© 2006 Aram Bartholl, Designer aus Berlin
Ich spiele gerne Egoshooter. Schon immer. Ich habe Doom 1 bis 3 komplett durchgezockt, genauso wie Quake und Duke Nukem. Ich hatte sie alle. Und: ich kann die Diskussion verstehen, die um diese Spielform entstanden ist und die derzeit wegen des jüngsten Amoklaufes wieder hochkocht. Es belegen wohl genauso viele Studien eine Steigerung der Gewaltbereitschaft bei Heranwachsenden, wie es Studien gibt, die genau das ausschließen. Auf sie ist also kein Verlass. Nähern wir uns dem Thema also mit dem, was uns bleibt: unserem gesunden Menschenverstand. In diesem Falle meinem.
Ich spiele indizierte und allgemein als gewaltverherrlichend verrufene Spiele seit dem ich zwölf Jahre alt bin und einen C64 zum Geburtstag bekam. Damals hießen die gewaltverpixelten Spiele noch „žRiver Raid“ oder „žCommando“ und standen auf dem Index, zusammen mit Claudias Schäferhund und „žTanz der Teufel“. Warum ich das tue? Weil ich mich medial mit dem Thema Gewalt auseinandersetzen will, da ich sie selbst erlebt habe. Gewalt ist ein zutiefst menschliches Phänomen und Agression liegt ihr zugrunde. Anthropologen hörte ich schon sagen: „žWill man den Menschen in seinem Wesen verstehen, muss man das Wesen der Agression verstehen“.
Ist das so? Ich weiß es nicht.
Was ich weiß, ist, dass ich in meinem Leben noch keine Schlägerei angezettelt habe, trotz Ego-Shooter, und dass ich in jeder Schlägerei, in die ich verwickelt war, immer verloren habe und am Ende hilflos in der Ambulanz auf die Näherinnen gewartet habe. Und das trotz einschlägiger Egoshooter-Erfahrung. Man könnte also sagen, Egoshooter haben bei mir trainingstechnisch absolut gar nichts gebracht.
Ich muss allerdings auch sagen, dass Darstellung von Gewalt in den letzten 30 Jahren seit Stewart Gordon Hershells Herschell Gordon Lewis (ups, danke Uli) ersten Splatter-Experimenten eine neue Qualität erfährt. Alles geht, sehr realistisch, hautnah oder auch: haut ab.
Selbstverständlich gehört zu einer Deklination dieser Darstellungen in das eigene Umfeld, sprich: die tatsächliche Ausführung von Gewaltakten, einiges mehr als das Betrachten von Videos, Spielen oder Websites. Was aber, wenn die allgemeine Verfügbarkeit dieser Bilder die Hemmschwelle in ihrer Gesamtheit senkt? Was dann? Die Diskussion in den Blogs ist eigentlich keine, denn die einhellige Meinung (so auch meine) ist: „žSpiele veranlassen natürlich keine Gewaltakte“. Hinter diesem Satz fehlt mir alledings ein fettes „žaber…“
Das ist ein Thema, das mir als aufrichtiger Splatter-, Horror- und Ego-Shooter-Fan (und praktizierenden Pazifisten) unter dem Eindruck der jüngsten Ereignisse echte Sorgen bereitet, denn es könnte die Ausdrucksfreiheit der Kunst mittels Gewaltdarstellung beeinträchtigen. Was ein Verlust wäre, denn (auch subtile) Gewalt gehört zum Menschen wie Essen und Sex. Und genau deshalb finde ich das Projekt von Aram Bartholl sehr wertvoll, denn es wirft mit einer klitzekleinen Geste, nämlich einer in einer Brille einkopierten Wumme, die Frage auf, wie weit die Verlängerung der gewalttätigen virtuellen Welt in die reale geht. Und gehen kann. (via)
Wie weit würdest Du gehen?
Und bist Du Dir da so sicher?
Stewart Gordon Hershells
Meinst du nicht Herschell Gordon Lewis?
Senkt die allgemeine Verfügbarkeit von Darstellungen unverhüllter Frauen und Männer irgendwelche Hemmschwellen „in ihrer Gesamtheit“?
Ich denke dass man ganz andere Probleme mit seiner Hemmschwelle hat, wenn man sich Gewalt-Vorlagen in sein reales Leben hineinträumt.
Ich würde allerdings meinen bösen GTA San Andreas-Zock gegen ein Leben bei den Schlümpfen eintauschen.
ich kann nur soviel sagen…das jeder mit halbwegs menschenverstand ausgestattete mensch beiden formen von gewalt regelrecht distanzieren kann.
ich könnte so wie der artikel geschrieben ist das selbe für mich unterschreiben hinsichtlich der spiele wie auch der pazifistischen haltung und erfolgen bei handgemängen.
ich halte diese brillenidee für fragwürdig, da ich davon ausgehe das jeder computerspieler mag er auch noch so realistische spielge gespielt hat jemals eine echte waffe bedienen könnte, es sei denn er macht sich anderweitig schlau…aber allein aus den spielen heraus ist es meinem dafürhaltens nicht möglich…deshalb macht auch die brille mit den spiel-waffen aus CS wenig sinn.
zudem vergleiche ich immer gerne mit den einschlägigen TV sendern, gut man mag meinen das der konsument nich selber (dank maus und tasta) zur waffe greift, aber jedenfalls bekommt man doch auf so ziemlich jedem sender das selbe geboten und das sind tote im überfluss. wenn man das mal hochrechnet was man am TV sehen kann ohne weiteres und dem was man, spielt man denn mal ein paar stunden, am rechner „geboten“ bekommt, sollte sich das die waage halten meine ich.
vom thema abgekommen, egal :D
und schon ist das geburtstagsgeschenk für heute abend um ein gadget erweitert.
Shooter-Erfahrung und Gefechts-Ausbildung/-Erfahrung haben gar nichts miteinander gemein (eigene Erfahrung) – es sei denn, man ist so gestört, dass es einen Lernerfolg bedeutet, seinen Teammates kein freundliches Feuer zu verpassen.
Senkt das Spielen also die Hemmschwelle? Keine Ahnung, natürlich haben viele von uns Doom und Nachfolger gespielt, aber das anfällige Klientel bewegt sich halt in anderen Schichten. Es hat wenig Sinn, wenn wir Amokmäßig-Herausgeforderten hier konstatieren, dass Shooter offensichtlich nicht zur Gewalt verleiten, wenn es einige Trottel gibt, auf die sie doch wirken.
