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Selig sind die Reichen

Die Tatsache, dass es absurde Verschwörungstheorien gibt (Barschel wurde von Geheimdiensten ermordet, der 11. September von George Bush angeordnet, die Amerikaner waren nicht auf dem Mond), sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass es Interessenlagen gibt, aus denen heraus einflussreiche Menschen verhindern, dass die Öffentlichkeit die ganze Wahrheit erfährt.

Die ARD wird schon gewusst haben, warum sie derart klandestin ihre Dokumentation über die Familie Quandt ins Programm gebracht hat. David R. L. Litchfield stieß jedenfalls – ebenso wie andere – auf gewaltige Schwierigkeiten, als er die Beteiligung von Margit von Batthyány, der Tochter von Heinrich Thyssen an dem Mordfest in ihrem Schloss der Öffentlichkeit zugänglich machen wollte. Bei diesem Mordfest wurden im Schloss Batthyány 200 ungarische Juden zur Belustigung der Gäste eines Kameradschaftsfestes ermordet. Ich empfehle, diesen Satz zweimal zu lesen.
Litchfield schreibt:

Keine der bislang in Büchern oder Zeitschriften veröffentlichen Darstellungen zur Familien- oder Unternehmensgeschichte der Thyssens erwähnt die Ereignisse in Rechnitz oder beschreibt die Verwicklung der Familie in die Geschichte des „žDritten Reichs“ in ihrem vollen Umfang. Als ein zur Bertelsmann-Gruppe gehörender spanischer Verlag in letzter Minute verlangte, vor einer Veröffentlichung der spanischen Übersetzung meines Buches „žThe Thyssen Art Macabre“ (Quartet Books, London 2006), in dem ich erstmals über die Beteiligung von Margit von Batthyány am Massaker von Rechnitz berichtet habe, müssten erst alle Hinweise auf die Nationalsozialisten getilgt werden, fiel es mir schwer, nicht an eine Verschwörung zu denken. Die spanische Übersetzung ist inzwischen beim Verlag Temas de Hoy erschienen, wo man keine derartigen Forderungen stellte. Auf einen deutschen Verlag warte ich bis heute.

Nun sind Autoren nicht zimperlich, wenn sie darüber mutmaßen, warum ihr Buch nicht verlegt wurde. Im Daily Telegraph gab es beispielsweise eine vernichtende Kritik von Litchfields Werk. Die Qualität des Buches könnte also durchaus ein Grund sein, dass sich kein deutscher Verlag für The Thyssen Art Macabre gefunden hat. Dennoch bleibt die Frage offen, warum die Thyssens, die Quandts – und wer wohl noch? – solche Schwierigkeiten bei der Aufarbeitung ihrer Familiengeschichten haben. Und noch eine Frage stellt sich. Eine andere Kritikerin des Telegraph, Carmen Callil, formuliert sie folgendermaßen:

But it also begs the question, why do we allow our nation states to let wealthy families to get away with all this.

Vielen dank für den Hinweis an Stralau!

49 Kommentare

  1. 01
    Nanuk

    „Die Qualität des Buches könnte also durchaus ein Grund sein, dass sich kein deutscher Verlag für The Thyssen Art Macabre gefunden hat.“

    genau und die Bertelsmann Stiftung ist die Heils Armee…

  2. 02

    Immerhin konnte die FAZ, die mich in den letzten Wochen manches Mal geärgert hat, heute wieder ein paar Punkte gut machen, indem sie einen Auszug aus Litchfields Buch heute auf dem Titel des Feuilletons abdruckte.

  3. 03

    Vielleicht, weil wir uns der eigenen Schwanzverlängerung berauben würden, oder anders: Ein schmutziges Aushängeschild wirkt sich auch negativ auf das Gesamtimage des dahinter liegenden Ladens aus.

    Vermutlich ist es aber viel banaler: Es macht keinen Spaß aufzuarbeiten, es ist viel bequemer es nicht zu tun.

    Für die anderen Seite ist es genauso: Zwar ist es kurzweilig und steigert zwischenzeitlich das Endorphinlevel, wenn man sich über die dunkle Vergangenheit von XY auslässt. Aber deshalb den BMW zum nächsten Gebrauchtwagenhändler bringen? Och nö, das ist doch alles lang her und wir müssen nach vorn schauen etc. … Die momentane „Freude am Fahren“ ist außerdem viel „nachhaltiger“.

