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Befindlichkeitsbloggen

Befindlichkeitsbloggen ist ja das, was die „Wirklich Coolen“ (Abkürzung: WC) nie tun wollen. Und gleichzeitig aber genau das, was Blogs wenigstens teilweise ausmacht und durchaus auch mal auszeichnet, mit anderen Worten also auch das, was den WCs ermöglicht, auf einer Welle mitzureiten. Ein alter Trick: Mitmachen und gleichzeitig behaupten, man hätte damit nichts zu tun. Ist aber auch schnuppe, die Wirklich Coolen wollen schließlich nur deshalb die Wirklich Coolen sein, weil sie es eben nie waren und niemals sein werden. Muss man alles nicht verstehen, ich versteh’s ja selbst kaum.

Also Befindlichkeitsbloggen, why not? Ich finde nicht einmal das hier besonders lustig, da eben nur mäßig gut getroffen. Die taz war noch nie am Anfang bei irgendeinem Web-Hype dabei, die iPod-Witze sind alt und ach ich weiß auch nicht, manchmal nervt mich die gute Telepolis eben auch mal mit ihrem furchtbaren Layout, das mittlerweile wüst und ziellos mit Werbung zugedonnert wird.

Noch schlimmer: Besser machen ist derzeit auch nicht drin. Stattdessen wühle ich mich durch ekelhaften Nazi-Müll auf YouTube, sehe und höre mir in Sachen Nahost sowohl die eine als auch die andere leidenschaftlich vorgetragene Meinung an und weiß immer noch nicht, was ich aus dem allen machen soll.

„Drowning in information, still starving for knowledge“, hab‘ ich vor 15 Jahren oder so mal in einem Song geschrieben (muss ich dafür jetzt GEMA an mich zahlen??). Immer noch okay, find‘ ich.

Kann sein, dass ich ein Buch darüber schreibe, was für ein Riesenschwachsinn dieses ganze Internet ist. Das kaufen dann alle, die das schon immer wussten. Aber sowas macht ja auch nicht zufriedener.

Damit hier keine Missverständnisse aufkommen: Mir geht’s grundsätzlich prima, danke. Ich habe nur das Gefühl, dass man sich mal wieder vorwärts statt seitwärts bewegen müsste.

Dieses Posting zerstört sich innnerhalb der nächsten paar Minuten, Stunde, Tage oder Wochen von allein.

36 Kommentare

  1. 01

    …zerstört sich selbst ? ,,, Dann muss ich ja zack-zack machen!

    Ist doch alles klar, was möchtest Du denn? Oder ist das die mit mächtigem Grollen anrollende Midlife-Crisis?

    Nein, mal ernsthaft: Man muß die Welt nicht verstehen, nur in Ihr klarkommen.

    Also, es fällt mir ja schwer dieses Posting von Dir einzuordnen (in die Reihe dessen, was ich hier bisher so las)… ich nehme es mal so „zur Kenntnis“, vielleicht mal ein paar Days Off nehmen? Urlaubsreif???

    Wie auch immer, weiter so ;-) Ihr habt das schon im Griff! Immer wieder nett, was neues von euch zu Lesen!
    Ich könnte , , , naa – egal;-)

  2. 02

    danke. alleine für:

    „žDrowning in information, still starving for knowledge“

    .
    btw.: bist du auch so müde?

  3. 03

    achja, welcher song war’s denn?

  4. 04
    Marcus

    Nee, musste keine GEMA zahlen. Zitate (textuell sowie musikalisch) sind GEMA-frei. ;)

  5. 05
    boo

    Kann sein, dass ich ein Buch darüber schreibe, was für ein Riesenschwachsinn dieses ganze Internet ist.

    Na, wenn das mal keine Steilvorlage ist, nochmal Max Goldt zu zitieren:

    Das Internet ist eine sehr praktische Angelegenheit; diejenigen, die es beruflich nutzen, zur wissenschaftlichen Arbeit oder für Recherchen, werden kaum mehr darauf verzichten wollen. Ob man es abgesehen vom Buchen von Flügen auch privat sinnvoll nutzen kann, weiss ich nicht, doch der Respekt vor denjenigen, die ihre Freizeit in ödem Smalltalk mit wildfremden Menschen versickern lassen, verbietet es mir, zu bezweifeln, dass es irgendwo einen intelligenten Chatroom gibt. (…)
    In Wahrheit ist das Internet ein zwar großes, aber schlichtes Reich. Ein bisschen wie Russland.

  6. 06

    Meiner Meinung nach ist das Problem, dass viele Blogs sich zu sehr mit sich selbst und anderen Blogs beschäftigen. Und da haben Blogs etwas mit Rock’n’Roll gemeinsam: Wenn man zu sehr über das was man macht nachdenkt, macht es keinen Spaß mehr.