Klar ist das Verbieten von FPS nur ein Doktern an den Symptomen, denn irgendwas muss ja seitens unserer Staatsträger getan werden: Welcher Volkslenker will denn der ungewaschenen Masse schon erklären, dass es jetzt halt zum allgemeinen Lebensrisiko in einer freien und offenen Gesellschaft gehört, eventuell auch von einem durchgeknallten Teen erschossen zu werden? Ist halt Freiheit, findet euch mit ab…
@ Harm: Genau, was verändert die allgemeine Verfügbarkeine von Porno? Und was verändert die immer realistischere und abrufbereite Gewaltdarstellungen? Bilder, die früher nur Polizisten oder Soldaten bekannt sind (und die daran schwer schlucken müssen) gibts haufenweise auf einer ziemlich bekannten Seite. Die nächste Konsolengeneration wird fotorealistische Spiele bieten und schickt uns in Kriegsgebiete und Gang-Kriege. Werden da Gleichgewichte verschoben? Das würde mich interessieren…
@ Fabian: Das ist mir alles nicht weit genug gedacht, sorry.
Es geht doch nicht darum, dass man Gewaltdarstellungen und Realität auseinanderhalten kann, mir geht es doch darum, ob durch ständig wiederholten Gewaltkonsum (ätzendes Wort) ein Trigger verschoben wird, von sagen wir mal „žnie“ zu „žmöglicherweise“. Oder von „žmöglicherweise“ zu „žmal sehen“. Oder so.
Und Spiel und Film halten sich die Waage: sorry, das stimmt so nicht. Beim Walkthrough zu Max Payne oder einem anderen Ego-Shooter kommen hunderte und aberhunderte Pixel um ihren Quelltext. Der höchste Bodycount im Film hält soweit ich weiß immer noch mit 269 (oder) „žDie Hard 2“, und das weil ein Flugzeug abstürzt. Spiele bieten da schon eine andere Qualität.
Versteht mich nicht falsch, die Schuld bei Spielen für Ereignisse wie in Emstetten zu suchen ist fatal. Genauso fatal ist es aber, Wirkung von Gewaltfiktion auszublenden.
Zeigt sich doch im aktuellen Fall leider, dass dieser Typ gar so krank nicht war. Er hatte mal ne Freundin, er hatte ein paar Freunde, kam mit seiner Familie zurecht:
Auch wenn man sich die anderen Sachen von ihm so durchliest, dann klingen die, wenn man ehrlich ist und vielleicht nicht grade die allerbehütetste Kindheit und Jugend hatte, erschreckend normal. Ich frage mich also: was machte den zu einem Amokläufer?
Die Zeit hatte vorgestern einen ganz interessanten Artikel zum Thema („Wir schiessen nur auf Pixel“), direkt unter dem Emsdetten Artikel berichtete ein dort bei der Opferbetreuung involvierter Polizist von seinem Counterstrike-Clan. Leider nicht online verfügbar obwohl die Zeit ein Killerspiel-Special im Netz hat.
Ein Aspekt, der mir bei der ganzen „Killerspiel“-Diskussion auffiel ist der folgende:
Die einzige Institution, die mir in aller Ausführlichkeit den Umgang mit realen Waffen beigebracht hat, war Vater Staat im Rahmen des Wehrdienstes. Erzeugt das nicht eine ungeheure Zeitbombe in unserer Gesellschaft?
Ist dies jemals in der aktuellen Diskussion zur Sprache gekommen? Oder ist die Abschaffung der Wehrpflicht etwa nicht politisch opportun?
Ich zitiere gern nochmal den Gedanken, den ich mir bei einem geneigten ZEIT-Leserbriefschreiber geklaut habe: Die Attentäter sind nicht aggressiv, weil sie Ego-Shooter spielen, sondern sie spielen Ego-Shooter, weil sie aggressiv sind. Die Debatte über diese Spiele ist das schönste Beispiel publizistischer Scheindebatten, die uns über Wochen das Hirn verkleben und die Feuilletons blockieren.
Ich denke, so darf man die Sache nicht angehen. Es ist doch keine Frage der breiten Masse, der Gesamtheit, einer individuellen Einzelperspektive oder gar eines statistischen Schnitts. Es ist die Frage, was passieren kann: im Einzelfall. Natürlich kann ich Waffen am Schulhof erlauben und sagen: Mein Kind würde es nicht gegen einen Menschen einsetzen, ich hätte es als Kind nicht getan und ich kenne keinen, der es tun würde. Würden wir uns deshalb wohler fühlen, wenn es erlaubt wäre?
Und nur zur Sicherheit nochmal betont: Nein, ich sehe keine zwingende Kausalität zwischen Spiel und Tat, keine in dem Sinne: wer spielt ist ein potentieller Täter. Das wäre Quark. Aber die Diskussion ist zu führen, was wir tun können, um Einzelfälle zu vermeiden. Wir müssen diskutieren und abwägen, ob die Freiheit hier wichtiger ist als die Vorsorge vor Einzelfällen.
Aber ganz abgesehen davon mal meine ganz persönliche Meinung, und dafür dürfen mich die Freaks gern zerreißen:
Was ist denn das für eine Gesellschaft, in der man es toleriert und für schützenswert erachtet, wenn Kids mit 12 vielleicht jünger in realitätsnaher Abbildung mit einer Kettensäge Menschen niedermetzeln, mit einer Pumpgun Passanten umpusten und das Blut durch die Gegend spritzt oder eine Nazi-Brigade zum Sieg führt. Sorry, da ist bei mir einfach ne Grenze überschritten die ich nicht mehr in meinen Kopf bekomme. Und kommt mir nun nicht mit dem Kunst-Scheiß, da geht es ganz einfach um ein Ausleben einer Fantasie, mit der man – so sie denn latent vorhanden ist – therapieren und nicht visualisieren sollte. Das hat nun nichts mit Amok-Läufen zu tun, das ist einfach für mich erschreckend. Ich höre da schon die Paedophilen rufen, warum sie denn nicht auch in Spielen ihren Fantasien ausleben dürfen. – Geschmackloser Vergleich? Ja, ist es. Zeigt aber eines: Hier haben wir eine Grenze, die wohl eindeutig überschritten ist. Aber die aktuellen Ego-Shooter tun das mit meiner Grenze auch. Und wo die Grenze für unsere Gesellschaft zu ziehen ist – oder ob die bestehende eben zu korrigieren wäre – genau DAS ist die Diskussion, die zu führen ist.
@ Nanomensch: Hmm. Beim Bund ist man eher mit Anfang/Mitte zwanzig und schon eher gefestigt wie als Teenager oder kurz danach. Aber grundsätzlich ist das ein Punkt. Ja.
