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Wertkonservatives zum Amoklauf des Tages

Damals.
Als es noch Werte gab. Und kein Death Metal. Und keine Computerspiele. Und keine Außenseiter. Und alle waren immer froh. Da hat es so etwas noch nicht gegeben. Nur so etwas.

139 Kommentare

  1. 01

    Und jetzt werden wieder alle Counterstriker, Metal-Fans und Freunde von Softair-Spielen generalverurteilt und jeder ist ein potentieller Massenmörder.

    Nein: Ich finde das nicht witzig! Eine Menge Leute die keine Ahnung haben, haben nun wieder viel zu sagen. Dies ist nicht ein Problem der Spiele- oder Musikindustrie sondern ein gesellschaftliches. Vielleicht kann mal jemand die Eltern fragen, warum sie nichts gemerkt haben?

  2. 02

    Wenn ich Amok laufe werde ich meinen pc voller teletubies, Glücksbärchen und Sesamstraße Videos hinterlassen. Das wird den Psychologen etwas zu denken geben.

  3. 03

    jaja, damals als es noch werte gab…als die mauer noch stand und sich viele auf den dritten weltkrieg vorbereiteten….da haette es sowas wie amoklauf an einer schule nicht gegeben.

  4. 04

    Ich konnte mich gerade nicht zurückhalten und musste SPON einen Leserbrief schreiben:

    Ich spiels selber zwar nicht, aber ich kenns sehr gut – Counter-Strike. Und da SPON das mit dem Satz abhandelte „Meist spielte er dort „Counterstrike“. Ballernd bahnt man sich darin den Weg durch virtuelle Gänge, versucht so viele Menschen wie möglich zu erschießen.“, war mir das irgendwie nicht ausreichend.

    Unfassbar, wie kann man eigentlich so einen guten Ruf als Magazin bekommen und dann bei diesem grundsätzlich so schlecht recherchieren/balancieren?

    Wahrscheinlich total sinnlos, was ich gemacht hab, aber hey…

  5. 05

    Das da als erstes auf die Gewohnheiten am PC geschaut wird, ist schon über alle Maßen seltsam. Das ZDF zeigte sogar Forenbeiträge des Jungen, wo man sich schon fragt, wie schnell solche Informationen zu den Journalisten kommen.
    Woher die Waffen kommen, ist indes noch unklar. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.

  6. 06

    hat spon wirklich so einen guten ruf?

  7. 07

    die keule von malte ist richtig. ersetzt aber trotzdem nicht eine auseinandersetzung mit dem eigentlichen problem. wo ist die familie gewesen? warum kann er alleine vor sich hinwerkeln und bomben basteln? klar, solche fälle werden sich nicht gänzlich vermeiden lassen, aber deshalb sollte man den versuch sowas möglichst zu verhindern nicht unterlassen, oder?

    computerspiele zu verbieten ist allerdings völliger quatsch.

  8. 08

    Bei mir/uns wohl nicht (mehr). Aber ansonsten wird es gemeinhin als das renommierteste Qualitätsmagazin angesehen…

    Btw: ResistantiX war sein Nick. SPON findet das „selbstgefällig“. Ich nenn mich „Guru“. Bin ich religiös? Bin ich ein Sektenführer? Bin ich ein Opinion (Onion) Leader? Nö, nö, nö.

  9. 09
    Frank 72

    Auch auf die Gefahr hin, mich beim hier bei der vermutlich eher pro-Computerspiele gestimmten Mehrheit unbeliebt zu machen (ja ich mag Harmonie): Ist die Kausalität nicht vielleicht eine andere? Nicht er ist komisch, weil er solche Spiele spielt, sondern er spielt solche Spiele, weil er komisch ist? Und das ist natuerlich nicht ausschliesslich zu sehen. Ich weiss, es gibt viele Leute die solche Spiele spielen ohne komisch zu sein. Aber irgendwie überrascht es mich nicht, dass diese durchdrehenden Spätpubertierenden zu Hause am Rechner Ballerspiele spielen, statt mit Ölfarben zu malen oder im Männerchor zu singen.
    Frank

  10. 10

    @ digriz: ich bin dabei. schöne mordmethoden finden sich bei grimms märchen und in der bibel. die leg ich dann dazu.

  11. 11

    @ Frank:

    Vollkommen richtig, das ist der Knackpunkt an der ganzen Sache. Das heißt ja nicht gleichzeitig, dass alle Zocker solche Typen sind, heißt aber, dass einige (bisher alle Amokläufer? oder nicht) sich da ausleben.

    Was mich sofort zu der Frage führt: Was würden sie tun, wenn es keine Ballerspiele gäbe? Würden sie „harmlos“ werden? Oder krasser? Ölfarben malen oder doch dem Schützenverein beitreten mit Jahreskarte?

  12. 12

    @Tom: Nicht verwechseln: DER SPIEGEL, SPIEGEL Online und SPIEGEL TV haben ausser SPIEGEL im Namen und eines funktionierenden Cross-Marketings und funktionierender Verwertungskette nicht viel miteinander zu tun.

    Natürlich soll die der Glanz und das Renommé des SPIEGELS (print) auf die elektronischen Medien abfärben. Aber hast Du schon einmal Spiegel TV gesehen?

  13. 13

    @ Andreas: Spiegel TV habe ich da unausgesprochen nicht mit einbezogen. Aber SPON und SPIEGEL haben schon was miteinander zu tun. Sie teilen den Ruf, Redakteure und Artikel.

    Klar sind die klassischen „Spiegel-Recherchen-hier-ein-skandal-dort-ein-missstand“-Dinger hier auszunehmen.

  14. 14

    @ frank 72: das mit dem malen oder singen hätten sie vor den spielen auch nicht gemacht. ich finde computerspiele auch komisch, aber nicht so komisch, dass ich sie ernsthaft für amokläufe verantwortlich machen würde.

    es würde mich im übrigen auch nicht wirklich überraschen, wenn die eltern des jungen ihre freizeit teilnahmslos vor der glotze sitzen.

    diese nachricht im radio mit dem mittlerweile ja standardmäßigen ballerspiel-zusatz war es, die mich heute morgen aufgeweckt hat, indem sie mich direkt auf die palme getrieben hat.

  15. 15

    @Frank und Tom: nicht mit Ölfarben anfangen, sondern mit Wandfarben aus dem Baumarkt, ist billiger, trocknet schneller und lässt sich auswaschen.

    Und wieso verteidigt niemand mit solcher Inbrunst das Malen und Singen, wie das Spielen am Bildschirm?

  16. 16

    Ich glaub, ich installier mal wieder Counter-Strike. Aus Solidarität.

  17. 17

    ich find den print-spiegel auch scheisse.

  18. 18

    martin: weil das malen und singen nicht im kreuzfeuer der bigotterie steht.

  19. 19
    Frank 72

    @heidrun genau das wollte ich ja auch nicht – computerspiele fuer Amoklaeufe verantwortlich machen. Die Frage ist – wie Tom schon geschrieben hat- was würden die machen, wenn es keine Ballerspiele gäbe? Oder um auf Johnnys Posting zurückzukommen: Hätten Nazis Ballerspiele gespielt?
    Frank

  20. 20

    Psssst: Es war Malte ;)

    Bei Johnny hätte doch „Hallo Generation Praktikum 2.0“ drübergestanden! (hihihi)

    Oh, Antwort von SPON:

    „Danke für ihre Anmerkungen, aber leider ist es uns aus Platzgründen nicht immer möglich, alle Details bei Counter-Strike und Konsorten zu nennen“.

    Ich bin begeistert! Und habe eine Idee:

    „Man setze ein:“

    Sp_eg_l __line:

    Der ira_ische ___sident __________ hat am __. November bekannt gegeben, dass er plane _______ Atombombe zu bauen.

    Danke für die Freiheit meiner Meinungsbildung. Darf ich jetzt irakisch auch einsetzen? Und eine / keine Atombombe? Danke!

  21. 21

    @ frank: es kommt imho nicht darauf an, was gewalttätige leute in ihrer freizeit tun, sondern was sich dabei in ihren köpfen abspielt. du kannst ja auch kampfsport machen, um dabei einen meditativen zustand zu erreichen, genauso gut gibt es in deinem kurs vielleicht einen, der das deswegen macht, um andere effektiver verprügeln zu können.
    wenn einer morden will, dann kann er das auch mit klassik-radio im hintergrund.

  22. 22
    kleines frühstück

    Ich weiß nicht, es hat schon immer Menschen gegeben die auf besonders tragische Weise nicht mit dem Leben zu Rande kommen! Bei den meisten richtet sich die in Aggression mündende Verzweiflung gegen sie selbst, während andere (leider!) total die Kontrolle verlieren und naja… :(

    Vermutlich gab es das schon immer, nur dass es in der Vergangenheit in einer anderen Art und Weise Ausdruck fand! Schrecklich und traurig ist es nach wie vor, dass das Umfeld solcher Menschen nicht wahrnehmen will (?)/kann welches Desaster sich da anbahnen könnte!
    Und ich bin mir nicht sicher, ob sich immer alles auf die Medien und auf manipulative visuelle Reize zurückführen lässt! Ich meine kennt Ihr noch diese Telespiele von früher, Tennis auf dem TV? Da gab es auch Schießen und ich habe mit großer Begeisterung mittels einer Kunststoffpistole auf den Bildschirm gezielt! Meine Eltern waren damals im Schützenverein und bei uns zuhause hingen bestimmt 5 Gewehre an der Wand und darunter im Schrank war die Munition, frei zugänglich. Darüber hinaus hatte ich, im Ernst jetzt, eine ziemlich beschissene Kindheit und Jugend (jede Menge Psychotherapieerfahrung!). Ich meine nur, wenn man so will…

  23. 23

    @heidrun: und genau da fängt die Diskussion an überflüssig zu werden, denn irgendwann unterhält man sich nur noch darüber, wie man Gewalt am liebsten hätte. Natürlich werden Ehe, Ratenkauf und Festanstellung, die den Mann zum Axtmord brachten, niemals verboten werden. Ja, nicht einmal Äxte.

    Ein Verbot, Beatles-Lieder auf der Mundharmonika zu spielen, finde ich viel schlimmer.

  24. 24

    „Und ich bin mir nicht sicher, ob sich immer alles auf die Medien und auf manipulative visuelle Reize zurückführen lässt!“
    du bist dir nicht sicher?? ich bin mir sicher. dass es nicht so ist.
    eltern, lehrer und restliches umfeld können sich schön einfach aus der verantwortung stehlen, wenn sie laut schreiend „counterstrike“ o.ä. beschuldigen. inzwischen weiss bei einem solchen vorfall sofort ganz deutschland,was als letztes beim täter über den bildschirm geflimmert ist, aber was/wie war denn das letzte gespräch mit seinen eltern und freunden?

