Spreeblick: Bezeichnest du dich selbst als Prostituierte?
Nora: Nein, diesen Begriff mag ich nicht. Am ehesten gefällt mir Hure. Ich nehme mir ein Wort, das eigentlich abwertend gemeint ist und werte es um.
Spreeblick: Wie bist du Hure geworden?
Nora: Über meine feministische Deutsch-LK-Lehrerin bin ich auf EMMA und Alice Schwarzer gestoßen, für die Prostitution bekanntlich patriarchale Gewalt darstellt. Diese Meinung habe ich auch innerhalb meiner Familie glühend verfochten. Gleichzeitig hatte ich einen ziemlichen Landei-Komplex.
Spreeblick: Landei-Komplex?
Nora: Ich komme aus einem kleinen Dorf und hatte dort immer das Gefühl, das Leben ziehe an mir vorbei. Ich war mir sicher, dass es anderswo Menschen wie mich geben müsse. Als ich dann nach Berlin gezogen bin, war gerade die Prostitution für mich ein Bereich, der mir das Gefühl gab, mich emanzipieren zu können. Über EMMA war mir die Hurenorganisation Hydra ein Begriff, Hydra saß in Berlin, auf deren Homepage habe ich von dem Frauenfrühstück gelesen. Dort war ich einige Male. Was mir damals noch nicht ganz klar war: unbewusst bin ich dort mit Sicherheit nicht einfach so hingegangen. Das Thema Prostitution hätte mir keine Ruhe gelassen. Bei den Treffen waren außer mir nur Prostituierte und ich habe dadurch natürlich viele verschiedene Einblicke auf verschiedene Prostitutionsbereiche bekommen.
Spreeblick: Welche verschiedenen Prostitutionsbereiche?
Nora: Es gibt nicht die Prostitution. Es gibt gegensätzliche Welten darunter. Manche stürzen von einer Abhängigkeit in die andere und zerrütten ihr sexuelles Selbstbewusstsein. Dann hatte ich beispielsweise eine Kollegin, die hat das drei Jahre lang völlig begeistert gemacht und dann aufgehört. Sie ist zuvor zehn Jahre lang in ihrer Ehe regelrecht sexuell verachtet worden. Da ist es völlig egal, was Alice Schwarzer über die theoretische Ebene des Patriarchats sagt, subjektiv hat diese Frau legitim ihre absolute Befreiung dadurch erlebt.
Spreeblick: Wie ging es dann für dich weiter?
Nora: Ich habe natürlich mit den Hydra-Frauen gesprochen, dann habe ich mich für eine Einstiegsberatung angemeldet. Die war wie eine sehr kritische Jobbörse. Unter anderem wurde mir gesagt, ich müsste mir vorstellen können, mit jedem dritten Mann, der mir begegnet, zu schlafen.
Spreeblick: Gern mit jedem dritten Mann zu schlafen? Oder es zu ertragen?
Nora: Die männliche Vorstellung ist ja, dass Frauen nur Sex haben, wenn sie wirklich Lust darauf haben. Tatsächlich gibt es eine breite Motivationspalette. „Mir war langweilig, der sah nett aus, ich musste mir meinen Marktwert beweisen“ …
Spreeblick: … „der wollte so gerne.“
Nora (lacht) : Ja, genau. „Bitte, bitte.“ Auf meine Situation bezogen heißt das: Auch wenn ich nicht ausdrücklich Lust auf Sex habe und den Kunden nicht anziehend finde, kann mir die Begegnung gut gefallen.
Spreeblick:Wie ging es nach der Beratung weiter?
Nora: Am Ende des Gesprächs bekam ich zwei Adressen, das eine Bordell lag am anderen Ende von Berlin, das andere in meiner Nähe, also habe ich mich bei dem in meiner Nähe gemeldet. Und das ist das, wo ich auch noch immer bin.
Spreeblick: Du bist jetzt 23 und arbeitest seit zwei Jahren dort. Wie sieht dein Arbeitsalltag aus?
Nora: Ich arbeite einmal pro Woche, von 10 bis 16.30 Uhr.