@ Apfelbaum: Genau da will ich hin, danke. Was nun aber, wenn sich durch die fortschreitende Realitätsnähe die Grenze, die dafür erforderlich ist, eine Gewaltakt zu begehen, verschoben wird? Was ist dann?
@ Alexander: Gut gebrüllt, Löwe ;-)
Am Anfang bin ich bei Dir, kein Thema, da müssen Fragen gestellt werden. Aber der letzte Absatz zeigt einfach nur, dass Du solche Spiele nicht spielst. In den wenigsten Shootern gibt es solche Szenen und Nazis bekämpft man höchstens mal.. (obwohl?) Die von Dir angesprochenen Spiele (vorwiegend die GTA Reihe) sind ab 18, man muss sich also eher über die Distribution Gedanken machen. Übrigens landet man bei GTA beim wahllosen Abballern von Passantenn ganz schnell im Knast und verliert alle Waffen. Bei diesem Spiel keine gute Option.
Ganz kurz zurückgeworfen: Bitte keine Einwände mit dem Altersfreigabe-Scheiß. Das funktioniert nicht und das weiß jeder. Und kalkulierten die Hersteller nur mit dem altersfreigegebenen Zielpublikum, wäre das Thema schnell erledigt – denn da würde es bald keine Spiele mehr geben, weil der Markt das nicht hergibt.
„…denn es könnte die Ausdrucksfreiheit der Kunst mittels Gewaltdarstellung beeinträchtigen.“
Ihre Befürchtung wundert mich etwas. Sie gehen doch nicht ernsthaft davon aus, dass diese Erzeugnisse der Unterhaltungsindustrie zur Sparte der Kunst gehören? Ich kann Sie guten Gewissens beruhigen: die „Ausdrucksfreiheit der Kunst mittels Gewaltdarstellung“ wird sich weiterhin unbeeinträchtigt melden, immer dann, wenn es nötig ist und nicht deswegen, weil der Konsument Bock drauf hat. Das ist der kleine Unterschied zwischen dem, was Ihnen gelegentlich Spaß bereitet und der Notwendigkeit des oben genannten Projekts, vielleicht. Ansonsten meine ich, dass diese Verbotskiste eine alltägliche Medienhysterie darstellt, um der Gesellschaft Gelegenheit zu geben, allerlei Dampf abzulassen. Das ist n“™ Trick des Systems und klappt wunderbar. Um Ihre Trigger-Frage zu beantworten: die eigentlich schon mehrmals versucht wurde zu beantworten, ist, dass mann sie eben so nicht beantworten kann. Auch nicht mit ellenlangen Diskussionen. Zwischen Liebkind und Amoklauf existiert bekanntlich mehr als nur der Zeitvertreib mit Ballerspielen. Ich persönlich halte diesen unästhetischen Kitsch für nicht notwendig. Ein Verbot halte ich dennoch für blödsinnig. Und die Aufregung drumherum gibt einen Einblick darüber, wie Medien funktionieren. Dank für Ihren Beitrag & ein schönes Wochenende!
Das Problem ist vielleicht weniger die prinzipielle Verfügbarkeit von „verrohenden“ Materialien, wie Ego-Shootern und Porno, sondern sie von Minderjährigen unbeaufsichtigt handhaben zu lassen.
Natürlich erzeugt CS alleine keine Mordhandlungen, aber dass die Eltern („ach, die gehen wieder im Wald spielen“) und das sonstige soziale Umfeld von den letzten jugendlichen Amokläufern jegliche Übersicht verloren haben gibt mir mehr zu denken, als den schleichenden Untergang des Abendlandes durch realistischere Gewaltdarstellungen zu prognostizieren.
Robert Steinhäuser (Erfurt) hat sogar seine Waffensammlung stolz seinen Kumpels Wochen vor der Tat gezeigt. Ich kann mir das gut vorstellen, so alle ohne Mädchen und Teenage-Angst, mit Akne und einer geilen Grafikkarte. Auf den Gedanken, dass der Robert vielleicht in seinem Schützenverein gar keine Pumpgun braucht, ist da keiner gekommen. Uncooles Erwachsenengeschwätz.
Wie schon in Johnnys Textverweis angedeutet, haben es durchaus andere zu verantworten dass ausgerechnet tactical operations so begehrt sind und nicht etwa Mario Cart.
@René #10: aaaber es gibt sie, postal 2, manhunt, etc.
trotzdem werden natürlich ursache und wirkung vertauscht, das brot wird auf die butter geschmiert.
@Alexander #11: keine regelung, auch nicht der „Altersfreigabe-Scheiß“, ist in der lage einen misstand vollständig zu beseitigen. du kannst aber davon ausgehen, dass wegen dem „Altersfreigabe-Scheiß“ (ich weiß, eigentlich genitiv, aber wegen des scheißes hört sich SCHEISSE an) ich behaupte mal mehr als 50% der kids jungs zwischen 12 und 15 niemals nen spiel wie postal 2 in die finger bekommen werden, und wenn doch, dann macht sie das eben nicht zu massenmördern, aber das ist ein punkt, den du ja ohnenhin ebenso erkennst.
tja. das ganze thema ist dann tatsächlich doch wieder derart schwierig, dass man für fertige sätze etwa fünf mal so viel zeit benötgit wie gewöhnlich…
„Ich persönlich halte diesen unästhetischen Kitsch für nicht notwendig. Ein Verbot halte ich dennoch für blödsinnig. Und die Aufregung drumherum gibt einen Einblick darüber, wie Medien funktionieren. Dank für Ihren Beitrag & ein schönes Wochenende!“
tor! gut getroffen :)
@ Rene: Und genau diese Diskursführung finde ich angeschwemmt. Innerhalb dieser Fragestellung definierst Du, dass nicht mehr unterscheidbar ist zwischen Fiktion und Realität. Mir ist schleierhaft, wie das argumentativ zu unterfüttern ist: Die Ausschließlichkeit der künstlichen Realität ist doch absolut gegeben. Man handelt innerhalb einer virtuellen Welt (über einen Platzhalter), in einer ganz konkreten Situation (und zwar am Rechner). Das sind klare Voraussetzungen, die die Fiktionalität des Geschehens unterstreichen.