    @martin: „irgendwann unterhält man sich nur noch darüber, wie man Gewalt am liebsten hätte.“ versteh ich nicht.
    und ich finde es wichtig, darüber zu diskutieren, warum bei einigen menschen so viel schiefläuft. es ist wichtig, die wirklichen gründe zu finden. und es ist wichtig,dass leuten, die kinder in die welt setzen, klargemacht wird, was erziehung bedeutet, und dass sie darin unterstützt werden. aber das ist nur meine meinung.

    was für ein beatles-mundharmonika-verbot???

  25. 25
    ~thc

    mich nervt dieser sich wiederholende automatismus „ballerspiele -> amok“, der trotz aller bisherigen vorkommnisse „bemühungen“ immer wieder auf’s neue aufgewärmt wird.

    es wird mal wieder deutlich, dass unser gehirn halt am besten bei ganz einfachen, linearen ursache-wirkungs-ketten funktioniert. nur leider ist die realität nicht ganz so einfach in ein solches modell zu pressen. es ist zwar nicht von der hand zu weisen, dass alle diese amokläufer killerspiele spielen, aber die ursache-wirkungs-beziehung ist konstruiert und falsch.

    die eigentliche ursache dieser amokläufe (egal wann und wo) ist die stigmatisierung der täter und darauf folgend dann die stigmatisierung der „welt“ durch die täter bei gleichzeitiger ignoranz/hilflosigkeit/unwissenheit des sozialen umfeldes.

  26. 26

    Oha, SPON hat’s geändert:

    „Sebastian B., den alle nur Bastian nannten, galt als internetsüchtig und soll den ganzen Tag vor dem Computer gesessen haben. Er spielte den Horror-Shooter „Doom 3“, in dem man in einer Science-Fiction-Welt auf Gruselmonster schießt, und angeblich auch „Counter Strike“, einen sogenannten taktischen Shooter, in dem sich Teams von „Terroristen“ und „Polizisten“ gegenseitig bekämpfen […]

    (http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,449738,00.html)

    Da schau her… zumindest mal keine falsche Information drinnen ;)

  27. 27
  28. 28
    k567123

    Und wenn, die Diskussion jetzt losgeht, ein Verbot lässt sich nicht durchsetzen. Ausserdem hat Deutschland eines der härtesten Jugendschutzgesetzte, einschliesslich der USK, in Europa. Beispielsweise kann man bei unseren Nachbarn in Össtereich mit 12 solche „Killerspiele“ im Laden kaufen.

  29. 29

    Vier Zeilen, wie ein Faustschlag.

    Aufwachen, ihr moralinen Wächter über 50+. Hier kommt eine zum großen Teil reflektierte Generation, die mit virtuellen Welten aufgewachsen ist, sie gestaltet und hinterfragt.
    Wieviel Reflexion liess eigentlich der Volksempfänger zu?
    Ihr habt Angst vor dem binären!
    Nur weil ihr nie gelernt habt, damit umzugehen.

    Wickelt sich in Brandenburg ein Auto um den Baum und im Radio läuft noch Bumsmugge, schreibt man auch gern „Macht Rave aggressiv?“ (so geschehen) Antwort: Nein, ein Idiot ist einfach besoffen in der Disconacht gegen einen Baum gerauscht.

  30. 30

    Bemerkenswert ist auch Herr Wiefelspütz, laut tagesschau.de begann der Amoklauf um 9:30, und um ca. 16:10 waren schon erste Pressemeldungen des Herren online die ein Verbot von Computerspielen fordern. Gestern wurde erwähnt das die Autopsie der Täterleiche heute stattfinden soll, heute war zu lesen das die Angehörigen des Täters schwer geschockt waren so das sie von der Polizei noch nicht vernommen werden konnten. Es gab also noch keinerlei Untersuchungen zu dem Thema, worauf stützt Herr Wiefelspütz denn dann seine Forderung?

    (manuelles Trackback)

  31. 31

    Nun geht das ganze wieder von vorne los. Computerspieler sind alle potentielle Massenmörder und jagen mit Äxten hinter Schulmädchen her. Ist klar!

    Statt präventiv gegen die wahren Ursachen von Gewalt vorzugehen, werden neue Medien und, der breiten masse nicht geläufige, Tätigkeiten als Grund für Gewaltakte herangezogen.

    Medienkompetenz muss gefördert werden. Das Verbot bringt garnichts.

  32. 32
    anna

    die schuld auf computerspiele, musik und schwarze mäntel zu schieben, na ja, damit wird es sich wieder leicht gemacht. die immer kälter werdene gesellschaft zu hinterfragen, wo jeder einzelne nur humankapital ist… aber wer bestimmte anforderungen nicht erfüllt, un ein humankapital zu sein, ist im grunde ein nichts, höchstens ein parasit, der nur an unser sozialstaat saugt etc. ja, das wäre zu tiefgreifend, zu anstrengend, zu viele fragen mit zu vielen ungelösten anworten… also, computerspiele, die sind schuld! bitte weiter weg schauen (da sind wir deutsche ja sehr geübt drin)

  33. 33
    Pascal

    Im Abschiedsbrief (http://www.keinmensch.de/alteseite/) gibt der Täter an, dass Hip Hop und Rap-Musik schuld waren an seiner Situation.

    Ich finde, man sollte Hip Hop und Rap-Musik verbieten.

  34. 34

    computerspiele – naja
    – aber bei einem der vergangenen amokläufe (war nicht der von erfurt – sondern ein junge der aus dem haus heraus auf passanten geschossen hat) haben die ermittler nicht nur schauderhaft stolz die bösen computerspiele der öffentlichkeit präsentiert sondern auch seine „gewaltverherrlichende“ lektüre: u.a. stephen king und …. …. „gevatter tod“ von terry pratchett

  35. 35

    Die Frage ist (nachdem ich mir gerade mal flüchtig seinen wirren „Abschiedsbrief“ angesehen habe) doch eher, wieso merkt niemand, wie verwirrt der Junge war? Im Grunde ist das Verbot von Medien doch nur eine Ablenkung von einem Versagen von Schule, Elternhaus und Gesellschaft. Oder?

  36. 36

    „(da sind wir deutsche ja sehr geübt drin)“ deutschen-bashing ist genauso beknackt wie computerspiel-bashing, das nur nebenbei.

    @ andreas: sehr gut erkannt.das müssten jetzt nur noch spiegel, stern, bild, faz etc. etc. auch noch mitkriegen. aber das wären dann ja komplexe zusammenhänge. ob man den leuten das zumuten kann?

  37. 37
    Melchior

    Es ist so einfach die Schuld auf Metal, Computerspiele und Splatterfilme zu schieben, aber die Ursachen zu bekämpfen will dann doch wohl keiner.
    Mir hat mal ein Amerikaner erzählt wie die damit umgehen. Die Gefängnisskapazitäten werden an die Schülerzahl der 4. Klasse angepasst, da von diesen x % da später mal da landen werden. Aber warum das so ist…
    Alle Jahre wieder tauchen solche Artikel von Menschen auf, die keine Ahnung haben wovon sie schreiben. Heizen mal wieder die Öffentlichkeit an. Kubrick-Filme sind Kunst. Splatter Filme sind böse und wer sowas guckt ist potentieller Amokläufer, also wird ständig sein Haus durchsucht. Schön, wenn man die Welt so einfach einteilen kann.
    Woher die Waffen? Man will sich doch nicht die schöne Tradition der SChützenvereine kaputt machen lassen, wo man sich mit den Kammeraden immer wieder gerne unter Reichskriegsflagge trifft, Bierchen trinkt und von den guten Zeiten damals erzählt. Als die ansständigen Landser noch ordentlich gemordet haben. Ja früher war die Welt noch in Ordnung.
    Jetzt wird wieder geredet, viel Blödsinn erzählt und gefordert. Am Ende wird sich nichts geändert haben und wir warten auf den nächsten Amokläufer. Womit wieder alles von vorne beginnen wird.

  38. 38

    Vielleicht sollte man nicht außer acht lassen, dass der Täter sich an diesem Tage wegen unerlaubten Waffenbesitzes zu verantworten gehabt hätte. Also der Auslöser war höchstwahrscheinlich eine konkrete Stress-Situation.

    Bemerkenswert halte ich die Texte auf dieser Seite der psychosozialen Onlineberatung (die nur mehr im google cache liegt). Da hat jemand nach Hilfe gerufen. Der knallharte Counterstrike/Softair hat von sich aus Hilfe gesucht – bei so einer „uncoolen“ psychosozialen Beratung.

    Die Frage stellt sich tatsächlich weniger nach den häuslichen Spielgewohnheiten sondern der häuslichen Kommunikation.

    Und jetzt noch was gedankenwinderisches: Wieviele Leute eigentlich nicht in ihrer trostlosen Welt Amok laufen, weil sie ihre Aggressionen in derartigen Spielen kanalisieren können. Jaja, ich weiß, es gibt da anders lautende Untersuchungen, trotzdem halte ich diese Frage für interessant.

  39. 39

    Ich habe, ebenso wie Marcel Bartels, den Abschiedsbrief veröffentlicht, da er meiner Meinung nach jede Menge zutreffende Gesellschaftskritik enthält. In den Medien wird nur der Täter thematisiert, nicht das Umfeld, die Biographie und die Gesellschaft, welche ihre Jugend immer häufiger im Stich läßt. Das System darf nicht kritisiert werden! Die Schuld liegt nur beim Individuum! Dumm nur, dass die Tat wohl eher das Ergebnis von häufig und im großen Umfang gescheiterter Interaktion des Individuums mit seiner Umwelt ist. Folglich muss man beide Aspekte betrachten. Die Zensur der Polizei NRW erachte ich als widerwärtig.

    Gruß

    Alex

  40. 40

    mmh.. der abschiedsbrief verträgt sich fürwahr nicht so richtig mit der computerspiel-these. der ist echt? puh.

  41. 41

    Auf tagesschau.de gibt es zu dem Thema auch ein Interview mit einem Psychologen

  42. 42

    Puuuh, der Abschiedsbrief verdient Aufmerksamkeit! Muss ich mir gleich nochmal durchlesen, das erste Mal erschlägt er einen ja—

  43. 43
    Steph

    Gegen die Zensur und die Meinungsmache der Medien

    In dieser Datei hat jemand zusammengesammelt, was es von B. bis gestern Nacht noch im Netz zu finden gab. Mit dabei sein Abschiedsbrief, sein Livejournal von 2004 bis 2005 und sein Hilferuf bei das-beratungsnetz.de 2004, wo er sich auch im Januar 2006 nochmal dazu äußerte.

