Einer meiner Teilzeitschwager sagte einmal, es sei nur logisch, dass Nivea die beste aller Cremes ist, weil Beiersdorf schließlich mehr in die Entwicklung ihrer herrlich blau umfassten Hautschmeichler stecken könne als die kleinen Luxusmarken. Ich weiß ganz ehrlich nicht mehr, wie wir auf das Thema kamen, wahrscheinlich war das Wetter an jenem Tag zu neutral, um ein ausgiebiges Gespräch darauf fußen zu lassen. Mit meinen Schwagern ist es immer ein bisschen schwierig, sie sind entweder schüchtern oder verhalten sich wie Stefan Raab auf Kokain, manche können die Zustände sogar innerhalb von Minuten durchlaufen, deshalb rede ich mit ihnen stets nur über Themen, über die ein Konsens zu erzielen ist. Einmal machte ich den Fehler, über die Toilettengewohnheiten einer Freundin zu sprechen, woraufhin ich erfuhr, dass Schwager und Schwester noch nie gleichzeitig im Badezimmer waren. Ich will so etwas nicht wissen.
Was ich eigentlich erzählen wollte: Im Grunde ist mir also klar, dass man bei Kosmetik ruhig sparen kann. Oder ganz auf sie verzichten sollte. Dann las ich aber im SZ-Magazin einen vermutlich von Trigami in Auftrag gegebenen Artikel über eine Kosmetikprofessorin (!), die darauf beharrte, teure Kosmetik müsse sein und könne alles. Ich vergegenwärtigte mir Bilder von ungeschminkten Beduinenfrauen, die mit dreißig schon aussehen wie Tut-Ench-Amun und dachte: „Nun gut, dieser Beitrag ist offensichtlich bezahlt von der talgverarbeitenden Industrie, aber vielleicht sollte ich auch mal schmieren, pudern und dingsen peelen.
Ich muss noch einmal kurz abschweifen. Gestern sah ich die unvermeidliche Veronica Ferres in einer Werbung. Sie schwebte unbesiegt zu Lande und zu Wasser über eine Party. Dann traten zwei Freundinnen an sie heran und sagten: „Oh, Veronica. Wie machst du das nur?“
Veronica Ferres sieht in dieser Werbung aus wie eine 50jährige Frau nun einmal aussieht, die sich von 100 auf 80 Kilo runtergehungert hat und ich fragte mich, ob das die erste Werbung ist, die mit offener Beleidigung arbeitet. Aber so war das vermutlich nicht gemeint, denn Frau Ferres entschwebte mit einem Lächeln auf dem Gesicht und verkündete, dass sie sich Kaviar überall hinschmiert.
Ich habe mir jedenfalls auch eine Spezialcreme gekauft vor zwei Wochen. Auch in einer Langzeitbeziehung soll man schließlich nicht aussehen, als spiele man gegen Geld Akkordeon.
Die Spezialcreme arbeitet mit Oliven und dem grenzdebilen Wortspiel Nahrologie. Sie verspricht sinngemäß, gegen Augenringe besser zu wirken als Schlaf.
Der Effekt werde schon nach wenigen Wochen zu sehen sein. Das war nicht gelogen. Heute morgen wurde mein rechter Augenring von einem Pickel geschmückt. Pickel auf Augenring. Klingt wie ein Name, den die Gruppe Killerpilze für sich kurz in Erwägung gezogen hat. Sieht aber scheiße aus.
Bleibt also nur: In Würde altern. Da fielen mir jetzt tausend Dinge ein, die ich lieber in Würde täte. Würdevoll vom Zehnmeterbrett springen. Würdevoll den Gegner in einem Verkehrsunfall niederstrecken. Würdevoll eine Ejaculatio Praecox als Leidenschaft verkaufen. Stattdessen muss ich dem eigenen Körper in Würde beim Verfall zuschauen. Ist Schicksalsergebenheit das next big Thing? Gibt es die auch in rosa Tigeln zu kaufen?