Die Diskussionen läuft auf einen Eckpunkt hinaus, den Freunde der Literatur gut kennen: Die Gewöhnung an einen fiktionalen Vorgang soll zur Tat in der Wirklichkeit animieren. Wovon man noch nie gehört hat, dazu ist man auch nicht in der Lage. Wovon man hört/liest, womit man sich beschäftigt/identifiziert, dazu ist man potentiell in der Lage. Das ist die Beweiskette, mit der man de Sade verboten hat.
Diese Diskursführung verschleiert einen viel unübersichtlicheren Teil, über den man viel zu wenig spricht: die Gewöhnung an Gewalt im medialen Kontext. Also nicht der personalisierten Gewalt (ich töte, mein U-Bahn-Nachbar tötet etc), sondern wie das Blut uns aus den Medien entgegenspritzt (insbesondere der „etablierten“ Medien). Ich denke, das ist das Verhältnis, einerseits die persönliche Welt, in der Gewalt keine Rolle spielt, andererseits die mediale Welt, in der Gewalt allgegenwärtig ist, das aus den Fugen geraten ist. Ich kenne einige Ego-Shooter-Spieler, die auf Grund ihrer Spielerfahrung Pazifisten geworden sind. Mit der Begründung: „Ich hab erst durch das Spiel begriffen, wie ein Elitesoldat denken sollte. Und das ist widerlich.“
Reizreaktionsspiele sagen nichts darüber aus ob man sie gern oder ungern spielt sondern das ein Reflex trainiert wird der alle Arten des Denkens erfasst.
Die Frage ist nur wann dieses Reaktionsmuster sich durchsetzt!
Sich dazu zu bekennen ist etwas Lächerlich weil die Aussage allein in sich Lächerlich ist!
Kommt der Mensch in Beziehungen zurecht?
Wie gut funktioniert seine Kreativität?
Wobei Design nicht in unbedingter Beziehung zu Kreativität stehen muss!
@Alexander #9: wenn 12jährige an nicht geeignete Spiele kommen, ist das i. d. R. ein Problem der elterlichen Aufsicht. Ich habe schon erlebt, dass in Geschäften die Kassiererin dem Jugendlichen den Kauf nicht verwehren konnte, weil die Eltern zustimmten. Und ich habe auch schon erlebt, dass mir Eltern von 12 Jährigen anboten, dass mir ihr Sohn eine Kopie von Half Life 2 besorgen könnte (sic!).
@René #15: Ich finde auch, dass jemand, der einmal bei Enemy Territory auf der Seite der Allianz die Map Seawall Battery gespielt hat, hat die Härte der Invasion in der Normandie drastischer erlebt, als durch die Eröffnungs-Sequenz von Spielbergs Saving Private Ryan
Diese Diskussion über neue Medien gab es immer wieder, ob nun „Negermusik“, Comics, TV, Video oder eben Computerspiele. Es zeigt sich darin allzu oft die Hilflosigkeit der älteren Generation die mit den veränderten Rezeptionsverhalten der Jugend nicht klar kommt und Angst duch Verbote kompensieren möchte.
Im übrigen stellt sich mir dabei die Frage, warum nicht der Konsum von Alkohl in Deutschland „so unmöglich wie möglich“ gemacht wird. Immerhin sterben jährlich viele Menschen daran, unmittelbar durch die Folgen des Konsums oder mittelbar duch unter Alkoholeinfluss stehende Täter/Verkehrsteilnehmen…
@ Andreas Zeller … ja, das ist es, ein „Problem der elterlichen Aufsicht“ … aber es bringt uns nicht weiter, wenn wir uns darauf berufen. Wenn wir merken, dass eine Regelung nicht läuft, und wir sie trotzdem aufrecht erhalten, dann ist das ein Waschen der Hände in Unschuld…
nein, das waschen der hände in unschuld ist die flucht in verbote und „regelung“.
Es gibt einen sehr guten Grund, Gewaltspiele zu verbieten: Nach dem nächsten Amoklauf müssten sich Medien und Politik über die wahren Ursachen Gedanken machen. Scheindebatten über Counter Strike fänden nicht mehr statt.
Im Ernst: Das Problem ist weniger die Verfügbarkeit von „Killerspielen“ sondern mehr die von Waffen. Der Amokläufer hätte drei mal vorhaben können, ein Massaker anzurichten. Ohne Zugang zu Waffen, hätte er es schwer gehabt.
Insofern ist auch ein Verbot der Spiele sinnlos. Wer per Internet Waffen beschaffen kann, kann sich auch Gewaltspiele besorgen.
„Sag warum, René…“ *sing*
:)
Wie kommst du denn nur darauf, dass sich durch Ego-Shooting deine Skills beim Faustkampf verbessern könnten?
Ich bin kein (Hardcore)Gamer und ich kenne nur ein einziges Spiel: Postal 2
Das Spiel ist Satire pur! Selten so gelacht.
Gleich nach dem 1. Mal bin ich in die Läden gerannt und hab mir einen schwarzen Mantel und einen Spaten gekauft. Ach nee, den Mantel hatte ich vorher schon.
Anyway – seit ich mit dem Spaten rumrenne, flüchten alle Katzen vor mir. Offenbar ist all an den Studien was dran.
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Um mal halbwegs zum Topic zu kommen:
wie hat das Sebastian eigentlich gemacht: hat er beim CS-zocken ein paar Screenshots gemacht und sich die Waffen ausgedruckt?
Habt ihr die Dinger mal gesehen? AFAIK waren das Replikas von alten Vorderladern. Ein Wunder, dass er jemanden damit getroffen hat.
Was passiert, wenn der nächste Desillusionierte mit ’nem Küchenmesser ’ne Schule stürmt? Müssen wir dann alle mit ’nem Lineal die Brötchen schmieren, weil Messer komplett verboten werden?
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Für das Verbot jeglicher Art von Spielen spricht ja nun wirklich nichts, und ein Herstellungverbot, oft und energisch vom unglaubwürdigen Herrn Beckstein nach „Erfurt“ gefordert, ist ja wohl außerhalb aller Möglichkeiten — und hat dank Globalisierung nicht viel Sinn; dann kauft man halt die englische Version in Polen.
Och, es gibt auch deutschsprachige Versionen in Österreich und in der Schweiz.
„Gears of War“ (exklusiv für die X-Box) erschien am 17. in ganz Europa.
