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Nobel, Herr Gore!

Schon okay, 180.000 Euro für einen Kurzvortrag zu kassieren, der im wesentlichen die Kurzversion ihres Films gewesen sein wird, das Geld wird ja schließlich gespendet. Alles für die Rettung der Welt.

Weniger okay, der Presse Berichte über ihren EnBW-Besuch oder gar Zitate zu untersagen. Aus „urheberrechtlichen Gründen“, wie es heißt.

Hypocrite.
(Was eine etwas zu harte Formulierung sein mag … siehe Kommentare)

23 Kommentare

  1. 01

    So läuft’s Business! Aus europäischer Sicht ist es unfassbar, wie erfolgreich Amerikaner eine „gute Sache“ kommerziell ausschlachten können.

    Erstaunlich nur, dass das altehrwürdige Nobel-Komittee Gore jetzt auch noch seine höchsten Weihen verliehen hat.

    Im Grunde ist Gore nur ein extrem kleverer und erfolgreicher Vermarkter einer Idee. Und das mit durchaus zweifelhaften Methoden. Die Ökobilanz seiner Konzerte vor ein paar Monaten dürfte verheerend sein – oder wurden die Monster-LCDs auf der Bühne von Bio-Diesel-Generatoren hinter der Bühne gespeist?

  2. 02

    Bringt uns zu der alten Frage: darf der Zweck die Mittel heiligen?

  3. 03
    herr_m

    ach gottchen, das altehrwürdige Nobel-Komittee hat doch selbst Arafat den Friedensnobelpreis verliehen. die „höchsten weihen“ relativieren sich da schon etwas.

  4. 04

    tja, die herren bei enbw wollen sich halt exklusiv mit gore schmücken, der ihnen vermutlich argumente für den bau neuer akw liefern wird. alles nur fürs klima versteht sich. clever, irgendwie.

  5. 05

    Auf „Radio Eins“ kam heute morgen ein längerer Beitrag über den Auftritt, und ich meine, da wären auch Original-Soundschnipsel von Gore himself mit dabei gewesen.

  6. 06

    @peter, in genau dem Beitrag wurde aber auch das Presse-Verbot erwähnt und der Autor ärgerte sich darüber. Es gab zwei Sätze als O-Ton, die erlaubt waren, sonst nix.

  7. 07
    Head

    Wenn man mal davon ausgeht, dass Gore tatsächlich die 180.000 Dollar von EnBW an eine wohl den Zielen der Energiebranche nicht positiv gegenüberstehende Organisiation spendet, dann find ich das ziemlich gut.

    Und soweit ich das verstanden habe hat EnBW die Berichterstattung untersagt, nicht Al Gore.
    Und wenn EnBW sich ob der Argumente Gores so sehr in die Hose macht, dass sie nicht wünschen, mit einer ihnen nicht genehmen Meinung direkt in Verbindung gebracht zu werden, dann spricht das mehr für als gegen Gores Auftritt.

    Mag sein, dass Gore nicht perfekt ist, aber ihn gleich Heuchler zu nennen, finde ich ziemlich daneben. Schliesslich ist er einer der wenigen, die ihre Prominenz eingermaßen sinnvoll einsetzen…

  8. 08
    MakeAMillYen

    In 10 Jahren werden wir uns alle schaemen, dass es die Amerikaner sind, welche die Umweltprobleme mit ganzer Kraft anpacken, und nicht Europa.

  9. 09

    @Johnny: Danke, das hatte ich heute morgen wirklich nicht gehört. Dann jage ich ab sofort doch ein bisschen mehr vom guten Vattenfall-Strom durch den Verstärker ;-)

  10. 10

    Klar, ärgerlich. Aber einen Heuchler macht das noch nicht aus dem Mann.

  11. 11
    schläfer

    @ MakeAMillYen
    Genau DAS befürchte ich in letzter Zeit auch. Die rollen das Feld von hinten auf. Aber wenn’s dem Klimaschutz dienlich ist…

    (Außerdem: Juhu, endlich neue Musi von Buffalo Tom. Habe noch vor ’ner Stunde „The bus“ in der Dusche gesungen.)

  12. 12

    hypocrite – beste wortwahl!

  13. 13

    Stimmt, Heuchler mag etwas zu hart sein. Ich bin grundsätzlich kein Gore-Gegner. Aber soweit ich informiert bin, ging die Berichteinschränkung durchaus von Gores Seite aus.

    An wen das Honorar gespendet wird, steht nirgends. Von mir aus könnte er das aber auch behalten, mir geht es nicht darum, dass Gore heiliger als heilig sein muss. Ich frage mich nur, was es an seinen Aussagen, die er ja alle nicht selbst erforscht oder erfunden hat, urheberrechtlich zu schützen gibt.

