL diese Mails offensichtlich blockierte. Sobald eine Mail an einen AOL Kunden die Adresse dearaol.com enthielt verschwand sie im digitalen Nirwana, ohne Hinweis an den Empfänger. Wenige Minuten nachdem die Electronic Frontier Foundation über die Blockade berichtete fiel die Barriere übrigens wieder.
Meines Wissens nach wäre ein solches Vorgehen in Deutschland übrigens illegal: jede einzelne E-Mail muss dem Empfänger auch zugestellt werden. Was dieser dann damit macht ist sein Bier.
Ob absichtlich oder versehentlich hat AOL eindrucksvoll unter Beweis gestellt wozu die neue E-Mailsteuer noch taugt: zum Unterdrücken von unerwünschten Stimmen.
Bin ich schon drin?
oder wie war das…
Ich fand AOL schon immer doof. Die haben auch mal ihre Bilanzen gefälscht, womit sie sich ihr Firmenimage versaut hatten.
Leute, die aber gerne Teil eines großen, ganzen sind, waren immer ganz geil auf AOL wegen der Werbung „Mit X Millionen Menschen weltweit die Nummer eins“.
Das ganze Modell erinnert aber prinzipiell ein wenig an die Tobin Tax. Wäre an sich mal ’ne Überlegung wert. Also ich hätte kein Problem damit, wenn alle mitmachen würden, dass dann weniger SPAMS da sind. Nur leider gibt es selten monostrukturelle Probleme.
Kosten E-Mails Geld, dann wird es denen zu teuer und SPAM-E-mails wird es keine mehr geben. Aber was ist mit SPAM-Instant-Messages oder Forum- bzw. Gästebuchspam?
Dann muss man für alles zahlen und nichts macht mehr Spaß? Lieber ’n paar gute Programme entwickeln, die dagegen was taugen und gut ist.
What „Symptome aber nicht die Ursachen behandeln“ is all about.
Zuerst hatte ich mich auf drüber gefreut, das AOL tatsächlich versucht eine Briefmarke für E-mail zu erfinden, denn nichts anderes ist es wohl nicht. Aber mittlerweile seh ich es auch so, dass sich wohl nur E-Mail-Marketeers Sorgen um diese Gebühr machen müssten.
Inzwischen sind die Spamfilter überraschend gut geworden. Hätte ich gar nicht gedacht. Ich seh vielleicht 1-2 Spams am Tag, alles andere landet im Filter. Sowohl bei Gmail und auch bei meinem mit SpamBayes geschützten Outlook. Das Schlimme dran ist, dass man sich irgendwann damit abfindet.
Eigentlich frustrierend.
Gewöhnt euch schonmal dran das Konzerne demnächst entscheiden was gut für euch ist.
ich krieg fast keine spammails, aber da ich nicht bei AOL bin, drauf geschissen :D
DAS wolllen die Konzerne uns doch schon lange vorschreiben, oder?
AOL? sind das nicht die, die laut eigenwerbung „schon drin“ sind obwohl sie zu blöd sind ihren videorekorder zu programmieren?
Ein Unternehmen, daß jedem Menschen ungefragt 300 (gefühlter Wert) Werbe-CDs in den Briefkasten stopft, will sich gewinnbringend gegen Spam einsetzen. Wenn das nur gut geht.
Offenbar glauben immer weniger Kunden, das Internet sei ein Produkt von AOL. Und dieses Internetz sträubt sich auch noch hartnäckig, endlich wieder so zu werden wie CompuServe. Dauernd schreibt da jemand was rein, was nicht mit AOL abgesprochen ist.
Als ob solche Maßnahmen wirklich Spam verhindern würden. Ich bekomme neben Spam auch alle Paar Tage einen Anruf von einem Callcenter. Das kostet die auch und die belästigen einen trotzdem. Ausserdem finde ich es eine Unverschämtheit das ein Unternehmen in gewissem Sinne meinen Mailverkehr zensiert. Da sind mir die Paar Spammails und das Bayestraining des Filters doch lieber. Immerhin habe ich zu entscheiden was ich lesen will und was nicht. Was würde ich denn ohne das günstige Viagra, die Geschäftsbeziehung mit König Umbthu aus Afrika und die ständigen Sicherheitsvorkehrungen meiner Bank (ich frag mich immer noch warum die immer gleich 10 Tans haben wollen. Guter Tipp hierfür: Mails nicht ignorieren, sondern falsche Daten angeben :)) tun sollte.