In ganz Europa? Nein, ich kleines dümmliches Land weigert sich erfolgreich, das Spiel in die Regale zu stellen. Als wäre das nicht genug:
Die fiktive Faszination von Gears of War wird Deutschland gerade vorenthalten – hierzulande erscheint das Spiel nicht offiziell; Microsoft will Titel, denen die USK keine Kennzeichnung erteilt und die damit indizierungsgefährdet sind, nicht in Deutschland veröffentlichen. Dennoch kann man das in Österreich und der Schweiz frei erhältliche Spiel inklusive deutscher Lokalisierung bei Händlern seines Vertrauens und großen Elektronikmärkten als Import erwerben. Wir wissen nicht, wie lange dieser Test online sein wird. Falls Gears of War indiziert werden sollte, müssen wir auch diese Kritik von der Seite entfernen.
schreibt 4players.de
In den internationalen Gamerforen lacht man sich mal wieder kaputt über „The whiny germans“. So ähnlich wie neulich bei der GEZ-Computersteuer.
jeder mensch ist ein potientieller gewalttäter, jeder.
ich bin wie jeder andere mensch hier und anderswo physisch in der lage einen anderen menschen schwer zu verletzen und oder zu töten. meine bedingungen sind aber so , dass ich das nicht tue. so ziemlich jeder kann sich wohl aber bedingungen ausmalen, in denen die bereitschafft zur gewalt wächst.
ego-shooter spielen gehört aber meiner meinung ganz und gar nicht dazu, auch kein gotcha und kein paintball. das sind kein bedingungen, die gewalt produzieren, ich verletze schliesslich niemanden „wirklich“. emotionale, psychische und soziale enge und verletzung produzieren gewalt. rückzug in eine scheinwelt sind ein symptom (unter vielen anderen), keine ursache.
verfügbarkeit von waffen ist da schon eher sehr problematisch. das verschlimmert die folgen von gewalt ganz drastisch. das sehe ich in dem jüngsten „amok-lauf“ auch neben dem kernproblem, als diskussionswürdigstes problem an.
Gewalt gehört meiner Ansicht nach zum Menschen dazu. Der Mensch hat ein Bedürfnis nach Gewalt. Dies hat halt mit unserer Herkunft zu tun.
Wenn Gewaltdarstellung in den Medien einen Einfluss auf die Gewaltbereitschaft von Menschen haben sollte, muss ich aber auch so konsequent sein und selbige im Fernsehen verbieten. Saw, Hostel, Creep sind sicherlich deutlich brutaler als „Killerspiele“. Dennoch hat kein jugendlicher bisher seiner Tante die Bohrmaschine ins Knie gerammt.
@acid: ein „kleines dümmliches Land weigert sich erfolgreich, das Spiel in die Regale zu stellen“ — nana. Microsoft weigert sich. Verdreh hier bitte nicht auch noch solche eindeutigen Tatsachen. Das Spiel ist derzeit weder indiziert noch verboten noch sonstwas vom Staat ausgehendes. Es ist nicht erhältlich, genau wie tausende japanische Titel nicht erhältlich sind. Entscheidung des Herstellers.
@alle: Ich glaube, man ist sich einig, dass die Spiele keinerlei Einfluss auf Leute haben, die gefestigt im Leben stehen. WIE aber soll mit dem Rest umgegangen werden? Wie soll mit den 12-jährigen umgegangen werden, die sich die Nächte mit Counter Strike oder Hostel um die Ohren schlagen? Wie mit den „älteren Brüdern der Freunde“? Altersgrenzen, Strafen, Einfuhrverbote usw. — ist das alles Ok und sollte nur strenger durchgesetzt werden, oder scheißen wir auf die paar Jüngelchen und lassen sie zocken und gucken was sie zocken und gucken wollen und warten dann mal ab, wie sie sich entwickeln?
Wie mit Spielen umgegangen werden muss? Genau so wie mit Alkohol: Die Freigaben sauber durchhalten, Bewusstsein schaffen, daß es Verantwortung gibt, im Hinterkopf behalten, daß – wie bei Alkohol, Telefon, Fernsehen/Video, Essen, Schuhen, Rauchen, Internet, auch Exzess möglich ist. Dann helfen: Aber am Auslöser, nicht am Symptom.
Wie mit labilen Menschen umgegangen werden muss? Vorsichtig. Proaktiv. Mit langfristigen Programmen und nicht mit aktionistischen und wirkungslosen Verboten, die nur eine Ruhe wieder herstellen sollen.
Wie mit Gewalt umgegangen werden muss? Zuallererst mal als Teil des Lebens akzeptieren. Bei den Bullys in der Schule dürfen die Lehrer nicht wegsehen und die Opfter noch zusätzlich bestrafen. Was sie tun. Auch ich war lange der Kleinste in der Klasse und hab oft genug gehört, ich solle „den X halt nicht provozieren“ bzw. habe die Strafarbeit dafür aufgebrummt bekommen, daß meine Sachen so laut auf den Boden fielen, als X mir den Stuhl unterm Hintern wegkickte.
Die Art und Weise, wie mit Agression umgegangen wird, ist krank und macht krank. Nicht die Aggression selbst, die ist normal. Wie Trauer, Freude, Angst.
#25 – Microsoft weigert sich.
Das mag ja sein, aber beim Rest der Welt kommt es so an, dass das Spiel wegen unserer Gesetzgebung nicht verkauft werden darf. Das eigentlich Traurige bleibt also: die Welt lacht uns mal wieder aus. Das finde ich viel schlimmer. Nicht wegen des Games, das kann man notfalls in Österreich kaufen, sondern wegen der Tatsache, dass Deutschland immer mehr als das erkannt wird was es ist: ein innovationsfeindlicher, spießiger kleiner Flecken ohne nennenswerte Zukunft.
Wie gesagt: es geht nicht um dieses eine Spiel, es geht um die Summe der Fehlentscheidungen.
Ich sehe ehrlich gesagt nicht, wo beim Telefonieren eine Situation entstehen kann, in der man abstumpft gegenüber dem Leiden dritter. Aber vielleicht telefoniere ich dafür zu wenig.
Ich kann aber aus eigener Erfahrung sagen, dass bestimmte Filme zu bestimmten Zeiten in meinem Leben bestimmte Reaktionen hervorgerufen haben. Ich bin nicht rumgelaufen und habe Leute erschossen, aber ich verspürte immerhin einen derart ausgerichteten Impuls. Wobei es dabei niemals um „die Leute“ ging, sondern rein um den Akt des Rumballerns. Um ehrlich zu sein, fände ich das auch heute noch ganz cool. Ich hab keine Ahnung, wie die Knarren heißen undsoweiter, aber stylisch durch die Gegend springen und in Zeitlupe über irgendwelche Hecken schießen — Rock’n’Roll.
