(Foto © Freekstreet)
Der Bergsteiger Mark Inglis sorgte im Frühjahr für Schlagzeilen: Als erster Bergsteiger ohne Beine und nur mit Prothesen bezwang er den Mount Everest. Auf dem Weg nach oben stieß er mit seiner Expeditionsgruppe auf den Engländer David Sharp, der im Sterben lag. Inglis wurde stark kritisiert, dass er dennoch zum Gipfel weiterzog, unter anderem von Everest-Erstbesteiger Sir Edmund Hillary. Das folgende Interview wurde wenige Tage nach Inglis‘ Rückkehr aus dem Himalaya in Christchurch, Neuseeland geführt und ist das erste ausführliche Gespräch Inglis‘ mit einem Journalisten nach der Everest-Besteigung.
Christchurch, Public Hospital, Station 20, plastische Chirurgie. In einem kleinen Einzelzimmer liegt Mark Inglis, 46. Neben ihm wacht fürsorglich Mutter Marie. Mehrere Amputationen warten auf den Neuseeländer. Erfrierungen auf dem Mount Everest, den Inglis zwei Wochen zuvor bezwungen hatte – als erster Mensch mit zwei Beinprothesen.
Spreeblick: Mr. Inglis: Sie sind erst vor fünf Tagen von Ihrer Everest-Expedition zurückgekehrt? Wie geht es Ihnen?
Mark Inglis: Ich fühle mich sehr gut in meinem Körper, auch wenn es vielleicht gerade nicht so aussieht. Aber nehmen Sie doch erst einmal Platz.
Auf dem Besucherstuhl sitzt Ihre Mutter.
Inglis: Sie können sich in meinen Rollstuhl setzen.
Wirklich?
Inglis: Ich bin froh, wenn ich ihn dann nicht sehen muss. Wird Zeit, dass ich wieder auf die Beine komme. (lacht)
Viel zu Lachen scheinen Sie derzeit nicht zu haben. Sie sehen gar nicht gut aus.
Inglis: Ich habe in den zehn Tagen vom Gipfel zurück 15 Kilogramm verloren. Aber es war ja nicht irgendein Gipfel. Ich habe ohne fremde Hilfe den Mount Everest bezwungen. Und bin lebend zurückgekommen. Das macht mich ungemein zufrieden.
Und liegen jetzt hier mit erfrorenen Fingern. War es das wert?
Inglis: (lacht). Das sieht jetzt natürlich schlimm aus, nicht? (Hebt seine Hände hoch). Meine Handschuhe waren wohl nicht gut genug. Als Doppelamputierter gebrauche ich meine Hände mehr als ein normaler Bergsteiger, allein um die Balance zu halten. Nun kann ich meinen Fingern bei Ihrer Selbstamputation zuschauen. Drei werde ich ganz verlieren, bei Zweien müssen nur die Fingerkuppen dran glauben. Die sind bereits abgestorben, ich fühle dort nichts mehr. Sie sind steinhart. Wer auf den Mount Everest will, der muss eben auch ein paar Finger opfern.
Ein Opfer, das sie wieder eingehen würden?
Inglis: Auf jeden Fall. Die paar Finger brauche ich doch nicht wirklich. Ich bin ein ganz ausgezeichneter Zweifinger-Tipper (lacht). Und das Nägelschneiden geht in Zukunft auch schneller. Meine Beinstümpfe machen mir größere Probleme.
Spreeblick: Sie sind ganz schwarz und verkrustet.
Inglis: Das ist eine Mischung aus Erfrierungen und Wundinfektionen, die ich auf meinem Rückweg vom Everest erlitten habe. Das waren zehn Tage voller Schmerzen – eine Odyssee über Kathmandu und Bangkok bis ich endlich wieder zuhause in Neuseeland war. Wahrscheinlich kürzen sie meine Beine jetzt noch einmal um ein paar Zentimeter. Aber das stehe ich auch noch durch. Das ist ja nichts Neues für mich.
Sie haben ihre Beine unterhalb des Knies vor 24 Jahren verloren, als sie auf dem höchsten Berg Neuseelands, dem Mount Cook 14 lange Tage in einer Eishöhle gefangen waren.
Inglis: Ich war damals gerade 22 Jahre alt – und die Berge waren meine Welt. Ich war Rettungsbergsteiger von Beruf. Die Tage und Wochen nach der Amputation waren schlimm. Aber ich habe das Glück, schon immer Optimist gewesen zu sein. Das klingt jetzt vielleicht banal, aber ich habe schnell begriffen, dass ich nach vorne blicken muss. Das habe ich konsequent gemacht und mir so ein neues Leben mit neuen Chancen und neuen Herausforderungen ermöglicht.
