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Meine Freundin und ihr Freund

Freiburg is anders. Freiburg erinnert mich wie jede andere mittelgroße Stadt in Deutschland an jede andere mittelgroße Stadt in Deutschland. Wenn ich durch Hildesheim spaziere, denke ich an Augsburg, wenn ich durch Augsburg spaziere, denke ich an Ludwigshafen, und wenn ich durch Ludwigshafen spaziere, denke ich an Hildesheim Augsburg Freiburg meine Oma.

Naja, das stimmt nun auch wieder nicht. Alle diese Städte haben natürlich ihre Besonderheiten, ihren Charme und so weiter. Also Eigenheiten. Was Freiburg betrifft, sind das genau drei.

Erstens kann man in Freiburg nur unter Lebensgefahr trinken gehen. Irgend so ein Städteplaner hat in einem Moment vollständiger Idiotie in der gesamten Innenstadt kleine Kanälchen anlegen lassen, in denen das Wasser munter sprudelt. Das sieht überaus reizend aus, jaja, aber wenn man nachts aus der Bar getorkelt kommt, und sich dann in einem dieser [piep] Wassergräben sein Bein bricht, dann [piep].

Zweitens gibt’s ganz in der Nähe einen Berg, der aussieht wie ein überdimensionierter Sch Kothügel, und dementsprechend Kaiserstuhl heißt.

Und drittens gibt es da einen Fußballverein, der alles anders macht als alle anderen. Diese Saison liefs gar nicht in der Hinrunde, am 11. Dezember ging man zu Hause 0:4 gegen Karlsruhe unter. 16 Punkte in 16 Spielen, Platz 14, Regionalliga juchee. Dann passiert das, was immer passiert in solchen Situationen: Der Trainer kriegt nen Blumenstrauss und darf ab sofort im heimischen Garten Unkraut jäten. Oder so.

Stöcker Stocker hat sich für eine andere Variante entschieden und die Blumen erst für die Abstiegsfeier bestellt. Für mich sah das nach der dämlichsten Entscheidung überhaupt aus: Ich war der Meinung gewesen, dass man im Abstiegskampf jemanden braucht, der „das Ruder herumreißt“, den „Konkurrenzkampf neu entfacht“ und „Schwung in die Bude“ oder wahlweise auch „frischen Wind bringt“. Und was mit der Autorität der armen Schweine Trainer passiert, wenn sie sowieso nur noch Interimslösung sind, kann man gerne hier nachlesen oder aber dort.

Gegen jede fußballjournalistische Logik wird Freiburg in die Bundesliga aufsteigen hat sich der SC wieder gefangen und Finke führt mit seinem Kindergarten die Rückrundentabelle an. Am Ende der Saison kommt trotzdem ein neuer Trainer, der allseits bekannte und beliebte Robin Dutt. (Auf die Wortspiele freu ich mich jetzt schon.)

Ich könnte jetzt schreiben, dass die Ablösung eines erfolgreichen Trainers für mich an Dämlichkeit der Erfindung koffeinfreien Instantkaffees gleichkommt, aber ich glaube, das lass ich lieber. So langsam hab ich den Eindruck, dass die beim SC Freiburg ziemlich genau wissen, was sie tun. Und das ist schon sehr außergewöhnlich. Das machen die andern nämlich anders.

Keine Kommentare

  1. 01

    Aber Fred, dass so eine Trainerentlassung nichts bringt (es sei denn, Du verpflichtest Hans Meyer) wissen wir doch schon längst. Insofern ist Volker Finke nur ein weiteres gutes Beispiel dafür, dass am Ende meist der längere Atem gewinnt.

    In dem Zusammenhang eine kleine Preisfrage:

    Wer hat 2006/2007 in der Bundesliga mit dem FC Bayern München mehr Punkte pro Spiel geholt: Felix Magath oder Ottmar Hitzfeld?

  2. 02

    Übrigens: Wer jetzt noch nach Gründen sucht, warum Braunschweig absteigen wird, der kann sich den Gang zum Wahrsager sparen.

    @Stefan: Ich weiß auch nicht, was das mit Hitzfeld soll. Ich kann mir nichts vorstellen, was für Hitzfeld spricht. Und was für Hitzfeld spricht (Hoeneß hat was mit dessen Frau oder so), will ich mir gar nicht vorstellen.

  3. 03

    Stocker heißt er :) Und beim SC ist nun mal alles etwas anders, irgendwie. Ich könnte jetzt von eher langfristigen Konzepten erzählen, aber warten wir ab, wie lange sich Herr Dutt hält.

    Am Kaiserstuhl ist es übrigens sehr schön ;)

  4. 04

    Wenn es überhaupt Herr Dutt wird. Braut sich da nicht gerade eine Revolution zusammen, um Fidel CastroVolker Finke im Amt zu halten?

  5. 05

    Es gab beim letzten Heimspiel eine Aktion mit Aufklebern und einige Spieler trugen nach dem Spiel Shirts davon. Aufdruck: „Wir sind Finke“, ich bin immer noch voller Bewunderung und Erstaunen ob der Kreativität.

    Es wird Herr Dutt (Nachricht vom 16.3). Schlimm an der späten Entscheidung für den neuen Trainer ist m.E., dass deswegen einige Verträge ausgelaufen sind und Spieler eventuell ablösefrei wechseln können.

  6. 06

    War nicht von einer Unterschriftensammlung für eine außerordentliche MV die Rede?

    Und: Trugen die gleichen Fans die „Wir sind Finke“-T-Shirts, die vor einem halben Jahr noch „Finke raus“ gebrüllt haben? (Nicht dass so etwas ein Freiburger Phänomen wäre).

  7. 07

    Das mit der MV werde ich mal nachsehen.

    Vor einem halben Jahr waren viele einfach nicht da (mal so 11.000 Besucher, nun wieder um die 24.000 zB gegen Lautern). Und einige der restlichen riefen „Finke raus“. Einige andere sind schon länger der Überzeugung, dass Finke seinen Zenit in Freibug längst überschritten hat, darunter auch ich…
    Werde dazu wahrscheinlich auch noch mal was schreiben (Wird ja auch mal Zeit ;)

  8. 08

    @ Lena: hups. Das geh ich mal ändern.