Fernsehen ist tot. Radio auch. Letzteres hat sich schlicht ins Abseits gedudelt. Sieht man von reinen Wortsendern wie dem Deutschlandfunk und Deutschlandradio Kultur und denen im dortigen Programm gut versteckten Musiksendungen von Radiomachern wie Thomas Elbern einmal ab, gibt es kaum noch erträgliche Radiosendungen. Jedenfalls keine in meinem Empfangsbereich.
Hatte früherTM das Radio für mich durchaus die Funktion, mir neue, unerhörte Musik zu bescheren und über den popkulturellen Kontext zu informieren, ist es heute das Netz, das mich in unbekannte Klanguniversen transportiert.
Der Podcast Überklang ist ein solches Raumschiff. In inzwischen 38 Folgen führt Dr. Nachtstrom seine Hörer in die abseitigsten Weiten – zu den Planeten Elektronik, Avantgarde, Postrock, Doom, Psychedelia, Krautrock, Klassische Musik und Electric Jazz.
Nachtstrom moderiert unaufgeregt und stets bestens informiert das fast anachronistisch anmutende Zweistundenformat, das glückliche Grazer sogar mit ihrem Radiogerät empfangen können. Für alle anderen steht das Überklang-Archiv online zur Verfügung.
Ganz besonders möchte ich zwei Ausgaben empfehlen:
Go East! – Ein wilder Ritt durch die zeitgenössische Indie-Musik Russlands
Mythos Joy Division – Hintergründe zu Joy Division, viel rares Material – vor dem in Kürze ausbrechenden Joy Division-Hype.
Klasse Tipp! Danke!
Guter Tip, werde ich mir zu Gemüte führen.
Empfehlenswert sind neben dem (überschätzten) FM4 vom ORF auch oftmals die zweiten Programme der großen Anstalten, bspw. Bayern2, die zwischen wirrem Jazz und 50is RnR pendeln und ansonsten durch interessante Features in halb- bis Stundenlänge glänzen.
Oh, vielen Dank für den Tipp!
СпаÑибо за Go East!
Meine Zustimmmung: Radio bringt’s nicht mehr. Mit Ausnahmen. Wenn ich so mal die Alben im Kopf durchgehe, die ich letztes Jahr gekauft habe, dann habe ich nur einen Künstler über das Radio „kennengelernt“, und das war beim lokalen freien Radio, das ich „mein Lieblingschaotenradio“ nenne. Drei Künstler habe ich über Blogs kennengelernt, wobei in zwei Fällen die MySpace-Seiten der Musiker die Kaufentscheidung getriggert haben. Einen Musiker hab ich durch eine Plattenbesprechung in einer großen deutschen Wochenzeitung erspäht. Zwei weitere hatte ich bei ihren Konzerten gesehen.
Im „normalen“ Radio hab ich nichts gehört, das ich hätte haben wollen. Weswegen ich kaum noch normales Radio höre, weswegen ich noch weniger hören kann, was ich haben sollte, weswegen ich noch weniger Radio…. usw!
radioeins bringt jeden Abend gleich ZWEI jeweils ZWEISTÜNDIGE Musiksendungen erster Güte (für den jeweiligen Geschmack), übrigens auch als Livestream.
Ich persönlich kann das „neue“ Abendprogramm von Einslive sehr empfehlen, das den Namen „Plan B“ trägt und Sonntags bis Donnerstags ab 20 Uhr ausgestrahlt wird. Dort wird erfreulich viel unbekannte Musik empfohlen/besprochen/gespielt, zudem gibt es auch drumherum ein verhältnismäßig ambitioniertes Rahmenprogramm, inklusive Besprechung von Arthouse-Filmen sonstigen Dingen, die für die meisten Redakteure als Nicht-Massentauglich klassifiziert werden.
Für mich das Beste, was es derzeit im Radio-Bereich gibt und durchaus ein gutes Beispiel dafür, wie man ein anspruchsvolles „Jugend(pop)kultur“-Programm im Radio hinbekommt.
in bezug auf 6.
im raum berlin-brandenburg ist mit den radiosendungen des rbb (radio1 / fritz ect.) und einigen anderen radiosendern recht gut beraten, leider ist das eine regionale ausnahme – bis auf das deutschlandweite deutschlandradio.
BBC 6 Music gibt’s auch als Stream.
Da gibt’s immer wieder interessante Features und Sessions. Listen Again kann auch sehr interessant sein, neulich hatten sie mehrere Folgen von Sendungen die Joe Strummer mal gemacht hatte.
Neues zu entdecken gibt’s da auch immer wieder mal.
Wenn es um Radio geht, dann ist Inforadio ein Muss!
Bei der Musik-Beschaffung spielte Radio noch nie eine wichtige Rolle.
Letztens schaute ich eine Doku bei ZDF: Russland – eisige Trasse.