    Wir sind BMW, BMW ist Deutschland, Quandt ist BMW, wir sind Deutschland, wir sind Quandt, oder so…

  4. 04

    also auf den daily telegraph also affectionately known as the daily torygraph würde ich bei solch einer gemengelage nix geben, die verteidigen jeden geldsack mit dem messer zwischen den zähnen aus prinzip und die feinen herrschaften werden wohl ihre verbindungen in england haben…

    das mann diese leute in nürnberg nicht ihrer gerechten strafe zugeführt hat ist eines der großen versäumnisse der deutschen nachkriegsgeschichte,das sie nicht komplett enteignet wurden mit ihr größter skandal, da wundern einen auch gestalten wie schleyer nicht mehr.

  5. 05

    Nachdem ich die Quandt-Doku im Ersten gesehen hatte, kam mir mit diesem Hintergrund der Slogan makaber vor, mit dem BMW heute wirbt: »Where great ideas live on« … (zu sehen als Sponsor von den TED|talks, http://www.ted.com/talks) … Aber wenn man erstmal mit sowas anfängt … das gelbe Dreieck auf VARTA-Batterien …

  6. 06

    Den Artikel in der FAZ fand ich erschütternd. David R. L. Litchfield hat sich da keine polemische Übertreibung erlaubt: vieles spricht dafür, dass in der Nacht vom 29. zum 30. März 1945 im Schloss in Rechnitz alles in etwa so geschehen war. Ich bin zwar nicht der Meinung, dass diese Orgie dem ganzen Thyssen-Klan angelastet werden sollte (die haben andere Sünden zu verantworten), aber an sich ist diese Geschichte unfassbar.

    Und manche mögen noch den Verfall der heutigen Sitten anpragern oder die Abwegigkeit des s.g. „Unterschichtenfernsehens“…

    Ich bin schon heute mittag auf diesen Artikel in der FAZ verwiesen worden – in einem russischen Blog. Soviel zur Globalisierung.

  7. 07
    fredge

    Zu dem Thema lief heute auf Deutschlandfunk ein Interview mit einem Historiker (?). Ich habe leider nur mit halbem Ohr zugehört, weil ich abwusch und ein Teller meine geballte Konzentration forderte, doch sagte dieser (ich glaube es war einer) Historiker, dass der Journalist Litchfield keinen einzigen der Vorwürfe, die er in seinem Buch macht, beweisen könne, dass sämtliche Informationen über wenigstens drei Ecken auf Hörensagen beruhen und dass alle seriösen Historiker, die sich mit diesem Thema und Litchfield beschäftigt hätten, ihn samt und sonders zerrissen hätten. Nun, ich weiß nicht, ob das stimmt, doch zumindest schien mir ein Hinweis auf eine möglicherweise falsche Darstellung der Vergangenheit angebracht: Bereits am nächsten Tag war die Rote Armee vor Ort am Schloss und wohl seien die Nazis und ihre Sympathisanten längst mit der einzigen Sorge beschäftigt gewesen, sich selbst in Sicherheit zu bringen, so dass wohl eher zweifelhaft ist, ob noch Zeit geblieben wäre, ausgelassen auf einer Party 200 Menschen umzubringen.

    Zumal das Buch in England erschien und die Briten es mit den Deutschen bekanntermaßen nicht allzu gut meinen, daher ein solches Buch sich sicherlich besser verkauft als eine Geschichte, die sowieso schon jeder kennt, denke ich, sollte man vorsichtig sein, dies Buch nun als Fakt dafür zu erachten, dass wirklich das Grausamste und Widerwärtigste was man sich vorstellen kann allein aufgrund der Möglichkeit unserer Vorstellung, getreu dem Motto: „Bei dem Nazipack kann ich mir sowieso alles denken“, selbstverständlich Realität gewesen sein muss.

    Ich will in keiner Weise abstreiten, dass es so gewesen sein könnte, aber Gewissenshaftigkeit gegenüber der Geschichte setzt meines Erachtens ein Im-Zaum-Halten der persönlichen Empörung voraus.