Aber warum musste es der Mount Everest sein? Der später dort verunglückte Bergsteiger Mallory hat 1953 in einem Interview mit der „New York Times“ die berühmte Antwort gegeben: ‚Because it’s there.“
Inglis: Ja, aber der Berg ist aus einem bestimmten Grund da: Damit man sich an ihm messen kann. Der Aufstieg auf einen Berg ist wie ein Spiegel. Er reflektiert immer ganz genau, wie gut du drauf warst an dem Tag. Es ist wie eine Prüfung.
Und dieser Prüfung wollten Sie sich unbedingt stellen.
Inglis: Zwanzig Jahre nach dem Unfall stand ich am 7. Januar 2002 auf dem Mount Cook, dem Berg, der mir meine Beine genommen hat. Da war mir klar: Dein Ziel heißt Mount Everest. 2004 habe ich den Cho Oyo bezwungen, den sechsthöchsten Berg der Welt. Spätestens da wusste ich, dass ich es kann. Jetzt habe ich es bewiesen.
Prüfung bestanden.
Inglis: Prüfung bestanden. Wenn auch nur mit Schulnote Zwei. In meinen Augen habe ich schon ein wenig versagt, denn das mit den Erfrierungen hatte ich natürlich nicht vor.
Dass Sie jetzt mit starken Schmerzen hier liegen sicher auch nicht.
Inglis: Jede Herausforderung beinhaltet einen Preis. Sonst ist sie nichts wert. Ich weiß, dass ich meinem Körper viel zumute. Ich habe aber den Vorteil, das ich die extremste Stufe von Schmerzen bereits kenne. Das war nach meinem Unfall. Ich sage immer, das war der Gold-Status in Sachen Schmerz. Dagegen ist selbst das, was ich auf dem Everest durchgemacht habe, nichts. Das macht es mir leichter, damit umzugehen.
Eine rein technische Frage: Wie können Sie denn überhaupt klettern ohne Beine? Was für Prothesen nutzen Sie?
Inglis: Ach, eigentlich braucht man keine besonderen Prothesen. Man muss es einfach machen. Ich habe natürlich geschaut, wie ich mir den Aufstieg erleichtern kann. Prothesen müssen nicht wie Beine aussehen. Und ich brauche keine Stiefel zu tragen. Meine Füße können ja nicht kalt werden. Das wichtigste war, die Prothesen so leicht wie möglich zu machen. Dies ist uns nach langem Rumprobieren ziemlich gut gelungen. Würde ich beim Bergsteigen lange Hosen tragen, würde niemand merken, dass da ein Beinamputierter unterwegs ist.
Es muss ein ganzes Stück an Selbstüberwindung kosten, sich diesen Qualen und Entsagungen preiszugeben. Woher beziehen Sie diese positive Triebkraft?
Inglis: Der Druck kommt von innen, aus mir heraus, und ich kann ihn nur freisetzen, wenn ich immer wieder neue Herausforderungen annehme. Ich treibe viel Sport, fahre Ski und habe auf dem Rad bei den Paralympics in Sydney Silber gewonnen. Immer habe ich mich mächtig anstrengend müssen, manchmal eben auch über die Schmerzgrenze hinaus.
Selbstfindung durch Selbstüberwindung – ein bekannter philosophischer Erkläransatz von Extremsportlern.
Inglis: So kann man es ausdrücken. Selbstüberwindung war schon immer ein wichtiger Bestandteil meines Lebens.
Man könnte noch weitergehen. Platon benennt Eros und Tod – die sich bedingenden Gegensätze auf dem Weg zur Selbstfindung. Die persönliche Genugtuung wird umso größer, je näher man sich in Extremsituation dem Tod nähert, um ihm dann aus eigener Kraft zu entgehen. Ist es das, müssen Sie den Tod spüren, um zufrieden zu sein?
Inglis: Das mag für Außenstehende so aussehen. Ich sehe es aus einem anderen Blickwinkel. Natürlich ist der Tod bzw. der Gedanke daran bei einer solchen Tour gegenwärtig. Aber ich habe das nötige Selbstvertrauen, um in meiner Wahrnehmung die Distanz zwischen Leben und Tod auch in extremen Situationen mental aufrechtzuerhalten. Da ist sehr wichtig. Wenn Sie in der „Todeszone“ oberhalb von 7000 Metern ständig an den Tod denken, sind sie fehl am Platz.
Warum?
Inglis: Es ist ein lebensfeindlicher Raum, wie auf einem anderen Planeten. Es ist so schwer, dort zu überleben. Da ist volle Konzentration gefordert. Das Gehirn rast, es ist an so Vieles zu denken: Habe ich genug Sauerstoff, wohin setze ich meinen nächsten Schritt, wie kann ich meine Hände wärmen? Jede Schwäche, jeder kleine Fehler kann tödlich sein.
