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Spree8 – Blick zurück zum Zaun

Falk Lüke hat im Blogruf der Zeit G8-TV, den Ticker von Indymedia und eben unser Projekt Spree8 als Citizen Content bezeichnet. Ein Begriff, der (ich kann hier nur für Spree8 sprechen) recht zutreffend beschreibt, worum es ging. Nämlich eben nicht um Bürgerjournalismus. Denn Journalismus auf SMS-Länge, das konnte nur Julius Caesar.

Dass es sich bei den SMSen, die bei Spree8 eingingen, nicht um Preziosen des investigativen Journalismus handelte, hat einige enttäuscht.
Wir finden hingegen, dass Spree8 gut funktioniert hat, weit besser sogar, als erwartet.

Zunächst war für uns erfreulich, dass es überhaupt eine Schnittmenge gab zwischen Spreeblick-Lesern und G8-Besuchern. Außerdem hätte es gut sein können, dass Spree8 als Grüßtool oder Hetzmaschinerie missbraucht wird. Stattdessen gab es zahlreiche direkte Eindrücke, die teilweise erstaunlich anders waren als das, was vom Fernsehen übermittelt wurde.

Spree8 hat so eine Menge an Rohmaterial geliefert, das geeignet war, Artikel daraus herzustellen. Die Subjektivität der Eindrücke musste natürlich von den Bloggern, die diese Eindrücke in Artikeln verwerten wollten, berücksichtigt werden.

Diese Subjektivität war allerdings bei Spree8 offensichtlich. Während gerade das Fernsehen mit einer Attitüde der Scheinobjektivität daherkommt, die einer Überprüfung nicht stand hält. Denn wenn eine Reporterin im ZDF von Steine sammelnden Vermummten berichtet, ist das genauso ein (in Zahlen: 1) Eindruck, wie ein Demonstrant, der per SMS von einer Einkesselung schreibt oder von tösenden Hubschraubern.

Auch die Kommentare zu den Impressionen vom Zaun waren in der Regel sachlich, aber dem Sujet entsprechend kontrovers. Abzüge gibt es für manche bei den Haltungsnoten. Spreeblick eben.

Danke an alle, die vom Zaun berichtet haben, danke an alle Streithähne, und danke an alle, die Spree8 eingebunden und das Wort gespreizt haben.

Das nächste Großereignis kommt bestimmt – SpreeX – Nachrichten vom Weihnachtsfest.

Für die Statistik:

Abrufe der Spree8-Seite: ca. 180 000
Beiträge: etwa 160
Gelöschte Beiträge: genau einer
Kommentare bisher: knapp 500

17 Kommentare

  1. 01

    Hört sich gut an, mal schaun ob ich in Japan nächstes Jahr dabei bin. :)

    Großes dankeschön an Max, nächstes mal dann auch ohne Fieber und mit voll geladenem Akku. Versprochen!

  2. 02

    Nur ein gelöschter Beitrag ist erfreulich zu lesen.
    Nur ein gelöschter Beitrag kann heißen, dass die Blogosphäre beziehungsweise die Teilnehmer an selbiger konstruktiv an den Ideen des vielbeschworenen Web 2.0 mitkonstruieren können.
    Nur ein gelöschter Beitrag ist schade.
    Nur ein gelöschter Beitrag heißt nämlich auch, dass die ganzen Trolle, also die beratungsresistenten Merkbefreiten, die beim Lesen vom Blogs ihren geistigen Horizont endlich mal auf ein nötiges Soll erweitern könnten, solchen Projekten leider noch viel zu oft fernbleiben und die Gelegenheit wieder einmal ungenutzt verstreichen ließen.

    Wie auch immer: Vielen Dank, Spreeblick. Eine tolle Idee, ich hatte es eingebunden und ich freue mich schon auf die nächste Aktion dieser oder ähnlicher Art.

  3. 03

    Punkte Abzüge.. tztz

  4. 04

    ich dachte bei „spreex“ erst an die dokumenta, aber das ist ja schon die elfte…

  5. 05

    Was war der eine Beitrag denn für einer, dass er gelöscht wurde?

  6. 06
    marianfux

    Wer das liest ist doof.

  7. 07

    Ich hab spree8 sehr gespannt und aufmerksam verfolgt. Diese Form der Berichterstattung hat doch allen mal wieder gezeigt, dass die Medien bewusst kleine Ereignisse am Rande des Zauns vertuscht haben.

    Danke von meiner Seite an all diejenigen, die das Angebot genutzt haben und mich auf dem Laufenden aus Sicht der G8-Gegner gehalten haben. Das war neben dem Live Stream von jetsam ein sehr informatives Medium.