  8. 08
    Sven

    @9 und andere interessierte: das Interview zum Nachhören gibt es hier
    http://www.dradio.de/dlf/sendungen/kulturheute/682854/

  9. 09
    Tom

    Die Tatsache, dass es absurde Verschwörungstheorien gibt die behaupten, dass Bin Laden mit seinen 40 Räubern die Anschläge auf das WTC geplant und durchgeführt haben soll, dass Uwe Barschel Selbstmord begangen hat und das die Filmaufnahmen der NASA über die Mondlandung ähm, nun ja, verloren gegangen sind, soll nicht darüber hinwegtäuschen, das es Interessenlagen gibt, aus denen heraus einflussreiche Menschen versuchen, dies als offenkundige Wahrheit zu verkaufen.

    :-) :-) :-)

  10. 10
    Malte

    Dass es zu dem Massaker kam, scheint wohl festzustehen, hier zwei Links zu dem Thema:

    1. Über die Suche nach dem Massengrab

    2. Über das Mahnmal in Rechnitz

  11. 11
    Fabian

    Nur am Rande zum Thema gehörend; aber gilt es nicht bereits als Tatsache bei „žExperten“ (BND, BKA, etc.), dass Barschel ermordet wurde. Und auch seine Zusammenarbeit mit verschiedenen Geheimdiensten ist doch keine Geheimnis?

    Nichts davon, beweißt, dass er von Geheimdiensten ermordet wurde, aber ich würde es nicht in eine Reihe mit der vorgetäuschten Mondlandung stellen.

    Und nun bin ich wieder ruhig.

  12. 12
    Sven

    Hier noch ein Interview auf Deutschlandradio Kultur mit einem Filmemacher, der einen Film über das Massaker gedreht hat:
    http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/fazit/682833/

    Es hört sich fast noch schlimmer an als bei Litchfield und trotzdem kann ich mir vorstellen, dass es so gewesen ist.

  13. 13

    Das die Mondlandung dann aber eine Weltweite Verschwörung sein muss, bei der sogar die so verfeindeten Russen mit den Amerikanern kooperierten (denn die haben ja identisches Mondgestein), ist dir bewusst. Nur so am Rande, zu den anderen Fakten. Diese Verschwörungstheorie ist bei näherer Betrachtung schlicht haltlos.

    Zu Barschel: es gibt Indizien, die einen Selbstmord zumindest zweifelhaft erscheinen lassen. Es gibt wohl auch Spuren die zu Geheimdiensten führen (insb. Stasi), aber bewiesen ist da nichts. Und da alle Spuren im Sande verliefen, ist AFAIR die Untersuchung eingestellt worden. Das lässt natürlich allerlei Raum für Spekulationen,

    MfG Jan

  14. 14
    Tom

    Die Amis waren wahrscheinlich tatsächlich auf dem Mond. Nur nicht an dem Tag, an dem wir es glauben. Und wir wissen nicht einmal, wie oft sie wirklich da oben waren. Die Fernseh-Aufnahmen, die um die Welt liefen waren ein reiner Propaganda-Film der in Studios gedreht wurde und deswegen plötzlich verschwunden ist.

  15. 15
    Tobi

    @Jan: Auch zum Thema Barschel kam vor Kurzem ein ausführlicher Bericht im TV (fragt mich nicht, wo das lief), und der Tenor der Sendung war, dass mit großer Wahrscheinlichkeit ein Selbstmord auszuschließen ist. Die „Indizien“ (Spuren im Hotelzimmer, Chemikalien im Blut Baraschels, …) sind mE schon eher als „Beweise“ zu betrachten. Gibt’s denn überhaupt Anhaltspunkte für einen Selbstmord (also ich meine jetzt die Motive, nicht die Umstände, wie er aufgefunden wurde)?

    Gruß,

  16. 16
    Tom

    Fernsehen und Zeitung sind als echtes Informationsmedium ungeeignet, da sie versuchen offenkundige Wahrheiten zu verkaufen und weder die Zeit noch den Auftrag haben, die Tatsachen von allen Seiten zu beleuchten, so dass die Dinge meistens nur von einer Seite beleuchtet werden und damit eine bestimmte Meinung erzeugt wird. Wen es interessiert, hier mal was zum Tod von Barschel.

    http://www.gerhard-wisnewski.de/modules.php?name=News&file=article&sid=299

  17. 17

    Auch das eine sehr schöne offenkundige Wahrheit, bzw. ein sehr seltsamer Vorwurf. Zu einem seiner Aspekte: Es ist doch die Gesamtheit der Beiträge, Sendungen, Berichte, Kommentare, die Ausgewogenheit schaffen und umfassende Information möglich machen soll. Nicht jeder einzelne Blick auf eine Angelegenheit erfordert doch die Berücksichtigung aller Ansichten, Standpunkte und Interpretationen dazu.

