Eine Geschichte wert sind die Verrückten in der Straßenbahn. Die Menschen bleiben jeden morgen gleich, nur die Verrückten wechseln. Da gibt es schon so Vögel, ich kann euch sagen.
Diese eine Omi zum Beispiel. Sie steht in der Straßenbahn und hält ihre Fahrkarte immer in Augenhöhe in die Luft und zeigt sie jedem. Vor allem zeigt sie die Karte immer in Richtung Fahrer, damit der auch immer sicher sein kann, es hier nicht mit einer Schwarzfahrerin zu tun zu haben. Und zum Aussteigen ist die Dame scheinbar auch nie gekommen. Bei jedem Stop schaut sie unsicher aus dem Fenster und rennt genau dann zur Tür, wenn diese schließt. Bei JEDEM Stop wohlgemerkt.
Oder dieser kleine dünne Mann, bestimmt schon über Siebzig. Da darf man verwirrt sein, klar. Ist auch ein ganz lieber, der Typ. Erzählt jedem, der’s hören will (und auch denen, die nicht), wie oft er schon draußen im Park auf den Frack bekommen habe. „žJaaaaaahahahaha! Das glaubst Du nicht wie dieeeeeeee mir schon den Frack verhauen haben duuuuuuhuhuhuhuhu!“ Er erzählt das auch, wenn niemand zuhört. Er erzählt das wohl immer, vielleicht ist es das einzige, woran er sich erinnert.
Oder diese eine Frau, die immerzu ohne Ziel abwechselnd „žHören Sie damit auf, mich anzustarren“ und „žSie Drecksau!“ und „žIch bin nicht still weil ich was sagen muss!“ und „žDieses Dreckschwein!“ schreit. Sie erntet dafür befremdliche Blicke und so mancher Typ schaut sogar, als ob er grade ertappt worden wäre. Die Drecksau.
Oder dieser Mann, der so wütend ist auf sich und auf die Welt und auf die Menschen und auf sein Bier an einem Montagmorgen, dass er die ganze Straßenbahn zusammenschreit. „žIhr seid doch alle verrückt! Das gibt’s doch nicht, das gibt’s doch nicht! Ich werde hier noch ganz krank!“
Es gibt schon Verrückte. Morgens. In der Tram.
update: Es gibt übrigens auch Verrückte, die Stairway to Heaven rückwärts singen. (via)
Scheint doch eine ganze lustige Gesellschaft zu sein. Ich versuch mir nur vorzustellen, wie das wäre wenn sie alle gemeinsam in der gleichen Tram säßen.
MannQuadrat, vermutlich würde das Ergebnis dem, was wir Normal nennen, am nächsten kommen..
Ältere Leute meckern ja gern mal rum, z.B. wenn ihnen in der Straßenbahn kein Platz angeboten wird.
Man stelle sich vor: Brechend volle Straßenbahn am frühen Morgen. Alle sind muffig. Irgendwann fährt die Straßenbahn in der Landsberger Allee ein. Die Bahn leert sich etwas, ein Platz wird frei. Jungscher Bengel setzt sich hin. Irgendein Oppa fährt ihn an:
Junger Mann, können Sie nicht einmal einem alten Menschen einen Platz anbieten?
Jungscher Bengel zieht eine Fresse, steht auf, Oppa setzt sich hin.
Straßenbahn fährt los, Oppa guckt aus dem Fenster, schüttelt den Kopf und murmelt in sich herein:
Hier hätte ich doch aussteigen müssen.
Ich hab mal in Berlin inner U-Bahn nem älteren Mann mit Krücken meinen Sitzplatz angeboten. Der wußte nicht, ob er sich wundern oder freuen sollte.
Ich weiß jetzt, woran man in der Berliner U-Bahn Auswärtige erkennt.
Oh je. Doch, eines Tages werden die alle ein Blog haben. Wer das Usenet noch kennt (hüstel), dem wird der Name Robert Born ja auch ein Begriff sein.
Bestimmt war es nicht lustig. Vielleicht hatte sie so ein Erlebnis.