Das haben Sie selbst erlebt.
Inglis: Sie meinen die Geschichte mit David Sharp. Ich bin dafür scharf kritisiert worden.
Ihr Landsmann Sir Edmund Hillary, der Erstbesteiger des Mount Everest, hat Ihrem Team und Ihnen vorgeworfen, den im Sterben liegenden Engländer David Sharp nicht geholfen zu haben. Nur an den Gipfel denkend seien Sie an ihm vorbeigezogen. Sharp ist rund 300 Meter unterhalb des Gipfels gestorben.
Inglis: Ein toter Bergsteiger, ein Beinamputierter – und dann noch Sir Hillary. Das war für die Medien eine gute Geschichte. An Fakten war niemand interessiert.
Wie war es denn wirklich?
Inglis: 40 Bergsteiger waren an diesem Tag auf dem Berg und sind an Sharp vorbeigekommen, und nun richten alle ihre Finger auf mich – den Doppelamputierten. Ich wäre doch der Letzte gewesen, der Sharp tatsächlich hätte helfen können.
Sie hätten es aber zumindest versuchen können.
Inglis: Hätte es irgendeine Chance gegeben, ihn zu retten, hätten wir sie ergriffen. Ihm war aber nicht mehr zu helfen, er lag im Sterben. David war leichtsinnigerweise ohne Sauerstoffgerät und dann noch allein unterwegs. Eigentlich unverantwortlich. Er war aber bis zuletzt nicht alleine, es waren immer Menschen bei ihm, als wir auf ihn trafen.
Sharps Familie macht Ihnen auch keinen Vorwurf. Ist Hillarys Kritik also völlig abwegig?
Inglis: Sir Hillary hat vieles kritisiert. Er hat auch einiges Richtiges angesprochen. Der Mount-Everst-Tourismus nimmt teilweise gefährliche Züge an. Das Problem ist aber nicht die Kommerzialisierung, sondern die mangelnde Professionalisierung. Da gibt es Anbieter, die versprechen eine Gipfelbesteigung für 9999 Dollar. Wer sich auf so was einlässt, handelt fast schon in selbstmörderischer Absicht.
Der Mount Everst im Jahre 2006 – ein Disneyland für durchgeknallte Abenteuerer auf der Suche nach dem letzten Kick?
Inglis: So würde ich es nicht formulieren. Aber die Zeiten haben sich sicherlich geändert, seitdem Hillary 1953 auf dem Gipfel war. Dieser Berg zieht nun mal exzentrische Persönlichkeiten an.
Bleiben da auch Humanität und ethische Grundsätze auf der Strecke?
Inglis: Dass dort auch einige Egomanen unterwegs sind, die wirklich nur sich und ihren Erfolg im Kopf haben, ist richtig. Aber das sind wirklich sehr sehr wenige.
Allein in diesem Jahr starben schon 14 Menschen auf dem Everest. Sie haben eine Frau und zwei Kinder. Da tragen Sie eine große Verantwortung, wenn Sie es ohne Beine versuchen.
Inglis: Ich weiß. Deshalb habe ich alles getan, um das Risiko zu minimieren. Ich habe im Kopf alle Eventualitäten durchgespielt. Was mache ich, wenn ich mir einen Schenkel breche? Wissen Sie, ich war so gut vorbereitet, dass ich mich hätte selber verarzten können. Selbst mit einem gebrochenen Schenkel wäre ich ohne fremde Hilfe weitergekommen.
Dennoch waren Sie nicht allein unterwegs.
Inglis: Weil ich nicht lebensmüde bin. Ich habe viel Geld investiert, rund 40.000 Dollar. Ich hatte ein ausgezeichnetes Team. Mein Sherpa war immer da. Er hat mir nicht geholfen, aber er war präsent. Das war wie eine Lebensversicherung.
Was waren Ihre Gefühle auf dem Weg nach oben?
Inglis: Es ist nicht so, wie man sich das vielleicht vorstellt, man kann da nicht ausgelassen Feiern. Danach warf mir auch nicht zumute.
Sondern?
Inglis: Auf dem letzten Stück kommt man an vielen Leichen vorbei. Die Bergsteiger, die dort ums Leben kamen, sind im ewigen Eis erschreckend gut konserviert. Man wird sie nie bergen können, die Bedingungen sind zu extrem. Als ich den Gipfel am 15. Mai acht Stunden nach Aufbruch aus Camp 4 um sieben Uhr morgens erreichte, waren es bei strahlendem Sonnenschein minus 38 Grad.
Was haben Sie gefühlt?