    Man könnte z.B. Jamie Dorans erschütterndem „Massaker in Aghanistan“, ebenfalls vor einiger Zeit in der ARD zu sehen, vorwerfen, dass er nicht jedem Beteiligten, Zeugen, Täter Zeit und Raum für Rechtfertigungen, persönliche Geschichten, Verständnisforderungen gibt und die Anschläge vom September 2001, die Afghanistankriege, die Geschichte der Genfer Konventionen und unzählige andere Faktoren zu wenig Erwähnung finden. Und man könnte sich dabei sehr kritisch, klug und gewitzt vorkommen. Am Ende bleibt es ein seltsamer und deplatzierter Vorwurf, dem zu begegnen praktisch unmöglich ist.

  18. 18

    @16: medizin nicht genommen?

  19. 19

    #20

    stimmt. so geht’s dann ja doch.

    #19

    Von mir vergessener Link zu Jamie Dorans Film.

  20. 20
    subcurse

    Über den Umgang mit der eigenen Familiengeschichte, sei man nun Thyssen, Krupp, Quant oder sonst wer der deutschen Industriellenmonarchie lässt sich sicherlich streiten. Es bleibt allerdings die Frage welcher Art dieser Umgang sein soll? Geht es darum eine wie auch immer geartete Schuld anzuerkennen, die meiner Meinung nach den heute lebenden nicht anzulasten ist oder geht es darum moralisch zu handeln und sich mit der eigenen Historie auseinander zu setzen.
    Natürlich ist es wohl einfacher solchen Fragen aus dem Weg zu gehen, wenn man genug Einfluß und Geld hat und auch bereit ist diese Macht zu nutzen. Auf der anderen Seite obliegt es sicher auch nicht der Presse oder den Autoren Schuldsprüche zu sprechen und die Geschichte zu eigenen Gunsten darzustellen.
    Es stellt sich am Ende die Frage warum fällt es so schwer einzugestehen das alle die im Dritten Reich Einfluss und Geld hatten, diese Macht in irgendeiner Weise zu persönlichen Zwecken Missbraucht haben?
    Wenn es um eine reine Rechtssicherheit geht fällt dies sicher schwer, eine moralische Verantwortung zu übernehmen obliegt jenen die sich moralisch Verantwortlich fühlen, tun sie das nicht kann ein auch kein noch so gut recherchierter Enthüllungsjournalismus daran etwas ändern.
    Und nebenbei, ganz egal ob amerikaner auf dem Mond waren oder nicht, sich Herr Barschel selbst oder eben nicht selbst getötet hat und ob Osama Bin Laden zusammen mit George W. Bush den Anschlag geplant hat oder eben nicht … all diese Verschwörungstheorien erfüllen zumindest den Zweck, nämlich nicht hinter andere Hintergründe zu schauen und gibt denen, die daran interresiert sind, die Möglichkeit noch ganz andere Dinge zu vertuschen.

  21. 21

    So ist es wohl, wenn Interessen aufeinander treffen…

  22. 22

    „Dennoch bleibt die Frage offen, warum die Thyssens, die Quandts – und wer wohl noch? – solche Schwierigkeiten bei der Aufarbeitung ihrer Familiengeschichten haben.“

    So? Wenn also deine Oma zu ihrer Belustigung 180 Menschen hätte umbringen lassen (in einer einzigen Nacht!), sonst aber eine liebe und nette Frau gewesen wäre, bei der du gerne deine Zeit verbracht hast, würdest du dich also hinstellen und sagen: „Alle mal herhören: Meine Oma war eine sadistische Verbrecherin!“? Man sollte nicht vergessen, dass es zwar einfach ist, einen Hitler oder Mengele zu verurteilen, aber mit Opa Hans oder Onkel Werner tut man sich da doch deutlich schwerer – schließlich ist man mit diesen Leuten verwandt oder, noch schlimmer, stammt von ihnen ab. Möchtest du dir eingestehen, dass du von einem sadistischen SS-Offizier abstammst, der zu seinem Spaß Juden umgebracht hat? Ich nicht! Und das wird den Thyssens und Quandts dieser Welt nicht anders gehen als unsereins.