    Ich denke, davon kann man sich ein besseres Bild machen, als von dem was die Medien jetzt daraus machen.

  44. 44
    imYemeth

    Auschwitzvergleich? Also irgendwo gibt es Grenzen…

  45. 45
  46. 46

    Liebe? Wärme? Zuneigung? Aufmerksamkeit?
    Das fehlt doch sovielen heutzutage, oder?

  47. 47

    Was Auschwitz hier verloren hat wüsste ich jetzt aber auch gern. Den Vergleich kann ich ganz und gar nicht nachvollziehen.

  48. 48

    @moe, Auschwitz kann man durchaus als kollektiven Amoklauf betrachten.

  49. 49

    mann! es geht darum, dass auch schon wesentlich krassere, entmenschlichtere und durchgeplante dinge passiert sind, als es die bösen computerspiele noch nicht gab, die so gern als singuläre ursache für amokläufe hingestellt werden. das ist doch nicht so schwer zu verstehen.

  50. 50

    Heidrun, natürlich ist das nicht schwer zu verstehen, denn es ist eine unheimliche triviale Feststellung. Warum man dazu die Auschwitz-Keule auspacken muss verstehe ich nicht.

  51. 51
    Fred

    Mich würde interessieren, wie die Ego-Shooter-Verteidiger über ein fiktives Pädophilen-Spiel denken würden (halt ein Ego-Spiel, wo das Kopf wegschießen von Mitspielern durch entsprechende andere Grausamkeiten ersetzt würden). Hätte das auch keine Auswirkungen auf die Spieler und würde sie nicht beeinflusssen? Wäre das auch genauso ok?

    Ich halte Gewaltspiele nicht für ursächlich, denke aber, dass täglichen Nachspielen von brutalen Gewaltakten, einen Menschen beinflussen kann und ihm gewisse Lösungswege in einer aussichtlosen Situation vorspielt.

  52. 52

    (Fiktive Umfrage)

    Alle Welt spricht über den gestrigen Amoklauf. Welchen Beschäftigungen ist der Täter Ihrer Meinung nach in seiner Freizeit nachgegangen?
    Counter-Strike (76%), Killerspieler (22%), keine Angabe (2%)

    Wo fand der Amoklauf statt?
    keine Angabe (54%), Emsdetten (21%), Münster (15%), Erfurt (10%)

  53. 53

    Fred (55):
    Naja, Das Thema Pädophilie in Spiele einzubetten, kann man wohl als unmachbar einstufen.

    Aber in Filmen ist es möglich. Hat der übermäßige Konsum von Filmen wie „Hard Candy“ oder „Mysterious Skin“ negative Auswirkungen auf den Konsumierenden? Oder setzt sich der Zuschauer nur kritisch mit dem Thema auseinander?

  54. 54
    Thorsten

    naja zumindest SPON hat es dann doch noch verstanden:

    http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,449843,00.html

  55. 55
    alexk

    Die Forderung nach einem Verbot von „Killerspielen“ wurde dieses Jahr ja schon öfters laut. Und ich verstehe auch warum: weil es so einfach ist. Mit solch einer Forderung erreicht man eine breite Öffentlichkeit und kann seine Reputation als Politiker aufwerten.

    Diejenigen die jetzt Ende zwanzig bis Mitte dreissig sind, sind diejenigen, die de Generation angehören, die den Siegeszug der Computerspiele miterlebt haben. Wer von denen hat nicht irgendwann mal Doom oder Quake gespielt, oder mit Genuss Tarantino Filme gesehen? Sind das alles potentielle Massenmörder? Bestimmt nicht.

    Aber diejenigen, die diese Entwicklung nicht miterlebt haben, haben kein wirkliches Bild von der Sache und da zieht so eine Forderung einfach. Welcher Politiker war es noch mal, der vor ein paar Wochen nach einem Verbot von „Killerspielen“ geschrien hat und dann zugegeben musste, dass er sich noch nie so ein „Killerspiel“ gesehen hat?

    Aber warum soll man es sich schwer machen und sich mit den gesellschaftlichen Problemen auseinander setzen, wenn man den schwarzen Peter so leicht abgeben kann? Ich bin gespannt, wer der nächste Schuldige ist, sollten „Killerspiele“ und „Killerfilme“ verboten werden, und es trotzdem zu solchen Vorfällen kommt. Welche Gemeinsamkeiten wird es dann zwischen den Tätern geben? Sind in Ihrer Kindheit mit Telletubbies verstraht worden? Sind regelmässig beim McDonalds und Co. essen gewesen?

    Wir können gespannt sein.

  56. 56
    Malte

    @ andy69
    Schön, dass das mal jemand sagt. Genau das denke ich auch jedesmal. Wenn man die Zahl der Schülerselbstmorde in Relation zu den Amokläufen setzt – und diese Selbstmörder würden wahrscheinlich fast jeden Punkt des Abschiedsbriefes unterschreiben – dann ist es eher erstaunlich, dass Amokläufe so selten sind.
    @ Fred
    Ich habe mir die Frage gestellt, was ich von Spielen halten würde, in denen beispielsweise rassistische Gewalt Punkte brächte. Um ehrlich zu sein: Ich selbst spiele keine Egoshooter, das gewalttätigste für mich war bisher Tomb Raider. Daher weiß ich auch nicht, was in Spielen Usus ist. Matthias von d-frag meinte, dass die Beispiele aus San Andreas alle erlogen wären. Mit der Folge, dass dann Leute wie ich über etwas anhand von Fehlinformationen diskutieren. Grenzen müssen tatsächlich gezogen werden, aus Respekt beispielsweise vor Opfergruppen, auch wenn ich diese Grenzen weit ziehen würde, weil Spiele Fantasiewelten bebildern und abbbilden und halt nur Fantasiewelten und eben nicht zuletzt unter die Freiheit der Kunst fallen. Am Ende ist es nicht die Aufgabe des Staates, sondern die der Eltern, zu sehen, womit sich ihr Kind beschäftigt und es für das Kind in Relation zur Realität zu setzen. Mein Vater hat zum Beispiel mit mir Krieg der Sterne gesehen und war empört darüber, wie leichtfertig Darth Vader Menschen erwürgt und wie nebenbei es gezeigt wird. Allein diese Empörung hat mir verdeutlicht, dass es sich eben auch dabei um Gewalt handelt, bei der ein Mensch ums Leben kommt.
    @ Moe, Imyemeth und Gedankenstücke
    Ausschwitzkeule, Ausschwitzvergleich, Godwin. Nichts davon trifft es. Ausschwitz ist in einer Zeit geschehen, die außer Erbauungs- und Heimatfilmen wenig an Kunst produziert hat. Das hat nur insofern etwas von einer Keule, als dass das Argument schlagend ist. Es gibt einen Zusammenhang zwischen der Darstellung in der Kunst und der Realität nicht in dieser behaupteten Form. Ich hoffe übrigens, dass sich auch manche den Ausschwitz-Link näher angeschaut haben. Ich habe ihn nämlich reingepackt, weil der Hessische Rundfunk da sehr gute Arbeit geleistet hat. Diese Dokumente sind wirklich verstummen lassend.

  57. 57
    boo

    Der Auschwitz-Vergleich ist insofern etwas prekär, als dass der Abschiedsbrief ja mit der Forderung endet, alle Türken („Muchels“) sollen vergast werden.
    Für mich nicht nachvollziehbar wie das weiter oben in den Kommentaren zu zutreffender Gesellschaftskritik hochstilisiert wird.

  58. 58
    andy

    @boo arbeitest du bei der Bild ?
    wenn zitieren, dann doch bitte den ganzen Absatz und nicht nur das, was einem gerade gefällt.

    Hier mal komplett, und man beachte die Reihenfolge der Nennungen


    Nazis, HipHoper, Türken, Staat, Staatsdiener, Gläubige…einfach alle sind zum kotzen und müssen vernichtet werden!
    (Den begriff „Türken“ benutze ich für alle HipHopMuchels und Kleingangster; Sie kommen nach Deutschland weil die Bedingungen bei
    ihnen zu hause zu schlecht sind, weil Krieg ist… und dann kommen Sie nach Deutschland, dem Sozialamt der Welt, und lassne hier
    die Sau raus. Sie sollten alle vergast werden! Keine Juden, keine Neger, keine Holländer, aber Muchels! ICH BIN KEIN SCHEISS NAZI)
    Ich hasse euch und eure Art! Ihr müsst alle sterben!

  59. 59

    Neben CS und Metalmusik-Dateien befanden sich sicher auch Solitär und Popmusik auf seinem Rechner..

  60. 60
    Steph

    Counter-Strike, Doom, Quake, Battlefield
    Früher waren es Räuber- und Gendarm Spiele im Grünen.
    Heute eben am Computer oder auch im Grünen in Form von ‚Softair‘.
    Na und?

    Fakt ist doch, dass seine Gesellschaft – ich meine sein Umfeld – versagt hat. Sein Irrweg in die Isolation war ein langer, begleitet mit seinen Hilferufen, wahrscheinlich nicht nur im Internet.

    Seine Zuneigung zu Waffen haben ihn schließlich explodieren lassen und nicht implodieren, wie viele andere, die einfach nur von der Brücke springen.
    Explosionen fallen auf. Man gibt da besser den Stöckchen, mit denen er spielte die Schuld, statt Ursachen im System zu suchen. Die Frage, warum die Gesellschaft ihn nicht mitnehmen konnte, bleibt offen.

  61. 61

    na los, malte, dann schreib stattdessen was vom 1. weltkrieg im allgemeinen (huhu! voraussetzung für auschwitz!) oder von hexenverbrennungen. oder witwenverbrennungen. wenn das besser ist und nicht an die heilige einmaligkeit des dritten reiches rührt (davon hatten wirs hier doch neulich schon mal, mit helge schneider.)
    mit „auschwitz-keule“ hat das für mich auch sehr wenig zu tun, dieses beispiel hier anzuführen.

    edit: der link ist wirklich ziemlich spannend. danke.