Inglis: Verblüffend war der Moment, an dem ich wirklich oben stand. Da konzentriert man sich immer nur auf den nächsten Schritt den Berg hinauf. Und dann geht es plötzlich nicht mehr weiter hoch. Nach allen Seiten geht es nur noch nach unten. Plötzlich stand ich ganz oben, auf dem Dach der Welt. Und ich hatte das ohne Beine geschafft!
Ein glücklicher Moment?
Inglis: Eine große Genugtuung, sicherlich. Aber eigentlich habe ich nur nach unten geschaut und gedacht: ‚Verdammt, Mark‘, da musst Du jetzt auch wieder runter‘. Denn den Everest zu bezwingen, heißt nicht oben zu stehen, das haben meisten der Toten auch geschafft. Den Everest zu bezwingen, das heißt wieder heil runterzukommen.
Haben Sie das alles nur für sich gemacht oder wollten Sie anderen auch beweisen, zu was Sie auch ohne Beine fähig ist.
Inglis: Sicher eine Mischung aus beiden. Ich glaube, dass ich vielen Behinderten auf der Welt zeigen konnte, was möglich ist. Ich hoffe, etwas für ihr Selbstgefühl getan zu haben, dass Sie sehen können, was auch sie leisten können.
Da klingt eine Brise Sendungsbewusstsein durch. Werden Sie deshalb gern für Motivations-Vorträge bei großen Unternehmen gebucht?
Inglis: Wissen Sie, ich kann es nicht ausstehen, wenn jemand von Anfang an rumjammert, dieses und jenes könne er nicht. Ich sage immer: Leute, geht raus, Ihr müsst es wenigstens versuchen!
Aber mit dem Bergsteigen ist es für Sie jetzt vorbei?
Inglis: Mount Everest war der Gipfel, höher geht es nicht mehr. Und ich habe meiner Mutter versprechen müssen, mich künftig mit den Hügeln meines Weinberges zufrieden zu geben. Daran werde ich mich halten.
Sounds:
Mark Inglis über seine Erfrierungen (MP3, 1:05, 768 KB)
Über das Erreichen des Gipfels (MP3, 2:36, 1,8 MB)
Über die Herausforderung des Bergsteigens (MP3, 0:50, 596 KB)
Das Interview mit Mark Inglis führte Ulrich Bentele, bei dem wir uns herzlich bedanken. Die Fotos stammen ebenfalls von ihm.
Wow. Verrückt, aber trotzdem unglaublich beeindruckend…
hmm, irgendwie erinnert mich das an den schwarzen ritter aus „ritter der kokosnuss/monty pyton“……..
tschuldigung.. ;-)
Ich dachte erst das sei Satire oder so. Ein ernsthaftes Interview ohne popkulterelle Bezüge von einem unbekannten Autor und das auf Spreeblick statt auf Spiegel Online, daß hat mich sozusagen kalt erwischt… (haha)
Schönes Interview trotzdem, 2 einführende Sätze vom Hausmeister wären aber nicht verkehrt gewesen, oder bin ich der einzige?
Habe ich auch überlegt, aber hielt dann den Text so wie er ist für schlüssig und wollte ihn nicht zerhacken.
Daran, dass man das für Satire halten könnte, habe ich aber gar nicht gedacht… also: es ist keine. :)
Ja, wow. Wahnsinn. Mit Familie im Hinterkopf und ohne Beine, der Mann lebt den Scheiss :)
Das mit dem Vorwurf, dem sterbenden Engländer nicht geholfen zu haben, ist ja fast schon zum brüllen komisch: „40 Bergsteiger waren an diesem Tag auf dem Berg und sind an Sharp vorbeigekommen, und nun richten alle ihre Finger auf mich – den Doppelamputierten“. Tolles Interview!
Ich bekenne mich als gelegentlicher Spiegel-Online Leser.
Ok, hier haben wir das Interview ohne das ganze Drumherum.
Henrik, genau darum geht es: Das reine Interview. Natürlich hat Ulrich darüber mehrere Sachen geschrieben.
also respekt vor der leistung, aber mir scheint als wären alle Mt. Everest besieger leicht geistesgestört. als behinderter mensch noch mehr behinderungen auf sich zu nehmen, nur um sich selbst zu beweisen dass man etwas kann, was schon andere (zwar gesunde, aber er „geht ja wie ein gesunder bergsteiger) geschafft haben… o_O
Mount Everest ist doch ein Massentourismusgebiet, da hochzukraxeln ist nur wirklich keine Leistung mehr, ob nun mit Beinen oder ohne – sondern einfach nur bescheuert.