    Dazu kommt noch etwas anderes: Die Macht der Quandts und Lidls dieser Welt beruht darauf, dass sie nicht in der Öffentlichkeit auftreten. Ich weiß rein gar nichts über die Quandts – außer, dass sie BMW-Aktien haben. Insofern bin ich ihnen gegenüber neutral eingestellt, denn: Ich kann nichts schlechtes über sie berichten. Wenn ich jetzt aber wüsste, dass die Quandts der Dreißiger ihren Spaß an oerversen Mördereien hätte, bleibt das im Hinterkopf hängen und verändert meine Meinung, wenn die Familie Quandt irgendwo als Investor einsteigen möchte…

  23. 23

    @16: Wenn wir schon weitererzählen, dass die NASA das Originalfilmmaterial der Mondlandung „verloren“ hat, sollten wir doch wohl darauf hinweisen, dass die 700 Kisten im NASA-Lager (in dem über eine Million Kisten lagern…) nicht mehr am angestammten Ort stehen und deswegen erst wiedergefunden werden müssen. Aber das klingt dann ja schon nicht mehr so spektakulär verschwörerisch sondern nur nach grotesker Fehllogistik, das muss ich zugeben…

  24. 24
    Rotti

    @15

    Und hat der Jan das Mondgestein schon gesehen. Vielleicht kommt es tatsächlich aus dem selben Steinbruch. Oder die Russen hatten es zuerst und des Triumphes wegen haben sie ein Exemplar an die Amerikaner geschickt. Schlichtweg haltlos sind Sachen, die du sofort mit realen Argumenten entkräften kannst, zur (wahrscheinlichen) Mondlandung können (wir) hier alle nur schweigen oder schwelgen…..

  25. 25

    @26:

    Wenn du Steine schon nicht als reales Argument begreifst – was ist dann für dich ein eindeutiger Beweis? Was ist denn für dich der eindeutige Beweis, dass der Holocaust statgefunden hat? Oder dass Einstein wirklich gelebt hat?

    Woran machst du das fest? Ich bin gespannt…

  26. 26

    mal ganz ot, liegt das bei euch am umzug oder habt ihr allgemein keinen bock mehr oder ist adical grundsätzlich wichtiger oder andere projekte.

    einfach ab und zu ne statusmeldung wär ganz nett.

  27. 27

    Nein; so sicher sind sich die Experten bei Barschel nicht. Der Leitende Oberstaatsanwalt von Lübeck geht von Mord aus; sein Vorgesetzter Generalstaatsanwalt Rex hält Selbstmord für wahrscheinlicher. Die beiden streiten gerade darüber, ob der Leitende OStA ein Buch darüber veröffentlichen darf.

    Und Malte: Das Mahnmal Kreuzstadl erinnert an die beim Südostwallbau gestorbenen und ermordeten Menschen; das ist also kein direkter Beleg für die Geschehnisse im Rechnitzer Schloss.

  28. 28
    Malte

    Seit 1991 setzt sich die REchnitzer Flüchtlings- Und GedenkInitiative (RE.F.U.G.I.U.S) unter ihrem Vorsitzenden Paul Gulda dafür ein, dass der Kreuzstadl in Rechnitz, in dessen Nähe im März 1945 rund 180 ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter ermordet und an Ort und Stelle verscharrt wurden, als Mahnmal erhalten bleibt.

  29. 29

    Jo, habe ich auch gelesen. Aber merkwürdigerweise ist das Schloss nicht erwähnt.

  30. 30

    Nur falls es jemand interessiert, hier die Selbstdarstellung der Familie Batthyány im Netz:

    http://www.batthyany.at/

  31. 31

    Während der etablierte Historiker Wolfgang Benz eilfertig davon spricht, erstens, er kenne die Vorgänge nicht („Dieser Fall ist [in den historischen Forschungen] nicht bekannt“) und zweitens sagt, die Angaben von Herrn Litchfield beruhten nur auf „Geraune und Hörensagen„, empfehle ich als Hörensagen (Mp3) ein sehr seriöses Interview mit Eduard Erne.

    Für Zweifler.