    Aber solche Phasen haben die meisten Popkulturphänomene — manche überleben es unbeschadet, wenn es genug Leute gibt, die sich nicht darum kümmern.

    Hoffen wir das Beste „¦

  7. 07
    leo

    „Prominente Blogger in Berlin kommentieren eloquent und ironisch die vielen Links auf Harmsens Video.“
    Wen meinen die von tp denn damit…?

  8. 08

    Ein Freund von mir sagte immer, sein Ziel wäre es, zu stagnieren. Immerhin besser als sich zurückentwickeln.

    BTW … das Wetter hier in Wien is eklig … grummel

  9. 09

    Yoram, Artikel ist geupdated. Oder wie man das sagt…

  10. 10

    „Ich habe nur das Gefühl, dass man sich mal wieder vorwärts statt seitwärts bewegen müsste„.

    Unterschrieben, ohne Widerrede. Das reflektiert, wage ich jetzt mal zu vermuten, deine Befindlichkeit zum Thema „Mal angenommen…“. Treffer? Dann aber bitte nicht versenken lassen. Die Idee ist zu gut. Ich glaub nur, man muß sich ein bisken aus dem Blogtürmchen herausbewegen. Ankerpunkte draussen suchen, z.B. in kleinen Clubs. Navigieren kann man dann vom Türmchen aus.

    Apropos kleine Clubs: planst du was zur Popkomm? Dummerweise fällt die diesmal mit dem Reeperbahn Festival zusammen, sonst wär ich nach Berlin gekommen.

  11. 11

    @ Update: war das aus dieser Phase wo du …ähmmm… Lockenpop aus New Jersy gehört hast? ;)=)

    scnr… ich hab schlimmere Leichen im Keller, wovon die Schlimmste auf den Namen „Harley Luja“ hört und ich gerade mal, was Zweiräder angeht, Mockicks fahren darf.

  12. 12

    Die meinen, dass man sich mal wieder über Inhalte unterhalten sollte und nicht über Videos von Leuten, die in der Nase bohren. Bischen weniger blasses Gejammer („früher war alles viel billiger und mehr Punk!“) und Lattenmessen in Sachen „Coolness“ und so’n Scheiß. Ihr seid doch nicht blöd! Also, bitte nicht weinen.

    Vor drei Jahren war alles genauso doof…

  13. 13

    ganz ehrlich, dieses „vorwärtsbewegen“ kotzt mich an. bei mir heißt es „dynamik“ und ich suche es überall dort, wo andere sich scheinbar pudelwohl fühlen, ich selber aber das wohlgefühl nicht teilen kann, weil eben nichts zu passieren scheint. da lobe ich mir den stagnations-ansatz und werde morgen trotzdem wieder von dem kurzen seitschritt, der mich zum beobachter werden lässt, nach vorne gehen wollen.
    dieser eintrag wartet auf selbstzerstörung

  14. 14

    @ johnny: danke! wenn ich jetzt auch noch den text des liedes irgendwo finde kann ich mitsingen ;) willst du — unabhängig von DRM und GEMA — nicht mal wieder musik machen? kannst ja wie die residents deine wahre identität geheimhalten.

    und wenn ich befindlichkeitsbloggen betreiben würde könnte ich erstmal nicht aufhören — gibt einfach zuviele tiefschläge dunkle wolken momentan in meinem leben :(

  15. 15

    Das Problem mit dem vorwärts bewegen ist, das man manchmal auch auf eine Wand zusteuert. Wenn man davor steht – einen Schritt zurück und nach einem Weg drumherum (evtl. auch drüber) suchen.

  16. 16

    …ein fisch hat mir einmal das leben gerettet.

    wie, meister, hat er euch erleuchtung geschenkt und den sinn des lebens erklärt???

    nein. ich hatte hunger. und habe ihn gegessen.

  17. 17

    Moin,
    falls das Thema Youtube und Ethik interressiert. Hier eine Arbeit zum Thema. Rechtsradikale Inhalte sind auch Teile der Arbeit. Entstanden im Zusammenhang eines Seminars der Uni Stuttgart zum Thema Medienethik. Auf meinem Blog sind Auszüge davon.
    Viel Spass!

  18. 18
    Acid

    Ich fand den TP-Artikel klasse! Er gibt genau die Gründe wieder, die die (deutsche?) Blogosphäre ausmachen: zu >75% ein Tummelplatz von selbstverliebten Schwätzern.
    Das hier:

    In der Columbia-Halle in Berlin findet die „Deaf con 2.0“ statt, dort dozieren die Gründer von Kugelschreibrr.com im Wechsel mit McKinsey-Beratern und Cheftechnikern von der Deutschen Telekom über „Wisdom of the masses“, „Push 2.0“ und „Disruptive Technologien“.

    erinnert mich stark an den Event in Hamburg vor einigen Monaten.