Mark Inglis hat auch ein Tagebuch über seine Expedition geführt. Lesenswert:
http://www.legsoneverest.com/diary.htm
Boah, manche Leute sind echt gestört. Sowohl Hillary, wie kann man von einen Beinamputierten verlagen, Menschenleben zu retten, aber auch Inglis , weil wenn man solche Aussagen wie:“Die paar Finger brauche ich doch nicht wirklich“, dann kann man doch nicht ganz normal sein. Klar, er hat schon keine Beine mehr, aber will er wirklich so enden wie der schwarze Ritter bei Monty Python?
It’s just a flesh wound…
sorry, aber das ist bescheuert. der mann hat nichts geleistet, was irgendjemanden weiterbringt.
ich tue mich schwer darin, jemanden dafür zu bewundern, dass er sich bei so einer aktion selbst verstümmelt. und das mehrfach, denn scheinbar hat er beim verlust seiner beine nichts gelernt.
schade, ganz schlechtes vorbild…
Tolles Interview. Ich frage mich warum den Leuten heute immer noch die Finge abfallen. Gibt es nicht mittlerweile Solarstrom-betriebene ultraleichte Fingerwärmer / beheizte Kleidung??
Bezahlt das die Krankenkasse oder kommt das durch Interviewhonorare und Vorträge wieder rein?
Niemand hat Bewunderung verlangt, aber Interesse für Menschen, die nicht Philosophie betreiben und gegen ihre Rückenprobleme Yogakurse belegen, ist doch das mindeste.
Ich fand’s interessant, vielen Dank.
die bilder sind ziemlich eklig. das interview zeigt einmal mehr die dunkle seite des mount everest.
Nur für’s Protokoll: Mallory kann seine angebliche Erklärung (ein Journalist soll im das Zitat in den Mund gelegt haben) „Because it“™s there.“ nicht 1953 gesagt haben. Denn er ist schon 1924 am Everest gestorben. Siehe http://de.wikipedia.org/wiki/George_Mallory
@tim: asche auf mein – des autors – haupt. das interview mit der nyt times war 1923 und nicht 30 jahre später. 1953 hingegen kletterte Edmund Hillary erstmals auf den gipfel.
Ich weiß ja nicht… Aber ist seine Amputation beim Bergsteigen nicht ein Vorteil? Füße können ihm ja keine mehr abfrieren. Oder täusche ich mich?
„And I would walk 500 miles … “ Aua!
Ich glaube, da täuschst du dich. :-D
Ich bin da irgendwie gespalten. Einerseits hat mich das Interview sehr fasziniert, andererseits dachte ich auch: „Was ist das nur fuer ein Idiot.“ Dieses sich staendige sich selbst beweisen muessen, wo kommt das nur her, in welchen Tiefen der Psyche ist das nur begraben und worin liegt der Zweck. Ich bin selber von Bergen fasziniert und Klettern ist mein liebstes Hobby, habe aber keine Lust mich in solche Gefahren zu begeben. Andererseits, wenn alle so drauf waeren wie ich, waere die Welt wahrscheinlich auch nicht viel weitergekommen. Ehrgeiz ist auf jeden Fall eine fazinierende, seltsame Sache.
ich bin schon auf den bravo/bild-typen reingefallen. ich glaub das ja immer erstmal alles und irgendwann schaltet sich träge mein winziges gehirn ein. das passiert wie von selbst.
kleine und leute ohne beine haben aber öfter ein bedürfnis sich zu produzieren. er ist der milhouse van houten der engländer-am-wegesrand-liegenlasser.
die bilder fand ich auch fies und bedrängend. hätte mir da ein paar weniger gewünscht, zumal sie sich eh wiederholen.
so dämlich finde ich es überhaupt nicht, da ohne beine hochzuklettern, ob das nun einzigartig ist oder nicht. menschen wollen sich eben manchmal selbst besiegen, oder zumindest herausfordern, und viele tun das ein leben lang in stressigen und selbstschädigen (arbeits- oder anderen) kontexten, wo die verluste vielleicht weniger sichtbar sind als an den fingerkuppen, aber bestimmt nicht weniger schmerzhaft und vielleicht sogar lebensbedrohlicher.
Wenn Interviews so extrem gekürzt werden wie hier, dann sollte das kenntlich gemacht werden. Oder ist die Übersetzung in der Form, in der sie nur bruchstückhaft dem Gesprochenen entspricht, vom Interviewten so authorisiert worden?
Vielen Dank für das interessante Interview. Ich finde alle Leute die den Mount Everest bezwingen, ob mit oder ohne Beine, extremst bewundernswert. So etwas würde ich auch gerne können.
Was mir nicht einleuchtet warum manche Diskutanten hier nicht verstehen können, dass der Mark Inglis immer höher und weiter wollte.