Wahrscheinlich brennt in ihnen etwas lichterloh. Veralbert wurden sie aber doch nicht, ihre Botschaft wurde weitergetragen. Wer wen als störend empfand, wurde wohl auch deutlich. und ver-rückt ist doch jeder irgendwie
Ja, sich darüber erheben kann jeder.
Icke fahr imma mit da U-Bahn zur Arbeit, wa!
Und natürlich passieren die besten Geschichten nachts. Da wird man auch ncith so häufig kontrolliert ;-)
Ja, stimmt schon immer diese Verrückten. Wer hat ich noch nicht gesehen, den Mann der mit seinem Rasenmäher durch die Straßen geistert, und seinem Arbeitsgerät von seiner Ex-Frau erzählt die sich umbringen wollte falls … etc. pp.
Kennt ihr den wirren Bärtigen aus der U2? Der schreit immer wahlweise alle, sich oder jemanden, der nicht da ist, an. Oder den Typen, der sämtliche U-Bahnstationen inklusive Anschluss + Zeit auswendig kennt?
Gibt schon echt Originale…
@ Janek: Kann ichg aber mal gar nicht bestätigen. Sobald in Berlin Omi und Opi einsteigen, hamse schon zwei freie Plätze. Und zwar ohne Nachfragen.
Wir haben hier einen wohnen der ab&zu wartet bis die Tür schließt und dann mit Anlauf – fuß vorraus – tretend gegen die Fahrertür im Bus springt.
Lustig, schokierend, aber auch nachdenklich stimmend. Irgendwie.
Vor kurzem: Ein älterer Herr im Anzug sitzt mit gegenüber. Ein Typ kommt durch den Gang und fragt ihn: „Hey, sind sie der Chef hier, sie sehen so aus!“ Der Herr erwiedert, worauf der Hinzugekommene meint: „Kein Problem, dann machen wir eben Neuwahlen, ich berufe die Nationalversammlung ein. Kostet ja nix außer ein bisschen Papier für die Wahlzettel“.
Verrückte sind überall, aber vor allem in der Bahn.
als ich noch in berlin gewohnt habe, da fuhr ich eines tages mit der tram und neben mir daß ein typ der sich die ganze zeit mit seinem kumpel unterhalten hat. er hat ihm fragen gestellt und mit ihm geschimpft, hat ihn gefragt wann er umsteigen müsse, ob er am samstag mit ihm „rüber fahren“ wolle, etc. nur – war da gar kein kumpel. ich dachte: wie unangenehm, jetzt redet der typ mit sich selbst. wahnvorstellung, schizo, durchgeknallt. ich wollt mich schon woanders hinsetzen. aber dann dachte ich mir, warum glaube denn ausgerechnet ich, dass der typ verrückt sei… wo ich doch seinen kumpel noch nicht mal sehen kann. ist doch eigentlich ganz praktisch immer jemanden dabei zu haben, mit dem man sich unterhalten kann…
Ich kenn sie ALLE !!!!
Kennt eigentlich jemand den alten Mann mit oranger Melone & orangem Anzug, der immer ausgestattet mit einem sehr kleinen Koffer abends durch die Sonntagsstraße läuft?
Ich dachte auch schon manchmal, ich würde so ein Unikum sehen, dass mit sich selbst redet. Aber dann war es immer nur einer mit ’nem Handy und Headphone …
Übrigens: Den Zugereisten erkennt man nicht daran, dass er Oppa seinen Sitzplatz anbietetet, sondern daran, dass er das Wort „Tram“ überhaupt in den Mund nimmt. Das Ding heißt bei alten Berlinern „Straßenbahn“ und bei ganz alten „Elektrische“ (zur Unterscheidung von der Pferdebahn).
Tram … ? Soll’n det sinn? Vielleicht in Wien?
Gibts eigentlich noch ne Stadt außer Freiburg wo man Straba sagt?
Würd mich mal interessieren.
Bei uns heißt es Tram. Bin ja och nich aus Berlin. Icke bin aus Frankfurt. Hört man nur grade nüscht.