Dass ich da nicht der einzige bin, dem es so geht, weiß ich aus zahllosen Gesprächen mit Leuten, die keine Angst haben, ehrlich und ohne Hintergedanken an mögliche Konsequenzen über ihre Gefühle zu sprechen. Wer mir erzählen will, dass er nach Ballerspielen und/oder Horrorfilmen an Blümchenwiesen und tanzende Kinder denkt… nunja… vielleicht als Umgebung für ne abgefahrene Kampfsequenz. Jetzt verlegen lächeln.
Wieso laufen wir nicht Amok? Weil wir gefestigter sind, oder weil wir nicht an die Waffen rankommen? Vielleicht haben wir auch einfach nur zu viel Angst, werden also durch die „Repressionen“ an der Auslebung unserer Phantasien gehindert. Vielleicht liefert unser Leben aber auch genug andere Ablenkung für andere Phantasien, die nix mit Gewalt sondern mit ihrem Gegenteil zu tun haben.
Überhaupt: Phantasie. Ein Western ist abstrakt. Commandos Pixelfiguren sind abstrakt (obwohl wir damals auch schon „boah, wie echt das aussieht“ riefen). Mal so als Idee, he.
EDIT @acid: Mir ziemlich egal, wie „der Rest der Welt“, der offenbar weder lesen noch denken kann, dieses Land wahrnimmt.
@ acid: also wenn das ein Argument sein soll, warum ein Spiel nicht inidziert werden soll. Da gibt es sicherlich bessere Argumente Deutschland als innovationsfeindlich zu bezeichnen, als die Nichtveröffentlichung eines Computerspiels.
Apropos Innovation: Was ist eigentlich innovativ daran den xten Shooter auf den Markt zu bringen???
Überhaupt die Indizierung.Ich kann mir schon vorstellen, dass eine Verschärfung der USK Richtlinien und eine damit einhergehende größere Anzahl von indizierten Spielen Auswirkungen auf die Verbreitung haben kann. Denn durch die dadurch eintretenden Werbeverbote und eingeschränkten Absatzmöglickeiten, zieht das sicherlich finanzielle Einbußen der Publisher nach sich. Auch wenn natürlich der Bezug über das Internet oder Grauimporte bestehen bleibt, werden indizierte Spiele sicherlich nicht eine so große Popularität wie beispielsweise CS erreichen.
@Jan #29: CS ist ein schlechtes Beispiel, denn als das Spiel 1999 erschien und schnell populär wurde, wurde es nicht verkauft sondern war eine Modefikation (Fanprojekt) für Half Life und konnte kostenlos aus dem Internet geladen werden. Demzufolge wurde es anfangs auch nicht extra beworben. Erst Jahre später kam es eine eigenständiges Spiel in den Handdel.
@Jens #26: Sehr richtig! Der Punkt ist doch, dass der reflexartige Ruf nach einem „Killerspiel“-Verbot nicht nur alle befriedigt, die keine Ahnung von und daher Angst vor Computerspielen haben, es ist auch noch viel billiger als Programme, die die Lebenssituationen der Jugendlichen verbessern. An der Arbeitslosigkeit doktern die Politiker jetzt schon seit Jahrzehnten vergeblich rum und Kinderbetreuung, Sozialarbeiter und Lehrer sind teurer als ein neues Gesetzt. Das kostet nämlich fast nur das Papier auf dem es gedruckt wird.
Ich zitier mich mal selbst. Ganz langsam zum Mitschreiben:
Wie gesagt: es geht nicht um dieses eine Spiel, es geht um die Summe der Fehlentscheidungen.
Das war nich nur auf den Jugendschutz bezogen.
Wenn die Kids nicht mehr zocken dürfen, interessieren sie sich vielleicht für die Tagesschau. Möglicherweise gibbet dann wirklich allerorts Mord und Totschlag.
Was an dem Spiel innovativ ist? Keine Ahnung, frag die 1mio. Käufer. Frag die Tester, die meinen, dass „alle künftigen Games sich in Punkto Grafik daran messen müssen.“
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#28 – das ist aber ziemlich kurz gedacht. Wer investiert in einem innovationsfeindlichen Land?
So warnt die Amerikanische Handelskammer nunmehr davor, dass sich Deutschland mit der im Raum stehenden „Strafgebühr“ auf eine Zukunftstechnologie international der Lächerlichkeit preisgebe.
heise.de/newsticker/meldung/79525
Wie gesagt: es ist die Summe der Fehlentscheidungen, die es so traurig macht. Nicht die 5,52/Monat für Rentner-Radio, das ich nicht hören will und auch keine indizierten Games, die ich nicht spielen will.
Ein kurzer Kommentar von Craig Ferguson zum Thema Good Old Fashioned Violence.
Werden jetzt auch „Wirtschaftssimulationen“ verboten? Was die anrichten können, sieht man jetzt bei „Siemens“.
@Acid: Also ich spiele seit ca. 20 Jahren sehr gerne Computerspiele und ich habe Wolfenstein 3D und Doom mit Begeisterung gespielt. Aber die aktuellen Shooter haben ausser aufwendiger Grafik nichts Innovatives mehr. Das letzte war Half Life mit der netten Handlung durch geskriptete Ereignisse. Doom 3, z. B. habe ich nicht mehr durchgespielt und ich bin da nicht der einzige. Und was Spiele-Zeitschriften dazu sagen, ist kein Argument, schliesslich sind sie Teil der Werbeindustrie. Das sieht man imho sehr gut an den Bewertungen für Gothic3.
Na dann kann man die Spiele-Industrie ja einstampfen. :-D
Vielleicht können sie sich zusammen mit der Musik-Industrie ein Massengrab schaufeln?
Bei der ganzen Diskussion um das Verbot der „Killerspiele“ stört mich eins gewaltig: hier wird eine Komponente der Medienwelt heraus genommen und zum Universalschuldigen gemacht. Wenn Politiker sagen, die USK funktioniert nicht, oder ist nicht streng genug, dann gilt das auch für die FSK. Nehmen wir z.B. die Verfilmung von „Das Parfüm“. Im Kino hing ein Hinweisschild: FSK12, mit Eltern FSK6. Sorry, aber ich bin nicht der Meinung, dass der Film für 12jährige geeignet war. Aber spielen wir das ganze mal durch:
Deutschland führt ein Verbot von „Killerspielen“ ein, weder das Produzieren, Handeln oder Benutzen ist dann legal. Dann kommt es wieder zu einem Amoklauf und man findet beim Täter irgendwelche gewaltverherrlichende Filme. Also werden solche Filme auch verboten. Beim nächsten Täter werden dann Bücher von Stephen King und Clive Barker gefunden. Also auch verbieten. (Sorry, da schiesst mir schon fast der Begriff der Bücherverbrennung in den Kopf). Und was ist, wenn es dann immer noch solche Vorfälle gibt? Pressezensur, weil die Nachrichten nicht mehr über alles berichten dürfen?