Spreeblick: Wieviel verdienst du?
Nora: Für eine halbe Stunde bekomme ich 44 Euro, für 45 Minuten 66 Euro, für eine ganze Stunde 88 Euro. Die meisten Männer buchen eine halbe Stunde und zahlen dafür 80 Euro, von denen 36 Euro an den Laden gehen.
Spreeblick: Auf der Homepage des Bordells, in dem du arbeitest, wird der Anteil, den der Laden einbehält, dargestellt, es wird auf Gesundheitsrisiken hingewiesen, an potenzielle Bewerberinnen gerichtet wird geschrieben, dass eine finanzielle Notlage keine gute Voraussetzung für die Tätigkeit ist – alles also recht transparent. Und doch hat die Seite eine etwas billige Anmutung durch den Sprachstil.
Nora: Mich strengt der Ton unserer Seite auch an, der ist wirklich sehr süßlich. Sicherlich entsteht dieser Ton aus einer Verlegenheit heraus, es gibt keine Kultur anders, alternativ und balanciert zu schreiben jenseits des billigen Sich-verkaufen-Wollens.
Spreeblick: Die meisten Schriftsteller verheben sich ja auch ganz gewaltig an Sexszenen.
Nora: Es gibt sogar eine Auszeichnung in England für die schlechteste Sexszene jedes Jahr.
Spreeblick: Ich habe, wenn ich über Sex geschrieben habe, meist einen sehr beschreibenden Ton gewählt. Dazu gab es dann Reaktionen wie: „das ist ja furchtbar, das ist viel zu trocken, das ist traurig.“
Nora: Du hast sicherlich diese Rückmeldung deshalb bekommen, weil die Leute von der Literatur das Gleiche erwarten wie von der Prostitution, nämlich eine Projektionsfläche für ihre eigene Idealvorstellung.
Spreeblick: Zurück zu dir. Wie lief dein erstes Mal mit einem Freier ab?
Nora: Ich war vorher im Bad und habe mich geschminkt. Dann habe ich einen Lachkrampf bekommen: „Mein Gott, ich kann das wirklich machen.“ Der Kick war gewaltig. Der erste Freier war auch total unerfahren und der normalste Kunde, den ich jemals hatte. So normal, dass ich ihn sofort vergessen habe. Beim zweiten Mal kam es mir schon so vor, als würde ich es ewig machen.
Spreeblick: Und was ist mit dem körperlichen Ekel?
Nora: Ich habe generell eine hohe Ekelschwelle. Außerdem habe ich gelernt, die Freier dahin zu lenken, wo ich sie haben will. Manchmal gibt es dennoch ein Gefühl der Abgegessenheit und Mechanik und einen Gedanken wie: „Uh, schon wieder dieser Spermageruch“.
Spreeblick: Mir ist der Übergang vom Interesse zur eigentlichen Tätigkeit noch nicht ganz klar geworden. Die meisten Frauen, die ich kenne, haben zwar Interesse an dem Thema Prostitution. Der Gedanke, selber als Prostituierte arbeiten zu wollen, kommt im Rahmen dieser Beschäftigung mit dem Thema jedoch nicht auf.
Nora: Ich kann nicht den einen Beweggrund ausmachen. Mein Bild von Prostitution war eben auch durch meinen Landeikomplex bestimmt. Ich hatte beispielsweise einen Partner, der mir von seinen Besuchen bei Prostituierten erzählt hat. Das war ein Mensch mit einer Heroinvergangenheit, der dadurch, dass er sich die schönen Frauen zusammenkaufen konnte, die Bestätigung seiner Männlichkeit, vielleicht sogar einen Machtkick erlebt hat. So hat er das an mich heran gebracht. Nicht als Zeichen seines Niedergangs oder als traurigstes Symptom seines Gossendaseins – sondern als Triumphmoment.
Spreeblick: Also als etwas Positives.