Ach Malte, Du bist toll. Warum nur habe ich nicht versucht Dich zu ehelichen.
Erste!
Sie schwebte unbesiegt zu Lande und zu Wasser über eine Party. LOL :-)
„Nahrologie“ habe ich mir auch mal gekauft wegen dem durchaus dadaistischen Namen und weil ich ne sehr trockene Haut habe. Allerdings war das Zeug dermaßen widerwärtig und auch noch widerwärtig stark parfümiert, dass ich es nicht ertrug, es mir irgendwo in Nasennähe aufzutragen. Ich hab’s dann für die Ellenbogen genommen, wegschmeissen verbot mir mein Geiz …
hildegard braukmann – „leicht bräunende sportcreme für männer“. ich bin zwar die exakte anti-zielgruppe, das ist trotzdem die beste creme für trockene haut (also schuppende gesichtshaut, die ja ungefähr genauso sexy ist wie pickel auf augenring).
bei allem anderen bleibt echt nur in würde altern. oder schlafen?
ich finde augenringe ja sexy.
Die Marketingagenturen für Cremes haben es aber auch nicht leicht. Da sind eigentlich alle Buchstabenkombinationen schon verheizt worden.
veronica ferres gehört auch auf die einsame insel. (seit ich mal über moshammer gesagt habe, er gehöre aufgeknüpft und zwei tage später war er, nunja, aufgeknüpft worden, bin ich vorsichtig mit bösen wünschen)
und es altert niemand fantastischer als the one and only jeanne moreau.
Malte, kauf dir ne Aloe Vera http://de.wikipedia.org/wiki/Echte_Aloe, schneid hin und wieder einen Stengel ab, press den gelartigen Saft raus und schmier ihn ins Gesicht.
Besser und billiger geht’s nicht.
Hmm nun bin ich enttäuscht.. denn ich hatte zuerst Teilzeitschwanger gelesen und dieses Wort veranlasste mich zum Klick ohne den Rest zu beachten.
Nunja, nur eine von vielen im Leben.
hehe…
Grad mal nachgesehen: Veronica Ferres ist 42 …
„Teilzeitschwanger“ hatte ich auch erst gelesen, aber allein eine Formulierung wie „talgverarbeitende Industrie“ macht die Enttäuschung wieder wett.
Midlife dingens?
Kleine Anmerkung am Rande:
Die Kosmetikindustrie verarbeitet Unmengen von tierischen Fetten. Bespielsweise als Grundstoff für Lippenstift. Diese Fette werden im grossen Ausmass u.a. aus den Schlachtabfällen der grosser Fleischwarenindustrie gewonnen. Die Fleischwarenindustrie verwertet so zeimlich alles von Tieren was man sich nur vorstellen kann. Und der kleine Rest der nicht in die Ochsenschwanzsuppe oder Wurst kommt, wird in grosse Pools gekippt und dort täglich von grossen Tankwagen abgepumpt und der Weiterverarbeitung der Industrifetthersteller zugeführt. Ich möchte also nicht jedesmal unbedingt im Detail wissen, woher Frau Ferres‘ Kaviarcreme ursprünglich stammt. Oder eine andere Creme gegen Falten. Von der Arschfalte einer alten Milchkuh?
@Cem: In den meisten Fällen ist Kosmetik unnötig, mich wundert eh immer wie viele cm an Cremes und Farbe so manche Frau aufträgt. Grad bei alten Hexen sieht das meist schlimmer aus wie ohne Kosmetik.