Schaut euch nur die zig tausend Marathoniker übernächstes Wochenende auf den Berliner Straßen an! Ist das normal, auf einen Sonntag Morgen mal eben 42km zu Fuß runterzureißen?
es gibt bestimmte heere ziele im leben, die man sich setzen kann, gleich welchem körplichen zustandes. aber den mount everest könnten die leute inzwischen echt mal in ruhe lassen. da siehts aus wie auf der müllkippe. der autor wolfgang büscher ist neulich mal von berlin nach moskau gelatscht. das würde ich jedem mal empfehlen. da merkt man übrigens auch, wie gut mans hier hat.
–> die ganze sache mal aus nem anderen als dem gewohnt engstirnigen blickwinkel betrachten (meinen eigenen eingeschlossen),
bewerten kann man Inglis‘ besteigung des everest – muss man aber nicht.
ich machs jetzt völlig überraschend mal nicht, sondern erlaube mir, die aufmerksamkeit auf etwas anderes zu lenken:
alles ist ne einstellungssache.
hört sich nicht nur nach nem kalenderspruch an, ist auch einer,
aber nicht ohne grund – hat sich nämlich im laufe der zeit bewahrheitet.
während ich mir gestern noch dachte: „schei8e, dieser prüfungsstress, die beiden nebenjobs und die freundin will sich auch versorgt wissen … ICH KANN NICHT MEHR / DAS IST ALLES ZUVIEL FÜR MICH / ICH GLAUB ICH KRIEG KEINE LUFT MEHR / WENN DAS MAL KEIN SICH ANBAHNENDER NERVENZUSAMMENBRUCH IST /“ etc.pp.
leider fällt bereits jetzt jedem halbgewalgten auf, worauf ich hinaus will – langweiliges weiterführendes gequatsche erübrigt sich demnach und ich halte den epilog so kurz wie Inglis‘ beine:
der typ hat im laufe seines lebens offensichtlich dinge erlebt, die ihm
das selbstvertrauen „schenkten“, ohne beine den everest besteigen zu können – und der macht das dann auch noch.
ehrlich gesagt hätte schon seine silbermedaille bei den paralympics meine vermeintlich unüberwindbaren alltagshürden relativiert, die everest geschichte lässt sie dagegen fast vollständig verblassen.
ganz offiziell darf ab jetzt niemand mehr sagen:
„sorry, aber das ist bescheuert. der mann hat nichts geleistet, was irgendjemanden weiterbringt.“
das ist ab jetzt verboten, wird nicht mehr gerne gesehen und ist blöd – wie nazis oder deospuren am t-shirt!!
PS:
ja, „engstirniger blickwinkel“ ist ein rel. bescheuertes sprachliches bild, ich weiß, also shut it ;o)
gruß, seb
Den Everest kann heutzutage so ziemlich jeder besteigen. Egal ob man blind, alt oder amputiert ist. Egal welche Beweggründe und mentalen Meisterleistungen einem den Aufstieg ermöglichen, Ruhm und Ehre ist einem gewiß. Jedoch die Größe einen begonnenen Aufstieg abzubrechen, um wenigstens den Versuch der Rettung eines Lebens zu starten, haben die wenigsten. An diesem Tag keiner der 40 Bergsteiger, ganz egal wieviel Beine er hatte.
Mann Leute, was nehmt ihr euch raus darüber zu urteilen? Wart ihr dabei? Könnt ihr die Situation abschätzen? Wart ihr schonmal auf dem Mount Everest ohne Beine und seid dann in eine solche Situation gekommen?
in dieser situation war ja wohl jeder schon mal.-|
Oh Mann – Dem haben sie wohl damals auch was im Kopf weggeschnitten…Ich hatte damals meine Weisheitszähnchen aufbehalten, denn sie waren ein Teil von mit. Aber vielleicht muss einem ja erst was abgenommen werden, dass man derart gleichgültig mit dem Verlust von noch mehr Körperteilen umgeht. Der hat in meinen Augen genau so ein „ding weg“ wie all die extremsportler, die meinen sich selbst besiegen zu müssen, die aber eine vernünftige Einstellung zu ihrem Selbst schon längst verloren haben. Vielleicht hatten die nie eins. Und ob der jetzt ohne Beine da hoch rennt und in Zukunft jemand „nur mit dem Kopf“ runterkullert, ist doch im Prinzip kaum erwähnenswert…
ich war auch schon auf dem mount everest!
war aber gar nicht sooo anstrengend.
das ganze ohne beine, arme, usw.
so rein gedanklich eben.
…ach auf dem mond war ich auch schon!
#9:
Der Mann hat sehr wohl etwas für jemanden geleistet – für sich.
Und wenn wegen ihm nur ein paar antriebslose „Krüppel“ dazu angeregt werden, etwas zu tun und dadurch wieder Selbstbewusstsein und Lebensmut erlangen, wie kann dann hier einer diese Aktion als „keine Leistung“ (..#14) abtun?