Nora: Ja. Und dieser Freund hat durch seine Halbwelt-Existenz eben genau meinen Komplex bedient. Wenn ich einen Grund nennen müsste, dann wäre es die permanente Versicherung meiner Freiheit. OK, ich könnte es auf drei Gründe runterbrechen: Ich bin erstens etwas anfällig für diesen Besonderheitskick, ich finde es ganz toll, ein besonderes Leben zu haben. Das könnt Ihr klein drucken und in Klammern setzen.
Spreeblick: Also dieser Besonderheitskick als erstes. Und sonst?
Nora: Vor dem Hintergrund meiner Akademiker-Großfamilie, die strenge Werte in mich eingebleut hat, ist es eben die Versicherung meiner Freiheit, ich erlaube mir, viel Geld mit einer Arbeit zu verdienen, die mir viel Spaß macht. Also nicht dieses: „Es ist dann köstlich gewesen, wenn es Blut und Tränen gekostet hat.“ Mich von diesen Leistungskopplungen zu trennen, das ist sehr wichtig für mich weiterhin. Drittens ist es ein Job, der in ganz vielen Punkten meines Lebens wie ein Brennglas funktioniert, ich fühle mich reifer. Ich befinde mich in Situationen, in denen ich weiß: „Wenn du jetzt keine Grenzen ziehst, dann macht es niemand mehr. Und dann infizierst du dich mit dem und dem.“
Morgen gibt es den zweiten Teil. Nora wird in den Kommentaren mitdiskutieren.
Malte, gib’s zu: das war ein Selbstgespräch mit der Hure in dir.
sex sells :-(
jonny, wann kommst du endlich wieder?????
@Nora: War ein schönes Interview, danke! Mich würde erstens Mal Interessieren ob es für dich möglich ist, sich in einen Kunden zu verlieben? Zweitens, wenn es schon Mal vorgekommen ist, was du gemacht hast?
Dann hätte ich noch eine andere Frage: Was sagst du einem wie mir, der es als persönliche Niederlage empfindet für Sex zahlen zu müssen (und folglich die Dienste nicht in Anspruch nimmt)?
Ich präsentiere: Die ersten zwei (plus meins) völlig unerwarteten Kommentare.
Ihr seid doch echt Bravo2.0.
Und bitte versteht das nicht als Kompliment! Bitte..
Zumal hätte ich ganz andere Fragen gestellt.
Ich kann dazu nur das Küchenradio 47 (ein Podcast) empfehlen, wo die Jungs und Mädels vom KR eine Hure zu Gast haben und sich mit ihr eine Stunde äußerst interessant unterhalten. Eine der besten Sendungen, IMHO.
@ Raucherblog: Dann stell sie doch jetzt, so viel Fairness musst du bringen.
„Zumal hätte ich ganz andere Fragen gestellt.“
Stell sie doch selbst !
nora: wievil spaß hast du noch an sex?
Nora: Wie gehst du mit den ganzen energetischen Müll um, den dir die Freier so aufladen beim „Druck ablassen“?
Und kommt es auch zu Begegnungen von Seele zu Seele, oder geht es wirklich immer nur ums Befriedigt-werden, oder um die Triumpf-Machtmomente?
Malte: Den Betriebsausflug gleich für geschäftliches Nutzen, genial :)
Ich führe auch ein ganz doll unkonventionelles leben das mit allerlei gesellschaftlichen tabus bricht. wer will mich interviewen?
Oh! Ich hab im Kommentar 6 auf einen Podcast beim Küchenradio hingewiesen. Ich habe das Stück nochmal gehört: Dort zu hören ist die Nora aus dem obigen Interview.
ich glaube, hier sind auch so einige hirne ins sommerloch gefallen. lass dich nicht nerven, malte.
so habe ich mir den malte vorgestellt: nur reden, mehr nicht. :))
Ich glaube solange Nora sich hier nicht zu Wort meldet, kommt hier nur geistiger Dünnschiss ans Licht. Obwohl ich zugebe, dass der teilweise sehr amüsant ist…
oh ja kommt, wir machen mal ein interview mit einer hure, sex sells.