    So, jetzt ziehen wir noch die 20% Katzenbilder ab und schauen mal, was übrig bleibt.

  19. 19

    Mo-ment. Befindlichkeitsbloggen hat, anders als im Artikel oben dargestellt, nicht unbedingt bedingungslose Feinde. Was mich angeht jedenfalls, der sich schon oft abfällig über Befindlichkeitsbloggen im Grossen geäussert hat, es aber selbst (auf wirres.net zum Beispiel) tut. Im Gegenteil, Befindlichkeitsbloggen kann super sein, aber eben nicht immer überall als Massgabe. Das war es auch schon, weitersenden, dankeschön.

  20. 20
    lana

    internet nicht machen satt.
    do you know johnny haeusler? he’s an internet star. dancing in the v.i.p. area…
    kudos to miss kittin!

  21. 21
    Seite 24

    Das Max Goldt Zitat ist gut, endlich jemand der das eloquent ausgedrückt hat.

  22. 22

    Ich habe mich bei dem Telepolis-Artikel zwar nicht weggeschmissen vor Lachen, aber stellenweise war er doch was zum Schmunzeln.

  23. 23

    „Ich habe nur das Gefühl, dass man sich mal wieder vorwärts statt seitwärts bewegen müsste.“

    Geht mir ähnlich. Ich hoffe, ich habe die Richtige Lösung gefunden:
    Neue Wohung. Neue Stadt. Neues Vorbild. Neues System (glaube ich).
    Die Frage ist nur, ob ein neues System eine Vorwärts- oder eine Seitwärtsbewegung darstellt. Denn wenn man in einem System ist, fällt es ja sehr schwer dieses zu bewerten. D.h. ich kann ja nicht beweisen, dass es besser ist, ob es also ein Schritt auf mein Ziel zu ist. Ich kann nur beweisen, dass es ein Schritt ist, nicht aber dass er nach vorwärts geht. Fühlen kann ich aber, ob es der richtige Schritt ist.
    Genauso wie ich Fühle: Jeder Schritt den ich im Leben tue, bringt mich vorwärts.
    —-
    Alle Rechtschreibe- und Grammatikfehler sind beabsichtigt und als ein Protest gegen das System gedacht. Wem der Text zu didaktisch vorkommt, auch meine Kunstlehrerin sagt, ich solle doch Lehrer werden.

  24. 24
    Max

    Oder man bewegt sich in der Zeit rückwärts, schläft sich aus
    http://www.youtube.com/watch?v=Ba36GAyGUX0
    und kann dann wieder nach vorne preschen.

    Das Internet ist nur Welt in der Dose. Da gibts dann eben auch den Nazidreck,
    die Kriegsscheisse und den Kontrollwahn.
    Es gibt aber auch immerwieder Schönes, Neues, noch nie Gesehenes oder ohne das Internet nicht Bemerktes. Wie zum Beispiel das: http://www.woostercollective.com/ oder das: http://www.zefrank.com/ oder das: http://www.pop77.com/blog/ und natürlich auch das: http://www.spreeblick.com/

    So eben: http://www.youtube.com/watch?v=n4q_wZhvNgM

    Gut, dass es so ist. Am Ende müssten wir uns unsere Probleme auch noch selbst machen.
    Danke

    Und überhaupt, wie krieg ich die Links in den Text gepackt?

  25. 25
    oehi

    Manchmal langweilt mich dieses Internet so sehr, daß ich den Rechner ausschalte, um mein Leben vorwärts zu bringen.

  26. 26

    Wer kool ist, schreibt kool mit k. ^_^

  27. 27

    Verschanzt euch doch nicht hinter einer vermeintlich gesicherten, aber umstrittener Objektivität, die man mit Begriffen ohne Begriffen zu verschleiert versucht.

    Achach. Auch Solipsisten haben es schwer.

  28. 28

    Eieiei. Ich sollte mal die Nacht beenden, bevor ich noch „Stildebatten“ provoziere. Verzeiht mir, ich bin umnachtet und sollte nächtigen.

  29. 29

    Habt Ihr eigentlich alle wirklich kein Leben?

  30. 30

    „Wir leben um zu sterben.“

  31. 31
    Dagger

    Rausgehen? Moment, ich schau kurz auf wetter.de ob die Sonne scheint.

  32. 32
    rc

    Jede Generation hat ihre Leere, manche auch zwei oder drei.

  33. 33

    Menschen aus der Zwischenzeit….

    Welcome to no future!

  34. 34
    nathan

    hallo, ich bin nicht sehr gut deutsch sprechen, aber in meine meinung plan B ist sehr gut