  62. 62
    Janis

    und wenn das letzte computerspiel zensiert is wird man feststellen, dass man kinder erziehen muss…

  63. 63

    ich finde außerdem, dass man wieder mehr über den haschischkonsum als ursache für so etwas diskutieren sollte. das waren noch zeiten…

  64. 64

    Was ist so aussergewöhnlich an dem Abschiedsbrief ?
    Scheint mir eher der finale Ausdruck einer zurechtgebastelten Psychose zu sein, in der er alles integriert hat. Wird sich schon selbst gründlichst isoliert haben und eben, psychotisch verlangt, wie er wohl war, alles so zurechtgebogen haben, damit es in seine Vorstellungswelt passt. Achja.. und man hätte ihm mal sagen sollen, das „einzig“ nicht steigerbar ist. Kann natürlich sein, dass man dann jetzt tot wäre.
    Und:
    Ob nun die Spiele verboten werden – pfft.. mir fast vollkommen egal. Vielleicht trägt es sogar zu etwas mehr Kreativität der Macher bei. Kann ohnehin keine Ego-Shooter mehr sehen. und wers dennoch braucht kann sie für teuer geld importieren oder halt für nicht-teuer Geld aus dem netz ziehen. Ergo: Ein Verbot ist eh zwecklos. Halt purer Aktionismus.

  65. 65

    achso, psychoten machen ihre psychosen selbst? wusste ich noch gar nicht.

  66. 66
    Malte

    War mir auch nicht klar.

  67. 67

    Genau Marc, wenn man die Möglichkeit gehabt hätte, mit ihm zu reden, dann hätte man ihn unbedingt auf die Nichtsteigerungsfähigkeit von „einzig“ hinweisen sollen.

    *kopfschüttel*

    Akuter Trollismus

  68. 68

    marc: bevor ich mich wieder verbal ruiniere, schließe ich mich einfach heidrun an, bzw. finde ich deine feindliche haltung gegenüber psychotisch erkrankten absolut fehl am platz, zumal es noch nicht einmal bestätigt ist, dass er tatsächlich eine psychose hatte, oder irre ich mich da?

  69. 69

    sunny: das wäre zu komplex. mit seinem fundierten fachwissen kann uns marc sicher auch erzählen, welche art von psychose der junge sich da gebastelt hat. (anleitung auch aus dem internet?)

  70. 70

    Ich sprach von Veranlagung. Und, dass er sich selbst alles zurechtgelegt hat lese ich aus dem wirren, wiedersprüchlichen Abschiedsbrief heraus.

    Und warum sollte ich etwas gegen Menschen mit Psychosen haben ?
    hab nur was dagegen, wie ernst dieser Brief zum Teil genommen wird. Weil ich ihn halt für reichlich wiedersprüchlich und blödsinnig halte.

    Meinte damit, dass er durchaus gefallen an seiner Isoliertheit gefunden und sich fröhlich hineingesteigert hat. Inwieweit das Umfeld daran schuld hat – keine Ahnung. Über die Gesellschaft zu jammern bringt ohnehin nix- nächste Woche ist alles vergessen. Hätte er eigentlich auch wissen müssen.

  71. 71
    Malte

    Du liest aus seinem Abschiedsbrief, dass er Gefallen an seiner Isoliertheit gefunden hat? Wie deutlich kann man eigentlich einen Text formulieren, damit nicht einer daher kommt und ihn nach seinem Gutdünken interpretiert?

  72. 72

    „widersprüchlich“ schreibt man ohne „i“.

    „Inwieweit das Umfeld daran schuld hat – keine Ahnung.“
    wie war das zitat aus „about a boy“? „no man is an island? i am an island. i’m fucking ibiza!“

    KOPFSCHÜTTEL

  73. 73

    Zum einen steht dort wie böse und geüfhllos alle Menschen sind.. ein paar Zeilen weiter sollen Türken vergast werden.
    Nur ein Beispiel für nicht ernstzunehmende Wirrnis.

  74. 74

    achso, hat ja auch nur ein paar menschen das leben gekostet. braucht man nicht ernstzunehmen. lass solche leute mal vor sich hinvegetieren (wie er es slbst bezeichnet hat), dann löst sich das von selbst. ist doch kein gesellschaftliches problem, sowas. wir haben wirklich andere sorgen.

    so, hoffentlich bist du jetzt sattgefüttert.

  75. 75

    Ich sprach allein vom Brief – nicht von der tat.
    Und schön ich kann nun sagen, die Gesellschaft wird jetzt aufwachen, wir werden alle im Kreis tanzen und „Hava Nagila“ singen – aber so wirds wohl leider nicht kommen. War halt nur eine realistische Einschätzung- nicht das mir die gefällt aber so ist es leider.
    *edit Meinte nur, es gibt tausendfach Erklärungen und Vorsätze nach solchen taten, die zum Teil auch lobenswert sind aber eben nicht grad lange bestand haben. Schon allein, weil eine Woche später wieder jeder an seinen eigenen Problemen nagt.

  76. 76

    eben, irgendwann muss man anfangen andere menschen ernst zu nehmen, nur dann ist es möglich ihnen zu erklären, was für einen schwachsinn sie produzieren, bzw. mit ihnen reden, um zu erfahren woher diese wut kommt.
    und das sollten eltern, freunde, das gesamte umfeld…

  77. 77

    Das beste Zitat zu diesem Thema stammt von Marylin Manson in „žBowling for Columbine“, aus einer Frage, was er den Columbine-Attentätern gesagt hätte:

    „Ich würde ihnen gar nichts sagen. Ich würde ihnen zuhören, was sie zu sagen haben, denn das hat niemals jemand getan!“

    Bei mir aus den Kommentaren gefischt.

  78. 78
    ajo

    Malte, es ist also kein Werteverfall zu beklagen? Wow, das wusste ich nicht. Aber ist ja eigentlich logisch. Ich hatte den Holocaust fast vergessen, ich Dösbaddel! Der widerlegt natürlich die Weisheit „früher war alles besser“. Wenn doch alles so einfach wäre… *freu*

    Das bedeutet jetzt für uns: wir können so lange scheiße bauen, bis wir uns wieder der Messlatte Auschwitz nähern. Erst wenn wir die überschritten haben, können wir in Erwägung ziehen, einen Werteverfall zu beklagen. Dann müssten wir vielleicht n bisschen kürzer treten. Aber das dürfte noch dauern… Wie viele pickelige Kellerkinder wären das in etwa, die noch Amok laufen müssten, bis wir in den Holocaustbereich kommen? Sehr viele? Nagut… Geil, dann können wir uns ja zurücklehnen.

    Vielleicht ist unter den Schul-Amokläufern, die noch kommen, ja auch mal einer dabei, der nicht CS auf’m Computer installiert hat. Wenigstens ein einziger! Dann würden die Herren „ich habe noch nie CS gezockt“ Politiker auch mal ihr inkompetentes Maul halten!!1

  79. 79

    Besonders „interessant“ finde ich wie gerade bei Brisant gesehen: Im Beitrag über den Täter selbst wird aus dem im Netz bekannten Hilferuf (natürlich?) nur das Zitat „es geht um Amoklauf“ gebracht. Der darunter stehende Ruf nach Hilfe geflissentlich überlesen. Dass weiter unten auf der Seite ein Eintrag des Täters steht, wo dieser sich wieder etwas besser fühlt, natürlich auch. Gewaltspiele, Waffenbastler, Internetsüchtiger.

    Und danach ein analytischer Beitrag der Redaktion, die die Themen, die der Täter in diesem Posting angesprochen hat (Mobbing, Statussymbole, Individualismus), als Expertenmeinung abfragt und präsentiert. Zumindest wurde gesagt, dass ein Verbot von „Gewaltvideos und -spielen“ kein geeigneter Weg seien. Expertenmeinung.

    Ich möchte noch was zweites sagen, weil das Argument im Laufe der Zeit immer wieder auftaucht: Nein, mit dem Befassen der Hintergründe und Motive des Täters werden die Opfer NICHT vergessen. Die werden (so hoffe ich) gut betreut). Das Befassen mit den Hintergründen soll dazu führen, dass es keine Opfer mehr geben soll.

  80. 80

    Um mal zu zeigen, dass ich nicht ein emotionaler Eisblock bin:
    Gesellschaftliche Kälte gibt es natürlich Dland. Man merkt dies besonders, wenn man in andere Länder reist und seltsamerweise besonders in ärmere Länder.
    Ich war relativ oft in Indonesien, dort geht man ganz anders miteinander um.
    Nicht, dass es nun ein Paradies wäre aber letzendlich entscheidet ja mein Gefühl darüber, wo ich mich am wohlsten fühle (nunja logischerweise). Ich liebe einfach dieses Land und seine Menschen, trotz Korruption, unmoralischen Militärs, Islamisten usw.

    Besonders, wenn ich zurück nach Deutschland komme fällt mir der Unterschied sofort auf, sobald ich den Flughafen verlassen hab.

    Ich wage mal zu behaupten, dass der Sozialstaat mit zur Kälte beiträgt. Denn, oft denkt jeder: „Warum soll ich mich darum kümmern, das wird der Staat schon erledigen und wenn was passiert, dann schimpfe ich auf Lehrer, Politiker und Computerspiele oder bin entrüstet, fühle eine Woche emotionell aufgeladen mit und gehe dann wieder zum Alltag über“.
    Nicht, dass ich was gegen den Sozialstaat habe, nur hat alles halt zwei Seiten.
    Da wird sich auch wenig dran ändern. Wer anders leben will, sollte sehen, dass er hier wegkommt.

    Ich bereite soweit ich kann schon alles dafür vor, wobei Indonesien mein Hauptziel ist, da ich dort inzwischen gut zurechtkomme und viele Bekannte und Freunde habe.

  81. 81

    ajo, du hast ganz genau erfasst, worum es hier geht.
    früher war natürlich alles besser (weisheit!), auschwitz ist die einzige ausnahme, und gewalt-computerspiele, von „pickligen kellerkindern“ gespielt, sind das einzige zeichen für den zu beklagenden wertverfall. du darfst dich freuen, denn deine welt ist anscheinend sehr einfach.

  82. 82
    ajo

    dass sie das einzige zeichen seien, habe ich nie gesagt.

  83. 83
    imYemeth

    Ich empfinde den Auschwitz-Link immer noch als unpassend und kann mir der „Erklärung“ leider auch wenig anfangen… naja, bin wohl da zu konservativ erzogen als dass ich mit dem Thema „kreativ“ umgehen könnte.

  84. 84

    „Ich finde, man sollte Hip Hop und Rap-Musik verbieten.“

    Und Jazz. (Gnihihi)

    Aber mal Insiderwitze beseite. Ich spiele nur die Sims.
    Bin ich jetzt Voyeurin, die gerne in andere Leute Schlafzimmer schaut?

  85. 85

    Diejenigen, die hier groß rumsabbeln vonwegen „Umfeld“ und „Zuhören“ können sich hoffentlich an ihren eigenen Ansprüchen messen lassen.