Natürlich darf nicht jedes Kind/Jungendlicher alles konsumieren, aber dafür gibt es USK und FSK. Wenn man also was gesetzlich ändern will, dann, dass die Altersfreigaben stärker durchgesetzt werden.
Ich verstehe die Diskussion nicht. Lasst sie doch die Spiele verbieten.
Spätestens nach dem ersten Amoklauf nach Verbot der Games werden sie doch wieder genehmigt.
Es sind die Eltern, die versagt haben.. die muss man in die Pflicht nehmen.
Fürs Autofahren muss man eine Prüfung machen – aber jeder Vollidiot darf Kinder in die Welt setzen..
Ich finde auch irgendwie interessant dass gerne vergessen wird, dass „Männer“ ab dem 18 Lebensjahr dazu verpflichtet sind ihren Wehrdienst zu leisten. In der Praxis bedeutet das, dass man nicht am Bildschirm sitzt sondern unter grenzwertigem Leistungsdruck mit Pistole, leichtem Sturmgewehr G3/G36, MG, Panzerfaust und eventuell sogar noch mit Sprengsätzen und Minen umzugehen lernt. Etwas ernster wird es dann auch für jeden Grundwehrdienstleistenden wenn er regelmäßig mit scharfer Munition Wache schiebt.
Ich bin mir durchaus bewusst, dass man in vielen Fällen mit dem Alter argumentieren kann. Aber nichts desto trotz: Es gehen wohl inzwischen so wenige zur Bundeswehr dass es keinem in den Sinn kommen könnte, dass hier jeder an Waffen ausgebildet wird und sie einzusetzen weiss.
Zum Kommentar 10 von Alexander:
Ich war zwar keine 12 mehr sondern schon älter, aber trotzdem habe ich etwas verwundert und auch schockiert geguckt als mir ein Leutnant erkärt hat wie man effektiv eine Handgranate platziert und was dann passiert. Auch was man im Notfall mit einem einfachen Klappspaten anrichten kann kommt deiner Kettensäge recht nahe.
Gehört durchaus in jede Grundausbildung, wird also kein Einzelfall sein.
Die Aufregung um Computerspiele ist meiner Meinung nach einfach nur lächerlich wenn die Leute immernoch zum Militär geschickt werden. Da sollte man sich doch mal drüber klar werden.
Auch was man im Notfall mit einem einfachen Klappspaten anrichten kann kommt deiner Kettensäge recht nahe.
Wozu Chainsaw & Spaten?
krav-maga-medechuv.de
taekwon-do.de
mtbd.de
Naja, die annern kucken Boxkämpfe und freuen sich, wenn ol‘ Alex ’ne Packung kriegt. Gewalt muss nur in der korrekten Form präsentiert werden, dann kann man auch ein paar C-Promis zu Jubelpersern machen.
spielen, lernen, erziehen, streiten, wahrnehmen findet nicht im luftleeren raum statt. insofern kann eine wertende einordnung auch nur im bezug zu den umgebungsvariablen vorgenommen werden. an dieser stelle kann man das fenster zu einer weiteren gesellschaftsdebatte, der um die leitkultur, öffnen.
woher kann eine klare einordnung medialer inhalte, kommen, wenn es keinen gesellschaftlichen connex über ethik und moral gibt.
eine gesellschaft, die nicht in der lage ist geschichtlich klar position zu beziehen, die den wert von arbeit an der geldwertschöpfung und nicht am gesellschaftlichen nutzen bemisst, die wirtschaftliches und privates handeln nicht mit gleichem massstab misst, die lippenbekenntnissen den rang machtausübender kompetenz zuerkennt, (usw usf), eine solche gesellschaft kann wohl kaum in der lage sein so etwas wie eine leitkultur zu behaupten.
wenn in diesem land also nicht eindeutig gesagt wird, das die deutsche rolle im zweiten weltkrieg moralisch scheisse war und damit auch das handeln der wehrmacht ein moralisches verbrechen war, wenn nicht klar ist, dass waffen dazu da sind leben zu bedrohen und somit keine handelsware sein dürfen, wenn es nicht allgemeingut ist, dass sich der stand des individuums in der gesellschaft nicht mit wirtschaftsmathematischen folmeln berechnen lässt, wenn gesellschaftlicher reichtum nicht als eigentum der gesellschaft annerkannt wird, wenn man nicht zugeben will, dass es eine über dem glauben stehende ethik gibt, …, woher will man einen leitfaden für unser tun und lassen nehmen? warum sollte die virtuelle illusion für jeden gleich interpretierbar sein (der moderne bomberpilot hat letztendlich auch nur eine pixelberechnete welt vor sich)?
ich glaube die frage nach verbot, beschränkung, oder freier verfügbarkeit greift viel zu kurz. die positionsbestimmung wird immer schwieriger, nicht nur für jugendliche. medienkompetenz ist heute etwas sehr schwieriges, schliesslich kann ich mir mit hilfe des internets fast jeden standpunkt zusammenbasteln.
Ganz witzig, wie das Thema abdriftet in wahlloses Medien- und Politikgebashe und Gerechtfertige von Gewaltdarstellungen. Plötzlich geht’s um die Bundeswehr, Verbrechen der Wehrmacht, Glaube, Ethik, Verbesserung der Lebenssituation und natürlich — ebenso reflexartig wie das Spieleverbot — um Eltern, die angeblich versagt haben.
Ich mag falsch liegen, aber ich dachte, hier wird mal ein Fass aufgemacht und ein wenig über Wirkung von und den Umgang mit Horrorfilmen und Ballerspielen gestritten, und zwar völlig unabhängig von irgendwelchen Amokläufern.