Doch, René – ickE sagt man nämlich nur, wenn’s allein steht („Wer krischt die doppelte Curry ohne Darm mit Schrippe?“ „Icke!“) und „nüscht“ heißt „nichts“ und nicht „nicht“. :)
In München gibt es ganz viele dieser Verrückten. Die sitzen meist im ersten Wagen ganz ganz vorne, die lehnen sich an jeder Station kurz vor der Abfahrt raus und blöken „Zäk Bem“.
Wenn man einen Eingebornen fragt, wird einem erläutert das heiße „Zurückbleiben bitte“. Und die Verrückten wären die Fahrer.
In Saarbrücken heisst das, na? Genau: Saarbahn. Dafür fährt die auch bis nach Frankreich. Logisch. Erlebenswerte Fahrgäste sind Samstags die französischen Dorf-Kids, die sich in das mondäne Nachtleben der Landeshauptstadt stürzen.
Was is eigentlich aus den tollen Plänen geworden, die SAARbahn durchs ganze SAARland (z.B. nach SAARlouis) fahren zu lassen?
Welcher wirre Bärtige aus der U2? Der mit den Dreadlocks und dem Minirock?
Das mit der Fahrkarte hochhalten ist so eine alte Ost-Neurose. So hat das System doch funktioniert – jeder kontrolliert jeden. Dafür ist der Wahnsinn differenzierter geworden ist mit der Zeit. Und auch die Tourette-Patienten mehrzähliger. Ich fahre im Sommer sowieso lieber Fahrrad.
@Nr. 24: Den wirren Bärtigen mit den Dreadlocks und dem Minirock aus der U2 kenn ich auch! Bei dem steht doch hinten mit Edding irgendwas drauf wie: Sowiesos Miniröcke signalisieren Paarungsbereitschaft – 0172 / XXXXXX“ – stimmt’s? :-) Neulich brabbelte der immer wieder nur vor sich hin: Mir fehln noch 3 euro 80, mir fehln jetzt nur noch 3 Euro 80″ usw. Schien *total* weggebombt, der Kerl.
@René: Seit wann sagt man in Frankfurt „Tram“? Habe das in meinen 14 Jahren dort nie gehört. Oder reden wir von verschiedenen Frankfurts?
Frankfurt Main meine ich. Vielleicht bin ich dort aber auch der einzige, der zu einer Tram Tram sagt. Wir haben aber auch noch den Ebblwoi-Express ;-)
Dabei fällt mir der vollbärtige Verrückte ein, der zum Supermarkt immer barfuß (auch im Winter!) springt (!) und morgens erstmal 2 Flaschen Sekt kauft.
Ich mainte auch Mein. ;-)
Ach ja, Verrückte in Ffm: Der Nackte Jörg! :-))
Ah! Den habe ich ja ganz vergessen! Der ist aber gar nicht verrückt. Der is nur nackt.
Kann man so sehen… *g*
Komisch, bei der alltäglichen Fahrt in meinem 7er Corsa Maybach(TM) passiert sowas nie. Ich sollte wohl langsam mal wieder Bus fahren. So aus rein Psychologischer Sicht. Sind schon interessante Dinge die man da erkunden kann.
Grüße aus Motorcity
Mario.
Alles nur Einzelfälle!! Bei uns hier in Köln werden die Bekloppten für den Rest der Welt gezüchtet. Und die Hälfte von denen bleibt hier und arbeitet bei der KVB (Kölner Verkehrsbetriebe)!Hier heisst die U-Bahn übrigens U-Bahn und die Strassenbahn einfach nur Bahn.
Naja, wie auch immer: wo es grad weh tut, tuts am wehsten!Alaaf!
Ja, bei den öffentlichen Verkehrsmitteln kann man schon was erleben/verleben.
Gott sei Dank hat jemand die Musik erfunden die hilft schon viel.
Auch wenn der Beitrag schon etwas älter ist, wollte ich schreiben, dass der nackte Jörg in Frankfurt immer noch Inn ist. Falls ihr über ein Bild-Handy-Video von ihm stolpern möchtet, klickt einfach auf die von mir angegebene Website. Der Link führt direkt zum Artikel. Ansonsten habt weiterhin spaß und entschuldigt, dass ich einen relativ alten Artikel kommentiere …
Gruß
Jan