Alter Content abgeschaut und aufgewärmt, das ist Spreeblick 2007.
mhh klingt alles eher traurig als positiv worauf die dame wohl letztendlich hinaus wollte, naja jeder hat so seine macken und jeder seinen eigenen weg zu sich selbst zu finden, hoffen wir das dies der richtige war
an 2 und 18:
klar, wenn ne hure über ihr leben spricht, dann ist das sex und sonst nichts. die sind ja sowieso nicht andres als ein köder ohne selbstzweck… kommt von eurem egotrip runter, männer: ihr seid nicht die einzigen menschen/leser auf der welt, nicht alles dreht sich um euch und eure schwänze!
Letztendlich dann doch. Ohne Schwänze keine Huren. :P
Manchmal frage ich mich, mit welcher Erwartungshaltung einige hier Spreeblick lesen. Gossenkino, und wenn eine Szene nicht gefällt, wird Popkorn und Dosenbier auf die Leinwand geschmissen.
Malte, laß Dich nicht kirre machen.
Spreeblick hat das Massenproblem erreicht:
Je größer die Masse der Leser, desto näher ist die Leserschaft am Durchschnitt der Gesellschaft.
Und dieser Durchschnitt ist Bildleser.
Oder heise-Kommentator.
Oder Meckerkopp.
Ich brauche den Suff, wie der Spießer den Puff.
Jemand hat mir mal erklärt warum soviele Menschen grundsätzlich erstmal alles scheiße finden. Es fällt ihnen leichter mit Popcorn und Dosenbier (schöner Vergleich) um sich zu werfen, weil sie ihre eigene Ahnungslosigkeit besser überspielen können. So müssen sie nichts begründen und glauben mit einem einfachen „Ist doch alles scheiße!“ quasi als Mann/Frau vom Fach zu gelten, der sich damit auskennen muss.
„Wie findest du mein Teppich?“ – „Ist doch scheiße.“ impliziert, dass der Gefragte quasi Teppichfachmann ist.
Kurz: In letzter Zeit gefällt mir nicht wieviele saudämliche Kommentatoren meinen mit ihren dummen Phrasen um sich zu werfen und alles niederzumachen, was hier veröffentlich wird, nur weil es hier veröffentlicht wird.
Woher kommt eigentlich immer diese Sexfeindlichkeit in den Kommentaren? „sex sells“? Würde mich wundern, wenn ich bei Spreeblick mal einen Artikel zum Thema Sex lese, der bei den Lesern sellt. Hat ein bisschen was von „Er hat Jehova gesagt!“.
Fand das Interview sehr spannend und die Einstellung zum Beruf Hure ungewöhnlich, aber nachvollziehbar. Insbesondere den Punkt der Emanzipation vom Landei-Komplex :-)
An die das-Spreeblick-Niveau-sinkt-Kritiker:
Die sollen mir mal eine Bravo-Ausgabe zeigen wo auf der Aufklärungsseite so Sachen wie „da ist es völlig egal, was Alice Schwarzer über die theoretische Ebene des Patriarchats sagt, subjektiv hat diese Frau legitim ihre absolute Befreiung dadurch erlebt“ stehen.
Oder eine Bild wo auf der Sex-Seite „weil die Leute von der Literatur das Gleiche erwarten wie von der Prostitution, nämlich eine Projektionsfläche für ihre eigene Idealvorstellung“ zu lesen ist.
An Nora und Malte: Danke für dieses irre Interview.
Die goldene Himbeere für Sexszenen … das wußte ich noch nicht. Manche Texte sind so schlecht, daß sie schon wieder gut sind ;-)
Ich bevorzuge das Wort ‚Hure‘ ebenfalls. Es hat etwas Schmeichelhaftes und Laszives an sich.
ups, bei #19 meinte ich natürlich „an 2 und 17“ (wegen sex sells)
Bisher eine der wenigen Sachen von Malte, die mir gefallen haben…
@Nora:
– Was machst du neben diesem Job? Sind die meisten deiner Kolleginnen nur „Teilzeit“ und was ist der Unterschied, wenn man jeden Tag ins Bordell muss?
– Ich gehe davon aus, dass beruflicher und privater Sex völlig andere Dinge bei dir auslösen. Gibt es Momente, in denen die „Grenzen verwischen“?