M.Fehn, und was versprechen Sie sich von einem Streit über eine Wirkung unabhängig von irgendwelchen Wirkungen?
unabhängig von irgendwas kann man kein fass aufmachen, aber du hast recht, ein bisschen mehr an die vorgaben hätte ich mich schon halten können.
dass handeln und sich entwickeln in einer gesellschaft nicht unwesendlich durch ihre öffendlichkeit beeinflusst werden ,steht für mich ausser frage. die allgemeine verfügbarkeit von porno befördert die sexualisierung der öffendlichen darstellung, sowohl medial und darüber auch privat. die permanente anwesenheit sexueller reize im öffendlich medialen bild schärft das bewusstsein ein sexuelles wesen zu sein. ich versteige mich hier mal zu der behauptung, dass sich der einfluss auf die biologische entwicklung des menschen kaum noch abstreiten lässt: in industriell hoch entwickelten ländern hat sich die sexuelle reifung des menschlichen körpers in den letzten 150 jahren um etwa 5 jahre nach vorn verschoben, wobei diese entwicklung seit 15 jahren stagniert (die statistischen schlauheiten habe ich „der zeit“ entnommen). hier kann man durchaus paralellen zur zeitlichen entwicklung der präsens des sexuellen im öffendlichen raum ziehen.
ausserdem ist heute nahezu unumstritten, dass das mediale idealbild des menschen das soziale verhalten jugendlicher prägt (essstörung, marken-uniformierung, ausgrenzung sich nicht ins bild fügen wollender, etc.)
das problem der sexualisierung des öffendlichen ist für mich aber nicht das sexuelle, sondern die oberflächlichkeit mit der dies geschieht. es findet keine beschäftigung mit dem menschlichen körper mehr statt, sondern nur seine zurschaustellung (das war in den70-er jahren noch etwas anders). im schlimmsten fall geht es sogar nur noch um eine wirtschaftlich verwertbare ausstellung. das ist eine entwicklung, die meiner meinung nach nur frusttration und aggression fördern kann. es geht nicht in erster linie um sex sondern um äusserliches reizen und provozieren. das kann ganz schön verwirren.
hier kann man ganz gut nachvollziehen, dass die darstellung von sex zur triebbefriedigung kaum schädlich sein kann, wohl aber die verklemmungen und oberflächlichkeiten, die durch restriktionen hervorgerufen werden:
http://www.scireview.de/vortrag/index.html
also wird es wohl hauptaufgabe der gesellschaft sein, sich moralisch zu positionieren und aktiv zu reflektieren.
Und wenn sie das nicht tut?
dann werden sich weiterhin irgendwelche aufgeblasenen heinis (die ja tatsächlich was zu bestimmen haben) hinstellen und die reinigung der oberfläche fordern.
Guido, jetzt machen Sie das, was Sie an anderer Stelle beklagen. Ich gehe aber mal davon aus, dass hier ein Link unvermeidlich war. Sei Ihnen verziehen, weil Sie möglicherweise auf der richtigen Spur sind. Schließlich gehört zum Sex auch der richtige Umgang und eine gewisse Strategie. Dennoch ist die Sexualität des Großstadtmenschen etwas komplizierter, als die der Bonobo-Schimpansen. Über Religionen, die Ursache vieler Krankheiten sind, braucht man nicht weiter zu diskutieren. Der Schwachpunkt des Vortrags hinter dem Link ist, dass man nicht weiss, was meint der Verfasser mit Pornographie, wenn er über Sexualität spricht und umgekehrt, ohne die Bücher zu kennen zu denen er sich bezieht. Dass Gewalt viel mit unterdrückter Sexualität zu tun hat, ist unumstritten. Bevor aber die Gesellschaft aus dem Grunde anfängt an jeder Ecke frei zu kopulieren, wäre mir lieber, sie wüsste genau zu unterscheiden zwischen einem Film wie „Clockwork Orange“ und „Buddy haut den Lucas strategisch wech“.
Mein Kleener‘ ist ein halbes Jahr in der ersten Klasse und kann Lesen und Schreiben … könnte ihm ein Fernseher in die Stube stellen!
Eine „Spei“konsole kaufen und mal hören was er so mit 25 Jahren schwätzt!
Die Fähigkeit Selbst zu denken hat nix mit Intelligenz zu tun!
Ne‘ keene Angst, guter Vater macht sowas niet!
Ja schade, dass hier nicht mehr weitergeht.
Für die, die das Thema noch interessiert und es noch nicht kennen:
http://www.filmzentrale.com/rezis/uhrwerkorangesk.htm
und/oder
http://www.filmzentrale.com/rezis/uhrwerkorange.htm
Bei dieser Diskussion sollte man beachten, dass Videospiele (Splatter-, Zombie-und Ego-Shooter) nicht nur das einzige Medium ist das „Gewalt“ (hervorbringen könnte) kann. Ich denke mal das Fernsehn spielt dort noch eine größere Rolle. Ist bei Computerspielen doch nur das Ziel Level für Level weiterzukommen (in Sachen Multiplayer: [CS u.a.]Sich mit meheren Leuten taktische Züge überlegt um das Ziel des „Levels“ zu erreichen [sprich Teamwork]), wobei man im TV nicht interargieren kann und einfach nur das sitzt und Inforamtionen speichert. Jedenfalls hatte ich noch nie das Gefühl in einen Blutrausch gefallen zu sein, als ich solche „Killerspielte“ spielte. Bei Amokläufern spielte das Umfeld (Familie und so)immer eine wesentlich größere Rolle als das Medium welches man in seiner Umgebung fand. Nartürlich ist es einfacher eine Compact Disk zu beschuldigen, als sich mit dem Eltern des Täters hinzusetzen, um ihre pädagogischen Fahigkeiten zu klären. Zu mal dies für die Allgemeintheit nicht so interressant ist, wie ein ,vom Ard und Co., selbst ernnanstes Killerspiel. Ich glaube auch kaum, dass jemals einer dieser „öffentlich rechtlichen“ Redaktöre ein Computerspiel dieser Art gespielt hat. Somit ist es für sie noch einfacher ein Spiel wie etwa CS (das im TV in diesem Thema oft gennant wurde. Oft wurde auch in den Nachrichten davon gesprochen , dass man dort mit Kettensägen rumrennen und Frauen vergewaltigen solle.)als Sündenbock darzustellen. Selber finde ich auch die politischen Entschediungung in diesem Hinblick sehr idiotisch. Sollte man doch eher verschärftere Reglen festlegen, um Kinder und Jugendliche von reelen Waffen fernzuhalten, anstatt gewaltätige Spiele ganz zu verbieten und vom deutschen Markt fernzuhalten. Wenn es verboten wird wollen es eh noch mehr haben und da unser Nachbar Österreich sowieso schon eine schöne Quelle für gewaltätige Filme (die es manchmal auf dem deutschen Markt gar nicht gibt) ist, wird es ein Leichtes sein an solche „Killerspiele“ heranzukommen.Ich habe auch noch nie gehört, dass ein Amokläufer versucht hatte mit Hilfe seiner Tastatur seine ganze Klasse umzubringen.