Daraufhin schrieb ich ZDF an mit der Bitte mir den Musiktitel aus dem Film zu nennen. Das klappte wunderbar!
Was jemand wo ich die Playlist zu Go East finde?
@#640994: Wieso genau wird FM4 überschätzt?
@8:
RadioEins vom RBB (Fritz finde ich persönlich nicht so toll aber immer noch überm Durchschnitt) kann man doch als Stream hören (okay, nicht im Autoradio o.ä.).
Und ich muss sagen, dass RadioEins mir den Spaß am Radiohören zurück gebracht hat. Ich finde die meisten Wortbeiträge (egal ob Infoschiene oder eher Unterhaltungsformate) wirklich gut und es kommt auch regelmäßig vor, dass ich dort neue Musik für mich entdecke.
kexp.org
uniradio (aber von profis produziert) aus seattle, hörerunterstützt und mit der besten musikauswahl überhaupt. gibts auch im itunes unter „alternative“.
eyyyy, der player… kann man da irgendwo auch „pause“ drücken/machen?
@#641231: hab schon entdeckt… tortzdem ist es unpraktisch, dass man den player erst pausieren kann, wenn er fertig geladen ist, zumindest bei mir :)
Ich glaube der Joy Division Hype ist schon paar Tage ausgebrochen. Lese seit Wochen nur noch Joy Division hier, Joy Division dort und wundere mich. Vielleicht kann mich der Podcast ja für das Thema begeistern. Als zuspätgeborener jedenfalls kann ich jedenfalls ohne weiteres nicht viel damit anfangen…
@#641135: Ich komme ja aus dem Raum München und führe mir FM4 zusammen mit B2 und als Ausweichstationen den Zündfunk (nicht digital) sowie M945 zu Gemüte.
In meinen Augen wird FM4 in der Hinsicht überschätzt, dass man ihm geradezu prophetische Gaben in Sachen Musikentwicklung nachsagt; dass er also demnach der Trendsetter und Trendentdecker ist. Wenn man sich viel im Internet mit Musik beschäftigt, ist FM4 sicher kein Trendsetter mehr. Allenfalls noch ein T-entdecker für das Medium Radio (und daran dann anschließend Fernsehen samt AV-Werbung) – gut finde ich FM4 wegen der Vielfalt, der (seltenen) Schwerpunkte und der englischsprachigen Nachrichten (UNO-Überbleibsel, fantastisch)
Der (nicht digitale) Zündfunk hat das Problem der gerinen Sendezeit, der digitale (bekannt als Bavarian Open Radio) das selbe wie die Studentensender, die ja auch als Trendmeter gelten: Sie sind zu langsam und die Rotation ist deutlich zu ausgeprägt. Zudem sind die Wortbeiträge absolut unterdurchschnittlich.
Die eigentlich bekannten Links zu vergewaltigen um einen Beitrag
zu schreiben, hat m.E. auch hier nur einen äußerst geringen Wert.
Alles Gute ;-)
Für Bremer gibts immerhin am Sonntagabend ein echtes Häppchen:
http://www.popwelt.de
Wer sich für exotische, skurrile und seltene Musik, vor allem aus dem Bereich der „world music“, aber auch weit darüber hinaus, interessiert, wird bei „Pops Tönender Wunderwelt“ mehr als gut bedient. Zusätzlich gibts Abenteuer in Paralleluniversen und tiefschürfende Diskussionen mit Bäckereifachverkäuferinnen.
Die Sendung gibts seit über 20 Jahren, und als sie 2001 das erste und letzte Mal abgesetzt werden sollte, gingen überraschend große Menschenmengen auf die Barrikaden :-)
Genreübergreifend, abseits vom Mainstream, schwarzlastig:
http://www.planetradio.de/p_mn.php
@#641431: Wenn du die Links kanntest, Glückwunsch für deine umfangreichen Kenntnisse. Ich kannte sie nicht, somit danke an Andreas!
Die große, die fantastische, die wunderbare Ausnahme in der deutschen Radiolandschaft:
http://www.dieneue1077.de/1077_cms/programm/30_charlies_rockshow.php?navid=27
Bin sonst ja nicht der Typ, der leicht zu begeistern ist, aber was hier jeden Sonntag aus den Boxen kommt, das hört man sonst wirklich nicht im Radio!
@#641659:
Hi Hr. Lohmann,
bitte entschuldige meinen Beitrag zum Thema Internet-Radio.
Konnte ja nicht unbedingt davon ausgehen dass Du keine Ahnung hast.
Wie viel Links darf man innerhalb eines Beitrages benennen?
`Räusper‘
@#644028: Stand in meinem ersten Kommentar (N°2).
Radio1 und MotorFM heben sich positiv vom Formatradiogedudel der anderen Berliner Radiosender ab. Für wahre Entdeckungen gibts heute das Interet.