  86. 86

    ja, ich gebe zu, dass es nicht immer funktioniert mit dem zuhören, bzw. ist es manchmal schon ziemlich spät, wenn jemand mit ende zwanzig zum beispiel immer noch nicht seine kindheit verarbeitet hat. da müssen experten ran. aber in der regel geht sowas auch ohne großen psychologischen aufwand – nämlich mit zuhören!

  87. 87
    Malte

    @ Alex (Perspektive 2010)
    Da man bei Dir nicht kommentieren kann (Du wirst schon wissen, warum Du die Kommentare geschlossen hast):
    Ich finde es zu kurz gegriffen, von „richtiger Gesellschaftskritik“ zu sprechen. Nun haben gerade Depressive einen vermeintlich klaren Blick und sprechen Dinge an, die andere verdrängen, Ängste aller Art, Ausgrenzungserfahrungen etc. Aber gerade in diesem Brief wird doch eine recht schwerverdauliche Suppe zusammengerührt aus verbrämtem Ausländerhass („nicht diese Ausländer, nur diese hier“ – er bezeichnet sich zwar ausdrücklich als Nicht-Nazi, aber die Definitionshoheit obliegt nun mal nicht allein demjenigen, der solche Sätze schreibt) und persönlichen Angriffen (auf die Direktorin, die wir alle nicht kennen und über die jetzt jeder solche Sätze lesen kann).
    @ imYemeth
    Ist Dir während deiner Erziehung beigebracht worden, von Auschwitz zu schweigen? Tut mir leid, das ist jetzt vlt etwas plakativ, aber ich verstehe Deine Bedenken nicht.

  88. 88
    Malte

    @ ajo
    Werteverfall impliziert, dass es früher (wann auch immer) Werte gegeben habe, die es jetzt nicht mehr gibt und dass diese Veränderung negative Konsequenzen hat. Ich halte dagegen, dass es viele Werte heute nicht gibt, von denen ich aber annehme, dass es sie in diesem „früher“ auch nicht gegeben hat, weil wir jetzt weniger Gewalt erleben (krimineller wie miltärischer Natur) als je zuvor. Zustimmung: Heute dreht sich alles um Statusobjekte. Früher hieß das Ehre. Und diese Ehre hieß halt oft: Treue.

  89. 89

    Man kann vielleicht auch mal schauen, wie diese seltsam verunstalteten Menschen, genannt Computerspieler, darüber miteinander reden:
    „Das hat nicht lange gedauert“
    „Es geht wieder los“
    „Wie Kinder Spaß am Morden finden“

  90. 90

    Werte haben sich gewandelt. Also statt Werteverfall, sollte man es vielleicht Wertewandel nennen.

  91. 91
    oehi

    Politiker fordern: „Alle Schulen verbieten!“

  92. 92
    Jan

    Also mir geht der Auschwitz Link dann doch etwas zu weit. Das Impliziert ja, das es mit dem Verweiß auf Nazi Deutschland ja gar keinen Werteverlust geben kann, so lange wir nicht auf dem Niveau angekommen sind.

    Ich stelle mir ein Gespräch mit dir Malte in etwas so vor. „Ich sehe eine Tendenz in den Medienprogrammen, die in mir ein Gefühl des Werteverlustes hervorrufen“ – „Aber Jan, reg dich nicht so auf. So schlimm wie bei den Nazis ist es doch nocht nicht!“

    Ausserdem erweckt dieser Vergleich den Eindruck, dass die derzeitigen Kritiker an gewissen Computerspielen sich beim Ausspruch „früher war alles besser“ sich an die Nazi Zeit erinnern. Nun müßten diese Krtiker mindestens 80 sein. Mir fällt derzeit aber kein 80jähriger ein, der die derzeitige Diskussion entscheidend mitbeeinflusst.

    Es ist daher ziemlich ungerecht und auch ein wennig beleidigend. Man kann den Kritikern sicherlich vorwerfen, dass sie keine Ahnung von der Materie der Computerspiel haben und auch nicht mit diesen aufgewachsen sind. Das Empfinden, dass ein genereller Werteverlust (was auch immer das sein soll) aber mit einem Verweiß auf die Nazi Zeit abzubügeln zeugt aber ebenfalls von einer mangelnden Beschäftigung mit der Materie.

  93. 93
    Malte

    @ Jan
    Extra deinetwegen wälze ich gerade Kriminalstatistiken von 1938 bis heute. Darin findet sich bei schnellem Überfliegen nichts, was dafür spräche, dass ein dramatischer Wertewandel stattgefunden hätte. Woran bemisst du ihn denn?

  94. 94

    @Malte: Jan schrieb von einer „Tendenz in den Medienprogrammen“. :)

    Und man kann sicher nicht leugnen, dass z.B. die Werte, die das Fernsehen vermittelt, klassisch betrachtet gar keine sind: Besitz, Aussehen, Sex, Bekanntheit (von Ruhm kann ja keine Rede sein).

    Der Witz ist natürlich zum einen, dass das auch auch dem lieben Amokläufer aufgefallen ist, und zum anderen, dass sich dieser Wertewandel nicht zwangsweise in Kriminalstatistiken niederschlägt, sondern vielleicht in Bilanzen von Anwaltskanzleien, in Stromkosten, in der Agentur für Arbeit und auf Handydisplays.

  95. 95
  96. 96
    AbRaXeS

    „Killerspiele“ sind das, was Comics in den 50/60er Jahren waren, eine einfache Antwort auf die Frage nach einer Ursache für „schlimme“ Dinge.

    Alleine schon der Name ist doch Klasse, frag mal eine alte Omi, ob Sie für ein Verbot von „Killerspielen“ ist, die weiß zwar nicht was das ist, aber es klingt schon so böse, also weg damit.

    Das was aktuell gegen „Killerspiele“ betrieben wird ist nichts als Populismus, den logisch lässt sich so ein Verbot wie viele andere Entscheidungen unserer Regierung(en) nicht begründen.

    Hier 2 Beispiele Aussagen die zu wiederlegen sind:

    Killerspiel zu verbieten ist sinn frei, da es heute schon einfacher für Jugendliche ist, sowas aus dem Netz, von einem gutem Kumpel, auf dem Schulhof, auf einer LAN Party oder vom großem Bruder zu bekommen. Ein Händler jedenfalls wird sich sehr hüten FSK18 oder INDIZIERTE Titel an Jugendliche abzugeben, da ihm das mächtig Ärger einbringen und solche Verstöße, ordentlich Geld kosten.

    -> Das Verbot hat eine Wirkung gegen 0, egal ob Killerspiele nun die Wurzel allen
    Übels sind.

    Die TKÜV für E-Mail ist sinnfrei, da einfach zu umgehen. Z.B mit PGP, oder besser Steganographie, dem eigenem kleinem Terror VPN Netz, oder einfach der Freemailer mit SSL in einem Land, das so einen Schwachsin nicht hat.

    -> Wirkung gegen 0, jede Mange Geld verbrannt, oder glaubt wirklich irgend jemand,
    dass Terroristen so dumm sind und ihre gut geplanten Anschläge mit
    unverschlüsselter Kommunikation riskieren, wenn es einfach möglich ist, sicher
    zu kommunizieren?

    So nun wiederlegt das mal schön, ich bin gespannt.

    MfG AbRaXeS

  97. 97
    apfelbaum

    Ey, Spon is doch so ein unglaublicher Voyeuristenverein. Manchmal kommen die mir vor wie Vollzeit-Leserreporter. Und dann der hübsche Antwortbrief (danke, Tom, # 22). Auf Analysen und Differenzierungen verzichten wir gnädigst aus Platzgründen, weil außerdem is das ja echt mal voll schwierig, so differenzieren und so, auf meiner Journalistenschule kam das ja auch nicht vor.
    Hab übrigens über die Killerspiele nen schönen Satz in den Zeit-Leserbriefen gefunden. Sinngemäß: Manche Menschen werden nicht aggressiv, weil sie „Killerspiele“ spielen, sondern andersrum.

  98. 98
    guido

    mich wundert es, dass der auschwitz-vergleich erst im K49 erstmals moniert wird.

    @malte: wenn es dir ernst ist mit dem wortlaut deines posts, hättest du dich villeicht erst mal kundig machen sollen was nach dem zweiten weltkrieg in deutschland alles verboten und konfiziert wurde (interessant in diesem zusammenhang sind auch die unterschiede in den einzelnen besatzungszonen).

    leider können wir uns heute nicht auf erfahrungen stützen, wenn wir über die auswirkungen solcher verbote sprechen, sondern nur auf expertenmeinungen. man hat sich damals binnen ganz weniger jahre dazu entschlossen, dass das leben ohne protzen, motzen, verunglimpfen und überheben reichlich lagweilig ist, und auch in deutschland das prinzip der gewaltandrohung zur problemlösung mit samt aller konsequenzen (wichtigste: herstellen eines tatsächlichen gewaltausübungspotentials) wieder einzuführen.

    ob also irgendein (wegen internet sowieso wirkongsloses) verbot irgendetwas bringen würde, kann ich nicht sagen. aber ich habe etwas gegen den achsosehr reflektierenden modernen mediennutzer einzuwenden. es sind nämlich nicht nur die nägelkauend-pickelig-blassen jungs die heute vorm computer versuchen mit deutschen u-boot-besatzungen solange wie möglich zu überleben und während ihres virtuellen kapitänsleben so manche menschenseele versenken, sondern auch der eine oder andere studierte mitdreissiger und nazi-gegendemonstrationsteilnehmer. desshalb glaube ich, die vielen spielezensurgegner sind hier am schwanz getroffen und nicht im bauch.

    noch was zum schluss: ich habe heute abend gerade „shortbus“ gesehen. ich weiss, dass es dieser film niemals ungeschnitten ins öffendlich-rechtliche fernsehen schaffen wird. an wieviel sinnloser gewalt dürfen wir stattdessen doch teilhaben, und das nicht nur virtuell. unser kulturkreis ist längst wieder viel zu tief in die alltäglichen gemetzel verstrickt, als dass wir uns dem real noch entziehen können. und nun mach mal jemandem, der sowie so schon kippelt, klar, das gewalt kein mittel zur konfliktlösung ist

  99. 99
    Malte

    @ guido
    Was wurde denn verboten und konfisziert?
    @ Marcus

    Und man kann sicher nicht leugnen, dass z.B. die Werte, die das Fernsehen vermittelt, klassisch betrachtet gar keine sind: Besitz, Aussehen, Sex, Bekanntheit (von Ruhm kann ja keine Rede sein).