Naja, gegen die Verwertung von Schlachtabfällen spricht ja eigentlich nichts, nur weil es kein Schnitzel werden kann muss es ja nicht unbedingt verbrannt werden … viel lustiger ist doch, das auch menschliche „Abfälle“ so weiter verwendet werden können, ohne das sich jemand daran stört. Als Beispiel fällt mir dazu ein, dass mir ein Freund erzählte das während seiner Zivi-Zeit, in einer Entbidungsklinik, zu seinen Aufgaben gehörte die Plazentas der frisch entbundenen Damen in einem speziellen Behältnis zu sammeln damit sie später der Kosmetik Industrie zugeführt werden konnten um daraus Anti-Dingens-Cremes herstellen zu können.
Aber „Schwester und Schwager“noch nie gemeinsam im Badezimmer ist doch ein Erfolg! EIn Juchee-grund. Ein Hoffnungsschimmer.
@ cem: so richtig schlimm kann ich das nicht finden, wenn alles verwertet wird, beruhigt mich das eher.
ekeliger sind eindeutig: tierversuche in der kosmetik
und die obstabfälle in fruchtjoghurts. lieber auf der haut als im magen, oder?
und das mit dem noch nie gemeinsam im badezimmer ist doch ganz gut? mir sind pärchen äusserst suspekt, die zusammen aufs klo gehen (also nicht aus drogengründen)
@heidrun, @Revolluzer, klar, Kosmetik aus Schlachtabfällen zu produzieren ist nicht verwerflich. Was ich aber dabei immer etwas lächerlich finde, ist jedesmal die Diskrepanz zwischen dem wie das jeweilige Produkt präsentiert wird (Kostbar, teuer, selten, Elixier, Promi…) und dem aus was es hergestellt ist. KCaviar hört sich toll an. Ich tippe mal eher auf Fischabfall und Tran.
@ cem: naja, werbung halt. plus die tatsache, dass da ja auch das ein oder andere ausser schlachtabfällen drin ist. es gibt sie ja, die gute kosmetik, in der ne menge arbeit steckt. ist nur nicht auch immer die teuerste…
eine freundin meiner mutter, die bis ins hohe alter fantastisch aussah, hat sich immer mit olivenöl eingeschmiert. auch easy und nicht wirklich teuer. braucht nur so scheisslang zum einziehen…
Also ich hab jetzt nicht ganz verstanden, warum du es nicht einfach mal mit ner Niveacreme versuchst? Die Q10 wirkt Wunder. Klingt doof, ist aber so. Mein Freund hat kürzlich meine Creme benuzt und dann zwei Tage später ganz beschämt nachgefragt und gemeint, wow, das hilft ja wirklich….
in nem blau-weissen Tigel übrigens.
Und zusammen im Bad find ich auch doof. Wirklich nicht so gut.
Ich glaube auch, dass ein Stündchen Extraschlaf pro Tag auf Dauer mehr für Schönheit und Lebensqualität einbringt als teure Kosmetika aus Erdöl und Schlachtabfällen. Die Fett-Wasser-Creme Nivea ist trotzdem nicht übel – wenngleich es günstigere Alternativen gibt. Im Übrigen habe ich den leisen Verdacht (ich bin mir nicht sicher), dass einige Spreeblickautoren talgige Kosmetika nutzen würden, sofern diese von Apple käme bzw. direkt von Steve Jobs.
Wir brauchen also eine Apple-Creme.
Dr. Dean:
Jetzt wirst Du aber unsachlich …
Apple-Creme ist unsachlich? Das glaube ich nicht. Ha! ;-)
Außerdem käme es auf einen Versuch an…
ist doch schon n alter hut! :)
http://www.cma.de/content/rezepte/details/Apfel-Creme-Schiffchen_3382.html
apple-creme, pah!
wir mac user bleiben schön und geschmeidig durch steves bürzeldrüsenfett und so tief wie wir da drinstecken…
Ein wunderschöner Beitrag. Da die Schwiegermutter sich eben diese Veronica-Ferres-Kaviar-Wundercreme zu Weihnachten wünscht, bekommt sie diesen Artikel auf das Geschenkpapier gedruckt! 1000 Dank dafür!