  14. 14
    sven

    Immer diese Aufreger über Friedensnobelpreisträger die das nicht verdient hätten. Jeder kriegt den Preis für eine bestimmte Sache, das ist keine Ehrung des Lebenswerks.
    Üblicherweise wird aber an der Eignung der Person an sich gezweifelt, nicht am jeweils ausgezeichneten Vorgang.

  15. 15

    Es ist ja bekannt, dass die Ökobilanz der Regierung Clinton/Gore alles andere als gut war. Aber es ist ja oft so, dass Politiker nach dem Ende ihrer Politkarriere plötzlich zu intellektueller Hochform auflaufen. Da darf er meinetwegen auch Kohle mit scheffeln. Immerhin hat er mit seinen medialen Möglichkeiten den Gedanken des Klimaschutzes voran gebracht.

    Ich finde im Übrigen das Rumgehacke auf den Klimaschutzkonzerten ziemlich unpassend. Sollen er und die Musiker sich denn unplugged in eine steckdosenfreie Einöde stellen? Ohne mediale Inszenierung ist nunmal eine globale Breitenwirkung kaum zu erreichen.

  16. 16

    Ich habe noch immer nicht verstanden, was Al Gore eigentlich mit dem ‚Frieden auf Erden‘ zu tun haben soll…?

    Daß Arafat und Begin den Friedensnobelpreis bekommen haben, kann ich dagegen gut nachvollziehen: Sie waren beides gesuchte Terroristen mit blutigen Händen, die sich zu verhandungsbereiten Politikern gemausert haben. Salam & Shalom!

    Aber Mr. Gore?!!

    Außerdem fragt Johnny völlig zu recht, was es an Al Gores Aussagen, die er ja alle nicht selbst erforscht oder erfunden hat, urheberrechtlich zu schützen gibt. Und ich frage dazu: Wieso er einen Preis dafür bekommen hat, statt der Leute, welche die tatsächliche Arbeit gemacht haben.

    Nee-nee, Leute… das stinkt alles viel mehr als das CO2, um das eigentlich gehen soll…

  17. 17
    jochen

    carsten labudda, ich muss hier mal kurz zwischen werfen dass al gore schon viel frueher (amazon-link) angefangen hat ueber die themen nachzudenken fuer die er jetzt diesen preis bekommen hat. er ist bestimmt nicht auf einen fahrenden zug aufgesprungen um seiner politischen karriere neuen schwung zu verleihen (und wenn doch dann hat er es recht geschickt eingefaedelt ;)

  18. 18

    Der Veranstalter, also der raffgierige Energiemonopolist EnBW, kann wohl die Übertragung von O-Tönen und -Bildern untersagen, jedenfalls, wenn es sich um eine geschlossene Veranstaltung gehandelt hat. Zitate kann er nicht untersagen – auf keinen Fall.

    Warum der DJV ausgerechnet Gore wegen der Einschränkung der Berichterstattung kritisiert, das erschließt sich mir nicht.

    (Manchmal glaube ich, dass es unter den Journalisten ziemlich viele Idioten gibt – sorry)

  19. 19

    Ich glaube, es gibt überall ziemlich viele Idioten. Tippe das nur, weil ich gerade überlegte von welcher Berufs- oder Gesellschaftsgruppe man sagen könnte, dass es dort recht wenig Idioten gäbe.

  20. 20

    Guter Einwand. Hmm. Mein Vorschlag wäre: Feuerwehrleute, Lagerarbeiter, Romanisten.

    (Okay okay, es gibt wohl keine halbwegs idiotenfreien Berufsbilder)

    OT
    (Ich glaube aber tatsächlich, dass es im Berufsstand des Journalismus recht oft eine – berufsbedingte – Oberflächlichkeit droht. Eine DIfferenz zwischen empfundener und tatsächlicher Kompetenz. Die Vielzahl von Themengebieten, der hohe Druck, sich keine Zeit für die Erschließung eines Themas nehmen zu können, das stete Kratzen an der inhaltlichen Oberfläche. Es finden sich viele Beispiele für sehr sorgfältig arbeitende Journalisten – ich rechne Niggemeier dazu -, aber in der Summe überschreitet bei vielen Journalisten das Berufsgefühl der „Informiertheit“ und des „Wissens“ den Grad der tatsächlichen Themendurchdringung erheblich, und ganz besonders dort, wo der Journalist nicht selbst bereits ein Fachmann bzw. eine Fachfrau ist.)

  21. 21

    @Dr.Dean: Soweit ich die Berichterstattung verfolgen konnte, hat Gore es dem Konzern und der anwesenden Presse untersagt, seinen Vortrag in irgendeiner Weise aufzuzeichnen und mitzuschneiden. Das gehörte zu den Bedingungen seines Auftritts. Wer da dann wohl raffgierig ist.

    Warum möchte jemand, der doch nichts anderes im Sinne hat als die Welt wachzurütteln und aufzuklären, verhindern, dass der Inhalt eines Vortrages veröffentlicht wird?

    An wen hat Gore das Honorar gespendet? Wo kann man das nachlesen?