    Welche Werte wären denn dann die klassischen?
    Weil es so spät ist, eine lose Assoziationskette zum Thema Sex in den Medien:
    Sex in den Medien wird heute anders dargestellt, möglicherweise marktwirtschaftlicher. Während in den 70er Jahren kaum ein Stern- oder Spiegeltitel ohne nackte Brüste auskam und es auch viel Nacktheit im Film gab, wird Sex heute in FHM oder GQ mit Push-Up-BHs verkauft. Noch 1976 titelte der Spiegel mit einer völlig nackten Dreizehnjährigen zum Thema Kinderpornographie. Im Heft selbst sind Bilder aus einschlägigen Pornos ohne Balken abgebildet und es wird berichtet, dass dieses Material in Dänemark offen vertrieben wird. Mo besitzt ein Popmagazin aus den 60ern, in dem eindringlich vor Homosexualität gewarnt wird. Erst seit den 90ern sind Frauen in der Lage, selbstständig zu entscheiden, ob sie ein Kind austragen wollen oder nicht. Mit zu dieser Entwicklung beigetragen hat ein Sternartikel, in dem prominente und nichtprominente Frauen sich dazu bekannten, abgetrieben zu haben. (mit dem Stern hing Alice Schwarzer übrigens wegen der nackten Grace Jones 1978 vor Gericht) In einer Zeit in der Frauen in HipHop-Videos generell als Bitches bezeichnet werden, ist eine Frau Bundeskanzlerin. Und eine andere Frau, die sich sexuell aggressiver gebärdet hat als je eine Frau zuvor, ist der größte Popstar auf Erden. Du siehst, Medien heranzuziehen als Beleg für Wertewandel ist in in Ordnung. Einen Werteverfall kann man so schwerlich belegen.

  100. 100
    Jan

    @ Malte

    Ich finde du kannst einen Wertewandel oder Werteverlust nicht nur auf die Kriminalitätsstatistik reduzieren. Es gibt hier sicherlich auch andere Faktoren die ein Indikator sein können. Allgemeiner Bildungsstand, Armuts- Reichtumschere…

    Auch hierüber kann man sicherlich trefflich streiten, denn wenn zum Beispiel die Analphabetenrate gesenkt wurde, so spüren doch die heutigen Analphabetenrate wesentlich größere Probleme im täglichen Leben als das noc in den 50ern und 60ern der Fall war.

    Du implizierst aber dennoch mit deinem Vergleich (und auf den Vorwurf bist du nicht eingegangen),dass Kritiker sich die Werte der NS Zeit zurückwünschen. Nun leben wir aber im Jahre 2006. Und wenn ich gewisse Computerspiele alsgeschmacklos erachte, dann hat das sicherlich einen anderen Hintergrund, als wenn ich in den 50er 60er etwas gegen Rock ´n Roll gehabt hätte.

    By the way. das Thema mediale Darstellung und tatsächliche Entwicklung der Kriminalitätsstatistik ist sicherlich interessant. Die Zeit hatte hieru in den vergangenen Wochen auch das eine oder andere Dossier hierzu. Empfehlenswert ist auch die aktuelle Ausgabe, die über die Darstellung von Gewaltopfern in den Medien berichtet.

  101. 101
    Harp

    SpOn schreibt folgendes: „Für den Fall, dass ein Verbot dazu führt, dass Spiele verstärkt unkontrolliert übers Internet oder als so genannte Grau-Importe nach Deutschland gelangen, schlagen die Gutachter des Bundestages vor, „auch eine Regelung zur Zugriffsbeschränkung für Internetseiten mit entsprechenden Inhalten zu erlassen“. Das sei schon deshalb sinnvoll, da „die Verbotsregelung grundsätzlich geeignet ist, den Vertrieb von ‚Killerspielen‘ zu unterbinden oder zumindest erheblich einzuschränken“.“

    Wird amazon.com dann demnächst auch eine „zugriffsbeschränkte“ Seite? Was für ein Schwachsinn…

  102. 102

    Wulff sagte: „Selbst bei Spielen, die mit 16 freigegeben sind, wird reichlich getötet und fließt jede Menge Blut.“ Gefährlich sei, dass sich das Gewaltpotential dieser Spiele erst offenbare, wenn die ersten Level durchlaufen seien.

    Ah ja.

    1. Dann macht se halt ab 18. wenn so viel Blut fließt?
    2. Dann spielt sie halt durch? so unfassbar viele Spiele gibts jetzt auch nicht.
    3. Eh alles sinnlos, was du da machst, Christian.

  103. 103
    guido

    @malte: jemandem, der im handumdrehen die kriminalitätsstatistik der letzten 68 jahre auswerten kann, sollte man auch zutrauen dürfen etwas über das potsdammer abkommen und die darüber hinausgehenden regelungen der einzelnen siegermächte zu finden. deine frage aus K105 kann ich desshalb nicht ernstnehmen.

    überhaupt ist die gereizte empfindlichkeit mit der du kritik an deinen worten immer mal wieder begegnest ziemlich ernüchternd, zeigt sie doch wie sehr das internet dazu angetan ist sich mit seiner meinung eizukapseln.
    ich habe vor einiger zeit beschlossen auf diesen seiten nicht mehr zu disskutieren, dazu taugen sie nicht. sie sind sehr gut um einen ausschnitt von meinungen wahrzunehmen und auch mal seinen senf dazuzugeben, aber zum disskutieren solltest du schon bei ’ner tasse kaffee an meinem küchentisch sitzen, ohne allgegenwärtige verlinkung. dieses sich um die ohren hauen von links erinnert mich immer wieder an filmsequenzen, in denen die protagonisten versuchen sich mit biebelzitaten plattzumachen.
    mich würden es jedenfalls nicht stören wenn du dich ein bisschen mehr auf’s gelassene moderieren zurückziehen würdest, statt ständig deine meinungshoheit behaupten zu wollen (schaffst du sowieso nicht).

  104. 104

    @guido – wieso reduzierst du Ego-Shooter auf WW2? Die Spiele um die es in diesem speziellen Fall des Amoklaufes geht sind Counterstrike und Doom3 so wie ich das mitbekommen habe. Nebenbei erwähnt war die CS Map nichtmal von dem Amokläufer erstellt worden und nichtmal von seiner Schule. Warum soll ein „studierte mitdreissiger und nazi-gegendemonstrationsteilnehmer“ keine Ego-Shooter spielen? Nazi != Soldat und Ego-Shooter != WW2.

    Ein ehemaliger Lehrer von mir hatte auch Counterstrike gespielt, und mit Schülern aus mehreren Klassen einen Clan gegründet. Es entstanden Freundschaften und LAN Partys wurden veranstaltet.

    Das über was ich mich aufrege, und ich denke viele andere auch, ist das Politiker ein Verbot fordern, und das ein paar Stunden nach der Tat, es wurde die Täterleiche noch nicht obduziert und die Familie wurde noch nicht vernommen, kurzum: es gab noch keine Untersuchung der Hintergründe. Komischerweise wurde es wenige Stunden nach der Tat bekannt das der Amokläufer Counterstrike auf seinem Computer hatte. Wo Waffen und Sprengstoff herkommen fragt keiner. Experten die sich übrigens mit dem Thema beschäftigen, kommen zu dem Schluss das ein Verbot nichts bringt (zumindest den Medien nach die ich „konsumiert“ habe). Und auch hier gilt Politiker != Experte (für alles), siehe Herr Stoiber der vermutlich noch nie selbst ein Computerspiel gespielt hat, oder sich mit Computerspielern unterhalten hat.

    Und da es offenbar einige nicht wissen: gewalttätige Spiele sind bereits verboten und werden Indiziert (auch wenn an diesenn Mechanismen vielleicht optimierungsbedarf besteht). Was ich bisher eher beobachten konnte, ist das das Verbot eines Spieles dieses cool für viele Jugendliche macht, und es dann jeder haben will. Wege und Mittel an diese zu kommen wird es immer geben, selbst wenn Politiker sich ein Vorbild an China nehmen und das Internet kontrollieren wollen.

    Es ist zwar leicht zu sagen die Eltern und die Lehrer sind schuld, was ich hier gar nicht tun möchte. Ich kenne die Eltern des Amokläufers nicht und will daher nicht über sie urteilen. Aber letztenendes ist es die Aufgabe der Eltern und Lehrer den Kindern und Jugendlichen den Unterschied zwischen Fiktion und Realität beibringen müssen. Was natürlich niemals einen Amoklauf verhindern kann, wie man dem Abschiedsbrief entnehmen kann hatte der Junge viele Probleme und fühlte sich von der Gesellschaft ausgegrenzt. Die Schuld kann man nicht einfach auf die Eltern, die Schule oder Computerspiele abwälzen.

    Zum Werteverfall: Manche Politiker tun nach den Wahlen genau das Gegenteil was sie vor den Wahlen erzählt haben, sie lügen also, sie lügen in der Öffentlichkeit Millionen von Menschen an. Werden sie dafür zur Rechenschaft gezogen? Nein, es hat sich mittlerweile etabliert das Politiker lügen, „keinen“ stört es mehr. Genauso manche Manager die ihre Firmen an die Wand fahren und dadurch tausende Menschen arbeitslos werden. Diese Manager erhalten manchmal noch Abfindungen die die meisten Arbeiter/Angestellten in 50 Jahren nichtmal Brutto verdienen. Was für Werte soll das denn an Jugendliche vermitteln?

    Im übrigen stimme ich Malte zu. Auschwitz war ein sehr dunkles Kapitel der Geschichte. Natürlich darf man die Vorfälle nicht verharmlosen, aber nicht darüber zu reden ist genauso falsch wie es zu verharmlosen.

  105. 105

    Manueller Trackback

    Es kommt nicht von ungefähr, dass unsere bekanntesten Prominenten nicht etwa Philosophen sind, sondern Hotelerbinnen mit Spielzeughündchen und einem (nach meinen überkommen Vorstellungen irgendwie illegalen) Sex-Video im Internet. Wenn das kein Medienproblem oder meinetwegen auch nur -phänomen ist, WAS IST ES DANN?

    Glaubst Du z.B. dass in einer non-visuellen Kultur eine Frau wie Madonna auch nur *irgendeine* Relevanz hätte?