Wie läuft denn dein Sex in deiner Beziehung ab? Hast du langfristige Beziehungen? Wissen deine Lebensabschnittsgefährten von deinem Nebenberuf? Wenn ja, wie reagieren die darauf? Oder hast du auch ein unkonventionelles Beziehungsmodell?
@ 19 so war das nu auch wieder nicht gemeint. btw ich war noch nie bei einer hure und werde da auch nicht hingehen. mein posting bezog sich darauf das sie gründe in diesen job einzusteigen genannt hat die ich nicht nachvollziehen kann. aber wenn das so ist dann ist das halt so. punkt.
@22: Und wie ist das Leben so da oben in der intellektuellen Elite, dass man es so bedauert, wenn man wieder mit dem gesellschaftlichen Durchschnitt konfrontiert wird?
Absolut faszinierend. Nora, würdest Du sagen dass Deine Motivation, dieser Tätigkeit nachzugehen, typisch ist? Oder ist die finanzielle Notlage die häufigere Motivation?
Ich persönlich kann mir ja gar nicht vorstellen, das zu machen, aber ich fände es auch ziemlich klasse, nur noch einen Tag die Woche arbeiten zu müssen. :-)
Und jetzt noch was, was mir normalerweise nicht liegt, denn ich halte eigentlich nichts von Publikumsbeschimpfungen … aber die ganzen Ärsche, denen zu dem Interview mit dieser extrem eloquenten, reflektierenden und offensichtlich auch ziemlich intelligenten Frau nichts anderes einfällt als „Sex sells“, die sollen doch bitte einfach mal die Klappe halten. Danke.
Ich frage mich ja immer, wo man solch intelligente Prostituierte findet, die soetwas nicht aus Geldnot machen, oder aus dem osteuropäischen Ausland verschleppt und dazu gezwungen werden?
@Nora
Wie erkennt man denn ein „sauberes“ Bordell?
Malcolm: Also, wenn man die Leser nicht lästern lässt, wozu gibt es dann Kommentare? Gerade die Bloggerszene zeichnet sich doch genauso durch überlautes Schulterklopfen aus. Der Mensch kommentiert halt wie er ist. Also hauptsächlich scheiße, gelegentlich okay und selten gut. Und ich finde den kontextlosen Hurenhumbug auch nicht gerade ein gelungenes Spreeblickthema, wenn ich auch an dem Artikel selbst nichts auszusetzen hätte.
welchen kontext würdest du dir denn wünschen, burnster?
also neulich habe ich diese leserbeschimpfung von tanja nicht verstanden.
neulich.
@heidrun
:-)
@32: Einsam.
@31
tschuldigung, dich meinte ich ja gar nicht (siehe #28), sondern die sex-sells-schreier..
Im alten deutsch heißt eine Hure – eine alte Frau – ! –
Sinnbildlich hat jedes Geschäft für den der Sex gibt und Geld dafür nimmt einen Preis – der Dauerhaft bleibt!
Aber es gibt auch kulturelle und respektvolle Beziehungen zwischen Kunden und Huren – früher bei der christlichen Seefahrt da waren die Huren fast wie Ehefrauen – sie wuschen die Wäsche und hatten Kinder von den Männern und lebten mit ihnen ganz normal zusammen – bis sie weiterfuhren und der nächste kam!
Der mechanisierte Sex der Billigprostituierten und ihrer Männer – dies ist so weil die Preise so sind wie sie sind – hat eine beiderseits zerstörende Wirkung – die aber gern negiert wird.
Deutschland ist in der Beziehung ein Kulturloch – was aber auch auf die Gesetzlichen Bestimmungen in der Vergangenheit zurückgeht – der Reisende und die Reisende weis was ich damit meine!
@malte und nora, das ist ein toller Satz:
„weil die Leute von der Literatur das Gleiche erwarten wie von der Prostitution, nämlich eine Projektionsfläche für ihre eigene Idealvorstellung“
Ist das ne Tautologie?