    Man erfährt da, dass es in an der ungarischen Grenze zu dieser Zeit seitens der Nazis tatsächlich üblich war, die von schwerer Arbeit ausgezehrten jüdischen Zwangsarbeiter abzuknallen. Und es gab – selbstverständlich – eine überaus enge – geschäftliche und private – Beziehung der Thyssenfamlie zu den Nazis und ihren Führungskadern. Auch damals in Rechnitz. Frau Thyssen hatte damals ihre Lieblingsnazis zu einem „Gefolgschaftsfest“ eingeladen, und das waren solche Nazis, die schon in den Wochen davor es gewohnt waren, jüdische Zwangsarbeiter in Massenererschießungen zu beseitigen. Nach Kriegsende dann half die Thyssenfamilie den Mördern von Rechnitz, u.a. mit Geld und organisatorischer Hilfe.

    Das wollte konnte Wolfgang Benz natürlich nicht wissen…

  32. 32

    Ich zweifele ja gar nicht. Ich glaube, dass es sich so zugetragen hat.

    Ich glaube auch nicht, dass die FAZ den Litchfield veröffentlicht hätte, wenn er nur Hörensagen zu bieten hätte.

  33. 33

    Was für eine bescheuerte Überschrift und eine dämliche Gleichsetzung/Veralgemeinerung reich = schuldig… Die da oben (alle mit dreck am stecken) und wir da unten (intellektuell, politisch korrekt, edel)… Malte, watch your grayscales!

  34. 34

    @all / Nachtrag

    Kai Müller vom Tagesspiegel spricht auch davon, dass die Vorgänge rund um das Rechnitz-Massaker „nicht nachgewiesen“ seien. Jedoch, während Wolfgang Benz nach wie vor behauptet, dass das Buch von Litchfield über das Rechnitzmassaker reinweg verschwörologisch sei, aus „Rachsucht“ geschrieben worden sei und nur unmaßgebliches „Geraune und Hörensagen“ enthalte, widerspricht ihm (Mp3) Stefan Klemp vom Simon-Wiesentahl-Zentrum diametral.

    Offenbar gab es derartige Vorgänge (Massakrierparties) sehr wohl, nicht nur in Rechnitz, und dies, obwohl sich laut W. Benz die Historiker angeblich alle einig seien, dass es sowas nicht gegeben hätte. Und zu Rechnitz gib es von einer Historikerin eine ähnlich gelagerte Forschungsarbeit – obwohl dies von W. Benz bestritten wurde.

    An Stelle von Wolfang Benz würde ich jetzt eine großzügige Rechnung schreiben, und sie an die Thyssenfamilie schicken.

    @Friedchris

    Malte hat nicht geschrieben, dass Reiche grundsätzlich schuldig oder gar Dreckschweine seien. Er hat nur geschrieben, dass die Thyssenfamilie Dreck am Stecken hat. Stört Dich das?

  35. 35

    Nochmal: Es geht mir um die Headline. Die könnte auch in BILD so stehen. Was? Ah, ironisch gemeint. Na dann…

  36. 36

    Aaah, ein Headlinekritiker.

    Chrisfried, ich glaube kaum, dass die Headline ironisch gemeint war – eher schon beschreibend. Und als Beschreibung – und impliziter Vorwurf – findest Du das sehr unangemessen, ja, falsch. Gut, aber bedenke doch einmal zwei Umstände:

    Erstens, dass Reiche i.d.R. Macht, Einfluss und Geld haben – und all dies dafür nutzen, um – im Falle von Verbrechen – die Spuren ihrer Verbrechen zu verwischen.

    Chrisfried, wäre das generell möglich? Und war das so im Fall der „edlen“ und kunstsinnigen Familie Thyssen, die für ihre bewundernswürdigen philanthropischen Neigungen den brutalen Antisemitismus ihrer Mitglieder in den 20er Jahren und danach wohlbekannt ist?

    Zweitens, klebte am märchenhaften Reichtum z.B. von „Heini“ Thyssen und auch am Reichtum dieser lebenslustigen und die Nähe von Nazis suchenden Gräfin jede Menge Blut. Z.B. das Blut von Zwangsarbeitern, und auch das Blut ermordeter jüdischer Zwangsarbeiter. Die Thyssenfamlie hat die Nähe zu Nazis gesucht und davon geschäftlich profitiert. Es war ein Symbioseverhältnis, man feierte z.B. gemeinsam Mordspartys („Gefolgschaftsfeste“) und sorgte für wechselseitiges Wohlergehen.

    Die Thyssenfamilie und die lebensfrohe Gräfin Margit von Batthyány haben sich am Elend anderer Menschen bereichert.

    Selig sind die Reichen! Oder, wie es an der Markuskirche von Venedig steht: Omnis dives aut iniquus aut iniqui heres“ („Jeder Reiche ist entweder selbst ungerecht oder der Erbe eines Ungerechten“).