  8. 08
    bongokarl

    Hm, wird daraus denn nochmal was gemacht? Und seis keine Weiterverarbeitung, sondern einfach nur nochmal ne Sammlund der beeindruckendsten „Eindrücke“?

  9. 09

    @Arby, nils, ect.: Soweit ich weiß (und das ist nicht sehr weit) ist der gelöschte Eintrag ein Test-Anruf von Robert Basic, der einfach mal die Funktionialität des Systems checken wollte, gewesen. Und dieser wurde aufgrund des fehlenden G8-Zusammenhangs gelöscht. Jupp, jupp.

  10. 10

    Spree8 war ne super aktion – so konnte ich meine Leute informieren was grade so passiert ohne großartig ins internet zu gehen – was ohne weiteres auch möglich gewesen ist in reddelich

  11. 11
  12. 12
    paul

    Leider handelt es sich gerade bei g8-tv nicht um Citizen Content sondern um Agitation. Das ist per se in Odnung sollte aber auch so bewertet und benannt werden.

    Warum? Die meisten werden es nicht mitbekommen haben, aber insbesondere zum Beitrag http://g8-tv.org/topic.php?play_id=1685&clipId=220 gab es in den (am letzten Samstag Abend noch offenen Kommentaren) sehr kritische Anmerkungen/Diskussionen. Die Moderatorin spricht am Ende des Beitrags angesichts des parkenden Polizei Fahrzeugs von einer Provokation und legitimierte die tätlichen Angriffe im Sinne eines Pwalowschen Reflex.

    Nachdem die kritischen Kommentare zu dieser Sichtweise Überhand gewonnen haben wurden diese seit Sonntag einfach abgeschaltet und ausgeblendet. Das hat nichts mit Citizen Content zu tun, sondern ist einfach nur Zensur um die eigene Sichtweise durchzudrücken.

  13. 13

    Naja also ich habe mich gestern erst mit dem Bericht von Frontal 21 beschäftigt. Wenn das der angeblich qualitätsvolle Journalismus des öffentlich rechtlichen Fernsehens ist. Dann ist G8-TV das CNN von Heiligendamm^^.

  14. 14

    @paul: Warum sollte Citizen Content *keine* Agitation sein?

  15. 15

    Herzlichen Dank noch mal an Spreeblick und die Mitwirkenden beim Ticker, daß ausgerechnet hier der Bürgerjournalismus (obwohl er tatsächlich keiner im gemeinten Sinne ist) bestens funktioniert hat, habe ich ja schon im meinem Fazit geschrieben.

    Das so eine Sache gleich beim erstenmal auf Anhieb funktioniert, war auch nicht zu erwarten, um so interessanter die Ergebnisse. Ich habe schon in einem anderen Blog geschrieben, daß es jetzt wichtig wäre, all die einzelnen Beobachtungen zu sammeln (evtl. in einem eigenen Blog) um zu verwertungsfähigen Aussagen für jene Anwälte zu kommen, die jetzt Klagen gegen Bund und Polizei einreichen. Denn das dringendste, was die brauchen, sind Zeugenaussagen.

    Es kann nicht angehen, daß so eklatante Rechts- und Grundrechtsverletzungen von staatlicher Seite ohne Folgen bleiben.

    : XiongShui

  16. 16

    Der Einschätzung, dass der Bericht einer ZDF-Reporterin nur ein (1) Eindruck ist, möchte ich widersprechen. In der Regel werden die Reporter vor Ort von ihren Redaktionen auch mit anderen Informationen (z.B. aus dem Nachrichtenticker) „gefüttert“. Sie berichten daher nicht nur über das, was sie selbst sehen – also weniger subjektiv als jemand, der eine Situation in einer SMS wiedergibt (wenngleich diese Berichte für das Fernsehen natürlich eine wichtige Quelle sein können). Außerdem halten die Journalisten ihren Kopf/ihren Namen hin, was ihre Glaubwürdigkeit meines Erachtens deutlich erhöht.

  17. 17

    @ Günter (#16):
    was den Subjektivitätsgrad der jeweiligen Berichtenden angeht: Du hast insofern Recht, dass Journalisten zunächst einmal darauf bedacht sind, viele Eindrücke zu sammeln und dann das Gesamtbild darzustellen. Der einzelne Protestler ist da schon eher geneigt, auch mal eine kleine Momentaufnahme abzuschicken (zumal im 160 Zeichen umfassenden Medium SMS).
    Aber auch unter den Protestierenden gab es regen Austausch. Was hat wer wo gesehen/miterlebt? Was passiert grade am Westtor, während wir in Börgerende der Musik lauschen? usw.
    Diese Art des Austausches ist auch ein Eindrücke bzw. Ereignisse-Sammeln. Insofern verwischen hier die Grenzen wieder.