Ansonsten wäre ein kleiner Hinweis sicherlich nicht schlecht gewesen, dass Nora aus dem Spreeblick-Interview Karo aus dem Küchenradio-Podcast ist. Nicht nur die Namen sind übrigens gefaked, sondern auch mindestens eine Altersangabe, was mir nebenbei gesagt ein bisschen dubios vorkommt. Naja. Jedenfalls finde ich es interessant wie in der Blogosphäre mal wieder traditionelle Medienstrukturen imitiert werden und „Talkgäste“ mit der exakt selben Story in verschiedenen Formaten auftauchen. (Was nicht heißt, dass die Story nicht unterhaltsam wäre.)
@ajo: Nicht böse sein, aber das ist Erbsenzählerei. Manche Dinge brauchen Öffentlichkeit und freies parlieren darüber.
Wenn Nora etwas zu erzählen hat, kann sie es überall tun. Ob im KR oder im Interview mit Malte. Ich finde ihre Darstellung der Dinge jedenfalls erfrischend offen. Das kontrastiert durchaus erhellend mit der teilweise recht dumpfen Rezeption so mancher Kommentatoren.
Nora bietet eine Dienstleistung an, leistet sich aber dabei den Luxus frei und unabhängig von miesen Ausbeutern zu bleiben. Aus vielen Postings hier geht unterschwellig hervor, daß ihr daraus ein Strick gedreht werden soll. Doch Jungs, ist so: Auch Huren können emanzipiert sein. Kriegt es in die Köpfe und verschont uns solange bitte mit Eurem Unverständnis.
Ich jedenfalls freu mich schon auf die Fortsetzung.
Hallo Nora,
Mich würde interessieren, in welchem rechtlichen Verhältnis du dich bewegst. Bist du angestellte bei „deinem“ Bordell? Selbstständig? Ich-AG?
Viele Grüße
Ralf
wie einige andere auch, dachte ich zunächst einmal an den Abdruck des Küchenradiointerviews, dann aber rätselte ich, dass vielleicht die gleiche Prostituierte nun bei Spreeblick gelandet wäre und komme zum oberflächlichen Schluß, dass dies biographisch, so weit meine Erinnerung da mitspielt, nicht passt. Bin aber leider falsch gewickelt. Und dann stellt sich mir trotzdem eine ganz andere Frage, liebe Nora: Sind eigentlich alle Huren intelligent, aufgeklärt und einfach nur aus Spaß und Reiz dabei? Haben alle Huren die intellektuelle Fähigkeit ihr eigenes tun zu reflektieren?
Gruß
@ philoact: „Sind eigentlich alle Huren intelligent, aufgeklärt und einfach nur aus Spaß und Reiz dabei? Haben alle Huren die intellektuelle Fähigkeit ihr eigenes tun zu reflektieren?“ ersetze „huren“ mal durch „menschen“, dann hast du die antwort wahrscheinlich.
äusserst auffällig in den kommentaren, dass sich bisher nur männer um das seelische wohl von nora sorgen. darum mal eine rückfrage: geht ihr/wart ihr schonmal im puff? und wenn, geht ihr dann nur zu den intelligenten, aufgeklärten, die das auch freiwillig tun oder auch zu solchen, die in wie auch immer gearteten abhängigkeitsverhältnissen stehen und es deshalb tun?
disclaimer: ist beides nur ansatzweise ironisch gemeint und will niemandem auf die füße treten.
Hallo Malte, hallo Nora,
für mich ein sehr guter Beitrag.
Und meine Mutter ist die Objektivität.
:-)
Solange es Männern möglich ist, durch reines Zücken der Geldbörse eine Frau und die gewünschten Dienste problemlos zu kaufen, werden die Frauen als solches niemals den (subjektiven, gesellschaftlichen) Wert eines Mannes erreichen.
Prostitution ist traurig und dumm. Frauen, die das freiwillig machen, verdienen nichts besseres, als genau das.
@39: Denk mal drüber nach.
@49:
Es gibt auch Männer, die sich freiwillig prostituieren. Insofern sitzen alle wieder im selben Boot.