Der Mann hat beide Beine verloren, und trotzdem als „Behinderter“ das erreicht, was viele „Normale“ nie erreichen werden.
Ich möchte mich da HP (#35) anschließen. Es steht ausserdem niemandem zu, Leistung von Menschen abzuwerten die vom betreffenden Kritiker gar nicht beurteilt werden kann (#30,33 und so).
Alle großen Bergsteiger sind auf ihre eigene Art durchgeknallt und können (müssen!) glaub ich nicht wirklich verstanden werden, weil sie einfach so anders sind.
Egal übrigens was Inglis Motive sind, seine Leistung fasziniert mich.
Hier noch ein kleines Zitat, das ich in letzter Zeit öfter in den Sinn bekomme, wenn ich über Kritik nachdenke:
„Was unsere Epoche kennzeichnet, ist die Angst, für dumm zu gelten, wenn man etwas lobt, und für gescheit zu gelten, wenn man etwas tadelt“
Jean Cocteau (1889-1963)
Hmm. Extrem zwiespältig. Wofür das Risiko?
Der Mann stand, erst recht gemesssen an seinen Verhältnissen, richtig gut da, vor der Gipfelbesteigung am Mount Everest. Er hat sich doch schon längst bewiesen. Jetzt hat er seinen Marktwert als Motivationstrainer nochmals gesteigert. So beeindruckend das alles auch ist,- ich bin nicht der Meinung, dass man mit dem Leben spielen sollte.
Inglis sieht sehr glücklich aus auf dem Foto.
Ich finde solche Männer gibt es nicht oft und keiner sollte sich hier den Mund zerreissen, wiso auch? Ist ja nicht euer Leben dass er riskiert.
Mir fallen hier ein paar Gründe ein wie Neid, Größenwahn (MountEverest besteigen kann jeder), Dummheit(kleine und Behinderte müssen sich selbst produzieren)…
Vielleicht hat der Mann wirklich was für jemanden etwas getan, jemand der z.B. nach einem schweren Mottorradunfall auf Intensiv liegt und die Ärtze ihm dann berichten, dass das Bein ab muss. Wer kann schon abschätzen was dieser Mann in den Momenten für diese Menschen Wert ist?
Ich schätze die Leistung, die dieser Mann vollbracht hat und wie es aussieht ist Mark Inglis auch stolz auf sich und identifiziert sich mit der erreichten Leistung/Ziel. So eine Motivation und Leistung wird auch gesellschaftlich geschätzt und ist auch ein gesellschftlicher Beitrag und Bereicherung, z.B weil es Menschen motivieren kann Ziele zu erreichen (und man kann und sollte aus den Fehlern durchaus Schlüsse ziehen).
Ich kann mir aber auch vorstellen – eher einfühlen – dass eine Körperverletzung bzw. Verstümmlung nicht unbedingt Spass macht und vielleicht moralisch sich selbst gegenüber nicht unbedingt das ist, was man sich wünscht, wie er auch selber meint: „denn das mit den Erfrierungen hatte ich natürlich nicht vor“ – dies alles bedeutet und verursacht m.E. Leid und zählt zu den Sachen die wir eher vermeiden wollen. So ein großes Risko auf sich zu nehmen (mit Folgen der Verstümmlung) ist auch gesellschaftlich eher nicht geschätzt und belastet durchaus auch andere: ob nun emotional – wenn wir es lesen und sehen – oder über die entstandenen Gesundheitskosten.
Ich sehe hier also eine gegensätzliche und ambivalente Struktur: einerseits strebt er nach etwas ‚Positivem’/’Bestätigendem‘, andererseits fügt er sich Leid zu. Seine Handlungen können als Vorbild und Beitrag verstanden werden sowie abschreckend wirken und belastend sein.
Ich nehme an es wird für ihn nicht so leicht sein mit diesen Gegensätzen umzugehen
Ich wünsche ihm Glück dabei und würde ihm etwas ‚Spannungsabbau‘ empfehlen.
Hätte Inglis beide Beine noch gehabt und sich ein paar Finger weggefroren, dann wäre das nicht der Rede wert, vermutlich, weil einem das eben passieren kann. Seine Interview-Antwort wäre also gleich ausgefallen. So what?
Stutzig macht mich nur, daß er weiter oben davon berichtet, wie wichtig seine Hände für ihn sind. Woher plötzlich dieser Gleichmut seinen Fingern gegenüber kommt, kann ich mir da nicht so recht erklären.
@ jo (#36)
Kann man beim Lesen eines Kommentars auf das fachliche Urteilsvermögen des Autors schließen?
Niemand wertet seine großartige Leistung, die zweifelsohne von Nöten ist,ab. Insbesondere nicht im Fall von Mark Inglis.