  106. 106
    Malte

    @ guido
    Schade, dass du die Frage nicht ernst nimmst, dann hätten wir uns darüber austauschen können.
    @ marcus
    Ich führe die Diskussion mal hier weiter, weil sie viele interessante Aspekte beeinhaltet.
    Bei Deiner Symptombeurteilung bin ich ganz bei dir. Paris Hilton statt Albert Schweitzer. Das ist offensichtlich. Aber Moment: Wenn es Dir auffällt und du es negativ beurteilst, gilt für dich doch nicht, dass deine Werte sich dadurch verschoben haben. Jeder, dem es auffällt, ist anscheinend immun. Und es fällt vielen auf. Wenn diese Vielen alle keinen Werteverlust erlitten haben, es aber für andere diagnostizieren, dann stellt sich schon die Frage: Woher wissen die das? Woher weiß ich, ob Verona Feldbusch für irgendjemanden ein Vorbild darstellt? Oder ist sie möglicherweise für alle ein silikonvergifteter Freak? Anhand von was will ich das beurteilen? Weil sie im Fernsehen auftritt und gefeiert wird? Wenn man aber mit Menschen im Umfeld spricht, dann gibt es über sie doch nur eine Meinung. Vielleicht hat sich das Fernsehen ja schon lange von der Realität dermaßen gelöst, dass es überhaupt nicht mehr wertbildend ist? Die Shell-Studie scheint genau das zu belegen. Da gibt es durchaus Übereinstimmungen mit deinen Werten. Ergänzt durch Werte wie Gesundheitsbewußtsein (wtf?).
    Möglicherweise entsteht das Privatfernsehprogramm aus einem Missverständnis darüber heraus, was man glaubt, was die Leute sehen wollen. Vielleicht wollen die Leute Klingeltonwerbung und Telefonsexclips sehen. Ich weiß es nicht. Aber jeder, den ich kenne, ist davon genervt. Stabile Werte. Mit Lotta habe ich mal Big Brother auf tele 5 gesehen, unterbrochen mit Aufforderungen 50jähriger Großbusenbesitzerinnen, sie anzurufen. Und da höre ich von meiner jugendlich-zarten Freundin die Worte meiner Großtante: „Das ist alles so obszön.“ Zu Pornographie habe ich eine andere Meinung als Du und Alice Schwarzer. Wobei ich Eure Argumente sehr treffend finde (kein Witz: Besonders gegen das Argument: Du würdest nicht wollen, dass deine Tochter … lässt sich wenig sagen. Allerdings würde ich von vielen Berufen nicht wollen, dass meine Tochter sie ausübt. Schlachterin beispielsweise). Ich lasse statt mir eine lesbische Autorin zu Wort kommen.

  107. 107

    Werte sind ja auch kein abstrakter Kosmos, fern unserer Realität. In der Art und Weise, wie wir sie umsetzen, zeigen wir uns.

    Ich hatte am Wochenende ein schönes Gespräch mit einer polnischen katholischen Nachbarin. Sie hat eine immense Wut auf die gesellschaftlichen Verhältnisse, Frauen und Männer betreffend, wie ich sie gar nicht sehe oder wahrnehme. Sie ist der Überzeugung, dass Männer alles dürfen und ausleben, nur die Frauen haben es schwer und können nicht einfach auf die Straße gehen und sich jemanden anlachen, wenn sie einsam sind zum Beispiel.

    Mein Weltbild ist ein anderes – ich glaube sehr wohl, dass das geht.

    Aber irgendwo…
    Die Frage, bzw. das Totschlagargument, lautete ja auch: „Was würdest du machen, wenn deine Tochter Pornostar werden will“ und nicht dein Sohn.

    Ich habe zur Pornographie ein eher ambivalentes Verhältnis. Vor Jahren habe ich einmal stundenlang, im Eigentest sozusagen, sämtliche Pornofilme von meinem Freund auf seinem Rechner angeschaut (er war nicht da) und geschaut, was so passiert. Einige Dinge fand ich überraschend, andere anregend, andere eklig und nach zwei, drei Stunden fühlte ich mich hohl und bin erst einmal spazieren gegangen.

    Vom wirtschaftlichen Standpunkt her ist dies ohne Zweifel ein großer fetter Markt, mit dem viele gern und gut und freiwillig ihr Geld verdienen. Allerdings ist das auch ein Geschäft, welches mit nicht überschaubaren gesundheitlichen (physisch, wie psychisch)Risiken verbunden ist ( das Arbeiten in einer mit Quecksilber verseuchten Fabrikhalle in Mexico sicherlich auch).

    Kommen wir zum Werteverfall.
    Mit einem Verbot von Pornofilmen, 0190-Werbung im Fernsehen und etc. zum Beispiel bekäme das alles nur einen anderen Anstrich – bleiben würde es eh, ob illegal, oder in Ländern in denen sie erlaubt blieben.

    Komischer Weise kennt jeder Gina Wild, mir würde sie in einem Schnellabfragetest der aktuellen Prominenten die ich kenne überhaupt nicht einfallen – vielleicht würde ich sagen: Paris Hilton (die sprechende Barbiepuppe),Pete Doherty, Bush, Ackermann…

    Aber keiner von denen ist mein Vorbild!

  108. 108

    Uhm… meine Einstellung zu Porno habe ich doch gar nicht dargelegt. Ich bin da recht ambivalent und sehe z.B. im Produkt an sich keine „allgemeine Erniedrigung der Frauen blabla“, aber ich sehe eine Industrie, die ihre Arbeiter mit unglaublicher Brutalität ausbeutet. Ist etwas komplex, ich tu mich da schwer, das in ein derart winziges Kommentarfeld zu packen, zumal die Rezeption von Pornofilmen noch eine weitere Ebene einbringt — ich kenn Leute, die das entspannt (hehe) zu zweit gucken und solche, die danach rumlaufen und tatsächlich in jeder Frau nur noch „ne Muschi“ sehen.

    Davon abgesehen stellt sich eine weitere Frage, nicht weniger komplex: Muss Porno mit aller Gewalt an die Öffentlichkeit? Muss es in eine offene gesellschaftliche Akzeptanz? Oder ist es nicht vielleicht ganz gut, manche Dinge im privaten bzw. subkulturellen Raum zu belassen? Und geht das, ohne dass man gleich als „verlogen“ hingestellt wird? Ich mein… als Beispiel… wie und warum definieren wir Altersgrenzen?

    Und so weiter. :)

    Was die Wertverfallbeurteilung der „Immunen“ betrifft, so muss ich etwas länger nachdenken, zumal mir die Frage im ersten Reflex recht hinterlistig erscheint, he. Spontan fällt mir jedoch eine Gegenfrage ein, sozusagen als rhetorischer Trick:

    Woher beziehen „die Medien“ denn ihr Material, und zu welchem Zweck wird es veröffentlicht? Deiner Darstellung zufolge müssten sich Funk, Fernsehen und Print in einer Luftblase befinden, die weder Einfluss ausübt noch beeinflusst wird. Sonst müsste sich ja *irgendwo* der (von Dir ebenfalls wahrgenommene) Werteverfall in den Medien auch in der Wirklichkeit zeigen, entweder als Vorbild oder als Abbild.

    Der aktuelle Konsens, vor allem bei Anti-Zensuristen, hehe, ist nun, dass die Medien lediglich wiederspiegeln… was sagt das über den tatsächlichen Zustand unserer Gesellschft, hm?

  109. 109

    Was ich mitbekommen habe, weshalb junge Mädchen Paris Hilton mögen ist folgendes:

    Paris Hilton macht was sie will, sagt was sie will und „dreht ihr eigenes Ding“.

    Ergo, die jungen Mädchen wollen selbstständig, selbstbewusst und unabhängig sein. Eigentlich nicht übel, aber trotzdem bleibt sie eine sprechende Barbiepuppe, denn das was sie macht, werden die Mädchen, ganz ehrlich, so nie leben und hoffentlich nicht nachmachen. Dasselbe Prinzip wie bei Madonna!!!

  110. 110
    MettMax

    Hallo liebe Mitmenschen,
    ich war am Wochenende auf einer LAN!! Da habe ich Call of Duty und Harry Potter gespielt….

    Deswegen bin ich jetzt auf dem Weg euch alle umzubringen …. bitte stellt Milch und Kekse bereit.

    Lg MäMäx

    So, und damit ich jetzt morgen nicht verhaftet werde….das war ein ganz lustiger Scherz…haha…haha…haha…
    Aber ich denke meine Meinung sollte klar geworden sein.

  111. 111

    @#117: dabei haette ich milch und kekse zu hause ;)
    (ich weiss der war jetzt doof – aber um die stimmung hier mal ein bisschen aufzulockern)

    holgi hat das ganze meiner meinung nach schon richtig auf den punkt gebracht:
    „Sie werden so tun, als sei das Böse plötzlich vom Himmel gefallen. Sie werden sich nicht um die Hintergründe kümmern, denn dann müssten sie zugeben, dass ihre Idee von Gesellschaft eine schlechte Idee ist (…)
    Die Medien werden in einer Woche eine neue Sau durchs Dorf treiben.“

  112. 112
    Steffken

    Hallo

    Ich erwarte ja nichts. ABER es wäre wünschenswert, man trennt das Leben eines Täters auf in das, was er vorher gemacht hat, und was er dann gemacht hat, als es dann um den Amoklauf ging.

    Er war ja nun erst 18, aber irgendwo künstlerisch interessiert. Die echten Waffen, in diesem Alter, und überhaupt, – ja, kann ich ehrlich gesagt NICHT verstehen. Aber ansonsten wird ein Bild vermittelt von Ermittlern oder Medien, als hätte er seit seiner Geburt diese Tat geplant. So wird das Leben eines Menschen völlig missachtet.

    Daran erkenne ich persönlich, woran es in der Zivilisation allgemein hapert. An gewissen echten Werten… lebbare Wertschätzung und was nur Tatsache ist, hat er in seinem Abschiedsbrief, ein wahrlich extremes Bekenntnis zur Freiheit, geschildert. Der Ausbruch des Anarchismus (jeder eine Waffe, und dann ist man eben tot) ist für mich ein Symptom und drückt aus, wie gross die Trennung zwischen Individuum und Gesellschaft heute ist.

    Bis zum nächsten Amoklauf, alles Gute

  113. 113
    Bob

    Frank72 :
    „Aber irgendwie überrascht es mich nicht, dass diese durchdrehenden Spätpubertierenden zu Hause am Rechner Ballerspiele spielen, statt mit Ölfarben zu malen oder im Männerchor zu singen.“

    Dylan Klebold hat Piano gespielt =)

  114. 114

    Das Thema ist eigentlich zu vielschichtig um es in einem Kommentar abzuhandeln, ich versuchs trotzdem: Mann kann nicht sagen „Ballerspiele“ seien Schuld daran, genausowenig wie sie völlig unschuldig sind. Ein psychisch nicht in sich selbst gefestigter Mensch (in der Pubertät soll es davon besonder viele geben…) *kann* solch ein Spiel als unbewusstes Mittel (Flucht vor der Realität etc…) benutzen (und durch solch ein Spiel) um sich immer weiter hineinzusteigern. Halb zog es ihn, halb sank er hin.