  37. 37

    „Erstens, dass Reiche i.d.R. Macht, Einfluss und Geld haben – und all dies dafür nutzen, um – im Falle von Verbrechen – die Spuren ihrer Verbrechen zu verwischen.“

    Natürlich tun sie das, jeder tut das, nämlich mit seinen Mitteln Spuren verwischen etc., sollte er denn ein Verbrechen begangen haben. Aber du willst daraus doch nicht ableiten, dass jeder der die Mittel dazu hat, Spuren zu verwischen, auch Verbrechen begeht?

    In dem du den Spruch am Markus-Dom zitierst, sagst du jetzt ja doch, dass jeder Reiche Dreck am Stecken hat und wiedersprichst dir damit selbst.

    In Bezug auf die Thyssen-Familie habe ich nichts gesagt! Mein Anliegen ist ein generisches!

  38. 38
    Sven

    Ich finde, man kann Milliardärs-Dynastien durchaus unethisch finden. Da ist mir (trotz allem) Bill Gates doch wesentlich sympathischer. Allerdings geht es in dem Artikel ja nicht darum, und ich habe Malte auch nicht so verstanden.

  39. 39

    @Sven

    Es geht nicht um „Milliardärs-Dynastien“ sondern um „Reiche“!!

    Was würdest du sagen, wenn ich behauptete: „Alle Arbeitslosen sind selbst schuld“? Richtig, das ist genau so dumm.

  40. 40

    @Chrisfried
    Wenn ich also nicht der Meinung bin, dass alle Arbeitslosen „selbst schuld“ sind, dann darf ich also auch nicht sagen, dass die Familie Thyssen ekelhaftesten Dreck am Stecken hat, und ich darf erst Recht nicht sagen, dass das Zustandekommen großen Reichtums sehr oft von Ungerechtigkeiten begleitet ist?

    Verstehe ich Dich richtig? Und Du glaubst an das Kindermärchen, dass großer Reichtum vor allem auf „Leistung“ zurückzuführen ist?

    Übrigens sind Malte und ich verschiedene Personen. Wenn ich etwas gesagt habe, heißt das noch nicht, dass es Malte auch gesagt hat. Er hätte die antisemitische Gräfin beispielsweise nicht „ekelhaft“ genannt, wie ich es tue. Malte ist höflicher.

  41. 41

    Du darfst sagen was du willst, Dean.

    1. Ich habe mit keinem Wort über Familie Thyssen gesprochen.

    2. Es geht nicht um „großen Reichtum“ sondern um Reichtum.

    3. Es geht nicht um „sehr oft“ sondern um immer, um das Kategorische.

    4. Dass Reichtum vor allem auf Leistung zurückzuführen ist, habe ich nicht gesagt; ich sage, dass es eine unzulässige Pauschalierung ist, zu behaupten, dass Reiche grundsätzlich Dreck oder gar Blut am Stecken haben.

    Du versuchst die eindeutige und veralgemeinernde Semantik der Headline , die ich ja grade kritisiere, zu relativieren, indem du Einschränkungen einbaust („groß“, „sehr reich“) und du formulierst aus meinen Aussagen unzulässige Ableitungen. Das ist mir zu glitschig und zu unexakt. Frag mich nicht was ich also sage, denn das steht da; klar und unmissverständlich.

  42. 42
    Malte

    Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich.

    mehr dazu: hier
    ich aber sage euch: besser, ihr seid auf erden schon reich, dann kommt ihr nämlich mit allem davon.

    heißt nicht, dass jeder reiche dreck am stecken hat. heißt: wenn er es hätte, käme er davon. unterschied.

  43. 43
  44. 44
  45. 45
    Patrick H.

    Bevor sie über „absurde Verschwörungstheorien“ lästern, informieren sie sich bitte mal per google o.ä. Ich kenne jedenfalls niemanden, der an die offizielle WTC-Version glaubt.

  46. 46

    Update: In der FAZ von gestern gibt es ein Interview mit Eduard Erne, der einen Dokumentarfilm über den Massenmord von Rechnitz gedreht hat.

  47. 47
    Orin

    Falls sich noch jemand für „Das Schweigen der Quandts“ interessiert, so zeigt der NDR am 22.11.2007 um 21.00 Uhr die 90 Minuten lange Version.