@Yetused (49)
Frauen können auch allerlei gewünschte Dienste von Männern nur durch das Zücken der Geldbörse kaufen: Autoreparatur, Dachdeckerei, Klo-Entstopfen, …
Was sagt das jetzt über den gesellschaftlichen Wert von Männern aus?
@ yetused: geld ist immer noch besser als körperliche/psychologische gewalt (von beiden geschlechtern). so genau weiss ich aber auch nicht, wie ich dazu stehen soll.
es gibt übrigens einen wunderbaren film, der sex für geld zum thema hat: „zu verkaufen“ von laetitia masson. und die hauptfigur konnte ich gut verstehen, auch wenn sie alles andere als glücklich war.
@ maltefan: naja, sex ist schon etwas anderes, aber es gibt immer noch viel zu viele frauen,die es völlig ok finden, mit hilfe ihres geschlechts oder ihrer sexiness oder whatever beispielsweise fahrradreparaturen durch den ex zu organsieren o.ä.
@heidrun:
Du sagst es. Solange es Frauen gibt, die Sex als Währung einsetzen, braucht man sich doch nicht zu wundern wenn Männer sie auch gegen Geld tauschen wollen. Viele denken sich (gar nicht zu unrecht) dass sie so den besseren, ehrlicheren Deal kriegen.
Wobei ich sagen muss, dass ich persönlich der Prostitution zwar in keine Richtung was abgewinnen könnte, aber solange sich zwei Erwachsene darüber aus freien Stücken einig werden, würde ich den Teufel tun und mich da in irgendeiner Form einmischen.
Prostitution ist überhaupt nicht dumm … wenn es die Prostituierte nicht ist. So kann frau sich Unabhängigkeit schaffen. Warum soll sie ihre Reize denn nicht zu Geld machen?
und wo is nora jetzt? Dachte die diskutiert mit.
Is IMHO ne coole Sau, die gute Frau. Da könnten sich einige der Jungs ne Scheibe von abschneiden. Bin begeistert von dem Interview.
@samira: kann mich Dir nur anschliessen
@heiderun. menschen bringen mich da nicht weiter. ich bin nämlich nur ein normalsterblicher, der sich noch nie in solchen kreisen rumgetrieben hat, von daher hänge ich dem cliche/dem vorurteil nach, alle menschen, in diesem arbeitsfeld, wären dort aus notsituationen und das man mit dieser beschäftigung eine bildungsschicht verbunden ist. und meine frage zielt darauf zu erfahren, wie falsch dieses bild ist, oder wie irreführend nora ist..
Nora hat die Fragen in den Kommentaren zum 2. Gespräch beantwortet.
Da ist das Thema doch gerade passend.
Gut, Nora ist in Berlin, ist aber auch besser so als in Köln.
Da muss man nämlich eine Sexsteuer zahlen.
Da wäre dann die Frage gewesen, wie sich das für kleinere ‚Vermieter‘ lohnt.
Also, Nora, Du kannst mir doch nicht erzählen, dass es keine Prostitution gibt, wo Du doch selbst das beste Beispiel für eine von der Sorte bist, die sich ganz leicht mit ein paar Euros kaufen läßt. Das ist immer ein Phänomen für mich, dass diejenigen deren Beine so schnell aufgehen wie ein Klappmesser nichts von Prostitution wissen wollen. Schlampen seid ihr, früher hätte es sowas nicht gegeben!!
Ich glaube, sehr vielen Sexworkerinnen spricht dieser Artikel aus dem Herzen. Zumindest ich finde mich in dem Punkt, dass man die Termine auch geniessen kann ohne den Partner attraktiv zu finden, absolut wider. Wer unsere Beweggründe nicht verstehen kann: Versucht euch doch mal in die DENKWEISE von anderen Menschen einzufühlen, und nicht bloss euch selbst in der Situation vorstellen. Wenn das nicht klappt, akzeptiert einfach, dass es Menschen gibt die ihr nicht versteht, aber seid nicht so egozentrisch und unempathisch zu glauben, so etwas gäbe es nicht oder müsste irgendwie „krank“ sein.