    Solche Spiele *können* einen suchtartigen Sog entwickeln. Einige Spieler lassen sich tief hineinziehen und erliegen diesem Sog, andere sind so weit distanziert und stabil, dass sie damit umgehen können, und es nur als „nette Freizeitbeschäftigung“ ansehen.

    Wer aber behauptet „die Baller-Spiele haben keine (mit-)Schuld“, vereinfacht genauso unzulässig, wie diejenigen, die jetzt plakativ behaupten, Baller-Spiele wären der Hauptgrund.

  115. 115

    @mp_464 ich glaube du hast vergessen ein kursiv tag zu schließen

  116. 116

    upps…sorry. waere mir bestimmt nicht aufgefallen, da in den kommentar-mails alles ganz normal aussieht.

    danke scholt.

  117. 117
    schroeder

    Es ist auffallend, dass diese benannten Computerspiele allesamt außerordentlich bunt und kitschig sind. Kann es sein, dass der übermäßige Konsum von Kitsch agressiv macht?

  118. 118

    schroeder: Ich glaube Kitsch kann aggressiv machen. Allerdings, wie fühlst du dich nach einer Wagner Oper, welche natürlich kein kitsch ist?
    Bzw. was ist kitsch eigentlich?

  119. 119
  120. 120
    schroeder

    Sunny, Sie lenken vom Thema ab. :-) Man sagt, wenn etwas durch nichts kaputt zu machen ist, dann ist es Kunst. Folglich wäre alles andere Kitsch. Im Falle Wagner scheint es aber so, dass er sich weder zum einen noch zum anderen entscheiden wollte. Ich wurde ein einziges Mal gegen meinen Willen in so eine moderne Wagner-Aufführung mitgeschleift. Und wenn ich nicht so gut erzogen wäre, hätte ich, in der Tat, schon nach dem ersten Akt mit Tumult angefangen. So, genug gesabbelt!

  121. 121

    Ich lenke nicht ab. Ich lenke Themen, statt den Bus. Yo.

    Ich habe versucht Maltes Ausgangspunkt heranzuziehen. Diejenigen die Computerspiele verbieten wollen, haben ein anderes Verständnis von Kultur, glaube ich. Und bestimmt sind diese auch nicht alle Wagner Fans. Aber mit Sicherheit gehen viele von denen jedes Jahr nach Bayreuth und einige tun dies sogar gern und mit einem glaubhaften Kunstverständnis, neben denen, die nur hingehen um da zu sein.

    Den Bogen zur Nazidiktatur ziehe ich mal lieber nicht, weil die Musik nichts dafür kann, wenn sie von Diktatoren gehört wird, ebenso wenig, wie die Computerspiele dafür verantwortlich gemacht werden können, wenn sie von potientiellen Amokläufern gespielt werden.

    So oder so ähnlich. Ich hoffe sie sind zufrieden Herr Schroeder, mit meiner Argumentation.

    Das ist interessant, wenn man etwas nicht kaputt machen kann….
    Kann man ja an anderer Stelle diskutieren.

  122. 122
    Marcus

    Hat jemand gestern im WDR „Hart aber fair“ gesehen? Ich dachte, wenigstens der Plasberg bekommt eine ordentliche Diskussion über das Thema hin, aber wieder mal nur Blinde, die von Farbe sprechen und auch das Publikum wirkte wie aus dem ZDF Fernsehgarten.

    Der SPON fasst treffend zusammen.

  123. 123
    Malte

    Im Leitartikel der Süddeutschen wird gleich gar kein Unterschied mehr gemacht zwischen Computernutzung und der Art der Spiele.

    Wer viele Stunden in Chatforen kommuniziert, verlernt das direkte Gespräch. Wer in den Video-Welten fremder Leben surft, erlebt nichts mehr selbst. Mehr noch als ausdauernder Fernsehkonsum ersetzt die Virtualität des Netzes eigene Aktivitäten, eine eigene Identität.

  124. 124

    ach du meine güte. krankenkassen sollen therapien bezahlen? da stimmt die argumentation aber von vorne bis hinten nicht. es geht um AUFKLÄRUNG und MEDIENKOMPETENZ – und die sollte an schulen unterrichtet werden.
    man verlernt das gespräch im normalen leben? holla die waldfee.
    ich kann nur sagen, dass ich, als ich etwas jünger war als heute, auch sehr gern die menschen getroffen habe, mit denen ich da gechattet habe und natürlich versteht man sich da auch nicht mit allen, aber mit einem habe ich sehr lange zu tun gehabt…

  125. 125
    schroeder

    Sunny, um Himmelswillen, Sie haben ihn doch nicht etwa…? :-D

  126. 126

    nein, er ist nach einem jahr von allein gegangen… ;)

  127. 127

    Ich verstehe den Auschwitz-Vergleich zwar auch nicht, aber ich sag danke für den Link, den kannte ich noch nicht. Sehr gut gemachtes Webfeature, was der HR da produzieren hat lassen…

  128. 128

    es kommt alles noch schlimmer: der amokläufer hat nicht nur ballerspiele geliebt, er war auch noch »simpsons«-fan, wie man in seinem tagebuch (19.11.) nachlesen kann!

  129. 129
    trick_17

    *Zu der Werte-Diskussion! Sorry, ging nicht kürzer..

    Die höchsten leitenden Werte des Lebens sind für mich Vernunft, Zielstrebigkeit und Selbstachtung. Vernunft als einziges Mittel der Erkenntnis, Zielstrebigkeit als meine Wahl des Glücks, Selbstachtung als unumstößliche Gewissheit, dass mein Verstand fähig ist zu denken, und meine Person es wert ist, glücklich zu sein. Diese drei Werte umfassen und erfordern alle Tugenden des Menschen, die sich auf das Verhältnis zwischen Existenz und Bewusstsein richten: Rationalität, Unabhängigkeit, Integrität, Ehrlichkeit, Gerechtigkeit, Produktivität, Stolz.

    Rationalität ist für mich die Anerkennung der Tatsache, dass die angebliche Abkürzung auf dem Weg zur Erkenntnis, der Glaube, nur ein Kurzschluss ist, der den Verstand zerstört. Nichts kann die Wahrheit verändern.

    Unabhängigkeit ist für mich die Anerkennung der Tatsache, dass ich Urteile fällen muss und dass mir keiner diese Verantwortung abnehmen kann.

    Integrität ist die Anerkennung der Tatsache, dass Mut die Treue zum Leben und zur Wahrheit ist, und Vertrauen die Treue gegenüber dem eigenen Bewusstsein ist.

    Ehrlichkeit ist für mich die Anerkennung der Tatsache, dass ich mit dem Versuch jemanden zu täuschen, ein Sklave seines Nichtdenkens werde und mir gleichzeitig seine Intelligenz, Rationalität und Beobachtungsgabe zu Feinden mache, vor denen ich mich dann immer in Acht nehmen muss. Ich sehe Ehrlichkeit nicht als soziale Pflicht, nicht als ein Opfer um anderer willen, sondern als eigennützigste Tugend, die ein Mensch üben kann.

    Gerechtigkeit ist für mich die Anerkennung der Tatsache, dass man den Charakter eines Menschen nicht fälschen kann und man ihn mit Achtung vor der Wahrheit und einer unbestechlichen Klarheit beurteilen muss. Es ist moralischer Betrug die Verachtung für die Laster der Menschen nicht zu verheimlichen und moralische Unterschlagung, die Bewunderung für ihre Tugenden nicht zu zeigen.

    Produktivität ist für mich die Anerkennung der Tatsache, dass mein Körper ein Fahrzeug ist und mein Verstand der Lenker mit Leistung als Ziel meiner Fahrt. (und der Vernunft als Treibstoff).

    Stolz ist für mich die Anerkennung der Tatsache, dass von den Leistungen die ich erbringen will, die Formung meines Charakters diejenige ist, die alle anderen erst möglich macht. Dass der Mensch, so wie er die physischen Werte schaffen muss, um sein Leben zu erhalten, auch die charakterlichen Werte erwerben muss, die sein Leben erst erhaltenswert machen.

    *Ist es nicht ein bisschen einfach alles auf sein Umfeld und seine Eltern zu schieben? Über die er übrigens sehr nett schreibt! Sie scheinen sogar sein einziger Halt gewesen zu sein. Wieso traut sich keiner zu sagen, dass er eigentlich ein ziemlich intelligenter Mensch war. Was jetzt nicht bedeuten soll, dass ich seine Tat gutheiße! Aber er scheint unsere Gesellschaft recht gut zu durchschauen. Und jetzt schreit bitte nicht erstmal alle auf, sondern benutzt euren Verstand! Die Medien sind ja sehr darauf erpicht wichtiges zu „verschleiern“. Und die Gehirnwäsche-Maschinerie läuft fröhlich weiter.. In Deutschland gibt es keine Zensur?

  130. 130
    Andi

    Sooo, jetzt muss ich auch mal was loslassen…

    es ist wirklich scheiße was Basti da gemacht hat…das sollte jeden klar sein !!

    Aber, kann man es jemanden heranwachsenden verdenken, wenn er in seinem Leben nichts anderes kennen gelernt hat ?

    Er wurde von seinen Freunden/Familie hintergangen/verurteilt, von seinen Lehrern verurteilt und bestraft von seiner Liebe verarscht…

    Er war alleine….
    hatte niemanden, mit dem er seine Gedanken austauschen konnte…

    und so hat er sich an das was für IHN „positiv“ war gehalten…

    Ballerspiele, Videos, und Waffen….

    denn darin war er GUT….
    kaum einer konnte Ihn darin was vormachen !

    ER WAR wer….

    Und desto mehr die reale Welt ihn verachtet und angepisst hat, desto mehr hat er sich in seiner Welt geflüchtet, wo er wer war…
    (Würde nicht jede(r) eher zu dem Positiven als zum Gegenteil tendieren ??)

    Ich möchte jetzt wirklich nicht die TATEN von Bastian unterstützen oder gut heißen….ganz im Gegenteil !

    Ich möchte mehr den Finger auf DIE zeigen, die IHN einfach im Stich gelassen haben…..die „Freunde“, die Familie, die Lehrer, die Schule, der Staat…und die „scheiß KonsumGesellschaft“ (haste was, biste was)

    Andi