Meine Behauptung lautete auch nicht, daß jeder den Everest besteigen kann, sonder SO ZIEMLICH jeder.(@sam)
Und ich meine es auch so. Legt einer seriösen Agentur 40-70tausend Euro auf den Tisch, seid bei halbwegs guter Gesundheit und ich möchte wetten ihr steht, nach entsprechendem Training, mit 80%iger Wahrscheinlichkeit auf dem Dach der Welt. Jedoch laßt ihr Schwächere links liegen, da euer Zeitfenster, euer Vorrat an Medikamenten, Wasser, Sauerstoff und Nahrung knapp bemessen ist, dann müßt ihr euch wohl oder übel neben der Anerkennung auch Kritik gefallen lassen.
Darum ging es mir in meinem Kommentar. Jedoch auch hier nicht im speziellen um Sharp, Inglis und die 39 anderen Kletterer sondern um all diejenigen deren Rettungsversuch, da er nicht erfolgte, nicht mehr in Frage gestellt werden kann.
Und was Blinde, Alte und die nicht vorhandene Moral oberhalb 8000m anbelangt, lest selbst.
http://www.nepalonline.info/Everest/rekorde.htm
http://www.geo.de/GEO/reisen/852.html?t=print
Schlimm, daß man solchen Spinnern auch noch eine Plattform bietet.
Auch batteriebetriebene Finger- und Stumpfwärmer muss man (noch) HOCHSCHLEPPEN – am gesündesten wäre also huckepack auf 3 Sherpas oder auf HYDRAULISCHEN Beinen … die Technik kommt schon noch soweit. Eine große Leistung – ich hätte nicht gedacht, dass man heute mit doppelten Beinprothesen so weit kommt! Inglis‘ flapsige Kommentare über seine Finger würde ich nicht wörtlich nehmen. Wenn sie weg sind, sind sie halt weg. Mount Everest ist, Massentourismus hin oder her, immer noch eine Herausforderung. Von einem Profi wie ihm würde ich kein Selbstmitleid erwarten.
Hier noch etwas interessante Backgroundinfo über Mark Inglis:
http://www.nzine.co.nz/features/inglisclimbwine.html
Es ist klar, dass es nicht schön ist sich selbst zu verstümmeln. Ich würde es auch nicht tun, aber dass Manche es für selbstverständlich ansehen, auf den Everest, dem höchsten aller Berge, ohne Beine zu kommen kann ich nicht verstehen. Manche schaffen das nichteinmal mit Beinen, wenn sie es schon 4mal versucht haben. Hier schreiben ja manche als würden sie wissen, wie es ist, ohne Beine zu leben und dass diese Leute die Dinge, die für Manche selbstverständlich sind, nicht mehr machen können. Ich würde bestimmt auch nicht auf den Everest gehen, aber zu sagen, dass dies keine Leistung war und es nichts gebracht hat (#14) würde ich nicht behaupten. Vielleicht gibt es Menschen, die keine Beine haben, und deren Selbstwertgefühl schon sehr weit nach unten gesunken ist, die dadurch wieder ermutigt werden. Selbst wenn es nicht so wäre, dadurch, dass er diesen Gipfel erreicht hat, hat er auch sein persönliches Ziel erreicht, das ihm neuen Mut und Lebenswertgefühl gibt. Wenn diese Personen den Everest hoch wollen, ist das ihre Sache und nicht euer Problem. Dumm ist es ganz bestimmt nicht, seinen eigenen Traum zu verwirklichen und sein höchstes Ziel mit Erfolg geschafft zu haben. Da frage ich mich, wie das manche Leute so aufregen kann. …
Ich hätte auf jeden Fall keine Lust, als schlechter Mensch dazustehen, von jedem als Dumm oder schlimmeres bezeichnet zu werden, etc. als hätte ich ein Verbrechen begangen, nur weil ich etwas getan habe, auf das ich mein Leben lang schon wartete, obwohl ich es nur gut damit meinte und niemandem geschadet hatte.
ich habe es im fernsehn gesehn die besteigung mit marc und tim und den anderen aus russel brice seinem team…….finde die serie über die besteigung des everest mit kamera voll geil sind echt geile aufnahmen dabei und respect vor marc das er es mit 2 prothesen es bis auf den summit geschafft hat echt geil und respect an kuba-taschie der marc nachher über den eisbruch und den letzten basislagern getragen hat bis ins abc echt fette leistung von beiden ……
wenn ich die kohle hätte würde ich auch sofort bei russel brice anklopfen und mich bei ihm anmelden für den nächsten trip auf den summit…………………….
Jetzt ist der Kollege Steck tödlich verunglückt. Ich finde daran nichts faszinierendes, wenn jemand sein Leben aufs Spiel stetzt um auf einen Berg zu kommen.